Engagement für den Frieden:
Im Globalen Süden wird Geschichte geschrieben
Von Tobias Faku
Eine Delegation des Schiller-Instituts besuchte anläßlich des
Internationalen Tags des Friedens China.
Vom 19. bis 21. September veranstaltete die Chinesische Gesellschaft für
Frieden und Abrüstung auf Einladung der Volksregierung der Provinz Shandong in
Jinan und Weifang eine hochrangige Veranstaltung zum Internationalen Tag des
Friedens mit dem Titel „Eine gemeinsame Zukunft für eine Welt des friedlichen
Zusammenlebens“.
Unter den Teilnehmern war auch eine vierköpfige Delegation des
Schiller-Instituts aus Deutschland und Frankreich unter der Leitung von Helga
Zepp-LaRouche (darunter der Verfasser), um sicherzustellen, daß Westeuropa im
Chor der 80 Länder vertreten war, die zu dieser besonderen Veranstaltung
zusammenkamen.
Das offizielle Konzept der Konferenz bezog sich auf die Beobachtung des
chinesischen Präsidenten Xi Jinping, daß die Welt „Veränderungen durchläuft, wie
wir sie seit hundert Jahren nicht mehr gesehen haben“, und forderte die
Delegierten auf, sich für ein gemeinsames Schicksal der Menschheit
einzusetzen.
Unter den zahlreichen Teilnehmern der Veranstaltung befanden sich wichtige
politische und akademische Führungspersönlichkeiten aus aller Welt,
darunter der Vizepräsident der Volksrepublik China Han Zheng, Südafrikas
ehemaliger Präsident Kgalema Motlanthe, Kolumbiens ehemaliger Präsident Ernesto
Samper Pizano, der ehemalige Präsident der Schweiz Ueli Maurer sowie zahlreiche
internationale Vertreter akademischer Institutionen und Friedensbewegungen. Der
Globale Süden war gut vertreten.
Die Grundsatzrede von Han Zheng gab den Ton und das Ziel der Konferenz vor,
die sich in einer Zeit, in der die Welt zu einem „globalen Dorf“ geworden ist,
zusammenfassen läßt als „Aufbau einer Welt des friedlichen Zusammenlebens“
anstelle geopolitischer Konkurrenz. Daher müsse die Welt als eine „Gemeinschaft
mit gemeinsamer Zukunft“ verstanden werden, die wir durch die Förderung einer
soliden Entwicklung aufbauen müssen. In dieser Hinsicht müsse man „Frieden als
Grundlage für Entwicklung und Entwicklung als Grundlage für Frieden“
betrachten.
Kgalema Motlanthe bezog sich auf Zhou Enlais Fünf Prinzipien der friedlichen
Koexistenz sowie auf die Notwendigkeit eines „gerechten und integrativen
Wachstums“. Vor allem aber sprach er angesichts der gegenwärtigen Gefahr einer
nuklearen Konfrontation das Thema des Atomwaffensperrvertrags an und betonte, es
sei dringend notwendig, sich zu diesem Vertrag als solchem, zur nuklearen
Nichtverbreitung und zum Frieden zu bekennen. Frieden bedeute „weit mehr als die
Abwesenheit von Kriegen und Konflikten“.
Aus einem kriegsverrückten Europa kommend, wo unsere Politiker sich
gegenseitig in ihrer militaristischen Rhetorik zu übertreffen suchen, war es
eine Wohltat, Politiker über die gemeinsamen Ziele der Menschheit diskutieren zu
hören.
In Gesprächen mit Teilnehmern aus aller Welt wurde deutlich, daß in unserer
Zeit ein monumentaler Umbruch stattfindet. Die westlichen Regierungen haben
aufgrund ihrer selektiven Mißachtung der Menschenrechte und jetzt ihrer völligen
Mißachtung der zunehmenden Zahl von Toten unter der Zivilbevölkerung in Gaza
wirklich jegliches Ansehen verloren.
Das Forum diskutierte ausführlich die drei Initiativen von Präsident Xi
Jinping – die Globale Entwicklungsinitiative, die Globale Sicherheitsinitiative
und die Globale Zivilisationsinitiative –, die einen sehr ganzheitlichen Ansatz
verfolgen, der darauf abzielt, die geopolitischen Rivalitäten zu überwinden und,
wie Xi es nennt, eine Schicksalsgemeinschaft für die Menschheit zu schaffen.
Geschichtenerzählen und Kunstperformance
Die Gedenkfeier zum Internationalen Friedenstag umfaßte zur großen Freude der
internationalen Delegationen auch ein farbenfrohes, multikulturelles
Musikprogramm mit Choraufführungen und schönen Geschichten aus dem wahren Leben
über Chinas internationale Bemühungen um Frieden und Armutsbekämpfung. Es war
eine schöne Kombination aus Musik, Tanz und Akrobatik in Kombination mit
Videopräsentationen, die alle die Geschichte des chinesischen Beitrags zum
Weltfrieden und zur Armutsbekämpfung erzählten.
Die erste Rednerin war Lin Dongmei, die Tochter von Lin Zhanxi, dem Erfinder
der „Juncao-Technologie“, einem protein- und zuckerreichen
Riesen-Napier-Hybridgras, das als Substrat für die Pilzzucht, als Tierfutter und
zur Bekämpfung der Wüstenbildung verwendet wird. Sie hat mit ihrem Vater auf der
ganzen Welt, insbesondere in Afrika, zusammengearbeitet, um
Bildungseinrichtungen aufzubauen, in denen die örtlichen Landwirte lernen, wie
man Juncao anbaut. Präsident Xi Jinping half in den 1990er Jahren als Gouverneur
der Provinz Fujian beim Aufbau des Juncao-Wissenschaftslabors.
Ein chinesischer Arzt stellte die Arbeit seines Teams in Tansania vor, das
unter widrigsten Umständen komplexe Operationen ermöglichte. Es sprach auch ein
chinesischer Lehrer, der junge Erwachsene in Tonga (einem Inselstaat in
Polynesien) in landwirtschaftlichen Techniken unterrichtete.
Besuche in Fabriken
Die Konferenzteilnehmer konnten sich auch selbst ein Bild vom unglaublichen
technologischen Wandel in China machen, als sie ein Motorenwerk von Weichai,
Chinas führendem Industrieausrüstungskonzern, besuchten. Dort wurde die
automatisierte Fertigung vorgestellt, in der China heute weltweit führend ist
und in der die Hälfte aller neuen Roboter installiert wird. Laut dem Critical
Technology Tracker des Australian Strategic Policy Institute ist China in 37 von
44 Pionierbereichen weltweit führend; zum Beispiel: fortschrittliche Robotik,
kontinuierliche chemische Synthese, intelligente Materialien sowie
Superkondensatoren und optische Sensoren. Letztere waren für unseren nächsten
Besuch im Goertek-Technologiezentrum von Bedeutung. Goertek ist ein weltweit
führendes Unternehmen im Bereich der Mikroelektronik für Akustiktechnologie und
Sensoren sowie für Virtual- und Augmented-Reality-Technologie, in der es bis zu
80% des Weltmarkts abdeckt.
Unser dritter Besuch galt dem Ausstellungsgelände für moderne Landwirtschaft
in Weifang, wo wir ein intelligentes Gewächshaus besichtigten, das folgendes
bietet: Substratanbau, ein computergestütztes System zur Überwachung und
Regulierung der Umwelt und Hummelbestäubung. Die Ausstellung steht unter der
Leitung der Weifang Academy of Agriculture Science, die sich zum Ziel gesetzt
hat, neue Standards in der intelligenten Landwirtschaft zu setzen. Das
Weifang-Modell wurde von Präsident Xi für die Integration von Handel, Industrie
und Landwirtschaft sowie die Industrialisierung der Landwirtschaft gelobt. Die
Region verzeichnet auch einen positiven Trend bei der Verringerung des
Einkommensgefälles zwischen Stadt und Land.
Chinas Engagement für eine qualitativ hochwertige Entwicklung und eine
wissensbasierte Wirtschaft steht im krassen Gegensatz zu den Darstellungen in
westlichen Medien, die China als „Sklavenwirtschaft“ oder als „Dieb geistigen
Eigentums“ verleumden. Der stellvertretende US-Außenminister Kurt M. Campbell
hat sich mit seiner Aussage selbst bloßgestellt: „Ehrlich gesagt verblaßt der
Kalte Krieg im Vergleich zu den vielfältigen Herausforderungen, die China
darstellt. Es geht nicht nur um militärische Herausforderungen. Es geht um alle
Bereiche. Es geht um den Globalen Süden. Es geht um Technologie.“
Westliche Eliten sind entsetzt über das neue Selbstbewußtsein des Globalen
Südens und seine Weigerung, sich vom Westen schikanieren und wirtschaftlich
ausbeuten zu lassen. Dies war in allen Diskussionen auf der diesjährigen
Konferenz zum Internationalen Tag des Friedens deutlich zu spüren. Das Diktum
des verstorbenen Henry Kissinger, daß „nichts Wichtiges aus dem Süden kommen
kann – Geschichte wird nicht im Süden gemacht“, hat sich als völlig falsch
erwiesen. China und die Nationen des Globalen Südens im allgemeinen sind
eindeutig auf dem besten Weg, den Traum der Bandung-Konferenz von 1955 zu
verwirklichen, eine Welt ohne Kolonialismus und wirtschaftliche Ausbeutung zu
schaffen.
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