Entwicklung ist der Name des Friedens in Südamerika
Von Dr. Carlos Gallardo
Dr. Carlos Gallardo ist Präsident der Christlich-Demokratischen Partei von
Peru. Den folgenden Vortrag hielt er in der Internetkonferenz des
Schiller-Instituts am 19. Februar.
Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich grüße Sie aus Lima in Peru. Ich bin
Dr. Carlos Francisco Gallardo Neira, von Beruf Rechtsanwalt und Präsident der
Christlich-Demokratischen Partei Perus. Wir danken Ihrer Stiftung, der
LaRouche-Bewegung und dem Schiller-Institut für die Einladung, mit Ihnen allen,
den Vertretern verschiedenster Gebiete, Regionen und Breitengrade der Welt, über
die große Bedeutung der Umsetzung der Gürtel- und Straßen-Strategie (BRI) für
die Welt zu sprechen, insbesondere für die Entwicklungsländer. Die BRI kann
große Vorteile bringen, vor allem für den unterentwickelten Sektor, indem man
den Kreis von Gürtel und Straße schließt, kann man die Lebensbedingungen von
weniger humanen in humanere verwandeln.
Ich möchte betonen: Wir Christdemokraten in Peru sind der Meinung, daß
Wohlstand und Fortschritt nicht von alleine kommen. Sie hängen definitiv mit
Straßen zusammen, und hier gibt es eine große Übereinstimmung zwischen dieser
Strategie und den Methoden der physischen Wirtschaft – der christlichen
Wirtschaft – und unserem Wirtschaftsmodell, das auf Integration und brüderlicher
Solidarität unter den Menschen beruht. Aber dafür muß der Staat eine Rolle
spielen, um diesen Prozeß zu fördern und zu leiten, damit er auf der Grundlage
der Chancengleichheit bis in die letzten Winkel unserer Länder vordringt. Aus
diesem Grund sah unser Gründer, Hector Cornejo Chavez, in den 1960er Jahren ein
völlig anderes Peru vor, ausgehend von acht Makroregionen, natürlich unter
Beibehaltung der 24 oder 25 Departements mit ihren Räten und unter Einbeziehung
der partizipativen Demokratie durch Provinzgemeinden, lokale Behörden usw.
Warum erwähne ich das? Weil Peru sich historisch gesehen voll und ganz der
Idee der physischen Wirtschaft verschrieben hat – der Straßen und Autobahnen,
die Entfernungen und Reisezeiten verkürzen und die Menschen einander näher
bringen.
Ich möchte kurz erwähnen, daß wir in Peru sozusagen die „Erben“ unserer
reichen Geschichte sind, zu der auch das Inkareich gehörte, das „Tawantinsuyu“,
das um ein Straßennetz herum strukturiert war, das von unseren „Pachacútec“, den
Oberhäuptern, in vier Regionen geschaffen wurde: Chinchaysuyu, Antisuyu,
Contisuyu und Collasuyu – Nordwesten, Nordosten, Zentrum und Süden.
Damals reichte unser Territorium unter dem Inkareich von Kolumbien bis
Argentinien und umfaßte Chile, Bolivien, Ecuador und einen Teil Brasiliens. Die
Idee unserer Staatsführer vor der Ankunft der Spanier war es, dieses große
Landgebiet durch Straßen zu erschließen. Zu diesem Zweck erfanden oder schufen
sie das Straßennetz der Inka, das zu jener Zeit das größte in Amerika war. Sie
nannten es „Qhapaq Nan“, was so viel bedeutet wie „Inka-Straße“ oder
„Inka-Route“. Dadurch konnte der Süden Kolumbiens mit Ecuador, Peru, Bolivien,
Chile und Argentinien verbunden werden, und die Wirtschafts- und Sozialpolitik
wurde mit der Hauptstadt des Reiches, Cuzco, verbunden.
Dieses Straßennetz diente dem Transport von Lebensmitteln, Kleidung und
Kunsthandwerk – also dem Handel in jener Zeit. Das war sehr nützlich, so daß ein
Inka-Fischer, der Fisch in den Süden Perus brachte, diesen sofort in die Städte
bringen konnte, in denen sich der Inka aufhielt, z.B. die Kaiserstadt Cuzco oder
Cajamarca und ihre berühmten Viertel. Der Fisch wurde dann über diese Straßen
transportiert.
Dieselben Straßen, die wir das Straßennetz der Inka nennen, wurden auch
während der spanischen Eroberung Perus und anderer lateinamerikanischer Länder
genutzt. Die Spanier nutzten sie, weil es sich um ausgezeichnete Straßen
handelte; entlang von ihnen gab es immer wieder Stellen, an denen Lebensmittel
für die Boten, die Chasquis, oder andere Überbringer von Nachrichten sowie für
den Handel gelagert wurden.
Es diente der Kommunikation. Damals gab es natürlich noch keine Computer,
aber man war in der Lage, dem Inka fast in Echtzeit mitzuteilen, was in Cuzco
oder einem anderen Teil des Reiches geschah.
Wenn wir also diese Tradition betrachten, gibt es eine Geschichte der Nutzung
von Straßen zur Integration und zur Schaffung wirtschaftlicher und sozialer
Maßnahmen, damit sich die Menschen schneller entwickeln konnten. Wie könnten wir
dann nicht an Gürtel und Straße glauben?!
Als Christdemokraten unterstützen wir die Idee, eine Verbindung vom Pazifik
zum Atlantik zu schaffen. Und in Peru, speziell im nördlichen Teil und im Hafen
von Bayóvar, ist Piura ein vorteilhafter Ort, an dem ein Megahafen für sehr
große, sogar riesige Schiffe gebaut werden könnte. Von dort aus könnte man den
Gütertransport mit der Bahn und über moderne Straßen durch das Tiefland unserer
Gebirgskette führen. Man kommt durch Cajamarca und durchquert dann die Sierra
bis zum Rand des Dschungels. Man könnte den Ucayali erreichen und dann nach
Brasilien fahren und so den Atlantik erreichen.
Das käme elf Regionen Perus direkt zugute, der Rest wäre indirekt
eingebunden. Wir sind überzeugt, daß das einen großen Beitrag zu unserer
notwendigen wirtschaftlichen Diversifizierung leisten würde, damit wir nicht vom
Preis der Mineralien im Ausland abhängig sind oder auf „Autopilot“ gehen. Auf
diese Weise könnte sich Peru in eine Region verwandeln, die potentiell auf dem
Weg zum Fortschritt ist. Ich glaube, eine Verbesserung der Lebensbedingungen
unserer Bevölkerung wäre sehr vorteilhaft für sie und für das Gemeinwohl.
Deshalb glauben wir an dieses Projekt der bi-ozeanischen Integration, um die
Menschen mit dem Pazifik und dem Atlantik zu verbinden und auf diese Weise auch
Europa, Afrika und Asien erreichen zu können.
Ich möchte Sie grüßen und Ihnen für die angenehme Gelegenheit danken, die Sie
uns gegeben haben, und Ihnen sagen: Wir müssen uns wieder an die Arbeit machen!
Das Straßennetz der Inka war 30.000 Kilometer lang, die Inka haben es gebaut.
Und ich bin mir sicher, daß wir etwas Vergleichbares mit der heute weltweit
verfügbaren Technologie schnell und effizient bewerkstelligen und Fortschritte
für alle unsere Völker erzielen können – nicht nur für Peru, sondern auch für
die gesamte südamerikanische Region.
Ich danke Ihnen. Ich grüße Sie alle mit einem Abrazo [Umarmung] aus Peru. Und
wir hoffen, Sie bald hier zu sehen. Ich danke Ihnen.
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