Südwestasien zwischen zwei Systemen
Von Hussein Askary
Hussein Askary aus Stockholm ist Nahost-Direktor des
Schiller-Instituts.
Im November 2012, bei einer ähnlichen internationalen Konferenz des
Schiller-Instituts, erklärte dessen Vorsitzende Helga Zepp-LaRouche, sie habe
diese Konferenz mit besonderer Dringlichkeit einberufen. Sie sagte: „Der Grund
dafür ist, daß die internationale Lage, insbesondere im Nahen Osten, und die
möglichen Gefahren, die von dieser Region für die übrige Welt ausgehen, es
notwendig gemacht haben, eine solche Dringlichkeitskonferenz zu veranstalten.“
Sie warnte: „Die Lage in Südwestasien, im Großraum des Nahen Ostens, stellt
derzeit ein einziges großes Pulverfaß dar... Wenn der gegenwärtige politische
Trend anhält, dann wird die Menschheit mit voller Fahrt ,vor die Wand’
fahren.“
Meine Damen und Herren, in großen Teilen des Nahen Ostens sind wir
tatsächlich „vor die Wand gefahren“.
Die Gesamtwirkung der Blair-Doktrin, der „Schutzverantwortung“, die den
mächtigen Nationen das Recht zuspricht, die Souveränität und Unabhängigkeit
anderer Nationen mit militärischen Mitteln zu beseitigen - wie es in
schrecklicher Weise umgesetzt wurde bei der Invasion des Irak 2003, der
Invasion Libyens 2011 und den fortgesetzten Angriffen auf Syrien durch eine
Kombination vom Westen, den Saudis, Katar und der Türkei unterstützter,
angeblich „islamischer“ Terrorgruppen wie Al-Kaida und ISIS - die
Gesamtwirkung, meine Damen und Herren, war es, daß große Teile des Nahen
Ostens heute in ein Finsteres Zeitalter gestürzt wurden, wie schon einmal nach
dem Einfall der Mongolen in die Region und der Zerstörung der damaligen
Zentren der Zivilisation, wie z.B. Bagdad 1258.
Frau LaRouche wies damals auch darauf hin, daß der Zweck der Einberufung
jener Konferenz 2012 war, „einen vollständigen, dramatischen Paradigmenwechsel
vorzuschlagen, indem man das Paradigma der geopolitischen Konfrontation und
der Konfliktlösung durch Krieg beendet“ und durch ein neues Paradigma
ersetzt.
Wie sie damals vorschlug, entwarfen wir als ein Team des Schiller-Instituts
und von Executive Intelligence Review einen Plan für wirtschaftliche
Entwicklung, indem die Nationen in der Region durch eine Neue Seidenstraße
miteinander verbunden werden und indem statt eines Krieges gegen die Menschen
der Region ein Krieg gegen die Ausbreitung der Wüsten und die Dürre geführt
wird (Abbildung 1). Dieser Vorschlag ist in Kurzform in der Studie „Die
Neue Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke“ enthalten, die von Frau LaRouche in
Auftrag gegeben und 2014 von Executive Intelligence Review
veröffentlicht wurde.
Karte: EIR

Abbildung 1: Die Hauptinfrastrukturkorridore der Weltlandbrücke
Das Spiel ist also noch nicht vorbei, und die Chancen, den negativen Prozeß
umzukehren, stehen tatsächlich sehr gut. Mit der von den BRICS-Nationen
erzeugten Dynamik wirtschaftlicher Entwicklung kann ein neues System
geschaffen werden, das auf der Wiederherstellung der Unabhängigkeit und
Souveränität der Nationen beruht und sie durch wirtschaftliche Entwicklung und
kulturellen Dialog zusammenführt.
Um Sie zu inspirieren und wirklichen Optimismus in diese Lage zu bringen,
möchte ich Ihnen zwei Beispiele aus der Region anführen, sowie ein weiteres
Beispiel für die Intervention der BRICS-Nationen und speziell Chinas in
Afrika.
Inmitten der Hölle, die in den letzten Jahren in der Region wütete, ragten
zwei Nationen heraus durch ihre Entschlossenheit, ihre Volkswirtschaften zu
entwickeln und ihre Bevölkerung von der Armut zu befreien. Diese beiden
Nationen sind Ägypten und der Iran. Beide haben eine großartige Geschichte,
große Bevölkerungen von jeweils rund 88 Millionen Menschen - meist junge
Erwachsene und Kinder -, gewaltige menschliche und natürliche Ressourcen sowie
eine tief verwurzelte historische und kulturelle Identität. Sie sind umringt
von Bedrohungen durch Terrorismus und Krieg. Sie wurden - im Fall des Iran -
mit wirtschaftlichen Sanktionen und technologischer Apartheid belegt, oder
ihre Wirtschaft wurde durch die Politik sabotiert, die von der EU und den USA
über den Weltwährungsfonds, die Weltbank und Freihandelsabkommen durchgesetzt
wurde. Trotz alledem haben sie ihren Kopf über Wasser gehalten und ihre Augen
auf die Zukunft gerichtet, und arbeiten hart daran, ihre Volkswirtschaften mit
den verfügbaren Ressourcen aufzubauen.
Iran
Betrachten wir zuerst den Iran: Der Iran hat sich zu einem unverzichtbaren
Teil der Neuen Seidenstraße gemacht, indem er seit 1996 aktiv daran arbeitet,
sein nationales Verkehrs- und Energienetz auszubauen und mit allen
Nachbarstaaten zu verbinden. Durch seine Häfen am Persischen Golf, am
Arabischen Meer und am Kaspischen Meer und durch sein landesweites
Eisenbahnnetz verbindet das Land die Welt mit den landeingeschlossenen
zentralasiatischen Nationen, den Indischen Subkontinent durch den
Nord-Süd-Korridor von Indien nach Rußland mit Nordeuropa, und Asien über die
Türkei und den Irak mit dem Nahen Osten und Europa (Abbildung 2).
Karte: UIC

Abbildung 2: Eisenbahnpläne für den Nahen Osten
Der Iran baut auch in Zusammenarbeit mit Rußland beharrlich sein
Kernkraftprogramm auf. Das erste in Betrieb befindliche Kernkraftwerk der
Region steht in Buschehr. Die iranische Regierung hat soeben angekündigt, daß
sie mehrere kleinere Kernkraftwerke aus Rußland kaufen wird, die an den Küsten
des Landes aufgebaut werden sollen, um Meerwasser zu entsalzen und Strom zu
erzeugen.
Der Iran wurde von einer neuen Welle von Dürren getroffen, die sich in der
Geschichte oft über 27-30 Jahre erstreckten. Deswegen wurden in den letzten
Jahren in diesem Land massive Staudamm- und Wasserinfrastruktur-Projekte
durchgeführt, die heute pro Kopf gerechnet zu den größten der Welt
gehören.
Ägypten
Das zweite Beispiel ist Ägypten.
In Ägypten wurde seit Anfang der 80er Jahre, wie schon erwähnt, eine
destruktive Wirtschaftspolitik betrieben - ein Umstand, der das Land von der
Einfuhr von Nahrungsmitteln, Treibstoff und vielen anderen Produkten abhängig
machte, die bis in die 60er und 70er Jahre größtenteils im eigenen Land
hergestellt worden waren. Dr. Ali Ibrahim, der morgen zu Ihnen sprechen wird,
ist besser in der Lage, dies zu erläutern. Ich habe das Thema auch ausführlich
in EIR behandelt. Dabei möchte ich es bewenden lassen.
Die Revolte in Ägypten vom Januar 2011, die eine Reaktion auf diese
Zerstörung war, wurde politisch abgewürgt, und die Kombination aus
Muslimbruderschaft und dem Wiedererstarken des sog. „islamischen Terrorismus“
in den Ländern des „Arabischen Frühlings“ wurde zu einer akuten Bedrohung für
die Existenz des Landes. Doch das ägyptische Volk erholte sich von diesem
Desaster durch eine weitere Revolte im Juni 2013, und eine neue Führung kam an
die Macht, die neue Hoffnung weckte.
Betrachtet man sich die Wirtschaftsentwicklung und die Zukunftspläne, die
die Regierung von Präsident Abdulfattah Al-Sisi in den letzten neun Monaten
vorgelegt hat, so wird deutlich, daß das Denken in der Bevölkerung und ihrer
Führung mit der BRICS-Dynamik und den genuinen realwirtschaftlichen Interessen
des ägyptischen Volkes in Einklang steht. Der Bau des Neuen Suezkanals, der
Ende letzten Jahres mit atemberaubendem Tempo begann, ist ein klares Anzeichen
dafür, daß sich Ägypten als wichtiges Element der Maritimen Seidenstraße
positioniert (Abbildung 3), wie sie ein Jahr zuvor von Präsident Xi
Jinping vorgeschlagen wurde. Die Beziehung Ägyptens zu Rußland und vor allem
zu China hat sich gefestigt.
Karte: Thai Chinese Cultural and Economic Association

Abbildung 3: Die Verbindungen der Maritimen Seidenstraße
Gleichzeitig hat sich sein Verhältnis zu den Vereinigten Staaten unter
Präsident Obama und zu vielen EU-Ländern abgeschwächt. Auf der Ägyptischen
Wirtschaftsentwicklungs-Konferenz, die im März dieses Jahres in
Scharm-el-Scheich stattfand, hat die ägyptische Regierung eine beispiellose
Zahl von Infrastrukturprojekten vorgestellt, an der sich die Nationen und
Unternehmen der Welt beteiligen können (Abbildung 4).
Karte: EIR

Abbildung 4: Nach den Entwicklungsplänen der ägyptischen Regierung sollen
Infrastrukturkorridore entlang der Mittelmeerküste, entlang des Suezkanals
sowie entlang des Nils entstehen
Die Entwicklung von Landwirtschaft und Industrie ist der wichtigste
Bestandteil dieser neuen Politik, aber alles hängt vom Ausbau der gesamten
Infrastruktur des Landes ab, um Ägypten zu einem Transportdrehkreuz zwischen
drei Kontinenten zu machen. Bei richtiger Umsetzung werden diese Pläne Ägypten
zu einer wirtschaftlichen Großmacht in Afrika und der Mittelmeerregion machen.
Vor allem aber wird es eine wirklich unabhängige Nation werden, die auf
gleicher Augenhöhe mit anderen Nationen am Bau der neuen
Weltwirtschaftsordnung beteiligt ist.
Ägypten ist auch entscheidend für die Stabilisierung des gesamten Nahen
Ostens und Nordafrikas. Ein industrialisiertes Ägypten wird auch in der Lage
sein, sich an der wirtschaftlichen Entwicklung des Horns von Afrika und der
Region der Großen Seen zu beteiligen, wo ägyptische Firmen bereits tätig
sind.
Was die politische Rolle Ägyptens und des Iran angeht, so bin ich
persönlich der Überzeugung: Solange diese beiden Länder als die beiden großen
Pole der islamischen Welt nicht ihre Beziehungen normalisieren und
zusammenarbeiten, solange wird dort die Gefahr von Religionskriegen weiter
drohen. Solange Iran und Ägypten auf vermeintlich entgegengesetzten Seiten der
künstlichen Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten stehen, solange sehe ich
keine klare Möglichkeit, die daraus resultierenden kriegerischen Spannungen zu
entschärfen.
Verbreitete Irrtümer
Wir haben bereits einiges über die Widersprüche zwischen dem derzeitigen
Denken im transatlantischen System und dem von China und den BRICS-Nationen
gehört. Das vorherrschende transatlantische Denken in Geopolitik und
Nullsummenspielen, dem zufolge sich die Nationen in einem ewigen Krieg um
begrenzte Rohstoffe, Märkte und Einflußsphären befinden, sowie die damit
verbundene britisch-malthusianische grüne Ideologie sind zum wohl größten
Hindernis insbesondere für die Entwicklung Afrikas geworden.
Bei der Beschäftigung mit Wasserthemen ist unser Team bei EIR
wiederholt auf das Argument gestoßen, daß angeblich das Bevölkerungswachstum
in Verbindung mit Bemühungen um wirtschaftliches Wachstum in armen und
Entwicklungsländern notwendigerweise zu Umweltkatastrophen, Hunger und Krieg
führen müsse. Und welche Lösung schlagen die transatlantischen Experten vor?
Einen Stopp des Bevölkerungswachstums und den Einsatz sogenannter angepaßter
Technologien - und keinesfalls von Technologien, wie sie in den
Industrienationen verwendet werden.
Als wir uns 2012 mit dem Thema Dürren und Wasserknappheit beschäftigten,
lasen wir auch einen im gleichen Jahr erschienenen Bericht des Büros des
Direktors der US-Geheimdienste, in dem Analysen der verschiedenen
Nachrichtendienste zusammengefaßt wurden. Der Titel lautete „Globale
Wassersicherheit“. Angefordert hatte ihn das US-Außenministerium als Leitfaden
für die Politik gegenüber Nationen und Regionen, die zufällig am Verlauf der
Seidenstraße von Nordafrika über den Nahen Osten, Zentralasien bis nach
Westchina liegen.
Um nur einen kurzen Einblick zu geben, zitiere ich aus dem Anfang des
Berichts:
„Dieser - vom Außenministerium angeforderte - Bericht soll diese Frage
beantworten: Wie werden sich Wasserprobleme (Knappheit, schlechte
Wasserqualität oder Überschwemmungen) in den nächsten 30 Jahren auf die
nationalen Sicherheitsinteressen der USA auswirken? Wir wählten das Jahr 2040
als Endpunkt unserer Nachforschungen, um die längerfristigen Auswirkungen von
wachsenden Bevölkerungen, Klimawandel und anhaltender Wirtschaftsentwicklung
zu betrachten.“
Dann heißt es weiter: „Wir gehen davon aus, daß die wasserwirtschaftlichen
Technologien im gegenwärtigen Tempo weiter ausreifen und daß sich in den
nächsten 30 Jahren keine tiefgreifenden Neuerungen entwickeln werden und zum
Einsatz kommen. Außerdem nehmen wir für mehrere Länder an, daß sich die
heutige Wasserpolitik - Preisniveau und Infrastrukturinvestitionen - kaum
deutlich ändern wird.“
Wer also in einem wasserarmen Land lebt, meine Damen und Herren, der soll
sich darauf einstellen, daß seine Kinder keine Chance haben. Es gibt keine
Technologien, die ihm helfen werden, und seine Lebensweise, Traditionen und
wirtschaftliche Realität werden sich bis 2040 nicht ändern! Ein völliger
Pessimismus. Es bedeutet, daß das amerikanische Außenministerium seine
politischen Pläne mit dem Grundgedanken entwickelt, daß es nur die eine Lösung
gibt, mit der Katastrophe zu leben, aber nicht, sie zu lösen.
Die Möglichkeit, Meerwasser zu entsalzen, wird nur am Rande behandelt und
verworfen, weil dies enorme Energiemengen erfordert, die diese Länder nicht
hätten. Im ganzen Bericht wird die Kernenergie, die effektivste Energiequelle
für die Meerwasserentsalzung, mit keinem Wort erwähnt. Die Tatsache, daß es in
diesen Ländern reichlich Grundwasservorräte gibt, die erschlossen und
verwendet werden können, wird schlecht gemacht: Diese Vorkommen seien endlich
und würden nur falsche Hoffnungen auf Wachstum und Wohlstand wecken.
Dieses Denken ist keineswegs neu. Es geht zurück auf die Methoden der
Britischen Ostindiengesellschaft, die man auch „Malthusianismus“ nennt, nach
Thomas Malthus. Ich bin sicher, daß dieses Thema ausführlicher in den morgigen
Sitzungen behandelt werden wird.
1974 hatte Henry Kissinger, der damalige Nationale Sicherheitsberater der
USA, das Studienmemorandum zur Nationalen Sicherheit 200 („NSSM 200“) verfaßt,
das bis zu seiner Freigabe 1980 streng vertraulich war. Es war überschrieben
„Die Folgen des weltweiten Bevölkerungswachstums für die Sicherheit und die
Überseeinteressen der USA“.
Karte: Wikimedia Commons/Giorgiopg/cc-by-sa

Abbildung 5: Außerhalb des Niltals- und -deltas ist Ägypten bisher fast
unbesiedelt
Bild: Xinhua/Li Xueren
Karte: Kenya Railways Corporation

Abbildung 6: In Anwesenheit von Chinas Premierminister Li Keqiang und der
Präsidenten mehrerer ostafrikanischer Staaten wurden in Kenia die Verträge über den Bau einer modernen Eisenbahn von Mombasa nach Nairobi unterzeichnet (oben)
Abbildung 7: Das Netzwerk der „Neuen Ostafrikanischen Eisenbahn“ wird von China gebaut und finanziert (rechts)
Abbildung 8: Das geplante Netz der kontinentalen Fernstraßen in Afrika (unten)
Karte: Wikimedia Commons/Rexparry sydney/cc-by-sa 3.0
Folgendes wird darin angesprochen: Die am wenigsten entwickelten Länder
werden ein rapides Bevölkerungswachstum haben, was deren Regierungen unter
Druck setzt, mit moderner Technik Nahrungsmittel und andere notwendige Güter
für die Bevölkerung bereitzustellen, und das wiederum wird diese
Entwicklungsländer dazu verleiten, die vorhandenen Rohstoffe für ihre eigene
Entwicklung zu benutzen, anstatt sie in die USA und deren Verbündeten zu
exportieren. Das bedeute eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA
und ihrer Verbündeten.
Als hauptsächliche Lösung wird vorgeschlagen, das Bevölkerungswachstum zu
begrenzen. Es wird eine Reihe von Ländern benannt, wo man diese Politik der
Bevölkerungsreduktion anwenden sollte: Indien, Bangladesch, Pakistan, Nigeria,
Mexiko, Indonesien, Brasilien, die Philippinen, Thailand, Ägypten, Türkei,
Äthiopien und Kolumbien.
Nehmen wir Ägypten als Beispiel: Die USA gaben in den 80er und 90er Jahren
Milliarden von Dollar für Geburtenkontrollprogramme in Ägypten aus.
Gleichzeitig wurden die ägyptischen Ressourcen durch Privatisierung und
Exportorientierung ausgelaugt. Viele sagen, Ägypten sei überbevölkert
(Abbildung 5).
Wie man hier sieht, leben fast 90 Mio. Menschen auf nur 6% der Landfläche
ihres Landes - auf einem Streifen entlang des Nils und in seinem Delta. Wie
wir eben gesehen haben, überwindet Ägypten diesen Engpaß mit Hilfe moderner
Technik, seiner Wissenschaftler und Facharbeiter.
Herr Kissinger, es gibt also schlechte Nachrichten für Sie: Was Sie
fürchteten, tritt nun in der Tat ein. Aber nicht so, wie Sie es sich
vorgestellt haben.
Wir kommen zum Schluß mit einem Beispiel für den Gegensatz zwischen dem
transatlantischen Denken und den BRICS: Im Mai 2014 besuchte der chinesische
Ministerpräsident Li Keqiang mehrere westafrikanische Länder und später auch
Ostafrika (Abbildung 6).
Auf seiner Reise bot er diesen Ländern Zusammenarbeit bei einer Vielzahl
von Infrastrukturprojekten an, die diese Länder dringend brauchen
(Abbildung 7).
Wir haben im letzten Jahr in EIR eine Artikelserie zu diesem Thema
veröffentlicht, insbesondere über die Integration von Wasser-, Energie- und
Transportsystemen im Niltal und in Ostafrika mit Hilfe Chinas und der
BRICS-Nationen. Es erübrigt sich zu sagen, daß die EU und die USA nie etwas
zur großangelegten Infrastrukturentwicklung in diesen Regionen beigetragen
haben. Diese Länder wurden mehr als 100 Jahre lang vom britischen und anderen
Imperien brutal ausgebeutet. Nach der Unabhängigkeit wurde ein Militärputsch
nach dem anderen und ein Bürgerkrieg nach dem anderen angezettelt, während
gleichzeitig die globalen Bergbaukonzerne und die Kaffee- und Teeplantagen
weiter arbeiteten und die Ressourcen aus diesen Ländern abzogen. Aufgrund der
mangelnden Infrastruktur sind die Transportkosten in dieser Region die
höchsten auf der ganzen Welt.
Aber das ändert sich jetzt. Die landeingeschlossenen Länder mit großen
Rohstoffvorkommen erhalten die Möglichkeit, das Landesinnere zu entwickeln und
ihrer Bevölkerung Wohlstand und technische Entwicklung zu bringen. Ihr
Potential erhält die Chance, verwirklicht zu werden. Die Karte Afrikas wird
sich ändern, und ändert sich bereits durch die Umsetzung großer
Infrastrukturprojekte (Abbildung 8).
Äthiopien beispielsweise wird wohl nie mehr in den Nachrichten mit Hunger
und Elend in Zusammenhang gebracht werden, weil das Land ein großes
Entwicklungsprogramm in Gang gesetzt hat, das den Bau von Staudämmen, moderne
Bewässerungsanlagen und Anbaumethoden sowie ein modernes Transportwesen
umfaßt. Es wird die Früchte seines massiven Wasserkraftprojekts mit seinen
Nachbarn teilen.
In Afrika und sogar im Nahen Osten gibt es dank des positiven Eingreifens
Chinas und der BRICS-Nationen große Hoffnungen auf eine andere und bessere
Zukunft. Europa und die USA sollten sich daran beteiligen, anstatt zu
blockieren.
Danke sehr!
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