"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Italien stellt Weichen für eine beispiellose Kooperation mit China

Vertreter der italienischen Regierung besuchten China, um Vereinbarungen über die Kooperation in Drittländern – insbesondere in Afrika – zu schließen.

Der italienische Wirtschafts- und Finanzminister Giovanni Tria reiste Ende August mit einer Delegation nach China, wenige Tage später folgte der Staatssekretär für Wirtschaftsentwicklung, Michele Geraci, der anschließend auch am China-Afrika-Gipfel (FOCAC) teilnahm.

Tria erläuterte in einem Interview mit CGTN: „Italien und China ergänzen sich in vieler Hinsicht und können Synergien bei Infrastrukturinvestitionen, Technologien, Nahrungsmitteln, Luft- und Raumfahrt entwickeln. Italien ist der zweitgrößte Industrieproduzent Europas und der siebtgrößte der Welt. China entwickelt rasant eine qualitativ hochstehende Industrie und Technik. Wir können diese Technologien verbinden und in China, Italien und auch Drittstaaten zusammenarbeiten.“

Dies können insbesondere afrikanische Länder sein, wie auch Geraci unterstreicht. In einem Interview mit Formiche erklärte er, Chinas Investitionen in Afrika „bringen uns Italienern eine Rendite, denn vor allem tragen sie dazu bei, Länder zu stabilisieren, in denen unsere Unternehmen tätig sind. Darüber hinaus bin ich überzeugt, daß ein fortgeschrittenes Land wie unseres die Pflicht hat, nicht so sehr die Menschen aufzunehmen, die vom afrikanischen Kontinent fliehen, sondern Afrikanern dabei zu helfen, ihre Heimat nicht zu verlassen. Das ist die einzige Win-Win-Lösung für alle.“

Geraci traf sich beim FOCAC-Gipfel mit ägyptischen und äthiopischen Regierungsvertretern und während seines Besuches in Shanghai und Beijing mit zahlreichen chinesischen Wirtschafts- und Staatsvertretern zu Gesprächen über eine Zusammenarbeit in vielen Bereichen, wie „grüne Wirtschaft“, Elektrofahrzeuge, Internethandel, Infrastruktur, Eisenbahnen, Luftfahrt, Bauwirtschaft, Stahl, Banken und Investmentfonds. Er verhandelte auch über eine mögliche Kooperation der Fluglinien Air China und Alitalia.

Minister Tria traf sich mit seinem Amtskollegen Liu Kun, Zentralbankgouverneur Yi Gang und dem Chef der Bank of China, Liu Lian Ge. In dem CGTN-Interview betonte er, das Gerücht, Italien suche Hilfe bei der Finanzierung seines Haushaltsdefizits, sei „Fake News“; aber „in- und ausländische Anleger können entscheiden, ob sie in unsere Staatsanleihen investieren. Diejenigen, die das bisher getan haben, hatten stets eine sehr gute Rendite.“ Ein quid pro quo? Die italienische Delegation kündigte an, die Bank von Italien werde künftig auch Renminbi-Devisenreserven anlegen.

Zum Abschluß seines Interviews sagte Tria: „Ich war vor 40 Jahren in Beijing. Ich kam als junger Student von der Universität Rom, sehr daran interessiert, die chinesische Wirtschaft zu studieren. Ich wurde 1978-79 Zeuge des Beginns der Wirtschaftsreform. Heute kann ich rückblickend emotional wie intellektuell nur bewundern, was China getan hat – den Fortschritt, den China erreicht hat, nicht nur aus ökonomischer Sicht, sondern auch bei der Wahrung der sozialen Stabilität in einem Land, das so groß wie ein ganzer Kontinent ist. Und ich denke, ich bin für die Zukunft sehr optimistisch, denn was Italien und China gemeinsam haben, ist eine jahrtausendealte Zivilisation. In die Geschichte zurückzuschauen, ist die Grundlage für Innovation, die Grundlage für den Aufbau der Zukunft. Und ich habe immer gesagt, Italiener und Chinesen können über die Vergangenheit und die Zukunft gleichzeitig reden.“

Am Ende seines Besuchs unterzeichneten Staatssekretär Geraci und die chinesische Nationale Kommission für Entwicklung und Reformen eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit in Drittländern, wobei Afrika im Vordergrund steht. In einer Erklärung des italienischen Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung heißt es: „Durch dieses ein Memorandum vereinbaren Italien und China, Gebiete der Zusammenarbeit in Drittländern zu suchen. Das erste Ziel dieser neuen Form der Zusammenarbeit wird Afrika sein, der Kontinent, der mit seiner starken demographischen Entwicklung und seinen Perspektiven für wirtschaftliches Wachstum dazu bestimmt ist, immer mehr die Aufmerksamkeit europäischer Länder und insbesondere Italiens auf sich zu ziehen, sowohl, um mit dem Phänomen der Migranten umzugehen, als auch, um neue Märkte für unsere Unternehmen zu eröffnen und um gemeinsam mit den afrikanischen Ländern die Herausforderungen auf dem Weg zu Entwicklung, wirtschaftlichem Wachstum und Nachhaltigkeit zu meistern.“

eir