An vielen Orten der Welt feiern Mitglieder des Schiller-Instituts jedes Jahr im November den Geburtstag des großen Dichters. Dies geschieht in ganz unterschiedlicher Form. Es folgen drei Beispiele.
Berlin: "... eine Grenze hat Tyrannenmacht"
Zur Feier in Berlin am 19.November zu Friedrich Schillers Geburtstag waren mehr als 60 begeisterte Teilnehmer gekommen - Studenten, Mitglieder und viele, die sich spontan entschlossen hatten, weil sie an den zahlreichen Informationsständen auf das Schiller-Institut gestoßen waren.
Helga Zepp-LaRouche, die Vorsitzende des Schiller-Instituts, führte die Zuhörer zunächst auf die große Bühne der Weltpolitik, um dann den Bogen zur historischen Parallele der Zeit zu schlagen, in der Schiller und seine Weimarer Freude lebten. "Soll Gott angesichts des Materialismus, der in der Welt herrscht, eine neue Arche Noah schicken, wie Tagore es einst forderte?" fragte sie. Schillers Antwort sei in seinen Ästhetischen Briefen nachzulesen, die er in der Erkenntnis schrieb, daß eine Veränderung in der Politik nur durch die Veredelung des Einzelnen zum "welthistorischen und erhabenen Individuum" möglich sei. Die Weimarer Klassik könne als Antwort auf die Politik Robespierres, Napoleons etc. verstanden werden. Frau Zepp-LaRouche erläuterte den Begriff des Klassischen, stellte die Prinzipien einer klassischen Komposition vor, und begründete, warum Schiller diese Prinzipien in seinem Werk am rigorosesten erfüllt hat.
In der anschließenden Diskussion ging es darum, was man angesichts der gegenwärtigen Krise tun könne, und wie im Verständnis von Schillers Begriff des "Erhabenen" und der "schönen Seele" zu intervenieren sei. Frau Zepp-LaRouche zitierte Beispiele aus Schillers Stücken Johanna von Orleans, Maria Stuart und Wilhelm Tell. Eine kleine Kostprobe des "Rütli-Schwurs" wurde von einer Gruppe deutsch-amerikanischer Studenten vorgetragen.
Die Diskussionen, die bis weit nach Mitternacht dauerten, wurden später auf einer Fahrt nach Weimar zur originalen Wirkungsstätte Schillers und Humboldts weitergeführt und durch ein Rezitationskonzert in den historischen Theaterräumen der Herzogin von Sachsen/Weimar/Eisenach, Anna Amalia, abgerundet.
Mainz-Wiesbaden: Die Antike - brandaktuell
"Kassandra traf Iphigenie" bei den Schillerfesten in Mainz und Wiesbaden. Im Mittelpunkt standen dabei die Fragen, wie der Mensch in den Lauf der Geschichte eingreifen kann und welche Rolle die Kunst dabei spielt. Vier Dichterpflänzchen sitzen etwas ratlos um den Tisch: "Um uns her nichts als Kriegsgeschrei. Wie soll man da seelenruhig Schillers Geburtstag feiern?" Da fällt ihnen Kassandra ein, "die Warnerin, auf die niemand hört", und Schillers wunderbares Gedicht. Und schon steht Kassandra leibhaftig auf der Bühne und spricht den Mittelteil des Gedichts als Monolog.