Lieber ein Krieg ohne Ende als ein Ende des Krieges?
Von Botschafter Michel Raimbaud
Michel Raimbaud war französischer Botschafter in verschiedenen
arabischen, afrikanischen und iberoamerikanischen Ländern und Direktor des
Französischen Büros für den Schutz von Flüchtlingen (OFPRA). Im dritten
Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts hielt er den folgenden
Vortrag. Zwischentitel sind hinzugefügt.
Es war im vergangenen Dezember. Nach vier Jahren des Chaos hatte sich
Donald Trump in sein Weißes Haus zurückgezogen, um eine Amtszeit zu beenden,
von der man sich fragte, ob sie jemals enden würde. Da er durch den Willen des
Volkes ins Amt gekommen war, schien Trump entschlossen, es nur unter Anwendung
von Bajonetten zu verlassen: lieber eine Amtszeit ohne Ende als ein Ende der
Amtszeit. Er machte keinen Hehl aus seinen beiden Zielen: erstens, das Leben
seines superdemokratischen Gegners, des alten Joe Biden, zu ruinieren, und
zweitens, die Länder, die es immer noch wagen, sich Amerika zu widersetzen,
weiterhin „ausbluten“ zu lassen, wobei Syrien und seine Verbündeten das Objekt
besonderer Unerbittlichkeit sind.
In dem vom „Tiefen Staat“ aufgezwungenen Zweiparteiensystem, dessen beide
Hauptaussagen die „Madman-Theorie“ von Nixon und Kissinger und das „kreative
Chaos“ von Leo Strauss und Norman Podhoretz sind, ist es der Zionismus, der
die dünne Kluft zwischen republikanischem und demokratischem „Gedankengut“
zementiert. Es war daher nicht zu erwarten, daß das „Amerika zuerst“, das
Biden nun durch „Amerika führt wieder“ ersetzt hat, eine nennenswerte
Veränderung im Verhältnis Amerikas zur Welt bewirken würde, insbesondere zur
arabisch-muslimischen Welt, zu der es aufgrund seiner innigen Liebe zu Israel
ein schwieriges Verhältnis hat. Man muß abwarten und prüfen.
Am Ende seiner Amtszeit hatte Trump seine republikanischen Anhänger
angehalten, den Kongreß über einen von 150 Abgeordneten und Senatoren
vorgelegten Gesetzesentwurf abstimmen zu lassen, der es jeder zukünftigen
US-Regierung verbietet, mit Syrien zu verhandeln, solange Baschar al-Assad
Präsident ist, und diesem sogar verbietet, bei einer Präsidentschaftswahl zu
kandidieren. Ein beispielloser Wahnsinn...
Nachdem dieses Gesetz anscheinend verabschiedet wurde, haben die
wichtigsten europäischen Länder, Großbritannien, aber auch Frankreich,
Deutschland und Italien, es einfach geschluckt – „stillgestanden“, wie
üblich.
Es kam, wie es kommen sollte: Unter der Führung des Duos Joe Biden/Kamala
Harris und mit der vollen Unterstützung seiner servilen europäischen Vasallen
läßt der „Führer der Welt“ die Länder, die es immer noch wagen, sich dem
Willen der Vereinigten Staaten von Amerika zu widersetzen, weiter bluten.
Im Februar 2000 schrieb David Wurmser, ein bekannter neokonservativer
Denker und Berater von George W. Bush, einen Artikel, der vom American
Enterprise Institute unter dem Titel „Laßt uns Syrien schlagen, laßt es nicht
aus den Augen“ veröffentlicht wurde. Darin forderte er „einen Konflikt, in dem
Syrien langsam ausgeblutet wird“. Die Warnung kam nach dem Angriff auf den
Irak und neun Jahren Sanktionen und Embargo und war ernst zu nehmen. Syrien
war nun im Visier Washingtons, mit dem Ziel, die beiden baathistischen Regime,
Symbole der arabischen Nationalbewegung und sogenannte Relikte des Kalten
Krieges, loszuwerden.
Im September 2001, zehn Tage nach den Terroranschlägen auf die Twin Towers,
standen der Irak und Syrien ganz oben auf der amerikanischen Liste von sieben
arabischen oder muslimischen Ländern, die innerhalb von fünf Jahren überfallen
und zerstört werden sollten: Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und
Iran.
Diese Liste wurde 2007 vom ehemaligen Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in
Jugoslawien, General Wesley Clarke, enthüllt. Die Offensive gegen Syrien
sollte im Mai 2003 beginnen, als Außenminister Colin Powell – der sich gerade
durch seine berühmte Lüge vor dem UN-Sicherheitsrat hervorgetan hatte – nach
Damaskus kam, um Baschar al-Assad eine Botschaft in Form eines Ultimatums zu
überbringen, in dem er ihn aufforderte, seine Beziehungen zur Hisbollah
abzubrechen, sein Bündnis mit dem Iran zu beenden und die syrischen Truppen
aus dem Libanon abzuziehen.
Die unverblümte Weigerung des syrischen Präsidenten wurde als
Kriegserklärung aufgenommen, und der amerikanische Gegenangriff kam im
Dezember 2003 mit dem „Syrian Accountability and Lebanese Sovereignty Recovery
Act“, der die Eröffnung der Feindseligkeiten markierte – ein grünes Licht, um
„Pläne“ gegen Syrien und den Libanon zu starten. Das Dossier wurde Präsident
Jacques Chirac als Preis für Frankreichs Haltung zum zweiten Irakkrieg
„offenbart“.
Die syrischen Truppen wurden zwar aus dem Libanon abgezogen, aber die
Nachfolge des Präsidenten in Beirut entsprach weder den amerikanischen
Forderungen noch den französischen Hoffnungen oder den israelischen
Erwartungen.
Dann kam die Ermordung von Rafik Hariri, für die sofort Damaskus
verantwortlich gemacht wurde. Syrien und der Libanon blieben daraufhin im
Visier Washingtons. Die im Winter 2010 eilig „Arabischer Frühling“ getauften
Ereignisse erlaubten es, die Operation gegen Syrien als „eine populäre,
spontane, demokratische und friedliche Revolution“ (sic) zu tarnen.
Mitte März 2011 wurde dieser Krieg begonnen und geht nun in sein elftes
Jahr. Wir sollten uns darüber im klaren sein, daß dies weder ein Krieg für
Demokratie oder Menschenrechte ist noch ein Bürgerkrieg, trotz aller
Bemühungen, diese Idee zu verkaufen. Die Bewegung der Bevölkerung war immer
eine Einbahnstraße, wenn beide Optionen offen waren: Die Vertriebenen suchten
systematisch Zuflucht in staatlich [d.h. von der syrischen Regierung]
kontrollierten Gebieten und flohen aus Gebieten, die von den „Dschihadisten“
und ihren Verbündeten gehalten wurden. Syrien war und ist das Opfer einer
internationalen Aggression, nichts anderes.
Verbrechen gegen den Frieden
Diese Behauptung ist entscheidend für das Narrativ des Krieges und für die
Zukunft, wenn die Zeit für Abrechnung und (hoffentlich) Gerechtigkeit gekommen
ist. Auf jeden Fall wird es notwendig sein, die hundert Regierungen, die an
dieser Aggression teilgenommen haben und immer noch teilnehmen, an die
Ernsthaftigkeit ihres kriminellen Unternehmens zu erinnern. Und wir werden in
erster Linie die drei „großen“ Mächte des Westens, die ständigen Mitglieder
des Sicherheitsrates, anprangern, die vorgeben, vom Völkerrecht zu sprechen
und seine Hüter zu sein, während sie in Wirklichkeit dessen Hauptverletzer
sind.
Das Konzept des „Verbrechens der Aggression“ ist identisch mit dem des
„Verbrechens gegen den Frieden“, das beim Nürnberger und Tokioter Tribunal am
Ende des Zweiten Weltkriegs angewandt wurde, wobei dieses Verbrechen definiert
ist durch den freien und bewußten Willen, den Frieden zu bedrohen oder zu
brechen. Wie in Nürnberg gesagt wurde: „Einen Angriffskrieg zu führen, ist
nicht nur ein internationales Verbrechen; es ist das höchste internationale
Verbrechen, mit dem einzigen Unterschied zu anderen Kriegsverbrechen, daß es
in sich das gesamte akkumulierte Übel aller anderen enthält. Es ist ,das
Verbrechen schlechthin‘.“
1946 verpflichteten sich die internationalen Militärtribunale und die
Vollversammlung der Vereinten Nationen (in ihrer Resolution 95), „Verbrechen
gegen den Frieden und die Sicherheit der Menschheit“ zu kodifizieren,
beginnend mit dem Verbrechen der Aggression. Das Konzept wurde in den Vertrag
von Rom zur Errichtung des Internationalen Strafgerichtshofs (Juli 1998)
aufgenommen. Das „Verbrechen der Aggression“ oder „Verbrechen gegen den
Frieden“ gehört neben Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit zu den vier Kernverstößen des Völkerrechts.
Würden die Grundprinzipien des Völkerrechts oder der UN-Charta von der
sogenannten „internationalen Gemeinschaft“ strikt eingehalten, würde es keine
Regierung wagen, eine solche kriminelle Politik zu betreiben. Aber es muß
gesagt werden, daß das Völkerrecht westlicher Prägung für das Völkerrecht das
ist, was Militärmusik für die Musik ist oder was die militärische „Küche“ für
die französische Küche ist.
Syrien nicht besiegt
Mitte März 2021 befindet sich Syrien seit zehn Jahren im Krieg, das ist
länger als die beiden Weltkonflikte zusammen. Es ist nicht nötig, sich mit
seiner katastrophalen Bilanz aufzuhalten: Am Ende eines Jahrzehnts kollektiver
Aggression, an dem westliche und islamistische Kräfte (unterstützt von der
Muslimbruderschaft und den Wahhabiten) beteiligt waren, sind große Teile des
syrischen Territoriums völlig verwüstet, die Wirtschaft ist durch Zerstörung,
Plünderung, Diebstahl, Anschläge, Brände und Sanktionen aller Art völlig
ruiniert.
Die Zahl der Opfer und menschlichen Verluste ist überwältigend: 400.000 bis
500.000 Tote, zwei Millionen Verwundete, eine Million Schwerbehinderte, zwölf
Millionen Flüchtlinge oder Vertriebene, was mit einer dramatischen Abwanderung
einhergeht... Die gesellschaftlichen Auswirkungen sind tiefgreifend, und die
Frauen haben einen hohen Preis gezahlt: Sie sind Opfer der Gewalt und tragen
in einer Gesellschaft ohne Männer mehr denn je die Last des schwierigen
Alltags, die Betreuung der Kinder...
Aber der syrische Staat ist nicht besiegt worden. Mit Hilfe von Rußland,
dem Iran, der Hisbollah haben die nationale Armee und die Institutionen
Widerstand geleistet. Das syrische Volk als Ganzes hat sich dem Krieg mit
außergewöhnlichem Mut gestellt. Syrien war das erste arabische Land, das den
„revolutionären“ Sturm überstanden hat. Baschar al Assad spielt bei dieser
Widerstandsfähigkeit eine große Rolle: Wäre er nicht das Staatsoberhaupt, gäbe
es kein Syrien mehr – was das Ziel der Aggression war.
Seit seinem Ausbruch hat der Krieg unvorhergesehene Entwicklungen
durchlaufen. Sein Charakter hat sich dramatisch verändert, als 2018 der
militärische Sieg Syriens in Sicht war, aber dann Trump hart durchgriff.
Die USA und ihre Verbündeten (Frankreich, Großbritannien, andere Europäer,
Israel), die Sponsoren der islamistischen Kräfte (Türkei, Arabien, Emirate,
Katar...) konnten den „Assads undenkbaren Sieg“ nicht akzeptieren, geschweige
denn ihre „undenkbare Niederlage“.
2016 sagte Robert Malley, Obamas Nahost-Berater, einem Journalisten:
Solange Amerika kein gutes Blatt in der Hand hat, das es ihm erlaubt, eine
„geeignete“ Lösung durchzusetzen, wird Amerika „gegen Syrien einen Krieg ohne
Ende führen, koste es, was es wolle, selbst wenn es für einige Zeit den
Interessen von ISIS dienen würde“. Dies war eine offensichtliche Anspielung
auf die Strategie „Leading from Behind“ (Führen aus dem Hintergrund), die
Obama für seine Stellvertreterkriege verwendete, ein „Proxy War“, der es
erlaubt, einen unsichtbaren Krieg zu beginnen, ohne einen Krieg zu
erklären.
Das ist es, was wir als Ergebnis der illegalen Sanktionen und anderer
Zwangsmaßnahmen, die seit 2011 gegen Syrien verhängt wurden, in immer
schnellerem Tempo und unter der Trump-Administration immer härter erlebt
haben. Zu den Plünderungen, Brandstiftungen und Zerstörungen, ganz zu
schweigen von den Auswirkungen der Pandemie, sind eine totale Blockade und das
berüchtigte „Caesar-Gesetz“ hinzugekommen, um das Land zu ersticken und die
syrische Bevölkerung auszuhungern und sie einer unmenschlichen Kollektivstrafe
zu unterwerfen. UN-Experten, Geheimdienstuntersuchungen und offizielle
Erklärungen bestätigen, daß die Sanktionen und die verhängte Blockade nicht
nur Kriegsverbrechen sind, sondern Verbrechen gegen die Menschlichkeit, von
völkermörderischer Natur, ein „Verbrechen der Aggression“.
Seit Beginn dieser Syrienkriege im März 2011 und mit der vollen
Unterstützung ihrer „Schurken“-Freunde aus Europa oder dem Osten hatte sich
die Obama-Regierung vorgenommen, Syrien zu „besiegen“, um mehrere
übergeordnete Ziele zu erreichen:
1. Ein Regimewechsel, einschließlich der „Beseitigung“ von Baschar al
Assad.
2. Politizid (politischer Völkermord): Zerstörung des syrischen Staates,
seiner Institutionen und Strukturen, und wenn möglich die Zerschlagung des
Landes.
3. Ethnozid, der Versuch, das syrische Volk, seine Gesellschaft,
seine Geschichte, sein Gedächtnis, sein reiches Erbe, sein großes
intellektuelles Potential durch Massenauswanderung und Flüchtlinge zu
zerstören.
Obwohl der Regimewechsel und die „Beseitigung von Baschar“ gescheitert
sind, setzte Trump diesen verbrecherischen Plan fort, indem Amerika „von
hinten“ die zweite Welle der Aggression anführt, diesen unsichtbaren, stillen
und endlosen Krieg, um Politizid und Ethnozid zu erreichen.
Angesichts des neuen geopolitischen Gleichgewichts zwischen dem
atlantischen Lager mit seinen Verbündeten und dem eurasischen Block, angeführt
von China und Rußland, den Unterstützern des syrischen Staates, ist diese
zweite Welle wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Aber die Störkapazität
des untergehenden amerikanischen Imperiums sollte nicht unterschätzt
werden.
In dieser Mitte des Monats März 2021 bietet sich allen Großmäulern eine
goldene Gelegenheit, in den westlichen Ländern – Frankreich ist weit davon
entfernt, zurückzubleiben – eine Lawine von Kommentaren, Analysen, Artikeln,
Stellungnahmen, Reden, Radio- und Fernsehsendungen usw. loszutreten, die eines
gemeinsam haben: Sie verbreiten die Desinformation, die „falschen“, die Lügen,
mit denen die öffentliche Meinung seit zehn Jahren in einem noch nie
dagewesenen Ausmaß zwangsgefüttert wird. Die offizielle Propaganda läßt nicht
den geringsten Raum für Widerspruch; Doxa und Omerta sind zwei Seiten der
gleichen Medaille. Aber die Omerta (Gesetz des Schweigens) ist fast ermutigend
und bestätigt, daß die zensierten Schriften oder Worte die Wahrheit
widerspiegeln.
Wie können die Intellektuellen, Politiker und Medien der selbsternannten
„großen Demokratien“ nach zehn Jahren vorgeben zu glauben, die „arabischen
Frühlinge“ seien „friedliche, spontane und populäre“ Bewegungen gewesen?
Intoxikation, Manipulation, schamlose Lüge? Offensichtlich, aber... Die
Länder, die es wagten, sich als „Freunde des syrischen Volkes“ auszugeben,
sind dazu übergegangen, einen potentiell endlosen Krieg zu führen, wobei ihre
Strategie darin besteht, den syrischen Staat zu ignorieren oder ihn zu einem
unsichtbaren und stimmlosen Staat zu machen. Sie vermeiden sorgfältig jede
Erwähnung, jede Zahl, die Syrien betrifft, streichen es aus den Landkarten, wo
es manchmal gar nicht mehr auftaucht, oder lassen es in den offiziellen
Dokumenten (auch in den COVID-Statistiken) weg, usw.
Die Nachrichten, die die Medien über Syrien verbreiten, handeln von
Sanktionen, Verhaftungen, chemischen Angriffen, Terrorismus,
Menschenrechtsverletzungen, trotz aller Berichte von UN-Experten,
Geheimdienstuntersuchungen. So geht der Politmord.
Was die Zukunft bringen wird
Früher oder später wird der Frieden in den Großraum Nahost zurückkehren.
In Anbetracht der neuen Gleichgewichte, wenn sie erkennen, daß sie ihren
endlosen Krieg beenden müssen, werden die Vereinigten Staaten beschließen, den
Frieden zur ersten Priorität zu machen, wenn auch nur um der Sicherheit und
der Interessen Israels willen. Da sie sehen, daß es keine andere Lösung gibt,
werden sie ihren regionalen Verbündeten grünes Licht geben und ihren
europäischen Lakaien „empfehlen“, zu verhandeln.
Zu Trumps Zeiten hätten diese willigen „Gefolgsleute“ gesagt: „Laßt uns
abwarten.“ Mit Joe Biden haben sie keine Wahl und werden sich auf das
Sprichwort verlassen müssen: „Im Nahen Osten gibt es keinen Krieg ohne Ägypten
und keinen Frieden ohne Syrien.“ Das haben die vergangenen zehn Jahre deutlich
gemacht.
Wenn es also keine militärische Lösung gibt, muß es eine umfassende
politische Lösung geben. Es ist die Aufgabe der Diplomaten, die Kriegstreiber
abzulösen. Aber nach einer solchen Katastrophe, so vielen Opfern, so viel
Verwüstung, so vielen Verbrechen wäre es unklug und beschämend, einen nie
erklärten Krieg in Syrien zu beenden, ohne ein neues, von allen akzeptiertes
Völkerrecht zu beschließen und ohne die Schäden durch Entschädigungszahlungen
zu regeln. Zugeständnisse werden notwendig sein; aber was eben über Nürnberg
und die „Verbrechen der Aggression“ gesagt wurde, wird unausweichlich sein, um
die internationalen Beziehungen wieder aufzubauen.
Die Vereinigten Staaten, aber auch ihre europäischen und östlichen
Komplizen, sind für diese Verbrechen vor allem verantwortlich. Ihre Führer
lieben es, ihre Reden mit „Demokratisierung, Völkerrecht, Frieden und
Sicherheit“ zu füllen. Sie benehmen sich wie Gangster und sind stolz darauf,
den „Schurkenstaat“, das „Regime“, den „massakrierenden Diktator“ in Syrien zu
verurteilen. Sie sind stolz auf ihre abscheulichsten Taten, auf ihre
Verwüstungen, und rühmen sich, terroristische Gruppen zu unterstützen, die
„gute Arbeit leisten“. Diese selbstgefälligen Charaktere sollten sich ihrer
prekären Lage bewußt sein.
Sie sollten nie vergessen, daß sie nach internationalem Recht für ein
„internationales Verbrechen par excellence“ verantwortlich sind und immer sein
werden. Sie werden zur Rechenschaft gezogen werden. Wie können wir uns ohne
eine gründliche Klärung aller offenen Fragen eine Normalisierung vorstellen,
„als ob nichts geschehen wäre“?
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