Produktiver Kredit statt räuberischer Schulden
Von Ellen Brown
Ellen Brown, Präsidentin des Public Banking Institute,
übermittelte der Konferenz den folgenden Videobeitrag.
Hallo! Mein Name ist Ellen Brown. Ich bin Präsidentin des Public Banking
Institute. Danke, daß Sie mich eingeladen haben, das Wort zu ergreifen.
Wir haben im Moment eine Krise. Auf der einen Seite schließen sich Türen,
auf der anderen Seite öffnen sich Türen. Es ist tatsächlich eine Gelegenheit
für uns, etwas zu tun, worüber die Leute bereits gesprochen haben;
Geldreformer haben jahrzehntelang darüber gesprochen. Und zwar, daß die
Regierung das Geld direkt zur Finanzierung von Produktivität ausgeben
sollte.
Lyndon LaRouche hat vor 40 Jahren darüber geschrieben, daß wir sämtlichen
Kredit, den wir brauchen, selbst schaffen könnten, solange er für produktive
Zwecke verwendet wird...
Das tun zum Beispiel die Chinesen. Ihre Regierung besitzt 80% des
chinesischen Bankenvermögens, das im Grunde aus Kredit besteht. Sie können
also direkt von ihren staatseigenen Banken Kredite aufnehmen, die das Geld in
ihren Büchern schaffen, und dann bauen sie so etwas wie eine
Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn, und dann zahlen die Erlöse aus dem produktiven
Objekt, das sie gebaut haben, den Kredit ab.
Das funktioniert sehr gut für die Chinesen, und wir könnten dasselbe tun.
Das ist es, worüber LaRouche geschrieben hat...
Die Tradition der amerikanischen Kolonien
Die stabilsten Kolonien waren die zentral gelegenen Kolonien,
einschließlich Pennsylvania, das eine Art Vorzeigemodell darstellte. Das war
die Kolonie von Benjamin Franklin, über die er schrieb und die er populär
machte. In Pennsylvania entwickelten sie ein System, bei dem die Regierung
eine Bank hatte, über die sie das Geld ausgab. Sie wurde Landbank genannt, und
angeblich war das Ackerland die Sicherheit, aber in Wirklichkeit haben sie die
Bauern nicht zwangsvollstreckt. Aber was sie taten, war, daß die Kolonie das
Geld druckte und es dann den Bauern zu 5% Zinsen lieh, was weitaus bessere
Konditionen waren, als sie sie irgendwo anders bekommen konnten. Es gab
sowieso kaum Banken, und die Bank of England verlieh Kredite zu 8%. Aber es
ist nicht so, als hätten Sie eine Bank of England-Filiale an der Straßenecke
gehabt, wie es heute gang und gäbe ist; sie war in England.
Die Landbank verlieh also an die Bauern, und die Bauern zahlten das Geld
zurück, es war ein nachhaltiges System, das auf Krediten und Schulden beruhte.
Das Zinsproblem wurde auch deshalb gelöst, weil die Regierung der Emittent des
Geldes war, sie konnte ein wenig mehr ausgeben, und das würde die Zinsen
decken. Sie konnten es ausgeben, für Straßen oder andere Dinge oder was auch
immer die Menschen brauchten.
Das war also ein sehr nachhaltiges System, bis König George [von
Großbritannien] sagte, die Kolonisten dürften nicht mehr ihr eigenes Geld
drucken. Zuerst hat er einfach einige der Kolonien stillgelegt; diejenigen,
deren Geldvorrat sich abwertete – das von Pennsylvania wurde nicht
geschlossen, es durfte immer noch betrieben werden. Aber Franklin machte den
Fehler, nach England zu gehen und sich für die Sache einzusetzen und zu sagen,
daß dieses Papiergeld großartig sei, daß sie auf diese Weise ihre Wirtschaft
finanziert hätten. Das war der Grund, warum sie so produktiv waren. Alle
staunten; die Menschen in Europa staunten darüber, wie sich diese Kolonisten
sozusagen selbst aus dem Sumpf emporgezogen hatten. Sie kamen wirklich gut
zurecht mit dem, was gerade wie Wildnis aussah; es gab nicht viel. Franklin
schrieb diesen Erfolg diesem Geldsystem zu.
Aber anstatt den König zu überzeugen, flüsterte die Bank of England in sein
anderes Ohr, da es ihnen offensichtlich nicht gefiel. Der Zweck der Kolonien
bestehe nicht darin, sich selbst zu versorgen, sondern darin, das Mutterland
zu versorgen. Also schloß König George alle Kolonien, und das soll ein
wichtiger Auslöser für die Revolution gewesen sein...
Geldschöpfung unter Lincoln
Lincoln sah sich während des Bürgerkriegs mit einem Zinssatz von 24% bis
36% konfrontiert, zu dem sie von den großen Banken in England Geld leihen
konnten. Um das zu vermeiden, griff er auf das alte System der Kolonialzeiten
zurück, und druckte einfach sein eigenes Geld. Man nannte dieses Geld
„Greenbacks“ oder US-Noten. Im Zuge dessen verdoppelte er die Geldmenge.
Die Wirtschaftstheorie besagt, dies wäre hyperinflationär und die Währung
würde abwerten. Aber so war es ganz und gar nicht. Mit Hilfe dieses Geldes,
das er gedruckt hatte, gelang es dem Norden, den Krieg zu gewinnen. Die
Wirtschaft war nach dem Krieg stärker als vor dem Krieg; worüber sich die
Menschen ziemlich wunderten. Sie hatten dieses zusätzliche Geld, das dann in
die Produktivität investiert werden konnte.
Eine Sache, die sie bauten, war die Transkontinentale Eisenbahn, die Ost-
und Westküste des Landes miteinander verband. Sie war wahrscheinlich eines der
produktivsten Infrastrukturprojekte, das im 19. Jahrhundert gebaut wurde. Dies
alles wurde mit Geld gebaut, das von der Regierung als Darlehen ausgegeben
wurde, und dann wurden die Darlehen zurückgezahlt. Die Regierung machte mit
dieser Anlage von Geld, das sie gerade erst in ihren Büchern angelegt hatte,
einen schönen Gewinn. Das hat also sehr gut funktioniert...
Die Lage heute
Die Banken sind so eng mit den Hedgefonds und all diesen Dingen verbunden,
denen finanziell unter die Arme gegriffen wurde, daß sie selbst gerettet
werden mußten, sonst wäre das gesamte Finanzsystem zusammengebrochen. Das war
ihr Argument, und es war tatsächlich wahr. Aber es trug nicht zur
Produktivität der Realwirtschaft bei. Tatsächlich gelangt dieses Geld nicht
einmal in die Realwirtschaft. Im Moment läßt die Zentralbank wegen des so
genannten Puts der Fed – früher hieß es „Greenspan-Put“ – die Märkte
nicht abstürzen. Die Anleger wissen das also, und sie stecken ihr Geld in die
Finanzmarkt-Wirtschaft und nicht in die Realwirtschaft. Sie stecken ihr Geld
nicht in die Produktivität; sie bauen keine neuen Fabriken. Sie verlagern ihre
Produktivität ins Ausland, und wir haben gesehen, was für eine Katastrophe das
in einer Krise wie der jetzigen sein kann, in der wir diese Fabriken hier
wirklich brauchen. Wir müssen diese Dinge hier produzieren, und wir brauchen
hier ganz sicher Arbeitsplätze.
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