Panel 5: Die nächsten 50 Jahre der Erde gestalten
Dieser schöne Konferenzabschnitt begann mit dem Pianisten Martin Kaptein, der
kunstvoll Schuberts zartes Impromptu Ges-Dur spielte. Unter der Moderation von
Daniel Burke setzte Megan Dobrodt als erste Rednerin den Ton, indem sie
darlegte, daß Lyndon LaRouches Intervention in die Weltlage immer von
Jugendbewegungen angeführt wurde, mit der Idee, daß man für einen Kurswechsel
eine neue Generation von Führungskräften heranziehen müsse. Damit diese
Generation sich für die Staatsführung qualifizieren kann, müsse sie lernen, wie
man erkennt, ob etwas wahr oder falsch ist, denn das sei der Maßstab für eine
solche Führung. Diese Vortragsrunde stelle die „LaRouche-Jugendbewegung der
dritten Generation“ vor. Es folgte ein Videoausschnitt mit Lyndon LaRouche über
die Fähigkeit des Menschen, die gesetzmäßige Ordnung des Universums zu
verstehen.
Es ist schwierig, diese Podiumsdiskussion zusammenzufassen, da alle Teile
tiefgründig und ausführlich waren, daher empfehlen wir, sie sich selbst
anzusehen auf der Internetseite des Schiller-Instituts.
Mike Campbell sprach darüber, was es bedeutet, „Platons Höhle zu
verlassen“. Unter Verwendung eines Zitats aus LaRouches Schrift Politics as
Art (2000) warf er die Frage auf: „Kannst du das, was du zu wissen glaubst,
gut genug beweisen, um es anderen beizubringen?“ Der Stand der Astronomie zu
Johannes Keplers Zeiten sei wie in Platons berühmtem Höhlengleichnis gewesen.
Anstatt das Denken anzupassen, wurden die Modelle von Brahe, Ptolemäus und
anderen nur immer komplizierter gemacht, aber Kepler brach mit dem kulturellen
Axiom und suchte statt dessen nach einer physischen Ursache der
Planetenbewegungen. Der Perspektivwechsel durch Cusanus und die Renaissance
verkörpere einen kulturellen Optimismus, der bis hin zur Amerikanischen
Revolution führte.
Adrian Pearl demonstrierte, an Campbell anschließend, unter Bezug auf
Keplers Neue Astronomie und verschiedene visuelle Modelle gekonnt den
Unterschied zwischen einer physikalischen Hypothese und bloßer Beobachtung. Nach
einer großartigen Darstellung der Irrtümer in den Modellen von Ptolemäus und
Brahe bekräftigte er, dies sei der Grund, warum LaRouche die Bedeutung von
Keplers Werk so betonte. Die Tatsache, daß das Universum solche Prinzipien hat,
beweise die Wahrheit, daß das gesamte Universum ein intelligenter Entwurf
ist.
Als nächstes hielt die führende mexikanische Aktivistin Carolina
Dominguez einen Vortrag mit dem Titel „Warum wir keine wilden Tiere sind –
was Ihnen niemand gesagt hat“. Sie sprach über Wernadskij und LaRouche als zwei
Säulen der Bildung, die sie und ihre Kollegen in Mexiko in die Universitäten
bringen. Entscheidend sei die Idee, daß der Mensch seine Beziehung zur Erde
verändert und neue biogeochemische Prozesse schaffen kann, die es zuvor noch nie
gegeben hat. Das Ziel sei es, diese Ideen zum Tragen zu bringen und daraus
wirksame politische Maßnahmen zu entwickeln. LaRouche wende Wernadskijs
Prinzipien auf eine moderne Wirtschaft an. Die damit verbundene Idee des
Aufstiegs von einer Ebene zur nächsthöheren gelte auch für das politische
Organisieren.
Als nächstes diskutierte Kynan Thistlethwaite über die Tragödie und
das Erhabene, insbesondere in der Staatskunst, anhand von Shakespeare und
Schiller. Shakespeares Tragödien seien tiefgreifende Lektionen der
Staatsführung. Er spielte die Tonaufnahme einer Rezitation Lyndon LaRouches von
Hamlets Monolog „Sein oder Nichtsein“ vor. Hamlet stehe darin vor der Wahl,
entweder an einer machohaften Weltsicht festzuhalten oder sich zu einer neuen
Weltsicht zu wandeln.
Anschließend zeigte Anastasia Battle anhand von Zitaten aus Schillers
Die Jungfrau von Orleans über Jeanne d‘Arc auf sehr schöne Weise, daß
Tragödien vermieden werden können, wenn wir auf der Ebene des Erhabenen handeln.
Trotz des Vertrauensverlusts und des Vorwurfs der Hexerei ging Jeanne mutig auf
das Schlachtfeld, um ihren König zu retten, und handelte so auf der Ebene des
Erhabenen. Battle forderte alle auf, sich darin zu üben, moralisch zu reagieren
und auf kreative, schöne Weise zu handeln.
Ashley Tran sprach über Schillers berühmte Vorlesung zur
Universalgeschichte und den historischen Kontext. Unser Schicksal hänge von
unserer Fähigkeit ab, mit der Geschichte in einen Dialog zu treten. Schiller
beschreibt den Gegensatz zwischen dem „Brotgelehrten“ und dem „philosophischen
Kopf“. Sie sei als Chinesisch-Amerikanerin stolz darauf, durch ihr Studium der
Universalgeschichte den wahren Geist Amerikas zu verstehen.
Robert Castle forderte anhand eines Vortrags über Edgar Allan Poe und
mit Zitaten von Martin Luther King das Publikum auf, über Unsicherheiten
hinauszuschauen. Es habe schon immer Patrioten gegeben, die sich moralisch für
das Gute verantwortlich fühlten, und Amerika brauche eine wachsende Bewegung von
Bürgern, die sich der Idee verschreiben, daß die Amerikanische Revolution
weitergeht.
José Vega sprach darüber, wie große Kunst und Musik über die Zeiten
erhalten werden müssen. Heute werde Bachs Musik allseits geschätzt, aber Bach
sei in Europa lange Zeit unterdrückt und fast vergessen worden. Erst 1829 wurde
Bach dank des 20jährigen Felix Mendelssohn zum „Mainstream“. Künstler wie
Beethoven seien keine Sklaven ihres sterblichen Daseins gewesen. Vega zitierte
Beethoven, der zu einem Musiker sagte: „Diese Musik ist nicht für dich, sie ist
für die Zukunft.“
Vega sprach dann über seine Heimat, den New Yorker Stadtteil Bronx, und die
lange Geschichte der Menschen, die in der Bronx Erhabenes und Schönes schufen.
So sind dort viele Straßen nach antiken griechischen und römischen Dichtern
benannt. Man müsse den vielen namenlosen Helden dankbar sein, die große Werke
bewahren, so Vega. Die gegenwärtige Periode der Armut und Verzweiflung werde am
Ende nur „eine kleine Delle in unserer Geschichte sein“.
Im Anschluß an die Vorträge folgte eine lebhafte Diskussion von etwa 45
Minuten.
Jp
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