Ein Reisebericht aus Kenia und Tansania
Während meiner Besuche in Kenia und Tansania und durch die Menschen, mit
denen ich ins Gespräch kam, als ich dort arbeitete und Urlaub machte, hatte
ich Zeit und Gelegenheit, zu erleben und zu fragen, wie die Menschen dort über
China und darüber hinaus über die Wirtschaftsgürtel-Initiative (Belt &
Road Initiative, BRI) denken. Während unseres Aufenthalts in Kenia hatte ich
auch Gelegenheit, mit einer Gruppe von Tänzern mit der gerade eröffneten
Standardspurbahn (SGR) von Nairobi nach Mombasa zu fahren. Der Zug und die
Bahnhöfe wurden nach neuesten und sichersten Standards gebaut, und man mußte
zwar etliche Sicherheitskontrollen passieren, aber die Menschen waren dafür
auch sicher, daß während der Reise für ihre Sicherheit und ihren Komfort
gesorgt war. Der Fahrpreis für die rund 500 km und im Schnitt etwa fünf
Stunden lange Fahrt beträgt lediglich sechs Dollar.
Während der Fahrt waren die Fahrgäste sehr gesprächsbereit, und ich fragte
sie, was sie von dem Zug halten. Sie waren vollkommen zufrieden mit der neuen
SGR und sehen darin den Beginn eines neuen Zeitalters für Kenia und Afrika
insgesamt. Für sie ist die SGR der Start vieler weiterer Entwicklungen in
ihrem Land. Sie waren sehr zufrieden mit dem Reisekomfort, und alle sagten,
die Zugbegleiter seien sehr freundlich und gut geschult. Fast alle waren
Kenianer, bis auf einen Chinesen, offenbar der Manager, der aber auch sehr
freundlich und hilfsbereit war. Wir sprachen auch mit einer der Stewardessen
des Zuges über ihre Arbeitsbedingungen. Sie sagte uns, alles sei sehr gut, und
sie sei sehr dankbar, diesen Arbeitsplatz zu haben. Die Ausbildung sei hart
gewesen, aber sie habe auch viel gelernt. Nach ihrem Arbeitsvertrag arbeitet
sie 15 Tage pro Monat und erhält dafür umgerechnet etwa 1000 Euro pro
Monat.
Dann waren wir in Tansania, wo wir auf einer neuen Straße fuhren, die erst
kürzlich von einem chinesischen Unternehmen gebaut und fertiggestellt worden
war. Während wir auf dieser Straße fuhren, wurden zum Teil noch letzte
Arbeiten durchgeführt, und wir sahen viele tansanische Arbeiter, die dort
unter der Leitung chinesischer Ingenieure arbeiteten. Auf etwa 30 Afrikaner
kam ein Chinese.
In den westlichen Medien wird viel über die Infrastrukturprojekte
geschrieben, die China in Afrika baut, über Schuldenfallen, schlechte
Arbeitsbedingungen, Unterbezahlung und über viele chinesische Arbeiter in
diesen Projekten. Ich möchte betonen, daß wir in Kenia und Tansania bei den
vielen Straßen, Eisenbahnen und Flughäfen, die China und andere Ländern dort
bauen, keine offensichtlichen Mißbräuche gesehen haben, und daß die Menschen,
mit denen wir gesprochen haben und mit denen wir zum Teil noch heute in engem
Kontakt stehen, eine sehr positive Wahrnehmung von der BRI und Chinas Rolle in
der Entwicklung Afrikas haben.
Tatsächlich scheint es, daß die Menschen dort gerne sehen würden, wenn sich
auch andere Länder am Aufbau der wesentlichen Infrastruktur auf dem
afrikanischen Kontinent beteiligen würden. Viele sagten, sie hätten schon
lange darauf gewartet, daß ihre Städte und Nationen auf Weltstandards gebracht
werden, und nun hätten sie endlich die Gelegenheit, dies zu tun, es sei also
gut für sie. Und was die Schulden angeht, muß man bedenken: Wenn die Projekte
die Nationen voranbringen, dann sind auch die Schulden leichter zu bezahlen.
Wie beispielsweise die SGR – sie war voll besetzt und doch bequem. Die
Kapazität der Züge ist normalerweise zu 90% ausgelastet, und sie bieten den
Unternehmen und der Regierung viele Vorteile. Und wir sahen im Bahnhof von
Nairobi auch viel Fracht. Das zeigt, daß es leichter geworden ist, innerhalb
des Landes und international Geschäfte zu machen. Kenia kann nun seine Waren
mit dem Zug für ein Drittel der bisherigen Kosten ans Meer bringen.
Ich werde Kenia und Afrika in naher Zukunft wieder besuchen, und freue mich
mit Optimismus auf die Änderungen, die sich dort vollziehen werden oder schon
vollziehen. Ich war ehrlich gesagt überrascht, daß Kenia schon so entwickelt
ist, und daß die Menschen dort ihre Zukunft so positiv sehen, und ich teile
ihren Optimismus und freue mich darauf, den Aufstieg ihrer Länder auf
ungekannte Höhen mitzuverfolgen.
Nicholas Jones