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  Juli 2008 Journal (Texte)

Das Erhabene in Zeiten der Weltkrise

Das Schiller-Institut veranstaltete Ende Juli ein hochkarätiges Seminar, um über die Lösung der weltweiten Zusammenbruchskrise zu diskutieren. Portia Tarumbwa-Strid von der LaRouche-Jugendbewegung berichtet.

Es ist nicht üblich, mitten im Juli, während der Urlaubszeit, ein Seminar zu veranstalten. Aber angesichts des voranschreitenden weltweiten Wirtschaftskollapses stellte sich heraus, daß unter den hochrangigen institutionellen Gesprächspartnern der LaRouche-Bewegung in Europa, im Nahen Osten und Afrika großes Interesse bestand, über LaRouches Lösungsvorschläge zu diskutieren.

Frau Zepp-LaRouche, die die eintägige Veranstaltung leitete, eröffnete die Diskussion mit einem Überblick über die strategische Lage, die vor allem durch den hyperinflationären Desintegrationsprozeß des internationalen Währungs- und Finanzsystems gekennzeichnet ist. In diesem Rahmen behandelte sie die politischen Entscheidungen der Regierungen in den USA und Europa, die die Krise nur noch verschlimmern. Frau Zepp-LaRouche zitierte den Philosophen Nikolaus von Kues, um zu unterstreichen, daß an diesem Punkt der Krise keine kleinen Lösungen mehr helfen. In Zeiten existentieller Krisen wie der jetzigen liegt die Lösung auf der höchstmöglichen Ebene, um eine Grundlage zu schaffen, auf der die Initiativen für die kommende Zeit koordiniert werden können.

Das überraschte anscheinend alle Anwesenden, denn die Diskussion wandte sich zunächst eher nachrangigen, taktischen Fragen über das Gleichgewicht der Mächte zu. Einige fragten sich, ob ein Neues Bretton Woods überhaupt noch möglich sei, bevor eine unangefochtene Weltmacht ihre militärische Vorherrschaft etabliert habe, wie dies die Vereinigten Staaten im Zweiten Weltkrieg taten. Andere vertraten die Auffassung, daß jede erfolgreiche Mobilisierung für eine neue gerechte Weltfinanzordnung zunächst eine breite konstitutionelle Bewegung in der Bevölkerung voraussetze.

Bei den meisten Menschen, die, wie Schiller in Über das Erhabene sagt, „im Reich der Kräfte nicht den obersten Rang behaupten, ... entsteht daraus ein unglücklicher Widerspruch zwischen dem Trieb und dem Vermögen“, und so war es zunächst schwierig, sich die Implikationen der Aufgabe, einen neue Weltwirtschaftsordnung zu errichten, vorzustellen. Grenzt es nicht an Utopie, anzunehmen, daß Indien, Rußland und China schon in naher Zukunft mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten werden, angesichts der gegenwärtigen Kombination amerikanischer Präsidentschafts- (und Vizepräsidentschafts-) Kandidaten?

Diese Hürden schienen unüberwindlich, vor allem, wenn man die einzigartige Rolle Lyndon LaRouches, der auf ein strategisches Bündnis zwischen den „großen Vier“ hinarbeitet, ausklammert. Aber das Schiller-Institut hat bisher schon einiges erreicht. Was beweist, daß auch „kleine Kräfte Wunder bewirken können“, wie Helga Zepp-LaRouche ihre Zuhörer erinnerte. „Unsere Bewegung wurde für diesen Moment geschaffen“, fuhr sie fort, und sie wies auf LaRouches beispiellose Erfolge als Prognostiker hin. „Entscheidend ist, sich angesichts dieses Problems nicht für klein zu halten.“

Diese Intervention führte dazu, daß vereinbart wurde, eine entsprechende Resolution an die alle Nationen der Vereinten Nationen und die Präsidentschaftskandidaten im amerikanischen Wahlkampf zu formulieren. Die patriotischen Neigungen jedes einzelnen Teilnehmers bewegten sie, zu erkennen, daß nur eine internationale Mobilisierung die Vereinigten Staaten beeinflussen kann, ein weltweites Aufbauprogramm, insbesondere von Projekten, wie sie Afrika und der Nahe Osten dringend brauchen, auf die Tagesordnung zu setzen.

Die anwesenden Vertreter der Entwicklungsländer sprachen von der dringenden Notwendigkeit für ihre Nationen, die Nahrungsmittelkrise zu überwinden, was für sie eine Frage von Leben und Tod ist. Die größte Herausforderung liege darin, die Unterentwicklung zu überwinden, vor allem durch große Investitionen in die Technisierung der Landwirtschaft, um die Nahrungsmittelproduktion auszuweiten. Sie äußerten die Hoffnung, daß dieses Seminar den Samen zu einer Diskussion auf der Ebene der Staatschefs lege, um diese Fragen zu behandeln.

Den europäischen Teilnehmern war vor allem daran gelegen, über die Lage nach dem irischen „Nein“ zum Lissaboner Vertrag zu sprechen. Viele von ihnen hatten sich aktiv daran beteiligt, in ihren jeweiligen Heimatländern eine breite Diskussion über die zweifelhafte demokratische Legitimität der imperialen Superstruktur der Europäischen Union in Gang zu setzen. Die Rolle der etablierten Medien, die eine ernsthafte Debatte entweder ganz blockierten oder einseitig über die angeblichen Vorteile des Vertrages berichteten, wurde als Chance begriffen, sich direkt an die Bevölkerung zu wenden und sie - wie in Österreich oder Frankreich geschehen - zu Protesten auf den Straßen zu bewegen. In jedem Fall würde die unmittelbar bevorstehende Kernschmelze des Finanzsystems dafür sorgen, daß die nationalen Regierungen es nicht mehr vertreten könnten, in der EU zu verbleiben. Denn das bedeutete, das Leiden ihrer Bevölkerungen zu verlängern. Es wurde daher beschlossen, die Mobilisierung im europäischen Maßstab fortzusetzen. Ein Jurist erklärte hierzu, er wolle bloß „mit den Unruhestiftern Kontakt halten“.

Lyndon LaRouches Beitrag am Nachmittag (siehe nebenstehende Dokumentation) bereicherte die Diskussion mit seinen Einsichten über die strategische Perspektive für die unmittelbare Zukunft hinsichtlich der Rolle der Vereinigten Staaten im Kontext einer neuen, gerechten Weltwirtschaftsordnung. Er ermutigte seine Hörer, in diesem Krieg gegen das New Age die Nerven zu behalten, da dies ein Krieg sei, den wir gewinnen müssen, anstatt nur abzuwarten und zu sehen, was dabei herauskomme. Damit beantwortete er eine Frage nach den Alternativen zur Globalisierung, die, wie LaRouche betonte, nur in einer Rückkehr zu Franklin Roosevelts Prinzip einer Gemeinschaft souveräner Nationalstaaten liegen könne.

Aus meiner eigenen Perspektive als aktives Mitglied der LYM aus Afrika erinnerte mich die vor uns liegende Aufgabe an Schillers Einsichten über die notwendige Geisteshaltung, die man in dieser Lage braucht, um gewinnen zu können, obwohl dies scheinbar kaum möglich ist: „Diejenige Stimmung des Gemüts, welche gleichgültig ist, ob das Schöne und Gute und Vollkommene existiere, aber mit rigoristischer Strenge verlangt, daß das Existierende gut und schön und vollkommen sei, heißt vorzugsweise groß und erhaben, weil sie alle Realitäten des schönen Charakters enthält, ohne seine Schranken zu teilen.“

Sammeln wir also so viele Unterschriften wie möglich für diese Resolution, und schließen wir uns dieser Mobilisierung an, als hinge unser Leben davon ab - denn das tut es, und noch viel mehr.

            Portia Tarumbwa-Strid


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