Lieber Gürtel und Straße als eine Straße der Panzer
Von Michele Geraci
Michele Geraci, ehemaliger Staatssekretär im italienischen
Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, Professor für praktische
Wirtschaftspolitik an der Nottingham University in Ningbo, Ehrenprofessor an
der School of Economics der Beijing University, außerordentlicher Professor
für Finanzen der New York University in Shanghai sowie
En-ROADS-Klimabotschafter von Climate Interactive/MIT in Italien, hielt in der
Straßburger Konferenz des Schiller-Instituts am 8. Juli den folgenden Vortrag
(Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften von der Redaktion
hinzugefügt.)
Hallo, ich bin sehr froh, hier zu sein. Ich möchte mich bei Helga für die
sehr freundliche Einladung bedanken. Ich freue mich, hier bei netten Freunden
zu sein.
Ich möchte Ihnen einen kleinen Überblick über die Geschehnisse rund um die
Gürtel- und Straßen-Initiative (Belt and Road Initiative, BRI) geben und Ihnen
hoffentlich einen etwas anderen Blickwinkel darauf geben, warum Italien der
BRI beigetreten ist, zu der Kritik, die wir erhalten haben, und warum ich
denke, daß die BRI meiner Meinung nach tatsächlich ein Weg ist, um der Welt
Frieden zu bringen.
Ich bin einerseits Professor an verschiedenen Universitäten. Ich habe das
Glück, in China in Shanghai für eine amerikanische Universität, die New York
University, und in einer anderen Universität, Ningbo, für eine britische
Universität zu arbeiten, wenn ich in China bin. Ich hatte auch das Glück und
die Ehre, mit Präsident Modi, Präsident Xi und mit Präsident Putin, Lawrow und
anderen zusammenzukommen. Ich bin also halb Politiker und halb
Wirtschaftswissenschaftler.
© Michele Geraci

Abb. 1: Michele Geraci (links) begleitete Chinas Präsident Xi Jinping und
dessen Ehefrau (rechts) bei einem Besuch in Rom und Palermo 2019 anläßlich der
Unterzeichnung des italienisch-chinesischen Memorandums über die Kooperation
im Rahmen der Belt-and-Road-Initiative.
Ich komme jetzt zu den praktischen Dingen. Ich möchte das Bild von mir und
Präsident Xi zeigen (Abb. 1). Das war bei der Unterzeichnung des
BRI-Memorandums durch Italien im März 2019 in Rom.
Um eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie wichtig die Beziehungen
zwischen Italien und China sind und wie wichtig die Unterzeichnung dieser
Absichtserklärung ist, erzähle ich Ihnen, was mit meinen Freunden in Rom und
in der italienischen Regierung passiert. Ich sage es sehr diplomatisch: Nicht
jeder versteht die Bedeutung von Gürtel und Straße. Sie verstehen, was ich
meine.
Als Zeichen der Freundschaft kam Xi Jinping auch in meine Heimatstadt
Palermo auf Sizilien. Wir verbrachten also einen Tag in Rom und einen Tag in
Palermo als Touristen, zusammen mit der First Lady.
Während des Treffens sagte er höflich, dies sei eine sehr schöne Stadt, er
hoffe, daß viele chinesische Touristen nach Sizilien kommen werden, es sei ein
schöner Ort, er mag den Strand, seine Frau mag die Oper, wir gingen ins
Theater und so weiter.
Kurz danach, einige Wochen später, unterzeichneten wir eine Vereinbarung
mit einem der größten Reisebüros in China, Ctrip, mit der Idee, die Zahl der
Flüge zwischen Italien und China zu erhöhen. Mein Traum war ein Direktflug von
Wenzhou nach Palermo, denn 90% der Chinesen, die in Italien leben, kommen aus
dieser Stadt in China. Und im Gegenzug Touristen, die nach China reisen.
Die Bedeutung dieses Ereignisses liegt in einer Wirtschaft in China, wo der
Staat sehr präsent ist und die Aktivitäten der Unternehmen lenkt. Als
Präsident Xi sagte, dies sei ein schöner Ort und er hoffe, daß viele
chinesische Touristen kommen werden, erhielt ich sofort einen Anruf von Ctrip,
damit sie uns sagten, was wir wissen müssen und tun müssen, um mehr Chinesen
nach Italien und Sizilien zu bringen. „Laßt uns mit den Fluggesellschaften,
mit den Hotels usw. reden.“ Es gab also sofort eine Kaskade positiver Impulse,
und darüber hinaus wurde das Image Italiens in den Köpfen der chinesischen
Verbraucher sofort auf ein höheres Niveau gehoben.
Heftige Kritik
Nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung zur BRI wurden wir jedoch
heftig kritisiert, und das ist auch in Ordnung so, denn es ist unsere Aufgabe,
zu analysieren und dann Entscheidungen zu treffen, nachdem wir die
Analyse durchgeführt haben – und nicht vorher, wie es jetzt in der EU
geschieht.
Eine der ersten Kritiken war: „Oh, ihr seid das erste G7-Land in der EU,
das die Absichtserklärung unterzeichnet, und das ist schlecht!“
Darauf habe ich geantwortet, daß wir nicht das erste G20-Land sind, das
diese Vereinbarung unterzeichnet, nicht einmal das einzige NATO-Mitglied, das
der Vereinbarung beigetreten ist, und nicht das einzige EU-Land, das der
Vereinbarung beigetreten ist.
Ich erzähle Ihnen das, weil das Ganze etwas seltsam ist: Es gibt 13 oder 14
Länder, die an der BRI beteiligt sind und in der NATO wie auch in der EU und
natürlich in der G20 sind. Aber worauf bezogen sich die Kritiker? Sie bezogen
sich darauf, daß Italien das einzige solche Land in der G7 ist, die neben der
G20, der EU und der NATO meiner Meinung nach die Organisation mit der
geringsten Bedeutung ist – weil sie keinen rechtlichen Rahmen hat, weniger
wichtig als die G20, die integrativ ist, weniger wichtig als die NATO, die
Kriege führt, oder die EU, die Politik macht.
Die Behauptung, man dürfe nicht mit den Vereinigten Staaten verbündet sein
oder mit der EU zusammenhängen oder man müsse unsere westlichen Werte opfern,
um an der BRI teilzunehmen, halte ich für völligen Unsinn. Denn sie wird durch
die Tatsache widerlegt, daß es weitere 13 Länder gibt, die sowohl in der NATO
sind und verbündet sind, aber auch an der BRI teilnehmen.
Die andere Kritik war, Italien würde in die Schuldenfalle tappen. Ich habe
30 Jahre lang Finanz- und Wirtschaftswissenschaften studiert, und von daher
weiß ich – das ist eine Analyse, die wir zuvor durchgeführt haben -, daß
Schuldenfallen nicht in den G7-Ländern auftreten, den
„Zwei-Billionen-Dollar-Volkswirtschaften“. Eine Schuldenfalle kann in Ländern
wie Sri Lanka oder Malaysia auftreten, wo das Niveau der Kreditvergabe und das
Niveau der Auslandsverschuldung im Verhältnis zum BIP gegenüber einem
einzelnen Kreditgeber – das kann China sein, der IWF oder die Weltbank – hoch
ist.
Aber im Falle Italiens, auch ein G7-Land, mit einer Wirtschaftsleistung von
zwei Billionen Dollar, sind wir selbst dann, wenn China 10, 20, 30, 50
Milliarden investiert hätte, weit davon entfernt, auch nur in annähernd an die
Schwelle einer Schuldenfalle zu kommen.
Die Kritiker haben also Probleme, die andere Länder hatten, aus Gründen,
die mit der Art und Weise zusammenhängen, wie dort intern gewirtschaftet
wurde, wie z.B. Sri Lanka, aufgegriffen und diese Probleme auf größere
Volkswirtschaften übertragen. Das ist ein logischer Fehler.
Aber das ist das Narrativ, an das man sich gewöhnen muß. Denn die Argumente
sehen anfangs vernünftig aus, aber dann werden sie extrapoliert und werden
unlogisch, so wie bei der Schuldenfalle.
Einer der Kritikpunkte an der EU war auch, Italien würde alle seine Häfen
an China verkaufen. Das ist erstens rechtlich gar nicht möglich, denn in
Italien kann man Häfen nicht verkaufen, sie sind keine Aktiengesellschaften,
anders als z.B. Piräus in Griechenland oder ein Terminal im Hamburger Hafen,
das tatsächlich zu 25% an COSCO verkauft wurde.
Es ist also rechtlich unmöglich. Und zudem vergessen die Kritiker, daß
China Investitionen in Griechenland hat, in Ägypten, Israel, Frankreich – Le
Havre, Marseille –, Spanien – Bilbao, Valencia –, in Marokko, in Belgien
Zeebrugge, in Holland Rotterdam, in Hamburg, im Vereinigten Königreich und auf
Malta, im Grunde überall.
Warum sollte Italien das einzige Land sein, das den Strom von Containern
nicht zu seinen eigenen Häfen im Mittelmeer leiten kann? Denn seien wir
ehrlich, die europäischen Häfen konkurrieren untereinander. Eine Ladung, ein
Container, der aus China oder einem anderen asiatischen Land kommt und den
Suezkanal passiert, hat zwei einfache Möglichkeiten: Entweder er landet in
einem Mittelmeerhafen, z.B. in Griechenland oder Italien, südlichen Häfen, die
dem Suezkanal am nächsten liegen. Oder sie fahren weiter an Gibraltar vorbei
in die Nordsee.
Insofern verstehe ich vollkommen, warum die deutsche, die französische und
die niederländische Regierung gegen uns waren. Denn sie wußten, ein Container
mehr im Hafen von Triest oder Genua bedeutet einen Container weniger in
Rotterdam. Es ist ein Nullsummenspiel, man kann zwar kooperieren, um den
Gesamtwert zu erhöhen, aber kurzfristig, im partiellen Gleichgewicht, ist es
ein Nullsummenspiel, und wir konkurrieren miteinander, genau wie beim
Exportwettbewerb. Eine Flasche französischer Wein mehr, die nach China geht,
bedeutet eine Flasche italienischen Wein weniger, die nach China exportiert
wird.
Warum Italien der BRI beigetreten ist
Ich habe Ihnen von der NATO und den anderen Ländern erzählt. Nun aber zu
dem Grund, warum wir uns so entschieden haben: Der besteht darin, daß wir im
speziellen Fall Italiens eine große, aber sehr zersplitterte Wirtschaft sind,
die aus sehr kleinen Unternehmen besteht, aus vielen kleinen und
mittelständischen Unternehmen (KMU) mit vielleicht 5, 6, 9, 10 oder 15
Mitarbeitern. Es gab etwa vier Millionen davon, zumindest vor COVID, jetzt
immer noch mehr als 3 Millionen.
Diese KMU sind also nicht Siemens, Airbus, BASF, VW, Air France, Carrefour.
Sie brauchen die Hilfe der Regierung, sie brauchen einen Schutzschirm, der sie
über das Risiko informiert, in den chinesischen Markt einzutreten, der in der
Tat sehr schwierig und komplex ist, weil sich die Zugangsregeln ständig
ändern, und weil es nicht einfach ist, mit den großen, staatlichen
chinesischen Unternehmen zu konkurrieren, und weil es ein kulturelles und
Sprachproblem gibt.
Deshalb haben wir und ich persönlich Italien in die BRI hineingeführt, um
meinen Unternehmen solchen Schutz zu bieten. Ich weiß, daß es riskant ist, in
China Geschäfte zu machen, ich weiß, daß die Leute Angst haben, ich weiß, daß
es viele Erfolgsgeschichten, aber auch viele Mißerfolge gibt. Und meine
Pflicht als Regierungsmitglied war es, das Geschäftsrisiko zu senken und die
Möglichkeit zu erhöhen, Geld zu verdienen.
Eine weitere Kritik war irgendwie lustig, bitte lachen Sie nicht: „Wenn
Italien die Vereinbarung unterzeichnet, bedeutet das, daß die italienische
Regierung kommunistisch wird!“ Nun, das ist natürlich nicht so. Das Memorandum
besagt nicht, daß die italienische Regierung kommunistisch werden soll. So
oder so, die Menschen können ihre Ansichten haben. Aber im Wortlaut dieses
Abkommens, das wir ausgehandelt haben – ich habe viel persönlich mit meinem
Kollegen in China verhandelt –, finden sich Formulierungen, die unseren
„europäischen“ Werten sehr nahe kommen: Klimaschutz, Arbeitsschutz usw. So
haben wir China gewissermaßen auf den „westlichen“ Stil gebracht, indem wir
erfolgreich mit China verhandelt und uns auf diese Begriffe geeinigt
haben.
Italiens BRI-Vereinbarung als Modell
In meinem Traumszenario war diese Absichtserklärung zur
Gürtel-und-Straßen-Initiative, die Italien unterzeichnet hat, nicht der letzte
Schritt, sondern der erste Schritt einer umfassenden Strategie, die ich im
Sinn hatte, um sicherzustellen, daß Italien nur das erste G7-Land sein würde.
Es gibt weitere 15 europäische BRI-Länder, aber ich wollte diese
Absichtserklärung auch allen anderen Partnern zur Verfügung stellen –
Deutschland, Frankreich –, damit auch sie von den Bemühungen und den mühsamen
Verhandlungen profitieren konnten, die ich geführt habe, um sicherzustellen,
daß China diese Dinge in die Absichtserklärung einbringt und sie auch auf
EU-Ebene umsetzen kann.
Ich bin sogar nach Washington gereist und sagte dem US-Kollegen im
Handelsministerium halb im Scherz und halb im Ernst – man weiß ja nie, ob man
Glück hat: „Ihr solltet auch der BRI beitreten – schließlich gibt es ein
Abkommen der ersten Phase, und wenn ihr eine zweite Phase wollt, dann könnt
ihr das im Rahmen der BRI tun. In Asien und Afrika ist genug Platz für
alle.“
Ich hatte nicht das Glück, daß die gesamte EU die Absichtserklärung
unterzeichnet hat, aber zwei wichtige Länder haben sich Italien angeschlossen:
die Schweiz und Luxemburg. Unterschiedliche Länder, unterschiedliche
Volkswirtschaften, aber es hat politisch geholfen, daß ein Gründungsmitglied
der EU, Luxemburg, und eine „offene liberale Demokratie“ wie die Schweiz die
Absichtserklärung unterzeichnet haben. Das bot uns etwas politische
Unterstützung.
Vor vier Jahren wußten wir noch nicht, daß die Migrationskrise von Afrika
nach Europa ein Problem ist, bei dem es nicht nur um hunderttausend Migranten
geht, die jetzt in Italien ankommen. Es geht auch nicht darum, wie wir diese
Migranten unter Deutschland, Frankreich und den anderen Ländern aufteilen. Das
Migrationsproblem besteht darin, daß sich z.B. die Bevölkerung Nigerias bis
zum Ende des Jahrhunderts auf 400 Millionen verdoppeln wird, und die ganz
Afrikas auf fast 3,8 Milliarden, so daß die einzige Lösung für uns Ökonomen
darin besteht, Afrika wirtschaftliche und soziale Stabilität zu
verschaffen.
Man muß es nicht mögen, mit wem man Geschäfte macht. Wir wissen, daß China,
wie jedes Land, seine eigenen Interessen hat. China ist nicht der
Weihnachtsmann, genausowenig wie Italien oder Amerika. Sie engagieren sich
nicht in Afrika, um selbstlos zu helfen, sondern weil sie verstanden haben,
daß man eine doppelte Grundlage braucht, wenn man einem Land dabei hilft, sich
wirtschaftlich zu entwickeln: Einerseits tut man es aus ethischen Gründen,
aber man muß auch Geld verdienen, sonst geht der ethische Aspekt sehr schnell
verloren. Und das ist der Grund, warum China so klug ist, in Afrika zu
investieren, mit einem Gesamtvolumen von 425 Milliarden Dollar an
ausländischen Direktinvestitionen in Afrika.
Ich versuche jetzt, meiner Ministerpräsidentin Georgia Meloni und anderen
in der Regierung zu erklären: „Georgia, wenn Sie die Migrationskrise wirklich
lösen wollen, müssen Sie weiter mit China in Afrika zusammenarbeiten.“ Ich
denke, es ist eine Kombination von Dingen, schließlich ist nichts perfekt auf
der Welt. Aber ich stelle mir vor, wie Italien und vielleicht – hier komme ich
auf meinen Traum zurück – mehr europäische Länder wie Frankreich und
Deutschland mit China kooperieren. China bringt Geld mit, Fachwissen im
Bauwesen, in der Infrastruktur und sogar bei der Migration vom Land in die
Stadt. Chinas wirtschaftlicher Erfolg beruht auf drei Säulen: Migration,
Infrastruktur und Verkehr für die Entwicklung. Wir unsererseits bringen ein
wenig das Image des „Guten“ in Afrika mit, wir gleichen es aus, und ich denke,
das könnte für beide Seiten ein erfolgreiches Spiel sein.
Ein praktisches Beispiel
Ich schließe mit einem praktischen Beispiel, denn ich bin kein
Wirtschaftswissenschaftler bloß auf dem Papier, sondern versuche, die Dinge
selbst in die Hand zu nehmen: Ich möchte Ihnen eine Reise zeigen, die ich
letzte Woche zu einem realen BRI-Projekt unternommen habe. Es ging mit dem Zug
von Shanghai zur Grenze zwischen China und Laos, dann zur Grenze zwischen Laos
und Thailand und dann von der Grenze hinunter nach Bangkok. Ich habe also mit
eigenen Augen gesehen, welche Vorteile die Entwicklung der Infrastruktur von
Gürtel und Straße tatsächlich mit sich bringt.
Mit der Bahn von Shanghai nach Bangkok und zurück
Nach der Eröffnung der neuen, mit chinesischer Hilfe gebauten
Eisenbahnstrecke durch Laos fuhr Michele Geraci die 3500 km lange Strecke mit
der Bahn von Shanghai nach Bangkok. Seine mit dem Smartphone aufgenommenen
Videos ermöglichen einen Vergleich der unterschiedlichen Standards.
© alle Bilder Michele Geraci
Abb. 2: Verlauf der befahrenen Strecke.
Abb. 3a: Zug Vientiane-Bangkok (Thailand): keine Klimaanlage, alte Sitze, Durchschnittsgeschwindigkeit 50 km/h.
Abb. 3b: Zug Kunming-Vientiane (Laos), hoher Komfort, Durchschnittsgeschwindigkeit 120 km/h.
Abb. 3c: Zug Shanghai-Kunming (China), hoher Komfort,
Durchschnittsgeschwindigkeit 240 km/h.
Abb. 4: Wartehalle des neugebauten Bahnhofs von Vientiane.
(Geraci zeigte dann ein kurzes Video, einen Vergleich zwischen dem
thailändischen Zug ohne Klimaanlage und mit alten Sitzen von Bangkok bis zur
Grenze zwischen Thailand und Laos und dem neuen, hochmodernen und komfortablen
Belt-and-Road-Zug mit Klimaanlage und Computer-Ladevorrichtungen sowie sehr
großen, modernen, sauberen und sicheren Bahnhöfen, siehe nebenstehenden
Kasten.)
Von Shanghai bis zur Grenze mit Laos bei Kunming sind es 2400 km. Die
Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt dort 240 km/h, es sind etwa neun
Stunden.
Wenn man in Thailand von der laotischen Grenze nach Bangkok fährt,
fühlt man sich 50 Jahre zurückversetzt. Der Zug fährt 50 km/h, für
500 km braucht er zehn Stunden, es gibt keine Klimaanlage, es ist heiß.
Und dazwischen gibt es diese Magie: Da ist Laos, ein landeingeschlossenes
Land, das sonst von der Entwicklung vergessen würde, dessen Pro-Kopf-BIP in
der Größenordnung zwischen ein paar hundert und tausend Dollar pro Kopf liegt.
Jetzt gibt es diesen Zug, der von China nach Thailand fährt und dabei Laos
durchquert. Die Geschwindigkeit ist dort nicht so hoch wie die in China,
nicht bis zu 300 km/h, sondern etwa die Hälfte, 150 km/h,
durchschnittlich 120 km/h. Das ist die Hälfte dessen, was China
bereits erreicht hat, aber das Doppelte dessen, was Thailand heute
erreicht.
Und ich habe gesehen, daß der Ausbau der Infrastruktur jetzt Touristen
aus China nach Laos bringt, mich eingeschlossen, mehr Entwicklung in der
lokalen Wirtschaft, mehr Exporte, weil der Zug auch für den Transport von
Waren nach China genutzt werden kann.
Das ist es, was ich zu tun versuche: eine Analyse aus theoretischer Sicht
durchzuführen, um Fragen zu beantworten, anstatt das den Akademikern und
der Regierung zu überlassen, damit wir den politischen
Entscheidungsträgern Zahlen auf den Tisch legen können. Sie
verstehen sonst nicht, was vor sich geht.
Ich möchte Helga (Zepp-LaRouche) und andere hier einladen, einige
Exkursionen zu organisieren, an denen alle Interessierten, Unternehmen
und Regierungen in Europa, teilnehmen können. Denn wir können zwar all diese
Analysen auf dem Papier machen und sagen, daß die BRI gut ist. Aber glauben
Sie mir, wenn man dorthin geht, sieht man selbst, wie die Menschen glücklich
sind, es verändert völlig die Gesellschaft und die Art, wie die Menschen
leben. Es ist nicht nur die „Hardware“, die Infrastruktur, sondern auch die
„Software“: Das Denken ändert sich, der Lebensstandard und die Art, wie die
Menschen ihre Aktivitäten ausführen, ändert sich. Das kann man nur verstehen,
wenn man es selbst erlebt.
Das ist eine Initiative, die ich ins Leben gerufen habe: Reisen, die von
europäischen Regierungen, Medien, Denkfabriken, Universitäten, allen Schichten
unserer Gesellschaften organisiert werden, um in diese BRI-Länder zu reisen,
um zu sehen, was dort wirklich passiert.
Und hier ende ich mit einem Slogan – erlauben Sie mir das, schließlich bin
ich auch Politiker: Lieber Gürtel und Straße als eine Straße der Panzer. Und in diesen Zeiten von Krieg und Zerstörung brauchen wir wirklich Frieden, und ich wünsche unserem russischen Freund, daß er sich unserer Gemeinschaft in einer friedlichen Welt wieder anschließt.
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