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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
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Ein neuer Weg der Zusammenarbeit zwischen China und den USA

Von Simón Levy (Mexiko)

Simón Levy ist Gründer der China-Mexico Lecture and Fellowship an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) und war 2018-19 Unterstaatssekretär für Planung und Tourismuspolitik von Mexiko. Im zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts hielt er den folgenden Vortrag.

Hallo, mein Name ist Simón Levy. Ich bin dem Schiller-Institut sehr dankbar für die Einladung zur internationalen Konferenz „Die Welt am Scheideweg: Zwei Monate unter den neuen US-Regierung“. In den nächsten Minuten werde ich darüber sprechen, wie China und die Vereinigten Staaten einen neuen Weg der Zusammenarbeit für ihre geopolitischen Herausforderungen finden können.

Derzeit ist die größte Variable, die die Beziehungen zwischen China und den USA beeinflußt, die Geopolitik – nicht die Wirtschaft oder der Handel oder die Technologie. Wird Präsident Biden weiterhin Unterdrückungsmaßnahmen gegen China in den Bereichen Handel und Technologie betreiben, wie Trump? Oder wird er seine Strategie ändern und verstehen, daß die neue Etappe der neuen Möglichkeiten mit China darin besteht, nicht gegen China zu sein, und die geopolitischen Herausforderungen und Sicherheitsfragen für uns alle zu verstehen, anstatt weiter wie in der Vergangenheit einen Handelskrieg zu führen? Wenn Biden sich für den letzteren Weg entscheidet, dann wäre die Situation viel komplizierter als nur ein Handels- und Technologiekrieg und würde eine größere Herausforderung für China darstellen.

Wir werden definitiv keine Einigung erreichen, die auf Übereinstimmung beruht – ich meine zwischen China und den USA –, sondern auf Divergenzen, auf Unterschieden zwischen diesen beiden Welten, und auf den Möglichkeiten der Annäherung, der Verständigung oder der Komplementarität. Auf Seiten der USA herrscht noch weitgehend der McCarthysche und eingefleischte Antikommunismus vor, der die Tatsache ignoriert, daß China eine fortgeschrittene kapitalistische Gesellschaft ist. Das ist extrem wichtig: Es ist kein kommunistisches Land. Es hat seine eigenen sozialistischen Strukturen, und das mit sehr positiven Ergebnissen.

Auf chinesischer Seite schließt die Ablehnung des wirtschaftlichen Neoliberalismus die Möglichkeit eines Dialogs über diese Frage nicht aus. Das ist der zweite Punkt. Statt des Weges der Verschuldung sollten Europa und die Vereinigten Staaten mit der Erweiterung von Xi Jinpings Gürtel- und Straßen-Initiative zusammenarbeiten, mit der von China vorgeschlagenen Idee, Asien mit Afrika und Europa über Land- und Seeverbindungen zu verbinden, mit dem Ziel, die regionale Integration zu verbessern, den Handel zu steigern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Und meine letzte Bemerkung ist, daß China die Möglichkeit eines neuen wirtschaftlichen Weges mit den USA zur Entwicklung und Schaffung eines neuen Ökosystems der Produktivität stärken kann, und zwar durch Infrastruktur, Tech-Infrastruktur – und wenn ich „Tech-Infrastruktur“ sage, muß ich nicht auf die Sicherheitsmaßnahmen und Sicherheitskonflikte eingehen, sondern ich meine Eisenbahnen, Züge und Konnektivität.

Wenn die USA sich entscheiden, einen neuen Weg der Produktivität einzuschlagen, China einzubinden, um ihre Investitionen in Südamerika, in Zentralamerika zu erhöhen, dann wird China die lateinamerikanische Wirtschaft, die zentralamerikanische Wirtschaft und die mexikanische Wirtschaft ankurbeln. Wenn das so ist, werden die USA davon profitieren, weil es die ganze Region, die Natur der Region und die Geopolitik der Region und die Integration der Region mit Lateinamerika verändern wird. Und dann werden wir die Möglichkeit für eine Win-Win-Situation haben.

Vielen Dank an das Schiller-Institut für die Organisation dieser außergewöhnlichen Darstellung neuer Möglichkeiten und neuer Wege nach COVID-19.