Die Erfolgsgeschichte von Xinjiang
Sicherung der Lebensgrundlage der Menschen und Begrünung der Wüste
Von William Jones
Angesichts der intensiven westlichen Medienkampagne, die Chinas strategisch
wichtige Westprovinz Xinjiang als eine Art Polizeistaat darstellt, muß über
einige Besonderheiten dieser Provinz, ihrer Verwaltung und Bevölkerung
berichtet werden, von denen der Verfasser etliche bei einem Besuch in Xinjiang
im Dezember 2018 persönlich beobachten konnte. Seit einiger Zeit bereisen
chinesische Reporter Xinjiang intensiv, um die Wahrheit über die Region, ihre
Bedeutung, ihre Entwicklung und das wahre Leben der Menschen dort zu
berichten, aber die westlichen Medien halten an ihrer falschen Darstellung
fest.
Ein eurasischer Knotenpunkt
© cc/PANONIAN
Die Provinz Xinjiang mit der Hauptstadt Urumqi liegt ganz im Westen Chinas und grenzt an Zentralasien.
© cc/OCHA
© Schiller-Institut/Christine Bierre
Die Weiße Moschee in Urumqi, der Hauptstadt der Autonomen Region
Xinjiang-Uyghur im äußersten Nordwesten Chinas, im Juli 2019.
Xinjiang ist seit sehr alten Zeiten ein Teil Chinas. Die Grenzregion nahm
während der Han-Dynastie (206 v.Chr. – 220 n.Chr.), in der Frühzeit der alten
Seidenstraße, für China zentrale Bedeutung an. Sie ist Heimat vieler
verschiedener ethnischer Gruppen und Religionen, aber sie war nie ein
unabhängiger Staat, und der oft angepriesene Staat „Ostturkestan“ hat in der
Realität nie existiert.
Insbesondere seit der Tang-Dynastie (618- 907 n.Chr.) steht diese
„Westregion“ unter Chinas Verwaltung. Im 18. und 19. Jahrhundert war das
Gebiet ein Zankapfel der Großmächte China, Rußland und Großbritannien, und
während die Frage zwischen China und Rußland seit langem geregelt ist, haben
die Briten nie aufgehört, die „Xinjiang-Frage“ zu nutzen, um China Probleme zu
bereiten. Früher gab es auch Versuche der Türkei, eine islamisch-türkische
Republik in der Region zu schaffen, doch dies hat sich nie als praktikable
Option erwiesen, und sie hat es inzwischen aufgegeben. Und obwohl das
Zarenreich im 19. Jahrhundert einige Versuche unternahm, das Gebiet im Zuge
seiner Expansion nach Zentralasien einzugliedern, blieb Xinjiang ein Teil des
chinesischen Reiches.
Mit der Gründung der Republik China 1911 wurde Xinjiang erneut zu einem
Teil Chinas erklärt. Aber weil die Verheerungen des Zweiten Weltkriegs und die
japanische Besetzung großer Teile Nordchinas die Macht der Zentralregierung
schwächten, wurde die Region erst 1949 wieder unter feste chinesische
Kontrolle gebracht. Die riesige Region Xinjiang – sie ist mit 1,66 Mio.
km2 etwa so groß wie Großbritannien, Frankreich, Deutschland und
Spanien zusammen – wird geographisch ungefähr entlang einer Ost-West-Achse
durch das Tian-Shan-Gebirge zweigeteilt. Der nördliche Teil Xinjiangs, das
Dsungarische Becken, in dem die Hauptstadt Urumqi (Urumtschi) liegt, hat ein
gemäßigteres und feuchteres Klima, durch die fruchtbaren Ebenen fließen die
Flüsse Irtysch und Yili. Südlich des Tian-Shan-Gebirges liegt das Tarimbecken,
eine Trockenregion, zu der die riesige Taklamakan-Wüste gehört.
Der nördliche Teil profitiert schon jetzt stark von der Gürtel- und
Straßen-Initiative (Belt & Road Initiative, BRI), die an Kasachstan
angrenzenden Umschlagszentren Urumqi und Ili dienen als wichtige Knotenpunkte
entlang der BRI-Route. Der südliche, ärmere Teil Xinjiangs, der am stärksten
von der Ausbreitung des radikalen Islam und terroristischer Gruppen betroffen
ist, konnte bisher nicht in vollem Umfang von den wirtschaftlichen Vorteilen
profitieren – trotz großer Anstrengungen der Zentralregierung zur Bewässerung
der Landwirtschaft und des Weidelands, darunter das große
Tarim-Flußbecken-Projekt, mit dem es gelang, nach Jahren zunehmender
Wüstenbildung diese wichtigste Wasserquelle für die Region zu erneuern.
Inzwischen wurde durch die südliche Wüstenregion auch eine Eisenbahn gebaut,
die für mehr Handel mit Pakistan entlang des Chinesisch-Pakistanischen
Wirtschaftskorridors, einem Schlüsselelement der BRI, sorgen wird.
In Xinjiang gibt es viele Religionen, darunter Islam, Buddhismus, Taoismus,
Protestantismus, Katholizismus und die östliche orthodoxe Kirche. Es gibt
24.800 Stätten für religiöse Aktivitäten, darunter Moscheen, Kirchen,
buddhistische und taoistische Tempel, und 29.300 Geistliche. Die überwiegende
Mehrheit bilden die 24.400 Moscheen, von denen die meisten von der
chinesischen Regierung gebaut wurden. Hinzu kommen 59 buddhistische Tempel und
ein taoistischer Tempel. Daneben gibt es Kirchen und Versammlungsstätten für
Protestanten (227), Katholiken (26) und orthodoxe Christen (3). Im Zuge des
Infrastrukturausbaus in der Provinz wurden viele Moscheen mit fließendem
Wasser und Strom, Internetanschlüssen und WLAN ausgestattet.
Ausbreitung des Terrorismus aus dem Westen
Die Welle von Aufständen im Nahen Osten und in Afghanistan in den 90er
Jahren, insbesondere nach dem Irakkrieg, hat vom benachbarten Pakistan aus
auch auf Xinjiang übergegriffen und wirkte als Katalysator für die Verbreitung
fundamentalistischer Spielarten des Islam. In dem Zusammenhang kam es auch zu
einem Wiederaufstieg der schon über hundert Jahre alten, weitgehend
untergegangenen Ostturkestanischen Unabhängigkeitsbewegung (East Turkestan
Independence Movement, ETIM), die dank britischer Schirmherrschaft und dann
durch ihre Zusammenarbeit mit Al-Kaida und ISIS wieder auflebte. Der
Fernsehsender Istiqlal, der sich für die Unabhängigkeit der Uiguren
einsetzt, sendet seit einiger Zeit aus der Türkei, aber angesichts ihrer
zunehmend engeren Beziehungen zu China hält die Türkei sich sehr damit zurück,
die uigurische Unabhängigkeitsbewegung offen zu unterstützen.
Der 2004 in München gegründete Weltkongreß der Uiguren, eine wichtige
Dachorganisation für uigurische Dissidenten, wird von der amerikanischen
Stiftung National Endowment for Democracy (NED) besonders gefördert. Die NED
wurde 1983 vom US-Kongreß als eine „Nichtregierungsorganisation“ gegründet, um
in anderen Ländern mehr Einfluß auf „demokratische Veränderungen“ im Dienste
der US-Politik zu nehmen. Seitdem war NED bei den meisten Farbrevolutionen
sehr aktiv, so u.a. bei Präsident Obamas „Arabischem Frühling“.
Der Weltkongreß der Uiguren hat viele uigurische Dissidentengruppen in der
Diaspora um die Idee der Abspaltung Xinjiangs von China versammelt. Während
der Kriege und Aufstände im Nahen Osten – im Irak, in Syrien und anderswo –
wurden Aktivisten der uigurischen ETIM mit Hilfe einiger der
Dissidenten-Netzwerke zur Ausbildung als Terroristen in den Nahen Osten
geschleust. Uigurische Einheiten nahmen an vielen schweren Kämpfen in Syrien
teil.
Viele dieser Kämpfer wurden später wieder nach Xinjiang eingeschleust, um
dort lokale Terrornetzwerke aufzubauen. Richard Black, Landessenator des
US-Bundesstaates Virginia, der mehrmals Syrien besucht hat, berichtete über
die Existenz extremistischer uigurischer Terrorzellen in Syrien, die eine
wichtige Rolle beim Aufstand gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad
spielten und die seiner Einschätzung nach zu den fanatischsten Unterstützern
des radikalen Dschihad gehören, was eine große Bedrohung für die chinesischen
Behörden darstellt.
In einem vom Informationsbüro des Staatsrats der Volksrepublik China im
März 2019 veröffentlichten Weißbuch mit dem Titel „Der Kampf gegen Terrorismus
und Extremismus und der Schutz der Menschenrechte in Xinjiang“ wird
festgestellt, daß es seit den 90er Jahren Tausende von Terroranschlägen in
Xinjiang gegeben hat. 1997 wurden bei einem Anschlag in Yining sieben Menschen
getötet und 188 verletzt. Schließlich hatte es für die Chinesen einen
vergleichbaren Effekt wie der 11. September 2001 in den USA, als am 5. Juli
2009 ein großer, koordinierter Angriff auf mehrere Ziele in der Hauptstadt
Urumqi stattfand, bei dem 197 Menschen starben und 1700 Menschen verletzt
wurden. Angesichts dieser umfangreichen Operation – die wie viele andere
eindeutig von Kräften außerhalb Xinjiangs koordiniert wurde – wurden die
Behörden in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
2013 kam es dann zu einem Anschlag mit einem Fahrzeug auf dem Platz des
Himmlischen Friedens in Peking, direkt vor dem Sitz der Zentralregierung. Bei
dem Anschlag starben zwar nur wenige Menschen, aber auf den ETIM-Webseiten
erschien ein Video davon als Beweis dafür, daß die Terroristen sogar mitten in
der chinesischen Hauptstadt zuschlagen konnten. Und 2014 griff ein einzelner,
mit einer Machete bewaffneter Attentäter den Bahnhof von Kunming an, wobei 31
Menschen getötet und 140 verwundet wurden. Bei keinem dieser Angriffe machten
die Terroristen bei ihren Opfern einen Unterschied zwischen Han-Chinesen und
Uiguren.
© Schiller-Institut/Christine Bierre
Uiguren lernen den Umgang mit Nähmaschinen, um bessere Jobs zu bekommen,
aufgenommen am 12. Juli 2019 im Berufsaus- bildungszentrum Gaochang in Turpan,
einer Stadt im Osten Xinjiangs.
© Schiller-Institut/Christine Bierre
Junge Uiguren erhalten Unterricht in chinesischer Sprache, damit sie bessere berufliche Aussichten haben.
Unterweisung in lebensrettenden Maßnahmen im Berufszentrum Gaochang [unten].
© Schiller-Institut/Christine Bierre
© EIRNS/William Jones
Künstler wie einheimische Musiker am Eingang einer U-Bahn-Station [oben]
und kasachische Tänzer in einem beliebten Restaurant [unten] sorgen für
wachsenden Tourismus in Urumqi. Fotos vom Dezember 2018.
© EIRNS/William Jones
Im Weißbuch wird festgehalten, daß die chinesischen Behörden seit 2014
insgesamt 1588 gewalttätige Terrorbanden in Xinjiang zerschlagen haben.
Rädelsführer und Haupttäter, die für extremistische Anschläge verantwortlich
sind, werden ebenso wie Wiederholungstäter streng bestraft, aber mit den
Mitläufern wird nachsichtig umgegangen. Der eigentliche Schlüssel zur
Regierungspolitik sind jedoch die Bemühungen um eine Entradikalisierung, d.h.
vorbeugende Programme zur Beseitigung oder Eindämmung radikal-islamistischer
Ideologie. In den letzten drei Jahren hat es keine größeren Anschläge mehr
gegeben; Chinas Politik scheint also sehr erfolgreich zu sein.
Während der Islam wie die anderen Religionen in China frei praktiziert wird
– und viele Muslime spielen eine wichtige Rolle in der chinesischen
Gesellschaft –, versucht die Regierung, den radikalen Islam einzudämmen, der
in Xinjiang wie in anderen muslimischen Regionen seinen unheilvollen Einfluß
ausweiten will. Bis zum Beginn der Terrorwelle in den 90er Jahren lebten die
Angehörigen der verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppen in Xinjiang in
relativer Harmonie. Doch mit dem zunehmenden Terrorismus mußten die Behörden
den wachsenden Einfluß des radikalen Islam genauer beobachten.
Bildung, Ausbildung, Arbeitsplätze
Der radikale Islam unter den Uiguren verfolgt ähnliche Ziele wie Al-Kaida
und andere radikale islamische Gruppen. Frauen werden wieder verschleiert,
Bildung wird – außer der religiösen Erziehung – abgeschafft, moderne Technik
(mit Ausnahme der für den Dschihad nützlichen) ist verpönt, und die Menschen
werden in ähnliche Zustände wie in der vorindustriellen Zeit gezwungen. Ein
sich modernisierendes China wird daher als tödliche Gefahr für diese radikale
Ideologie angesehen.
Die Ausbildungszentren der Regierung haben den Menschen, die sonst von
einer solchen geistlosen Ideologie angezogen werden könnten, eine Alternative
geboten, indem sie ihnen die notwendigen Instrumente zur Verfügung stellten,
um an einem sich modernisierenden China teilzuhaben, also berufliche
Qualifikation, Sprachkenntnisse, ein Verständnis der Gesetze der Nation sowie
der eigenen Rechte und Privilegien. Das Ziel war nicht, die Menschen zu
bestrafen, sondern ihnen zu helfen, produktive Mitglieder der Gesellschaft zu
werden und ihnen die Möglichkeit zu geben, zur Versorgung ihrer Familien
beizutragen.
Zwei Mitglieder des Schiller-Instituts hatten vor gut einem Jahr die
Gelegenheit, die Region zu besuchen, insbesondere eines dieser Zentren in
Gaochang in der Präfektur Turpan. Wie einer von ihnen bemerkte, haben die
Menschen in diesem Zentrum das Gefühl, daß sie die Ausbildung erhalten, die
sie brauchen, um eine wertvolle Rolle in der Gesellschaft von Xinjiang zu
spielen. Und dies wurde im allgemeinen von Mitgliedern der zahlreichen
ausländischen Delegationen bestätigt, die zu einem Besuch dieser Zentren
eingeladen wurden.
Aufdeckung der Medienlügen
In den letzten Monaten sind chinesische Journalisten, insbesondere vom
englischsprachigen Sender China Global Television Network
(CGTN), durch ganz Xinjiang gereist und haben mit Menschen gesprochen,
die diese Berufsausbildungszentren absolviert haben. CGTN berichtet,
wie diese Absolventen jetzt ein erfolgreiches Leben in verschiedenen Berufen
führen. Zu den Gesprächspartnern gehörten ein Künstler, ein Immobilienmakler
und eine Frau, die eine Textilfabrik betreibt. Nachdem sie neben ihrer
ethnischen Muttersprache auch Chinesisch gelernt haben, haben sie nun eine
größere Chance, an dem Wirtschaftswachstum, das die BRI in die Region bringt,
teilzuhaben. Und am 9. Dezember gab der Gouverneur von Xinjiang, Shohrat
Zakir, bekannt, daß alle Menschen in diesen Zentren ihren Abschluß gemacht
haben.
Westliche Medien, allen voran die New York Times, werfen den
chinesischen Behörden auch vor, Kinder in Internate einzusperren. CGTN
und andere Medien führten zahlreiche Interviews mit Kindern, die dort eine
kostenlose Ausbildung sowie drei Mahlzeiten am Tag erhielten – was in ihren
armen Heimatdörfern nicht immer möglich war. Angesichts der großen
Entfernungen in der Region erschloß die Möglichkeit des Internatsbesuchs den
Schülern ein Bildungsniveau, das in ihren Heimatdörfern unerreichbar war. Und
die Entscheidung, ob sie in ein Internat gehen wollten, lag bei ihnen und
ihren Eltern.
Wie zahlreiche Interviews in CGTN gezeigt haben, sind die
Absolventen der Zentren nun in der Lage, ihren Lebensunterhalt als Künstler,
Lehrer, Textilarbeiter oder Unternehmer zu verdienen. Ihre Beherrschung des
Mandarin-Chinesischen eröffnet ihnen auch eine größere Auswahl an
Arbeitsplätzen, unter anderem im wachsenden Tourismus in Xinjiang, der infolge
der neugewonnenen Sicherheit in der Region jetzt boomt. Im Jahr 2019 besuchten
mehr als 200 Millionen Touristen Xinjiang!
Unruhen in Xinjiang sollen China „eindämmen“
In der Zeit des Kalten Krieges verfolgte der Westen allgemein eine Politik
der „Eindämmung Chinas“ in Rahmen der „Eindämmung des Kommunismus“. Nach dem
chinesisch-sowjetischen Zerwürfnis änderte sich dies teilweise, die USA fingen
an, China als Verbündeten gegen Moskau zu umwerben. Die Eindämmungspolitik
konzentrierte sich auf die Gebiete, in denen man Chinas Achillesferse sah: vor
allem Tibet, das schon seit langem eine Region war, in der die Briten von
ihrem Stützpunkt in Indien aus China bekämpften, und die mehrheitlich
uigurische Provinz Xinjiang. Das britische Hongkong diente zusammen mit Taiwan
als ein weiterer Stützpunkt für Operationen gegen China. Jetzt, da China zu
einer aufstrebenden Macht geworden ist, werden diese Brennpunkte der
Destabilisierung von denjenigen im Westen, die China am Boden halten wollen,
wieder aktiviert.
Doch Xinjiang hätte ohne den Schub der Verjüngung Chinas nie eine
Entwicklung erlebt. Seit dem Beginn der Volksrepublik 1949 und der Gründung
des Xinjiang Production and Construction Corps (XPCC) 1954 war das Ziel, die
Landwirtschaft in der Region zu verbessern. Das Korps diente als eine Art
Grenzpolizei in einer Region, die während des Zweiten Weltkriegs ein Zankapfel
zwischen China und der Sowjetunion gewesen war, es hatte aber auch die
Aufgabe, die Region wirtschaftlich zu entwickeln, die landwirtschaftliche
Erzeugung auszuweiten und Bewässerungsprojekte zu bauen, um die knappen
Wasserressourcen der Region besser zu nutzen. Es wählte die Gebiete aus, die
gewöhnlich am trockensten waren, um nicht in Konkurrenz zu den ansässigen
Bauern zu treten.
1962 zogen viele ethnische Gruppen infolge der Belastungen durch Maos
„Großen Sprung nach vorn“ und die anhaltende chinesisch-sowjetische Spaltung
aus Xinjiang in die Sowjetunion. Die Bauernhöfe, die sie leer zurückließen,
wurden dann von den Mitgliedern des XPCC bewirtschaftet. Während der
Kulturrevolution wurde das Korps erst verkleinert und 1975 vollständig
aufgelöst. Aber als die Sowjetunion 1979 in Afghanistan einmarschierte und der
Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter (1977-81), Zbigniew
Brzezinski, muslimische Extremisten in Afghanistan ermutigte, die Mudschahedin
für den Dschihad gegen die Sowjets aufzubauen, fürchtete man in China, daß
dieser Extremismus bald auf Xinjiang übergreifen würde. Daher wurde 1981 das
Korps wieder gegründet. Das XPCC hat im Laufe seines Bestehens zehn
mittelgroße Städte gebaut und beteiligt sich an deren Verwaltung. Es setzt
sich aus Angehörigen von 37 ethnischen Gruppen zusammen.
In Xinjiang wurde auch die Saat für die BRI gelegt. Xinjiang war der
Schwerpunkt der Wirtschaftsentwicklung im Westen Chinas in den 90er Jahren,
die sich auf den Bau von Eisenbahnstrecken in die westlichen Regionen stützte.
Und mit der Auflösung der Sowjetunion 1991 gab es plötzlich mehrere neue
Staaten, die an Xinjiang grenzten. Die Fähigkeit, den Handel mit diesen neuen
Nationen zu steigern, erwies sich als Segen für Chinas Entwicklungsprojekt im
Westen des Landes.
Tatsächlich war die als Eurasische Landbrücke bekannte Eisenbahnstrecke,
die durch Xinjiang über Kasachstan nach Europa führte, die erste Etappe und
der Prototyp der späteren BRI. Einige der beteiligten Wissenschaftler an
diesem Projekt in der Region Xinjiang gehörten zu den ersten, die Anfang der
90er Jahre mit den Kräften von Lyndon LaRouche zusammenarbeiteten, um das von
LaRouche vorgeschlagene Entwicklungsprojekt des Produktiven Dreiecks in Europa
auf die Länder Zentralasiens und China zur „Neuen Seidenstraße“ auszuweiten.
Die erste Konferenz zu diesem Thema fand 1996 in Peking statt und war eine
gemeinsame Unternehmung der LaRouche-Bewegung und der chinesischen Regierung.
Die Konferenz wurde vom chinesischen Ministerium für Wissenschaft und
Technologie veranstaltet, und Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin und
Präsidentin des Schiller-Instituts, gehörte zu den Rednern.
Begrünung der Wüste
Neben dem Anbau von Weizen, Hirse und Sorghum ist Xinjiang auch ein
wichtiger Baumwollproduzent. Seit dem Jahr 2000 konzentriert sich das XPCC auf
die Tröpfchenbewässerung, eine Technik, die die Chinesen mit Hilfe der
Israelis entwickelt haben, die diese Technologie in den Wüstenregionen ihres
Landes sehr erfolgreich einsetzen. Mit der Tröpfchenbewässerung kann der
Wasserverbrauch um 60% und der Düngemittelverbrauch um 70% reduziert werden.
Sie hilft auch bei der Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen. Die
Einführung moderner Landmaschinen in der Region trägt ebenfalls zur Steigerung
der Produktivität bei. Der Vizepräsident der Xinjiang Yinfeng Modern
Agricultural Equipment Company, Liu Xunzhang, erklärte 2014, daß ihre
Erntemaschinen während der einmonatigen Pflücksaison 167 Hektar Baumwolle
ernten können. Mit der Verbesserung der Effizienz ist das auf heute 300 Hektar
angestiegen.
Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts startete die chinesische Regierung
auch ein großes Aufforstungsprogramm in der Nähe von Kashgar im südlichen
Xinjiang nahe der pakistanischen Grenze. In der Makit-Region westlich der
Taklamakan-Wüste wurden 50 Meter breite Gürtel von Pappeln gepflanzt.
Gleichzeitig wurden Saxaulbäume in geraden Reihen gepflanzt, um den
Bodenzustand zu verbessern und bei Sandstürmen als Windschutz zu dienen und
dadurch die Bodenerosion zu mildern. Nachts wurde eine Tröpfchenbewässerung
durchgeführt, und um die jungen Bäume wurden Drahtzäune gezogen, um sie vor
Tieren zu schützen. Nach Angaben der meteorologischen Behörden gab es im Jahr
2018 in Makit 100 Millimeter Niederschlag, während es vor zehn Jahren nur halb
so viel war. Sandstürme treten derzeit nur an etwa 50 Tagen im Jahr auf, im
Vergleich zu etwa 150 im Jahr 2009.
Die Waldbedeckung in den Oasen ist von 15 Prozent auf 23,5 Prozent
gestiegen, und insgesamt 3,3 Millionen Mu (217.200 ha) Ackerland wurden wieder
in Wald umgewandelt, um die Wüstenbildung aufzuhalten. Große Projekte für den
Umweltschutz wurden gestartet, wie z.B. das „Millionen Bäume Umwelt- und
Wirtschaftsprojekt“ im Ili-Tal und das „Projekt zur Prävention und Eindämmung
der Wüstenbildung im Tarim-Becken“, die zusammen 24,6 Mio. Mu (1,64 Mio. ha)
verschlechtertes Land wiederherstellen und 51,6 Mio. Mu (3,4 Mio. ha) Grasland
abriegeln, um übermäßige Beweidung zu verhindern. Das Tarimbecken-Projekt hat
die Wasser- und Bodenerosion auf mehr als 4000 Quadratkilometern kleiner
Flußtäler eingedämmt. Xinjiang profitiert auch stark von Chinas Kampagne zur
Armutsbekämpfung; zwischen 2014 und 2018 wurden 2,4 der rund 22 Millionen
Einwohner der Provinz aus der Armut befreit.
Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer
Die Statistiken aus Xinjiang erzählen eine ganz andere Geschichte als die
Machwerke der New York Times. Das Pro-Kopf-BIP in der Provinz ist
zwischen 1978 und 2018 um das hundertfache gestiegen. Xinjiang verfügt heute
über 21 zivile Flughäfen, mehr als jede andere chinesische Provinz, und ein
Straßennetz verbindet heute fast alle Dörfer in der Region. 1949 waren etwa 90
Prozent der Bevölkerung Xinjiangs Analphabeten, und die Einschulungsrate von
Kindern lag unter 20 Prozent. 2018 erreichte die Einschulungsrate von Kindern
im schulpflichtigen Alter in der Grundschule 99,9 Prozent. Der Anteil der in
Armut lebenden Menschen ist von 19,4 Prozent der Bevölkerung 2014 auf 6,1
Prozent im Jahr 2018 gesunken. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist von
30 Jahren im Jahr 1949 auf heute 72 Jahre gestiegen.
Der Ausbau von „Gürtel und Straße“ wird auch zu einer weiteren Verbesserung
der Verkehrs- und sonstigen Infrastruktur in der Region führen. Die Stadt
Urumqi hat sich bereits von einer verschlafenen Grenzstadt in ein bedeutendes
Zentrum der High-Tech-Produktion und Edelboutiquen verwandelt. Als wichtiger
Verkehrsknotenpunkt zwischen Europa und China entwickelt sie sich schnell zu
einer boomenden Metropole mit internationalem Flair. Alle großen Mode- und
Kaufhausketten siedeln sich dort an, und die schreckliche Armut, die die
Region so lange geplagt hat, wird allmählich überwunden.
© CC/Ccyber5
Urumqi, ein wichtiger Knotenpunkt an der alten Seidenstraße, ist heute ein
modernes kulturelles, politisches und kommerzielles Zentrum an „Gürtel und
Straße“, ein Tor zu Chinas westlichen Nachbarn und zu Europa darüber
hinaus.
Eine Autobahn, die als Teil des Chinesisch-Pakistanischen
Wirtschaftskorridors die Stadt Kashgar mit Pakistan verbindet, wird
voraussichtlich demnächst fertig gestellt werden und den Reichtum der Neuen
Seidenstraße in den Süden Xinjiangs bringen. Dies wird auch den chinesischen
Handel und chinesische Investitionen in ganz Süd- und Südwestasien fördern und
Ländern wie Syrien und Irak den dringend notwendigen Wiederaufbau nach den
langen Kriegsjahren ermöglichen.
Das wäre eine großartige Errungenschaft für Chinas BRI-Projekt. Aber es
gibt offensichtlich Kräfte im Westen, vor allem unter den Vertretern der alten
britischen Kolonialpolitik und ihren neokonservativen Anhängern in den USA,
die noch immer ihre Wunden über den „Verlust“ von Hongkong lecken. Dies sind
Kräfte, die daran gewöhnt sind, in ihrem „Großen Spiel“ mit Tibet, Xinjiang
und Hongkong zu spielen, um ein „aufsteigendes China“ zu stoppen, das ihre
internationale (imperiale) „Weltordnung“ ernsthaft zu stören droht. Das ist
die Wurzel der intensiven Propaganda der Sprachrohre Londons und Washingtons
gegen China.
Aber die glänzende Zukunft, die durch Chinas Modernisierung vorgezeichnet
ist, bietet nicht zuletzt auch den Menschen in Xinjiang, einschließlich der
großen uigurischen Bevölkerung in der Provinz, einen Weg der Hoffnung. Die
wirtschaftliche Entwicklung Chinas ist ein Hochgeschwindigkeitszug, der auch
sie zu neuen Höhen des Wohlstands und Erfolgs führen wird – Höhen, wie man sie
sich in der höllischen Welt des radikalen Islam niemals vorstellen könnte.
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