„Wir leben in einer Welt, die nicht mehr funktioniert“
Von Maurizio Abbate
Maurizio Abbate ist Vorsitzender der italienischen Nationalen
Agentur für kulturelle Aktivitäten (ENAC). In der internationalen Konferenz „Der
Mensch ist nicht des Menschen Wolf!“ am 12.-13. Juli in Berlin sagte er
folgendes. (Übersetzung aus dem Italienischen.)
Meine Damen und Herren!
Ich richte mich an alle Frauen und Männer dieser noch freien Welt, die sich
mit Kraft und Mut dem Versuch der Beherrschung widersetzen, der von jenen
globalistischen Eliten ausgeht. Diese haben in den letzten 30 Jahren viele freie
Nationen mit Kriegen und inszenierten Revolutionen verwüstet, die mit makabrer
Phantasie als „farbig“ bezeichnet wurden und Tod und Zerstörung über unschuldige
Zivilisten brachten.
Kriege toben in jedem Winkel der Erde – in der Ukraine, in Syrien, im
Libanon, im Irak, in Palästina, im Iran, im Sudan, in der Sahelzone und am Horn
von Afrika. Das ist ein Weltkrieg wie aus dem Bilderbuch, an dem sich diejenigen
bereichern, die ihn finanzieren – multinationale Konzerne und die
Waffenindustrie. Unternehmen, die in der Lage sind, gleichzeitig die Produktion
und den Verkauf von Waffen, die Produktion und den Vertrieb von Energie sowie
von Nahrungsmitteln und Medikamenten zu kontrollieren – alles notwendige Güter,
die in Krisenzeiten den Schwarzmarkt anheizen, um die üblichen Verdächtigen zu
bereichern und die Menschen zu verarmen und leiden zu lassen.
Sie haben eine Wirtschafts- und Finanzkrise ausgelöst, die es ihren Urhebern
ermöglicht, beispiellose Spekulationen zu betreiben und Gewinne einzustreichen,
die viele souveräne Staaten nie erreichen. Staaten, deren Regierungen so tief
konditioniert sind, daß sie die Mittel für Schulen und Krankenhäuser kürzen und
den Waffenmarkt anheizen. Gelder, die die Bürger mit ihrer Arbeit und ihren
Opfern bezahlt haben, um das Wachstum des Wohlfahrtsstaates zu fördern, werden
statt dessen verwendet, um Krieg in ihr Land zu bringen.
Wir leben in einer Welt, die nicht mehr funktioniert. Die Welt, die durch die
Absprache zwischen den Siegern des Zweiten Weltkriegs aufgebaut wurde, gibt es
nicht mehr. Sie wurde von denen zerstört, die sich nach dem Zusammenbruch des
Kommunismus willkürlich zu den Herren der Welt erklärt haben – diejenigen, die
Serbien, Libyen, Somalia, den Irak, Afghanistan, Syrien, den Jemen und den Iran
ohne Gnade bombardiert haben, allein aus geopolitischen Interessen.
Die UNO hat, wie der Völkerbund zuvor, ihre Funktion verloren. Wenn ein Staat
es sich leisten kann, Zivilisten zu bombardieren, die Autonomie fordern, und die
UNO nicht eingreift, außer um die einzige Nation zu bestrafen, die zu ihrer
Verteidigung eingegriffen hat, dann bedeutet das, daß eine solche Organisation
versagt hat. Wenn sie es sogar zuläßt, daß Waffen an eine der am stärksten
bewaffneten Nationen der Welt geliefert werden, um Frauen und Kinder zu töten,
die in einem Streifen Land ohne Wasser und Nahrung leben, dann bedeutet das, daß
diese Organisation durch und durch verrottet ist.
Die Europäische Union, eine weitere Organisation, die geschaffen wurde, um
künftige Kriege zu verhindern, fördert statt dessen Aufrüstungspläne und
Kampagnen des Rassen- und Kulturhasses. Die EU nutzt sogar Sport und Kultur, um
den Haß gegen das brüderliche russische Volk zu schüren. Eine Organisation, die
es sich sogar erlaubt, Auseinandersetzungen innerhalb von Mitgliedsstaaten wie
Ungarn zu schüren, die es wagen, den Kopf zu erheben, um ihrem Volk bessere
Lebensbedingungen und Wahlfreiheit zu garantieren. Und das alles, während sie
von Freiheit und Demokratie sprechen.
Die Europäische Union ist tot! Die UNO ist tot! Es ist an der Zeit,
weiterzugehen. Wir müssen das von den „Young Global Leaders“ geprägte Europa der
Minister hinter uns lassen. Diese geben die Neutralität, die lediglich ein
Schein des Friedens ist, auf, um sich dem Traum vom Krieg hinzugeben. Krieg wird
als Frieden verkauft, ganz im Geiste des offenen Orwellschen Wahnsinns.
Wir müssen den ständigen angeblichen Klima-, Gesundheits- und Finanznotstand
hinter uns lassen, mit dem die nationalen Entscheidungen in Landwirtschaft,
Handwerk, Industrie und Gesellschaft verändert werden sollen.
Wir müssen das von einer Clique gieriger und perverser Individuen auferlegte
Entwicklungsmodell überwinden, das von Rassismus und Arroganz durchdrungen
ist.
Angesichts all dessen haben wir die moralische Verpflichtung, eine solide und
glaubwürdige Alternative aufzubauen – eine Alternative, die von der Kultur und
der internationalen Zusammenarbeit ausgehen kann und muß.
Inspiriert von den Lehren von Sokrates und Platon müssen wir das Wohlergehen
der Weltgemeinschaft erreichen und die Solidarität zwischen den Völkern
fördern.
Wir müssen ein neues Paradigma für die westlichen Gemeinschaften entwickeln,
das das Prinzip der Wirtschaft als Zentrum der Gesellschaft aufgibt und den
Menschen mit all seiner materiellen und geistigen Komplexität wieder in den
Mittelpunkt stellt.
Die Unterschiede und Besonderheiten der Völker, die durch Jahrhunderte
unterschiedlicher Geschichten und Kulturen entstanden sind, müssen zur
treibenden Kraft werden, damit sie einen konstruktiven Dialog für ein
friedliches Zusammenleben und gegenseitiges Wachstum hervorbringen können.
Es muß ein Dialog geführt werden, der zu einer gerechten Verteilung der
Ressourcen des Planeten führt, auf dem wir alle leben. Ressourcen, die oft die
Ursache für bewaffnete Konflikte und noch nie dagewesene Gewalt sind, weil sie
in krimineller Weise in den Händen einiger weniger konzentriert ist.
Worte allein reichen nicht aus, um all dies zu erreichen. Slogans sind
nutzlos.
Die Nationale Agentur für kulturelle Aktivitäten (ENAC), die ich mit Stolz
vertrete, wird ein zweites Forum zur italienischen Kultur in Italien
organisieren. Es wird eine Gelegenheit zur Diskussion zwischen denjenigen sein,
die den Menschen wieder in den Mittelpunkt der Gemeinschaft und die Wirtschaft
an die ihr gebührende Stelle stellen wollen, als Mittel für geistiges und
materielles Wachstum und nicht als Selbstzweck. Eine wichtige Gelegenheit, um
synergetische Beziehungen zwischen verschiedenen Nationen und Kontinenten zu
schaffen, die durch eine neue und andere Vision vereint sind.
Es ist notwendig, sofort ein weltweites Netzwerk aller nationalen und
patriotischen Kräfte zu schaffen, die die Dogmen des freien Marktes nicht
akzeptieren. Wenn es uns gelingt, ein umfassendes und glaubwürdiges Netzwerk
aufzubauen, das in der Lage ist, Konsens und neue Mitglieder zu gewinnen, werden
wir in der Lage sein, jene sozialen und moralischen Forderungen und den Schutz
der Völker zu vertreten, die die UNO vor allem in den letzten Jahren nicht
geboten hat.
Es mag schwierig erscheinen. Eine Gefahr. Ein Wahnsinn. Aber nichts ist
unmöglich. Wenn wir daran glauben, können wir es schaffen.
Nach Berlin, wo das Schiller-Institut einmal mehr gezeigt hat, wie wichtig
Teamarbeit ist, lade ich Sie nach Rom ein. Neben zahlreichen nationalen Debatten
werden wir eine Sondersitzung abhalten, um die Idee einer Weltkulturorganisation
auf den Weg zu bringen, denn Kultur ist der Schlüssel zum Abbau der herrschenden
Ordnung und um den Menschen eine andere Zukunft zu geben. Kultur ist ein
Instrument für den internationalen Zusammenhalt und die Zusammenarbeit. Wir
freuen uns darauf, Sie im November in Rom zu sehen, um diesen Traum gemeinsam zu
verwirklichen!
Wir danken Ihnen.
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