"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Ein Reisebericht aus Kenia und Tansania

Während meiner Besuche in Kenia und Tansania und durch die Menschen, mit denen ich ins Gespräch kam, als ich dort arbeitete und Urlaub machte, hatte ich Zeit und Gelegenheit, zu erleben und zu fragen, wie die Menschen dort über China und darüber hinaus über die Wirtschaftsgürtel-Initiative (Belt & Road Initiative, BRI) denken. Während unseres Aufenthalts in Kenia hatte ich auch Gelegenheit, mit einer Gruppe von Tänzern mit der gerade eröffneten Standardspurbahn (SGR) von Nairobi nach Mombasa zu fahren. Der Zug und die Bahnhöfe wurden nach neuesten und sichersten Standards gebaut, und man mußte zwar etliche Sicherheitskontrollen passieren, aber die Menschen waren dafür auch sicher, daß während der Reise für ihre Sicherheit und ihren Komfort gesorgt war. Der Fahrpreis für die rund 500 km und im Schnitt etwa fünf Stunden lange Fahrt beträgt lediglich sechs Dollar.

Während der Fahrt waren die Fahrgäste sehr gesprächsbereit, und ich fragte sie, was sie von dem Zug halten. Sie waren vollkommen zufrieden mit der neuen SGR und sehen darin den Beginn eines neuen Zeitalters für Kenia und Afrika insgesamt. Für sie ist die SGR der Start vieler weiterer Entwicklungen in ihrem Land. Sie waren sehr zufrieden mit dem Reisekomfort, und alle sagten, die Zugbegleiter seien sehr freundlich und gut geschult. Fast alle waren Kenianer, bis auf einen Chinesen, offenbar der Manager, der aber auch sehr freundlich und hilfsbereit war. Wir sprachen auch mit einer der Stewardessen des Zuges über ihre Arbeitsbedingungen. Sie sagte uns, alles sei sehr gut, und sie sei sehr dankbar, diesen Arbeitsplatz zu haben. Die Ausbildung sei hart gewesen, aber sie habe auch viel gelernt. Nach ihrem Arbeitsvertrag arbeitet sie 15 Tage pro Monat und erhält dafür umgerechnet etwa 1000 Euro pro Monat.

Dann waren wir in Tansania, wo wir auf einer neuen Straße fuhren, die erst kürzlich von einem chinesischen Unternehmen gebaut und fertiggestellt worden war. Während wir auf dieser Straße fuhren, wurden zum Teil noch letzte Arbeiten durchgeführt, und wir sahen viele tansanische Arbeiter, die dort unter der Leitung chinesischer Ingenieure arbeiteten. Auf etwa 30 Afrikaner kam ein Chinese.

In den westlichen Medien wird viel über die Infrastrukturprojekte geschrieben, die China in Afrika baut, über Schuldenfallen, schlechte Arbeitsbedingungen, Unterbezahlung und über viele chinesische Arbeiter in diesen Projekten. Ich möchte betonen, daß wir in Kenia und Tansania bei den vielen Straßen, Eisenbahnen und Flughäfen, die China und andere Ländern dort bauen, keine offensichtlichen Mißbräuche gesehen haben, und daß die Menschen, mit denen wir gesprochen haben und mit denen wir zum Teil noch heute in engem Kontakt stehen, eine sehr positive Wahrnehmung von der BRI und Chinas Rolle in der Entwicklung Afrikas haben.

Tatsächlich scheint es, daß die Menschen dort gerne sehen würden, wenn sich auch andere Länder am Aufbau der wesentlichen Infrastruktur auf dem afrikanischen Kontinent beteiligen würden. Viele sagten, sie hätten schon lange darauf gewartet, daß ihre Städte und Nationen auf Weltstandards gebracht werden, und nun hätten sie endlich die Gelegenheit, dies zu tun, es sei also gut für sie. Und was die Schulden angeht, muß man bedenken: Wenn die Projekte die Nationen voranbringen, dann sind auch die Schulden leichter zu bezahlen. Wie beispielsweise die SGR – sie war voll besetzt und doch bequem. Die Kapazität der Züge ist normalerweise zu 90% ausgelastet, und sie bieten den Unternehmen und der Regierung viele Vorteile. Und wir sahen im Bahnhof von Nairobi auch viel Fracht. Das zeigt, daß es leichter geworden ist, innerhalb des Landes und international Geschäfte zu machen. Kenia kann nun seine Waren mit dem Zug für ein Drittel der bisherigen Kosten ans Meer bringen.

Ich werde Kenia und Afrika in naher Zukunft wieder besuchen, und freue mich mit Optimismus auf die Änderungen, die sich dort vollziehen werden oder schon vollziehen. Ich war ehrlich gesagt überrascht, daß Kenia schon so entwickelt ist, und daß die Menschen dort ihre Zukunft so positiv sehen, und ich teile ihren Optimismus und freue mich darauf, den Aufstieg ihrer Länder auf ungekannte Höhen mitzuverfolgen.

Nicholas Jones