Januar 2005 Jugendbewegung

Ein Bund für die Freiheit

Brian und Joanne MacAndrews haben im vergangenen Sommer am Schiller-Denkmal im Centennial Park in Philadelphia geheiratet. Im folgenden Aufsatz erklären sie, warum gerade dort.

Einem durchschnittlichen jungen Amerikaner scheint der Gedanke, daß jemand aus seiner Generation ausgerechnet vor dem Denkmal eines Mannes namens Friedrich Schiller heiratet, wahrscheinlich paradox. Erstes Paradox: Warum heiraten sie überhaupt? Sollten sie es nicht lieber erstmal mit sovielen Leuten wie möglich treiben? Zweites Paradox: Wer ist überhaupt dieser Schiller?

Eben auf dieses doppelte Paradox wollten wir aufmerksam machen, als wir uns entschieden, am 12. Juni 2004 vor der Schiller-Statue zu heiraten. Wenn der Frager dann beginnt, zu untersuchen, wer Schiller ist, taucht ein neues, noch tiefergehendes Paradox auf: "Warum vereinigen sich zwei junge Leute - ein Amerikaner und eine Australierin - in einer Ehe, um damit zu beschwören, daß sie lebenslang entschlossen sind, 'die wahre politische Freiheit zu schaffen'?" Viele alte 68er verwirrt diese Frage. Manche sagen: "Wollt ihr denn nicht ein schönes Haus und Kinder? Ihr müßt euch einen richtigen Beruf suchen und Geld verdienen, statt mit dieser verrückten Idee einer neuen Renaissance eure Zeit zu vergeuden!" (Im nächsten Satz beschweren sie sich dann darüber, daß die dummen Amerikaner George W. Bush wiedergewählt haben.)

Schiller sagt, wir sollen in unserem Zeitalter leben, ohne seine Sklave zu sein. Wir müssen verstehen, wer wir wirklich sind. Damit wir dies tun, dürfen wir keine Brotgelehrten sein. Wir müssen, wie Schiller in seiner Vorlesung Was heißt und zu welchem Ende studieren wir Universalgeschichte? lehrt, in die Geschichte schauen, um uns darüber zu informieren, wer wir sind und wie wir handeln müssen.

    "Fruchtbar und weit umfassend ist das Gebiet der Geschichte; in ihrem Kreise liegt die ganze moralische Welt. Durch alle Zustände, die der Mensch erlebte, durch alle abwechselnde Gestaltung der Meinung, durch seine Torheit und seine Weisheit, seine Verschlimmerung und seine Veredelung, begleitet sie ihn, von allem, was er sich nahm und gab, muß sie Rechenschaft ablegen."

Die Amerikanische Revolution und die Entwicklung einer konstitutionellen Republik, Martin Luther King und die Bürgerrechtsbewegung, der Tod der Johanna von Orleans auf dem Scheiterhaufen - all das sind keine netten kleinen Märchen, die nur dazu dienen, daß einem warm ums Herz wird. Es ist die Geschichte. Benjamin Franklin sagte nicht: "Erfreut euch der Republik, solange sie hält", er sagte nicht: "Geht hin und lebt für den Augenblick, das Leben ist kurz, genießt soviel und solange ihr könnt." Nein, er sagte: "Hier ist eine Republik - wenn ihr sie erhalten könnt."

Heute sind wir an einem Punkt der Geschichte, wo wir dabei sind, diese Republik zu verlieren, und nur die LaRouche-Jugendbewegung bildet die "Elite in zerrissenen Hosen", die diese Republik vor der Zerstörung bewahren kann. Das bedeutet Hingabe, es bedeutet, daß wir alle diese netten, sinnlichen, populistischen Genüsse, nach denen wir uns sehnen, vergessen und darauf schauen, was für die Fortsetzung dieser Republik und der Zivilisation notwendig ist.

In seinen Ästhetischen Briefen sagt Schiller: "Ich möchte nicht gerne in einem anderen Jahrhundert leben, und für ein anderes gearbeitet haben. Man ist ebensogut Zeitbürger, als man Staatsbürger ist; und wenn es unschicklich, ja unerlaubt gefunden wird, sich von den Sitten und Gewohnheiten des Zirkels, in dem man lebt, auszuschließen, warum sollte es weniger Pflicht sein, in der Wahl seines Wirkens dem Bedürfnis und dem Geschmack des Jahrhunderts eine Stimme einzuräumen?"

Es scheint nicht leicht, mit der heutigen Kultur zu brechen und jene Genüsse aufzugeben, und wenn man der LaRouche-Jugendbewegung beitritt, können die Eltern und Freunde darüber sehr verärgert sein, weil sie nicht verstehen, warum du kein Haschisch mehr mit ihnen rauchen willst und auch nicht versuchst, mit möglichst vielen Leuten ins Bett zu steigen. Aber wenn man einmal beginnt, sich von der Kultur zu befreien, wächst der Wille, noch weiter mit ihr zu brechen. Die Stärke kommt davon, daß man immer besser begreift, was es heißt, Mensch zu sein, was es bedeutet, erhaben zu sein. Je mehr man sich in die Wissenschaft und in die Musik einarbeitet, desto besser lernt man das kennen, was Schiller den "moralischen Menschen" nennt - desto mehr vereinigen sich Wille und Wünsche mit dem, was notwendig und gut ist.

    "Die Natur fängt mit dem Menschen nicht besser an, als mit ihren übrigen Werken; sie handelt für ihn, wo er als freie Intelligenz noch nicht selbst handeln kann. Aber eben das macht ihn zum Menschen, daß er bei dem nicht stillesteht, was die bloße Natur aus ihm machte, sondern die Fähigkeit besitzt, die Schritte, welche jene mit ihm antizipierte, durch Vernunft wieder rückwärts zu tun, das Werk der Not in ein Werk seiner freien Wahl umzuschaffen, und die physische Notwendigkeit zu einer moralischen zu erheben."

Wenn die Vereinigten Staaten ihre gegenwärtige Politik fortsetzen, wird die Zivilisation, wie wir sie kennen, in ein planetares, neues finsteres Zeitalter stürzen. Wie Herr LaRouche kürzlich sagte: "In einer solchen Lage stehen wir vor der Herausforderung, die Schiller - Platon folgend - das Erhabene nennt. Es ist das, womit wir uns nun am dringendsten befassen müssen. Wenn wir nur das Tragische an der Lage betrachten, könnten wir genausogut hingehen und uns erschießen. Wenn wir nur tragisch denken, beseitigen wir die Möglichkeit unseres Eingreifens für das Erhabene, um das scheinbar unvermeidlich Schlimmere zu verhindern."

Nun ist das Erhabene nichts, was man an der Tankstelle kaufen könnte, und es gibt keine Tricks oder Abkürzungen, nur eine Absicht. Die Absicht und die Entschlossenheit, unablässig auf das Erhabene hinzuarbeiten. Wir haben in dieser Absicht geheiratet, als moralische Kraft gegenseitig unsere eigene Entwicklung und die der Menschen um uns herum voranzutreiben. Und Schiller ist eine entscheidende Figur, die uns eine Anleitung dafür liefert, eine moralische Kraft zu sein.

Damit wir sicherstellen können, daß die Vereinigten Staaten nicht alle Hoffnung verlieren, daß unsere Generation nicht, wie sie es in ihrer jetzigen Kultur müßte, in einem Wirtschaftszusammenbruch zu einem jakobinischen Mob verkommt, müssen wir uns mit Friedrich Schiller befassen. Er, einer der Eckpfeiler des Curriculums der LaRouche-Jugendbewegung, lehrt uns, wie wir uns zu der moralischen Führung entwickeln, für die Lyndon LaRouche heute das beste Beispiel ist und die diese Jugendbewegung schon bald für die ganze Welt bilden wird.

Nach Bushs Wiederwahl sagte LaRouche: "Ich möchte, daß die Menschen, damit sie aus dieser Krise kommen, eine Vorstellung von Schönheit haben, eine Vorstellung davon, was unsere Zivilisation ist. Damit sie in diesem Chaos, diesem Sumpf, in dem wir uns befinden, nicht versinken. Wir kennen die Geschichte der klassischen Tragödie. Im alten Griechenland begann es mit der Tragödie, die zeigte, wie schlimm die Dinge werden konnten - und sie wurden schlimmer. Aber Platon und andere führten auch den Gedanken ein, den man das Erhabene nennt: Geht nicht davon aus, wie schlimm die Dinge sind, um Unterstützung zu gewinnen, so daß sich die Menschen nur aus Haß auf die Übel uns anschließen. Sondern geht aus von der Schönheit, die der menschlichen Natur innewohnt. Appelliert an das, was schön ist in den Menschen. Und dann sagt: ,Wie können wir diese Idee des Schönen auf die Probleme, die heute diese schöne Menschheit bedrohen, anwenden?' Das ist das einzige, was funktioniert, und das ist es, was ich tue. Es ist das einzige, was diese Zivilisation retten wird."

Schiller verkörpert das Erhabene, und diese Qualität ist es, die wir in uns und in der ganzen Bevölkerung wachrufen müssen. Wir müssen der lebendige Beweis dafür sein, daß der Mensch kein Tier ist, und das benutzen, um die Menschheit vor einem neuen finsteren Zeitalter zu bewahren. Wie passend ist es da, wenn zwei Mitglieder der LaRouche-Jugendbewegung Schiller als Zeugen ihres "Bunds für die Freiheit" wählen.

Brian und Joanne McAndrews


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