Immer mehr belastende Maßnahmen werden Griechenland
auferlegt, trotz des Scheiterns der ursprünglichen Austeritätspolitik, die man
nach der Weltkrise von 2008-09 einführte. Das Land steht vor einer endlosen
Depression, die nur noch mehr Depression erzeugt, zu einer gewaltigen
Arbeitslosigkeit und verbreiteter Armut führt und die Hoffnung auf Entwicklung
erstickt. Es stellt sich eine einfache Frage: Warum sind wir in die Eurozone
eingetreten, wenn nicht, damit um die griechische Wirtschaft zu verbessern?
Aber das Gegenteil ist geschehen. Niemals in der Nachkriegszeit, als wir mit
unserer eigenen Währung, der Drachme, lebten, haben wir eine solche Katastrophe
gesehen, wie wir sie jetzt erleben.
Der Euro erstickt die regionale Wirtschaft
Unser Eintritt in die Eurozone 2002 hat - zusammen mit dem
Mißmanagement unserer Regierung in den letzten 15 Jahren, das müssen wir
zugeben - unsere Volkswirtschaft in Schutt und Asche gelegt. Und heute
verlieren wir jede Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die Wirtschaft ist in
einen Strudel der Rezession gestürzt, der zu einem weiteren Rückgang des
einheimischen Verbrauchs führt, die Steuerbasis reduziert und die
Entwicklungsmöglichkeiten beseitigt. Importierte Waren aus konkurrierenden
Volkswirtschaften, die international mit schwächeren Währungen handeln, bleiben
weiterhin billiger, teils sogar viel billiger als unsere eigenen.
Der Schwerpunkt der regionalen Wirtschaft Griechenlands auf
Tourismus und Landwirtschaft erforderte arbeitsintensive Produktionsprozesse.
Die Arbeitskosten lassen sich nicht unter ein gewisses Maß drücken, so daß die
Produktionskosten insgesamt genauso niedrig oder geringer würden als die
unserer Konkurrenten. Ein Zimmer in einem griechischen Hotel kostet doppelt
soviel wie bei unseren Konkurrenten in der Türkei, in Ägypten, Bulgarien,
Rumänien oder Ungarn. Und nicht nur das: Unsere Oliven, Orangen, Zitronen,
Pfirsiche, Kirschen, die jetzt von den Bäumen fallen und verrotten, werden
durch billigere Importe aus dem weit entfernten Argentinien, Marokko, Ägypten
etc. verdrängt.
Ist die Wirtschaft dumm? Natürlich nicht. Die „cleveren“
Holländer, und nicht nur sie, importieren ebenfalls billige Agrarprodukte von
außerhalb der Eurozone, erklären sie zu „europäischen“ Produkten und
reexportieren sie an die „dummen Griechen“. Die Kosten von Düngemitteln, die
von einem Oligopol von Firmen in Nordeuropa hergestellt werden, haben sich für
die Griechen mehr als verdoppelt, was beträchtliche Konsequenzen für die
Produktionskosten hat. Griechenland hat in den letzten zehn Jahren Waffen für
fast 90 Mrd. Euro aus dem Westen importiert, was fast unserem ursprünglichen
Defizit entspricht. Die Türkei, ein Kandidat für den Beitritt zur Europäischen
Union, bedroht weiter unmittelbar die territoriale Integrität Griechenlands und
Zyperns und zwingt uns so, den weltweit nach den USA größten Teil unseres BIP
für Waffen auszugeben. Das gleiche Land bombardiert uns jährlich mit 200.000
illegalen Einwanderern, während unsere eigenen Kinder ins Ausland fliehen, mit
tragischen Konsequenzen für unsere Wirtschaft und unsere nationale Existenz.
Euro ist auf Deutschland zugeschnitten
Der Maßanzug des Euro ist so zugeschnitten, daß er zu den
Maßnahmen der nordeuropäischen Länder paßt, die das Oligopol für
kapitalintensive Produkte, Hochtechnologie und Innovationen haben. Die Kosten
dieser Produkte können stark gesenkt werden und die Profitmargen sind sehr
groß. Auf diese Weise erlaubt es der harte Euro Deutschland und unseren
nordeuropäischen Verbündeten, große Devisenüberschüsse zu erwirtschaften und
auch mit den ebenso großen Zinsdifferenzen zu spekulieren.
Bei der Untersuchung der Wirkung der Eurozone auf mehrere
Länder stellten wir etwas Erstaunliches fest: Der Verlauf der Entwicklung in
Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Irland machte vor dem Beitritt zum
Euro 1999-2002 gute Fortschritte, fiel dann aber bereits kurze Zeit später ab.
Das gleiche gilt mehr oder weniger auch für andere Länder der Eurozone,
insbesondere für Zypern, Slowenien, die Slowakei, Estland und Belgien, während
Länder außerhalb der Eurozone, wie Großbritannien, Dänemark, Schweden, die
Tschechische Republik sowie Bulgarien, Ungarn, Polen und Rumänien ein stetiges
Wachstum verzeichneten, mit einem teilweisen Rückgang nach dem Beginn der Krise
2009.
Länder außerhalb der EU wie Norwegen, Serbien und die Türkei
widerstanden der Krise ebenso wie Rußland und andere. Argentinien entwickelt
sich seit der Abkopplung seiner Währung vom Dollar exponentiell, ganz zu
schweigen vom beeindruckenden wirtschaftlichen Aufschwung Chinas, vor allem
aufgrund des weichen Yuan.
Seien wir realistisch. Unsere Partner bestehen darauf, daß
Griechenland in der Eurozone bleibt, weil sie Angst haben, daß der „Grexit“
eine gefährliche Dominowirkung hätte. Aber wenn unsere Volkswirtschaft weiter
in einer wirtschaftlichen Paralyse bleibt, gibt es keine Hoffnung. Unsere
schwache Wettbewerbsfähigkeit und das derzeitige Schrumpfen unserer
einheimischen Produktion und unseres Verbrauchs führen uns in einen
Teufelskreis der Zahlungsunfähigkeit und der Notwendigkeit immer neuer Kredite.
Und im Lauf der Zeit wird das zu einer Belastung für alle - auch für unsere
Gläubiger. Es ist wahr, der Ausstieg aus dem Euro wird für ein Land wie
Griechenland zunächst schmerzhaft sein, doch wir erleben schon jetzt
schmerzhafte Stunden, aber ohne jede Hoffnung für morgen.
Was ist zu tun?
So wie die Dinge liegen, ist die Lösung eindeutig ein
kontrollierter Bankrott, durch den die Schulden insgesamt um etwa 50% reduziert
werden, mit einer Gnadenfrist von zwei Jahren vor dem Beginn der Rückzahlung
der verbleibenden 50% und einer Verlängerung des Rückzahlungszeitraums. Und vor
allem der Austritt aus dem Euro, ohne aus der Europäischen Union auszutreten.
Die Neue Drachme könnte zunächst um 50% abgewertet werden und dann einem
rationalen Wechselkurs folgen, der an einen Währungskorb gebunden ist, in dem
der Euro, der Dollar und andere schwache Währungen unserer Konkurrenten
enthalten sind. Eine andere Lösung wäre die Schaffung eines zweiten Euro für
die Peripherieländer.
Jedenfalls sind die tragische Zunahme der Arbeitslosigkeit
und der Selbstmorde, die verbreiteten Unternehmensschließungen, die extremen
Kürzungen von Löhnen und Renten, die Entlassung der Staatsbediensteten im Alter
zwischen 50 und 55 Jahren, wenn sie keine Arbeit mehr im privaten Sektor finden
können, der Absturz vieler Menschen in völlige Armut und anderes nicht nur
unmenschlich, sondern auch offensichtlich unwirtschaftlich und politisch
gefährlich. Sie führen zu einem starken Rückgang der Binnennachfrage und zu
weitverbreiteten sozialen Unruhen mit tragischen wirtschaftlichen und sozialen
Konsequenzen.
Es ist zweifellos dringend notwendig, die Staatsausgaben zu
kürzen, die öffentlichen Verwaltungen, die Rentenversicherung und die
Gesundheitsversorgung zu modernisieren, die Korruption, Straflosigkeit und
Bürokratie zu bekämpfen und die Steuerhinterziehung zu reduzieren. Für eine
aktive Entwicklungspolitik ist es auch notwendig, gesunde industrielle und
produktive Einheiten zu unterstützen und strategische Sektoren der Wirtschaft
zu fördern - alternative Energien, die Förderung von Öl, Gas und
Mineralstoffen, den Qualitäts- und Seetourismus, wettbewerbsfähige und/oder
alternative Agrarprodukte, Aquakultur, Lebensmittelindustrie und Düngemittel,
neue Technologien, Forschung und Innovation. Aber für all das sollte das Land
von den besten menschlichen Kräften mit einem Gefühl für Fairneß effizient,
kompetent und ehrlich geführt werden, statt von den schlechtesten. Und das ist
ein Punkt, wo uns unsere europäischen Partner ihren nützlichen Rat und Hilfe
geben können.