Beethovens Vision 2020 für Weltharmonie gefeiert
Von Dennis Speed
Die Orchester- und Chorleiter Gerard Schwarz und John Sigerson, die
Pianisten Tian Jiang und Maryam Raya, ein vielfältiger 130köpfiger Chor, ein
65köpfiges Orchester und der New Yorker Chor des Schiller-Instituts
präsentierten am 16. Dezember im Isaac-Stern-Auditorium der Carnegie Hall
„Beethovens 250. feiern!“ Der Veranstalter des Konzerts, die Foundation for
the Revival of Classical Culture, versammelte ein nahezu vollbesetztes
Publikum von 2400 Personen, darunter mehr als tausend Schüler, Lehrer und
Eltern sowie Musiker, Diplomaten und andere. Zum ersten Mal seit mehr als
einem Jahrhundert wurden die aufgeführten Werke, darunter Ludwig van
Beethovens Klavierkonzerte Nr. 3 und 5, der vierte Satz der 9. Symphonie sowie
die Nänie für Chor und Orchester von Johannes Brahms, mit einem
modernen, vollbesetzten Beethoven-Orchester in der wissenschaftlichen Stimmung
c’=256 Hz präsentiert, ein Ziel, für das sich zahlreiche Musiker und das
Schiller-Institut seit über 30 Jahren einsetzen.
„So denken wie Beethoven!“
Der 250. Geburtstag des Komponisten wird von nun an bis zum 16. Dezember
2020 weltweit gefeiert. Das Schiller-Institut mit seinem New Yorker Chor hat
diese einjährigen Gedenkfeiern mit diesem Konzert zu Ehren Beethovens in der
berühmten New Yorker Carnegie Hall eingeläutet. Der Schiller-Chor sang dabei
auch ein Werk, das nicht von Beethoven stammt, sondern von Beethovens
musikalischem Nachfolger Johannes Brahms: Nänie. Die Nänie ist
eine Komposition für Chor und Orchester zu einem Gedicht von Friedrich
Schiller, dem auch weltweit als „Dichter der Freiheit“ bekannten größten
Dichter Deutschlands.
Von Anfang an – auch in den Begrüßungsworten des deutschen Botschafters bei
den Vereinten Nationen, S.E. Christoph Heusgen, und von Lynn Yen, der
Exekutivdirektorin der Foundation for the Revival of Classical Culture – wurde
Beethovens musikalische Interpretation von Friedrich Schillers „Ode an die
Freude“ als der bewegende Geist der bedeutenden Ereignisse gewürdigt, die vor
30 Jahren die praktisch gewaltlose Wiedervereinigung Deutschlands ermöglichten
und die Wunde heilten, die die Berliner Mauer von 1961 bis 1989 physisch
darstellte. Frau Yen zitierte die Vorsitzende der Stiftung, Elvira Green:
„Das Beispiel Beethovens lehrt uns, daß wir uns über unsere Grenzen erheben
und manchmal weit edlere Ideale ausdrücken können, als unsere Zeit und
vielleicht sogar unser Leben vorzuschreiben scheinen. Genau zu diesem Zweck
wurde die Neunte Symphonie geschrieben – nicht für die Reichen, sondern für
die Armen im Geiste; nicht für die materiell Privilegierten, sondern für die
geistig Engagierten.
Beethoven vollendete seine große Neunte Symphonie, obwohl er sie nicht
hören konnte. Die Musik liegt nicht im Klang, sie wird nur durch Klang
übertragen. Beethovens Musik kam aus seiner Seele, und das ist das Wunder der
Neunten Symphonie. Sie ist ein Wunder, nicht nur der musikalischen Darbietung,
sondern der universellen Solidarität und Brüderlichkeit, die dabei durch die
Aufführung einer musikalischen Komposition zum Ausdruck kommt. Sie ist genau
die Art von Wunder, die New York City, Amerika und auch die Welt unbedingt
brauchen.“
Der deutsche Botschafter bei den Vereinten Nationen, Christoph Heusgen,
sagte in seiner Ansprache an die 2400 Menschen im Publikum:
„Für mich als Deutschen ist es natürlich etwas ganz Besonderes, heute
abend, am Geburtstag von Ludwig van Beethoven, dem berühmtesten deutschen
Komponisten, hier zu stehen. Während wir heute an Beethovens 250. Geburtstag
erinnern, gab es vor fast 30 Jahren ein großes Fest der deutschen Einheit. Am
12. November 1989, nach dem Fall der Berliner Mauer, als viele Landsleute aus
Ostberlin und der DDR das Einkaufszentrum am Kurfürstendamm besuchten, gab es
auch viele, die einen anderen fantastischen Konzertsaal besuchten, nämlich die
Berliner Philharmonie, auch sie ein Gebäude mit Symbolcharakter... Daniel
Barenboim spielte dort, wo er alle Ostberliner einlud, in den Konzertsaal zu
kommen und ihm zuzuhören, und er spielte Beethoven. Beethoven war ein
Revolutionär; er war ein Revolutionär in Bezug auf die Musik..., aber er war
auch jemand, der die Revolution verfolgte, die Revolution in Frankreich. Er
verfolgte ihre Höhen und Tiefen... Sie werden heute abend, wenn Sie die Ode
an die Freude hören, verstehen, daß dies etwas ganz besonderes ist.“
Unter den Gästen waren Diplomaten und Vertreter der Vereinten Nationen aus
40 Nationen.
Für viele das erste klassische Konzert
In Begleittext des Konzertprogramms erfuhr das Publikum:
„Die heute abend vorgestellten Kompositionen – drei von Beethoven, eine von
Brahms und zwei Gedichte von Friedrich Schiller, die von den beiden
Komponisten vertont wurden – stehen beispielhaft für die beste Arbeit aller
drei Künstler. Vor allem werden sie alle in der ,Verdi-Stimmung’ vorgetragen,
bei der das mittlere c’ bei 256 Schwingungen pro Sekunde liegt, was einem a’
im Bereich von 430-432 entspricht, einer viel tieferen Tonlage, als sie heute
in den meisten Konzertsälen üblich ist. Authentizität muß nicht verlangen, daß
man auf Instrumenten des späten 18. Jahrhunderts spielt. Vielmehr ist dies ein
modernes Orchester, das mit modernen Instrumenten, aber in der richtigen
Stimmung spielt. Mit der ,Umstimmung’ wollen wir ein Programm präsentieren,
das durch die Verbindung von Kunst und Wissenschaft so nahe wie möglich an die
Intention der Komponisten heranreicht.“
Seit dem 8. April 1993, als das Schiller-Institut sein bahnbrechendes Forum
über Register und Stimmung im Kammermusiksaal der Carnegie Hall, der Weill
Recital Hall abhielt, wo der berühmte Tenor Carlo Bergonzi und acht
Sängerinnen und Sänger die Notwendigkeit der Stimmung von Instrumenten auf
c’=256 demonstrierten, und auch schon früher, steht der Name Lyndon LaRouche
für die Kampagne, Konzerte wieder in den Stimmungen aufzuführen, die Mozart,
Haydn, Beethoven und andere klassische Komponisten verwendeten.
LaRouche, der die Kampagne für die „wissenschaftliche Stimmung“ initiierte,
gab uns die Mittel an die Hand, um die Pflege der klassischen Kultur als eine
allgemeine, ja universelle Praxis wiederzubeleben, die vielleicht im
Konzertsaal beginnt, aber prinzipiell in jedes Klassenzimmer der Welt reicht.
Überall dort, wo Menschen unter Anwendung der Belcanto-Prinzipien der
Stimmführung und bewaffnet mit den Ideen von Beethoven, Bach und anderen zum
Singen inspiriert werden können, kann eine Revolution im menschlichen
Bewußtsein vorangetrieben werden, die praktisch augenblicklich selbst die
schlimmsten Auswirkungen von „Informationsgesellschaft“, Krieg und kultureller
Verzweiflung ausgleichen kann.
Die Aufführung des Schlußsatzes von Beethovens Neunter Symphonie unter der
Leitung von Gerard Schwarz – der den New Yorkern seit über 20 Jahren besonders
als Leiter der Konzertreihe „Mostly Mozart“ und als einer der wichtigsten
Befürworter der klassischen Musikerziehung in der Stadt bekannt ist –
begeisterte viele im Publikum, vor allem die tausend Mittel- und
Oberstufenschüler und deren Eltern, die oft ihr allererstes Konzert mit
klassischer Musik besuchten. Ein Hörer, der schon oft eine Aufnahme der
Symphonie gehört hatte, war erstaunt, „wieviel komplexer sie ist“, wenn man
sie mit vollem Orchester hört. Einige Mitglieder der diplomatischen
Gemeinschaft bemerkten untereinander, daß die Stimmung des Orchesters
„dunkler“ klang und die Stimmen des Chores besonders resonant waren.
Obwohl die Neunte Symphonie nicht in voller Länge aufgeführt werden konnte,
erlaubte das bekannte Thema „Freude, schöner Götterfunken“ den Interpreten –
Orchester, Chor und Solisten – trotz der Kürzung des Werkes den Geist von
Beethovens Botschaft universeller Brüderlichkeit zu vermitteln. Die
Chormitglieder, von denen die meisten gemäß der Tradition des
Schiller-Instituts keine Berufsmusiker sind, waren begeistert, mit einem
angesehenen professionellen Dirigenten auf der Carnegie-Bühne zu stehen, der
ihnen abverlangte, daß sie sich trotz ihrer Beschränkungen daran beteiligen,
dieses gewaltige symphonische und vokale Werk angemessen zu vermitteln.
Missa Solemnis
Im kommenden Jahr will das Schiller-Institut an Beethovens Missa
Solemnis in D-Dur arbeiten, dem Höhepunkt der geistlichen Klassik, einem
Stück, das selbst den am besten ausgebildeten Sängern ein Höchstmaß an Studium
und Konzentration abverlangt. Dieses Werk, das vom russischen Fürsten Nikolai
Galitzin in Auftrag gegeben wurde, der auch drei der späten Quartette
Beethovens förderte, wurde am 7. April 1824 in St. Petersburg in Rußland
uraufgeführt. Beethoven hielt seine Messe, seine Neunte Symphonie und andere
seiner Werke für geeignet, die Staatsführer der Welt auf eine höhere Ebene der
Überlegung und der Menschlichkeit zu heben, die den Krieg abschaffen kann.
Beethoven teilte offensichtlich die Einsicht des Konfuzius: „Wenn Musik und
Höflichkeit besser verstanden und geschätzt werden, wird es keinen Krieg
geben.“
Helga Zepp-LaRouche vom Schiller-Institut, die kürzlich vorschlug, das
gesamte Jahr 2020 dem Thema „So denken wie Beethoven“ zu widmen, sah in dem
Schwerpunkt des Instituts auf der klassischen Kultur schon immer das
wirksamste Mittel, mit dem Amerika oder jede andere Nation die
fortschrittlichste Diplomatie mit allen anderen Nationen betreiben kann. Indem
man das beste, was jede Nation zu bietet hat, als deren wahre Identität
hervorhebt, können ein universelles, gemeinsames Verständnis und
„Weltharmonie“ unter souveränen Nationen ein Konzert des Friedens durch
wirtschaftliche Entwicklung schaffen.
Lyndon LaRouches musikalische Schriften, darunter „Beethoven als
Naturwissenschaftler“, „Vom Wesen des Moralischen“ und „Das
,Florestan-Prinzip’ in der Kunst“ werden diese Bemühungen nicht nur ergänzen,
sondern auch vorantreiben. Die archivierten Schriften LaRouches und seine
Diskussionen in kleinen Gruppen über klassische Komposition in der Musik
werden, wenn sie veröffentlicht werden, Schockwellen in der Welt der Klassik
auslösen und von jenen begrüßt werden, die weltweit diese Gelegenheit zur
Erneuerung nutzen möchten, die Beethovens 250. Jahrestag – nur sechs Jahre vor
dem der Amerikanischen Revolution im Jahr 2026 – bietet.
LaRouches Videodokumentation „Sturm über Asien“, die er 1999 als eine
Lektion über die Anwendung klassischer Prinzipien auf das Studium der
aktuellen Geschichte komponierte – ausgehend von der Sichtweise, die der
Historiker Friedrich Schiller als „Universalgeschichte“ bezeichnete – beginnt
mit dem ersten Satz von Beethovens 6. Symphonie. Der Leser ist eingeladen,
dies zu betrachten und sich dabei zu fragen: „Warum ist diese Musik nicht nur
Hintergrund, sondern unverzichtbar für die Darstellung dieser politischen
Prognose?“ Durch die Beantwortung dieser Frage kann die wahre, lebenswichtige
Dringlichkeit der Antwort auf die Mahnung „Denken wie Beethoven!“ erst spürbar
und dann, mit Arbeit und Zeit, vollständig verstanden werden.
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