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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Von Helga Zepp-LaRouche

Im Rahmen des ersten Konferenzabschnitts stellte Helga Zepp-LaRouche die LaRouche Legacy Foundation vor, die gegründet wurde, um das Lebenswerk ihres Ehemanns Lyndon LaRouche für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Lassen Sie mich nur ganz kurz sagen: Wir haben die Stiftung „LaRouche Legacy Foundation“ zu dem Zweck gegründet, das Werk meines Mannes zu erhalten und der ganzen Welt zugänglich zu machen. Wir wollen seine Gesammelten Werke veröffentlichen, und das ist eine Mammutaufgabe! Jeder, der Lyn gekannt hat, weiß, er hat an einem guten Tag 80 bis 100 Seiten geschrieben, druckreif! Mit allen Fußnoten, mit allem, was normalerweise die Redaktion macht, und ich habe es noch nicht gezählt, aber wenn diese Reihe der Gesammelten Werke auf 50, 60, ja sogar 100 Bücher heranwächst, wäre ich nicht überrascht.

Dann haben wir alle Videos. Wir haben die Briefe, die Memoranden, die internen Mitteilungen an wichtige Personen auf der ganzen Welt, in Regierungen und so weiter. Es handelt sich also um eine gigantische Arbeit, die meiner Meinung nach im Hinblick auf die historische Bedeutung von Lyndon LaRouche absolut entscheidend ist. Ich will es nicht als Tragödie bezeichnen, aber ich will es einen unglaublichen Zufall nennen, daß sich jetzt, ungefähr ein Jahr nach seinem Tod am 12. Februar letzten Jahres, all das erfüllt, was er viele, viele Male in Reden und Konferenzansprachen gesagt hat. Und wenn Sie sich nun den Zusammenbruch des ganzen Systems anschauen: Er hat das viele Male gesagt, in vielerlei Formen und mit vielen Prädikaten. Und ich weiß, daß viele Leute sagten: „Ja, das ist LaRouche, er übertreibt immer, dazu wird es nie kommen.“ Aber jetzt sind wir hier! Wenn Sie lesen, was Lyn in den 70er, 80er, 90er und 2000er Jahren gesagt hat, werden Sie überrascht sein.

Dieser erste Band enthält nur einige seiner wichtigsten wirtschaftswissenschaftlichen Werke – So, You Wish To Know All About Economics?, The Science of Christian Economy, Earth's Next Fifty Years und einige andere Schriften.1 Ich möchte Sie wirklich dringend bitten, sich ein Exemplar dieses Buches zu besorgen und sich eine Freude damit zu machen, jeden neuen Band zu erwerben, sobald er herauskommt, was die Legacy Foundation mindestens zweimal im Jahr tun möchte, vielleicht sogar schneller. Ich möchte, daß Sie dazu beitragen, damit wir diese Arbeit beschleunigen können. Machen Sie es sich zu Ihrer eigenen Herzensangelegenheit, Lyndon LaRouches Vermächtnis zu bewahren.

Ich habe letztes Jahr ein Video gedreht, um Ihnen einige der Überlegungen zu vermitteln, warum ich dies für wichtig halte. Vielleicht können wir jetzt das Video sehen,2 und dann werde ich einige abschließende Bemerkungen machen.

Reflexionen über Nikolaus von Kues und Lyndon LaRouche

(Helga Zepp-LaRouche im Video:) Hallo Ihnen allen. Viele von Ihnen haben an der herausragenden Gedenkveranstaltung für meinen Mann, Lyndon LaRouche, teilgenommen oder sich inzwischen das Video angesehen,3 und dann haben Sie einen Vorgeschmack davon bekommen, was für einen schönen Geist mein Mann wirklich hatte und wie wichtig die Ideen für die heutige Welt sind. Ich würde ihn sogar auf eine Ebene mit den größten Denkern stellen, die es vielleicht einmal in jedem Jahrhundert gibt und die durch ihren intellektuellen Beitrag das gesamte Wissen ihrer Zeit verändern und den Grundstein für künftige Generationen legen. Ich stelle ihn also auf eine Ebene mit Platon, Nikolaus von Kues, Kepler, Leibniz, Einstein, weil er zu allen Werken dieser großen Denker etwas Einzigartiges beigetragen hat: die LaRouche-Denkmethode. Und ich bin absolut davon überzeugt, daß es, wenn wir jetzt seine Gesammelten Werke veröffentlichen würden – was eine gigantische Aufgabe ist, weil er einer der produktivsten Schriftsteller seiner Zeit war –, die gleiche Wirkung hätte wie die Einführung Platons in die italienische Renaissance.

Lassen Sie mich Ihnen nun erklären, was ich damit meine.

Die italienische Renaissance wurde durch viele Faktoren vorbereitet, durch das Werk von Dante, Petrarca, vielen Bildhauern und großen Malern, aber was wirklich den Funken auslöste, der die Renaissance zu dem machte, was sie tatsächlich wurde, war die Einführung Platons und des Denkens von Nikolaus von Kues.

Nikolaus von Kues gehörte zu einem Kreis humanistischer Denker, die überzeugt waren, daß man auf die Originaldokumente aller Zeiten, aller Ereignisse, auf die Handschriften zurückgreifen mußte. In dieser Eigenschaft wurde er vom Papst ausgesandt, um herauszufinden, ob die Frage des Filioque in den frühen Dokumenten der ersten Konzile der Kirche auftaucht. Beim Filioque ging es um die Frage, die die orthodoxe und die katholische Kirche gespalten hatte: Das war die Frage, ob der Logos nur vom Vater ausgeht, was der Glaube der orthodoxen Kirche war, oder ob er auch vom Sohn – filioque – ausgeht. Nun fuhr Nikolaus nach Byzanz, und er fand alle Handschriften der frühen Konzile der Kirche, in denen das Filioque tatsächlich enthalten war.

Das war ein vollständiger Durchbruch, denn damit konnte er die Väter der orthodoxen Kirche überzeugen, zu den Konzilen von Ferrara und Florenz zu kommen. So reiste er 1437-38 mit einer ganzen Delegation von etwa 700 Personen, dem Kaiser von Byzanz, dem Patriarchen und vielen Gelehrten, aus Griechenland zu diesen Konzilen.

Schon unterwegs sprach er mit Leuten wie Georgius Gemistos Plethon, dem 83jährigen Berater des [byzantinischen] Kaisers und wichtigsten Platon-Gelehrten in Griechenland. Er wollte ernsthaft Platon wieder bekannt machen, eine Renaissance in Griechenland erschaffen und Aristoteles widerlegen. Er war der Meinung, daß Aristoteles die Ideen Platons völlig falsch dargestellt hatte oder nicht fähig war, sie zu verstehen. Er sagte, Aristoteles sei mit dem Christentum völlig unvereinbar.

So bedeutete der Dialog zwischen Nikolaus und allen diesen Gelehrten, daß Nikolaus bereits auf dieser Reise einen Durchbruch erreichte. Es gelang ihm, eine neue Denkmethode zu entwickeln, worüber er sich sehr bewußt war, er sagte: „Ich sage jetzt etwas, was noch kein Mensch je zuvor gedacht hat.“ Und das war das Prinzip der coincidentia oppositorum, das ist die Idee, daß das Eine einen höheren Wert und eine höhere Ordnung hat als das Viele, und daß der menschliche Geist immer Widersprüche überwinden kann, indem er auf einer höheren Ebene eine Vernunftebene entwickelt, die einen Weg zur Lösung von Problemen bietet, die auf der niedrigeren Ebene nicht gelöst wurden.

Diese Idee war in der Tat der völlige Durchbruch im Denken. Denn Aristoteles hatte gesagt: Es kann nicht sein, daß etwas wahr ist und daß das Gegenteil davon ebenfalls wahr ist. Alle diese Denker einschließlich Nikolaus sagten dagegen, dies sei eine niedrigere Ebene des Denkens, weil man auf der Ebene der Widersprüche bleibt, während Nikolaus in der Apologia Docta Ignorantia – seiner Replik auf einen Heidelberger Gelehrten, Johannes Wenck – sagte, Aristoteles sei wirklich eine sehr niedrige Ebene des Denkens, wie die Ratio eines Tieres, aber nicht besser, während die Methode, die von Platon entwickelt wurde und die ich jetzt weiterentwickle, wie das kreative Denken ist, das sich seiner selbst bewußt ist. Es ist, als stünde man auf einem hohen Turm, und von diesem Standpunkt aus kann man den Suchenden, das Gesuchte wie auch den Prozeß des Suchens sehen, was einen ganz anderen Zugang eröffnet.

Nun traf diese Delegation in Ferrara ein, und es gab viele Vorträge u.a. von Cesarini, dem Cusa seine De Docta Ignorantia gewidmet hatte, und alle diese Gelehrten hörten dann Plethon und Bessarion, der Erzbischof von Nizäa war, und sie wurden zum ersten Mal mit dem gesamten Werk Platons bekannt gemacht, das im übrigen Europa mit Ausnahme Griechenlands nach dem Fall des antiken Griechenlands, nach dem Peloponnesischen Krieg völlig verloren gegangen war. Es gab einige wenige Exemplare in einigen Klöstern, aber niemand konnte Griechisch lesen, und als Petrarca versuchte, Griechisch zu lernen, fand er niemanden, der ihn unterrichten konnte, so daß er nie Zugang dazu hatte. Aber er wußte, daß dieser Mann, Platon, äußerst wichtig sein mußte, weil Augustinus sich in seinen Schriften auf Platons Werke bezog.

Diese Vorträge lösten eine unglaubliche intellektuelle Gärung aus, und glücklicherweise befand sich unter den Zuhörern jemand aus einer sehr wohlhabenden Familie, nämlich Cosimo de’ Medici, und der finanzierte ein Eilprogramm für die Übersetzung der Werke Platons.

Die Kombination der Schriften von Cusa und das Erscheinen der gesamten Werke Platons legte den Grundstein für den Paradigmenwechsel, der das Mittelalter von der Neuzeit trennte. Das Mittelalter war geprägt von Scholastik, Aristotelismus, Hexenglaube und Aberglauben, aber dann tauchten die neuen Ideen auf, das neue Paradigma, ein neues Menschenbild und die völlig neue Vorstellung, daß es die Möglichkeit einer unendlichen Vervollkommnung jedes menschlichen Wesens gab, daß wir mit Wissenschaft und Technik die Gesetze des Universums studieren konnten und daß dies die Grundlage für die Verbesserung des Lebensstandards, eine Zunahme der Bevölkerung sein würde. Es war also eine vollständige Revolution, und sie legte den Grundstein für alles Gute, das in den nächsten 600 Jahren aus der europäischen Geschichte hervorging.

Ich bin fest davon überzeugt, daß die Veröffentlichung der Gesammelten Werke von Lyndon LaRouche heute eine ähnliche, vielleicht sogar noch stärkere Wirkung haben würde. Denn wie sieht es heute aus? Wir haben im Westen eine große kulturelle Krise. Es gibt einen Zusammenbruch der moralischen Werte, die Wissenschaften sind vom Utilitarismus und von der Idee des Profits beherrscht. Viele Wissenschaftler sind nur Brotgelehrte, sie arbeiten für ihr Gehalt, aber sie versuchen nicht, die Wahrheit zu finden. Ich denke, das ist an allen Fakultäten der Welt ein bekanntes Phänomen, daß man, wenn man genug Geld bekommt, alles veröffentlicht, was von einem erwartet wird.

Nun, der kulturelle Zusammenbruch des Westens ist für jedermann offensichtlich: die Drogenepidemien, die schreckliche Jugendkultur, die Häßlichkeit in der sogenannten Kunst und viele andere solcher Phänomene. Ich bin also absolut überzeugt, wenn wir jetzt so schnell wie möglich Lyns Gesammelte Werke veröffentlichen, würde dies eine unglaubliche Begeisterung auslösen, weil das Ferment bereits existiert. Denn während sich der Westen in einem finsteren Zeitalter befindet, gilt das nicht für die ganze Welt, denn die Neue Seidenstraße, die von China gefördert wird und ihren Ursprung in China hat – dieser Geist der Neuen Seidenstraße hat sich bereits in etwa 126 Ländern durchgesetzt, die sich der Belt & Road Initiative angeschlossen haben und die die Idee haben, daß es eine völlig neue Zeit geben wird, in der Armut und Unterentwicklung überwunden werden können.

Ich habe erst vor drei Wochen am Asian Dialogue of Civilizations in Beijing teilgenommen,4 der ein außergewöhnliches Ereignis war. 47 Nationen nahmen daran teil, und sie alle waren sehr stolz auf die alten asiatischen Zivilisationen, die viele tausend Jahre – 5000 und mehr – zurückreichen, und sie waren sich der Tatsache bewußt, daß viele dieser Zivilisationen die Wiege der ganzen Menschheit sind.

Jetzt sind sie überzeugt, daß das Asiatische Jahrhundert kommt oder sogar schon begonnen hat, und daß sich der Westen in einem Zustand des Niedergangs befindet. Ich denke, daß das, was die Asiaten tun, großartig ist, es ist eine große Inspiration – aber ich denke auch, daß wir Europa und die Vereinigten Staaten nicht dem Zusammenbruch überlassen dürfen, sondern daß wir einen Ansatz brauchen, bei dem alle Länder und alle Kontinente gleichzeitig gedeihen. Und ich bin absolut davon überzeugt, daß dies nur möglich ist, indem sich alle Länder dem neuen Paradigma anschließen, und wir dann gemeinsam mit den Afrikanern Afrika entwickeln und die Unterentwicklung in Lateinamerika, in Asien und allen unterentwickelten Teilen der Vereinigten Staaten und Europas überwinden.

Wir brauchen einen Dialog der Kulturen, der die besten Traditionen aller klassischen Kulturen zurückbringt; aber vor allem brauchen wir das fortschrittlichste Denken aller Zeiten, das Denken von Lyndon LaRouche, das eine ähnliche grundlegende Renaissance in den Wissenschaften und Künsten und eine ganz ähnliche Diskussion über das Menschenbild auslösen wird, so wie es in der italienischen Renaissance geschah – diesmal für die Zukunft der gesamten Menschheit.

Wenn Sie das für eine lohnende Idee halten, dann möchte ich Sie bitten: Seien Sie großzügig und helfen Sie uns, damit das funktioniert. Sie können auf vielfältige Weise helfen. Kontaktieren Sie uns, und wir werden eine Aufgabe für Sie finden, damit Sie an diesem spannenden Projekt teilnehmen können. Denken Sie aber auch daran, daß wir dafür Ihre finanzielle Unterstützung brauchen – aber tun Sie das in dem Geist, daß jetzt die Zeit gekommen ist, die neue Epoche der Zivilisation zu gestalten, die hoffentlich das Zeitalter sein wird, in dem die Menschen als wahrhaft menschliche Wesen miteinander in Beziehung treten, daß die Zukunft der Menschheit so sein wird wie die Beziehungen zwischen Wilhelm von Humboldt und Friedrich Schiller oder zwischen Albert Einstein und Max Planck – und daß die Nationen in einem völlig neuen Geist miteinander in Beziehung treten werden, etwas, das Nikolaus von Kues den spiritorum universorum nannte, das ist der Geist der Neuen Seidenstraße, und daß die Werke meines geliebten Mannes der entscheidende Funke sind, der dies möglich macht. (Ende des Videos)

Gehet hinaus und mehret euch

Wir wollen Exemplare der Bücher an viele internationale Bibliotheken verschicken, deshalb brauchen wir dafür Unterstützung. Wenn diese Bücher den Studenten für ihre Studien zur Verfügung stünden, bin ich absolut sicher, daß die von meinem Mann entwickelte spezifische Methode sich verbreiten würde – wir werden in den nächsten Stunden und auch morgen mehr darüber hören: die spezifische LaRouche-Methode des Denkens, die das fortschrittlichste Denken ist, das die Menschheit bisher hervorgebracht hat.

Nun mögen Sie sagen: „Sie sagt das, weil sie ihren Mann geliebt hat.“ Das ist es auch, aber es ist mehr als das. Ich bin sicher, daß der Beitrag, den Lyndon LaRouche geleistet hat, von größter Bedeutung für die Lösung der heutigen Weltprobleme ist. Und deshalb möchte ich, daß Sie das Buch kaufen, daß Sie darüber nachdenken, wie Sie helfen können, und daß Sie darüber nachdenken, die Ideen meines Mannes zu verbreiten. Sie werden schockiert sein, wenn Sie sehen, was er gesagt hat, und wie früh er es gesagt hat. Wie Sie bei den beiden Videos von ihm gehört haben, die Dennis am Anfang abgespielt hat,5 ist vieles von dem, was er gesagt hat, so aktuell, als hätte er es in dieser Minute gesagt. Und diese einzigartige Fähigkeit, vorausschauend zu handeln, eine richtige Prognose zu stellen und dann eine Lösung zu finden, das ist etwas, was viele, viele Menschen auf der ganzen Welt studieren müssen. Das ist es, was ich Ihnen sagen möchte.


Band I der Gesammelten Werke von Lyndon LaRouche ist soeben erschienen und kann bei der LaRouche Legacy Foundation6 erworben werden.


Anmerkungen

1. Auf deutsch erschienen unter den Titeln: Was Sie schon immer über Wirtschaft wissen wollten (1985), Christentum und Wirtschaft (1992) und Die kommenden 50 Jahre: Dialog der Kulturen Eurasiens (2006).

2. siehe https://www.youtube.com/watch?v=akoB_kFuQgg

3. siehe https://www.youtube.com/watch?v=cGIDFg1N1yQ, vgl. Neue Solidarität 25/2019

4. vgl. Neue Solidarität 24/2019

5. vgl. Neue Solidarität 19/2020

6. siehe https://www.larouchelegacyfoundation.org/collected-works/volume1