Friedrich Schiller Denkmal
Friedrich Schiller




Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

     Konferenz in Flörsheim, November 2012   

Mohammad Mahfoud
Vorsitzender der Dänisch-Syrischen Vereinigung
 

Schriftlicher Beitrag

Die syrische „Revolution“ war von Anfang an Terrorismus

Der syrische Konflikt begann im März 2011, und was zunächst verwirrend erschien, wurde nach und nach klarer. Heute wissen wir alle, daß der syrische Konflikt weit mehr ist als ein nationaler Konflikt. Es gibt eine breite Front westlicher Politiker, die sich noch nie um Menschenleben und das Völkerrecht scherten und die so tun, als wäre Syrien bereits eine feudale Provinz des Westens, der sie alle internen Angelegenheiten vorschreiben könnten.

Diese Westler vergessen ihre eigenen Länder, wo seit 18 Monaten eine Krise auf die andere folgt, sie kümmern sich überhaupt nicht um ihre eigenen Probleme im Westen. Es scheint, als hätten diese Westler eine andere Agenda, die sie in blinder Wut verfolgen.

Der syrische Konflikt war niemals ein friedlicher. Es gab immer eine dritte, militante, barbarische Gruppe mit einer eigenen, gewalttätigen Agenda. Die Syrer wußten dies sehr bald, schon nach wenigen Tagen der Konfusion, als die ausländischen Nachrichtenmedien das eine berichteten, aber die Menschen auf der Straße etwas ganz anderes sagten. Sie stellten fest, daß da etwas sehr Seltsames im Gang war. Jeder Syrer wurde zu einem „Sherlock Holmes“ und hielt ständigen Kontakt zu seiner Familie, mit Freunden und anderen in anderen Städten. Jeder Zwischenfall wurde untersucht.

Auch die Syrer außerhalb Syriens begannen, jeden Schritt zu verfolgen, riefen täglich in der Heimat an und sprachen dann mit anderen Syrern über die Nachrichten, um herauszufinden, was deren Familien und Freunde sagten. Viele riefen die Medien in ihren jeweiligen Ländern an und sagten ihnen, daß ihre Meldungen nicht wahr seien. Aber von Australien über Dänemark bis Kanada hatten die westlichen Medien allesamt die gleiche Antwort: Sie bezeichneten sie als syrische Agenten, Marionetten, etc., und stellten sicher, daß niemand ihre Stimmen hörte.

Ich war sehr überrascht, daß sogar ein großes staatliches Medium in Dänemark in seiner Zensur der Syrer in Dänemark und in Syrien sehr effektiv war. Anstatt Syrer kommentieren zu lassen, was sich in Syrien abspielt, holten sie zwei Nichtsyrer mit arabischem Hintergrund, die sehr wenig oder gar nichts über die syrische Gesellschaft wußten, und beide hatten genau die gleichen Standardantworten wie die Kommentatoren in den anderen westlichen Massenmedien, als läsen sie aus dem gleichen Manuskript!

Eine heimliche ausländische Agenda

Schon sehr früh war offensichtlich, daß das, was geschah, ein verdeckter ausländischer Angriff auf Syrien war, in dem alle westlichen Regierungen zusammen mit ihren Marionetten am Golf Militär, Medien und den Cyberspace mobilisierten. Sie rekrutierten sogar Dschihadisten aus verschiedenen Ländern und bewaffneten und bezahlten sie dafür, daß sie nach Syrien gingen, um dort zu kämpfen. Sie schufen auch eine vom Westen kontrollierte syrische Opposition aus Leuten, die im Westen leben. Syrer in Syrien - Unterstützer der Regierung, aber auch die Opposition in Syrien - verurteilten dieses Handeln als bedeutungslos. Es war verrückt. Es schien, als stünden die westlichen Politiker und Journalisten unter Drogen.

Ich werde niemals vergessen, wie ich den amerikanischen Botschafter sah, wie er alleine vor dem Cham-Hotel stand und die Menschen aufforderte, gegen die Regierung zu demonstrieren - ohne irgendwelche Unterstützung zu finden! Haben Sie jemals einen ausländischen Botschafter in der Mitte Berlins stehen sehen, der die Deutschen auffordert, gegen die deutsche Regierung zu demonstrieren? Können Sie sich so etwas vorstellen? Er machte sich in ganz Syrien zum Gespött, und das war nur eine seiner vielen seltsamen Aktionen!

Die verborgenen zentralen Akteure in dieser seltsamen Opposition bzw. Revolution sind [die amerikanische Außenministerin] Hillary Clinton, [der frühere französische Staatspräsident] Nicolas Sarkozy, [der britische Außenminister] William Hague, [der israelische Premierminister] Benjamin Netanjahu, [der libanesische Premierminister] Rafik Hariri und die feudalen Hoheiten in Katar, Saudi-Arabien etc. Der geistige Pate ist Adnan Arour, ein sehr blutiger Sektierer, der gelobt hat, jeden umzubringen, der ihm nicht folgt. Er lebt in Saudi-Arabien und hielt wöchentliche Predigten in Al-Arabiya mit Anweisungen an seine Unterstützer, Menschen zu töten und Syrien zu zerstören. Er hat sogar gelobt, Künstler zu töten, allein deshalb, weil sie die Regierung unterstützen.

Von Anfang an wurden westliche Waffen nach Syrien geschmuggelt; es wurden große Mengen ausländischer Waffen beschlagnahmt, und die Menschen erzählten von bewaffneten Ausländern. In bestimmten armen, extremistischen und kriminellen Stadtvierteln waren plötzlich Dollars weit verbreitet, ebenso moderne Satellitentelefone, wie man sie in Syrien nicht kaufen kann. All das war sehr surreal. Und als wäre das noch nicht genug, scheinen westliche Politiker und Botschafter syrische Drogen zu nehmen. Sie handelten und redeten wie Schlägertypen statt wie wohlerzogene Erwachsene oder Diplomaten.

Als wäre das Einleiten von militärischen, politischen und medialen Kriegen und Sanktionen gegen Syrien noch nicht genug, versuchen die westlichen Mächte, auch den UN-Sicherheitsrat einzuspannen, um die Herrschaft über Syrien zu übernehmen. Schon im April 2011 begingen die angeblich friedlichen Demonstranten barbarische Morde an Zivilisten und Sicherheitsbeamten.

Hier einige Beispiele: Ein Landwirt wurde gefoltert und verstümmelt und dann getötet. Ein Vater wurde getötet zusammen mit seinen beiden Söhnen und seinem Neffen, die er zur Schule fuhr. Ein 14jähriger Junge wurde erhängt, weil er an seinem Fenster eine syrische Flagge aufgehängt hatte. Ein 17jähriges Mädchen wurde getötet. Ein Bus, der Soldaten aus ihrer Kaserne zurück in die Heimat brachte, wurde in einer Gegend, die bis dahin vollkommen ruhig war, überfallen. Neun junge Soldaten wurden getötet, 25 weitere verletzt. All dies geschah bereits im April 2011, und es wurde von Menschen verübt, die sich selbst als „friedliche Demonstranten“ bezeichneten. Sie trieben auch Wandalismus, verbrannten private und staatliche Gebäude, etc.

Entführungen dienten dazu, die Menschen unter Druck zu setzen, damit sie sich den Demonstrationen anschlossen. So wurden beispielsweise im April 2011 zwei Mädchen entführt, nachdem sich ihr Dorf geweigert hatte, sich an den Demonstrationen zu beteiligen. Eines der Mädchen kehrte wieder in sein Dorf zurück, das andere wird immer noch vermißt.

Ein letzter Anruf „für das Land“

Ein Sicherheitsposten in Dschisr Schoghour, der mit mehreren Personen besetzt war, die nichts von einem Angriff ahnten, wurde von den Terroristen der „Freien Syrischen Armee“ (FSA) in Brand gesteckt und dann angegriffen. Einer der Soldaten rief seinen Vorgesetzten an und beschrieb die Lage: Sie seien von Terroristen umringt und in der Falle, würden sich aber verteidigen. Am Ende ihres Gesprächs sagte der Soldat: „Sir, wir haben keine Munition mehr... Wir grüßen Sie und unseren Präsidenten... Wir nehmen Abschied... Unser Land liegt jetzt in Ihren Händen.“

Ein anderer Soldat dieses Postens rief seine Schwester an, die in Dänemark enge Verwandte hat. Seine letzte Botschaft war: „Laßt diese Verbrecher niemals das Land übernehmen. Sie sind Barbaren!“

Von Anfang an wurden jede Woche mehrere Polizisten, Soldaten und andere Sicherheitsbeamte kaltblütig in Überraschungsangriffen ermordet. Viele wurden in barbarischer Weise getötet. Es war klar, daß Al-Kaida-Terroristen nach Syrien eingedrungen waren, ebenso Spezialtruppen und angeheuerte Söldner verschiedenster Nationalität.

Das war keine Revolution. Es war von Anfang an Terrorismus! Es gab große Demonstrationen zur Unterstützung der Reform der Regierung, aber nur sehr kleine Demonstrationen gegen sie in kleinen Städten, meist nur vereinzelt nach den Freitagsgebeten. Es waren fast immer die gleichen Leute, die demonstrierten, offensichtlich reisten sie von einem Ort zum anderen.

Aber die westlichen Medien im Gleichschritt mit den feudalen Herrschern in den Golfstaaten zeigten niemals die großen Demonstrationen; sie zeigten nur die manipulierten Berichte über Demonstrationen aus Youtube, die sich bei einer Überprüfung meist als Fälschungen erwiesen. Es gibt unzählige Beispiele gefälschter Videos und Photos. Seit dem Frühjahr 2011 sind viele Journalisten von Al-Dschasira wegen dieser Verdrehung der Fakten über Syrien zurückgetreten. Wenn dies wirklich ein Volksaufstand wäre, warum bräuchte man dann inszenierte Demonstrationen und Opfer? Warum sieht man dann überall die gleichen „Demonstranten“? Warum brauchen sie dann massive Unterstützung von außen?

Wir hören täglich von führenden Vertretern des Westens - und sogar vom saudischen Monarchen - Forderungen nach Demokratie und Freiheit, aber seit 2005 haben die gleichen führenden Vertreter der USA riesige Summen an antisyrische Gruppen beispielsweise in London gezahlt, um eine Opposition in Syrien zu schaffen. Sie haben zu diesem Zweck sogar einen eigenen Fernsehsender finanziert. Sie fordern die syrische Regierung auf, zurückzutreten, und organisieren Konferenzen, bei denen sie selbst und die ausländischen Hoheiten als Gastgeber fungieren, damit einige angeheuerte Figuren, die gar nicht in Syrien leben, als Opposition auftreten können. Die Syrer in Syrien werden nicht gefragt. Wenn das syrische Volk die ausländische Einmischung zurückweist, dann setzt der Westen auf Gewehrkugeln.

Wie demokratisch ist das? Und seit wann kümmern sich die feudalen Hoheiten in Saudi-Arabien und Katar um Demokratie und Freiheit?

Auch das Internet wird zensiert

Auch Youtube scheint unter Drogen zu stehen, wenn es um Syrien geht. Während die sogenannte Exilopposition keine Probleme hat, brutale Videos zu veröffentlichen, die normalerweise gefälscht sind, werden die syrischen Youtube-Videos in der Regel von der Youtube-Administration gelöscht. Offensichtlich gab es eine Verschwörung gegen Syrien und das syrische Volk.

Eine rumänische Zeitung schrieb schon im Mai 2011, daß die Verschwörung zur Unterminierung der Stabilität in Syrien gescheitert sei, weil sich das syrische Volk hinter Präsident Baschar Al-Assad versammelt habe. Der Plan des Auslands scheiterte am syrischen Volk und seiner Aufmerksamkeit. Im Mai entstanden etliche Gruppen vor allem junger Menschen, die der Welt die Wahrheit sagen wollten. Auch bereits existierende Gruppen fingen an, sich zu mobilisieren.

So gründete beispielsweise der Syrische Frauenverband mit Unterstützung einer Reihe von Journalisten und Anwälten die „Stimme der Frauen der Heimat“ und begann eine Kampagne mit dem Ziel, der Welt die Wahrheit bekannt zu machen. Im Mai und Juni 2011 forderten öffentliche Gruppen, politische Parteien etc. die Menschen auf, wachsam zu sein, da eine gewalttätige Gruppe Demonstrationen organisiere, welche sie als friedlich bezeichneten.

Autoren, Künstler und Denker verfaßten einen Appell an die syrische Jugend, in dem sie sagten: „Hört auf, zu protestieren, denn diese Proteste werden von verdächtigen Gruppen in Gang gesetzt, die gefährliche und extremistische Slogans verwenden. Dadurch werden die Eindringlinge enttarnt und dieser Aufruhr entwurzelt. Wenn das nicht aufhört, wird dies verheerende Folgen haben.“ Die kurdischen Parteien Syriens forderten die Jugend schon Anfang Juni auf, sich von den Demonstrationen fernzuhalten.

Syrer, vor allem die Jugend, appellierten an die westliche Welt, die Wahrheit zu sagen, aber sie wurden völlig ignoriert. Für eine ihrer Aktionen Mitte Juni 2011 fertigten sie eine riesige, 2300 Meter lange syrische Flagge an. Eine riesige Menge marschierte mit dieser Flagge durch Damaskus - aber die westlichen Medien würdigten sie keines Blickes!

Mitte Juni demonstrierten überall in Syrien insgesamt 10 Millionen Menschen, um die ausländische Einmischung zu verurteilen und die Reform zu unterstützen, aber in den westlichen Medien wurde das kaum erwähnt.

Umfassende Reformen sind im Gang

Im Mai ging ein Komitee von Journalisten daran, einen Entwurf für ein neues Mediengesetz auszuarbeiten und Mechanismen für eine Reform der nationalen Medien zu schaffen.

Mai 2011: Komitee für den nationalen Dialog. Am 1. Mai legte das Komitee die Grundlage für einen nationalen Dialog. Kurze Zeit später fand eine Konferenz statt, um politische Lösungen für die derzeitigen Herausforderungen zu finden. Dieser Dialog war offen für alle nationalen politischen Figuren innerhalb und außerhalb Syriens, um dem nationalen Interesse zu dienen und die Einheit und Sicherheit des Landes zu erhalten. Wie wir alle wissen, lehnte es die vom Westen geschaffene „Opposition“ ab, sich an diesem Dialog zu beteiligen.

Unter Beteiligung von Persönlichkeiten des politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, religiösen, künstlerischen und kulturellen Lebens fanden in allen Bezirken reguläre wochenlange Konferenzen statt.

Juni 2011: Justizsystem. Im Juni 2011 gingen eine Anzahl von Akademikern, Juristen und Anwälten daran, einen Gesetzesentwurf zur Reform des Justizsystems auszuarbeiten. Im Sommer 2011 wurden Ausschüsse gebildet, um zu studieren, welche Gesetze zur Bekämpfung der Korruption geschaffen werden müssen.

Darüber hinaus wurden folgende Reformen eingeleitet:

  • Ein neues Parteiengesetz im August 2011

  • Eine neue Verfassung im Februar 2012

  • Wahl eines Parlaments im April 2012

  • Amnestie

Nur Dialog führt aus der Krise

Es gibt in Syrien nicht viele Extremisten, aber der Westen und die Golfstaaten ermutigten sie zu Protesten, um sie für ihre Zwecke zu benutzen. Diese Extremisten versuchten schon von Anfang an, einen Religions- und Bürgerkrieg in Gang zu setzen. Nachts hörte man sie auf den Straßen skandieren „Tod den Christen“ - und anderen Gruppen. Sie zerstörten viele Kirchen und Moscheen, andere wurden verwüstet. Viele christliche Dörfer wurden bedroht und angegriffen, um die Menschen in die Flucht zu treiben.

Als der Westen im Herbst 2011 alle Hebel in Bewegung setzte, um die syrische Armee aus Homs zu vertreiben, verließen die Christen und andere ihre Häuser und Dörfer, als die Armee sich zurückzog, weil es zu gefährlich gewesen wäre, zu bleiben. Sobald die Armee sich zurückgezogen hatte, kamen die Extremisten, die ausländischen Terroristen und sogar westliche Kämpfer. Wer in seinem Haus geblieben war, wurde wochenlang oder sogar monatelang zur Geisel - die Terroristen drohten, sie als menschliche Schutzschilde zu benutzen, um die Armee fernzuhalten.

Ohne eine politische Lösung droht das Land in einem Bürgerkrieg zu versinken, mit einem Zusammenbruch von Recht und Ordnung, willkürlichen Morden und der Gefahr religiöser Konflikte. Käme es zu einer solchen Situation, würden alle darunter leiden - ohne Ausnahme. Eine politische Lösung ist unverzichtbar. Dialog ist der einzige Weg aus der Krise, auch in Syrien! Wer den Dialog ablehnt, ist kein Unterstützer demokratischer Prinzipien!