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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Doppelt oder nichts

Das LaRouche-Programm für das dauerhafte Überleben der Menschheit

Von Dennis Small

Dennis Small ist Iberoamerika-Redakteur des Executive Intelligence Review. Im dritten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 27. Juni hielt er den folgenden Vortrag.

Lyndon LaRouche schrieb im April 1989, also vor nunmehr 32 Jahren, ein Buch mit dem Titel Verteidigung des gesunden Menschenverstands.1

Es gibt zwei bemerkenswerte Dinge an diesem Buch. Das eine ist der Inhalt, über den ich gleich noch etwas sagen werde. Das zweite ist die Tatsache, daß er es im Gefängnis geschrieben hat, und zwar im Gefängnis von Alexandria (Virginia), wo er gerade begonnen hatte, eine fünfjährige Haftstrafe für Verbrechen zu verbüßen – die er natürlich nie begangen hat –, wofür aber Sie, amerikanische Bürger und Bürger anderer Länder gleichermaßen, den Schaden hatten und immer noch haben.

Während seiner Inhaftierung von 1989 bis 1994 schrieb Lyndon LaRouche drei Bücher, von denen Verteidigung des gesunden Menschenverstands eines war. Ein weiteres war Projekt A, und das dritte war Christentum und Wirtschaft. Letzteres wurde im vergangenen Jahr von der LaRouche Legacy Foundation in Band eins der Gesammelten Werke von LaRouche wiederveröffentlicht. Dieser Band befaßt sich vor allem mit wirtschaftlichen Fragen. Band zwei, der später in diesem Jahr erscheinen wird und sich auf kreative und kulturelle Fragen, Musik und so weiter konzentriert, wird drei weitere Essays von LaRouche enthalten, die er im Gefängnis geschrieben hat, darunter „Mozarts Revolution in der Musik 1782-86“ und „Über die Metapher“.2

LaRouche hat im Gefängnis mehr zustande gebracht als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben, aber das ist heute nicht unser Thema. In seinem Buch Verteidigung des gesunden Menschenverstands vom April 1989 schrieb LaRouche folgendes, ich zitiere:

„Ein Schwimmer wird aus dem Meer gerettet, kurz bevor seine Kräfte tödlich schwinden. Das ist das momentane Überleben. Ist das ein Paradigma für das erfolgreiche Überleben einer ganzen Gesellschaft? Wie müssen wir zwischen dem bloß momentanen und dem dauerhaften Überleben unterscheiden?“

Lyndon LaRouche fuhr dann fort: „Dieser ausgewählte Moment dient als Zeitpunkt des Aufbruchs für eine weiterführende Reise in die Zukunft. Betrachten Sie diese Reise in die Zukunft so, als wäre sie eine Art kontinuierliche Funktion der mathematischen Physik. Kontinuierlich erzeugt die Ursache die Wirkung, und die Wirkung steht in einer kausalen Beziehung zu den nachfolgenden Wirkungen. Diese Funktion wird in Form einer Zunahme oder Abnahme einer Größe ausgedrückt, die als potentielle Bevölkerungsdichte bezeichnet wird. Dies ist keine gewöhnliche oder lineare Art einer kontinuierlichen Funktion. Sie ist nicht-linear, aber nicht weniger eine effizient kontinuierliche Funktion in experimentellen Begriffen.“

Nun, das ist unser heutiges Thema. Welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen müssen wir ergreifen, inmitten der schlimmsten Zusammenbruchskrise der Zivilisation, die wir seit dem Finsteren Zeitalter des 14. Jahrhunderts erleben? Maßnahmen, die erforderlich sind, um das erfolgreiche, dauerhafte Überleben der Menschheit in die grenzenlose Zukunft zu sichern.

Wie im 14. Jahrhundert stellt heute eine globale Pandemie eine Krise dar, die so verheerend ist, daß sie tatsächlich eine Chance für einen revolutionären Wandel der gesamten Gesellschaftsstruktur eröffnet, für ein neues Paradigma, eine Renaissance.


Abb. 1: Schematische Darstellung der Entwicklung der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte (PRPD) und der tatsächlichen Bevölkerung.

Die Ursache der Pandemie ist, wie LaRouche schon vor über 30 Jahren gezeigt hat, ein drastischer Zusammenbruch der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte des Menschen (Abbildung 1). Das bedeutet, die Fähigkeit des Menschen, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren und die Erde zu füllen und sie sich untertan zu machen, ist weit unter die Schwelle des aktuellen Niveaus gefallen. Die industriefeindliche Wirtschaftspolitik der Plünderung in den letzten 50 Jahren hat dazu geführt, daß der Menschheit nur noch halb so viel produktive Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, wie benötigt würden. Die Hälfte der Lebensmittel, die wir benötigen, um die Bevölkerung zu ernähren. Die Hälfte der Krankenhäuser und des medizinischen Personals, das zur Bekämpfung des aggressiven Virus benötigt wird. Und die Hälfte der Elektrizität, die benötigt wird, um diese Infrastruktur und die produktive Wirtschaft aufrechtzuerhalten.

Ist es also wirklich überraschend, daß allein so etwas wie ein Coronavirus die Oberhand gewonnen hat und eine Schneise der Verwüstung über den Planeten schlägt? Natürlich brauchen wir Impfstoffe für alle 7,9 Milliarden von uns. Die neuesten Zahlen besagen, daß bisher 2,6 Milliarden Dosen verabreicht wurden, aber nur 0,3% davon in Ländern mit niedrigem Einkommen. Man sieht auf den ersten Blick, daß das selbstmörderisch ist, wenn man bedenkt, was wir darüber wissen, wie sich das Virus über den Planeten ausbreitet.

Zusätzlich zu den Impfstoffen brauchen wir moderne Gesundheitssysteme. Wir brauchen Krankenhäuser. Wir schätzen, daß wir zum Beispiel in den Entwicklungsländern 30.000 neue Krankenhäuser mit etwa 10 Millionen neuen Betten brauchen, nur um einen Standard zu erreichen, der für heutige Verhältnisse etwa in Europa akzeptabel ist. Auch die Zahl der Ärzte und Krankenschwestern muß steigen. Wir müssen Strom bereitstellen. Wir brauchen Wasser. Wir brauchen die anderen Einrichtungen, die erforderlich sind, Transport und so weiter, damit diese Krankenhäuser und der Rest des Gesundheitssystems funktionieren. Wir brauchen ein weltweites Ingenieurskorps wie das der US-Armee, um das vor allem im Entwicklungssektor zu bewerkstelligen.

Die COVID-Pandemie hat lediglich den Schleier über der malthusianischen Entvölkerungspolitik der letzten 50 Jahre gelüftet. Lyndon LaRouche hat diesem unmoralischen, unwissenschaftlichen Geschwätz der Malthusianer in demselben Buch Verteidigung des gesunden Menschenverstands widersprochen, und er sagte folgendes, ich zitiere:

„Im Gegensatz dazu gibt es heute mehr als fünf Milliarden Menschen. Hätte die ganze Welt die im Jahre 1970 verfügbaren Technologieniveaus ausgeschöpft, wäre die Bevölkerung des Planeten nicht nur bedeutend größer, als sie es tatsächlich ist; der durchschnittliche Lebensstandard pro Kopf gliche etwa dem Nordamerikas im Jahre 1970, und das Bevölkerungspotential, wenn auch nicht unbedingt die wirkliche Bevölkerungszahl, betrüge annähernd 25 Milliarden.“

LaRouche fuhr fort: „Der Zuwachs sowohl der tatsächlichen wie der potentiellen Bevölkerungsdichte im Laufe der Jahrtausende ist das Resultat der fortgesetzten und gegenseitig voneinander abhängigen Erzeugung, Weitergabe und wirksamen Aneignung des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts.“


Abb. 2: Schematische Darstellung der Entwicklung der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte (PRPD) und der tatsächlichen Bevölkerung unter dem Einfluß aufeinanderfolgender technologischer Durchbrüche.

Wenn wir nun zu den pädagogischen Merkmalen in dieser Grafik der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte zurückkehren, können wir sehen, wie aufeinanderfolgende technologische Sprünge die folgenden Veränderungen in dieser Funktion erzeugen (Abbildung 2). Das ist genau die Art von nichtlinearer kontinuierlicher Funktion, auf die sich Lyndon LaRouche in seinem Buch bezog. Sie beschreibt Diskontinuitäten in den bisherigen metrischen Mustern der physischen Ökonomie, aber diese werden durch einen kontinuierlichen wissenschaftlich-technischen Fortschritt verursacht, der diese Sprünge hervorbringt.

Anders ausgedrückt: Wenn wir die Beschäftigung verdoppeln wollen, die Nahrungsmittelproduktion verdoppeln wollen, die Energieproduktion verdoppeln wollen, die Kraft verdoppeln wollen, die diese Effekte hervorbringt, dann müssen wir auf die Kraft des menschlichen Verstandes zurückgreifen, die diese Fähigkeit zur systematischen Verdoppelung hervorbringt. Wir müssen den Ort dieser Kraft finden, der außerhalb des Bereichs all dessen liegt, was verdoppelt wird – nämlich im Bereich der kreativen menschlichen Aktivität, des technischen Fortschritts, der klassischen Kultur an sich.

Nun, diejenigen unter Ihnen, die Übungen in konstruktiver Geometrie mit dem Ziel der Verdoppelung des Quadrats und der Verdoppelung des Würfels durchgeführt haben, werden vielleicht eine Vorstellung haben, auf welche Art von geistigen Prozessen ich mich beziehe. Es geht um ein Verständnis des Prinzips der physikalischen Ökonomie, das den Kern von Lyndon LaRouches grundlegender Entdeckung bildete.


Abb. 3: Fast die Hälfte der arbeitsfähigen Menschen weltweit ist nicht produktiv beschäftigt, viele haben überhaupt keine Arbeit.


Abb. 4: Durch die Schaffung von 1,5 Milliarden neuen produktiven Arbeitsplätzen weltweit werden sich die Anteile der verschiedenen Wirtschaftssektoren an der Beschäftigung stark verschieben.


Abb. 5: In der kolumbia­nisch-vene­zola­nischen Ebene und im Cerrado können insgesamt 255 Mio. ha für die land­wirt­schaft­liche Nutzung erschlossen werden.



Abb. 6: Das vom Schiller-Institut vorgeschlagene Netzwerk der Welt­land­brücke.

Tabelle 1:
Heute vorhandene, heute benötigte und bis 2045 zu schaffende Kapazitäten

2020

heute benötigt

2045

Bevölkerung (Mrd.)

7,9

9,5

Produktive Arbeitsplätze (Mrd.)

1,9

3,5

4,2

Getreide (Mrd. t)

2,3

4,0

4,8

Elektrizität, inst. Leistung weltweit (TW)

7,0

14,0

Elektrizität, inst. Leistung USA (TW)

0,7

1,4

Heute ist fast die Hälfte der 3,5 Milliarden arbeitsfähigen Menschen auf der Welt nicht produktiv beschäftigt, viele haben überhaupt keine Arbeit (Abbildung 3). Eine große Zahl von ihnen – der größte Teil – ist im sogenannten „informellen Sektor“ beschäftigt, wo sie vielleicht etwas Geld verdienen, aber keinen wirklichen produktiven Wert produzieren; und das ohne eigenes Verschulden. Aber aufgrund der Natur des gegenwärtigen Systems sind sie gezwungen, sich mit niederen Arbeiten zu beschäftigen, mit Dienstleistungen, mit Drogenhandel, mit allen möglichen unproduktiven und schädlichen Aktivitäten.

Deshalb haben wir ein Programm entwickelt, das mit der Forderung beginnt, 1,5 Milliarden neue produktive Arbeitsplätze zu schaffen, um all diejenigen zu beschäftigen, die jetzt unproduktiv beschäftigt sind. Sie müssen beschäftigt werden beim Bau von Krankenhäusern, beim Bau von Autobahnen, Schnellbahnen, Kraftwerken, Schulen, neuen Fabriken; und auch beim Abriß von Spielkasinos und anderen Höhlen des Unrechts, ein Thema, auf das wir gleich zurückkommen werden.

Innerhalb einer Generation werden wir die Arbeitskräfte dieser Welt nach den von Lyndon LaRouche empfohlenen Proportionen und Konzepten umgestalten (Abbildung 4). Die Arbeitslosigkeit wird praktisch verschwinden. 50% der Arbeitskräfte werden in güterproduzierenden Tätigkeiten in der Industrie usw. beschäftigt sein. Und die entscheidenden 5% werden im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sein, also in jener Schmiede der Technik und der Wissenschaft, die durch Anwendung im Werkzeugmaschinenprinzip den eigentlichen Wertzuwachs produziert, die Steigerung der Produktivkräfte der Arbeit.

Ein großes Problem, das wir angehen müssen, ist die Ernährung bzw. der Mangel an Nahrung. Die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen schätzen, daß 690 Millionen Menschen jede Nacht hungrig zu Bett gehen, und diese Zahl steigt. Eine Milliarde Menschen sind unterernährt. Zehn Millionen werden in diesem Jahr verhungern, und Hunderte von Millionen sind vom Hungertod bedroht, wenn wir diese Politik nicht umkehren. Vier Millionen sind bereits an COVID gestorben, wahrscheinlich sogar noch viel mehr, wenn die wirklichen Zahlen bekannt werden.

Warum tolerieren wir das? Wir können die Nahrungsmittelproduktion leicht verdoppeln. Wir können das in verschiedenen Teilen der Welt tun: im fortgeschrittenen Sektor, wo die Erträge weiter gesteigert werden können. Aber vor allem kann es in Gebieten der Welt geschehen, die noch keine produktive landwirtschaftliche Tätigkeit haben, es aber mit den notwendigen Investitionsgütern, Bewässerung, Traktoren, Infrastruktur und anderen Inputs haben könnten.

Wir können und müssen die Getreideproduktion – als Maßstab für die Nahrung insgesamt – von ihrem heutigen Niveau von etwa 2,3 Milliarden Tonnen Getreide stark erhöhen. Jeder lebende Mensch, alle 7,9 Milliarden von uns, benötigt etwa eine halbe Tonne pro Jahr. Wir sprechen also von einem Bedarf von 4 Milliarden Tonnen pro Jahr, der im Laufe der nächsten Generation auf 4,8 Milliarden Tonnen ansteigt. Und dieses Getreide dient sowohl dem direkten Verzehr als auch der Produktion von tierischem Eiweiß. Denn tierisches Eiweiß ist ein ganz wesentlicher Bestandteil jeder gesunden Ernährung.

Zu den Teilen der Erde, wo wir diese enorme Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion erreichen können, gehören zwei Gebiete in Südamerika (Abbildung 5). Das eine ist die kolumbianisch-venezolanische Ebene, das andere ist der brasilianische Cerrado, den Sie auf der Karte sehen. Unsere Schätzungen gehen davon aus, daß wir in diesen Gebieten 255 Mio. Hektar neu in die Produktion bringen können, was die Getreideproduktion dort gegenüber 160 Mio. Tonnen heute um 290 Mio. Tonnen pro Jahr steigern wird. Das ist fast eine Verdreifachung.

Aber was neben dem Einsatz von Düngemitteln und Traktoren usw. unbedingt erforderlich ist, ist die Infrastruktur. Etwa Eisenbahnen, die es jetzt dort nicht gibt, wie Sie sehen, und die immer ein wesentlicher Bestandteil jeder dramatischen Steigerung der wirtschaftlichen Aktivität im landwirtschaftlichen und im industriellen Sektor waren. Ich erinnere hierzu daran, was Lincoln in den Vereinigten Staaten mit der Transkontinentalen Eisenbahn bewirkt hat.

Diese enorme Zunahme der Infrastruktur, insbesondere der Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn quer über den Planeten, sehen Sie auf dieser Karte. Dies ist der Vorschlag des Schiller-Instituts für eine Weltlandbrücke (Abbildung 6), erweitert um Chinas Neue Seidenstraße oder Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI), und sie ist ein Rückgrat der globalen wirtschaftlichen Entwicklung. Heute nehmen 140 Länder mit zwei Dritteln der Weltbevölkerung an der BRI teil. Es fällt auf, daß die Vereinigten Staaten dabei fehlen. Sie sollten sich anschließen. Es ist notwendig für die Welt und es ist notwendig für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten.

Wenn wir uns nun dem Thema Energie zuwenden, so ist eine enorm erhöhte Energiemenge pro Kopf erforderlich; sie wird zunächst für den Aufbau des Gesundheitssystems benötigt, für die Lebensmittel, für den Transport, für die Eisenbahnen, für die Fabriken usw. (Tabelle 1). Der gesamte Stromverbrauch im Weltmaßstab hat heute eine installierte Kapazität von 7 Terawatt. Allein für die Verbesserung des weltweiten Gesundheitssystems auf das Niveau, das erforderlich ist, um die Pandemie zu stoppen, benötigen wir weitere 2 Terawatt installierte Kapazität – eine Steigerung um etwa 25-28%. Um die gesamte Welt auf den Pro-Kopf-Standard zu bringen, den China jetzt hat, muß sich die Gesamtkapazität innerhalb von 25 Jahren von heute 7 auf 14 Terawatt erhöhen; das ist eine Verdoppelung. Die USA müssen dabei eine wichtige Rolle als erneuerter Motor der globalen wirtschaftlichen Entwicklung spielen, auch im Gesundheitsbereich. Und ihre Energieproduktion muß ebenfalls steigen, um ihre derzeitige Kapazität zu verdoppeln.

Nun, lassen Sie uns das in die richtige Perspektive setzen. Bitcoin und „Bitcoin-Mining“ ist, wie Sie vielleicht gehört haben, der letzte Schrei unter Monetaristen und Spekulanten. Sie sagen, daß wir das Fiat-Geld und die quantitative Lockerung, die von der Federal Reserve und anderen Zentralbanken durchgeführt wird, stoppen müssen. Das ist richtig. Sie sagen, der Weg dazu sei, einfach die Politik von Milton Friedman und seine berühmte K-Prozent-Regel in moderner Form aufzugreifen – das heißt, einfach die Geldmenge jedes Jahr um einen festen, vorhersehbaren Betrag zu erhöhen. Damit soll es funktionieren, wie von Zauberhand.

Aber diese Politik hat sich als unwissenschaftlich erwiesen, als Quacksalberei aus dem Mund von Milton Friedman, und das gleich mehrfach. Und dies gilt noch mehr in Bezug auf den Bitcoin, denn es gibt ein zusätzliches Problem mit dem Bitcoin, wo es nicht einfach um die Ausgabe von Geld an sich geht, sondern um die Art und Weise, wie Bitcoin ausgegeben oder „geschürft“ wird, wie es heißt. „Mining“ von Bitcoin hat nichts mit Minen im Bergbau zu tun. Mining von Bitcoin bedeutet, Kombinationen von Supercomputern aufzustellen, die ungeheuer viel Strom verbrauchen, um an sehr komplexen mathematischen Rätseln zu arbeiten. Wer als erster das Rätsel löst, bekommt einen Bitcoin.

Nun könnte man sagen, na ja, das ist nur ein Spiel für Jugendliche, das ist eher unschuldig.

Aber das ist es nicht; denn die Energiemenge, die beim Bitcoin-Mining im Weltmaßstab verbraucht wird, beträgt 116 TWh Strom pro Jahr. Das ist mehr als auf den Philippinen oder in den Niederlanden in einem Jahr verbraucht wird. Außerdem muß man es in die richtige Perspektive setzen: Wenn diese Elektrizität tatsächlich produktiv genutzt würde, wäre das fast ein Viertel all der Elektrizität, die benötigt wird, um die 30.000 neuen Krankenhäuser zu betreiben, die in den unterentwickelten Ländern entwickelt und gebaut werden müssen; das sind etwa 525 TWh pro Jahr. Ich denke, der Punkt ist offensichtlich. Es ist absurd, diesen Strom für Bitcoins zu verwenden, wenn man ihn für etwas Produktives verwenden könnte.

Übrigens fand bisher der Großteil des „Bitcoin-Mining“, 65%, in China statt, weil es dort relativ billige Energie gibt. Ich sage „bisher“, weil die chinesische Regierung klugerweise dagegen vorgeht, denn sie hält das Ganze für völlig destruktiv.

Nun haben die Bitcoin-Leute diskutiert und entschieden, wohin sie umziehen werden – wo es auch reichlich Energie und eine einladende Umgebung gibt. Und dieser Ort ist ausgerechnet Texas. Wenn man zu dem ohnehin schon überlasteten Stromnetz von Texas noch die Menge an Strom hinzufügt, die für das Bitcoin-Mining benötigt wird, dann sind das noch einmal 22% mehr. Das wird bestimmt ganz toll für die Texaner und auch für den Rest des Landes.

Und nun möchte ich schließen mit einer dringend benötigten Hilfe von Lyndon LaRouche persönlich zum Verständnis von produktiver und unproduktiver Beschäftigung und zu seinem Vorschlag der „Vier Gesetze“. Die Vier Gesetze sind Ihnen sicher bekannt, da bin ich mir sicher. Falls nicht, erinnere ich Sie daran, daß LaRouche die Idee vorstellte,

  • das derzeitige Weltfinanzsystem durch eine Glass-Steagall-Bankentrennung zu sanieren, wie es bereits besprochen wurde;

  • ein Hamiltonisches Bankensystem zu schaffen, um produktiven Kredit in produktive Aktivitäten zu kanalisieren, so wie wir es im Zusammenhang mit dem Weltgesundheitssystem besprochen haben;

  • globale Infrastrukturprojekte zu bauen, bei denen Länder zusammenarbeiten können, um die Produktivkräfte der Arbeit schnell zu steigern, wie die Gürtel- und Straßen-Initiative.

  • Und LaRouche sagt, man solle sich auf die Bereiche des wissenschaftlichen Fortschritts und der technologischen Durchbrüche konzentrieren, die letztlich die treibende Kraft sind, die durch nichtlineare Sprünge die realwirtschaftliche Entwicklung vorantreibt; auch darüber wurde hier gesprochen.

Jetzt möchte ich Ihnen einen ganz kurzen Videoclip von einer Bürgerversammlung in New Hampshire während des Präsidentschaftswahlkampfes im Jahr 1980 zeigen. Und Sie werden hier sehen, daß LaRouche einen sehr klaren Unterschied zwischen produktiver Arbeit und unproduktiver Arbeit macht. Und ich glaube, es ist wahrscheinlich der erste Ort, an dem Lyndon LaRouche jemals den Vorläufer dessen präsentierte, was später seine berühmten Vier Gesetze wurden.

Lyndon LaRouche (im Video): „Ich werde tun, was Roosevelt 1940-42 versprochen hat. Was ausgerechnet Franklin Delano Roosevelt zu tun versprach, ich werde es tun! [Zwischenruf: „Prohibition beenden“] Nein, unter anderem die Drogeninteressen ins Gefängnis stecken… Roosevelt versprach Churchill beim Atlantik-Treffen und beim Casablanca-Treffen, er sagte: ,Nie wieder werden die USA Weltkriege führen, um das Britische Empire zu retten, in welcher Form auch immer.' (Beifall) Die Vereinigten Staaten werden das britische System, ob kolonial oder neokolonial, nicht mehr tolerieren. Die Vereinigten Staaten werden in keinem Teil der Welt mehr die Wirtschaftslehre von Adam Smith tolerieren. Wir werden uns dieser leidenden, armen, hungrigen Welt annehmen und sie mit amerikanischen Methoden verwandeln; wir werden sie verwandeln durch Export und Entwicklung von Hochtechnologie. Wir werden Manhattan-Projekte und NASA-Projekte haben und jedes dirigistische, föderal geleitete, wissenschaftliche Crash-Programm, das wir für notwendig erachten.

Wissen Sie, manche Leute reden davon, wie viele Kernkraftwerke man bauen kann? Die verstehen die amerikanischen Methoden nicht. Wenn ich bis zum Jahr 2000 10.000 Atomkraftwerke bauen will, werden wir das tun. Es ist machbar. Aber wenn wir so vor uns hin wursteln, wie wir es derzeit gerne tun, wird es nicht passieren. Sie wollen jedes Jahr 50 oder 100 neue Kernkraftwerke in Betrieb nehmen? Wir können es schaffen! Erstellen Sie einfach die Tabelle des Bedarfs dafür: wie viele Stahlwerke, wie viel hiervon und davon – baut alles, jetzt sofort. Und wenn wir dazu die Neonlichter an den Bordellen einschmelzen müssen.“


Anmerkung

1. Das Buch ist noch erhältlich: https://shop.eir.de/produkt/verteidigung-des-gesunden-menschenverstands-buch/

2. Beide Schriften sind enthalten in dem Buch So streng wie frei, siehe https://shop.eir.de/produkt/so-streng-wie-frei/