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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Nur ein Systemwechsel kann eine Ära des Friedens durch Entwicklung einleiten

Teilnehmer aus 65 Nationen forderten bei der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9. April 2022 eine „neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur für alle Nationen“.

Die Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9. April 2022 war eine außergewöhnliche Demonstration der Zusammenarbeit aller Nationen und Kulturen, die erforderlich ist, um die derzeitige Bedrohung der Zivilisation, vielleicht die größte aller Zeiten, zu bewältigen. Führende Vertreter aus den USA, Europa, Rußland, China, Indien, Südafrika und Südamerika – allen voran der Botschafter der Russischen Föderation in den Vereinigten Staaten – sprachen über den „perfekten Sturm“, dem die Menschheit ausgesetzt ist: die militärische und wirtschaftliche Konfrontation der Atommächte, der hyperinflationäre Zusammenbruch des dollarbasierten Finanzsystems, die anhaltende Pandemie und der kulturelle Niedergang in ein neues finsteres Zeitalter.

Trotz unterschiedlicher Auffassungen zu einzelnen Themen waren sich alle Redner darin einig, daß nur ein totaler Systemwechsel, eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur, wie sie der Westfälische Friede von 1648 darstellte, den Zusammenbruch umkehren und den notwendigen Prozeß zur Schaffung einer neuen Ära des Weltfriedens durch Entwicklung einleiten kann.

Das Scheitern der bisherigen Weltordnung

Die Initiatorin der Konferenz, Helga Zepp-LaRouche, eröffnete die Plenarsitzung mit der Feststellung, daß die gegenwärtige Gefahr eines Atomkrieges nicht mit der russischen Militäroperation in der Ukraine am 24. Februar begann, sondern schon, wie Lyndon LaRouche zeitlebens betonte, als US-Präsident Nixon 1971 die festen Wechselkurse des Bretton-Woods-Systems aufhob und damit die ungezügelte Spekulation des westlichen Bankensystems freisetzte.

Die gegenwärtige Kriegsgefahr sei noch weiter heraufbeschworen worden, als in den 90er Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Trennung zwischen Ost und West nicht durch kooperative Entwicklung mit der Neuen Seidenstraße überwunden wurde, wie das Schiller-Institut schon damals vorschlug, sondern mit der NATO-Osterweiterung und der „Schocktherapie“ zur Zerstörung der russischen Wirtschaft fortgesetzt wurde.

Diese von Großbritannien und den USA durchgesetzte unipolare Welt habe die Armut auf der Welt so vergrößert, daß heute eine Milliarde Menschen vom Hunger bedroht sind – ein moralisches Versagen der Zivilisation. Das illegale, bösartige Sanktionsregime treibe Rußland, China, Indien und andere Länder dazu, ein neues Währungssystem vorzubereiten, sagte Zepp-LaRouche. Dies sei notwendig, aber man müsse auch darauf hinarbeiten, daß die USA und Europa die bankrotten Finanzinstitute nicht länger verteidigen und sich statt dessen dem neuen System für Frieden durch Entwicklung anschließen. Eine neue Renaissance müsse jetzt an die Stelle von Haß und Vorurteilen Nächstenliebe setzen, „das kostbarste Gut im Universum“.

Der Botschafter der Russischen Föderation in den USA, Anatoli Antonow, dankte Frau LaRouche und dem Schiller-Institut für die Gelegenheit, inmitten der fast völlig zerrütteten Beziehungen die Wahrheit über Rußlands Rolle in der heutigen Welt zu sagen. Frieden und Entwicklung der Welt, wie es die UN-Charta nach dem Zweiten Weltkrieg fördern sollte, seien durch den Kalten Krieg, die Verteufelung Rußlands als „Reich des Bösen“ und die amerikanische Vorstellung, sie seien die „Sieger“ des Kalten Krieges, systematisch zerstört worden, indem sie anstelle des Völkerrechts ihre sog. „regelbasierte Ordnung“ schufen.

Die zahlreichen Phasen der gegen den ständigen Protest der Sowjetunion und dann Rußlands vorangetriebenen NATO-Erweiterung hätten Rußland dazu veranlaßt, im vergangenen Jahr zwei Vertragsvorschläge zu unterbreiten, die Abkommen über die unteilbare Sicherheit für alle Länder und Neutralität für die Ukraine vorsahen, aber von den USA und der NATO völlig ignoriert wurden. Antonow betonte, die Russen würden die 27 Millionen Toten des Großen Vaterländischen Krieges gegen Nazi-Deutschland nie vergessen. Die massive Aufrüstung, die heute an ihren Grenzen stattfinde, und die offene westliche Unterstützung für Neonazis in der Ukraine seien unerträglich geworden.

Botschafter Antonow erinnerte auch an die Zusammenarbeit zwischen den USA und der UdSSR beim Kampf gegen die Geißel des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg, und er versprach, mit dem Schiller-Institut zusammenzuarbeiten, um heute wieder eine solche Zusammenarbeit zu schaffen, damit die globalen Herausforderungen, denen sich die Menschheit gegenübersieht, bewältigt werden können.

Sam Pitroda, indischer Erfinder, Unternehmer, Buchautor und früherer Berater der Premierminister Gandhi und Singh, rief dazu auf, die derzeitige, auf „Befehlsstrukturen“ beruhende Sicherheitsordnung durch eine Ordnung der Zusammenarbeit zu ersetzen, deren Motivation nicht mehr Macht und Profit, sondern die Bedürfnisse der Menschen und des Planeten sind. Um den wirklichen Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden, reiche es nicht aus, sich für die Menschenrechte einzusetzen, auch die physischen Bedürfnisse der Bevölkerung müßten erfüllt werden. Er rief dazu auf, auf dieser Konferenz „Samen zu pflanzen“, um die Menschheit auf die nächste Stufe ihrer Entwicklung zu heben.

Jay Naidoo, ein früherer Minister in Nelson Mandelas Regierung in Südafrika, der als Freiheitskämpfer gegen die Apartheid kämpfte, betonte, Afrika werde nicht länger zulassen, daß Stellvertreterkriege den Kontinent spalten. Keine Macht dürfe den „Weltpolizisten“ spielen oder anderen koloniale Traditionen aufzwingen. Er erinnerte daran, was Mandela bei seiner Entlassung nach 27 Jahren Haft sagte: Wenn er Rachegefühle in seinem Herzen zuließe, dann wäre er immer noch ein Gefangener.

Wenn man zur Bewältigung der aktuellen Krise dem Ansatz des Westfälischen Friedens folgen wolle, dann müsse man fragen: „Wer durfte bisher nicht mit am Tisch sitzen?“ Naidoo forderte eine „neue Bandung-Konferenz“, um die neuen Formen der kolonialen Macht zu beenden, und eine „neue Bewegung der Blockfreien“, um die Spaltung in Ost und West zu überwinden und Sicherheit und Entwicklung für alle Nationen zu schaffen.

Chen Xiaohan von der Chinesischen Volksvereinigung für Frieden und Abrüstung plädierte leidenschaftlich für Präsident Xi Jinpings Vorstellung einer „Zukunftsgemeinschaft der Menschheit“, und sie zitierte den chinesischen Spruch: „Ein Gemeinsinn wird alle unter dem Himmel regieren, wenn der Große Weg [Da Dao] vorherrscht.“

Alessia Ruggeri vom italienischen Comitato per la Republica verurteilte die Scheinheiligkeit der westlichen Mächte, die zum Frieden aufrufen, aber gleichzeitig mit massiven Waffenlieferungen an die Ukraine die Flammen des Krieges schüren. Sie beschrieb die Folgen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs für die Fabriken und Familien in Italien, während gleichzeitig die Militärausgaben steigen, und forderte, daß wir alle dafür kämpfen müssen, sowohl mit Rußland als auch mit den USA befreundet zu sein. (Die Beiträge dieser Vortragsrunde finden Sie in dieser Ausgabe, Beiträge der weiteren Konferenzabschnitte dokumentieren wir in den kommenden Ausgaben.)

Eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung

Im zweiten Abschnitt der Konferenz sprachen Wirtschaftswissenschaftler, Vertreter von Unternehmen, Gewerkschaften und Medien aus den Vereinigten Staaten, China, Indien und Kolumbien über die dringende Notwendigkeit, den Hungertod von einer Milliarde Menschen innerhalb des nächsten Jahres zu verhindern.

Der Iberoamerika-Redakteur des Nachrichtenmagazins EIR, Dennis Small, stellte den neuen „LaRouche-Plan für eine neue internationale Wirtschaftsarchitektur“ des Schiller-Instituts vor und erörterte das Potential des „Strategischen Dreiecks“ China, Rußland und Indien, die bei seiner Umsetzung eine führende Rolle spielen könnten. Sie haben zusammen 38% der Weltbevölkerung, produzieren 42% des Weizens, 66% des Stahls und so weiter. Aber sie müßten sich dazu untereinander auf feste Wechselkurse einigen und eine Barriere aus Kapital- und Devisenkontrollen zwischen ihren neuen Währungsvereinbarungen und dem Dollar errichten. Vor allem aber – dazu zitierte er Lyndon LaRouche und Alexander Hamilton – beruhe eine neue Währungsvereinbarung auf der Glaubwürdigkeit der Absicht, gemeinsam Kredite zu schaffen, um sie in naher Zukunft, aber auch über Generationen hinweg in eine höhere physische wirtschaftliche Produktivität zu lenken.

Dies wurde durch den Vortrag von Justin Yifu Lin, dem ehemaligen Chefvolkswirt der Weltbank, noch unterstrichen. China habe schon lange verstanden, daß es als große Wirtschaftsmacht verpflichtet ist, zur weltweiten Entwicklung beizutragen, und es habe versucht, dies über das bestehende Dollarsystem mit seinen internationalen Institutionen wie IWF, Weltbank etc. zu tun. Diese hätten es jedoch über Jahrzehnte hinweg nicht geschafft, eine nennenswerte Anzahl von Ländern mit niedrigem Einkommen auf die Stufe mittleren Einkommens oder Länder mit mittlerem Einkommen zu hohem Einkommen zu anzuheben. Getreu dem chinesischen Sprichwort „Wenn du reich werden willst, baue zuerst die Straßen“ habe China Infrastrukturprojekte entwickelt und die große Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) angestoßen, um dies auch in den Entwicklungsländern zu tun. Lin sagte, das wichtigste Ziel der nachhaltigen Entwicklung sei es, „den Menschen menschenwürdige Arbeitsplätze zu verschaffen“, und dies erfordere vor allem eine gute Infrastruktur.

Der chinesisch-amerikanische Geschäftsmann George Koo erklärte, das System der Dollar-Reserven sei faktisch am Ende, weil „die Biden-Sanktionen den Tod des Dollars bedeuten“; die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten sei damit in Frage gestellt. Nur ein kleiner Teil der Staaten der Welt habe sich diesen Sanktionen angeschlossen, und schon vor dem Ukraine-Krieg habe eine Abkehr vom Dollar als Reservewährung begonnen. Nun werde „Bidens Irrsinn“ die Volkswirtschaften der NATO-Länder zusammenbrechen lassen.

Auch zwei führende Vertreter des kolumbianischen Gewerkschaftsbundes CTU USCTRAB trugen zur Diskussion bei. Pedro Rubio beschrieb, wie Kolumbien mit der Infrastruktur der BRI bzw. der Weltlandbrücke, die nach Südamerika komme, sowie der Anwendung moderner landwirtschaftlicher Technologien mit seinen 49 Millionen Einwohnern 75-80 Millionen Menschen ernähren könnte. Auch das benachbarte Venezuela könnte das Doppelte seiner 22 Millionen Menschen ernähren. Rubio nannte weitere Beispiele dafür, wie man „den Hunger von einer Milliarde Menschen verhindern kann“. Sein Kollege Fraydique Gaitán, der Präsident des Gewerkschaftsbundes, betonte, im Mittelpunkt aller wirtschaftlichen Überlegungen müsse der Mensch stehen.

Der altgediente indische Journalist Saeed Naqvi, der 110 Länder bereist und aus ihnen berichtet hat, beschrieb aus seiner Erfahrung, wie die Medien im Laufe der Jahrzehnte immer polarisierter und unwahrer geworden sind. „Wenn Krieg ausbricht, ist die Wahrheit das erste Opfer“, zitierte er Aischylos.

Eine neue Sicherheitsarchitektur

Wie kann die Menschheit die Zeitbombe entschärfen, auf der wir alle sitzen, bevor die Menschheit sich durch einen Atomkrieg oder globale wirtschaftliche Zerstörung selbst vernichtet? Welches Sicherheitskonzept kann einen dauerhaften Frieden sichern? Dies war das Thema des dritten Abschnitts der Konferenz, in dem ein Franzose, ein Afrikaner und zwei Amerikaner sprachen.

Jacques Cheminade, Vorsitzender der französischen Partei Solidarité et Progrès, eröffnete die Runde mit einem Vortrag über den Westfälischen Frieden von 1648, der 150 Jahre Kriege und Grausamkeiten in Europa beendete, als notwendige Inspiration eine dauerhafte Friedensordnung in der heutigen Welt. Der Westfälische Friede sei durch einen Wandel im Denken der damaligen Zeit erreicht worden, indem das Prinzip der agapē – Nächstenliebe als schöpferisches, erlösendes Wohlwollen gegenüber allen Menschen – angewandt wurde, um die erforderliche höhere Ordnung der Beziehungen zwischen Staaten und Menschen zu schaffen.

Das erste der drei Grundprinzipien des Westfälischen Friedens, daß jede Partei das Wohl der anderen anstreben soll, sei das genaue Gegenteil von Geopolitik. Das zweite, die Vereinbarung, alle Greueltaten der Vergangenheit zu vergeben und vergessen, sei ein Beispiel für die Fähigkeit der Menschheit, eine Zukunft zu planen und zu schaffen, die frei von der Selbstzerstörung der Vergangenheit ist. Aus dem dritten Grundsatz, der Überwindung des wirtschaftlichen Ruins, in den alle geraten waren – u.a. durch Moratorien für illegitime Schulden – sei ein neues wirtschaftliches Denken entstanden, wo die Regierung für die Förderung der wirtschaftlichen Verbesserung durch wissenschaftlich-technische Entwicklung verantwortlich ist. Es wäre ein tödlicher Fehler, diese auf Liebe basierenden Prinzipien als „utopisch“ abzutun, mahnte Cheminade, denn sie seien der Weg zum Frieden.

Diogène Senny, Präsident der Panafrikanischen Liga, beschrieb die Zersplitterung, Plünderungen, Chaos und Kriege, die Afrika mehr als zwei Jahrhunderte lang durch die westliche imperialistische Geopolitik aufgezwungen wurden, als man den Kontinent in Einflußzonen und „Lebensräume“ aufteilte. Wenn neue Generationen junger Afrikaner die „Vereinigten Staaten von Afrika“ schüfen, werde das dem afrikanischen Kontinent ermöglichen, sich von der Geopolitik zu befreien und eine multilaterale, bündnisfreie allgemeine Weltordnung sowie seine eigene Renaissance herbeizuführen. Der afrikanische Kontinent werde sich an der Verwirklichung einer neuen Weltordnung beteiligen, die das Recht aller Menschen auf Energie, Nahrung und Wasser sichert.

Der US-Amerikaner Caleb Maupin, Gründer des Zentrums für politische Innovation, vertrat die Ansicht: Wenn die amerikanischen Familien, die mehrheitlich wirtschaftlich Not leiden, sehen könnten, was Asien mit dem Bau von Hochgeschwindigkeitsbahnen und Großprojekten überall erreicht, dann würden sie fordern, daß die USA mit Rußland und China zusammenarbeiten, um solche Projekte überall zu bauen! Maupin bezeichnete sich selbst als Sozialist, vertrat aber die Ansicht, daß die Amerikaner (und andere) nicht auf der Grundlage „rechter“ oder „linker“ Ideologien geeint werden sollten, sondern auf der Grundlage dessen, wofür die Menschen eintreten und welche Wirtschaftsprogramme sie anbieten.

Maupin dankte dem Schiller-Institut für die Veranstaltung von Konferenzen, die Menschen mit unterschiedlichen Weltanschauungen zusammenbringen, und empfahl begeistert die Lektüre der Schriften von Lyndon LaRouche als „Visionär“ und großer Inspirationsquelle.

Der amerikanische Aktivist und Rancher Mike Callicrate befaßte sich mit der Nahrungsmittelkrise als Folge eines wirtschaftlichen Weltsystems, das von Kartellen und einer immer stärkeren Konzentration des Reichtums geprägt ist und das die Landwirte und Viehzüchter, die unter unmenschlichen Bedingungen leidenden Arbeitsmigranten in Großschlachtereien und die Verbraucher gleichermaßen ruiniert. „Die Ära der Kartelle ist vorbei – mehr souveräne Landwirte, Lebensmittel für alle – Verdoppelung der Welternährungsproduktion“, lautete seine Botschaft.

„Lassen Sie uns mit dem Optimismus, den wir heute gezeigt haben, dafür kämpfen, daß diese unerträgliche Situation ein Ende hat“, sagte Cheminade zum Abschluß des Dialogs.

Entwicklung ist der neue Name für Frieden

Der abschließende Konferenzabschnitt befaßte sich mit der dringenden Notwendigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung aller Nationen der Erde. Dennis Speed, langjähriges führendes Mitglied der LaRouche-Bewegung, beschrieb zu Beginn seines Vortrags die Gründung des Komitees für den Zusammenfall der Gegensätze (Coincidentia oppositorum) durch die Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, und die frühere Leiterin der Gesundheitsdienste der Vereinigten Staaten (Surgeon General), Joycelyn Elders. Er zitierte den chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos das gleiche Konzept vorgestellt habe, das Zepp-LaRouche und Elders sahen. Die Grundidee ist, daß eine angemessene Gesundheitsversorgung für alle die Voraussetzung für die menschliche Entwicklung ist und ohne sie der Fortschritt der Menschheit gefährdet ist.

Lyndon LaRouche erkannte dies und nannte dies die „Biologische Verteidigungsinitiative“. Ein angemessenes Gesundheitssystem erfordere sauberes Wasser, sanitäre Einrichtungen, Transportmittel und Energie sowie ein funktionsfähiges System von Allgemeinkrankenhäusern, die als Lehrkrankenhäuser fungieren.

Speed nannte als wichtigen Bezugspunkt die Armenkampagne von Dr. Martin Luther King aus dem Jahr 1968, als King seine Zuhörer an das Bibelwort erinnerte: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Helga Zepp-LaRouche erläuterte dann die „Operation Ibn Sina“, die sie im August 2021 nach dem Abzug der US- und NATO-Truppen ins Leben rief – eine Reaktion auf die mörderische Zerstörung Afghanistans durch das plötzliche Ende der ausländischen Finanzierung des Landes, von der man es während der 20jährigen militärischen Besatzung vollständig abhängig gemacht hatte, sowie die Verhängung neuer Sanktionen. Zudem blockierten die USA und andere Afghanistan den Zugang zu seinen 9 Milliarden Dollar an Reserven auf Konten der US-Notenbank und in anderen Ländern. Infolgedessen seien 23 Millionen Afghanen vom Hungertod bedroht, 98% der Bevölkerung gelten als „ernährungsunsicher“. Von 7 Millionen hungernden Kindern seien mehr als 50% in Lebensgefahr.

Ihr war klar, daß alle Kräfte rund um den Globus gebündelt werden müssen, um eine schreckliche Katastrophe für Unschuldige zu verhindern. Sie berief sich dazu auf den berühmten Arzt Ibn Sina, der vor tausend Jahren der fortschrittlichste Mediziner der Welt war. Sein Vater wurde im heutigen Afghanistan geboren, er selbst im heutigen Usbekistan. Ibn Sinas Werke über Medizin waren in Westasien und Europa bis ins 18. Jahrhundert maßgeblich. Zu seinen Entdeckungen gehörte, daß Seuchen durch räumliche Nähe übertragen werden und daher durch Quarantäne verhindert werden können. Aber sein Werk ging über die Medizin hinaus und umfaßte auch andere Bereiche der Philosophie. Zepp-LaRouche ist überzeugt, daß die Erinnerung an ein solches Genie, das aus ihrer Heimat stammt, den Afghanen und ihren Nachbarn den notwendigen Optimismus geben kann, um die ihnen jetzt aufgezwungene Situation zu überwinden.

Daud Azimi von der Nationalen Friedensfront Afghanistans berichtete über die Schwierigkeiten, mit denen Afghanistan noch immer konfrontiert ist. Verschiedene ethnische Gruppen, einige davon aus Nachbarländern, stünden miteinander im Konflikt, wo doch eine Zusammenarbeit dringend erforderlich wäre. Die amtierende Taliban-Regierung verfüge nur über wenige Ressourcen und werde von anderen Regierungen nicht anerkannt, so daß die Situation weiterhin sehr schwierig ist.

Princy Mthombeni, Kommunikationsspezialistin aus Südafrika und Gründerin von Africa4Nuclear, hielt einen leidenschaftlichen Vortrag über ihr Engagement, ganz Afrika ins Nuklearzeitalter zu bringen, d.h. in ein Zeitalter mit reichlicher moderner Kernenergie, ohne Kriege.

Sie beschrieb zunächst ihre Kindheit: Als Neunjährige stand sie täglich vor Morgengrauen auf und lief erst drei Kilometer, um Wasser für die Familie zu holen, und dann nochmals vier Kilometer, einschließlich einer Flußüberquerung, um zur Schule zu gelangen. Als Energiequelle benutzte ihre Familie Kerzen oder verbrannte sogar Kuhmist. Sie hatten keinen Strom. Sie berichtete über Brände, die durch Kerzen verursacht wurden, und ähnlichen Katastrophen, die auf diese primitiven Methoden zurückzuführen waren und manchmal tödlich endeten.

Heute setzt sie sich für die Entwicklung der Kernenergie ein. Selbst in Südafrika, das seit fast 40 Jahren über ein funktionierendes Kernkraftwerk verfügt, herrsche ein verzweifelter Mangel an Energie und damit an allem. Dies sei kein Naturgesetz, sondern eine von Menschen gemachte Situation. Jetzt prüfen Ghana, Kenia, Nigeria, Sambia und Niger den Bau von Kernkraftwerken, und Südafrika plant weitere.

Es gebe viele „Experten“, die mit unterschiedlichen Begründungen behaupten, die Afrikaner seien nicht in der Lage, Kernkraft zu nutzen. Als Antwort darauf erinnerte sie daran, daß Afrika heute eine Bevölkerung von etwa 1,5 Milliarden Menschen hat, die noch deutlich anwachsen wird. Afrika sei es leid, „im Dunklen zu tappen“. Es werde die Zeit kommen, in der Afrika viel mehr Energie verbrauchen wird. Bis dahin „ist die Kohle unsere Gegenwart und die Kernenergie die Zukunft“.

In der Diskussion äußerte sie ihr Mißtrauen gegenüber radikalen „Klimaschützern“, die von der Kernenergie abraten, obwohl diese zu 100% Kohlenstoff-frei ist und daher für die Bewältigung des Klimawandels hervorragend geeignet sein sollte.

Helga Zepp-LaRouche schloß die Sitzung und die Konferenz ab, indem sie erklärte, wie der Einfluß des Schiller-Instituts ausgeweitet werden kann. Der Ausgangspunkt müsse sein, daß „es auf gar keinen Fall einen Atomkrieg geben darf“. Davon ausgehend müsse man sich darüber klar werden, wie man die notwendigen Ressourcen und innere Stärke friedlich entwickelt.

(Beiträge zu diesem Bericht kamen von Mike Billington, Paul Gallagher, Gretchen Small und Stan Ezrol.)