Die Neue Seidenstraße nach Westasien und Afrika verlängern
Eine Vision für eine wirtschaftliche Renaissance
Von Hussein Askary
Bilder: Schiller-Institut
Abb. 1: Hussein Askary
Abb. 2: Hussein Askary und Jason Ross erstellten die neue Studie über die
Bedeutung der Seidenstraßen-Initiative für Afrika und den Nahen Osten.
Hussein Askary (Abbildung 1) koordiniert die Arbeit des
Schiller-Instituts in Südwestasien. Es folgt ein für den Abdruck leicht
überarbeitetes Transkript seines Vortrags, den er bei der internationalen Konferenz
des Schiller-Instituts am 25./26. November 2017 in Bad Soden am Taunus hielt.
Diesen Bericht (Abbildung 2) mit dem gleichen Titel wie mein Vortrag, den
ich zusammen mit meinem Kollegen im Schiller-Institut, Jason Ross, verfaßt habe, ist
inspiriert von den Ideen Lyndon LaRouches und dem unglaublichen Kampf, den Helga
Zepp-LaRouche, das Schiller-Institut und die LaRouche-Bewegung seit 25 Jahren
weltweit führen, um den Traum der Neuen Seidenstraße zu verwirklichen.
Es ist nichts Unrealistisches an dem, was ich hier über Südwestasien und Afrika
vortragen werde. Der Grund, warum ich optimistisch bin, ist der, daß das neue
Paradigma in den internationalen Beziehungen Fuß gefaßt hat, während die alte,
imperiale Ordnung schwindet. Der andere, subjektivere Grund für meinen Optimismus
ist, daß wir weiter dafür kämpfen werden.
Das Empire ist immer noch gefährlich, wie ein verwundeter Tiger, und es kann
jeden Moment angreifen. Und die Ideologie des Empire und seine Axiome und
Überzeugungen in Bezug auf das Verhältnis zwischen dem Menschen und der Natur,
zwischen den Menschen und zwischen den Nationen werden für die menschliche Gattung
eine Gefahrenquelle bleiben. Etwa die Überzeugung, daß Geld die Welt regiert. Oder
die Vorstellung der Umweltschützer, daß die menschlichen Aktivitäten zur
Weiterentwicklung der Gesellschaft und Steigerung des Lebensstandards automatisch
negativ auf die Natur und die Umwelt wirken und daß man deshalb verhindern müsse,
daß die Zahl und der Lebensstandard der Menschen wächst.
Aber dank Chinas konstruktiver Intervention wird das nun verdrängt, wie wir in
unserem Bericht im Detail beschreiben.
Ein sehr wichtiger Punkt, der immer betont werden muß, ist der: Weder ich noch
das Schiller-Institut – und genausowenig China – haben die Absicht, den
afrikanischen Nationen irgendetwas aufzuzwingen oder zu diktieren. Was wir hier
anbieten, ist nur ein freundschaftlicher Rat, Lehren, die andere Länder leidvoll
gelernt haben, und natürlich bestimmte universelle wissenschaftliche, kulturelle und
moralische Prinzipien, die für alle menschlichen Gesellschaften gelten. Die
afrikanischen Nationen – jede einzelne von ihnen als unabhängige und souveräne
Nation – müssen selbst entscheiden, ob sie sich freiwillig an dieser Entwicklung
beteiligen.
Bei Südwestasien und Afrika denkt man bisher an Kriege, Massenmigration, Hunger
und Epidemien. Aber das wird sich ändern, wenn der frische Wind der Neuen
Seidenstraße in die Segel des Neuen Paradigmas bläst, angeführt von den
BRICS-Nationen und vor allem China.
Im Januar 2016 besuchte der chinesische Präsident Xi Jinping drei große Länder in
Südwestasien: Ägypten, Saudi-Arabien und den Iran (Abbildungen 3a, 3b, 3c).
Saudi-Arabien und der Iran waren auf gegnerischen Seiten stark im Syrienkrieg
engagiert. Eine Woche vor dem Besuch veröffentlichte das chinesische
Außenministerium erstmals überhaupt ein Grundsatzpapier für Chinas Politik gegenüber
der arabischen Welt. Darin wird Chinas Beitrag für die Region definiert: durch die
Verlängerung der Neuen Seidenstraße in diese Region und durch die Zusammenarbeit mit
diesen Ländern bei Großprojekten der Verkehrsinfrastruktur, Kernkraft, Bekämpfung
der Wüstenbildung etc.
Bilder: chinanews.com
Abb. 3a, 3b, 3c: Chinas Präsident Xi Jinping besuchte Anfang 2016 Ägypten,
Saudi-Arabien und den Iran
Karte: Schiller-Institut
Abb. 4. Die vorgeschlagenen Infrastrukturkorridore in Südwestasien und
Nordostafrika.
Abb. 5: Das von der Afrikanischen Union geplante Transafrikanische Fernstraßennetz war schon Teil des Lagos-Aktionsplans von 1980
[unten].
Grafiken: www.sais-cari.org
Abb. 6: Die USA hatten traditionell den größten Bestand an ausländischen
Direktinvestitionen in Afrika, ihre Neuinvestitionen sind jedoch fast auf Null
geschrumpft, während aus China jedes Jahr Milliarden-Investitionen nach Afrika
fließen
Abb. 7a: Von Chinas Direktinvestitionen in Afrika waren 2015: 28% im Bergbau, 13%
im produzierenden Gewerbe, 10% in Finanzdienstleistungen, 27% im Bausektor und 4% in
Forschung und Technik.
Abb. 7b: Die amerikanischen Direktinvestitionen in Afrika waren 2015
zu 66% im Bergbau, 14% in Holdinggesellschaften, 7% im produzierenden Gewerbe.
Abb. 8: Typisch für die westliche Berichterstattung über Chinas Aktivitäten: ein
Bericht des Londoner „Guardian“
Abb. 9: Wie „Freunde der Erde“ dokumentierte, kaufen vor allem westliche
Unternehmen große Landstriche in Afrika auf, um dort Rohstoffe für die Produktion
von Biotreibstoffen anzubauen.
China bietet den übrigen Entwicklungsländern seine ganze
Erfahrung bei der wirtschaftlichen Entwicklung und Armutsbekämpfung an. Es ist das
erste Mal, daß eine Großmacht anderen Ländern ihren kompletten technologischen
Werkzeugkasten öffnet.
Die Kombination aus Südwestasien und dem Horn von Afrika (Abbildung 4)
verfügt über einzigartige Eigenschaften. Sie haben eine ausgezeichnete geographische
Lage zwischen Asien, Afrika und Europa. Sie haben mehr als zwei Drittel der
Erdölvorkommen der Welt, fast zwei Billionen Dollar Devisenreserven in den
Staatsfonds der Golfstaaten, und vor allem 400 Millionen Menschen, von denen die
meisten jünger sind als 30 Jahre. Die Region lechzt nach moderner Technik und
Investitionen in die Infrastruktur für Verkehr, Elektrizität, Wasser,
Telekommunikation etc. Mit anderen Worten, es ist potentiell einer der größten
Märkte für Kapitalgüter auf der Welt.
Die Regierungen der Region erkennen, wie wichtig die Kooperation mit dem Osten
ist, um ihre Realwirtschaft aufzubauen. Nationen, die verheerende Kriege hinter sich
haben, wie Syrien und der Irak, und andere, die sie noch nicht hinter sich haben,
Jemen und Afghanistan, brauchen enorme technologische und logistische Unterstützung,
um sich wieder aufbauen zu können.
Ägypten, das eine natürliche Brücke zwischen dem Mittelmeer und dem Indischen
Ozean und zwischen Asien und Afrika bildet, bringt sich bereits in Stellung, in
diesem Prozeß die Führung zu übernehmen – durch den Ausbau des Suezkanals, den
Aufbau neuer Industriezonen und Investitionen in die Transformation seiner
Verkehrsnetze, um sie an die Gürtel- und Straßen-Initiative anzupassen.
Über Ägypten und die Maritime Seidenstraße kommen wir nach Afrika.
Die afrikanischen Nationen hatten seit ihrer Unabhängigkeit viele konkrete
Entwicklungspläne, wie den Lagos-Aktionsplan von 1980, der viele große
Infrastrukturprojekte umfaßt, die alle Länder miteinander verbinden sollten, wie die
Transafrikanische Fernstraße (Abbildung 5). Aber keines dieser Projekte wurde
jemals verwirklicht. Dafür gibt es viele Gründe, aber sie alle gehen zurück auf das
alte Paradigma der Geopolitik, in dem eine Nation und ein Stamm gegen den anderen
ausgespielt wird, um Afrika seiner Schätze zu berauben und ihm nichts dafür zu geben
außer Waffen, damit die Guerillagruppen weiter die Gold-, Diamanten- und Kobaltminen
oder Ölfelder schützen können. Die typische Haltung in Europa und den Vereinigten
Staaten gegenüber Afrika ist negativ: Afrika steht für Hunger, Armut, Seuchen,
Bürgerkrieg, Diktaturen usw. Chinas Haltung hingegen ist, daß die Überwindung all
dieser Probleme eine riesige Chance ist, weil es Lösungen gibt, die China selbst mit
unglaublichem Erfolg angewandt hat.
China ist heute in Afrika laut einem Bericht, den die Beratungsfirma McKinsey
dieses Jahr veröffentlicht hat, der größte Handelspartner, der größte
Infrastrukturbauer, der größte ausländische Direktinvestor, der drittgrößte
Hilfsgeber, usw. usf.
Das ist das Resultat vieler Jahre konsequenter chinesischer Politik für
Technologietransfer und Win-Win-Kooperation. Präsident Xi Jinping sagte im Dezember
2015 beim Gipfeltreffen des Forums für Chinesisch-Afrikanische Kooperation (FOCAC)
im südafrikanischen Johannesburg über Chinas Erfahrungen: „Industrialisierung ist
ein unvermeidlicher Weg zum wirtschaftlichen Erfolg eines Landes. Innerhalb der
kurzen Spanne mehrerer Jahrzehnte hat China erreicht, wofür die entwickelten Länder
Jahrhunderte brauchten, und ein umfassendes industrielles System mit enormen
Produktionskapazitäten geschaffen.“ Er ermutigte Afrikas politische Führer, dem Weg
der Industrialisierung zu folgen – etwas, was man von den Regierungen der westlichen
Industrienationen niemals hören wird –, und sagte: „Es ist sehr wohl möglich, daß
Afrika seine Vorteile als die hinsichtlich ihres Entwicklungspotentials
vielversprechendste Region der Welt ins Spiel bringen und große Erfolge erzielen
kann... Eine inklusive und nachhaltige Entwicklung Afrikas zu erreichen, hängt ab
von der Industrialisierung, sie ist der Schlüssel für die Schaffung von
Arbeitsplätzen, die Überwindung der Armut und die Verbesserung des
Lebensstandards.“
Um ein klares Bild dieser beiden unterschiedlichen Einstellungen zu vermitteln,
möchte ich hier einige Daten anführen:
China ist nicht der größte Investor in Afrika. Aber es hat die größte
Steigerungsrate der Investitionen. Die größten Investoren sind die Vereinigten
Staaten und Großbritannien (Abbildung 6). Aber betrachten wir, wo und worin
sie investieren, im Vergleich zu China (Abbildung 7a, 7b).
Chinas positives Engagement in Afrika löste erwartungsgemäß eine massive
Verleumdungskampagne der westlichen Medien und Denkfabriken aus, eine großangelegte
Gehirnwäsche-Kampagne voller Lügen, die die Haltung vieler Menschen gegenüber China
beeinflußt – sogar vieler Afrikaner.
Ich will hier ein konkretes Thema anführen, die angebliche „Landnahme“, weil
viele Europäer und Amerikaner darauf sehr emotional reagieren. Will jemand hungrigen
Afrikanern ihre Agrarflächen wegnehmen?
Ich bin sicher, Sie haben alle schon einmal in der einen oder anderen Form
gehört, daß China Millionen Arbeiter und Landwirte nach Afrika schickt, um dort
Nahrungsmittel für den chinesischen Markt anzubauen. So sahen 2009 die Berichte aus,
mitten in einer schrecklichen globalen Nahrungsmittelkrise (Abbildung 8):
„Eine Million chinesische Bauern haben sich einer Berechnung zufolge dem Zug nach
Afrika angeschlossen, was Sorgen auslöst, daß eine ungehinderte ,Landnahme’ im Gang
ist, wie man sie seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr gesehen hat.“
Besonders empörend an diesem Artikel ist die Behauptung des Guardian von
der angeblichen „Berechnung“, die aus einem gemeinsamen Bericht des Internationalen
Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) und der Nahrungsmittel- und
Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) stammen soll. Ich habe also diesen Bericht
im Internet aufgerufen und gelesen. Nirgendwo darin steht etwas von „einer Million
chinesischen Landwirten“! Im Gegenteil, er besagt: „Aber bisher gibt es keine
bekannten Fälle chinesischer Landkäufe in Afrika über 50.000 ha, in denen Geschäfte
abgeschlossen und Projekte ungesetzt wurden. Chinas ,Freundschaftsfarmen’ in
verschiedenen afrikanischen Ländern gehören zwar formell einer halbstaatlichen
chinesischen Organisation, aber sie sind meistens mittelgroß, gewöhnlich unter 1000
ha.“
Was wir feststellten, als wir diese Frage der Landnahme untersuchten, ist, daß
nicht China, sondern europäische Unternehmen – vor allem britische und
skandinavische – an der Landnahme großer, fruchtbarer und wasserreicher Landstriche
in Afrika beteiligt sind. Und was wird da produziert? Nahrungsmittel? Keineswegs.
Sie pflanzen Zuckerrohr und Jatropha [Purgiernuss] an, um Äthanol und Biodiesel für
Fahrzeuge in Europa zu produzieren!
Untersuchungen des europäischen Parlaments, von Enthüllungsjournalisten und
Umweltschutzorganisationen wie Freunde der Erde belegen dies (Abb. 9).
Nicht nur die Haltung gegenüber Afrika muß sich ändern, sondern auch die Art und
Weise, wie man über wirtschaftliche Entwicklung denkt. Wie Präsident Xi in seiner
Rede vor dem Chinesisch-Afrikanischen Kooperationsforum betonte, ist
Industrialisierung die neue Definition nachhaltiger Entwicklung.
Ein weiteres Thema: Großprojekte stehen wieder auf der Tagesordnung! Und sie
werden nicht gebaut, um Diktatoren zu verherrlichen, sondern um ganze
Volkswirtschaften, Nationen und sogar ganze Kontinente auf eine neue Ebene zu
heben.
Ein weiteres Thema ist, wie mein Kollege Jason Ross formulierte: „Afrika muß nach
vorne springen, statt langsam voran zu kriechen!“ Amerikanische und europäische
Politiker schlagen vor, die Entwicklungsländer sollten nicht „den Fehler“ rascher
wirtschaftlicher Entwicklung machen, sondern mit „angepaßten Technologien“ langsam
voranschreiten. Warum? Warum nicht andere Technologien, wie man sie in den USA und
Europa nutzt, wie die Kernkraft? Warum sollten Afrikaner andere Technologien
verwenden? Was meinen sie mit „angepaßt“?
Nein! Die Ironie bei der Entwicklung Afrikas ist, daß der Mangel an grundlegender
Infrastruktur ein Vorteil ist, genauso wie es in China war, weil diese Länder
Zwischenstufen der Entwicklung, die in den industrialisierten Ländern über
Jahrhunderte genommen wurden, überspringen können, um gleich die modernsten
verfügbaren Technologien zu nutzen. Das ist der Ansatz, den China wählte, als es auf
Hochgeschwindigkeitsbahnen und Magnetbahnen und auf Kerntechnik der vierten
Generation setzte und so die stagnierenden Vereinigten Staaten und Westeuropa
überholte.
Empfehlungen des Schiller-Instituts
Unsere Empfehlungen für Südwestasien und Afrika sind die folgenden:
- Gründung einer regionalen Infrastruktur-Entwicklungsbank, ähnlich der
Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB). Gleichzeitig sollte jedes Land
einen nationalen Kreditmechanismus haben, eine nationale Entwicklungsbank, um Teile
der Infrastrukturprojekte intern zu finanzieren.
- Integration der Infrastrukturnetze durch modernste Hochgeschwindigkeitsbahnen;
Bau eines integrierten Netzes von Schiffahrtswegen zwischen den Flüssen und Seen
Afrikas; Erschließung des vollen Potentials der Wasserkraft an diesen Flüssen; Bau
von Kernkraftwerken der vierten Generation für Stromerzeugung und
Meerwasserentsalzung; Konzentration auf die Spitze der Wertschöpfungskette im
Bergbau durch Aufbau von petrochemischer und Metallindustrie, anstatt auf Einnahmen
aus dem Export von Rohstoffen zu setzen.
- Schaffung einer „grünen Revolution“ in der Landwirtschaft, ähnlich den
grünen Revolutionen in Indien und Asien, durch die Entwicklung neuer Sorten
ertragreicher, krankheits- und dürreresistenter Pflanzen. Reduzierung der Verluste
an geernteten landwirtschaftlichen Erzeugnissen durch bessere Verarbeitung, Lagerung
und Transport von Agrarprodukten.
- Konzentration auf Wissenschaft und zukunftsorientierte Bildungsprogramme,
mit besonderem Schwerpunkt auf der Ausbildung von Wissenschaftlern, Ingenieuren und
Facharbeitern, die mit Spitzentechnologien wie Kernkraft, Hochgeschwindigkeitsbahnen
und sogar Weltraumtechnik arbeiten können.
Abb. 10: Beispiele von Großprojekten in Afrika: Die Eisenbahnstrecke Dschibuti-Addis
Abeba ist Teil des nationalen äthiopischen Eisenbahnplanes.
Abb. 11: Die gerade fertiggestellte Eisenbahn Mombasa-Nairobi ist Teil des
Masterplans für die Ostafrikanischen Eisenbahnen.
Abb. 12: In Angola wurde die alte Benguela-Bahn mit chinesischer Hilfe
modernisiert.
Zum Abschluß noch ein kurzer Überblick über die Großprojekte, die derzeit in
Afrika vorangetrieben werden, und was noch zu tun ist:
Betrachten wir zunächst die Vernetzung:
Wenn wir die Seidenstraße und andere Verbindungen betrachten, dann sprechen wir
nicht nur über den Handel oder den Transport von Waren von Punkt A zu Punkt B. Wir
betrachten sie als „Entwicklungskorridore“, die Technologien, Material und Menschen
transportieren, um ganze Regionen für die Entwicklung der physischen Wirtschaft zu
erschließen.
Als Referenzpunkt verwenden wir die Karte des Fernstraßennetzes der Afrikanischen
Union (Abbildung 5), das auch die Grundlage für die neuen
Normalspur-Eisenbahnen bildet, die China in Afrika baut, ebenso wie für das Netz von
Hochgeschwindigkeitsbahnen, die wir für Afrika vorschlagen.
Das spektakulärste Projekt, das im letzten Jahr fertiggestellt wurde, ist die
Standardspurbahn von Dschibuti nach Addis-Abeba. Sie ist Teil des nationalen
äthiopischen Eisenbahnplanes (Abbildung 10) für Bahnverbindungen zwischen
allen Landesteilen und zu den Nachbarstaaten. Äthiopien baut im Rahmen seiner
nationalen Fünfjahres-Entwicklungspläne auch mehrere Industriezonen auf.
Eine weitere Eisenbahn ist die Strecke Mombasa-Nairobi. Sie ist Teil des
Masterplans für die Ostafrikanischen Eisenbahnen (Abbildung 11). Derzeit sind
drei große Entwicklungskorridore im Bau: der LAMU-Korridor, der Nordkorridor und der
Zentralkorridor. Diese Korridore werden auch Teil der transkontinentalen Korridore
nach Zentral- und Westafrika sein.
Eine weitere bahnbrechende Leistung Chinas war die Wiederherstellung der 1344 km
langen Benguela-Bahn in Angola, wo die alten kolonialen Gleise aus der Ära des
Britischen Empire durch moderne Standardspurstrecken ersetzt wurden. (Abb.
12)
In Westafrika sind derzeit mehrere Eisenbahnprojekte in Nigeria im Bau, entlang
der Atlantikküste sowie zur Verbindung der Hauptstadt Lagos mit großen Städten im
Binnenland.
Auch die erste Hochgeschwindigkeitsbahn auf dem Kontinent, in Marokko, steht vor
der Fertigstellung. Sie wird in Kooperation mit französischen Unternehmen
gebaut.
Weitere vorgeschlagene Großprojekte sind:
- Transaqua;
- der Große Inga-Damm;
- die Industriezone am Suezkanal und die neue Verwaltungshauptstadt in
Ägypten;
- das Transafrikanische Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetz (2014 vom
chinesischen Premier Li Keqiang vorgeschlagen, 2016 Absichtserklärung);
- die Gibraltar-Verbindung;
- die Italien-Tunesien-Verbindung;
- Südafrikas Programm zur Entwicklung des Hochtemperaturreaktors.
Nach Schätzung der Vereinten Nationen wird der größte Teil des
Bevölkerungswachstums der Welt bis 2050 auf Afrika entfallen. Von den 2,4 Milliarden
Menschen, die zwischen 2015 und 2050 geboren werden, werden 1,3 Milliarden Afrikaner
sein. Bis 2030 werden Südwestasien und Afrika zusammen den größten
Bevölkerungszuwachs (46%) aller Regionen der Welt verzeichnen. 2030 werden dort 1,9
Mrd. Menschen leben, mit einem erstaunlich niedrigen Durchschnittsalter von nur 23
Jahren. Wer das für ein großes Problem hält, lebt noch im alten Paradigma, wer im
neuen lebt, sieht darin eine große Chance.
Wenn wir die Pläne verwirklichen, dann erlebt Afrika vielleicht schon im nächsten
Jahrzehnt sein „neues chinesisches Wunder mit afrikanischem Charakter“. Wie Lyndon
LaRouche immer betont hat: Die Zukunft bestimmt die Gegenwart, und nicht umgekehrt.
Unsere Zukunftsvision bestimmt unser Handeln in der Gegenwart.
Ich danke Ihnen!