Chinesisches und italienisches Unternehmen
wollen den rapide
austrocknenden Tschadsee wieder auffüllen
Von Kimeng Hilton Ndukong
People’s Daily berichtete am 21. August in dem folgenden
Beitrag über die Fortschritte des Transaqua-Projektes und hob darin LaRouches
Rolle hervor.
Die 40 Millionen Menschen, deren Lebensunterhalt vom Tschadsee abhängt,
haben neue Hoffnung geschöpft, nachdem im vergangenen Juni in der chinesischen
Stadt Hangzhou eine Vereinbarung zwischen dem chinesischen Baugiganten
PowerChina und dem italienischen Unternehmen Bonifica Spa unterzeichnet worden
ist. Die Nachricht darüber ist allerdings erst Anfang dieses Monats
veröffentlicht worden.
Riesiges Wassertransferprojekt
Die Vereinbarung sieht die Erstellung einer Machbarkeitsstudie über den
Transfer von jährlich 100 Mrd. Kubikmeter Wasser aus dem Kongo in der
Demokratischen Republik Kongo vor, um den rasch schrumpfenden Tschadsee wieder
aufzufüllen, und das über eine Entfernung von 2500 km. Dieses Projekt ist auch
unter dem Namen Transaqua bekannt. Nach Angaben der Webseite des
Magazins Executive Intelligence Review (EIR) wurde die
Absichtserklärung auf einem Treffen der beiden Firmen in Anwesenheit des
italienischen Botschafters in China, Gabriele Menegatti, unterzeichnet.
Dieses jüngste Abkommen zwischen PowerChina und Bonifica Spa führt eine
frühere Absichtserklärung fort, die am 13. Dezember 2016 zwischen PowerChina
und der Tschadsee-Kommission (LCBC) in der nigerianischen Hauptstadt Abuja
unterschrieben wurde. Der LCBC gehören Kamerun, Tschad, Niger, Nigeria und die
Zentralafrikanische Republik an. Die Absichtserklärung umfaßt einen Zeitraum
von vier Jahren, kann jedoch durch erneute Verhandlungen zwischen beiden
Parteien verlängert werden.
Die Vereinbarung „ist mit der Absicht geschlossen worden, die Prinzipien
einer technischen und finanziellen Unterstützungsvereinbarung zur
Verwirklichung eines Wassertransfers aus dem Kongobecken zum Tschadsee
darzulegen“, heißt es auf der Webseite der LCBC. PowerChina wird die Kosten
der Studien in Höhe von 1,8 Mio. US-Dollar übernehmen, während die LCBC alle
notwendigen Informationen und Unterstützung bereitstellt.
Zentral- und Westafrika verbinden
Die Absichtserklärung soll die Grundlage erstellen, auf der die Beteiligten
zusätzliche Untersuchungen über das Wassertransferprojekt zum Tschadsee-Becken
und weitere zukünftige Projekte ausführen werden, die im Einklang mit der
Wasser-Charta des Tschadsee-Beckens, nationalen Gesetzen, Vorschriften und
Praktiken der Mitgliedsstaaten stehen. Zusätzliche Forschungen sind notwendig,
um die Sahelzone gegen den Klimawandel zu wappnen und das Projekt zu einem
kontinentalen Infrastrukturprojekt zu erheben, wenn dieser neue
Entwicklungskorridor eröffnet wird, um Zentral- und Westafrika miteinander zu
verbinden.
Die Vereinbarung zwischen PowerChina und LCBC sieht den potentiellen
Transfer von jährlich 50 Mrd. Kubikmeter Wasser zum Tschadsee über eine Reihe
von Dämmen in der Demokratischen Republik Kongo (DRC), der Republik Kongo
Brazzaville und der Zentralafrikanischen Republik vor. Zudem geht es um die
mögliche Erzeugung von 15.000-25.000 Kilowatt Strom aus Wasserkraft durch die
Gefällebewegung des Wassers.
Ein weiterer Nutzen ist die Erschließung von 50.000-70.000
Quadratkilometern bewässerten Ackerlands für die Getreide- und Viehwirtschaft
in der Sahelzone des Tschad, im Nordosten Nigerias, dem Norden Kameruns und in
Niger; und die Schaffung einer neuen Infrastrukturplattform für die Industrie
und den Wassertransport.
Der Kerngedanke dabei ist es, die Wassermenge des Tschadsees zu vergrößern,
die Fließeigenschaften zu verbessern, die Armut der dort lebenden Menschen
durch soziale und wirtschaftliche Aktivitäten zu verringern, den Energiebedarf
der Städte und der angrenzenden Regionen der DRC und in Kongo Brazzaville zu
decken und genaue Umweltstudien zu erstellen.
Die Neue Seidenstraße zum Tschadsee
Die Tschadsee-Kommission hat die Frage der Finanzierung von Studien über
den Wassertransfer gelöst, indem eine Neue Seidenstraße zum Tschadsee
geschaffen wird. PowerChina, eines der größten multinationalen Unternehmen des
Landes, das den Dreischluchten-Staudamm gebaut hat, unterzeichnete die
Absichtserklärung mit LCBC im vergangenen Dezember.
PowerChina verpflichtete sich zur Finanzierung der Machbarkeitsstudien für
die ersten Bauphasen des Transaqua-Projekts und später dann zur Errichtung der
Infrastruktur. Der Wassertransfer-Kanal wird eine schiffbare Wasserstraße mit
100 m Breite und 10 m Tiefe sein, die sich vom südlichen Teil der
Demokratischen Republik Kongo bis zur nördlichen Grenze der
Zentralafrikanischen Republik erstreckt. Parallele zum Wasserweg soll eine
einer Versorgungsstraße und später auch eine Eisenbahnlinie gebaut werden.
Schnell austrocknender See
Der Tschadsee, einst einer der größten Seen der Welt, ist in den
vergangenen Jahren aufgrund geringer Regenfälle und schädlicher
Bewässerungspraktiken immer mehr geschwunden. Andere unvorhergesehene
Phänomene wie die Abwanderung von Flüchtlingen und Vertriebenen, die sich vor
der Greueltaten von Boko Haram in Sicherheit bringen wollen, sind seitdem
aufgetreten.
Experten zufolge kann nur eine robuste Maßnahme wie die Wiederauffüllung
des Sees verhindern, daß das Feuchtgebiet – ein Brotkorb, der zwischen
Zentral- und Westafrika liegt – komplett verschwindet. Gleichzeitig hat die
Verarmung der Menschen im Tschadsee-Becken dieses Gebiet zu einem Nährboden
für die Rekrutierung von Terroristen der Boko Haram gemacht. Dabei war
Transaqua schon seit den 1970er Jahren eine gangbare Lösung für die Probleme
des Tschadsees, doch die westlichen Nationen und Institutionen zeigten wenig
Interesse daran, das Projekt zu finanzieren.
Unterstützung von Präsident Buhari
Eine Wende ereignete sich im Mai 2015 mit der Wahl von Nigerias Präsident
Muhammadu Buhari. Er kam an die Macht mit dem Versprechen, die nationale
Infrastruktur zu entwickeln, einschließlich der Umsetzung des
Wassertransferprojektes für den Tschadsee. Auf mehreren internationalen
Zusammenkünften hat Präsident Buhari sich dafür eingesetzt, die Probleme des
Tschadsees zu lösen, und westliche Nationen dazu aufgefordert, ihre Zusagen
für finanzielle Unterstützung einzuhalten. Er hat seine Regierung auch stark
an einer Zusammenarbeit mit den BRICS-Nationen (Brasilien, Rußland, Indien,
China, Südafrika) orientiert.
In einem Beitrag über das bahnbrechende Wasserabkommen in der Zeitung
The Nigerian Tribune vom 25. Juli letzten Jahres merkte Nigerias
Minister für Wasserressourcen, Suleiman Adamu, an, daß ein ähnliches Projekt,
nämlich Wasser vom Süden in den trockenen Norden Chinas umzuleiten, von den
Behörden verwirklicht wurde. Der Minister fügte hinzu, daß Nigeria mit der
UNESCO zusammenarbeite, um in Abuja vor Ende des Jahres 2017 eine
internationale Konferenz über den Tschadsee zu organisieren, auf der für
Transaqua geworben werden soll.
LaRouches Rolle
Dank des Kampfes der LaRouche-Organisation und der Initiatoren von
Transaqua über viele Jahre wird das Projekt heute Realität, eingebunden in den
Rahmen der Belt and Road Initiative. Das Magazin Executive Intelligence
Review und das Schiller-Institut haben 2015 das erste Treffen zwischen
LCBC und den Köpfen hinter Transaqua arrangiert. Dem folgte im Dezember 2016
die Unterzeichnung der Absichtserklärung zwischen LCBC und PowerChina und
später Kontakte zwischen Bonifica Spa und dem chinesischen Unternehmen.
Ursprung des Transaqua-Projektes
Transaqua wurde zuerst von der italienischen Ingenieursfirma Bonifica Ende
der 1970er Jahre entwickelt.
Der Kongo ist der zweitgrößte Fluß der Welt mit durchschnittlich 41.000
Kubikmetern Wasser, das sich in kurzen Zeitabschnitten ungenutzt in den
Atlantischen Ozean ergießt. Bonifica schätzt, daß 3-4% dieses ungenutzten
Wassers ausreichen würden, um den Tschadsee wieder zu befüllen.
Das Projekt beinhaltet den Bau eines 2.400 km langen Kanals, beginnend in
den südlichen Gebieten der Demokratischen Republik Kongo (ehemals Zaire), um
Wasser der nördlichen Zuflüsse des Kongos durch Dämme und Reservoirs
aufzufangen und dadurch 100 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr der
Schwerkraft folgend in den Tschadsee zu leiten. Das Projekt wurde von
verschiedenen Interessengruppen in Erwägung gezogen, jedoch ohne viel
Fortschritt wegen mangelnden Interesses oder ungenügender Finanzierung.
(Den englischsprachigen Online-Artikel in People‘s Daily finden Sie
hier: http://en.people.cn/n3/2017/0821/c90000-9258249.html)