Das Versagen Deutschlands und des Westens
Von Helga Zepp-LaRouche
Die Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts hielt die
folgende Rede am 24. Juli auf der Internetkonferenz „Es gibt keinen
,Klimanotstand‘: mit Wissenschaft und Wirtschaftsentwicklung Blackouts und
Sterben verhindern“. Sie wurde aus dem Englischen übersetzt, Zwischentitel
sind hinzugefügt.
Hallo, ich grüße Sie, wo immer Sie auch sein mögen. Und ich antworte
eigentlich auf das, was im ersten Panel gesagt wurde. Als Weltbürgerin, die
ich mit Stolz bin, bin ich auch Patriotin, und in dieser Eigenschaft macht es
mich wirklich betroffen, daß Deutschland zum Gespött der ganzen Welt wird.
Früher war Deutschland eine sehr stolze Nation von Dichtern, von Denkern, von
Erfindern, von der ganzen Welt bewundert für diese Qualitäten. Aber seit
einiger Zeit scheint es, als ob Deutschland nichts mehr auf die Reihe
bekommt.
Nun ist Merkel bald nicht mehr im Amt. Sie war 16 Jahre lang Kanzlerin, und
jetzt ist in etwa die Zeit, in der sie sich Gedanken darüber machen muß, wie
sie in den Geschichtsbüchern aussehen wird. Und ich bin mir ziemlich sicher,
daß Merkel das Synonym für das Bild eines versagenden Deutschlands sein
wird.
Sie erinnern sich, daß sie nach dem Tsunami in Fukushima zusammen mit
einigen sehr schlechten Beratern beschlossen hat, den Ausstieg Deutschlands
aus der Kernenergie zu betreiben. Und ich erinnere mich, ich hatte damals
Treffen in Washington, und die Leute im Kongreß und anderswo waren sehr
aufgebracht, und sie sagten: „Was ist in Deutschland los? Ihr müßt doch ein
Ass im Ärmel haben – habt ihr einen Durchbruch in der Kernfusion erzielt?“
Denn niemand konnte sich vorstellen, daß ein hochtechnologisches,
hochindustrialisiertes Land wie Deutschland aus der Kernenergie aussteigen
würde, ohne eine Alternative zu haben. Aber genau das war der Fall.
Die EU, und natürlich auch Deutschland, hat den Ausstieg aus der Kohle und
den fossilen Brennstoffen allgemein beschlossen. Und man sollte meinen, daß es
eine Alternative gibt. Mitnichten. Man bräuchte ein Gebiet von der Größe
Portugals, um all die Windräder und Solarpaneele aufzustellen, das ist
ungefähr das Gebiet von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und
Thüringen zusammen, also ein guter Teil von Deutschland! Offensichtlich ist
das nicht realistisch, und jetzt wollen sie diese Solarpaneele und Windparks
in Afrika aufstellen, sogar in Südafrika – völlig undurchführbar!
Schauen Sie sich an, was mit dem Flughafen für Berlin, dem BER, passiert
ist. Ihn fertigzustellen, hat Jahrzehnte gedauert, jedenfalls mehr als ein
Jahrzehnt. Das ist lächerlich! Die Chinesen bauen solche Flughäfen in zwei
oder drei Jahren. Die Magnetschwebebahn wurde zuerst in Deutschland erfunden
und getestet. Sehen Sie in Deutschland eine Magnetschwebebahn, auch nur eine
Teststrecke? Nein. Aber in China haben sie jetzt die erste Strecke, mit 600
km/h, und bauen landesweit weitere Netze für schnelle Züge, von denen man in
Europa oder den Vereinigten Staaten nur träumen kann.
Versagen beim Hochwasser
Nun, als das jüngste Hochwasser, von dem wir schon gehört haben, in
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auftrat, war das eindeutig nicht die
Folge des Klimawandels, sondern des menschengemachten Versagens: die
Unfähigkeit, rechtzeitig zu handeln, obwohl das Wissen um den kommenden
Starkregen und die Gefahr der Überflutung eine Woche vorher da war. Und statt
auf dieses Versagen zu reagieren, sagte Merkel, nachdem die Flut die ganze
Region verwüstet hatte: „Ach, jetzt müssen wir schneller werden im Kampf gegen
den Klimawandel.“ Als sie mit dem Bürgermeister des Ortes Schuld, Helmut
Lussi, zusammen war, hat der Bürgermeister ihr gewissermaßen widersprochen,
nicht indem er das offen gesagt hat, sondern indem er einfach die Chronologie
der Hochwasser in Schuld aufzählte: 1790, 1910, und dann jetzt das
jüngste.
Das ist sehr nah an meiner Heimatregion, ich bin in Trier geboren und ich
kenne die Mosel sehr gut, und wenn man an der Mosel entlangfährt, findet man
überall Pegelangaben, die zeigen, wie hoch das Wasser in welchem Jahr war, und
man kann gut sehen, daß es viele Hochwasser über die Jahrhunderte gab. Nun, im
14. Jahrhundert wäre so ein Hochwasser vielleicht eine Naturkatastrophe
gewesen, aber nicht im Jahr 2021, denn neun Tage vorher waren die
Satellitenbilder da, und sie zeigten es an, im Laufe der Tage immer mehr; drei
Tage vor dem Hochwasser, bevor der Regen einsetzte, hatte man genaue
Orientierungen, welche Städte und Orte betroffen sein würden. Es wurden alle
die Orte genannt, die jetzt verwüstet sind!
Warum also mußten mehr als 170 Menschen sterben, und viele weitere werden
noch vermißt? Schließlich ist das Deutschland, nicht Bangladesch! Die Warnung
wurde nicht kommuniziert, es gab keine Sirenen, das Radio hat nicht darüber
berichtet, das Fernsehen auch nicht, es gab keine Apps – und innerhalb von
Stunden waren die Smartphones tot, weil es keinen Strom gab.
Nun, der Grund für dieses horrende Versagen ist das absolut grausame
Menschenbild, das mit der grünen Ideologie einhergeht. Das hat das Denken in
Deutschland so sehr vernebelt, daß die gar nichts mehr auf die Reihe kriegen!
Und dieses Menschenbild ist bei den Grünen und der Finanzoligarchie eigentlich
das gleiche. Sie alle betreiben eine fast pseudoreligiöse Vergötterung der
Natur, und das geht wesentlich zurück auf eine Mythologie eines zyklischen
Weltbildes, das mit einer Kreislaufwirtschaft einhergeht. Es ist die
vorchristliche, heidnische Vorstellung von Gaia. In dieser Ideologie gilt der
Mensch als Parasit, als Umweltverschmutzer, und es wird nicht ausgesprochen,
aber durchaus anerkannt und vorausgesetzt, daß es um so besser sei, je weniger
Menschen es gibt.
Diese grüne Ideologie ist leider nicht mehr nur die Ideologie der Grünen,
sondern in Deutschland sind alle Parteien grün geworden! Wir bekämpfen das
fast seit 50 Jahren, seit der Club of Rome seinen betrügerischen Bericht über
die „Grenzen des Wachstums“ herausgebracht hat. Wir haben dagegen gekämpft,
haben zig Konferenzen veranstaltet, hunderte von Artikeln und viele Bücher
veröffentlicht, aber die Finanzmächte, die Londoner City, die Wall Street und
so weiter, haben ihr enormes Geld in die Verbreitung dieser grünen Ideologie
gesteckt. Das Ergebnis ist, daß in Deutschland heute alle Parteien grün sind,
alle großen Dax-Firmen haben sich in den Green Deal von Ursula von der Leyen,
der Präsidentin der EU-Kommission, eingekauft. Und Merkel wurde vor ein paar
Tagen gefragt – das war nach der Flutkatastrophe –, ich glaube von einem
japanischen Journalisten: „Wird Deutschland die Kernenergie dauerhaft
aufgeben?“ Und sie antwortete: „Die Würfel sind gefallen. Daran werden auch
zukünftige Regierungen nichts ändern.“
Was ist das für eine Arroganz? Welcher Begriff und welches Verständnis von
Demokratie? Wie kann sie etwas über zukünftige Regierungen sagen, die zufällig
oder angeblich das Ergebnis der Wahl der deutschen Wähler sind? Also, sie ist
wirklich das Symbol für das gescheiterte Deutschland. Und ich habe oft
gezögert, sie anzugreifen, weil sie manchmal eine Kleinigkeit besser gemacht
hat als die schlimmsten neokonservativen Falken, in mancher Hinsicht ist sie
nicht ganz so schlimm. Aber wenn ich so etwas höre, daß sie an der Lüge
festhält, das Hochwasser sei eine Folge des Klimawandels, und daß sie am
Atomausstieg festhalten will, dann ist das wirklich zuviel. Merkel sagt
après nous le déluge, nach uns die Sintflut. Und sie gibt diesem Wort
eine neue Bedeutung.
Nun, wenn sich diese Sichtweise durchsetzt, dann lautet die Prognose, daß
Deutschland als Industrienation oder sogar überhaupt als Nation verschwinden
wird, so wie viele Zivilisationen verschwunden sind, denn im Moment ist es auf
dem Kurs einer gescheiterten Nation. Und ich habe schon oft gesagt, und ich
wiederhole es hier: Wenn Deutschland so weitermacht wie bisher, wird man in
ein paar Jahren oder Jahrzehnten die Relikte Deutschlands in Museen in Afrika,
in China, in Indien finden. Und daß Merkel, die sich als
Naturwissenschaftlerin ausgibt, nach dieser Flut solche Äußerungen macht,
bedeutet, daß diese Frau entweder völlig lernresistent ist oder daß sie auf
der Seite der Finanzoligarchie steht. Was von beidem, bleibt zu
beurteilen.
Das Besorgniserregende ist, daß dies das Merkmal fast des gesamten
westlichen Establishments ist. Ein politisches Versagen folgt dem anderen. Und
trotzdem, und obwohl es jeder sehen kann, legen sie eine völlige Unfähigkeit
an den Tag, über die Ursachen nachzudenken: nämlich, daß man Infrastruktur
nicht privaten Interessen oder einer Politik der „schwarzen Null“ überlassen
sollte. Infrastruktur gehört in den Bereich des Gemeinwohls und muß daher in
der Verantwortung des Staates liegen. Diese Flut sollte als ein
durchschlagendes Warnsignal verstanden werden, daß wir zu einer Politik des
Gemeinwohls und für das Volk zurückkehren müssen.
Versagen bei COVID
Lassen Sie mich nun ein anderes Beispiel betrachten, das nicht damit
verwandt scheint, es aber doch ist: Das ist das Versagen des Establishments in
Bezug auf die Corona-Pandemie. Schon 1973 initiierte mein verstorbener Mann
Lyndon LaRouche eine Task Force „Biologischer Holocaust“, die den Auftrag
hatte, die Auswirkungen der Konditionalitäten des IWF auf den
Entwicklungssektor zu untersuchen. Denn es war bereits klar, daß diese
Konditionalitäten, die vorschrieben, daß die Länder der Dritten Welt ihre
Schulden zahlen mußten, bevor sie in die Infrastruktur, das Gesundheitssystem,
die Bildung, geschweige denn in die Industrialisierung investieren durften –
wenn man das tut, dann senkt man den Lebensstandard und damit das Immunsystem,
indem man der Bevölkerung nicht erlaubt, sich zu entwickeln. Und er sagte
voraus, wenn man dies über einen längeren Zeitraum tue, werde dies zum
Auftreten alter und neuer Krankheiten und Pandemien führen.
Fast 50 Jahre lang haben der IWF, die Weltbank, Europa, die Vereinigten
Staaten und anderen Industrieländer so gut wie nichts getan, um den
Entwicklungsländern zu helfen, diese Unterentwicklung zu überwinden. Die
Bevölkerung der „Dritten Welt“ wurde im Grunde allein gelassen, bis China mit
der Neuen Seidenstraße kam und begann, Eisenbahnen und Industrieparks und
ähnliches zu bauen, womit begonnen wurde, die Armut auch in den
Entwicklungsländern zu überwinden.
Was wurde im Westen gemacht? Anstatt auf LaRouches Warnungen zu hören,
trieb man die Privatisierung des Gesundheitssektors voran. Das führte zur
Auslagerung der Produktion von medizinischen und pharmazeutischen Gütern in
Billiglohnländer; es führte zum Abbau von Krankenhausbetten und Krankenhäusern
und zu einer generellen Verschlechterung der Gesundheitsversorgung der
Bevölkerung, wodurch eine Zweiklassengesellschaft entstand – die Reichen auf
der einen Seite und die ärmeren Teile der Gesellschaft auf der anderen Seite.
Und als COVID-19 zuschlug, gab es eine unglaublich langsame Reaktion! Es gab
einen Monat lang keine Masken, keine Schutzausrüstung, keine Beatmungsgeräte,
und es ging enorm viel Zeit verloren, trotz des spektakulären Tempos bei der
Entwicklung von Impfstoffen, was ein lobenswertes Ergebnis ist, aber vor allem
dem Einfallsreichtum der medizinischen Wissenschaftler zu verdanken ist. In
den Vereinigten Staaten gingen mehr als 600.000 Leben verloren, in der Welt
bisher offiziell mehr als 4 Millionen. Aber wenn man bedenkt, daß allein in
Indien der Faktor der Sterblichkeit schätzungsweise 5-10 mal höher ist als
offiziell gezählt, und auch in Afrika, einfach weil die Menschen, die zu Hause
im Bett sterben, nicht gezählt werden, dann kann man sich ausrechnen, wie
viele Millionen mehr wirklich gestorben sind.
Die unmittelbare Reaktion des Schiller-Instituts war, den Aufbau eines
Weltgesundheitssystems zu fordern, also in jedem einzelnen Land der Erde ein
modernes Gesundheitssystem aufzubauen. Denn es war klar, wenn es eine Pandemie
gibt, dann wird es Mutationen geben, und diese werden im schlimmsten Fall die
vorhandenen Impfstoffe unwirksam machen. Wenn nun jedes Land ein
Gesundheitssystem gehabt hätte wie China in Wuhan – wo sie in der Lage waren,
schnell zu reagieren, mit sofortigen Tests, Isolierung, Quarantäne, dem Bau
neuer Krankenhäuser mit tausend Betten in einer Woche; die Pandemie war nach
zwei Monaten eingedämmt –, dann wäre es nicht zu einer Pandemie geworden, weil
es sich nicht auf diese Weise weltweit verbreitet hätte.
Stattdessen haben jetzt die reichen Länder Impfstoffe gekauft und teilweise
gehortet, was eine völlige Verheerung in den Entwicklungsländern zur Folge
hat. Es gibt jetzt massive Mutationen: Delta, eine sehr aggressive Variante,
sehr ansteckend. Es gibt bereits Lambda, und als Folge der Abriegelung der
sogenannten informellen Wirtschaft herrscht eine Hungersnot „biblischen
Ausmaßes“, wie David Beasley vom Welternährungsprogramm es nannte, bei der in
diesem Jahr 270 Millionen Menschen das Verhungern droht.
Vor drei Tagen warnte die Seuchenbehörde CDC in den Vereinigten Staaten vor
Ausbrüchen eines „Superbugs“ namens Candida auris, einem Pilz, in Pflegeheimen
in Washington und in zwei Krankenhäusern in Dallas. Dort sind die Patienten
gegen alle Arten von Behandlung resistent, und es ist das erste Mal, daß es
eine Häufung von Resistenzen gibt und Patienten sich gegenseitig infizieren.
Es handelt sich um einen Pilz, der schon seit Jahren bekannt war, aber es ist
das erste Mal, daß er sich von Mensch zu Mensch verbreitet.
Nun ist dies kein Virus; es ist kein Bakterium, sondern ein Pilz hat
Zellen. Virologen sind sich sicher, daß neue Pandemien kommen werden, und wir
nähern uns sehr schnell dem Zustand, vor dem Lyndon LaRouche gewarnt hat: Wenn
man die Immunsysteme ganzer Kontinente über einen langen Zeitraum schwächt,
dann resultiert dies in einer Wechselwirkung biologischer Prozesse, die zu
einem biologischen Holocaust führt. Und die Pandemie ist noch nicht vorbei,
und wenn man jetzt diese neuen Entwicklungen sieht, die sich in andere
Kategorien verzweigen, dann denke ich, daß wir es mit einem sehr, sehr ernsten
Gesundheitszustand der ganzen Welt zu tun haben, und das wird noch in keiner
Form beachtet, die der Rede wert wäre.
Versagen in Afghanistan
Lassen Sie mich nun auf einen weiteren Bereich des völligen Versagens der
Politik schauen: Das sind 20 Jahre Afghanistankrieg – oder man könnte sagen,
alle Interventionskriege: Irak, Libyen, Syrien –, wo das, was übriggeblieben
ist, fast verbrannte Erde ist, Millionen tote Zivilisten, Bevölkerungen, die
jetzt in unvorstellbarem Elend leben. In Afghanistan wurden 2,2 Billionen
Dollar ausgegeben, 3300 US-amerikanische Soldaten starben, 59 deutsche
Soldaten, weit über 100.000 Afghanen wurden getötet. Dieser Krieg war von
Anfang an undefiniert, und spätestens mit der Veröffentlichung der
„Afghanistan Papers“ 2018 hätte man dies erkennen und die Truppen sofort
abziehen müssen.
Wenn der Truppenabzug aus Afghanistan nur zu einer Neuausrichtung und
Umgruppierung führt und man sich stattdessen auf die Eindämmung Chinas und
Rußlands durch die Fokussierung auf den Indopazifik konzentriert, dann haben
die Menschen und Institutionen aus diesen 20 Jahren sinnlosen Krieges nichts
gelernt. Und wenn diese Konfrontation mit Rußland und China fortgesetzt wird,
kann das potentiell zu einer thermonuklearen Auslöschung der Menschheit
führen.
Die Situation in Afghanistan stellt einen Scheideweg dar. Für
wahrscheinlich nur kurze Zeit besteht die Möglichkeit eines
Paradigmenwechsels. Der russische Außenminister Lawrow, der chinesische
Außenminister Wang Yi und der afghanische Botschafter in China, Javid Ahmad
Qaem, haben alle erklärt, daß es ein Potential gibt für eine Zusammenarbeit
zwischen Rußland, China, Indien, Pakistan, Iran, den Vereinigten Staaten und
den europäischen Nationen, für die Integration Afghanistans in die gesamte
eurasische Landbrücke, die Gürtel- und Straßen-Initiative oder Neue
Seidenstraße, um den Chinesisch-Pakistanischen Wirtschaftskorridor nach
Afghanistan und nach Zentralasien zu erweitern, und indem man die
Opiumproduktion durch moderne Landwirtschaft und Industrie ersetzt.
Diese Zusammenarbeit zwischen Rußland, China und den USA im kleinen könnte
die Brücke für eine zukünftige Zusammenarbeit im großen sein, die eine
strategische Konfrontation verhindert und durch eine Win-Win-Kooperation
ersetzt. Es könnte der Beginn des Aufbaus eines Weltgesundheitssystems sein,
indem man ein modernes Gesundheitssystem in Afghanistan aufbaut, das derzeit
kein nennenswertes Gesundheitssystem hat. Moderne Krankenhäuser in
Afghanistan, Trainingsprogramme für medizinisches Personal, Stromerzeugung,
sauberes Wasser bereitstellen und aufbauen, insgesamt die Infrastruktur in
Afghanistan und der gesamten Region, die einst „das Land der tausend Städte“
genannt wurde. So wäre es nicht mehr das Schlachtfeld für das „Great Game“,
die Kontrolle des eurasischen Kontinents, sondern ein Wendepunkt in der
Menschheitsgeschichte für Zusammenarbeit und gegenseitigen Nutzen aller
Menschen.
Ich denke, wir sollten die Ära des Erwachsenseins der Menschheit einleiten
und uns auf das gemeinsame Ziel unserer menschlichen Gattung konzentrieren.
Meinen Sie nicht, daß es an der Zeit ist, die Armut von vier Milliarden
Menschen zu überwinden? Es kann nicht sein, daß die Menschen ewig in so
elenden Verhältnissen leben, wie man es im Jemen, in Syrien, in vielen Ländern
Afrikas und Lateinamerikas sieht. China hat gezeigt, daß es möglich ist.
Heilmittel für tödliche Krankheiten zu finden, wäre ein weiteres solches
gemeinsames Ziel der Menschheit, und die schnelle Entwicklung von Impfstoffen
für COVID-19 hat wiederum gezeigt, daß es möglich ist, wenn man den
politischen Willen mobilisiert. Internationale Zusammenarbeit in der
Weltraumforschung, Dörfer auf dem Mond, Städte auf dem Mars zu errichten, sich
für die Asteroidenabwehr des Planeten Erde zu vereinen, das sind die
gemeinsamen Ziele der Menschheit, auf die wir uns konzentrieren sollten.
Es ist nicht klar, ob alle diese Fragen angegangen werden können, aber ich
denke, es braucht Menschen guten Willens, um die Institutionen, die
offensichtlich lernresistent sind und keinen Willen und keine Bereitschaft
zeigen, über diese politischen Versäumnisse nachzudenken, zur Verantwortung zu
ziehen. Und ich hoffe, daß diese Konferenz und diese Diskussion ein großer
Schritt in diese Richtung sein wird.
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