"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

China – Vom Entwicklungsland zum Land der Entwickler

万事开头难。Wànshì kāitóu nán – Aller Anfang ist schwer

Entweder kommt es zu einer Kooperation der führenden Weltmächte, um die dringend notwendige Reorganisation des Weltfinanzsystems durchzusetzen und die Weltwirtschaft auf der Grundlage großer Infrastrukturprojekte wieder aufzubauen, oder das Finanzsystem wird mit seiner vergrünten Sparideologie in ein finsteres Zeitalter stürzen, was ein Massensterben von Milliarden von Menschen zur Folge hätte. Dies war eine der Kernaussagen einer Konferenzrede der BüSo-Vorsitzenden und Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, in Beijing - bereits im Jahre 1996.

Heute, 20 Jahre später, ist diese Tatsache jedem gesunden Menschenverstand einleuchtend. Dementsprechend schreitet bereits ein großer Teil der Menschheit entschieden voran, aber der größte Teil der politischen Elite Europas hat noch nicht einmal erkannt, daß wir an einem solchen Scheideweg stehen, und will die zunehmende Ablehnung der Globalisierung mit allen dazugehörigen Facetten wie Deindustrialisierung, Deregulierung und Desozialisierung nicht wahrhaben.

Diese Konferenzrede wurde gehalten auf dem „Internationalen Symposium über die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen entlang der euro-asiatischen Kontinentalbrücke“, an dem 460 Experten und Vertreter von Regierungsinstitutionen aus 36 Ländern teilnahmen, um über eine umfassende Strategie zur Entwicklung der gesamten eurasischen Landmasse durch ein Netz moderner Transport-, Energie-, Wasser-, und Kommunikationsinfrastruktur zu diskutieren. Mit der Veranstaltung machte die chinesische Regierung ihren ersten großen Vorstoß, um für die wirtschaftliche Entwicklung entlang der Neuen Seidenstraße zu werben.

Seit jener Zeit hat sich enorm viel geändert, denn China hat an seinen Prinzipien festgehalten, insbesondere dem Respekt für nationale Souveränität und dem Ziel, eine gemeinsame Wirtschaftsentwicklung zur Lösung der internationalen Probleme zu erreichen. Das verarmte Entwicklungsland, das durch fast anderthalb Jahrhunderte von Bürgerkriegen, kolonialer Ausbeutung und zuletzt einer zerstörerischen Kulturrevolution beinahe zugrunde gerichtet worden war, ist nun das Land, das im vergangenen Jahr – laut Angabe des Internationalen Währungsfonds (IWF) – 39% zum Wachstum der Weltwirtschaft beigetragen hat.

China ist längst nicht mehr das Land der Billigproduktion, sondern federführend bei den meisten Großprojekten in der Welt; es baut Hochgeschwindigkeitsbahnen, macht rasante Fortschritte in der Raumfahrttechnologie, Kernenergie und vielen anderen Avantgarde-Technologien. Aus den Erfahrungen seiner eigenen Geschichte weiß China, daß Entwicklung das beste Mittel für Stabilität und Frieden ist, und dies möchte es – auch im eigenen Interesse – auch anderen ermöglichen.

Wenn man dort innerhalb von 30 Jahren über 700 Millionen Menschen aus der Armut heraushilft, sich das ehrgeizige Ziel setzt, die Armut bis 2020 völlig zu beseitigen, und seine ganze Politik darauf richtet, in ganz China einen der Menschenwürde entsprechenden Lebensstandard zu ermöglichen, dann sollte man eigentlich davon ausgehen können, daß auch im Westen ein gewisses Nachdenken über das offensichtliche Scheitern der bisherigen Entwicklungspolitik, besonders in Afrika, in Gang kommt. Die ideologisch getrimmten „Mainstream-Medien“ und ihre Opfer referieren jedoch bevorzugt über Pauschalthemen wie Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit und nutzen vermehrt zu Floskeln herabgewürdigte Begriffe wie Menschenrechte oder Demokratie als Ausflüchte, um nicht über die von China geschaffenen Tatsachen sprechen zu müssen.

Die afrikanischen Länder warten jedoch nicht auf eine Selbstreflexion und Einsicht des Westens, und treten mit ihren Anliegen vermehrt an China heran.

Entwicklung auf chinesisch

Die gängigen Assoziationen, die einem in den Kopf kommen, wenn das Thema Afrika angesprochen wird, sind Überbevölkerung, Wüste, Korruption, Epidemien, Hungersnot, Wassermangel und Flüchtlingsströme. Aber genauso, wie das von den Medien gezeichnete Bild Chinas nichts mit der Realität zu tun hat, sind auch diese Vorurteile gegenüber Afrika nicht berechtigt, denn sie schließen eine Entwicklung Afrikas von vornherein aus.

Als das China-Afrika-Kooperationsforum (FOCAC) im Jahre 2000 eröffnet wurde, hatte der Handel zwischen beiden Partnern einen Umfang von rund 10 Mrd. US-Dollar. Mittlerweile ist China zum größten Handelspartner Afrikas aufgestiegen, mit einem beidseitigen Handelsvolumen von 220 Mrd. nach nur 15 Jahren. Bis 2020 soll es sich sogar auf 400 Mrd. belaufen. Die chinesischen Investitionen konzentrierten sich dabei auf die Bereiche Landwirtschaft, Industrialisierung, Gesundheit, Kultur, Sicherheit und Armutsbekämpfung.

Beim China-Afrika-Kooperationsforum im Dezember 2015 in Johannesburg kündigte der chinesische Präsident Xi Jinping ein Programm zur Industrialisierung Afrikas an, verbunden mit dem Bau von Industrieparks und der Ausbildung von 200.000 afrikanischen Facharbeitern sowie der Vergabe von 40.000 Stipendien in China.

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Abb. 1: Beispiel chinesischer Entwicklungspolitik: Das Ostafrikanische Standardspur-Eisenbahnnetz soll bis 2018 realisiert werden.


Abb. 2: Der chinesische Energiekonzern Powerchina führt derzeit eine Machbarkeitsstudie über das Projekt zur Wiederauffüllung des Tschadsees durch.

Chinas investiert massiv in die Realwirtschaft Afrikas und plant dort bis 2020 den Bau von 8000 km an Eisenbahnstrecken, mit dem letztendlichen Ziel, alle afrikanischen Hauptstädte zu verbinden (Abbildung 1).

Nur sechs Monate nach diesem Forum hat China Abkommen in diversen Bereichen im Volumen von 50 Mrd. US-Dollar unterzeichnet. So baut China eine Bahnstrecke zwischen Kaduna im Norden Nigerias zur zentralen Stadt Abuja. Auch der Bau einer Nord-Süd-Bahnverbindung des Landes ist geplant.

Kenia wird noch dieses Jahr seinen ersten Abschnitt des Infrastrukturprojektes fertigstellen, die Standardspur-Eisenbahn (Standard Gauge Railway, SGR). Sie wird Kenias derzeitige Bahnstrecke aus dem Jahre 1899 ersetzen und den Transportweg vom Hafen Mombasa zur ugandischen Grenze massiv beschleunigen, denn der Transport wird bisher zu 70% über die Straße abgewickelt, was zehnmal mehr Zeit in Anspruch nimmt. Das SGR-Projekt schuf etwa 30.000 Arbeitsplätze und führte ein enormes Ausbildungsprogramm für Kenianer ein. Diese und andere von China finanzierten Projekte werden die industrielle Transformation des afrikanischen Kontinents beschleunigen und Afrika zu einen wichtigen Teilnehmer des Welthandels machen - einem auf gleicher Augenhöhe.

Eines der anschaulichsten Beispiele für Chinas Afrikapolitik ist das Transaqua-Projekt: die Wiederauffüllung des Tschadsees und die Schaffung eines zentralafrikanischen Netzes von Wasserwegen und Kanälen, sowie der Aufbau der damit verbundenen Verkehrs-, Energie- und Agrarinfrastruktur. Durch das Austrocknen des Tschadsees sind etwa 30 Mio. Menschen, verteilt auf Kamerun, Tschad, Niger und Nigeria, akut gefährdet. Man schätzt die Kosten für das Wiederauffüllen des Sees auf 14 Mrd. Dollar. In Anbetracht der riesigen Summen, die seit 2008 allein an Rettungsgeldern für Zockerbanken aufgewendet wurden, sind 14 Mrd. eine lächerliche Summe, doch der EU-Kommission ist es zu teuer, und man fügte noch Umweltbedenken hinzu.

Ende letzten Jahres schlossen der chinesische Energiekonzern Powerchina, die internationale Kommission für das Tschadseebecken (LCBC) und die nigerianischen Behörden einen Vorvertrag für ein Projekt zur Umleitung von Wasser aus dem Kongobecken in den Tschadsee (Abbildung 2). Powerchina, der Staatskonzern, der das weltgrößte Wasserkraftprojekt, den Drei-Schluchten-Damm, gebaut hatte, führt dazu die Machbarkeitsstudie durch.1

Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer solcher Beispiele, doch was bei all dem sehr deutlich zutage tritt, ist Chinas Haltung gegenüber seinen Handelspartnern. Sie basiert auf den Fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz, die zwischen den damaligen chinesischen und indischen Ministerpräsidenten Zhou Enlai und Jawaharlal Nehru 1954 vereinbart und zu den Gründungsprinzipien der Asiatisch-Afrikanischen Konferenz 1955 in Bandung/Indonesien gemacht wurden. Da die meisten westlichen Politiker für diese Prinzipien etwa so wenig Verständnis aufbringen wie für chinesische Schriftzeichen, seien sie hier nochmals genannt:

  • gegenseitige Wahrung der Souveränität und der territorialen Unversehrtheit,

  • gegenseitiger Aggressionsverzicht,

  • Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten,

  • Gleichberechtigung und gegenseitiger Nutzen,

  • friedliche Koexistenz.

In diesen letzten 60 Jahren wurden weitere Prinzipien hinzugefügt und weiterentwickelt, und in einer Rede bei einer Pressekonferenz mit US-Präsident Barack Obama machte Xi Jinping ein weiteres Prinzip sehr deutlich: Im Gegensatz zu der arroganten Haltung des Besserwissers und dem hohlen Vorzeigemodell, das oft dem westlichen Demokratieverständnis zugrunde liegt, betonte Xi: „Auf der Welt gibt es kein allgemeingültiges Entwicklungsmodell. Jeder sollte die kulturelle Vielfalt auf der Welt und die Vielfalt der Entwicklungsmodelle respektieren.“2

Mit afrikanischen Worten

In Afrika wird China als verläßlichster Partner bei der Industrialisierung betrachtet. Das ist eine Tatsache, die in den letzten Jahren von verschiedenen Kreisen Afrikas bestätigt wurde.

Die Reaktionen afrikanischer Staatsführer auf die Afrikareise des chinesischen Präsidenten und auf das Johannesburger Forum 2015 war überwältigend optimistisch. Sie betonten, daß China im Gegensatz zu den westlichen Ländern keine Bedingungen und politische Zwänge auferlegt, sondern wirklich auf den Aufbau Afrikas abzielt. Kenias Präsident Uhuru Kenyatta machte dies gegenüber Reportern sehr deutlich:

    „Die Annahme, China sei die neue Kolonialmacht, ist eine völlig falsche Darstellung der Aktivitäten Beijings hier in Afrika... China ist bereit, uns zu helfen, damit wir uns entwickeln und unsere sozial-wirtschaftlichen Ziele erreichen – ohne uns seine Agenda aufzuerlegen.“

Äthiopiens Generalkonsul in Frankfurt/Main, Mehreteab Mulugeta Haile, wurde bei einer Konferenz im Oktober 2016 mit demselben Vorurteil konfrontiert und gab zur Antwort:

    „Ich kann Ihnen versichern: Die Chinesen sind nicht wegen Rohstoffen oder irgendwelchem billigen Nutzen in Äthiopien – denn wir haben keine. Wir können die Hilfe, die nach Äthiopien gelangt, nicht gegen Öl oder andere Waren tauschen. Unsere Kooperation mit den Chinesen in Äthiopien ist eine Kooperation zum beiderseitigen Vorteil, und sie folgt den internationalen Gepflogenheiten, wie man Geschäfte macht… Unser Vorteil bei den Chinesen ist, daß die Chinesen nach Äthiopien kommen, wenn wir sie brauchen. Sie kommen nach Äthiopien, um Infrastruktur aufzubauen, um Kapazitäten aufzubauen. Es gibt einige Länder im Westen, wenn man die um Unterstützung bittet, dann bringen sie Gepäck mit – Menschenrechte und dies und das. Sie mischen sich in die Innenpolitik ein. Aber die Chinesen sind da, um die Entwicklung jedes Landes zu unterstützen, je nach seinen Bedürfnissen.“3

Selbst die Weltbank mußte in einem Arbeitsbericht Deal or No Deal; Strictly Business for China in Kenya? („Handel oder kein Handel: Geht es China in Kenia nur ums Geschäft?“) mit einem weit verbreiteten Vorurteil aufräumen: „Im Gegensatz zu der verbreiteten Meinung, daß chinesische Firmen nur Chinesen einstellen, ... meldeten 93% der Firmen die Einstellung kenianischer Arbeiter... Bei den überprüften Firmen stellten Kenianer 78% der Vollzeitarbeitskräfte und 95% der Teilzeitkräfte.“4 Sie geben auch an, daß allein in Kenia etwa 400 chinesische Firmen in allen Sektoren tätig sind.

Optimismus contra Pessimismus

In der Zukunft wird das Thema Afrika assoziiert sein mit Hochtechnologie, Raumfahrt, Nahrungsmittel-Exportweltmeister, hochqualifizierten Ingenieuren, Astronauten, Kernphysikern und vielem mehr. Diese Zukunft muß es auch für die kriegsgebeutelten Region Südwestasiens geben. Es wurde auch schon von diversen Kreisen wahrgenommen, daß Chinas Initiative der Neuen Seidenstraße die einzige Möglichkeit zur politischen Stabilisierung und zum wirtschaftlichen Wiederaufbau der Region ist.

Wie lange wird der Westen brauchen, dies zu erkennen? Ob der neue US-Präsident seinen ambitionierten Aufbauplan der US-Realwirtschaft tatsächlich in Angriff nimmt, bleibt abzuwarten. Ob die EU-Elite samt ihrer Handlanger wie Merkel und Schulz weiterhin Betonköpfe bleiben oder doch noch zu Wendehälsen werden, läßt sich nur positiv beantworten, wenn die dazu erforderliche Mobilmachung aller denkenden Kräfte Deutschlands in Gang kommt.

Mit dem Fortschreiten von Wissenschaft und Technik seit den 1950er Jahren konnte die Menschheit zunehmend die eigene Ohnmacht gegenüber Naturgewalten reduzieren und Erfindungen zum Wohle der gesamten Menschheit schaffen. Was zuvor unvorstellbar war und als Utopie, Träumerei oder gar als große Gefahr abgetan wurde, ist heute oft eine Selbstverständlichkeit. Die Entwicklung und Nutzbarmachung von Atomenergie, Mikroelektronik, Biotechnologie, Plasmaphysik usw. erweitert nicht nur die Produktionsqualität, sondern eröffnet viele neue Wege und Möglichkeiten. Auch die Entwicklung und Verbesserung des Transportwesens führte zu einer besseren Versorgung, einer effizienteren Wirtschaft, und förderte den kulturellen Austausch.

Das funktionierte für Europa und den USA – warum sollte es in Afrika nicht auch so sein? Oder in der übrigen Welt?

Weil es nicht gewollt ist! Anfang der 80er Jahre wurde eine tiefgreifende Veränderung im Wirtschaftsverständnis und den Vorstellungen über Mensch und Natur eingeleitet. Ideen wie begrenzte Ressourcen, Überbevölkerung, Nachhaltigkeit und Nullwachstum, globale Erwärmung u.v.a.m. sind mittlerweile Schlagworte geworden, mit denen Diskussion über Entwicklung im Keim erstickt wird. Abgesehen von den vielen grünen Bewegungen, welche diese Ideologie zur Religion erhoben, hat sich diese Seuche in alle Institutionen verbreitet, und man wird als Ketzer behandelt, wenn man diese Doktrin in Frage stellt. Die Bibel dieser im Westen regierenden Sekte nennt sich Grenzen des Wachstums und wurde 1972 vom Club of Rome herausgegeben.

Die darin mit Computerhochrechnungen erstellten Zukunftsprognosen warnten vor einer Bevölkerungsexplosion, und es wurden drastische Schritte zur Bevölkerungsreduktion gefordert. Das darin propagierte oligarchische Weltmodell des Gleichgewichts oder Nullwachstums sollte einen Schein wissenschaftlicher Rechtfertigung erhalten, und die Autoren gaben an, daß nur noch Raum für zwei Milliarden Menschen verbleibe, wenn wir weltweit den europäischen Lebensstandard haben wollen.

Seitdem wurden handverlesene „Experten“, Wissenschaftler, Analysten und andere Brotgelehrte für diese Religion gewonnen und erweitern und vertiefen das auf dieser Axiomatik aufbauende negative Menschenbild, das heutzutage in fast allen Bereichen vorherrscht und den Hauptgrund für den Pessimismus in der heutigen Gesellschaft darstellt.

Darauf aufbauend wurde 1996 noch ein zweites Buch prominent in den Kanon aufgenommen: Kampf der Kulturen (im englischen Original: „The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order“) von Samuel Huntington, worin behauptet wird, der Westen werde zunehmend mit anderen Kulturkreisen, v.a. dem Islam und China, in Konflikt geraten und es werde zu „Ressourcen- und Bevölkerungskriegen“ kommen, mit denen der Westen seine Vormachtstellung sichern wolle.

Die gesamte Axiomatik der Wirtschafts-, Finanz- und Außenpolitik des Westens der letzten Jahrzehnte war von diesen geopolitischen Motiven geprägt, und die westliche Elite oder Oligarchie sieht sich nun an dem Punkt angekommen, wo sie ihre unipolare Weltmachtstellung verliert.

In vielen Regionen des Westens äußert sich nun die Ablehnung dieser oligarchischen Politik, wie beim Brexit und bei der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Doch das allein wird nicht ausreichen, um die notwendige Umkehr einzuleiten. Dazu muß zu dieser Ablehnung eine positive Vision für die Zukunft hinzukommen, und unser Menschenbild muß sich wieder an jenem orientieren, welches das christlich-humanistische Europa einst so fortschrittlich machte.

Auf der anfangs angesprochenen Konferenz betonte Helga Zepp-LaRouche diesen wichtigen, allgemeingültigen Punkt:

    „Es gibt keinen solchen Gegensatz zwischen den Ländern der Welt, der nicht überwunden werden kann. Ganz im Gegenteil: Es ist die Eigenschaft des Menschen, die ihn von allen anderen Lebewesen unterscheidet, daß er die einzigartige Fähigkeit der kreativen Vernunft besitzt. Das ist die universelle Qualität, die alle Menschen vereint und es dem Menschen erlaubt, stets eine höhere Ebene zu finden, auf der Konflikte gelöst werden können. In China ist diese Philosophie sehr gut bekannt seit den Beiträgen des großen Universalgelehrten Konfuzius.“5

Auch in Deutschland war das einmal unsere „Leitkultur“, von Nikolaus von Kues (1401-1464) über Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) und Moses Mendelssohn (1729-1786) bis hin zu Friedrich Schiller (1759-1805). Nicht ohne Grund nannte Leibniz China und Europa die beiden Pole der Zivilisation.

An diese Leitkultur sollte man sich wieder erinnern und sie zur herrschenden machen, wenn Deutschland wieder das Land der Dichter, Denker und Erfinder werden und nicht das Land der Betonköpfe, Bürokraten und Sprücheklopfer bleiben will.

Also, ran an die Arbeit, auch wenn aller Anfang schwer ist!


Anmerkungen

1. Siehe hierzu ausführlichen Artikel: „Transaqua: ein Traum wird Wirklichkeit“, Neue Solidarität 1/2017.

2. Presseerklärung Xi Jinpings bei seinem Gipfeltreffen mit US-Präsident Obama in Kalifornien, 7.6.2013.

3. Essener Konferenz des Schiller-Instituts am 21. Oktober 2016, siehe Artikel: „Gebt uns nicht Fische, sondern lehrt uns das Fischen“, Neue Solidarität 46/2016.

4. http://documents.worldbank.org/curated/en/801581468195561492/text/WPS7614.txt, 4. März 2016.

5. Helga Zepp-LaRouche in ihrer Rede auf dem „Internationalen Symposium über die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen entlang der euro-asiatischen Kontinentalbrücke“, Beijing, Mai 1996.