"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Die Herangehensweise eines Ingenieurs an Energie und „Erneuerbare“

Von Dr. Kelvin Kemm

Dr. Kelvin Kemm ist Kernphysiker und war Vorsitzender der Nuclear Energy Company of South Africa. Im zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 26. Juni 2021 hielt er den folgenden Vortrag.

Vor 20 Jahren schien die Welt kein Energieproblem zu haben. Man kannte noch nicht das Wirrwarr, von dem wir heute hören. Im Rückblick stellt man fest, daß die Welt heute doppelt so viel Strom verbraucht wie vor 25 Jahren.

Jetzt tauchen alle möglichen Probleme auf. Warum ist das so? Liegt das daran, daß die Wissenschaftler und Ingenieure keine gute Arbeit leisten? Warum ist das so? Ist es der Fall, daß jemand anderes seine Finger im Spiel hat? Henry Ford, das liegt natürlich mehr als 25 Jahre zurück, baute Autos, und er leitete eine Fabrik. Er schien kein Energieproblem zu haben. Als die NASA Raumfahrzeuge in den Weltraum zum Mond schickte, hörte man nicht ständig: „Es gibt nicht genug Elektrizität, um die Wirtschaft anzutreiben.“

Also gab es dieses Problem bis jetzt noch nicht.

Politische Einmischung

Was also ist hier los? Es scheint so zu sein, daß die Politik sich in Entscheidungen einmischt, die Wissenschaftler und Ingenieure treffen würden.

Stellen wir uns für einen Moment ein anderes Thema vor. Nehmen wir die offene Herzchirurgie. Stellen Sie sich vor, es würde sich jemand einmischen. Stellen Sie sich vor, wir hätten einen G7-Tagesordnungspunkt, der über die Chirurgie am offenen Herzen entscheidet, und die Staatschefs der G7 entscheiden, wie Chirurgen ein Herz entfernen sollen. Wie sollen Chirurgen die Arterien aufschneiden? Stellen Sie sich vor, es gäbe das Äquivalent zu einer COP26, bei der alle über Techniken der Herzchirurgie abstimmen. Sicherlich würden Sie Leute finden, die sagen: „Moment mal, warum überlaßt ihr die Herzchirurgie nicht den Herzchirurgen, die wissen, was sie tun? Sagt ihnen, sie sollen einen guten Job machen, und beurteilt sie dann hinterher.“

Warum sagen wir den Energietechnikern und Wissenschaftlern nicht: „Liefert den Strom, und wir werden euch beurteilen.“ Nein, das ist nicht der Fall. Es scheint überall Energieprobleme zu geben wegen dieser politischen Einmischung!

Nun, warum gibt es solche politischen Einmischungen? Weil Entscheidungen auf der Grundlage des Arguments getroffen werden, daß es ein Klimaproblem gibt, Also spielt etwas anderes hinein. Man sagt also nicht zu den Wissenschaftlern und Ingenieuren: „Leute, macht weiter und produziert Strom auf die zuverlässigste Art und Weise, zum bestmöglichen Preis.“ Das ist nicht der Fall. Es wird ihnen gesagt: „Ihr müßt Energie mit Windturbinen produzieren. Ihr müßt sie mit Solarenergie produzieren.“

Aber die Sonne scheint nur tagsüber. Außerdem scheint die Sonne tagsüber im Optimalfall ein paar Stunden lang, meist über die Mittagszeit. Vor der morgendlichen Teepause und nach der nachmittäglichen Teepause erhält man nur weniger als 50% der Sonnenenergie. Also auch tagsüber bekommt man nicht alles. Was macht man nun nachts, wenn man groß in Sonnenenergie investiert hat? Was macht man mit der Windkraft, wenn der Wind nicht weht?

Ah, dann werden andere Lösungen vorgeschlagen. Es heißt: „Wie wäre es mit Batterien? Warum kommen wir nicht daher und bauen ein Wasserstoffsystem? Warum kommen wir nicht daher und bauen kleine Schaltungen ein, so daß es einen massiven Computereinsatz gibt, der alles ein- und ausschaltet, ein- und ausschaltet, diese Turbine rein, jenes Turbinenfeld raus – dies rein, das raus, und so weiter.“ All die Batterien, der Wasserstoff, das intelligente Schalten, das intelligente Netz, all diese Dinge kommen jetzt, um das System zu reparieren, weil die Sonne und der Wind nicht genügend Energie liefern.

Ich muß betonen, daß ich nicht im geringsten gegen Solar- und Windenergie als Technologien bin. Wenn Sie eine Verwendung für Solar haben, wie z.B. eine holzverarbeitende Fabrik oder etwas, wo man große Maschinen nur über die Mittagszeit braucht. Am frühen Morgen machen Sie Ihre Zeichnungen und Ihre Layouts; und am Nachmittag wird geklebt und geformt. Und Sie können einen Verbrauch einrichten, der in der Mittagszeit hoch und danach wieder runter geht, das ist in Ordnung. Ähnlich verhält es sich mit Wind: Wenn Sie Wind nutzen wollen, um Wasser in Wassertanks zu pumpen und solche Dinge, bin ich im Prinzip nicht dagegen.

Aber wenn jemand Ihnen sagt, man könne große elektrisch betriebene Züge quer durchs Land fahren lassen, basierend auf Solar und Wind, dann sage ich: „Moment mal, ich bin nicht so glücklich darüber.“

Was ist also passiert? Es wurde die Idee entwickelt, daß wir „den Planeten retten“ müssen, und „den Planeten retten“ bedeutet vor allem: kein Kohlendioxid (CO2). Also wird das Thema CO2 jetzt von Politikern in Beschlag genommen. Angeblich erwärmt das CO2 den Planeten. Und jeder scheint das zu glauben, oder sehr viele Leute scheinen es zu glauben, weil sie es in populistischen Magazinen lesen, und Leonardo DiCaprio und solche Leute sagen einem, daß es das ist, wofür er auch kämpft, und andere Filmstars auch.

Aber ist das wirklich wahr? Wir müssen also sagen: Warum ist es so, daß Windsysteme, Solarsysteme und dann Batterien und jetzt Wasserstoff entwickelt werden, und Schalt- und Computersteuerungen und alles mögliche, um zu versuchen, die Energieversorgung, die von Natur aus wie ein Gebirgszug aussieht, flach zu machen, so daß sie wie eine offene Ebene aussieht? Denn idealerweise will man eine flache Energiequelle, auf die immer Verlaß ist, 24 Stunden am Tag, zuverlässig, nicht etwas, das vielleicht verfügbar ist oder vielleicht auch nicht.

An dieser Stelle muß ich darauf hinweisen, daß Strom in zwei verschiedenen Weisen verkauft wird: Das eine ist die Menge, die Sie kaufen, das wird in Kilowattstunden (KWh) gemessen, bei großen Anlagen in Megawattstunden (MWh). Aber das andere ist Kilowatt, und das ist, wieviel zur Verfügung steht, gerade jetzt, wenn Sie einschalten. Das ist das Service-Element. Wir erleben ständig, wie jemand sagt: „Oh, da ist diese neue Solaranlage, die wird so und so viele MWh pro Jahr produzieren.“ Das klingt beeindruckend. Und es heißt: „Die wird 20.000 Häuser versorgen“ oder so. Es wird nicht dazu gesagt: „Nur zur Mittagszeit, wenn man das Licht nicht braucht.“

So entsteht ein völlig falscher Eindruck. Man muß wissen, wie viele Kilowattstunden man aus einer Anlage herausholen kann, aber auch, wie viele Kilowatt zur Verfügung stehen, wenn man den Strom einschalten will. Wenn Sie um Mitternacht aufstehen und den Schalter betätigen, erwarten Sie eine Leistung; für diese Leistung muß der Strom da sein, in dem Moment.

Strom ist nicht nur die Menge der Megawattstunden, wie beim Kauf von Milch. Wenn jemand sagt: „Ich kaufe 30 Liter Milch im Monat“ (hier in Afrika, wo ich bin, kaufen wir unsere Milch in Litern; drüben in den USA kaufen Sie sicherlich Pints), „ich will 30 Liter Milch im Monat“, dann sagen Sie: „Sehr gut“, in der Annahme, daß das einen Liter jeden Tag bedeutet. Aber nicht: zehn Liter am 4. des Monats, dann vier Tage lang nichts; danach fünf Liter; dann wieder nichts; dann zwei Liter und so weiter. Es ist nicht gut, auf diese Weise Milch geliefert zu bekommen. Und es ist nicht gut, auf diese Weise Strom geliefert zu bekommen!

Also was ist hier los? Es soll jetzt angeblich CO2 eingespart werden, indem man die Produktion von fossilen Brennstoffen einschränkt, zum Beispiel Kohle; Gas ist nicht in der gleichen Kategorie, aber es ist auch ein fossiler Brennstoff, der andere Dinge produziert, also ist es eine Übergangslösung. Aber es soll gegen das vermeintliche Kohlendioxid vorgegangen werden.

Einseitige Darstellungen

Jetzt sagt man sich: Ich werfe 50 Mal eine Münze. Wie oft erwarten Sie, daß Kopf herauskommt, und wie oft Zahl? Die Antwort ist, daß 25 Mal Kopf und 25 Mal Zahl herauskommt, wenn man es lange genug macht.

Warum sagt Ihnen jemand, daß wir eine globale Erwärmung bekommen und dann wären alle Ergebnisse schlecht? Mit anderen Worten, es würde 50 Mal Kopf herauskommen. Wir hören: „Oh, es wird in den trockenen Gebieten trockener sein. Oh, in den feuchten Gebieten wird es feuchter sein. Es wird Überschwemmungen in den nassen Gebieten geben. Alle Tiere werden in den trockenen Gebieten sterben. Es wird noch schlimmer werden. Es wird noch schlimmer werden.“ Das ist so, als bekäme man ständig hintereinander Kopf!

Warum hören wir nicht, daß, wenn es eine globale Erwärmung gibt, dies bedeutet, daß die trockenen Gebiete etwas Regen bekommen und die nassen Gebiete weniger Regen bekommen, daher wird es weniger Überschwemmungen geben; und es werden Pflanzen an Orten wachsen, an denen vorher keine Pflanzen wachsen konnten? Das ist der erste Hinweis darauf, daß die Leute, die das immer wieder propagieren, vielleicht nicht Recht haben.

Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Es gibt eine globale Erwärmung. In den letzten 150 Jahren gab es eine Erwärmung von etwa 1° Celsius, also seit der Zeit, als Abraham Lincoln Präsident der Vereinigten Staaten war, etwa zur gleichen Zeit, als Königin Viktoria Königin in England war, etwa zur gleichen Zeit, als der Krimkrieg begann.

Nun, die industrielle Revolution, die in Europa begann, setzte auch ungefähr zu dieser Zeit ein. Warum aber wird jedes Mal, wenn wir hören, daß es in den letzten 150 Jahren eine globale Erwärmung gegeben hat, die Formulierung „seit dem Industriezeitalter“ verwendet? Die Implikation ist, daß es wegen des Industriezeitalters ist. Sie sagen nicht, daß es wegen Abraham Lincoln oder wegen des Krimkrieges ist. Warum also das? Es ist ein psychologischer Trick, zu implizieren, daß das Industriezeitalter etwas damit zu tun hat.

Das ist nicht unbedingt wahr. Ja, seit dem Industriezeitalter gibt es etwas mehr CO2. Aber wenn man sich die Menge an CO2 ansieht, die produziert wird, wird man feststellen, daß vor einiger Zeit die Konzentration in der Atmosphäre 0,03% betrug. Das ist sehr, sehr wenig CO2. Jetzt ist sie auf 0,04 % angestiegen, ein winziger Anstieg. Ist das die Ursache für die globale Erwärmung? Nun, ich habe meine Zweifel. Ich glaube das nicht wirklich.

Wenn man sich die Geschichte der Temperatur der Erde ansieht, wird man feststellen, daß es um 1300-1400 eine mittelalterliche Warmzeit gab, in der in England Wein angebaut wurde. Es wurden Pflanzen in Europa angebaut, die jetzt nicht mehr wachsen können. Die Temperaturen scheinen damals wärmer gewesen zu sein, als sie es heute sind. Danach stürzte die Welt in das ab, was in Europa als Kleine Eiszeit bekannt ist. Es wurde sehr kalt. Die Themse fror so stark zu, daß man Eisfeste auf der Themse veranstalten und in Pferdekutschen den Fluß hinauf- und hinunterfahren konnte. Das kann man heute nicht mehr.

Wissen Sie, darüber müssen wir wirklich einmal nachdenken. Es hat nämlich Auswirkungen auf die Gesellschaft. Menschen, die kleine Unternehmen haben, Menschen, die Farmen betreiben, Menschen, die alle möglichen Dinge tun, sind Teil des Elektrizitätssystems, denn Elektrizität ist das Lebenselixier eines jeden Landes. Wie bei einem Menschen – wenn das Blut aufhört zu fließen, hört man auf zu arbeiten. Wenn der Strom aufhört zu fließen, hört das Land auf zu arbeiten. Man kann den Greta Thunbergs dieser Welt nicht erlauben, herumzugehen und Banner zu schwenken, wenn afrikanische Kinder das Kobalt von Hand aus dem Boden graben müssen, um die Batterien zu bauen, die sie als die Stromquelle brauchen, die als politisch förderungswürdig angesehen wird.

Wir müssen wirklich sehr viel mehr nachdenken. Und die sogenannte Wissenschaft hat sich nicht festgelegt, so wie einige Politiker, wie Al Gore und andere, die sich gerne hinstellen und sich auf diese arrogante Weise äußern. Es ist nicht so. Da steckt viel mehr dahinter, als es den Anschein hat.