Eisenbahn-, Energie- und Wasser-Infrastruktur für
die umfassende wirtschaftliche Entwicklung Afrikas
Von Hal Cooper
Dr. Hal Cooper ist seit vielen Jahren Bauingenieur und arbeitet schon
lange mit der LaRouche-Bewegung zusammen, um die Vorschläge des Schiller-Instituts für
die Seidenstraße und die Weltlandbrücke zu erstellen. U.a. führt er seit langem
ausführliche Gespräche mit Vertretern afrikanischer Länder darüber, wie die Eisenbahnen
und andere Verkehrsnetze in Afrika am besten gestaltet und gebaut werden sollten. Den
folgenden Vortrag hielt Dr. Cooper am 16. Februar 2019 bei der Konferenz des
Schiller-Instituts in Morristown, New Jersey, die Rede wurde aus dem Englischen
übersetzt und für den Abdruck leicht bearbeitet.
© Hal Cooper
Abb. 1: Vorgeschlagenes Netz von Hochgeschwindig- keitsbahnen zwischen den Hauptstädten Afrikas.
© Hal Cooper
Abb. 2: Flußbecken Afrikas.
© Hal Cooper
Abb. 3: Vorgeschlagener Wassertransfer zwischen dem Kongo-Becken und dem Becken des
Tschadsees.
© Hal Cooper
Abb. 4: Gegenwärtiger und früherer Küstenverlauf des Tschadsees.
Vielen Dank. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich werde heute abend über den
Ausbau der Schieneninfrastruktur in Afrika sprechen, und zum Schluß werde ich noch etwas
zu einem der Vorhaben im „Grünen New Deal“ sagen. Es geht dabei um ein amerikanisches
Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetz, ich werde darauf nach dem Beitrag über Afrika
eingehen.
Ein umfassendes Eisenbahnnetz für Afrika
Afrika ist ein großer Kontinent, bis zu 5000 km breit und 8000 km lang, parallel zu
Südamerika gelegen. Dies sind die beiden Kontinente der Welt, die bisher die geringste
wirtschaftliche Entwicklung hatten. Wir sprechen darüber, was wir tun müssen, um Afrika
in der Gegenwart und noch mehr in der Zukunft zu helfen.
Abbildung 1 ist ein Diagramm, wie ein komplettes
Eisenbahn-Infrastrukturprogramm aussehen könnte; es basiert auf früheren Arbeiten der
LaRouche-Organisation aus den 80er Jahren. Vor einigen Jahren wurde ich von einem ihrer
Mitglieder, Thomas Fuller aus Tacoma im Staat Washington, gebeten, eine
Machbarkeitsstudie durchzuführen, was wir tun könnten, um ein Schienennetz im südlichen
Afrika aufzubauen. Der Schwerpunkt liegt auf der Demokratischen Republik Kongo, der
Expansion nach Südafrika und allen Ländern auf der Ost- und Westseite Afrikas.
Das einzige Land in Afrika, das bisher eine bedeutende wirtschaftliche Entwicklung
der Eisenbahnen hatte, die bis in das frühe 20. Jahrhundert und sogar bis in das späte
19. Jahrhundert zurückreicht, ist Südafrika. Die südafrikanischen Eisenbahnen gehören zu
den entwickeltsten der Welt. Es sind in erster Linie Schmalspurbahnen, mit einer
kleineren Spurweite als in den Vereinigten Staaten. Die Breite beträgt etwa 3 Fuß 6 Zoll
[1067 mm] gegenüber 4 Fuß 8,5 Zoll [1435 mm] in Amerika; in Rußland gibt es
bekanntlich die 5 Fuß [1520 mm] breite russische Spurweite. Wenn man ein
erfolgreiches System haben will, muß es letztendlich in ganz Afrika dasselbe sein. Wir
werden gleich darüber sprechen, was die anderen sind.
Ein enormes Potential für Energie
Afrika hat ein enormes Potential für die Energieentwicklung, parallel zur
Schienenentwicklung sowie zur Wasserentwicklung in bestimmten Gebieten. Es gibt jedoch
eine sehr große Ungleichmäßigkeit der Verteilung, insbesondere des Wassers. Entlang der
Flüsse könnte es neue Wasserkraftwerke geben. Der Kongo ist der wichtigste, gefolgt vom
Nil, dem Niger und dem Oranje River in Südafrika. Abbildung 2 ist eine
Darstellung der Flußbecken in Afrika. Man sieht den Kongo, der die größte Wasserführung
hat, den Nil, den Niger, Oranje und zahlreiche andere in Afrika. Am wichtigsten ist der
Kongo, denn er ist nach dem Amazonas der zweitgrößte Fluß der Welt, und er liegt
bekanntlich in der gleichen tropischen Region, wo das maximale Wasserpotential zur
Verfügung steht.
Das Transaqua-Projekt
Soweit ich weiß, kommt in der Konferenz heute auch das Transaqua-Projekt in Afrika
zur Sprache (Abbildung 3). Dabei soll Wasser aus dem Kongo entnommen und in den
Tschadsee im Norden Zentralafrikas umgeleitet werden, der in der Subsahara-Region am
südlichen Ende der Sahara liegt, um diesen See, der langsam austrocknet, wieder
aufzufüllen. Es war die typische Politik der Briten, nicht zuzulassen, daß der Tschad
und die Nachbarländer Wassertransfer zwischen den Becken vornähmen, was im Grunde
bedeutet, daß ihnen früher oder später das Wasser ausgehen muß. Und genau das geschieht.
Diese Politik wird nun durch diese Neuerung vollständig aufgehoben, denn der Kongo hat
mehr als genug Wasser, um die Länder zu versorgen, und es kann auch für die Länder im
Norden viele Vorteile bringen, ohne den Kongofluß zu beeinträchtigen. Es ist ein
riesiger Fluß.
Das Transaqua-Projekt umfaßt den Bau eines Kanals oder einer Reihe von Kanälen vom
Kongo bis zum Tschadsee, und das Wiederauffüllen. Der Tschadsee ist ein Becken, das
keinen Abfluß hat, er hat nur Zuflüsse. Er würde so zum Zentrum einer großen
landwirtschaftlichen Region und auch anderer industrieller Entwicklung. Nigeria, Tschad
und mehrere andere Länder würden davon profitieren. Der klare blaue [hellere] Abschnitt
des Tschadsees in Abbildung 4 ist der Teil, der heute Wasser hat. Die
schattierten Teile mit anderen Blaustufen [dunkler] zeigen, wo das Wasser verdunstet
oder ganz verschwunden ist, weil der Wasserspiegel des Sees sich abgesenkt hat. Das muß
korrigiert werden, indem man Wasser aus dem Süden, vom Kongobecken heranführt.
Die Wiederherstellung des Tschadsees würde eine wirtschaftliche Entwicklung rund um
den See nach sich ziehen. Das bedeutet Eisenbahnen und Straßen sowie Industrie und
Landwirtschaft für die gesamte Region zum Nutzen aller.
Es handelt sich hier um ein Gebiet, besonders im nördlichen Nigeria, mit
beträchtlichen terroristischen Aktivitäten gewisser muslimischer Extremisten, ähnlich
wie in manchen Gebieten im Nahen Osten. Wenn es dort überall Wohlstand gäbe, dann es
gäbe keine Terroristen.
Wir sollten eigentlich zwei Kanalsysteme haben: eines aus dem westlichen Teil des
Kongo und ein zweites mehr im Osten, durch die Zentralafrikanische Republik und die
Demokratische Republik Kongo zum Tschad und nach Nigeria.
Im Gespräch ist auch ein Äquivalent zur Nordamerikanischen Wasser- und Stromallianz
(NAWAPA), so etwas wie eine Afrikanische Wasser- und Stromallianz, die ein umfassendes
Wasserversorgungsnetz in ganz Afrika darstellen würde. Ein großer Teil davon bestünde
darin, Wasser aus dem Kongo in den Niger und die Flüsse in Südafrika und in den
südlichen Teil des gesamten afrikanischen Kontinents zu bringen.
Stromerzeugung und -verteilung
Wenn man solche Kanäle mit Wassekraftwerken baut, braucht man auch
Übertragungsleitungen für den Strom. Derzeit entfallen wahrscheinlich 70% der gesamten
Stromerzeugung des afrikanischen Kontinents auf Südafrika, und das vor allem in 44
Kohlekraftwerken. Sie haben reichlich Kohle in Südafrika, und die werden sie weiter
nutzen, aber man braucht auch andere Versorgungsquellen, darunter die Wasserkraft, sowie
eine, die besonders gut anwendbar ist, die Kernenergie, und schließlich wegen der
intensiven Sonne in der Nähe des Äquators auch Sonnenenergie, insbesondere in den
Wüstengebieten der Sahara.
Die Stromerzeugungskapazität in Afrika beträgt derzeit rund 130.000 MW; das Ziel
sollte sein, sie auf annäherend 400.000 MW zu steigern. Durch diese Steigerung würden
Südafrika und der östliche Teil Afrikas ein wichtiger Faktor für das übrige Afrika. Und
die Demokratische Republik Kongo würde zum größten Stromerzeuger, vor allem wegen der
Staudämme am Kongo. Insbesondere könnte der bestehende Inga-Damm von derzeit 3.000 MW
auf bis zu 50.000 MW ausgebaut werden.
Bahnentwicklung
Schauen wir uns den Ausbau des Bahnnetzes in den verschiedenen Ländern Afrikas an –
was es jetzt ist und was es in Zukunft sein könnte. Abbildung 5 zeigt den Stand
von 1990. Wie es einmal aussehen könnte, das sehen wir in Abbildung 6: es
wäre viel umfassender. Man hätte parallele Gleise für Passagiere und Fracht, soweit wie
möglich elektrifiziert. Es gibt eine beträchtliche Elektrifizierung der Eisenbahnen in
Südafrika, aber nirgendwo sonst in Afrika.
© Hal Cooper
Abb. 5: Bestehendes Eisenbahnnetz in Afrika um 1990.
© Hal Cooper
Abb. 6: Vorgeschlagenes Eisenbahnnetz für Afrika.
Quellen: Fusion Energy Foundation, „The Industrialization of Africa“, Wiesbaden, Campaigner Publications, 1980; „The Times Atlas of the World“, New York, Times Books, 1990.
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Abb. 7: Der Ost-West-Eisenbahnkorridor durch Zentralafrika.
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Abb. 8: Vorgeschlagene Eisenbahn-, Elektrizitäts- und Wasserkorridore in
Nordostafrika.
Wir haben auch den Ausbau der Schiene in der Region des Sudan bis nach
Ägypten im Norden usw. konzipiert. Abbildung 7 zeigt einen Querkorridor von
Westen nach Osten in Zentralafrika, von Pointe-Noire in der Republik Kongo bis nach
Tansania und Kenia, einschließlich einer 4-5 km langen Brücke über den Kongo zwischen
Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, und Brazzaville, der
Hauptstadt der Republik Kongo. Es wäre eine Straßen- und Eisenbahnbrücke mit
Telekommunikations- und Elektrizitätsleitungen, und auch für Fußgänger. Das wurde
vorgeschlagen, aber leider nie gebaut.
Ähnliche Vorschläge gibt es für den Sudan und eine Verbindung zwischen Dschibuti und
Jemen über die Meerenge Bab-el-Mandeb (Abbildung 8). Das klingt sicher nach einer
besseren Alternative als der Krieg im Jemen, nicht wahr? Wenn man dem Sudan und Südsudan
Frieden bringen will, dann braucht man Schienennetze und wirtschaftliche Entwicklung
über die Bab-el-Mandeb-Straße und durch die Arabische Halbinsel, bis über den Persischen
Golf.
Abbildung 9 zeigt eine Überquerung des Nil im Norden des Sudan, über die eine
Nord-Süd-Eisenbahn führen würde. Die etwa 2,5 km lange Brücke würde die Verbindung zur
Eisenbahnstrecke auf der anderen Seite herstellen. All dies ist Teil eines afrikanischen
Ost-West-Korridors, der etwa 4800 km lang ist.
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Abb. 9: Künstlerische Darstellung einer Eisenbahn- und Straßenbrücke über den Nil im Norden des Sudan.
Die Chinesen haben diesen Ländern einen entsprechenden Vorschlag
gemacht, bisher wurden aber nur einige Vorstudien durchgeführt, nicht mehr. Die
Gesamtkosten des Projekts würden etwa 1,5 Billionen US-Dollar betragen.
Der Grüne New Deal
Und damit bin ich am Ende, was Afrika betrifft, aber noch nicht mit dem Programm des
„Grünen New Deal“, der soeben von der Demokratischen Partei vorgeschlagen wurde. Ich
möchte das ganz kurz ansprechen. Bei dieser Konferenz gab es heute einige Diskussionen
über dieses Programm. Es klingt nach einer Politik ohne Wachstum und nach einem
Anti-Technologie-Programm, und genau das ist es auch. Mit einer Ausnahme: ein nationales
Hochgeschwindigkeits-Schienennetz. Ich denke, das ist etwas, was diese Organisation als
das einzige positive Element des Grünen New Deal befürworten muß, was das „Grüne“ in die
richtige statt in die falsche Perspektive bringt. Und damit danke ich Ihnen.