Deutsche Unternehmen bemerken Chinas wachsende Rolle in Afrika
Die Europäische Investitionsbank (EIB), das Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Afrika-Verein der
Deutschen Wirtschaft – eine Organisation von Unternehmern und Firmen, die sich
für Afrika interessieren – veranstalteten am 6. Juli in Berlin den „Afrikatag
2017“. Da Bundeskanzlerin Angela Merkel den Handel mit Afrika und
Investitionen in afrikanischen Ländern zur zentralen Frage des Hamburger
Gipfeltreffens der G20 gemacht hat, hat das Interesse an Afrika deutlich
zugenommen. Erst letzten Monat veranstaltete Merkel ein Treffen mit mehreren
afrikanischen Staats- und Regierungschefs, um über die Pläne ihrer Regierung
für einen „Compact with Africa“ („Pakt mit Afrika“) zu sprechen.
Obwohl von Seiten der deutschen und europäischen Redner bei der
öffentlichen Veranstaltung meist der übliche Unsinn über „nachhaltige
Entwicklung“ und die „Vierte Revolution“, d.h. Informationstechnik,
Risikokapital für neugegründete Technologiefirmen etc. und die Notwendigkeit
„privater Investitionen“ kam, wurde auch deutlich, daß man sich darüber im
Klaren ist, daß Deutschland und die EU nicht mehr die einzigen Akteure in
Afrika sind.
Dr. Stefan Leibing, der Vorsitzende des Afrika-Vereins, sagte in seiner
Begrüßungsansprache vor den rund 400 Gästen, nachdem er die Digitalisierung
als wesentlich für Afrika angepriesen hatte, weil diese Technologie nur
geringe Investitionen erfordere („asset-light“), es bestehe aber nach wie vor
auch ein dringender Bedarf für einen „schweren“ Ansatz, d.h., den Bau von
Infrastruktur. In diesem Kontext erwähnte er China und sagte, es könne einen
„trilateralen Ansatz“ bei Investitionen in Afrika geben, in dem China und
Deutschland als Partner wirken. Er kündigte an, der Afrika-Verein werde gleich
am nächsten Tag ein „spontanes“ Gespräch am runden Tisch mit chinesischen
Unternehmens- und Regierungsvertretern und deren deutschen Gegenstellen
veranstalten.
Es sprach auch Werner Hoyer, der Präsident der EIB, der den Eindruck zu
erwecken suchte, das Engagement der EU in Afrika sei wesentlich, um eine
langfristige Finanzierung zu garantieren. Die EIB habe in den letzten zehn
Jahren 10 Mrd. Euro investiert, dazu weitere 800 Mio. Euro für Maßnahmen als
Reaktion auf das „Flüchtlingsproblem“.
Allerdings nehmen sich diese 10 Mrd. Euro, umgerechnet nur 1 Mrd. Euro pro
Jahr, im Vergleich zu den chinesischen Investitionen in Afrika und ebenso zu
den Summen, die für die Rettung europäischer Banken aufgewendet werden,
durchaus mager aus.
Entwicklungsminister Gerd Müller betonte in seiner Ansprache, daß zwar auch
private Gelder benötigt werden, aber staatliche Gelder wesentlich seien,
weshalb er einen „Marshallplan“ für Afrika vorgeschlagen habe. Er berichtete,
daß er am Tag zuvor mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping über eine
deutsch-chinesische Partnerschaft gesprochen habe, und kündigte an, daß Angela
Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in der kommenden Woche eine
koordinierte deutsch-französische Initiative für Afrika vorstellen wollen.
Schließlich betonte er, daß wir „mehr Gerechtigkeit im Handel mit
afrikanischen Partnern“ und einen „fair-trade“-Ansatz im Handel mit Afrika
brauchen.
Die Hauptrede der Veranstaltung hielt Alpha Conde, der Präsident von Guinea
und Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU). Conde betonte zwei Punkte:
Erstens leide Afrika trotz seiner Erfolge in den letzten Jahren noch immer
unter großer Armut. Um diese zu überwinden, seien Energie und andere
Infrastruktur entscheidend, genauso wie der Aufbau der Industrie. Das sei
nicht nur das Ziel seines Landes, sondern aller Mitgliedstaaten der AU.
Zweitens seien die Deutschen willkommen, nach Afrika zu kommen und zu
investieren, aber „wir wollen keine Belehrungen von Ihnen über
Regierungsführung.... Wir wollen nicht bloß Subunternehmer deutscher und
europäischer Unternehmen sein. Wir wollen nicht nur Rohstoffe liefern. Wir
wollen keine Bettler sein, sondern Geschäftspartner – Afrika auf ,Augenhöhe’
mit den anderen Kontinenten.“
Er schloß mit einem Angriff auf die westlichen Medien, die, wie er sagte,
nicht über die wirkliche Lage in Afrika berichten. Es gebe heute ein „neues
Afrika, in dem wir uns nicht mehr von anderen diktieren lassen, was wir tun
sollen“.
hcs