20 Jahre nach dem 11. September 2001:
Der einzige Weg ist friedliche Koexistenz
Von Helga Zepp-LaRouche
Bei einer Internet-Konferenz zum 20. Jahrestag der Anschläge des 11.
September 2001 hielt die Vorsitzende des Schiller-Instituts den folgenden
Vortrag. Vor ihrer Rede wurde ein Ausschnitt aus einem Interview gezeigt, das
Lyndon LaRouche an jenem Tag dem Radiomoderator Jack Stockwell gegeben hatte,
noch während die Anschläge liefen. Die Zwischenüberschriften wurden von der
Redaktion hinzugefügt.
Ich grüße Sie alle. Es ist recht interessant, daß dieses Interview, das
Jack Stockwell führte – und [an Stockwell persönlich gerichtet] ich grüße Sie
in großer Freundschaft und sehr herzlich – offensichtlich einschlägige Kreise
so sehr beschäftigt, daß der größte französische Nachrichtensender France
Info es für nötig hielt, heute morgen diese Äußerungen aufzugreifen und zu
sagen, Lyndon LaRouche habe die 9/11-Verschwörungstheoretiker praktisch
ermutigt. Man befürchtet offenbar immer noch, daß die Wahrheit herauskommen
könnte, und fühlt sich gezwungen, Lyn auf diese Weise zu verleumden.
Nun sieht man, was das Ergebnis ist. Ich erinnere mich noch sehr, sehr
lebhaft an den 11. September 2001 – wie praktisch alle Menschen, die damals
entweder in den Vereinigten Staaten waren oder vor den Fernsehgeräten saßen.
Und nach diesem unglaublichen Ereignis wurde die US-Bevölkerung in den
folgenden Tagen und Wochen von den Medien in einen regelrechten Taumel
versetzt: Die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon wurden
immer und immer wieder wiederholt, fast wie eine Gehirnwäsche. Die Menschen
liefen mit gelben Bändern herum, sie hatten amerikanische Flaggen in ihren
Gärten, um ihren Patriotismus zu zeigen.
In dieser Situation wurde der Krieg gegen Afghanistan vorbereitet, und drei
Wochen später wurde auf der Grundlage von Artikel 5 der NATO der Krieg gegen
Afghanistan erklärt. Es war der Verteidigungsfall, d.h. alle Verbündeten
mußten den Vereinigten Staaten beispringen und sich an dem Feldzug gegen
Afghanistan beteiligen.
Wenn man sich nun ansieht, was seit dem 11. September 2001 und in den 20
Jahren Krieg in Afghanistan geschehen ist, wurde hierdurch ohne Frage eine
riesige Katastrophe angerichtet, ein unglaublicher Schaden an Menschenleben
wie an materiellen Verlusten. Alle die weiteren Kriege, die folgten, haben
mehr als 8 Billionen Dollar gekostet – 8 Billionen Dollar, die nicht in
Infrastruktur, Schulen, Fabriken o.ä. investiert wurden. Mehr als 1 Million
Menschen kamen dabei um; fast 70 Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen.
Und am Ende stand ein unermeßliches Desaster, bei dem die größte Militärmacht
der Welt, die Vereinigten Staaten, zusammen mit der NATO nicht in der Lage
waren, 65.000 Taliban-Kämpfer zu besiegen.
Das ist nicht nur ein beiläufiges „Ereignis“. Es hat unglaubliche
strategische Auswirkungen. Und da Macht nicht nur eine Frage der militärischen
Stärke ist, sondern auch der Wahrnehmung, halte ich es für eine sehr ernste
Frage, die uns zum Nachdenken zwingen sollte.
Es gibt zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Die eine wäre, den
Rachefeldzug fortzusetzen und zu eskalieren – die Rache an den Taliban, die
Rache an allen, die mit ihnen verbündet sein könnten. Präsident Biden hat
einerseits erklärt, er wolle die „endlosen Kriege“ beenden, was eine sehr
vielversprechende Aussage war. Aber ich denke, die 20 Jahre Krieg in
Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und anderen Ländern auf der ganzen Welt
haben die öffentliche Debatte geprägt. Als das Selbstmordattentat auf dem
Flughafen von Kabul verübt wurde – bei dem rund 200 Menschen, darunter 13
amerikanische Soldaten, ums Leben kamen –, sagte Biden: „Denen, die diesen
Anschlag verübt haben, sage ich: Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht
vergessen. Wir werden euch jagen und euch zur Rechenschaft ziehen.“
Das sind Worte, die leider an die Äußerungen von Madeleine Albright
erinnern. Ich setze dem nicht gleich, was Biden gesagt hat, ich beziehe mich
nur auf den Ton. Aber Madeleine Albright hatte 1996 in einem Interview mit
Leslie Stahl von „60 Minutes“ gesagt, daß die 500.000 Kinder, die in den 90er
Jahren im Irakkrieg getötet wurden, „den Preis wert waren.“ Und Sie erinnern
sich noch alle an die Worte von Hillary Clinton, die über die brutale Tötung
von Muammar Qaddafi sagte: „Wir kamen. Wir sahen. Er starb.“
Darüber sollten wir alle nachdenken, denn das ist Barbarei. Und wir
sollten – und das ist der andere Weg – wirklich analysieren, was schief
gelaufen ist und welche Politik zu dieser Niederlage und diesem Desaster
beigetragen hat.
Die Rolle Brzezinskis
Dabei kommt man nicht umhin, mit der Rolle von Zbigniew Brzezinski zu
beginnen, oder zumindest wäre die Rolle von Zbigniew Brzezinski eines der
Hauptelemente. Die Eskalation des internationalen Terrorismus, wie er sich in
den letzten 40 Jahren entwickelt hat, hängt definitiv mit Brzezinskis
„glänzender Idee“ zusammen, die „islamische Karte“ gegen die Sowjetunion
auszuspielen. Das hat er bereits 1975 bei einem Treffen der Trilateralen
Kommission in Tokio aufgebracht, wo er vorschlug, Islamisten für den Kampf
gegen die Sowjetunion zu bewaffnen und auszubilden. Das geschah tatsächlich,
und nachdem die Sowjets 1979 in Afghanistan einmarschiert waren, spielten
diese Islamisten zehn Jahre lang eine sehr wichtige Rolle in diesem Kampf, den
die Sowjets nicht gewinnen konnten. Und dieser für die Sowjets verlorene Kampf
trug dann sehr zum Untergang der Sowjetunion bei.
Aber als sich die Sowjetunion auflöste, verschwanden die Mudschaheddin
nicht einfach. Sie waren von den USA ausgebildet und mit modernen Waffen und
viel Geld ausgestattet worden. Sie verstreuten sich nach Pakistan, in die
ehemaligen Republiken der Sowjetunion, nach Tschetschenien, und nach China –
nach Xinjiang. Vieles von dem, was jetzt China an angeblichen
Menschenrechtsverletzungen gegen die Uiguren in Xinjiang vorgeworfen wird, hat
seinen Ursprung darin, was eigentlich von den Vereinigten Staaten und von den
Briten eingefädelt worden war.
Diese Kräfte organisierten dann Geheimkommandos, Attentäterteams und
paramilitärische Gruppen für Operationen in der ganzen Welt, und sie förderten
die Opiumproduktion und den Heroinhandel, was entscheidend zu dem Chaos in
dieser Region beigetragen hat.
Die Folgen des Afghanistan-Krieges
Der Afghanistan-Krieg ist beendet, hoffentlich für immer. Aber wie ist die
Lage? Das UN-Entwicklungsprogramm hat einen 17seitigen Bericht über die
absolut entsetzliche Situation in Afghanistan veröffentlicht, die durch den
Finanzkrieg der transatlantischen Institutionen noch verschärft
wird.1
In diesem Bericht heißt es, daß derzeit 10 Millionen afghanische Kinder
dringend humanitäre Hilfe benötigen, um zu überleben. 1 Million leidet an
akuter Unterernährung; man denke dabei nur an den vom
UN-Welternährungsprogramm und David Beasley veröffentlichten Bericht über die
unterernährten Kinder im Jemen, und man kann sich vorstellen, wie diese
afghanischen Kinder aussehen. Über 4 Millionen gehen nicht in die Schule.
Von der Gesamtbevölkerung leben 72% unterhalb der Armutsgrenze [2
$/Person/Tag], und durch den Finanzkrieg besteht die Gefahr, daß weitere 25 %
der Menschen unter die Armutsgrenze fallen, was eine nahezu durchgehende
extreme Armut bedeuten würde, da dann 97 % der afghanischen Bevölkerung
unterhalb der Armutsgrenze leben. 18 Millionen von ihnen haben keine
gesicherte Nahrung, und 4 Millionen laufen Gefahr, in diesem Winter an Hunger
zu sterben.
Trotz alledem hält die US-Notenbank 9 Mrd. $ zurück – die dem afghanischen
Volk gehören –, mit der Begründung, sie erkenne die Taliban-Regierung nicht
an; auch der IWF hat den Zugang zu 450 Millionen Dollar an
Sonderziehungsrechten gesperrt. Die Weltbank hat jegliche finanzielle
Unterstützung eingestellt.
Die UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Deborah Lyons, unterrichtete den
UN-Sicherheitsrat am 9. September und sagte, wenn die Sanktionen gegen
Afghanistan nicht sofort aufgehoben würden, bestehe die Gefahr eines schweren
wirtschaftlichen Zusammenbruchs. „Viele weitere Millionen Menschen werden
vollständig in schwere Armut und Hunger fallen, und Afghanistan wird um
Generationen zurückgeworfen.“
Was soll also all das Gerede, daß in den 20 Jahren, in denen die USA in
Afghanistan waren, Frauen geholfen wurde, Zugang zu Bildung und Arbeit zu
bekommen? Wenn es jetzt heißt, Afghanistan werde um Generationen
zurückgeworfen, können Sie sich vorstellen, was das bedeuten wird, und Deborah
Lyons warnt, daß dies zu immer neuen Flüchtlingswellen führen wird.
Wegen all der Probleme ist der Kurs der afghanischen Währung bereits stark
gefallen, und die Preise für Lebensmittel, Treibstoff, Medikamente usw. sind
in die Höhe geschnellt. Die Banken haben kein Bargeld mehr und können daher
auch kein Geld mehr an Menschen auszahlen, die nur ein geringes Guthaben bei
den Banken haben. Die Einfuhr von Lebensmitteln, Medikamenten, Treibstoff,
Strom und anderen benötigten Gütern ist völlig unmöglich.
Besonders dringend müssen wir an die Federal Reserve und an die
Biden-Administration appellieren, die 9 Mrd. $ freizugeben. Auch alle anderen
Guthaben, humanitäre Hilfsgelder und andere zurückgehaltenen Summen müssen
freigegeben werden, um einen totalen Zusammenbruch der sozialen Ordnung zu
vermeiden.
Außerdem muß man, wie Frau Lyons fordert, den Taliban die Chance geben, zu
zeigen, daß sie sich geändert haben. Sie haben eine ganze Reihe von
Versprechungen gemacht, die sie auch einhalten müssen.
Das ist alles sehr dringend, denn in der Stunde, in der wir hier sprechen,
sterben Kinder, und das Land ist in höchster Gefahr. Es gibt eine gigantische
humanitäre Krise. Am 13. September, findet in Genf eine von den Vereinten
Nationen organisierte Afghanistan-Konferenz statt, und kurz darauf, am 16. und
17. September, kommen in Duschanbe die Staatsoberhäupter der Schanghaier
Organisation für Zusammenarbeit zusammen, wo sofortige Hilfs- und
Entwicklungsprogramme beschlossen werden müssen.
Es muß also ein sofortiges Hilfsprogramm für Afghanistan geben. Dafür
besteht dringendster Bedarf. Wenn wir das als menschliche Gattung nicht
schaffen, haben wir nicht die moralische Eignung, zu überleben. Dies ist ein
Testfall für uns als menschliche Wesen.
Schluß mit den „humanitären“ Kriegen!
Aber die grundsätzlichere Frage ist die ganze Politik, die ganz unabhängig
von 9/11 die Grundlage war für den Afghanistan-Krieg, den Irak-Krieg, den
Angriff auf die syrische Regierung, die totale Zerstörung Libyens und viele
andere solcher sogenannten „humanitären Interventionskriege“. Das muß
aufhören! Wir brauchen eine völlig andere Politik, und wir müssen uns wieder
auf die Tatsache besinnen, daß „der Schlaf der Vernunft Ungeheuer gebiert.“
Dieser „Schlaf der Vernunft“ hatte schon zur Zeit des 11. September
eingesetzt.
Der Afghanistan-Krieg hing direkt mit 9/11 zusammen, auch wenn die genauen
Umstände noch aufgeklärt werden müssen, wie mein Mann schon in dem Moment
sagte, als es passierte. Aber die Kriege, die danach kamen – ich meine den
Krieg gegen den Irak und Saddam Hussein – hatten nicht einmal den Hauch eines
Beweises!
Es war jedem Kenner der Region bekannt, daß Saddam Hussein und Al-Kaida
verfeindet waren! Er hat viele dieser Leute ins Gefängnis gesteckt. Und die
Behauptung, er habe zum 11. September angestiftet oder daran teilgenommen, war
eine Lüge, was alle wußten. [Die US-Parlamentssprecherin] Nancy Pelosi war in
ihrer unendlichen Weisheit so freundlich, dies vor etwa einem Jahr in einer
Antwort auf die Frage eines Studenten zuzugeben, als sie sagte, sie hätte in
ihrer Eigenschaft als damals ranghöchste Demokratin im Geheimdienstausschuß
des Repräsentantenhauses wie jeder andere gewußt, daß es im Irak keine
Massenvernichtungswaffen gab. Und bekanntermaßen wußte dies auch Colin Powell,
als er am 5. Februar 2003 seine berüchtigte Rede vor den Vereinten Nationen
hielt. Oder Tony Blair, der all diese Maßnahmen angezettelt hat und der immer
noch dazu aufhetzt, diese Kriege fortzusetzen.
Diese Leute müssen irgendwann für die Folgen ihres Handelns zur
Rechenschaft gezogen werden. Aber das ist für ein anderes Mal. Wichtig ist
jetzt, daß wir die Politik wirklich ändern. Wenn ein Kreislauf der Gewalt
eingesetzt hat und es heißt: „Ich töte dich, weil du meinen Bruder getötet
hast“, und wenn das unter den Nationen ewig so weitergeht, dann gibt es kein
gutes Ende. Krieg ist kein Mittel zur Konfliktlösung, und spätestens seit es
thermonukleare Waffen gibt, sollte klar sein, daß wir uns selbst zerstören,
wenn wir dieses Spiel fortsetzen.
Viele Experten befürchten, daß der Rückzug aus Afghanistan nur bedeutet,
die Truppen zu verlagern, um mehr Spielraum für die Konfrontation mit Rußland
und China zu haben, was zu Konflikten und Auseinandersetzungen um Taiwan und
die Ukraine führen wird. Das muß unbedingt und grundlegend geändert
werden.
Die Methode der Kriegsvermeidung
Es gibt eine garantierte und bewährte effektive und menschliche Art, mit
Konflikten umzugehen. Ich möchte an dieser Stelle die Rolle von Mahatma Gandhi
anführen, der das britische Empire mit der Methode der Gewaltlosigkeit
besiegte. Er war auch maßgeblich an der Entwicklung des später als die „Fünf
Prinzipien der friedlichen Koexistenz“ bekannt gewordenen
Panchsheel-Abkommens beteiligt, die auch in die Konferenz der
Bewegung der Blockfreien Staaten, die Konferenz von Bandung, einflossen. Sie
waren auch eines der wichtigsten philosophischen Elemente, die in die Charta
der Vereinten Nationen und das Völkerrecht, wie wir es kennen, eingeflossen
sind.
Zu dieser Philosophie müssen wir unbedingt zurückkehren. Wir brauchen keine
Welt, die von den Regeln einiger weniger beherrscht wird, die diese Regeln
dann mit den Methoden durchsetzen, die wir in den letzten 20 Jahren erlebt
haben. Diese Methoden haben versagt, und sie müssen unbedingt durch
Diplomatie, durch Verhandlungen, durch Dialog ersetzt werden. Alle
Konflikte müssen durch solche Methoden der Diplomatie und des Dialogs
gelöst werden.
Und zur Frage der Gewaltlosigkeit: Ich denke, einer der größten Helden der
amerikanischen Geschichte war Martin Luther King, der bei weitem nicht nur ein
Bürgerrechtler war, sondern einer der Menschen, die Präsident hätten werden
sollen. Er entwickelte die Idee, daß man einen Weg der Versöhnung und der
Einigkeit finden müsse, selbst unter erbitterten Gegnern, indem man dringende
Probleme anspricht und Lösungen dafür findet.
Genau das haben wir in jüngster Zeit versucht, vor allem nach der Ermordung
von George Floyd, indem wir das Komitee für die Koinzidenz der Gegensätze
gegründet haben, also der Idee, daß man unter verfeindeten Gruppen die höhere
Idee finden muß, die sie eint, die ihnen einen Auftrag gibt, entscheidende
Probleme gemeinsam zu lösen.
Im Zusammenhang mit der Pandemie bedeutet das ganz emphatisch, daß wir ein
Weltgesundheitssystem brauchen, ein modernes Gesundheitssystem in jedem
einzelnen Land. Denn die Pandemie wird nicht verschwinden, solange nicht jedes
Land ein modernes Krankenhaussystem, modern ausgebildete Ärzte und
Krankenschwestern und Impfungen für alle hat. Deshalb ist es der unmittelbare
Zweck des Komitees für die Koinzidenz der Gegensätze, für ein solches
Weltgesundheitssystem zu kämpfen.
Dieser Ansatz stammt bereits von Nikolaus von Kues, einem deutschen Denker
aus dem 15. Jahrhundert. Er hatte die Idee, daß es eine höhere Einheit gibt,
eine höhere Ordnung als das Viele, und daß man, wenn der Geist sich auf diese
Ebene der Vernunft, diese höhere Ebene der Kreativität erhebt, Lösungen für
alle Probleme finden kann, die auf den niedrigeren Ebenen des Konflikts
entstanden sind. Dieses Prinzip muß auch für die Beziehungen zwischen den
Nationen gelten.
Mit anderen Worten: Es gibt keine Nation, die das Recht hat, sich für
besser zu halten als andere Nationen. Eine unipolare Welt kann nicht
funktionieren, sondern es muß eine Zusammenarbeit unter Gleichen geben, es muß
Respekt vor der Souveränität des anderen herrschen.
Aber all das ist nur möglich, wenn man zuerst an die eine Menschheit denkt.
Die gemeinsamen Ziele der Menschheit, die Probleme, die uns alle betreffen,
müssen das sein, was uns bei der Suche nach der Lösung vereint. Dann finden
die Interessen der Nationen ihren Platz, in einer untergeordneten Weise, und
keine Nation kann jemals ein Interesse haben, das dem Interesse der Menschheit
als Ganzes zuwiderläuft…
[An dieser Stelle brach die Videoverbindung zusammen. Nachdem sie wieder
hergestellt war, fuhr Frau Zepp-LaRouche fort:]
Ich bin fast am Ende meiner Ausführungen angelangt. Ich habe gerade gesagt,
daß das gesamte Paradigma der letzten Jahre – wahrscheinlich länger als 20
Jahre, aber nehmen wir den 11. September als Ausgangspunkt –, daß dieses
gesamte Paradigma nur zu einer Katastrophe geführt hat. Und wenn man einen
solchen Punkt erreicht, dann ist es für jeden Menschen in seinem Leben oder
für jede Nation in der Geschichte die große Frage, ob man die Dinge
korrigieren kann, oder ob man dazu verdammt ist, die Fehler zu wiederholen,
bis die totale Katastrophe eingetreten ist.
Ich stimme Bill Binney zu, daß es ein sehr wertvolles Gut ist, zur
Verfassung zurückzukehren, oder zu einer Art Weltverfassung, wie sie die
Charta der Vereinten Nationen ist. Das Völkerrecht hat sich in einem sehr
schwierigen Prozeß entwickelt. Es ging aus dem Westfälischen Frieden hervor,
aus der Erkenntnis, daß bei einer Weiterführung des Krieges, der die Endphase
eines 150-jährigen Religionskrieges war, niemand mehr übrig sein werde, der
den Sieg genießen kann, weil alle tot sind. An diesem Punkt haben sich die
Kriegsparteien an einen Tisch gesetzt und den Westfälischen Frieden
ausgearbeitet. Aus den Grundsätzen dieses Vertrages entwickelte sich das
Völkerrecht, das seinen Niederschlag in der UN-Charta fand.
Ich denke also, daß wir auf die Verfassung der USA, die UN-Charta und die
Verfassungen anderer Länder zurückgreifen müssen...
Anmerkung
1. „Economic Instability and Uncertainty in Afghanistan after Aug. 15“, https://www.undp.org/publications/economic-instability-and-uncertainty-afghanistan-after-august-15
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