Friedrich Schiller unterscheidet zwischen den "Brotgelehrten", die Wissen nur herunterbeten können, um "einen Schein zu kriegen", und denjenigen Studenten, die er "philosophische Köpfe" nennt, die sich Wissen aneignen, um es anzuwenden. Der "philosophische Kopf" studiert zu dem Zweck, sich in die Geschichte einzubringen. Solche Menschen verstehen, welche Konsequenzen ihre Entscheidungen für künftige Generationen haben, und sie begreifen die heutige Krise der Zivilisation als Folge politischer Fehlentscheidungen in der Vergangenheit.
Aber was passiert, wenn die philosophischen Köpfe fehlen? Dann geht es uns wie den heutigen Politikern. Sie verstehen die Konsequenzen, die ihren Entscheidungen folgen werden, nicht. Was bedeutet es für die Zukunft Deutschlands, Europas und der Welt insgesamt, wenn unser Sozialstaat immer weiter abgebaut wird? Warum geht kein Aufschrei durch die Bevölkerung und das politische Establishment? Warum gibt es keine Revolte gegen die Angriffe auf das Grundgesetz? Warum gibt es in der SPD nicht den gleichen Widerstand, wie wir ihn momentan in der Demokratischen Partei in den USA zur Rettung der amerikanischen Verfassung erleben?
Offenbar haben die Menschen in Europa vergessen, was Friedrich Schiller mit der Universalgeschichte meinte. Wer Deutschland und seine Verfassung retten will, der sollte Schiller studieren und den Blick nach Amerika richten, wo unter aktiver Einflußnahme der LaRouche-Bewegung gerade Geschichte geschrieben wird!
Freundschaft
Thomas setzte sich mit dem Thema "Freundschaft" auseinander. Was bedeutet Freundschaft für die Jugendlichen heute? Ist derjenige ein Freund, mit dem ich die meiste Zeit verbringe und den meisten "Spaß" habe? Oder bedeutet Freundschaft etwas anderes? Thomas entwickelte Schillers Idee von Freundschaft anhand der Beziehung zwischen Carlos und dem Marquis Posa in dem Drama Don Carlos. Der Zuschauer fand während der Präsentation schnell heraus, daß hinter dem Wort Freundschaft mehr steckt, als man heutzutage darunter versteht. Es ist ein gemeinsames Ziel - wobei das Ziel nicht die nächste Kneipe ist - , das Menschen miteinander verbindet. Das Ziel der beiden Hauptcharaktere in Don Carlos war es, in Europa eine ähnliche republikanische Revolution durchzuführen, wie sie in Amerika stattgefunden hatte. Ihre Freundschaft gründete sich auf der Idee, für die wahre politische Freiheit, d.h. die Befreiung von oligarchischen Strukturen, zu kämpfen.
Richtige Freunde stehen für ihre Ziele gemeinsam ein. Dann kann es auch mal notwendig werden, dem Freund die "Meinung zu sagen". Der Gedanke, zum Wohl des anderen in dessen Verhalten einzugreifen, fehlt vielen Jugendlichen. Wahrscheinlich fehlt das Gefühl moralischer Verantwortung für den anderen, zudem herrscht die sogenannte Meinungsfreiheit. Man hat Angst davor, den anderen zu verletzen oder selber "Bauchschmerzen" zu bekommen. Doch den Freund "einfach machen zu lassen" ist eben keine Freundschaft.
Genau darauf geht Friedrich Schiller in seinem Drama ein. Als sein Vater, der spanische König Philipp, Carlos' Verlobte Elisabeth heiratet, bricht für Carlos eine Welt zusammen. Er gibt sich völlig seinen Gefühlen hin und vergißt dabei die Mission, die er noch mit dem Marquis Posa zu erfüllen hat.
Posa redet Carlos ins Gewissen:
"Oh, ich fühle,
Wovon ich mich entwöhnen muß. Ja, einst,
Einst war's ganz anders. Da warst du so reich,
So warm, so reich! Ein ganzer Weltkreis hatte
In deinem weiten Busen Raum. Das alles
Ist nun dahin, von einer Leidenschaft,
Von einem kleinen Eigennutz verschlungen:
Dein Herz ist ausgestorben. Keine Träne
Dem ungeheuern Schicksal der Provinzen,
Nicht einmal eine Träne mehr! O, Karl
Wie arm bist du, wie bettelarm geworden,
Seitdem du niemand liebst als dich!"
Schönheit
Patty beschäftigte sich mit dem Thema "Schönheit". Sie stellte sich die Frage, warum Menschen das Schöne häßlich und das Häßliche schön machen. Warum gibt es immer wieder Menschen, die das Schöne in den Schmutz ziehen? So war Johanna von Orleans für Voltaire die "Witzfigur" der Französischen Revolution. Dabei war sie es doch, welche die britischen Angreifer aus Frankreich vertrieb, die Entstehung des ersten souveränen Nationalstaates in Europa ermöglichte und dafür ihr Leben ließ. Voltaire hat mit seinem "Geschmiere" die Tatsachen völlig verdreht. In seiner La Pucelle wird dem Leser suggeriert, daß eine Amerikanische Revolution in Europa nicht möglich sei, daß es in Europa Freiheit nie geben werde. So werden auch heute den Menschen Sachen präsentiert, die zwar die Aufschrift "Kunst" tragen, aber nur dazu bestimmt sind, den Menschen klein zu machen und als Untertan zu halten.
Friedrich Schiller erkannte in der Französischen Revolution einen großartigen Augenblick der Menschheit, der aber leider auf zu kleine Menschen traf. So etwas sollte nie wieder passieren. Deshalb setzte er sich in mehreren Schriften mit den Aufgaben der Kunst auseinander. Sie soll die Menschen erheben, also genau das Gegenteil dessen, was Voltaire beabsichtigte.
Schiller verteidigte die wahre Johanna gegen Voltaires Verleumdungen mit diesem Gedicht:
Das Mädchen von Orleans
Das edle Bild der Menschheit zu verhöhnen,
Im tiefsten Staube wälzte dich der Spott,
Krieg führt der Witz auf ewig mit dem Schönen,
Er glaubt nicht an den Engel und den Gott,
Dem Herzen will er seine Schätze rauben,
Den Wahn bekriegt er und verletzt den Glauben.
Doch, wie du selbst, aus kindlichem Geschlechte,
Selbst eine fromme Schäferin wie du,
Reicht dir die Dichtkunst ihre Götterrechte,
Schwingt sich mit dir den ewgen Sternen zu,
Mit einer Glorie hat sie dich umgeben,
Dich schuf das Herz, du wirst unsterblich leben.
Es liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen
Und das Erhabne in den Staub zu ziehn,
Doch fürchte nicht! Es gibt noch schöne Herzen,
Die für das Hohe, Herrliche erglühn,
Den lauten Markt mag Momus unterhalten,
Ein edler Sinn liebt edlere Gestalten.
Madeleine Fellauer