S C H I L L E R J A H R

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F R I E D R I C H   S C H I L L E R

Das große Schillerjahr 2005 möchten wir feiern, indem wir jede Woche Friedrich Schiller selbst zu Wort kommen lassen, denn er selbst kann seine wunderbaren Gedanken und Ideen natürlich besser ausdrücken als jeder Kommentator und Ausleger.
Friedrich Schiller:
Die Gunst des Augenblicks

Und so finden wir uns wieder
   In dem heitern bunten Reihn,
Und es soll der Kranz der Lieder
   Frisch und grün geflochten sein.

Aber wem der Götter bringen
   Wir des Liedes ersten Zoll?
Ihn vor allen laßt uns singen,
   Der die Freude schaffen soll.

Denn was frommt es, daß mit Leben
   Ceres den Altar geschmückt?
Daß den Purpursaft der Reben
   Bacchus in die Schale drückt?

Zückt vom Himmel nicht der Funken,
   Der den Herd in Flammen setzt,
Ist der Geist nicht feuertrunken,
   Und das Herz bleibt unergetzt.

Aus den Wolken muß es fallen,
   Aus der Götter Schoß, das Glück,
Und der mächtigste von allen
   Herrschern ist der Augenblick.

Von dem allerersten Werden
   Der unendlichen Natur
Alles Göttliche auf Erden
   Ist ein Lichtgedanke nur.

Langsam in dem Lauf der Horen
   Füget sich der Stein zum Stein,
Schnell, wie es der Geist geboren,
   Will das Werk empfunden sein.

Wie im hellen Sonnenblicke
   Sich ein Farbenteppich webt,
Wie auf ihrer bunten Brücke
   Iris durch den Himmel schwebt,

So ist jede schöne Gabe
   Flüchtig wie des Blitzes Schein;
Schnell in ihrem düstern Grabe
   Schließt die Nacht sie wieder ein.