Eines der bekanntesten Werke Beethovens für die Geige ist die
„Kreutzer-Sonate“ op. 47, seine vorletzte Sonate für Violine und Klavier.
Wenig bekannt ist aber die Geschichte dieser Sonate, und warum die Bezeichnung
„Bridgetower-Sonate“ eigentlich angemessener wäre.
George Bridgetower (1778-1860), um 1800, Aquarell eines unbekannten Künstlers
George Polgreen Bridgetower (1778-1860) war ein hervorragender Geiger
afro-europäischer Herkunft. Sein ursprünglicher Name war Hieronimo Hyppolito
de Augusto, erst später legte sich sein Vater den Nachnamen Bridgetower zu.
Der Vater stammte aus Äthiopien, nach anderen Quellen aus Barbados, was
vielleicht die Namensänderung erklären würde, da Bridgetown die Hauptstadt von
Barbados ist. Der Vater, der offenbar sehr galant war und mehrere Sprachen
fließend sprach, diente 1779-85 als Kammermohr des Fürsten Nikolaus Esterházy,
und der talentierte Sohn wurde von keinem geringeren als Joseph Haydn
unterrichtet, der in Esterházys Diensten stand.
George gab schon im Alter von weniger als zehn Jahren in mehreren
europäischen Städten Konzerte auf der Violine. 1795 wurde er in London
Mitglied im Orchester von Georg August, dem späteren König Georg IV. 1802
unternahm er eine längere Reise auf das Festland, u.a. zu seiner Mutter nach
Dresden.
Im April 1803 traf er in Wien ein und lernte Beethoven kennen, der für ihn
die Violinsonate A-Dur op. 47 komponierte. Oben auf das Titelblatt schrieb
Beethoven ironisch „Sonata mulattica“. Die Uraufführung fand am 24. Mai 1803
mit Beethoven am Klavier im Wiener Augarten statt. Bridgetower musste den
langsamen Satz über Beethovens Schulter aus dem Autograph spielen, weil die
Zeit für die Reinschrift nicht gereicht hatte.
Über die Aufführung wird folgendes berichtet: An einer Stelle spielte
Beethoven auf dem Klavier ein großes Arpeggio, der Geiger improvisierte als
Antwort auf seinem Instrument ein ähnliches Arpeggio, woraufhin Beethoven
begeistert aufsprang, ihn umarmte und rief: „Noch einmal, mein lieber
Bursch!“
Eigentlich wollte Beethoven auch die gedruckte Sonate Bridgetower widmen,
doch dazu kam es nicht. Beethoven war aufgebracht über eine abfällige
Bemerkung Bridgetowers über eine Dame. Er widmete die Sonate stattdessen dem
französischen Geiger Rodolphe Kreutzer, der sie jedoch für unspielbar hielt
und nie spielte. Bridgetower heiratete später in England in eine wohlhabende
Familie ein und blieb weiter als geachteter Musiker tätig.
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