S C H I L L E R J A H R

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F R I E D R I C H   S C H I L L E R

Schillerfeste zum 200. Todestag:
Mainz: Warum feiern wir Schiller heute?

Berlin: Verteidigt Schiller gegen das Regietheater!

Wiesbaden: Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben...

Aachen: Schiller, Deutschlands "schöne Seele"

Hamburg, Hannover: "Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf"

Dresden: Gegen den "vermoosten" Pessimismus der 68er!

Zittau: 750 Jahre Stadt Zittau und Schillers Vermächtnis
Aachen: Schiller, Deutschlands "schöne Seele"

Madeleine Fellauer berichtet über eine Veranstaltung der LaRouche-Jugend am 12. Mai 2005 in Aachen.

Im Rahmen des Schillerjahres 2005 hat die LaRouche-Jugendbewegung es sich zur Aufgabe gemacht, der Bevölkerung Friedrich Schiller, die "schöne Seele" Deutschlands, wieder zurückzubringen.

Aber warum beschäftigen wir uns mit Friedrich Schiller, den unsere Altersgenossen und die meisten anderen Mitbürger für "verstaubt" halten? Warum ist es notwendig, den "Fritz" wieder auf die Schaubühne der Kultur in diesem Lande zu heben? Warum wurde das Menschenbild, das Schiller verkörperte, aus dem Denken der Menschen verbannt? Und wie ist es möglich, daß einzelne Menschen versuchen, Institutionen zu zerstören, die - wie die Verfassung der USA - Schillers Menschenbild widerspiegeln? Antwort auf diese Fragen gaben die Jugendlichen in Aachen am 12. Mai. Sie präsentierten dem gespannten Publikum die ersten Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit den Ideen Friedrich Schillers.

Wir hatten uns die verschiedenen Axiome, die die Bevölkerung in Knechtschaft halten und eine wirkliche Freiheit im Denken und Handeln verhindern, vorgenommen, um sie mit Schillers Hilfe zu widerlegen. So kam eine Vielzahl verschiedener Stücke und Schriften Schillers auf die Tagesordnung. Welche Axiome lassen die Deutschen immerzu jammern: "Ich kann doch sowieso nichts ändern", "Alle Menschen sind schlecht", "Wir unterscheiden uns nicht vom Tier", "Es gibt keinen Sinn im Leben" etc.?

Individuum und Geschichte

Kasia, Daniel und Alina setzten sich mit Schillers Antrittsrede an der Universität Jena Was heißt und zu welchem Ende studieren wir Universalgeschichte? auseinander. Hier geht es darum, welche Rolle der einzelne Mensch - also auch Sie - in der Geschichte der gesamten Menschheit spielt. Die meisten Menschen gehen davon aus, daß sie keinen Einfluß auf die geschichtlichen Entwicklungen haben, daß alles in Zyklen verläuft, die irgendwie passieren. Aber wenn man sich mit der Geschichte so auseinandersetzt, wie sie Friedrich Schiller in dieser Rede den Studenten in Jena dargelegt hat, und wie es Lyndon LaRouche und seine Bewegung heute tun, dann kann man sehen, daß Geschichte immer dann geschrieben wird, wenn Individuen Entscheidungen treffen.

Friedrich Schiller unterscheidet zwischen den "Brotgelehrten", die Wissen nur herunterbeten können, um "einen Schein zu kriegen", und denjenigen Studenten, die er "philosophische Köpfe" nennt, die sich Wissen aneignen, um es anzuwenden. Der "philosophische Kopf" studiert zu dem Zweck, sich in die Geschichte einzubringen. Solche Menschen verstehen, welche Konsequenzen ihre Entscheidungen für künftige Generationen haben, und sie begreifen die heutige Krise der Zivilisation als Folge politischer Fehlentscheidungen in der Vergangenheit.

Aber was passiert, wenn die philosophischen Köpfe fehlen? Dann geht es uns wie den heutigen Politikern. Sie verstehen die Konsequenzen, die ihren Entscheidungen folgen werden, nicht. Was bedeutet es für die Zukunft Deutschlands, Europas und der Welt insgesamt, wenn unser Sozialstaat immer weiter abgebaut wird? Warum geht kein Aufschrei durch die Bevölkerung und das politische Establishment? Warum gibt es keine Revolte gegen die Angriffe auf das Grundgesetz? Warum gibt es in der SPD nicht den gleichen Widerstand, wie wir ihn momentan in der Demokratischen Partei in den USA zur Rettung der amerikanischen Verfassung erleben?

Offenbar haben die Menschen in Europa vergessen, was Friedrich Schiller mit der Universalgeschichte meinte. Wer Deutschland und seine Verfassung retten will, der sollte Schiller studieren und den Blick nach Amerika richten, wo unter aktiver Einflußnahme der LaRouche-Bewegung gerade Geschichte geschrieben wird!

Freundschaft

Thomas setzte sich mit dem Thema "Freundschaft" auseinander. Was bedeutet Freundschaft für die Jugendlichen heute? Ist derjenige ein Freund, mit dem ich die meiste Zeit verbringe und den meisten "Spaß" habe? Oder bedeutet Freundschaft etwas anderes? Thomas entwickelte Schillers Idee von Freundschaft anhand der Beziehung zwischen Carlos und dem Marquis Posa in dem Drama Don Carlos. Der Zuschauer fand während der Präsentation schnell heraus, daß hinter dem Wort Freundschaft mehr steckt, als man heutzutage darunter versteht. Es ist ein gemeinsames Ziel - wobei das Ziel nicht die nächste Kneipe ist - , das Menschen miteinander verbindet. Das Ziel der beiden Hauptcharaktere in Don Carlos war es, in Europa eine ähnliche republikanische Revolution durchzuführen, wie sie in Amerika stattgefunden hatte. Ihre Freundschaft gründete sich auf der Idee, für die wahre politische Freiheit, d.h. die Befreiung von oligarchischen Strukturen, zu kämpfen.

Richtige Freunde stehen für ihre Ziele gemeinsam ein. Dann kann es auch mal notwendig werden, dem Freund die "Meinung zu sagen". Der Gedanke, zum Wohl des anderen in dessen Verhalten einzugreifen, fehlt vielen Jugendlichen. Wahrscheinlich fehlt das Gefühl moralischer Verantwortung für den anderen, zudem herrscht die sogenannte Meinungsfreiheit. Man hat Angst davor, den anderen zu verletzen oder selber "Bauchschmerzen" zu bekommen. Doch den Freund "einfach machen zu lassen" ist eben keine Freundschaft.

Genau darauf geht Friedrich Schiller in seinem Drama ein. Als sein Vater, der spanische König Philipp, Carlos' Verlobte Elisabeth heiratet, bricht für Carlos eine Welt zusammen. Er gibt sich völlig seinen Gefühlen hin und vergißt dabei die Mission, die er noch mit dem Marquis Posa zu erfüllen hat.

Posa redet Carlos ins Gewissen:

    "Oh, ich fühle,
    Wovon ich mich entwöhnen muß. Ja, einst,
    Einst war's ganz anders. Da warst du so reich,
    So warm, so reich! Ein ganzer Weltkreis hatte
    In deinem weiten Busen Raum. Das alles
    Ist nun dahin, von einer Leidenschaft,
    Von einem kleinen Eigennutz verschlungen:
    Dein Herz ist ausgestorben. Keine Träne
    Dem ungeheuern Schicksal der Provinzen,
    Nicht einmal eine Träne mehr! O, Karl
    Wie arm bist du, wie bettelarm geworden,
    Seitdem du niemand liebst als dich!"

Schönheit

Patty beschäftigte sich mit dem Thema "Schönheit". Sie stellte sich die Frage, warum Menschen das Schöne häßlich und das Häßliche schön machen. Warum gibt es immer wieder Menschen, die das Schöne in den Schmutz ziehen? So war Johanna von Orleans für Voltaire die "Witzfigur" der Französischen Revolution. Dabei war sie es doch, welche die britischen Angreifer aus Frankreich vertrieb, die Entstehung des ersten souveränen Nationalstaates in Europa ermöglichte und dafür ihr Leben ließ. Voltaire hat mit seinem "Geschmiere" die Tatsachen völlig verdreht. In seiner La Pucelle wird dem Leser suggeriert, daß eine Amerikanische Revolution in Europa nicht möglich sei, daß es in Europa Freiheit nie geben werde. So werden auch heute den Menschen Sachen präsentiert, die zwar die Aufschrift "Kunst" tragen, aber nur dazu bestimmt sind, den Menschen klein zu machen und als Untertan zu halten.

Friedrich Schiller erkannte in der Französischen Revolution einen großartigen Augenblick der Menschheit, der aber leider auf zu kleine Menschen traf. So etwas sollte nie wieder passieren. Deshalb setzte er sich in mehreren Schriften mit den Aufgaben der Kunst auseinander. Sie soll die Menschen erheben, also genau das Gegenteil dessen, was Voltaire beabsichtigte.

Schiller verteidigte die wahre Johanna gegen Voltaires Verleumdungen mit diesem Gedicht:

    Das Mädchen von Orleans

    Das edle Bild der Menschheit zu verhöhnen,
    Im tiefsten Staube wälzte dich der Spott,
    Krieg führt der Witz auf ewig mit dem Schönen,
    Er glaubt nicht an den Engel und den Gott,
    Dem Herzen will er seine Schätze rauben,
    Den Wahn bekriegt er und verletzt den Glauben.

    Doch, wie du selbst, aus kindlichem Geschlechte,
    Selbst eine fromme Schäferin wie du,
    Reicht dir die Dichtkunst ihre Götterrechte,
    Schwingt sich mit dir den ewgen Sternen zu,
    Mit einer Glorie hat sie dich umgeben,
    Dich schuf das Herz, du wirst unsterblich leben.

    Es liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen
    Und das Erhabne in den Staub zu ziehn,
    Doch fürchte nicht! Es gibt noch schöne Herzen,
    Die für das Hohe, Herrliche erglühn,
    Den lauten Markt mag Momus unterhalten,
    Ein edler Sinn liebt edlere Gestalten.

Madeleine Fellauer