Die LaRouche-Methode
Von Helga Zepp-LaRouche
Die Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts hielt in
der Internetkonferenz der LaRouche Legacy Foundation zum 50. Jahrestag des
„Nixon-Schocks“ und der Warnung Lyndon LaRouches vor den verheerenden Folgen
dieser Entscheidung den folgenden Vortrag. Die Zwischenüberschriften wurden
von der Redaktion hinzugefügt.
Die Geschichte der transatlantischen Welt entfaltet sich derzeit als ein
Drama, bei dem noch nicht feststeht, ob es als apokalyptische Tragödie endet
oder ob es den Weg zu einer neuen Ära der Universalgeschichte aufzeigt. Im
Gegensatz zu den zweidimensionalen Annahmen vieler im Hier und Jetzt der
Sinneswahrnehmung gefangener Zeitgenossen ist der gegenwärtige Zustand der
Welt keineswegs das Ergebnis von naturgegebenen Prozessen, Formen von
historischem Materialismus oder Zufall, sondern das Resultat von falschen
axiomatischen Annahmen über die Realität seitens wichtiger Entscheidungsträger
und deren Einfluß auf führende Institutionen.
Wir begehen heute den 50. Jahrestag der prophetischen Prognose von Lyndon
LaRouche über die Auswirkung von Präsident Nixons fataler Entscheidung vom 15.
August 1971, das Bretton-Woods-System zu zerstören und durch ein System
flexibler Wechselkurse zu ersetzen.
LaRouche war damals weltweit der einzige Ökonom, der den systemischen Bruch
in all seinen Implikationen erkannte, der in diesem Wechsel von einer bei
allen Unvollkommenheiten auf wissenschaftlichen und technologischen
Fortschritt angelegten Wirtschaft zu einem monetaristischen Modell der
Ökonomie angelegt war. LaRouche warnte damals, eine Fortsetzung dieser
monetaristischen Politik werde notwendigerweise zu einer neuen Depression,
einem neuen Faschismus und der Gefahr eines neuen Weltkrieges führen, es sei
denn, eine neue, gerechte Weltwirtschaftsordnung würde an ihre Stelle gesetzt.
Diese Prognosen scheinen sich derzeitig mit einer furchtbaren Präzision zu
erfüllen.
Angesichts der explosiven Diskrepanz zwischen einer fragilen Realwirtschaft
und einem sich in Richtung Hyperinflation bewegenden Überhang des
transatlantischen Finanzsystems von an die vier Billiarden Dollar, angesichts
der unverhohlenen Drohung der Zentralbankiers und Banker, „to shift the
trillions“, d.h. Billionen in die Schaffung einer globalen Ökodiktatur zu
lenken, was eine massive Bevölkerungsreduktion zur Folge hätte, und angesichts
der Ungeheuerlichkeit, daß der Chef des US Strategic Command Admiral Richards
das Pentagon angewiesen hat, die Möglichkeit eines Atomkrieges von „fast
unmöglich“ auf „sehr wahrscheinlich“ zu ändern, ist es an der Zeit, den
methodologischen Ansatz von LaRouche zu untersuchen. Denn noch könnte die Welt
hoffentlich die falschen axiomatischen Annahmen korrigieren, die dem Denken
führender Institutionen zugrunde liegen.
LaRouches Entdeckung
Lyndon LaRouche gehört zweifellos zu den produktivsten schöpferischen
Autoren seiner Zeit, und um seine wissenschaftliche Methode in der Tiefe zu
verstehen, ist es sicher notwendig, den größeren Teil seines enormen Werkes zu
studieren, das zu veröffentlichen sich die LaRouche Legacy Foundation (LLF)
zur Aufgabe gesetzt hat. Aber um einen Einstieg in seine Denkmethode zu
bekommen, liest man am besten seine eigene Darstellung darüber, die er in der
Schrift On LaRouche's Discovery („Über LaRouches Endeckung“) vom 21.
November 1993 so beschreibt:
„Das zentrale Merkmal meines ursprünglichen Beitrags zur
Leibniz-Wissenschaft der physischen Ökonomie ist die Bereitstellung einer
Methode zur Untersuchung der kausalen Beziehung zwischen den Beiträgen von
Individuen zu axiomatisch revolutionären Fortschritten in wissenschaftlichen
und analogen Formen der Erkenntnis einerseits und der daraus folgenden Zunahme
der potentiellen Bevölkerungsdichte der entsprechenden Gesellschaften
andererseits. In ihrer Anwendung auf die politische Ökonomie konzentriert sich
meine Methode auf die zentrale Rolle der folgenden dreistufigen Abfolge:
erstens axiomatisch revolutionäre Formen wissenschaftlicher und analoger
Entdeckungen; zweitens konsequente Fortschritte bei den maschinellen und
analogen Prinzipien; schließlich konsequente Fortschritte bei den
Produktivkräften der Arbeit.“
Dies ist die Quintessenz von LaRouches Entdeckung, die einen untrüglichen
Maßstab dafür liefert, ob eine Idee, Technologie oder Investition der weiteren
nachhaltigen und langfristigen Existenz der Menschheit zuträglich ist, oder ob
sie im Gegenteil den Kollaps der Gesellschaft befördert. Der russische
Wissenschaftler Pobisk Kusnezow hielt sie für so fundamental, daß sie seiner
Überzeugung nach in die Wissenschaftsgeschichte unter dem Namen „La“ wie
„LaRouche“ eingehen würde, so wie andere Maßeinheiten nach ihren Erfindern
„Watt“, „Ampere“ oder „Volt“ genannt werden.
LaRouche war von jungen Jahren an ein wahrheitssuchender Geist, der sehr
schnell die Hohlheit der akzeptierten Umgangsformen ebenso erkannte wie die
epistemologischen Defekte verschiedenster Theorien und Überzeugungen. Schon
früh machte er sich das Werk Leibniz‘ zu eigen, insbesondere dessen Auffassung
über die dem Universum innewohnende prästabilisierte Harmonie und der Existenz
von Monaden, in denen sich in quasi eingefalteter Weise die gesamte
Gesetzmäßigkeit des Universums spiegelt, ebenso wie die von Leibniz
definierten Prinzipien der physischen Ökonomie und die prinzipiell endlosen
Freiheitsgrade des Denkens, die sich aus Leibniz‘ Konzept der „besten aller
Welten“ ergeben. LaRouche beschreibt in seiner Autobiographie von 1988, wie er
ausgehend vom Verständnis des klassischen Griechenlands einen sehr klaren
Begriff von den harmonischen Proportionen lebender Prozesse erkannte, wie sie
sich im Prinzip des Goldenen Schnitts in großen Werken der Malerei,
Bildhauerei, Architektur, und in ähnlicher Weise in der Poesie und Musik
widerspiegeln.
Sein Wissen über die großen Denker und Künstler der italienischen
Renaissance hatte ihn gelehrt, daß die Morphologie des Wachstums bei allen
lebenden Prozessen harmonisch geordnet ist, und zwar in einer Weise, die dem
Goldenen Schnitt entspricht, und daß die Ordnung eine Richtschnur für die
Schönheit ist, während dies bei nicht lebenden Prozessen nicht der Fall ist.
Seine Liebe zur klassischen Musik und das Studium der Prinzipien der
polyphonen Belcanto-Harmonik von Bach bis Haydn, Mozart und Beethoven, sowie
die Beschäftigung mit den Werken Keplers und vor allem Bernhard Riemanns 1854
veröffentlichter Dissertation „Über die Hypothesen, welche der Geometrie
zugrunde liegen“, schufen ein reiches Verständnis für den negentropischen
Charakter des sich tatsächlich entwickelnden physikalischen Universums sowie
für den negentropischen Charakter der Auswirkungen der Entdeckung dieser
universellen Prinzipien durch den Menschen und ihrer Anwendung im
Produktionsprozeß in Form von wissenschaftlichem und technischem
Fortschritt.
Von dieser Perspektive aus erkannte LaRouche unmittelbar die
Unangemessenheit der Theorien von Norbert Wiener und John von Neumann und
ihrer linearen statistischen Methode von „Kybernetik“, „Informationstheorie“
oder „Systemanalyse“ bezüglich ihrer Fähigkeit, Ideen über das reale
Universum, den negentopischen Charakter einer produktiven, d.h. auf der
kontinuierlichen Entdeckung neuer physikalischer Prinzipien und deren
Anwendung im Produktionsprozeß basierenden Wirtschaft zu kommunizieren. Da
alle Ideen auf die metaphorische Kommunikation von Hypothesen und der
Bedeutung von Diskontinuitäten beim Übergang von einem physikalischen Prinzip
zur Entdeckung des nächsthöheren Prinzips angewiesen sind, ist die bewußte
Schaffung von Paradoxen im Geist des Zuhörers notwendig. Eben dieses lebendige
Prinzip wird von der Informationstheorie und Systemanalyse gewissermaßen
„glattgebügelt“.
An diesem methodologischen Grundfehler ändert sich auch nichts, wenn in den
Jahrzehnten seit Wiener und von Neumann die Systeme und Subsysteme komplexer
geworden sind und deren Komplexitäts- und Informationsverarbeitung und
komplexe Netzwerk-Prozeßstrukuren heute so gut wie alle Bereiche durchdrungen
haben: Raketen und Satelliten, die in den Weltraum vorstoßen, die Steuerung
von Drohnen für die Remote-Kriegsführung, Supercomputing in
Nanosekundenschnelle für die Derivatspekulation 24 Stunden täglich rund um den
Globus, Algorithmen, die angeblich vorhersagen können, wann welche Person in
welcher Straße in fünf Jahren statistisch gesehen einen Mord begehen wird, und
Quantencomputer, die bei der gigantischsten Datensammlung und -auswertung und
Überwachung von Gesellschaften helfen.
Damit soll nicht gesagt werden, daß diese hochkomplexen Systeme nicht
nützliche Anwendungen haben können, wie z.B. bei der Programmierung von Rovern
für Mars-Missionen, bei denen diese scheinbar autonome „Entscheidungen“
treffen können. Aber die entscheidende Frage bleibt immer die moralische
Qualität des Menschen, der diese Systeme programmiert, und was dessen
Intention ist – welches Ziel damit erreicht werden soll.
Neben seiner unerreichten Fähigkeit, ökonomische Analysen und Prognosen zu
erstellen, besaß Lyndon LaRouche eine einzigartige Fähigkeit, historische
Prozesse und Kategorien zu definieren, die vorher unklar erschienen, aber
nachdem er sie benannt hatte, sofort in ihrer Definition einsichtig waren.
Bezüglich des radikalen Positivismus der Vertreter der Informationstheorie
unterstrich er, daß diese Denkweise eine immer wiederkehrende Torheit
widerspiegelte, die seit rund 6000 Jahren gewissermaßen wie eine heilbare
Infektion Teil der europäischen Geschichte gewesen ist. Heilbar deswegen, weil
die Neigung zu dieser Torheit nicht eigentlich der Natur des Menschen
entspricht.
Diese fremdartige Infektion bezeichnete LaRouche als eine beinahe
genetische Schwäche des intellektuellen Charakters der europäischen
Zivilisation bis zum heutigen Zeitpunkt – nämlich eine Neigung, das
oligarchische Gesellschaftsmodell zu akzeptieren. Auch wenn sich die
spezifische Form dieses meist imperialen oligarchischen Modells über die
Jahrtausende gewandelt hat – von Babylon zum Römischen Reich, zu Byzanz,
Venedig und dem Britischen Empire und der anglo-amerikanischen Sonderbeziehung
von heute. LaRouche verglich diese Wandlungen desselben Systems mit einem
Schleimpilz, der seine Farbe und Form ändert, aber ein Schleimpilz bleibt.
Ob es die Sichtweise der Priesterkaste von Mesopotamien war, die der
Gesetze des Tyrannen von Sparta, Lykurgus oder die Gepflogenheiten des
Römischen Reiches (bis im 15. Jahrhundert das Menschenbild der Goldenen
Renaissance in Italien und anderen Regionen in Europa aufkam) – prinzipiell
gingen diese verschiedenen Formen des oligarchischen Modells gleichermaßen
davon aus, daß es das Schicksal der Mehrheit der Menschen sei, wie Vieh zu
leben; wie Kühe, Schweine, Schafe oder Hühner, die man für seine Zwecke
züchten kann, zur Arbeit nutzen und wenn sie zu zahlreich werden, auch keulen
kann.
Künstliche Intelligenz und Ökoterrorismus
Während der durchschnittliche eurozentristische Liberale oder Neoliberale
snobistisch die Nase in die Luft reckt und sich meilenweit erhoben dünkt über
solche vermeintlich antiquierten Gesellschaftsformen, erkannte Lyndon LaRouche
die Wesenseinheit der Ideologie der Kybernetik, Informationstheorie etc. mit
dem oligarchischen Modell. In seinem Artikel „Information Society: A Doomed
Empire of Evil“ (Informationsgesellschaft: ein todgeweihtes Reich des Bösen)
vom 13. April 2000 nimmt er emblematisch die Bekenntnisse von Bill Joy, dem
Mitbegründer von Sun Microsystems, auseinander, die dieser in der
April-Ausgabe der Zeitschrift Wired in dem Artikel: „Why the future
doesn't need us“ (Warum uns die Zukunft nicht braucht) zum Ausdruck bringt. Es
geht um das bis heute in der IT-Gemeinde wild wuchernde Szenario, daß es
Computerwissenschaftlern gelingt, intelligente Maschinen zu konzipieren, die
schneller und effizienter sind als ihre Erfinder, von deren Fähigkeiten sie
dann so abhängig werden, daß sie letztlich keine andere Wahl haben, als deren
Entscheidungen zu akzeptieren.
Joy berichtet von seinen Gesprächen mit Ray Kurzweil, dem Erfinder der
ersten Lesemaschine für Blinde, und dessen Buch The Age of Spiritual
Machines (Das Zeitalter der Geistesmaschinen), in dem er den „Unabomber“
zitiert, der die USA 17 Jahre lang mit seinen Anschlägen in Atem hielt:
„Aber wir behaupten weder, daß die Menschheit den Maschinen freiwillig die
Macht überläßt, noch daß die Maschinen absichtlich die Macht an sich reißen
werden. Was wir andeuten, ist, daß die Menschheit sich leicht in eine solche
Abhängigkeit von den Maschinen begeben könnte, daß sie praktisch keine andere
Wahl hätte, als alle Entscheidungen der Maschinen zu akzeptieren. In dem Maße,
wie die Gesellschaft und ihre Probleme immer komplexer und die Maschinen immer
intelligenter werden, werden die Menschen immer mehr Entscheidungen von
Maschinen treffen lassen, einfach weil maschinelle Entscheidungen bessere
Ergebnisse bringen als von Menschen getroffene… Die Menschen werden nicht in
der Lage sein, die Maschinen einfach abzuschalten, weil sie so sehr von ihnen
abhängig sein werden, daß es einem Selbstmord gleichkäme, sie
abzuschalten.“
An diesem Punkt wäre es ausreichend, so Joy weiter, wenn die enormen
Maschinen von einer kleinen Elite gesteuert würden – die Masse der Leute sei
eine nutzlose Bürde für das System, die Elite könne deren Geburtsraten so weit
reduzieren, bis sie weitgehend verschwunden seien, und die restlichen könnten
einem harmlosen Hobby nachgehen und der Elite die Welt überlassen. „Diese
manipulierten Menschen mögen in einer solchen Gesellschaft glücklich sein,
aber sie werden ganz sicher nicht frei sein. Sie werden auf den Status von
Haustieren reduziert sein.“
Die methodologische Abscheulichkeit des oligarchischen Denkens, die
LaRouche 1952 in den Theorien von Wiener und von Neumann erkannte und die ihn
zu dem Kern seiner eigenen Entdeckungen in der wirtschaftswissenschaftlichen
Methode inspirierte, hier ist sie offen ausgesprochen!
Von hier ist es dann nicht weit zu den Ökoterroristen, die im
wissenschaftlichen Fortschritt und der Entstehung der Industrialisierung die
Quelle allen Übels zu sehen meinen. LaRouche verweist auf die morbide Ironie,
daß Joy ausführlich lange Passagen aus dem „Manifest“ des „Unabombers“
zitiert, einem verschrobenen und in Ökonetzwerken gut vernetzten
Mathematikprofessor namens Theodore Kaczinsky, den Joy zwar „auf kriminelle
Weise für wahnsinnig“ und für einen „Maschinenstürmer“ hält, dessen
Argumentation ihn aber trotzdem fasziniert. In der Zwischenzeit sind eine
ganze Reihe Ökoterroristen aufgetaucht, die sich selbst als Ökofaschisten
bezeichnen und in „Manifesten“ ihre radikale Ökologie-Ideologie als Motivation
für ihre Taten angeben, wie die Massenmörder von Christchurch in Neuseeland
und El Paso in Texas.
Ökodiktatur der Banken
Zu einem Zeitpunkt, an dem eine ganze Reihe der führenden Institutionen der
transatlantischen Welt versuchen, eine globale Ökodiktatur zu errichten, deren
Logik auf dem gleichen radikalen Positivismus der Kybernetik,
Informationstheorie, Systemanalyse aufbaut wie die von Wiener und von Neumann,
ist das Studium von Lyndon LaRouche wirtschaftswissenschaftlicher Methode
dringender als je zuvor. Der Green New Deal der Biden-Administration, der
Green Deal der EU, der „Regimewechsel“, von dem Mark Carney auf der
Jackson-Hole-Konferenz im August 2019 gesprochen hat und bei dem nicht nur die
gesamte monetäre, sondern auch die Fiskalpolitik nicht mehr von gewählten
Regierungen, sondern von den Zentralbanken und de facto den Megaplayern der
City of London und der Wall Street übernommen werden soll: alle diese
systemischen Veränderungen sollen dazu dienen, alle Investitionen
ausschließlich in grüne Technologien und damit in Energiequellen mit sehr
niedriger Energieflußdichte zu lenken.
LaRouche hat in unzähligen Schriften den Zusammenhang zwischen der
relativen potentiellen Bevölkerungsdichte und der im Produktionsprozeß
verwendeten Energieflußdichte dargestellt, und wenn es nur auf die
transatlantische Elite ankäme, wäre die Bevölkerung sowohl in den sogenannten
und bald ehemaligen Industrienationen als auch in den dann nicht mehr
sogenannten Entwicklungsländern bald um jenen „nutzlosen“ Anteil reduziert,
den die Ökofanatiker als zu belastend für das Ökosystem der Erde betrachten.
Selbstverständlich bedienen sich die Befürworter des Green Deal nicht solch
kruder Methoden wie der Unabomber, dafür ist die Wirkung um so größer, wie
z.B. bei dem Abkommen zwischen Norwegen und Gabun, in dem sich Gabun
verpflichtet, sein Regenwaldgebiet, immerhin 90% der Gesamtfläche des Landes,
nicht zu entwickeln, für lumpige 150 Millionen Euro über zehn Jahre. Man
könnte schätzen, wie viele Krankenhäuser, Schulen und Industrieparks nicht
gebaut werden, wie viele Kinder deshalb das fünfte Lebensjahr nicht erreichen,
etc. etc. Man kann auch ausrechnen, wieviel Lebensjahre der in Armut lebenden
Menschen in den USA und Europa gekürzt werden, wenn die Hyperinflation die
Lebensreserven dieser Menschen auffrißt, während die Milliardäre weiter
scheffeln. Aber das sind ja „nur“ Schreibtischtäter, oder eben
Computerdesigner, wie von Neumann bemerkte.
LaRouches „Vier Gesetze“
Es ist hoffentlich noch nicht zu spät, um das hoffnungslos bankrotte
Finanzsystem durch die von LaRouche vorgeschlagenen „Vier Gesetze“ zu
reorganisieren und die Welt vom Rand des Abgrundes einer geopolitischen
Konfrontation zwischen der NATO und Rußland und China zurückzureißen.
Eine solche Lösung erfordert, daß man im Westen realisiert, daß der Grund
für den relativ überragenden Erfolg des chinesischen Wirtschaftsmodells darin
liegt, daß es in seiner Praxis auf kontinuierliche Innovation und Exzellenz in
der Ausbildung einer enorm großen Anzahl von jungen Wissenschaftlern und
Fachkräften setzt und dabei 10 Prozent des BIP für die kulturelle Entwicklung
der Bevölkerung ausgibt. Das liegt um einige Größenordnungen näher an den
Kriterien, die LaRouche für die physische Ökonomie definiert hat, als dies für
die USA oder die EU der Fall ist, die entschlossen scheinen, die
monetaristische Politik bis zu dem Endpunkt zu verfolgen, vor dem LaRouche vor
50 Jahren gewarnt hat.
Noch ist es nicht zu spät, zu der Kooperation der vier wichtigsten Nationen
zu kommen, der USA, Rußland, China und Indien, ohne die realistischerweise
keine der großen strategischen Fragen gelöst werden können, angefangen mit dem
gemeinsamen Kampf gegen die Pandemie und der Schaffung eines modernen
Gesundheitssystems in jedem einzelnen Land auf dieser Erde. Aber das erfordert
eine ehrliche Reflektion und Korrektur der axiomatischen Denkfehler der
letzten 50 Jahre, für die Nixons Entscheidung exemplarisch steht.
LaRouches „Vorwissen“
Es sollte eine Herausforderung an die Ehre eines jeden Ökonomen sein, zu
ergründen, warum sein Berufsstand es in so bemerkenswerter Weise versäumt hat,
den systemischen Charakter der Finanzkrise vorherzusagen, so wie es vor der
Krise 2007-08 verschiedene Behauptungen gab, daß die Aktienmärkte von nun an
unbegrenzt steigen würden und jeder Millionär werden könnte.
LaRouche hingegen hatte mit allen seinen Prognosen Recht, und das hat mit
seiner Methode zu tun, die nicht auf Statistiken und linearen Projektionen
beruht, sondern auf dem, was Nikolaus von Kues „Vorwissen“ nennt. Da LaRouche
eine klare Vorstellung vom negentropischen Charakter der Gesetze des
Universums und der notwendigen Affinität dieser Gesetze mit denen der
schöpferischen Geisteskräfte hat, weiß er im Prinzip, was der nächste Schritt
der notwendigen Entdeckung sein muß.
In diesem Sinne sind Einflüsse, die über Entwicklung oder Schädigung der
schöpferischen Geisteskräfte der Arbeitskräfte entscheiden, für die zukünftige
Produktivität einer Volkswirtschaft viel aussagekräftiger als monetäre Zahlen.
Deshalb war er auch in den 60er Jahren der einzige Ökonom, der die
verheerenden Auswirkungen der Rock-Drogen-Sex-Gegenkultur auf das kreative
Potential ganzer Generationen und damit auf die langfristige Produktivität der
Gesellschaft erkannte. Das Bruttoinlandsprodukt hingegen zählt die Einnahmen
von drogenverseuchten Rockkonzerten ebenso wie die Einnahmen von Bordellen und
Tattoo-Studios als positive Größen.
Es ist diese Qualität der Voraussicht, die die Wissenschaft der physischen
Ökonomie bei LaRouche zur „Königin der Wissenschaften“ gemacht hat, denn die
physische Ökonomie umfaßt alle Wissensgebiete, die für die langfristige
Überlebensfähigkeit der Menschheit notwendig sind, also alle
Naturwissenschaften und klassischen Künste.
Es ist das absolute Verdienst von LaRouche, daß er entgegen der in neuerer
Zeit üblichen beruflichen Spezialisierung demonstriert hat, daß die geistigen
Fähigkeiten, die große Entdeckungen bahnbrechenden Wissens machen, für die
Naturwissenschaften und die große klassische Kunst dieselben sind. Dies ist
dieselbe Qualität der Voraussicht, die Fähigkeit zu angemessenen Hypothesen,
die es Erasthostenes ermöglichte, den Erdumfang mit Hilfe einer Sonnenuhr auf
50 Kilometer genau zu berechnen, obwohl niemand jemals die Kugelgestalt des
Planeten vom Weltraum aus gesehen hatte. Es ist dieselbe Eigenschaft, die es
Kepler ermöglichte, die Überlegungen des „göttlichen Nikolaus“, wie er Cusa
nannte, einen Schritt weiter zu führen und die Gravitation als Prinzip zur
Erklärung der Planetenbahnen zu entdecken.
Der wichtigste Unterschied jedoch, der LaRouche über die blutleeren
Buchhalter der linearen Welt der „regelbasierten Ordnung“ erhebt – die
offenbar kein Problem damit haben, Millionen von Menschen mit einem Klick auf
ihrem Computer auszulöschen –, ist seine Motivation durch eine
leidenschaftliche Liebe zur Menschheit. In buchstäblich Hunderten seiner
Artikel betonte er die zentrale Bedeutung des platonischen Prinzips der
Agapē, der Idee der Liebe aus dem Korintherbrief des Paulus, von der er
sagt, sie sei das einzige universelle Prinzip, auf dem eine wahre Moral
beruhen könne. Diese Liebe zur Menschheit war die Richtschnur für sein
gesamtes wirtschaftswissenschaftliches Wirken, sei es bei seinen frühen Plänen
zur Entwicklung der Infrastruktur auf allen Kontinenten der Erde, sei es bei
seiner visionären Vorstellung von der „Frau auf dem Mars“ und der Idee
zukünftiger Wälder auf dem Mars. Bei allem, was er tat, ließ er sich von dem
Grundsatz leiten: „Jedes einzelne Mitglied der Menschheit ist nach dem
Ebenbild dessen geschaffen, was Platon in seinem Timaios als das
komponierende, fortwährend wirksame Prinzip und die Persönlichkeit dieses
Universums bezeichnet.“
Manch einer mag einwenden und fragen: Was haben diese grundlegenden
Vorstellungen über die Identität der Menschheit und das Prinzip des Universums
mit der Wirtschaft zu tun? Nun, wie Bernhard Riemann in seiner Dissertation
sagt, die von Lyndon LaRouche oft zitiert wird: „Es führt dies (von der
Mathematik) hinüber in ein anderes Gebiet, in das Gebiet der Physik...“
Die Chance auf einen positiven Ausgang der gegenwärtigen Ära der
Menschheitsgeschichte könnte sehr wohl von der Hoffnung abhängen, daß genügend
Menschen, auch Wirtschaftswissenschaftler, diesen Unterschied verstehen und in
allen Universitätsfakultäten und Lehrbüchern der Welt die Quacksalberei der
Kybernetik, Systemanalyse und Informationstheorie durch LaRouches Wissenschaft
der physikalischen Ökonomie ersetzen.
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