Doppelt oder nichts
Das LaRouche-Programm für das dauerhafte Überleben der Menschheit
Von Dennis Small
Dennis Small ist Iberoamerika-Redakteur des Executive
Intelligence Review. Im dritten Abschnitt der Internetkonferenz des
Schiller-Instituts am 27. Juni hielt er den folgenden Vortrag.
Lyndon LaRouche schrieb im April 1989, also vor nunmehr 32 Jahren, ein Buch
mit dem Titel Verteidigung des gesunden Menschenverstands.1
Es gibt zwei bemerkenswerte Dinge an diesem Buch. Das eine ist der Inhalt,
über den ich gleich noch etwas sagen werde. Das zweite ist die Tatsache, daß
er es im Gefängnis geschrieben hat, und zwar im Gefängnis von Alexandria
(Virginia), wo er gerade begonnen hatte, eine fünfjährige Haftstrafe für
Verbrechen zu verbüßen – die er natürlich nie begangen hat –, wofür aber Sie,
amerikanische Bürger und Bürger anderer Länder gleichermaßen, den Schaden
hatten und immer noch haben.
Während seiner Inhaftierung von 1989 bis 1994 schrieb Lyndon LaRouche drei
Bücher, von denen Verteidigung des gesunden Menschenverstands eines
war. Ein weiteres war Projekt A, und das dritte war Christentum und
Wirtschaft. Letzteres wurde im vergangenen Jahr von der LaRouche Legacy
Foundation in Band eins der Gesammelten Werke von LaRouche
wiederveröffentlicht. Dieser Band befaßt sich vor allem mit wirtschaftlichen
Fragen. Band zwei, der später in diesem Jahr erscheinen wird und sich auf
kreative und kulturelle Fragen, Musik und so weiter konzentriert, wird drei
weitere Essays von LaRouche enthalten, die er im Gefängnis geschrieben hat,
darunter „Mozarts Revolution in der Musik 1782-86“ und „Über die
Metapher“.2
LaRouche hat im Gefängnis mehr zustande gebracht als die meisten Menschen
in ihrem ganzen Leben, aber das ist heute nicht unser Thema. In seinem Buch
Verteidigung des gesunden Menschenverstands vom April 1989 schrieb
LaRouche folgendes, ich zitiere:
„Ein Schwimmer wird aus dem Meer gerettet, kurz bevor seine Kräfte tödlich
schwinden. Das ist das momentane Überleben. Ist das ein Paradigma für das
erfolgreiche Überleben einer ganzen Gesellschaft? Wie müssen wir zwischen dem
bloß momentanen und dem dauerhaften Überleben unterscheiden?“
Lyndon LaRouche fuhr dann fort: „Dieser ausgewählte Moment dient als
Zeitpunkt des Aufbruchs für eine weiterführende Reise in die Zukunft.
Betrachten Sie diese Reise in die Zukunft so, als wäre sie eine Art
kontinuierliche Funktion der mathematischen Physik. Kontinuierlich erzeugt die
Ursache die Wirkung, und die Wirkung steht in einer kausalen Beziehung zu den
nachfolgenden Wirkungen. Diese Funktion wird in Form einer Zunahme oder
Abnahme einer Größe ausgedrückt, die als potentielle Bevölkerungsdichte
bezeichnet wird. Dies ist keine gewöhnliche oder lineare Art einer
kontinuierlichen Funktion. Sie ist nicht-linear, aber nicht weniger eine
effizient kontinuierliche Funktion in experimentellen Begriffen.“
Nun, das ist unser heutiges Thema. Welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen
müssen wir ergreifen, inmitten der schlimmsten Zusammenbruchskrise der
Zivilisation, die wir seit dem Finsteren Zeitalter des 14. Jahrhunderts
erleben? Maßnahmen, die erforderlich sind, um das erfolgreiche, dauerhafte
Überleben der Menschheit in die grenzenlose Zukunft zu sichern.
Wie im 14. Jahrhundert stellt heute eine globale Pandemie eine Krise dar,
die so verheerend ist, daß sie tatsächlich eine Chance für einen
revolutionären Wandel der gesamten Gesellschaftsstruktur eröffnet, für ein
neues Paradigma, eine Renaissance.
Abb. 1: Schematische Darstellung der Entwicklung der potentiellen
relativen Bevölkerungsdichte (PRPD) und der tatsächlichen Bevölkerung.
Die Ursache der Pandemie ist, wie LaRouche schon vor über 30 Jahren gezeigt
hat, ein drastischer Zusammenbruch der potentiellen relativen
Bevölkerungsdichte des Menschen (Abbildung 1). Das bedeutet, die
Fähigkeit des Menschen, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren und die Erde
zu füllen und sie sich untertan zu machen, ist weit unter die Schwelle des
aktuellen Niveaus gefallen. Die industriefeindliche Wirtschaftspolitik der
Plünderung in den letzten 50 Jahren hat dazu geführt, daß der Menschheit nur
noch halb so viel produktive Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, wie benötigt
würden. Die Hälfte der Lebensmittel, die wir benötigen, um die Bevölkerung zu
ernähren. Die Hälfte der Krankenhäuser und des medizinischen Personals, das
zur Bekämpfung des aggressiven Virus benötigt wird. Und die Hälfte der
Elektrizität, die benötigt wird, um diese Infrastruktur und die produktive
Wirtschaft aufrechtzuerhalten.
Ist es also wirklich überraschend, daß allein so etwas wie ein Coronavirus
die Oberhand gewonnen hat und eine Schneise der Verwüstung über den Planeten
schlägt? Natürlich brauchen wir Impfstoffe für alle 7,9 Milliarden von uns.
Die neuesten Zahlen besagen, daß bisher 2,6 Milliarden Dosen verabreicht
wurden, aber nur 0,3% davon in Ländern mit niedrigem Einkommen. Man sieht auf
den ersten Blick, daß das selbstmörderisch ist, wenn man bedenkt, was wir
darüber wissen, wie sich das Virus über den Planeten ausbreitet.
Zusätzlich zu den Impfstoffen brauchen wir moderne Gesundheitssysteme. Wir
brauchen Krankenhäuser. Wir schätzen, daß wir zum Beispiel in den
Entwicklungsländern 30.000 neue Krankenhäuser mit etwa 10 Millionen neuen
Betten brauchen, nur um einen Standard zu erreichen, der für heutige
Verhältnisse etwa in Europa akzeptabel ist. Auch die Zahl der Ärzte und
Krankenschwestern muß steigen. Wir müssen Strom bereitstellen. Wir brauchen
Wasser. Wir brauchen die anderen Einrichtungen, die erforderlich sind,
Transport und so weiter, damit diese Krankenhäuser und der Rest des
Gesundheitssystems funktionieren. Wir brauchen ein weltweites Ingenieurskorps
wie das der US-Armee, um das vor allem im Entwicklungssektor zu
bewerkstelligen.
Die COVID-Pandemie hat lediglich den Schleier über der malthusianischen
Entvölkerungspolitik der letzten 50 Jahre gelüftet. Lyndon LaRouche hat diesem
unmoralischen, unwissenschaftlichen Geschwätz der Malthusianer in demselben
Buch Verteidigung des gesunden Menschenverstands widersprochen, und er
sagte folgendes, ich zitiere:
„Im Gegensatz dazu gibt es heute mehr als fünf Milliarden Menschen. Hätte
die ganze Welt die im Jahre 1970 verfügbaren Technologieniveaus ausgeschöpft,
wäre die Bevölkerung des Planeten nicht nur bedeutend größer, als sie es
tatsächlich ist; der durchschnittliche Lebensstandard pro Kopf gliche etwa dem
Nordamerikas im Jahre 1970, und das Bevölkerungspotential, wenn auch nicht
unbedingt die wirkliche Bevölkerungszahl, betrüge annähernd 25
Milliarden.“
LaRouche fuhr fort: „Der Zuwachs sowohl der tatsächlichen wie der
potentiellen Bevölkerungsdichte im Laufe der Jahrtausende ist das Resultat der
fortgesetzten und gegenseitig voneinander abhängigen Erzeugung, Weitergabe und
wirksamen Aneignung des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts.“
Abb. 2: Schematische Darstellung der Entwicklung der potentiellen
relativen Bevölkerungsdichte (PRPD) und der tatsächlichen Bevölkerung
unter dem Einfluß aufeinanderfolgender technologischer Durchbrüche.
Wenn wir nun zu den pädagogischen Merkmalen in dieser Grafik der
potentiellen relativen Bevölkerungsdichte zurückkehren, können wir sehen, wie
aufeinanderfolgende technologische Sprünge die folgenden Veränderungen in
dieser Funktion erzeugen (Abbildung 2). Das ist genau die Art von
nichtlinearer kontinuierlicher Funktion, auf die sich Lyndon LaRouche in
seinem Buch bezog. Sie beschreibt Diskontinuitäten in den bisherigen
metrischen Mustern der physischen Ökonomie, aber diese werden durch einen
kontinuierlichen wissenschaftlich-technischen Fortschritt verursacht, der
diese Sprünge hervorbringt.
Anders ausgedrückt: Wenn wir die Beschäftigung verdoppeln wollen, die
Nahrungsmittelproduktion verdoppeln wollen, die Energieproduktion verdoppeln
wollen, die Kraft verdoppeln wollen, die diese Effekte hervorbringt, dann
müssen wir auf die Kraft des menschlichen Verstandes zurückgreifen, die diese
Fähigkeit zur systematischen Verdoppelung hervorbringt. Wir müssen den Ort
dieser Kraft finden, der außerhalb des Bereichs all dessen liegt, was
verdoppelt wird – nämlich im Bereich der kreativen menschlichen Aktivität, des
technischen Fortschritts, der klassischen Kultur an sich.
Nun, diejenigen unter Ihnen, die Übungen in konstruktiver Geometrie mit dem
Ziel der Verdoppelung des Quadrats und der Verdoppelung des Würfels
durchgeführt haben, werden vielleicht eine Vorstellung haben, auf welche Art
von geistigen Prozessen ich mich beziehe. Es geht um ein Verständnis des
Prinzips der physikalischen Ökonomie, das den Kern von Lyndon LaRouches
grundlegender Entdeckung bildete.
Abb. 3: Fast die Hälfte der arbeitsfähigen Menschen weltweit ist nicht
produktiv beschäftigt, viele haben überhaupt keine Arbeit.
Abb. 4: Durch die Schaffung von 1,5 Milliarden neuen produktiven
Arbeitsplätzen weltweit werden sich die Anteile der verschiedenen
Wirtschaftssektoren an der Beschäftigung stark verschieben.
Abb. 5: In der kolumbianisch-venezolanischen Ebene und im
Cerrado können insgesamt 255 Mio. ha für die
landwirtschaftliche Nutzung erschlossen werden.
Abb. 6: Das vom Schiller-Institut vorgeschlagene Netzwerk der
Weltlandbrücke.
Tabelle 1: Heute vorhandene, heute benötigte und bis 2045 zu schaffende Kapazitäten
|
|
2020
|
heute benötigt
|
2045
|
Bevölkerung (Mrd.)
|
7,9
|
|
9,5
|
Produktive Arbeitsplätze (Mrd.)
|
1,9
|
3,5
|
4,2
|
Getreide (Mrd. t)
|
2,3
|
4,0
|
4,8
|
Elektrizität, inst. Leistung weltweit (TW)
|
7,0
|
|
14,0
|
Elektrizität, inst. Leistung USA (TW)
|
0,7
|
|
1,4
|
Heute ist fast die Hälfte der 3,5 Milliarden arbeitsfähigen Menschen auf
der Welt nicht produktiv beschäftigt, viele haben überhaupt keine Arbeit
(Abbildung 3). Eine große Zahl von ihnen – der größte Teil – ist im
sogenannten „informellen Sektor“ beschäftigt, wo sie vielleicht etwas Geld
verdienen, aber keinen wirklichen produktiven Wert produzieren; und das ohne
eigenes Verschulden. Aber aufgrund der Natur des gegenwärtigen Systems sind
sie gezwungen, sich mit niederen Arbeiten zu beschäftigen, mit
Dienstleistungen, mit Drogenhandel, mit allen möglichen unproduktiven und
schädlichen Aktivitäten.
Deshalb haben wir ein Programm entwickelt, das mit der Forderung beginnt,
1,5 Milliarden neue produktive Arbeitsplätze zu schaffen, um all diejenigen zu
beschäftigen, die jetzt unproduktiv beschäftigt sind. Sie müssen beschäftigt
werden beim Bau von Krankenhäusern, beim Bau von Autobahnen, Schnellbahnen,
Kraftwerken, Schulen, neuen Fabriken; und auch beim Abriß von Spielkasinos und
anderen Höhlen des Unrechts, ein Thema, auf das wir gleich zurückkommen
werden.
Innerhalb einer Generation werden wir die Arbeitskräfte dieser Welt nach
den von Lyndon LaRouche empfohlenen Proportionen und Konzepten umgestalten
(Abbildung 4). Die Arbeitslosigkeit wird praktisch verschwinden. 50%
der Arbeitskräfte werden in güterproduzierenden Tätigkeiten in der Industrie
usw. beschäftigt sein. Und die entscheidenden 5% werden im Bereich Forschung
und Entwicklung tätig sein, also in jener Schmiede der Technik und der
Wissenschaft, die durch Anwendung im Werkzeugmaschinenprinzip den eigentlichen
Wertzuwachs produziert, die Steigerung der Produktivkräfte der Arbeit.
Ein großes Problem, das wir angehen müssen, ist die Ernährung bzw. der
Mangel an Nahrung. Die Vereinten Nationen und andere internationale
Organisationen schätzen, daß 690 Millionen Menschen jede Nacht hungrig zu Bett
gehen, und diese Zahl steigt. Eine Milliarde Menschen sind unterernährt. Zehn
Millionen werden in diesem Jahr verhungern, und Hunderte von Millionen sind
vom Hungertod bedroht, wenn wir diese Politik nicht umkehren. Vier Millionen
sind bereits an COVID gestorben, wahrscheinlich sogar noch viel mehr, wenn die
wirklichen Zahlen bekannt werden.
Warum tolerieren wir das? Wir können die Nahrungsmittelproduktion leicht
verdoppeln. Wir können das in verschiedenen Teilen der Welt tun: im
fortgeschrittenen Sektor, wo die Erträge weiter gesteigert werden können. Aber
vor allem kann es in Gebieten der Welt geschehen, die noch keine produktive
landwirtschaftliche Tätigkeit haben, es aber mit den notwendigen
Investitionsgütern, Bewässerung, Traktoren, Infrastruktur und anderen Inputs
haben könnten.
Wir können und müssen die Getreideproduktion – als Maßstab für die Nahrung
insgesamt – von ihrem heutigen Niveau von etwa 2,3 Milliarden Tonnen Getreide
stark erhöhen. Jeder lebende Mensch, alle 7,9 Milliarden von uns, benötigt
etwa eine halbe Tonne pro Jahr. Wir sprechen also von einem Bedarf von 4
Milliarden Tonnen pro Jahr, der im Laufe der nächsten Generation auf 4,8
Milliarden Tonnen ansteigt. Und dieses Getreide dient sowohl dem direkten
Verzehr als auch der Produktion von tierischem Eiweiß. Denn tierisches Eiweiß
ist ein ganz wesentlicher Bestandteil jeder gesunden Ernährung.
Zu den Teilen der Erde, wo wir diese enorme Steigerung der
landwirtschaftlichen Produktion erreichen können, gehören zwei Gebiete in
Südamerika (Abbildung 5). Das eine ist die kolumbianisch-venezolanische
Ebene, das andere ist der brasilianische Cerrado, den Sie auf der Karte sehen.
Unsere Schätzungen gehen davon aus, daß wir in diesen Gebieten 255 Mio. Hektar
neu in die Produktion bringen können, was die Getreideproduktion dort
gegenüber 160 Mio. Tonnen heute um 290 Mio. Tonnen pro Jahr steigern wird. Das
ist fast eine Verdreifachung.
Aber was neben dem Einsatz von Düngemitteln und Traktoren usw. unbedingt
erforderlich ist, ist die Infrastruktur. Etwa Eisenbahnen, die es jetzt dort
nicht gibt, wie Sie sehen, und die immer ein wesentlicher Bestandteil jeder
dramatischen Steigerung der wirtschaftlichen Aktivität im landwirtschaftlichen
und im industriellen Sektor waren. Ich erinnere hierzu daran, was Lincoln in
den Vereinigten Staaten mit der Transkontinentalen Eisenbahn bewirkt hat.
Diese enorme Zunahme der Infrastruktur, insbesondere der
Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn quer über den Planeten, sehen Sie auf dieser
Karte. Dies ist der Vorschlag des Schiller-Instituts für eine Weltlandbrücke
(Abbildung 6), erweitert um Chinas Neue Seidenstraße oder Gürtel- und
Straßen-Initiative (BRI), und sie ist ein Rückgrat der globalen
wirtschaftlichen Entwicklung. Heute nehmen 140 Länder mit zwei Dritteln der
Weltbevölkerung an der BRI teil. Es fällt auf, daß die Vereinigten Staaten
dabei fehlen. Sie sollten sich anschließen. Es ist notwendig für die Welt und
es ist notwendig für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten.
Wenn wir uns nun dem Thema Energie zuwenden, so ist eine enorm erhöhte
Energiemenge pro Kopf erforderlich; sie wird zunächst für den Aufbau des
Gesundheitssystems benötigt, für die Lebensmittel, für den Transport, für die
Eisenbahnen, für die Fabriken usw. (Tabelle 1). Der gesamte
Stromverbrauch im Weltmaßstab hat heute eine installierte Kapazität von 7
Terawatt. Allein für die Verbesserung des weltweiten Gesundheitssystems auf
das Niveau, das erforderlich ist, um die Pandemie zu stoppen, benötigen wir
weitere 2 Terawatt installierte Kapazität – eine Steigerung um etwa 25-28%. Um
die gesamte Welt auf den Pro-Kopf-Standard zu bringen, den China jetzt hat,
muß sich die Gesamtkapazität innerhalb von 25 Jahren von heute 7 auf 14
Terawatt erhöhen; das ist eine Verdoppelung. Die USA müssen dabei eine
wichtige Rolle als erneuerter Motor der globalen wirtschaftlichen Entwicklung
spielen, auch im Gesundheitsbereich. Und ihre Energieproduktion muß ebenfalls
steigen, um ihre derzeitige Kapazität zu verdoppeln.
Nun, lassen Sie uns das in die richtige Perspektive setzen. Bitcoin und
„Bitcoin-Mining“ ist, wie Sie vielleicht gehört haben, der letzte Schrei unter
Monetaristen und Spekulanten. Sie sagen, daß wir das Fiat-Geld und die
quantitative Lockerung, die von der Federal Reserve und anderen Zentralbanken
durchgeführt wird, stoppen müssen. Das ist richtig. Sie sagen, der Weg dazu
sei, einfach die Politik von Milton Friedman und seine berühmte
K-Prozent-Regel in moderner Form aufzugreifen – das heißt, einfach die
Geldmenge jedes Jahr um einen festen, vorhersehbaren Betrag zu erhöhen. Damit
soll es funktionieren, wie von Zauberhand.
Aber diese Politik hat sich als unwissenschaftlich erwiesen, als
Quacksalberei aus dem Mund von Milton Friedman, und das gleich mehrfach. Und
dies gilt noch mehr in Bezug auf den Bitcoin, denn es gibt ein zusätzliches
Problem mit dem Bitcoin, wo es nicht einfach um die Ausgabe von Geld an sich
geht, sondern um die Art und Weise, wie Bitcoin ausgegeben oder „geschürft“
wird, wie es heißt. „Mining“ von Bitcoin hat nichts mit Minen im Bergbau zu
tun. Mining von Bitcoin bedeutet, Kombinationen von Supercomputern
aufzustellen, die ungeheuer viel Strom verbrauchen, um an sehr komplexen
mathematischen Rätseln zu arbeiten. Wer als erster das Rätsel löst, bekommt
einen Bitcoin.
Nun könnte man sagen, na ja, das ist nur ein Spiel für Jugendliche, das ist
eher unschuldig.
Aber das ist es nicht; denn die Energiemenge, die beim Bitcoin-Mining im
Weltmaßstab verbraucht wird, beträgt 116 TWh Strom pro Jahr. Das ist mehr als
auf den Philippinen oder in den Niederlanden in einem Jahr verbraucht wird.
Außerdem muß man es in die richtige Perspektive setzen: Wenn diese
Elektrizität tatsächlich produktiv genutzt würde, wäre das fast ein Viertel
all der Elektrizität, die benötigt wird, um die 30.000 neuen Krankenhäuser zu
betreiben, die in den unterentwickelten Ländern entwickelt und gebaut werden
müssen; das sind etwa 525 TWh pro Jahr. Ich denke, der Punkt ist
offensichtlich. Es ist absurd, diesen Strom für Bitcoins zu verwenden, wenn
man ihn für etwas Produktives verwenden könnte.
Übrigens fand bisher der Großteil des „Bitcoin-Mining“, 65%, in China
statt, weil es dort relativ billige Energie gibt. Ich sage „bisher“, weil die
chinesische Regierung klugerweise dagegen vorgeht, denn sie hält das Ganze für
völlig destruktiv.
Nun haben die Bitcoin-Leute diskutiert und entschieden, wohin sie umziehen
werden – wo es auch reichlich Energie und eine einladende Umgebung gibt. Und
dieser Ort ist ausgerechnet Texas. Wenn man zu dem ohnehin schon überlasteten
Stromnetz von Texas noch die Menge an Strom hinzufügt, die für das
Bitcoin-Mining benötigt wird, dann sind das noch einmal 22% mehr. Das wird
bestimmt ganz toll für die Texaner und auch für den Rest des Landes.
Und nun möchte ich schließen mit einer dringend benötigten Hilfe von Lyndon
LaRouche persönlich zum Verständnis von produktiver und unproduktiver
Beschäftigung und zu seinem Vorschlag der „Vier Gesetze“. Die Vier Gesetze
sind Ihnen sicher bekannt, da bin ich mir sicher. Falls nicht, erinnere ich
Sie daran, daß LaRouche die Idee vorstellte,
- das derzeitige Weltfinanzsystem durch eine
Glass-Steagall-Bankentrennung zu sanieren, wie es bereits besprochen
wurde;
- ein Hamiltonisches Bankensystem zu schaffen, um produktiven Kredit in
produktive Aktivitäten zu kanalisieren, so wie wir es im Zusammenhang mit dem
Weltgesundheitssystem besprochen haben;
- globale Infrastrukturprojekte zu bauen, bei denen Länder
zusammenarbeiten können, um die Produktivkräfte der Arbeit schnell zu
steigern, wie die Gürtel- und Straßen-Initiative.
- Und LaRouche sagt, man solle sich auf die Bereiche des
wissenschaftlichen Fortschritts und der technologischen Durchbrüche
konzentrieren, die letztlich die treibende Kraft sind, die durch nichtlineare
Sprünge die realwirtschaftliche Entwicklung vorantreibt; auch darüber wurde
hier gesprochen.
Jetzt möchte ich Ihnen einen ganz kurzen Videoclip von einer
Bürgerversammlung in New Hampshire während des Präsidentschaftswahlkampfes im
Jahr 1980 zeigen. Und Sie werden hier sehen, daß LaRouche einen sehr klaren
Unterschied zwischen produktiver Arbeit und unproduktiver Arbeit macht. Und
ich glaube, es ist wahrscheinlich der erste Ort, an dem Lyndon LaRouche jemals
den Vorläufer dessen präsentierte, was später seine berühmten Vier Gesetze
wurden.
Lyndon LaRouche (im Video): „Ich werde tun, was Roosevelt 1940-42
versprochen hat. Was ausgerechnet Franklin Delano Roosevelt zu tun versprach,
ich werde es tun! [Zwischenruf: „Prohibition beenden“] Nein, unter anderem die
Drogeninteressen ins Gefängnis stecken… Roosevelt versprach Churchill beim
Atlantik-Treffen und beim Casablanca-Treffen, er sagte: ,Nie wieder werden die
USA Weltkriege führen, um das Britische Empire zu retten, in welcher Form auch
immer.' (Beifall) Die Vereinigten Staaten werden das britische System, ob
kolonial oder neokolonial, nicht mehr tolerieren. Die Vereinigten Staaten
werden in keinem Teil der Welt mehr die Wirtschaftslehre von Adam Smith
tolerieren. Wir werden uns dieser leidenden, armen, hungrigen Welt annehmen
und sie mit amerikanischen Methoden verwandeln; wir werden sie verwandeln
durch Export und Entwicklung von Hochtechnologie. Wir werden
Manhattan-Projekte und NASA-Projekte haben und jedes dirigistische, föderal
geleitete, wissenschaftliche Crash-Programm, das wir für notwendig
erachten.
Wissen Sie, manche Leute reden davon, wie viele Kernkraftwerke man bauen
kann? Die verstehen die amerikanischen Methoden nicht. Wenn ich bis zum Jahr
2000 10.000 Atomkraftwerke bauen will, werden wir das tun. Es ist machbar.
Aber wenn wir so vor uns hin wursteln, wie wir es derzeit gerne tun, wird es
nicht passieren. Sie wollen jedes Jahr 50 oder 100 neue Kernkraftwerke in
Betrieb nehmen? Wir können es schaffen! Erstellen Sie einfach die Tabelle des
Bedarfs dafür: wie viele Stahlwerke, wie viel hiervon und davon – baut alles,
jetzt sofort. Und wenn wir dazu die Neonlichter an den Bordellen einschmelzen
müssen.“
Anmerkung
1. Das Buch ist noch erhältlich: https://shop.eir.de/produkt/verteidigung-des-gesunden-menschenverstands-buch/
2. Beide Schriften sind enthalten in dem Buch So streng wie frei,
siehe https://shop.eir.de/produkt/so-streng-wie-frei/
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