LaRouches Neues Bretton Woods gegen die Zentralbanken:
Die Welt ist nicht groß genug für sie beide
Von Paul Gallagher
Der EIR-Wirtschaftsredakteur Paul Gallagher hielt am 12.
Dezember in der zweiten Vortragsrunde der Internetkonferenz des
Schiller-Instituts den folgenden Vortrag.
Seit 2019 betreiben die Zentralbanken offensichtlich eine Verschwörung, um
die souveränen nationalen Regierungen zu beherrschen und deren Funktionen bei
den Ausgaben und Investitionen in die Wirtschaft zu ersetzen.
Diese Verschwörung begann eigentlich nach dem globalen Finanzcrash 2007-08,
damals lediglich mit einer „engen Koordination“ der Programme verschiedener
Zentralbanken zur Rettung der größten transatlantischen „Universalbanken“. Und
die Verschwörung wurde nach dem Pariser Klimaabkommen von 2015 noch
offensichtlicher, als die Zentralbanker unter der Leitung von Mark Carney –
Chef der Bank von England und des Global Financial Stability Board – Komitees
bildeten, die es auf sich nahmen, eine weltweite Verlagerung von Investitionen
weg von fossilen Brennstoffe hin zu sogenannten „grünen Finanzen“ zu
erzwingen. Diese Komitees von Zentralbankern, die die größten privaten
Finanzgiganten einbeziehen, erhielten Namen wie „Netzwerk für ein grüneres
Finanzsystem“ und „Task Force für Klima-Finanz-Offenlegung“.
Carney sagte bei einem UN-Klimatreffen im September 2019:
„Firmen, die ihre Geschäftsmodelle auf den Übergang zu einer
Kohlenstoff-freien Welt ausrichten, werden großzügig belohnt werden.
Diejenigen, die sich nicht anpassen, werden aufhören zu existieren.“
Schon jetzt droht dieses Diktat, an dem seit 2015 alle großen Zentralbanken
beteiligt sind, die gesamte Stromversorgung Südafrikas lahmzulegen, das für
die wirtschaftliche Entwicklung ganz Afrikas wesentlich ist.
Ich erwähne das Jahr 2019, weil Carney auf der diesjährigen Konferenz der
Notenbanker in Jackson Hole, Wyoming, vorschlug, der US-Dollar als
internationale Reservewährung müsse irgendwann durch eine „von den
Zentralbanken kontrollierte, globale digitale synthetische Währung“ ersetzt
werden. Damit bestand er auf einem künftigen Weltwährungssystem, dessen
Reserve nicht Gold und nicht einmal mehr eine oder mehrere souveräne nationale
Währungen sind, sondern eine „synthetische“ Tauscheinheit der
Zentralbanken.
Die offensichtlichen, beschleunigten Vorbereitungen der Zentralbanken in
den letzten zwei Jahren, digitale Zentralbankwährungen herauszugeben, sind
eine Waffe dieser Verschwörung, um die wirtschaftlichen Funktionen der
Regierung zu übernehmen.
Allerdings verliert man sich leicht im Dickicht ihrer unzähligen
Einrichtungen, Liquiditätsprogramme, Studien und Erklärungen über ihre
digitalen Währungen, wann genau sie kommen werden, usw.
Die Alternative
Um die Bedrohung zu begreifen, muß man mit dem Gegenteil beginnen, das seit
Präsident Franklin Roosevelts Plan auf der Bretton-Woods-Konferenz 1944 „auf
dem Tisch“ liegt und darauf wartet, umgesetzt zu werden: ein Währungssystem,
dessen Zweck und Absicht Entwicklung, Industrialisierung und technischer
Fortschritt ist und das von souveränen Nationen geführt wird.
Ich zitiere, was Lyndon LaRouche 2009 auf dem Rhodes-Weltforum dazu
sagte:
„Wir sind jetzt aufgrund bestimmter Entwicklungen inzwischen an einem Punkt
angelangt, an dem es nicht mehr möglich ist, das zu tun, was ich damals 2007
vorgeschlagen habe [eine Glass-Steagall-Bankensanierung in den USA, was breite
Unterstützung hatte, aber im Kongreß blockiert wurde]. Jetzt befinden wir uns
in einer allgemeinen Krise, die in einer Art Kettenreaktion alles auf der Erde
zum Einsturz bringen kann. Denn es gibt eine Unmenge ausstehende Schulden, die
auf Finanzderivaten basieren, und Finanzderivate, die auf Finanzderivaten
basieren, die, wenn der Zusammenbruchsprozeß eintritt, alles auf der Erde
abstürzen lassen...
Jetzt stehen wir vor einem doppelten Problem: nicht nur, wie wir mit dem
Problem der [US-] Wirtschaft umgehen, sondern auch, wie wir mit der
Weltwirtschaft umgehen. Denn wir müssen die Stabilität unter den
Schlüsselnationen aufrechterhalten. Ich habe vier Nationen als absolut
entscheidend benannt [USA, China, Rußland und Indien] – daß sie kooperieren
müssen, denn mit ihrer Kooperation sowie anderen, die sich ihnen anschließen,
wird es möglich sein, die Reorganisation der Weltwirtschaft vorzunehmen, indem
man die Finanzderivate abschafft. Einfach streichen – es ist wertloses Papier,
streicht sie. Gehen wir zurück zu ehrlichen Schulden der Nationen, zu einem
Geschäftsbanken-Standard und schaffen neuen Kredit, um die wertlosen alten
Schulden zu ersetzen. Indem wir neuen Kredit schaffen und physische
Produktionsprogramme in Form von Infrastruktur und anderem starten, können wir
durch eine Vereinbarung zwischen den Nationalstaaten einen allgemeinen
Zusammenbruch verhindern und tatsächlich ein Programm für einen geordneten
Aufschwung starten. Und diese Probleme, die wir jetzt haben, könnten gelöst
werden.“
Es liegt auf der Hand, was eine solche Gruppe von Nationen, die das
dringend benötigte neue Kreditsystem startet, tun sollte. Sie würden einen
Zweck, eine Absicht bekanntgeben, Entwicklung, erhöhte Produktivität und einen
höheren Lebensstandard durch neue Infrastrukturprojekte in einer Vielzahl von
Ländern zu schaffen. Sie würden wahrscheinlich Projekte zum Ausbau von
Flußbecken vorsehen, wie damals die Tennessee Valley Authority (TVA) und heute
das Transaqua-Projekt für die Sahelzone. Bekanntlich sorgte die TVA für
Elektrifizierung, Transport, Hochwasserschutz und Bewässerung,
landwirtschaftliche Technologie, öffentliche Gesundheitseinrichtungen und
Krankenhäuser, Bibliotheken und Schulen in der ärmsten Region der Vereinigten
Staaten, und verhalf gleichzeitig der gesamten Industrie des Landes zu einem
Produktivitätssprung durch Wasserkraft.
Heute würden die initiierenden Nationen den Kapazitäten des öffentlichen
Gesundheitswesens weltweit Priorität einräumen und das Technologieniveau und
die Preise in der Landwirtschaft anheben, um der fortschreitenden Hungersnot
zu begegnen.
Die initiierenden Nationen müßten ihre Währungskurse stabilisieren, wenn
nötig mit Devisenkontrollen, um die Devisenspekulation von derzeit täglich
fünf Billionen Dollar zu stoppen und gemeinsame Entwicklungskredite und
Investitionen zu tätigen. Sie würden neue Schulden an inländische öffentliche
und Wirtschaftsinstitutionen ausgeben, um neue Emissionen ihrer stabilisierten
Landeswährungen in einer internationalen Entwicklungsbank zu unterstützen.
Ihre Nationalbanken oder vergleichbaren Kreditinstitute würden mit der
internationalen Entwicklungsbank bei der Bereitstellung umfangreicher
Entwicklungskredite für Infrastrukturprojekte in Drittländern weltweit
zusammenarbeiten.
Sie würden in den Ländern, in denen bahnbrechende neue Infrastruktur zu
bauen ist, die Stabilisierung der Landeswährungen und die Gründung von
nationalen Kreditinstituten, Nationalbanken, unterstützen. All dies geschah in
mehreren lateinamerikanischen Ländern unter Präsident Franklin Roosevelts
„Politik der Guten Nachbarschaft“ in den 30er Jahren, so daß die USA
schließlich den enormen Erfolg der Tennessee Valley Authority in Brasilien
wiederholen konnten, mit Krediten für die Entwicklungsprojekte der
Wasserscheide in Brasilien, dies zu einem der am besten elektrifizierten
Länder der Welt machten.
Darüber hinaus würden die internationalen Entwicklungskreditbanken, die
diese Nationen gründen und/oder erweitern, die Inhaber von Schulden der
Entwicklungsländer, die nicht bezahlt oder bedient werden können, dazu
ermutigen, diese Schulden umzustrukturieren, statt sie an Geierfonds zu
verkaufen, und sie in die internationalen Entwicklungsinstitutionen zu
investieren, im Tausch für langfristiges Eigenkapital in diesen Instituten.
Das würde diesen Entwicklungsländern die Herabstufung der Kreditwürdigkeit und
die Verweigerung von Kapital ersparen, die bei der anderen notwendigen Option
– der Teilnahme an internationalen Schuldenerlaß-Programmen – fast immer
folgen.
Schließlich hat Lyndon LaRouche schon in den ersten Jahren dieses
Jahrhunderts betont, die beiden Länder, die am meisten Kredite und Devisen für
große Infrastrukturprojekte beisteuern können – sowohl in bilateraler
Zusammenarbeit als auch durch eine solche internationale Entwicklungsbank –,
seien die USA und China. China hat mit seiner Gürtel- und Straßen-Initiative
bewiesen, wie wahr dies ist. Die Zusammenarbeit dieser beiden großen Nationen
ist äußerst wichtig, betonte LaRouche.
Nachdem wir nun wissen, was Lyndon LaRouche schon so lange als „Neue
Bretton-Woods-Konferenz“ und ein neues internationales Kreditsystem
vorgeschlagen hat, können wir klar erkennen, daß die großen Zentralbanken seit
dem Finanzcrash von 2008 darauf hinarbeiten, ein solches Kreditsystem
unmöglich zu machen und riesige Massen unbezahlbarer Schulden zu retten, bis
ein Großteil davon weginflationiert werden kann – auf unsere Kosten!
Es ist seit langem offensichtlich, daß die Schaffung riesiger Mengen
zusätzlicher Reserven für die größten privaten Universalbanken – die
sogenannte Quantitative Lockerung – nicht zu Kredit für die
Wirtschaftstätigkeit führt. Die Banken Londons und der Wall Street verwenden
diese Reserven ausschließlich als Sicherheiten für ihre Spekulation,
Derivatgeschäfte usw.
Schlimmer noch, die Null- und Negativzins-Politik der Zentralbanken hat die
Kreditvergabe der Geschäftsbanken erschwert, was die Investitionen der
Unternehmen senkt und das Produktivitätswachstum in den Volkswirtschaften der
„fortgeschrittenen“ Länder unterdrückt.
Digitale Zentralbankwährungen
2019 und 2020 veröffentlichten nun die größten Zentralbanken Studien und
zunehmend explizite Pläne und Zeitpläne zur Ausgabe von „Digitalen
Zentralbankwährungen“ (CBDCs) direkt an Unternehmen und Haushalte – wohl
wissend, daß diese CBDCs wahrscheinlich die Kredite der Geschäftsbanken
verdrängen werden; die Geschäftsbanken werden nach und nach eliminiert,
bis nur die Zentralbanken übrig bleiben, umgeben von Investmentfirmen.
Eine Studie der Federal Reserve Bank von Philadelphia vom August 2019
zeigte erstmals auf, daß eine solche Emission wahrscheinlich „im Laufe der
Zeit zum Verschwinden der Geschäftsbanken führen wird, da die Zentralbank zu
einem Einlagenmonopolisten... wird. Die Zentralbank wird sich stattdessen auf
Investmentbanken und deren Expertise verlassen müssen, um in Projekte zu
investieren, indem sie letzteren nicht kündbare Großkundenkredite zur
Verfügung stellt.“
Und ein Mitglied des Ausschusses der deutschen Bundesbank für CBDCs,
Burkhard Balz: „Wir müssen auch die Risiken im Auge behalten, die mit der
Emission eines digitalen Euros aufgrund seiner Ausgestaltung verbunden sein
könnten. Zum Beispiel könnten die Einleger, abhängig von seinen Eigenschaften
als Wertaufbewahrungsmittel, ihre Geschäftsbankeinlagen in Verbindlichkeiten
der Zentralbank umwandeln. Dies könnte zu einer strukturellen
Disintermediation des Bankensektors führen und infolgedessen die Versorgung
der Wirtschaft mit Bankkrediten dämpfen.“
Und ein leitender Investmentbanker von JPMorgan Chase, Daniel Masters,
leckt sich die Finger: „Der interessanteste Aspekt der CBDCs ist die
Auswirkung, die sie auf die Geschäftsbanken und das Finanzsystem als Ganzes
haben werden. Heute geben die Zentralbanken Geld an eine Reihe von
Geschäftsbanken wie Chase und Bank of America aus... Ich denke, wir gehen in
ein neues Paradigma über, in dem Zentralbanken CBDCs ausgeben und
Geschäftsbanken aufhören zu existieren...“
Nun sind aber Kredite von Geschäftsbanken für große Infrastrukturprojekte
lebenswichtig, weil um sie herum zahlreiche Unternehmen und Betriebe
entstehen, die sich alle Geld von Geschäftsbanken leihen müssen, um teilnehmen
zu können. Geschäftsbankkredite sind für die wirtschaftliche Expansion
allgemein notwendig. Alexander Hamilton betonte die Bedeutung dieses
„Bankgeldes“, wie er es nannte, in seinem Bericht über eine Nationalbank 1790.
Die grüne Finanzblase
Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Erinnern Sie sich: Dieser offene
Vorstoß zur Ausgabe von Zentralbank-Digitalwährungen begann im August 2019 mit
Mark Carneys Rede auf der Konferenz der Federal Reserve in Jackson Hole,
Wyoming, wo er vorschlug, den Dollar durch eine synthetische
Zentralbankwährung zu ersetzen. Sein erklärter Grund war die Schaffung von
Inflation: Die Zentralbanken hätten ein Jahrzehnt lang versucht, den Dollar
aufzublähen, und seien gescheitert. Eine digitale Zentralbankwährung, die
direkt an die Wirtschaftsakteure ausgegeben wird, mit der expliziten Forderung
nach „Notausgaben“, könne die von den Banken gewünschte Inflation
erzeugen.
Am Ende kann sie viel mehr Inflation erzeugen, als sie sich wünschen.
Trotz des Geredes der Zentralbanken, die Inflation sei notwendig, um
Investitionen, Innovationen, Lohnerhöhungen usw. anzukurbeln, ist das, was die
Zentralbanken wirklich weginflationieren wollen – was sie seit dem Crash von
2008 nicht geschafft haben – die Verschuldung von 277 Billionen $ in den
Volkswirtschaften der Welt, die im letzten Jahr um weitere 17 Billionen $
gestiegen ist. Sie beträgt 235% des BIP in den Entwicklungsländern, aber 365%
des BIP in den entwickelten Volkswirtschaften. Vor allem Unternehmen können
nicht einmal die Zinsen zahlen; und es ist nur eine Frage kurzer Zeit, bis
Unternehmen in aller Welt pleite gehen und die Banken mit sich reißen.
Aber auf derselben Bankerkonferenz im August 2019 in Wyoming gab es einen
Vorschlag für einen „Regimewechsel“, bei dem die Zentralbanken die
fiskalischen Entscheidungen von den Regierungen übernehmen würden, indem sie
Währung „direkt an die Wirtschaftsakteure ausgeben“. Der Vorschlag kam von
vier ehemaligen Spitzenbeamten der Zentralbanken Kanadas, Frankreichs,
Großbritanniens und der Niederlande, die jetzt allesamt Top-Manager der
riesigen Wall-Street-Investmentfirma BlackRock sind.
Alle vier gehörten zu den 30 Führungskräften der Zentralbanken, die 2016
vom Financial Stability Board – damals unter der Leitung von Mark Carney –
nominiert wurden, um bei der Bildung der Finanz-Klima-Arbeitsgruppe (Task
Force on Climate-Related Financial Disclosure) mitzuwirken, der inzwischen 24
Zentralbanken und europäische Megabanken angehören.
Carney & Co. haben ein anderes Ziel – wichtiger für sie und tödlicher
für uns –, als Inflation zu schaffen und zu kontrollieren. Dieses Ziel ist es,
Finanz- und Wirtschaftsinvestoren zu erzwingen, alle Industriezweige
aufzugeben, die mit der Produktion fossiler Brennstoffe, ihrer Verwendung für
Strom und Energie sowie industrielle und chemische Verarbeitung zu tun haben.
Stattdessen sollen diese Investitionen in Technologien mit geringerer
Produktivität, geringerer Energiedichte und geringerer Kapazität zur
Versorgung der Menschen fließen – angeblich um „den Planeten zu retten“.
Jede Regierung der Welt, die sich um den Aufbau einer
Hochtechnologie-Infrastruktur bemüht, um Unterentwicklung durch industriellen
und landwirtschaftlichen Fortschritt hinter sich zu lassen, muß die
Zentralbanken und ihren „Regimewechsel“ bekämpfen – den sie jetzt in der
COVID-Pandemie in „Great Reset“ umbenannt haben.
Die beste Verteidigung ist dabei eine Offensive, um die souveräne Autorität
der Nationen gegenüber den Zentralbanken durchzusetzen. Dann ist noch weitaus
mehr nötig: kooperative Maßnahmen souveräner Regierungen, um ein neues
internationales Kredit- und Währungssystem zu schaffen, das sich auf
Nationalbanken und Landeswährungen sowie eine Goldreservebasis stützt.
Die Vereinigten Staaten haben die größte Notwendigkeit und die besten
Voraussetzungen, dabei die Führung zu übernehmen, beginnend mit der
Verstaatlichung der Federal Reserve, um ein Kreditinstitut zu schaffen, das
nationalen Zwecken dient und mit anderen großen Nationen bei
Entwicklungsprojekten in Drittländern kooperiert.
Die Volkswirtschaften auf der ganzen Welt müssen wieder aufgebaut werden,
nachdem die COVID-Pandemie den enormen Investitionsmangel, Unter- und
Fehlbeschäftigung darin sichtbar gemacht hat, indem sie Massenarbeitslosigkeit
und Armut auslöste. Eine neue Bretton-Woods-Konferenz der Nationen ist das
Mittel dazu.
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