Leipzig 1859
Höhepunkt der dreitägigen Schillerfeiern in Leipzig 1859 war der Festzug von mehr als 10000 Bürgern. Im Gedenkbuch des Festzugskomitees heißt es:
"Die Straßen, durch welche sich der Zug bewegte, prangten in festlichem Schmucke. Flaggen wehten von den Dächern und höheren Stockwerken. Die Fenster und selbst Simse und Dächer waren mit Schaulustigen gefüllt. Den Zug führte der Zugleiter mit seinen beiden Adjutanten zu Pferde. Ihm folgten ein halbes tausend Männer mit ihren Fahnen und mit Instrumentalmusik. Hierauf das Festzugskomitee und eine Abteilung Studenten...
Es folgten die Turnvereine und nach ihnen zahlreiche Handwerkerinnungen. Die Bäcker z.B. kamen mit sieben Fahnen. Eine Gruppe von ihnen hatte Tracht und Bewaffnung der Tage Wallensteins... Als Mitte des Zuges prangte der von vier Pferden gezogene Festwagen der Gärtner, ein mit Psalmen geschmückter Baldachin, unter dem Schillers Büste stand. Dahinter kamen Mitglieder des Stadtrates, des Stadtverordnetenkollegiums und der königlichen Behörden. Es folgten die Klempner, welche Gestalten aus der Jungfrau von Orleans vorführten. Jeanne d'Arc selbst und die Ritter und Knappen zu Fuß und zu Roß, in weithin glänzenden Harnischen. Dann die Buchbinder, diese hatten zwei geschmückte Tragen; auf der einen trugen vier Lehrlinge einen Kolossalband mit Schillers Bild und der Aufschrift: Schillers Werke, auf der zweiten trug ein Meister die gewöhnliche Ausgabe der Schillerschen Werke in Prachtband. Zigarrenarbeiter folgten, auch sie hatten einen Festwagen, auf welchem in weiß und rot gekleidete Arbeiter Zigarren zur Verteilung drehten. Dann die Schneider, welche zeitgetreu in reicher und mannigfaltiger Tracht die Personen des Tell zur Anschauung brachten. Es folgten die Fleischer, geführt von 20 Berittenen... Dann die Schlosser, welche die Figuren des Ganges nach dem Eisenhammer veranschaulichten und auf einem Wagen eine Schlosserwerkstatt mit sich führten. Hierauf die Glockengießer mit einem als Glockenstuhl gezierten Festwagen, auf welchem eine läutende Glocke hing und die Inschrift: 'Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine versammle sie die liebende Gemeine'.