"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Deutsche Unternehmen bemerken Chinas wachsende Rolle in Afrika

Die Europäische Investitionsbank (EIB), das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft – eine Organisation von Unternehmern und Firmen, die sich für Afrika interessieren – veranstalteten am 6. Juli in Berlin den „Afrikatag 2017“. Da Bundeskanzlerin Angela Merkel den Handel mit Afrika und Investitionen in afrikanischen Ländern zur zentralen Frage des Hamburger Gipfeltreffens der G20 gemacht hat, hat das Interesse an Afrika deutlich zugenommen. Erst letzten Monat veranstaltete Merkel ein Treffen mit mehreren afrikanischen Staats- und Regierungschefs, um über die Pläne ihrer Regierung für einen „Compact with Africa“ („Pakt mit Afrika“) zu sprechen.

Obwohl von Seiten der deutschen und europäischen Redner bei der öffentlichen Veranstaltung meist der übliche Unsinn über „nachhaltige Entwicklung“ und die „Vierte Revolution“, d.h. Informationstechnik, Risikokapital für neugegründete Technologiefirmen etc. und die Notwendigkeit „privater Investitionen“ kam, wurde auch deutlich, daß man sich darüber im Klaren ist, daß Deutschland und die EU nicht mehr die einzigen Akteure in Afrika sind.

Dr. Stefan Leibing, der Vorsitzende des Afrika-Vereins, sagte in seiner Begrüßungsansprache vor den rund 400 Gästen, nachdem er die Digitalisierung als wesentlich für Afrika angepriesen hatte, weil diese Technologie nur geringe Investitionen erfordere („asset-light“), es bestehe aber nach wie vor auch ein dringender Bedarf für einen „schweren“ Ansatz, d.h., den Bau von Infrastruktur. In diesem Kontext erwähnte er China und sagte, es könne einen „trilateralen Ansatz“ bei Investitionen in Afrika geben, in dem China und Deutschland als Partner wirken. Er kündigte an, der Afrika-Verein werde gleich am nächsten Tag ein „spontanes“ Gespräch am runden Tisch mit chinesischen Unternehmens- und Regierungsvertretern und deren deutschen Gegenstellen veranstalten.

Es sprach auch Werner Hoyer, der Präsident der EIB, der den Eindruck zu erwecken suchte, das Engagement der EU in Afrika sei wesentlich, um eine langfristige Finanzierung zu garantieren. Die EIB habe in den letzten zehn Jahren 10 Mrd. Euro investiert, dazu weitere 800 Mio. Euro für Maßnahmen als Reaktion auf das „Flüchtlingsproblem“.

Allerdings nehmen sich diese 10 Mrd. Euro, umgerechnet nur 1 Mrd. Euro pro Jahr, im Vergleich zu den chinesischen Investitionen in Afrika und ebenso zu den Summen, die für die Rettung europäischer Banken aufgewendet werden, durchaus mager aus.

Entwicklungsminister Gerd Müller betonte in seiner Ansprache, daß zwar auch private Gelder benötigt werden, aber staatliche Gelder wesentlich seien, weshalb er einen „Marshallplan“ für Afrika vorgeschlagen habe. Er berichtete, daß er am Tag zuvor mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping über eine deutsch-chinesische Partnerschaft gesprochen habe, und kündigte an, daß Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in der kommenden Woche eine koordinierte deutsch-französische Initiative für Afrika vorstellen wollen. Schließlich betonte er, daß wir „mehr Gerechtigkeit im Handel mit afrikanischen Partnern“ und einen „fair-trade“-Ansatz im Handel mit Afrika brauchen.

Die Hauptrede der Veranstaltung hielt Alpha Conde, der Präsident von Guinea und Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU). Conde betonte zwei Punkte:

    Erstens leide Afrika trotz seiner Erfolge in den letzten Jahren noch immer unter großer Armut. Um diese zu überwinden, seien Energie und andere Infrastruktur entscheidend, genauso wie der Aufbau der Industrie. Das sei nicht nur das Ziel seines Landes, sondern aller Mitgliedstaaten der AU.

    Zweitens seien die Deutschen willkommen, nach Afrika zu kommen und zu investieren, aber „wir wollen keine Belehrungen von Ihnen über Regierungsführung.... Wir wollen nicht bloß Subunternehmer deutscher und europäischer Unternehmen sein. Wir wollen nicht nur Rohstoffe liefern. Wir wollen keine Bettler sein, sondern Geschäftspartner – Afrika auf ,Augenhöhe’ mit den anderen Kontinenten.“

Er schloß mit einem Angriff auf die westlichen Medien, die, wie er sagte, nicht über die wirkliche Lage in Afrika berichten. Es gebe heute ein „neues Afrika, in dem wir uns nicht mehr von anderen diktieren lassen, was wir tun sollen“.

hcs