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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

20 Jahre nach dem 11. September 2001:
Der einzige Weg ist friedliche Koexistenz

Von Helga Zepp-LaRouche

Bei einer Internet-Konferenz zum 20. Jahrestag der Anschläge des 11. September 2001 hielt die Vorsitzende des Schiller-Instituts den folgenden Vortrag. Vor ihrer Rede wurde ein Ausschnitt aus einem Interview gezeigt, das Lyndon LaRouche an jenem Tag dem Radiomoderator Jack Stockwell gegeben hatte, noch während die Anschläge liefen. Die Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.

Ich grüße Sie alle. Es ist recht interessant, daß dieses Interview, das Jack Stockwell führte – und [an Stockwell persönlich gerichtet] ich grüße Sie in großer Freundschaft und sehr herzlich – offensichtlich einschlägige Kreise so sehr beschäftigt, daß der größte französische Nachrichtensender France Info es für nötig hielt, heute morgen diese Äußerungen aufzugreifen und zu sagen, Lyndon LaRouche habe die 9/11-Verschwörungstheoretiker praktisch ermutigt. Man befürchtet offenbar immer noch, daß die Wahrheit herauskommen könnte, und fühlt sich gezwungen, Lyn auf diese Weise zu verleumden.

Nun sieht man, was das Ergebnis ist. Ich erinnere mich noch sehr, sehr lebhaft an den 11. September 2001 – wie praktisch alle Menschen, die damals entweder in den Vereinigten Staaten waren oder vor den Fernsehgeräten saßen. Und nach diesem unglaublichen Ereignis wurde die US-Bevölkerung in den folgenden Tagen und Wochen von den Medien in einen regelrechten Taumel versetzt: Die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon wurden immer und immer wieder wiederholt, fast wie eine Gehirnwäsche. Die Menschen liefen mit gelben Bändern herum, sie hatten amerikanische Flaggen in ihren Gärten, um ihren Patriotismus zu zeigen.

In dieser Situation wurde der Krieg gegen Afghanistan vorbereitet, und drei Wochen später wurde auf der Grundlage von Artikel 5 der NATO der Krieg gegen Afghanistan erklärt. Es war der Verteidigungsfall, d.h. alle Verbündeten mußten den Vereinigten Staaten beispringen und sich an dem Feldzug gegen Afghanistan beteiligen.

Wenn man sich nun ansieht, was seit dem 11. September 2001 und in den 20 Jahren Krieg in Afghanistan geschehen ist, wurde hierdurch ohne Frage eine riesige Katastrophe angerichtet, ein unglaublicher Schaden an Menschenleben wie an materiellen Verlusten. Alle die weiteren Kriege, die folgten, haben mehr als 8 Billionen Dollar gekostet – 8 Billionen Dollar, die nicht in Infrastruktur, Schulen, Fabriken o.ä. investiert wurden. Mehr als 1 Million Menschen kamen dabei um; fast 70 Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen. Und am Ende stand ein unermeßliches Desaster, bei dem die größte Militärmacht der Welt, die Vereinigten Staaten, zusammen mit der NATO nicht in der Lage waren, 65.000 Taliban-Kämpfer zu besiegen.

Das ist nicht nur ein beiläufiges „Ereignis“. Es hat unglaubliche strategische Auswirkungen. Und da Macht nicht nur eine Frage der militärischen Stärke ist, sondern auch der Wahrnehmung, halte ich es für eine sehr ernste Frage, die uns zum Nachdenken zwingen sollte.

Es gibt zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Die eine wäre, den Rachefeldzug fortzusetzen und zu eskalieren – die Rache an den Taliban, die Rache an allen, die mit ihnen verbündet sein könnten. Präsident Biden hat einerseits erklärt, er wolle die „endlosen Kriege“ beenden, was eine sehr vielversprechende Aussage war. Aber ich denke, die 20 Jahre Krieg in Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und anderen Ländern auf der ganzen Welt haben die öffentliche Debatte geprägt. Als das Selbstmordattentat auf dem Flughafen von Kabul verübt wurde – bei dem rund 200 Menschen, darunter 13 amerikanische Soldaten, ums Leben kamen –, sagte Biden: „Denen, die diesen Anschlag verübt haben, sage ich: Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht vergessen. Wir werden euch jagen und euch zur Rechenschaft ziehen.“

Das sind Worte, die leider an die Äußerungen von Madeleine Albright erinnern. Ich setze dem nicht gleich, was Biden gesagt hat, ich beziehe mich nur auf den Ton. Aber Madeleine Albright hatte 1996 in einem Interview mit Leslie Stahl von „60 Minutes“ gesagt, daß die 500.000 Kinder, die in den 90er Jahren im Irakkrieg getötet wurden, „den Preis wert waren.“ Und Sie erinnern sich noch alle an die Worte von Hillary Clinton, die über die brutale Tötung von Muammar Qaddafi sagte: „Wir kamen. Wir sahen. Er starb.“

Darüber sollten wir alle nachdenken, denn das ist Barbarei. Und wir sollten – und das ist der andere Weg – wirklich analysieren, was schief gelaufen ist und welche Politik zu dieser Niederlage und diesem Desaster beigetragen hat.

Die Rolle Brzezinskis

Dabei kommt man nicht umhin, mit der Rolle von Zbigniew Brzezinski zu beginnen, oder zumindest wäre die Rolle von Zbigniew Brzezinski eines der Hauptelemente. Die Eskalation des internationalen Terrorismus, wie er sich in den letzten 40 Jahren entwickelt hat, hängt definitiv mit Brzezinskis „glänzender Idee“ zusammen, die „islamische Karte“ gegen die Sowjetunion auszuspielen. Das hat er bereits 1975 bei einem Treffen der Trilateralen Kommission in Tokio aufgebracht, wo er vorschlug, Islamisten für den Kampf gegen die Sowjetunion zu bewaffnen und auszubilden. Das geschah tatsächlich, und nachdem die Sowjets 1979 in Afghanistan einmarschiert waren, spielten diese Islamisten zehn Jahre lang eine sehr wichtige Rolle in diesem Kampf, den die Sowjets nicht gewinnen konnten. Und dieser für die Sowjets verlorene Kampf trug dann sehr zum Untergang der Sowjetunion bei.

Aber als sich die Sowjetunion auflöste, verschwanden die Mudschaheddin nicht einfach. Sie waren von den USA ausgebildet und mit modernen Waffen und viel Geld ausgestattet worden. Sie verstreuten sich nach Pakistan, in die ehemaligen Republiken der Sowjetunion, nach Tschetschenien, und nach China – nach Xinjiang. Vieles von dem, was jetzt China an angeblichen Menschenrechtsverletzungen gegen die Uiguren in Xinjiang vorgeworfen wird, hat seinen Ursprung darin, was eigentlich von den Vereinigten Staaten und von den Briten eingefädelt worden war.

Diese Kräfte organisierten dann Geheimkommandos, Attentäterteams und paramilitärische Gruppen für Operationen in der ganzen Welt, und sie förderten die Opiumproduktion und den Heroinhandel, was entscheidend zu dem Chaos in dieser Region beigetragen hat.

Die Folgen des Afghanistan-Krieges

Der Afghanistan-Krieg ist beendet, hoffentlich für immer. Aber wie ist die Lage? Das UN-Entwicklungsprogramm hat einen 17seitigen Bericht über die absolut entsetzliche Situation in Afghanistan veröffentlicht, die durch den Finanzkrieg der transatlantischen Institutionen noch verschärft wird.1

In diesem Bericht heißt es, daß derzeit 10 Millionen afghanische Kinder dringend humanitäre Hilfe benötigen, um zu überleben. 1 Million leidet an akuter Unterernährung; man denke dabei nur an den vom UN-Welternährungsprogramm und David Beasley veröffentlichten Bericht über die unterernährten Kinder im Jemen, und man kann sich vorstellen, wie diese afghanischen Kinder aussehen. Über 4 Millionen gehen nicht in die Schule.

Von der Gesamtbevölkerung leben 72% unterhalb der Armutsgrenze [2 $/Person/Tag], und durch den Finanzkrieg besteht die Gefahr, daß weitere 25 % der Menschen unter die Armutsgrenze fallen, was eine nahezu durchgehende extreme Armut bedeuten würde, da dann 97 % der afghanischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. 18 Millionen von ihnen haben keine gesicherte Nahrung, und 4 Millionen laufen Gefahr, in diesem Winter an Hunger zu sterben.

Trotz alledem hält die US-Notenbank 9 Mrd. $ zurück – die dem afghanischen Volk gehören –, mit der Begründung, sie erkenne die Taliban-Regierung nicht an; auch der IWF hat den Zugang zu 450 Millionen Dollar an Sonderziehungsrechten gesperrt. Die Weltbank hat jegliche finanzielle Unterstützung eingestellt.

Die UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Deborah Lyons, unterrichtete den UN-Sicherheitsrat am 9. September und sagte, wenn die Sanktionen gegen Afghanistan nicht sofort aufgehoben würden, bestehe die Gefahr eines schweren wirtschaftlichen Zusammenbruchs. „Viele weitere Millionen Menschen werden vollständig in schwere Armut und Hunger fallen, und Afghanistan wird um Generationen zurückgeworfen.“

Was soll also all das Gerede, daß in den 20 Jahren, in denen die USA in Afghanistan waren, Frauen geholfen wurde, Zugang zu Bildung und Arbeit zu bekommen? Wenn es jetzt heißt, Afghanistan werde um Generationen zurückgeworfen, können Sie sich vorstellen, was das bedeuten wird, und Deborah Lyons warnt, daß dies zu immer neuen Flüchtlingswellen führen wird.

Wegen all der Probleme ist der Kurs der afghanischen Währung bereits stark gefallen, und die Preise für Lebensmittel, Treibstoff, Medikamente usw. sind in die Höhe geschnellt. Die Banken haben kein Bargeld mehr und können daher auch kein Geld mehr an Menschen auszahlen, die nur ein geringes Guthaben bei den Banken haben. Die Einfuhr von Lebensmitteln, Medikamenten, Treibstoff, Strom und anderen benötigten Gütern ist völlig unmöglich.

Besonders dringend müssen wir an die Federal Reserve und an die Biden-Administration appellieren, die 9 Mrd. $ freizugeben. Auch alle anderen Guthaben, humanitäre Hilfsgelder und andere zurückgehaltenen Summen müssen freigegeben werden, um einen totalen Zusammenbruch der sozialen Ordnung zu vermeiden.

Außerdem muß man, wie Frau Lyons fordert, den Taliban die Chance geben, zu zeigen, daß sie sich geändert haben. Sie haben eine ganze Reihe von Versprechungen gemacht, die sie auch einhalten müssen.

Das ist alles sehr dringend, denn in der Stunde, in der wir hier sprechen, sterben Kinder, und das Land ist in höchster Gefahr. Es gibt eine gigantische humanitäre Krise. Am 13. September, findet in Genf eine von den Vereinten Nationen organisierte Afghanistan-Konferenz statt, und kurz darauf, am 16. und 17. September, kommen in Duschanbe die Staatsoberhäupter der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit zusammen, wo sofortige Hilfs- und Entwicklungsprogramme beschlossen werden müssen.

Es muß also ein sofortiges Hilfsprogramm für Afghanistan geben. Dafür besteht dringendster Bedarf. Wenn wir das als menschliche Gattung nicht schaffen, haben wir nicht die moralische Eignung, zu überleben. Dies ist ein Testfall für uns als menschliche Wesen.

Schluß mit den „humanitären“ Kriegen!

Aber die grundsätzlichere Frage ist die ganze Politik, die ganz unabhängig von 9/11 die Grundlage war für den Afghanistan-Krieg, den Irak-Krieg, den Angriff auf die syrische Regierung, die totale Zerstörung Libyens und viele andere solcher sogenannten „humanitären Interventionskriege“. Das muß aufhören! Wir brauchen eine völlig andere Politik, und wir müssen uns wieder auf die Tatsache besinnen, daß „der Schlaf der Vernunft Ungeheuer gebiert.“ Dieser „Schlaf der Vernunft“ hatte schon zur Zeit des 11. September eingesetzt.

Der Afghanistan-Krieg hing direkt mit 9/11 zusammen, auch wenn die genauen Umstände noch aufgeklärt werden müssen, wie mein Mann schon in dem Moment sagte, als es passierte. Aber die Kriege, die danach kamen – ich meine den Krieg gegen den Irak und Saddam Hussein – hatten nicht einmal den Hauch eines Beweises!

Es war jedem Kenner der Region bekannt, daß Saddam Hussein und Al-Kaida verfeindet waren! Er hat viele dieser Leute ins Gefängnis gesteckt. Und die Behauptung, er habe zum 11. September angestiftet oder daran teilgenommen, war eine Lüge, was alle wußten. [Die US-Parlamentssprecherin] Nancy Pelosi war in ihrer unendlichen Weisheit so freundlich, dies vor etwa einem Jahr in einer Antwort auf die Frage eines Studenten zuzugeben, als sie sagte, sie hätte in ihrer Eigenschaft als damals ranghöchste Demokratin im Geheimdienstausschuß des Repräsentantenhauses wie jeder andere gewußt, daß es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gab. Und bekanntermaßen wußte dies auch Colin Powell, als er am 5. Februar 2003 seine berüchtigte Rede vor den Vereinten Nationen hielt. Oder Tony Blair, der all diese Maßnahmen angezettelt hat und der immer noch dazu aufhetzt, diese Kriege fortzusetzen.

Diese Leute müssen irgendwann für die Folgen ihres Handelns zur Rechenschaft gezogen werden. Aber das ist für ein anderes Mal. Wichtig ist jetzt, daß wir die Politik wirklich ändern. Wenn ein Kreislauf der Gewalt eingesetzt hat und es heißt: „Ich töte dich, weil du meinen Bruder getötet hast“, und wenn das unter den Nationen ewig so weitergeht, dann gibt es kein gutes Ende. Krieg ist kein Mittel zur Konfliktlösung, und spätestens seit es thermonukleare Waffen gibt, sollte klar sein, daß wir uns selbst zerstören, wenn wir dieses Spiel fortsetzen.

Viele Experten befürchten, daß der Rückzug aus Afghanistan nur bedeutet, die Truppen zu verlagern, um mehr Spielraum für die Konfrontation mit Rußland und China zu haben, was zu Konflikten und Auseinandersetzungen um Taiwan und die Ukraine führen wird. Das muß unbedingt und grundlegend geändert werden.

Die Methode der Kriegsvermeidung

Es gibt eine garantierte und bewährte effektive und menschliche Art, mit Konflikten umzugehen. Ich möchte an dieser Stelle die Rolle von Mahatma Gandhi anführen, der das britische Empire mit der Methode der Gewaltlosigkeit besiegte. Er war auch maßgeblich an der Entwicklung des später als die „Fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz“ bekannt gewordenen Panchsheel-Abkommens beteiligt, die auch in die Konferenz der Bewegung der Blockfreien Staaten, die Konferenz von Bandung, einflossen. Sie waren auch eines der wichtigsten philosophischen Elemente, die in die Charta der Vereinten Nationen und das Völkerrecht, wie wir es kennen, eingeflossen sind.

Zu dieser Philosophie müssen wir unbedingt zurückkehren. Wir brauchen keine Welt, die von den Regeln einiger weniger beherrscht wird, die diese Regeln dann mit den Methoden durchsetzen, die wir in den letzten 20 Jahren erlebt haben. Diese Methoden haben versagt, und sie müssen unbedingt durch Diplomatie, durch Verhandlungen, durch Dialog ersetzt werden. Alle Konflikte müssen durch solche Methoden der Diplomatie und des Dialogs gelöst werden.

Und zur Frage der Gewaltlosigkeit: Ich denke, einer der größten Helden der amerikanischen Geschichte war Martin Luther King, der bei weitem nicht nur ein Bürgerrechtler war, sondern einer der Menschen, die Präsident hätten werden sollen. Er entwickelte die Idee, daß man einen Weg der Versöhnung und der Einigkeit finden müsse, selbst unter erbitterten Gegnern, indem man dringende Probleme anspricht und Lösungen dafür findet.

Genau das haben wir in jüngster Zeit versucht, vor allem nach der Ermordung von George Floyd, indem wir das Komitee für die Koinzidenz der Gegensätze gegründet haben, also der Idee, daß man unter verfeindeten Gruppen die höhere Idee finden muß, die sie eint, die ihnen einen Auftrag gibt, entscheidende Probleme gemeinsam zu lösen.

Im Zusammenhang mit der Pandemie bedeutet das ganz emphatisch, daß wir ein Weltgesundheitssystem brauchen, ein modernes Gesundheitssystem in jedem einzelnen Land. Denn die Pandemie wird nicht verschwinden, solange nicht jedes Land ein modernes Krankenhaussystem, modern ausgebildete Ärzte und Krankenschwestern und Impfungen für alle hat. Deshalb ist es der unmittelbare Zweck des Komitees für die Koinzidenz der Gegensätze, für ein solches Weltgesundheitssystem zu kämpfen.

Dieser Ansatz stammt bereits von Nikolaus von Kues, einem deutschen Denker aus dem 15. Jahrhundert. Er hatte die Idee, daß es eine höhere Einheit gibt, eine höhere Ordnung als das Viele, und daß man, wenn der Geist sich auf diese Ebene der Vernunft, diese höhere Ebene der Kreativität erhebt, Lösungen für alle Probleme finden kann, die auf den niedrigeren Ebenen des Konflikts entstanden sind. Dieses Prinzip muß auch für die Beziehungen zwischen den Nationen gelten.

Mit anderen Worten: Es gibt keine Nation, die das Recht hat, sich für besser zu halten als andere Nationen. Eine unipolare Welt kann nicht funktionieren, sondern es muß eine Zusammenarbeit unter Gleichen geben, es muß Respekt vor der Souveränität des anderen herrschen.

Aber all das ist nur möglich, wenn man zuerst an die eine Menschheit denkt. Die gemeinsamen Ziele der Menschheit, die Probleme, die uns alle betreffen, müssen das sein, was uns bei der Suche nach der Lösung vereint. Dann finden die Interessen der Nationen ihren Platz, in einer untergeordneten Weise, und keine Nation kann jemals ein Interesse haben, das dem Interesse der Menschheit als Ganzes zuwiderläuft…

[An dieser Stelle brach die Videoverbindung zusammen. Nachdem sie wieder hergestellt war, fuhr Frau Zepp-LaRouche fort:]

Ich bin fast am Ende meiner Ausführungen angelangt. Ich habe gerade gesagt, daß das gesamte Paradigma der letzten Jahre – wahrscheinlich länger als 20 Jahre, aber nehmen wir den 11. September als Ausgangspunkt –, daß dieses gesamte Paradigma nur zu einer Katastrophe geführt hat. Und wenn man einen solchen Punkt erreicht, dann ist es für jeden Menschen in seinem Leben oder für jede Nation in der Geschichte die große Frage, ob man die Dinge korrigieren kann, oder ob man dazu verdammt ist, die Fehler zu wiederholen, bis die totale Katastrophe eingetreten ist.

Ich stimme Bill Binney zu, daß es ein sehr wertvolles Gut ist, zur Verfassung zurückzukehren, oder zu einer Art Weltverfassung, wie sie die Charta der Vereinten Nationen ist. Das Völkerrecht hat sich in einem sehr schwierigen Prozeß entwickelt. Es ging aus dem Westfälischen Frieden hervor, aus der Erkenntnis, daß bei einer Weiterführung des Krieges, der die Endphase eines 150-jährigen Religionskrieges war, niemand mehr übrig sein werde, der den Sieg genießen kann, weil alle tot sind. An diesem Punkt haben sich die Kriegsparteien an einen Tisch gesetzt und den Westfälischen Frieden ausgearbeitet. Aus den Grundsätzen dieses Vertrages entwickelte sich das Völkerrecht, das seinen Niederschlag in der UN-Charta fand.

Ich denke also, daß wir auf die Verfassung der USA, die UN-Charta und die Verfassungen anderer Länder zurückgreifen müssen...


Anmerkung

1. „Economic Instability and Uncertainty in Afghanistan after Aug. 15“, https://www.undp.org/publications/economic-instability-and-uncertainty-afghanistan-after-august-15