Transaqua: ein Traum wird Wirklichkeit
Die jahrzehntelangen Anstrengungen der Autoren des Wassergroßprojekts
Transaqua und des Schiller-Instituts werden endlich von Erfolg gekrönt: Am 13.
Dezember schlossen der chinesische Energiekonzern Powerchina, die
internationale Kommission für das Tschadseebecken (LCBC) und die
nigerianischen Behörden einen Vorvertrag für ein Projekt zur Umleitung von
Wasser aus dem Kongobecken in den Tschadsee. Das Vorhaben entspricht den
Vorgaben des in Italien entworfenen Transaqua-Projekts für einen neuen
Wasserweg vom Kongobecken zum Tschadseebecken, um den Tschadsse wieder
aufzufüllen und gleichzeitig eine moderne Verkehrs-, Energie- und
Agrarinfrastruktur für Zentralafrika zu schaffen.
Die Neue Seidenstraße ist am Tschadsee angekommen!
Wie es in einer Presseerklärung der LCBC heißt, umfaßt das Abkommen eine
Machbarkeitsstudie für die ersten Phasen des Transaqua-Kanals. Powerchina wird
die Grundlagen für „ein afrikanisches Infrastrukturprojekt durch die
Einrichtung eines neuen Entwicklungskorridors zur Vernetzung von West- und
Zentralafrika“ untersuchen. Im einzelnen werden vier Elemente untersucht
werden:
„1. Potentielle Leitung von 50 Mrd. m3 Wasser jährlich in den
Tschadsee über eine Reihe von Dämmen in der Demokratischen Republik Kongo, der
Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik.
2. Potential zur Erzeugung von bis zu 15-25 Mrd. kWh Strom aus Wasserkraft
durch Massenbewegung des Wassers mittels der Schwerkraft.
3. Potential zur Entwicklung einer Reihe von Bewässerungszonen für
Nutzpflanzen oder Viehzucht über ein Areal von 50.000-70.000 km2 in
der Sahelzone in Tschad, Nordost-Nigeria, Nord-Kamerun und Niger.
4. Schaffung einer erweiterten Wirtschaftszone durch Bereitstellung einer
neuen Infrastrukturplattform für die Entwicklung von Landwirtschaft,
Industrie, Verkehr und Stromerzeugung, die bis zu zwölf afrikanische Nationen
erreicht.“
Weiter heißt in der Erklärung: „Die Grundidee ist Steigerung der
Wassermenge im Tschadsee, Verbesserung der Wasserfließbedingungen, Linderung
der Armut im Becken durch soziale und wirtschaftliche Aktivität, Deckung des
Energiebedarfs von Städten in den beiden kongolesischen Republiken und
Durchführung einer gründlichen Umweltverträglichkeitsstudie.“
Vor dem Abschluß des Vertrags hatte ein Expertenteam des italienischen
Konstruktionsbüros Bonifica unter Leitung der Ingenieure Marcello Vichi und
Andrea Mangano für die LCBC einen ausführlichen Plan für den Bezugsrahmen und
die Methodologie einer Machbarkeitsstudie erstellt. Vichi und Mangano waren
die ursprünglichen Autoren des Transaqua-Plans vor mehr als 35 Jahren. Der
Exekutivsekretär des LCBC, Abdullahi Sanusi Imran, hatte in einer Mitteilung
an die italienischen Experten betont, das Transaqua-Konzept sei „für die
Situation des Tschadsees besser angemessen als alle anderen alternativen
Lösungen“. Vichi und Mangano hatten ihren Vorschlag u.a. auch am 23. März 2016
in einem EIR-Seminar in Frankfurt/M. vorgestellt, an dem auch der
LCBC-Vertreter Mohammed Bila teilnahm.
Starker chinesischer Partner
Mit Powerchina steigt nun ein außerordentlich starker Partner in die
Kräftekombination für Transaqua ein, und man könnte sagen, die Neue
Seidenstraße ist am Tschadsee angekommen. Powerchina ist der Staatskonzern,
der den Drei-Schluchten-Damm, das größte Wasserkraftprojekt der Welt, gebaut
hat.
Nigerianische Medien zitierten den Vizepräsidenten von Powerchina, Tian
Hailua, sein Unternehmen werde „sowohl technische als auch finanzielle
Unterstützung für die Verwirklichung des Wassertransfers in den See leisten“.
Das Unternehmen sagte 1,8 Mio. Dollar Finanzierung für das Projekt zu, „um den
Menschen im Becken sozial und wirtschaftlich ein sinnvolleres Leben zu
ermöglichen“, wie es im Bericht der nigerianischen Regierung heißt. Die
Leitung von Wasser in den See eröffne die Möglichkeit, „bewässerte Zonen für
Nutzpflanzen und Viehzucht über ein Gebiet von 50.000 bis 70.000
km2 im Seebecken zu schaffen“.
Nigerias Wasserminister Suleiman Adamu beschrieb das Vorhaben als „ein
Generationenprojekt ”, dessen Verwirklichung wegen des gewaltigen
erforderlichen Kapitals und der Komplexität des Projekts lange Zeit in
Anspruch nehmen werde. Er rief alle Betroffenen auf, gemeinsam dazu
beizutragen, daß das Projekt machbar wird, denn „das würde den Lebensunterhalt
für mehr als 40 Mio. Menschen retten, die im Einzugsbereich des Sees
leben“.
Die umzuleitende Wassermenge, die genannt wird, ist zwar nur die Hälfte des
ursprünglichen Transaqua-Projekts zur Wiederauffüllung des Tschadsees, aber
man geht davon aus, daß die Studie von Powerchina auch die Machbarkeit des
Baus eines Systems von Dämmen und Wasserwegen prüft, das südlich in die
Demokratische Republik Kongo verlängert werden kann, indem alle rechten
Zuflüsse des Kongo einbezogen werden. Damit wird das Projekt nicht nur eine
bedeutende Wasserumleitung sein, sondern auch einen wichtigen Transportweg
schaffen, der alle Länder Zentralafrikas miteinander verbindet.
Marcello Vichi, der geistige Vater von Transaqua, erklärte dazu: „Um
vollständig zu sein, sollte die Machbarkeitsstudie von Anfang an die gesamte
Länge des Wassertransferprojekts prüfen, auch wenn der Kanal offensichtlich
notwendigerweise im Norden auf dem Gebiet der Zentralafrikanischen Republik
beginnen sollte, um dies dann weiter nach Süden auszuweiten, soweit es die
verfügbaren Geldmittel und die Wünsche der Nationen zulassen. Um so länger der
Kanal ist, um so größer wird die Wassermenge sein, die sich in den See
ergießt.“
cc