"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Südamerika und Afrika setzen auf Kooperation mit China

Chinas Außenminister Wang Yi besuchte Afrika und Südamerika, um die Gipfeltreffen der Foren für Chinas Kooperation mit Afrika sowie Lateinamerika und die Karibik vorzubereiten.

Seine erste Reise im Jahr 2018 führte Chinas Außenminister Wang Yi in vier afrikanische Länder: Ruanda, Angola, Gabun und Sao Tome-Principe. Der Besuch begann am 14. Januar in Ruanda, das in diesem Jahr turnusgemäß den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU) innehat. Wangs Reise diente nicht nur der Ausweitung bilateraler Vorhaben, sondern auch der Vorbereitung des Gipfeltreffens des Forums für China-Afrika-Kooperation (FOCAC), das alle drei Jahre organisiert wird und in diesem Jahr in Beijing stattfindet. Auf dem letzten FOCAC-Gipfel in Johannesburg ging es um Infrastrukturprojekte im Umfang von 60 Mrd.$.

Wang stellte während seiner jüngsten Reise noch größere Investitionen in Aussicht. Seine Gespräche zielten Xinhua zufolge auf die Koordinierung der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) mit den eigenen Entwicklungsstrategien afrikanischer Staaten, um deren Industrialisierung und Modernisierung voranzutreiben.

China beteiligt sich in Afrika an Eisenbahnprojekten mit einer Gesamtlänge von 6200 km, von denen ein Teil bereits fertiggestellt ist, darunter die Bahnstrecke von Addis Abeba in Äthiopien nach Dschibuti. Im Zuge von Wangs Besuch trafen sich die Präsidenten Ruandas und Tansanias und unterzeichneten ein Abkommen über den Bau einer modernen, 1400 km langen Bahnstrecke zwischen den beiden Hauptstädten Kigali und Daressalam. Weitere 4000 km Bahnstrecken stehen in Westafrika auf der Tagesordnung, dort hat Japan angeboten, mit China beim Bau von Bahnverbindungen durch fünf Küstenländer zu kooperieren.

Die Finanzierung solcher Projekte wird zunehmend über die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) in Shanghai laufen, die jetzt seit drei Jahren arbeitet. Der Chef der Bank, Jin Liqun, berichtete, daß sie bisher 4 Mrd.$ Kredite für Projekte vergeben hat und sich 2018 besonders auf Afrika konzentrieren will. Jin sagte: „Asien entwickelt sich rasch, aber es kann sich nicht gut erhalten, ohne eng mit afrikanischen Ländern zusammenzuarbeiten.“

Und wo bleibt Europa? Helga Zepp-LaRouche kritisierte in einem Internetforum am 17. Januar scharf die Afrikapolitik Deutschlands und der EU. Chinas Aufbaupolitik „steht in einem totalen Kontrast etwa zu der deutschen Politik, die im Rahmen der EU versucht, mit allen möglichen Regimes in Afrika Auffanglager für Flüchtlinge zu organisieren oder irgendwelche Deals, daß die Flüchtlinge wieder zurückkehren. Aber was völlig fehlt, ist ein Plan der Industrialisierung, der Entwicklung von Industrie und Landwirtschaft in Afrika, wie China das macht.“

Der französische Präsident Macron dagegen hat sich während seines jüngsten Chinabesuchs für eine chinesisch-französische Partnerschaft zur Entwicklung Afrikas eingesetzt, bisher gibt es allerdings noch keine konkreten Resultate. In Südafrika betreibt der französische Eisenbahnbauer Alstom ein Joint Venture namens Gibela, eine neue Bahnfabrik in Dunnottar bei Johannesburg. Alstom hält 61% an Gibela, Ubumbano Rail 30% und New Africa Rail 9%. Noch vor Jahresende soll der erste von 580 geplanten neuen Zügen geliefert werden – das ist annähernd das Tempo, das die Chinesen bei derartigen Projekten vorlegen.

CELAC-Ministerkonferenz in Chile

Anschließend reiste Wang Yi zur 2. Ministerkonferenz des China-CELAC-Forums, das am 22. Januar in Santiago de Chile stattfand. Bereits im Vorfeld der Konferenz herrschte großer Optimismus. An dem Forum nahmen 33 Außenminister der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) sowie Chinas Außenminister Wang Yi mit seiner Delegation teil. An den beiden Tagen zuvor hatte es weitere Treffen in verschiedenen Formaten gegeben. Das China-CELAC-Forum wurde auf dem BRICS-Gipfel im brasilianischen Fortaleza im Juli 2014 gegründet, das erste Ministertreffen fand Anfang 2015 in China statt.

China-Experten und Diplomaten in der gesamten Lateinamerika-Karibik-Region (LAC) sehen voller Begeisterung das Potential für eine engere Zusammenarbeit mit China in vielen Bereichen – Bergbau, Landwirtschaft, Infrastruktur, Industrie, Energie, Forschung und Technik –, vor allem auch für die Beteiligung der Region an der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI).

Wang Yi bekräftigte vor dem Forum in einem Gastkommentar in der offiziellen peruanischen Tageszeitung El Peruano, das Ziel sei „strategische Ausformulierung auf höchster Ebene zwischen China und der LAC-Region beim gemeinsamen Bau von Gürtel und Straße“. Die Region bilde eine „natürliche Verlängerung der alten maritimen Seidenstraße“.

In den drei Jahren seit der ersten Ministerkonferenz wurde die BRI eindrucksvoll ausgeweitet, und China schloß immer mehr Handels-, Infrastruktur- und andere Abkommen mit Ländern der Region. Ein wichtiger Wendepunkt war die Entscheidung Panamas im Juni 2017, die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan zu beenden und statt dessen mit der Volksrepublik China aufzunehmen. Seitdem führen beide Staaten intensive Gespräche über den Ausbau Panamas zu einer strategischen, logistischen, finanziellen, technischen und Transport-„Plattform“ für chinesische BRI-Investitionen in der gesamten Region. Dies sorgt für Optimismus und Enthusiasmus hat in anderen Ländern, auch solchen, die noch diplomatische Beziehungen zu Taiwan haben.

China bietet an, eine Schnellbahn von Panama-Stadt zur Provinz Chiriqui an der Grenze zu Costa Rica zu bauen (das einzige andere mittelamerikanische Land mit diplomatischen Beziehungen zu Festlandchina), möglicherweise mit einer Verlängerung quer durch ganz Mittelamerika bis nach Mexiko. Bezeichnend ist der Kommentar eines früheren Planungsministers Costa Ricas gegenüber der Zeitung La Nacion: „Warum sollten wir bei der Seidenstraße außen vor bleiben? ... Es wäre ein krasser Fehler, nicht strategisch zu denken“ und „auf diese rasante Entwicklung zu verzichten“.

Wenige Tage vor dem Forum, am 17. Januar, wurde in Boliviens Hauptstadt La Paz ein von China gebautes Wasserkraftwerk eröffnet. Der Gesandte Liang Yu sagte dort, China wolle die Zusammenarbeit im Bereich der Wasserkraft ausweiten, um Bolivien zum „wahren Energie-Herzen Südamerikas“ zu machen. Dasselbe Unternehmen, Sinohydro, erhielt auch den Zuschlag für den Bau von zwei weiteren Wasserkraftwerken in dem Land.

Viele Beobachter in den Vereinigten Staaten sehen zwar voller Unruhe, daß China in ihrem „Hinterhof“ immer stärker präsent ist, aber die chinesische Führung hat den USA angeboten, sich an den Projekten und der wirtschaftlichen Entwicklung der LAC-Region zu beteiligen.

eir