Italien und China kooperieren beim Transaquaprojekt
Die Firmen Power China und Bonifica Spa wollen gemeinsam eine
Machbarkeitsstudie für das größte jemals vorgeschlagene Infrastrukturprojekt
in Afrika erstellen.
Mit Rückendeckung ihrer Regierungen unterschrieben das italienische
Ingenieurbüro Bonifica Spa und Power China, einer der größten chinesischen
multinationalen Konzerne, eine Absichtserklärung zur Kooperation bei einer
Machbarkeitsstudie für das größte jemals vorgeschlagene Infrastrukturprojekt
in Afrika, Transaqua, mit integrierter Entwicklung der Infrastruktur für den
Wassertransfer, Verkehr, Energie und Landwirtschaft.
Die Vereinbarung wurde Anfang Juni in Hangzhou bei einem Treffen der
Vorstände der beiden Unternehmen in Gegenwart des italienischen Botschafters
in China unterzeichnet, jedoch erst Anfang August bekanntgegeben.
Das Transaqua-Projekt soll Wasser aus den Nebenflüssen des Kongo über einen
2400 km langen Kanal bis ins das Becken des Tschadsees leiten.
Bonifica entwickelte in den 1970er Jahren die Idee zu Transaqua (s.
Abbildung): ein 2400 km langer Kanal vom Süden der Demokratischen Republik
Kongo (DRK), mit Dämmen und Stauseen, der Wasser von rechten Nebenflüssen des
Kongo aufnimmt und mittels der Schwerkraft bis zu 100 Mrd. m3
Wasser jährlich zum Tschadsee transportiert, um den austrocknenden See wieder
aufzufüllen, gleichzeitig Strom zu erzeugen und reichlich Wasser zur
Bewässerung zu liefern. Der Kanal wäre auch eine bedeutende
Verkehrsinfrastruktur für Zentralafrika.
In den seither vergangenen Jahrzehnten ist die Lage um den Tschadsee immer
gefährlicher und dringlicher geworden. Das Austrocknen des Sees löste eine
Massenemigration nach Europa aus, und die verarmte Region ist zum Nährboden
für die Rekrutierung der Terrorgruppe Boko Haram geworden. Obwohl Transaqua
eine Lösung dieser Probleme böte, lehnten westliche Länder und Institutionen
es aus finanziellen und ideologischen Gründen ab.
Dank des Einsatzes der LaRouche-Organisation über all diese Jahre, zusammen
mit den Erfindern der Transaqua-Idee, kann dieses Projekt jetzt im Rahmen der
Gürtel- und Straßen-Initiative Wirklichkeit werden. EIR und das
Schiller-Institut stellten den ersten Kontakt zwischen der Kommission für das
Tschadsee-Becken (LCBC) und den Autoren von Transaqua her. Ende 2016
unterzeichnete die LCBC eine Absichtserklärung mit dem starken Partner Power
China, anschließend organisierte sie den Kontakt zwischen den italienischen
und chinesischen Unternehmen.
Nigerianische Vertreter begrüßen den Fortschritt
In einem Gespräch über den Vorvertrag zum Tschadsee mit der Nigeria
Tribune betonte Nigerias Wasserminister Suleiman Adamu am 25. Juli, China
habe selbst ein ähnliches Projekt, „Wasser von Südchina nach Nordchina zu
transferieren. So wie Nigeria hat Südchina mehr Wasser als der Norden. Im
nördlichen Teil sind einige Gebiete semi-arid, deshalb leiten sie Wasser
dorthin. Der Kanal, den sie gebaut haben, ist insgesamt etwa 2500 km lang, und
das ist Phase 1.”
Der Minister fuhr fort, Nigeria arbeite mit der UNESCO an der Vorbereitung
einer internationalen Konferenz über den Tschadsee in diesem Jahr in Abuja, um
internationale Unterstützung für das Projekt zu gewinnen.
In früheren Gesprächen zwischen der LCBC, dem Schiller-Institut und den
Transaqua-Autoren war vorgeschlagen worden, die Machbarkeit des Baus des
ersten Abschnitts des Transaqua-Kanals durch die Zentralafrikanische Republik
(ZAR) zu prüfen, um festzustellen, wieviel Wasser dieser erste Abschnitt
sammeln kann – mit Blick darauf, später den Kanal auf seine Gesamtlänge zur
Demokratischen Republik Kongo zu verlängern.
Nach den Berechnungen der Bonifica-Ingenieure würden etwa 50 Mrd.
m3 Wasser ausreichen, um den Tschadsee wieder aufzufüllen. Der
ursprünglich vorgeschlagene Kanal könnte aber weit mehr, vielleicht sogar das
Doppelte fassen, so daß der Überschuß für Bewässerung genutzt werden könnte.
Die Machbarkeitstudie soll zeigen, ob der Abschnitt in der ZAR bis zu 50 Mrd.
m3 fassen kann.
In einer Mitteilung an die LCBC erklärten Bonifica-Vertreter, sie seien mit
den Ergebnissen des Treffens „sehr zufrieden“ und seien zuversichtlich, ein
wirkungsvolles Kooperationsabkommen zu erreichen, das zum gemeinsamen Handeln
zur Lösung der kritischen Lage des Tschadseebeckens führt.
Der Chef der LCBC, Ingenieur Abdullahi Sanusi, äußerte sich zuversichtlich,
daß die neue Zusammenarbeit erfolgreich sein werde und „Teil der guten
Geschichte wird, um denen, die keine Stimme haben, Hoffnung zu bringen“.
Il Sole 24 Ore berichtet über Transaqua-Vereinbarung
Einen Tag, nachdem EIR über die Vereinbarung berichtet hatte, griff
die italienische Finanzzeitung Il Sole 24 Ore am 10. August das Thema
auf. Unter der Überschrift „Transaqua: italienisches Projekt zur Rettung des
Tschadsees wieder gestartet“ berichtet Alessandro Arona über die Vereinbarung
zwischen Bonifica und Power China und das Interesse der italienischen
Regierung. Der Autor beschreibt das Transaqua-Projekt zur Wiederauffüllung des
Tschadsees und betont: „Dies hat wieder eine dramatische Dringlichkeit
angenommen. In den letzten 50 Jahren hat der See, vor allem aufgrund
ausbleibender Niederschläge, 90% seiner Oberfläche verloren, und rund 30
Millionen Menschen, die um den See herum ansässig sind (und vom Fischfang oder
der Landwirtschaft leben) verlieren ihre Existenzgrundlage. Der Direktor der
Nahrungsmittel- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) José Graziano da
Silva sprach in den letzten Monaten von einer ,humanitären und ökologischen
Krise’ und im März startete die FAO einen Notplan für 2017-2019. Das Gebiet
umfaßt Nigeria, Niger, Tschad und die Zentralafrikanische Republik, es gibt
bereits 2,5 Mio. Flüchtlinge und 9 Mio. Menschen, die von Hilfe abhängen. Das
gesamte Becken kann zum Ausgangspunkt neuer Migrationswellen nach Europa
werden.“
Weiter heißt es: „Das italienische Außenministerium und Umweltministerium
haben soeben das Bonifica-Dossier erhalten... Quellen, die mit dem Dossier
vertraut sind, sprechen von einem ,sehr interessanten Projekt’, das für
Italien ,von einer gewissen strategischen Bedeutung’ sei. Nach diesem Sommer
wird darüber entschieden, ob Bonifica in der Planungsphase finanzielle
Unterstützung erhält, mit Geldern aus dem Umweltministerium im Rahmen der
internationalen Vereinbarungen nach Paris zur Eindämmung des
Klimawandels.“
Il Sole zitiert die Bonifica-Vorstandsvorsitzende Romina Boldrini:
„Im Oktober werden wir den ersten Schritt der Machbarkeitsstudie
vorstellen.“
ccc