In schleswig-holsteinischen Mölln feierte man mit Musik, einem Vortrag über Schillers Ideenwelt und einem Rezitationsprogramm des Schauspielers Heinz-Josef Kaspar.
Am 9. November 1997, dem Vorabend des 238. Geburtstages von Friedrich Schiller, lud der Kulturausschuß von Alt-Mölln in Schleswig-Holstein zu einer Feier zu Ehren des großen deutschen Dichters in die Wesseller Mühle ein. Rund 80 Gäste - die Kaminräume der Mühle waren voll besetzt - folgten der Einladung des sehr aktiven Kulturausschusses, unter diesen auch der Bürgermeister der Gemeinde Alt-Mölln, die inzwischen mit Stolz auf eine über 800jährige Tradition zurückblickt.
In gemütlicher Atmosphäre, bei loderndem Kaminfeuer versetzten Jessica Primack, Klaus-Dieter Häge und Jean Sebastian Tremblay vom Laienchor und -orchester des Schiller-Institutes die Gäste mit Musik von Bach und Mozart in eine poetische Stimmung. Renate Müller De Paoli vom Schiller-Institut setzte in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen über den Dichter, Philosophen und Staatskünstler Schillers eigenes Lebensziel, "das vollkommenste aller Kunstwerke" zu schaffen, "den Bau einer wahren, politischen Freiheit". Die Gäste waren verblüfft, mit welcher Klarheit Schiller in den Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen ein Spiegelbild unserer heutigen Zeit beschreibt, so im 5. Brief:
"In seinen Taten malt sich der Mensch, und welche Gestalt ist es, die sich in dem Drama der jetzigen Zeit abbildet!
Hier Verwilderung, dort Erschlaffung: die zwei Äußersten des menschlichen Verfalls, und beide in einem Zeitraum vereinigt!"
Um so erstaunlicher, doch nachvollziehbar, Schillers Antwort auf diesen Zustand im 9. Brief:
"Alle Verbesserung im Politischen soll von Veredlung des Charakters ausgehen - aber wie kann sich unter den Einflüssen einer barbarischen Staatsverfassung der Charakter veredeln? Man müßte also zu diesem Zwecke ein Werkzeug aufsuchen, welches der Staat nicht hergibt, und Quellen dazu eröffnen, die sich bei aller politischen Verderbnis rein und lauter erhalten.
Jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, zu welchem all meine bisherigen Betrachtungen hingestrebt haben. Dieses Werkzeug ist die schöne Kunst, diese Quellen öffnen sich in ihren unsterblichen Mustern."
Denn "die Schönheit ist es, durch welche man zu der Freiheit wandert!"