Ein Ansatz für die Zusammenarbeit zwischen den USA und China in der
Wissenschaft
Von Dr. Xing Jijun
Dies ist ein überarbeitetes Transkript der Rede, die Dr. Xing
Jijun am 5. Oktober 2019 auf der New Yorker Konferenz des Schiller Instituts,
„Die Menschheit als eine galaktische Gattung: Die notwendige Alternative zum
Krieg“ gehalten hat. Zwischenüberschriften wurden hinzugefügt. Dr. Xing ist
Botschaftsrat und Leiter der Abteilung Wissenschaft und Technologie des
Generalkonsulats der Volksrepublik China in New York.
Guten Tag Ihnen allen. Vielen Dank, Dennis, für Ihre Einführung, und auch
vielen Dank, Richard, und Ihren Kollegen, daß Sie mich heute hierher eingeladen
haben. Es ist mir eine große Freude, zusammen mit meinen Kollegen und anderen
Mitgliedern des Schiller Instituts zu sprechen. Ich zögere, wenn ich mit einem
solchen öffentlichen Vortrag auf so beeindruckende Redner wie Dr. LaRouche und
Madame LaRouche folgen muß, die eine Vielfalt von Themen angesprochen haben. Ich
fühle mich ein wenig demütig, wenn ich nun über die Zukunft und über die Zukunft
der Technik spreche, aber ich werde mein Bestes geben.
Richard gab mir das Thema „Ein Ansatz für die Zusammenarbeit zwischen den USA
und China in der Wissenschaft“. Ein großes Thema. Ich denke, man sollte es als
Frage betrachten, denn die Logik hat sich zuletzt geändert. In den letzten 40
Jahren haben die Menschen die Zusammenarbeit stets als etwas Gutes angesehen –
wir sollten zusammenarbeiten, wir sollten voneinander lernen und wir sollten
versuchen, Dinge zu tun, die sowohl China als auch den Vereinigten Staaten und
auch der ganzen Welt zugute kommen. Aber heute suchen einige eine Alternative,
es ist viel die Rede von Krieg, von Handelskrieg oder anderen Kriegen. Auch wenn
es uns nicht gefällt, dem müssen wir uns stellen.
Um einen Ansatz für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen China und den USA
zu finden, möchte ich heute zwei Stichworte nennen. Das erste ist „Innovation“,
und das zweite, auf das wir zurückkommen werden, ist „Kooperation“.
Innovation zum Wohl von Millionen
Das neue China hat gerade seinen 70. Nationalfeiertag gefeiert. Es hat
ziemlich lange gedauert, bis wir den Trends der Technik und der modernen
Gesellschaft gefolgt sind, weil wir in China in den letzten 200 oder mehr Jahren
so viele Rückschläge erlitten hatten. Glücklicherweise haben wir in den letzten
70 Jahren und besonders in den letzten 40 Jahren verstanden, daß wir uns der
Welt, dem neuen Wissen, den neuen Technologien und innovativen Möglichkeiten der
Eigenentwicklung stärker öffnen sollten. Heute haben wir ein solches Verständnis
von Innovation. Wir versuchen unser Bestes.
Ich persönlich begann das Wort „Innovation“ erst vor etwa 20 Jahren zu
verstehen, ab 1997. Als die Leute von „Innovation“ sprachen, wußte ich nicht
genau, was das bedeutet. Ich dachte, es wäre nur Forschung oder der Erwerb von
Wissen durch Bildung. Aber allmählich habe ich gelernt, daß „Innovation“
tatsächlich eine breitere Bedeutung hat. Sie basiert auf Wissen, auf
Technologien, aber nicht nur das.
Innovation bedeutet, durch Innovation Wert für die Gesellschaft zu schaffen.
Man muß sein Wissen und seine Technologie nutzen, um Produkte und
Dienstleistungen für die Menschen bereitzustellen. Man arbeitet für die
Verbesserung der Gesellschaft. Andernfalls hat man vielleicht viel Wissen im
Kopf, in seinem Geist, oder man hat eine neue Technologie – aber wenn man keine
guten Produkte für das Volk herstellt, dann hat es keinen Wert. Zum Beispiel
haben wir in China 1,4 Milliarden Menschen. Wir brauchen genug Essen für uns
alle! Solche Probleme können wir nur durch Innovation lösen.
In den letzten 40 Jahren haben wir in China versucht, genügend Lebensmittel
bereitzustellen, um unsere Bevölkerung zu ernähren. Gleichzeitig versuchen wir
herauszufinden, was in der Galaxis, auf dem Mond, auf dem Mars geschieht. Auch
wenn wir immer noch viele Schwierigkeiten damit haben, genügend Lebensmittel zu
produzieren, so sind wir doch gleichzeitig auch überzeugt, daß die Zukunft rosig
ist.
Was ist Innovation wirklich? Innovation besteht aus drei Stufen oder Phasen.
Die erste Phase ist ein „Schub“ von Technologie. Zum Beispiel beim Strom – wenn
wir helles Licht haben, können wir hier auch abends eine Konferenz abhalten, das
ist ein „Technologieschub“.
Dann wissen wir, daß Menschen, wenn sie mehr Wissen und mehr materielle Dinge
haben, von mehr oder von Besserem träumen werden. Dann werden wir also hören:
„Ich will weiter. Ich will fliegen. Ich will nicht nur Fahrrad fahren, ich will
Auto fahren!“ Das ist die zweite Stufe der Innovation, der „Sog“ des Designs. Es
gibt den „Technologieschub“, und dann gibt es den „Designsog“.
Und weil wir immer schneller und weiter reisen wollen, haben wir dann
Eisenbahnen. Beispielsweise brauchte ich, als ich Student war, fast acht
Stunden, um nach Hause zu fahren, mit einem Zug, der weniger als 60 km/h fuhr.
Aber jetzt haben wir einen 350 km/h schnellen Zug, einen viel schnelleren Zug.
Das ist also unser Wunsch: Wir wollen schnell reisen, wir wollen weit reisen.
Deshalb bauen wir Hochgeschwindigkeitszüge.
Zugang zu höherem Wissen für jedermann
Aber jetzt verändert sich die Welt so stark und schnell, daß
„Technologieschub“ und „Designsog“ nicht ausreichen! Die Menschen erwähnen
vieles, womit wir in Zukunft konfrontiert sein werden. Gegenwärtig verbreiten
sich plötzlich Krankheiten, die es noch nie zuvor gab. So hatten wir 2003 in
China plötzlich SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome). Wir haben
Klimaprobleme; auch wenn wir unterschiedliche Meinungen über ihre Ursache haben,
wir wissen, daß etwas passiert. Wir haben Energieprobleme und andere
Herausforderungen. Jetzt erkennen wir, daß die Menschen – ob in New York, New
Jersey, Kalifornien oder China – alle vor den gleichen Problemen stehen. Der
einzige Unterschied besteht darin, daß wir in China unter einigen dieser
Probleme mehr leiden als Sie im Westen. Aber wir haben ähnliche Probleme.
Die dritte Phase der Innovation ist daher heute und in Zukunft „die
Bewältigung globaler Herausforderungen“. Globale Herausforderungen werden dann
zum wichtigsten Motor, sie werden zu einer sehr wichtigen Innovationskraft. Ich
denke, deshalb hören wir von Dr. LaRouche und dem Botschafter aus Rußland, daß
wir versuchen müssen, die globalen Herausforderungen jetzt und in der Zukunft zu
lösen, nicht durch Krieg, sondern durch notwendige und mögliche Alternativen,
durch Innovation und Zusammenarbeit.
Ich persönlich denke daher, daß die beste Alternative darin besteht, unseren
Verstand zu gebrauchen, fleißig zu sein und von anderen Menschen zu lernen, so
wie ich es versuche. Natürlich sind wir alle gleich. Wir hoffen, wir wollen
lernen, wir wollen mit anderen zusammenarbeiten, und wir hoffen, daß es für alle
einen Zugang zu höherem Wissen gibt, zu Technologien und Innovationen, was jedem
Menschen ermöglicht, hart zu arbeiten und ständig zu lernen.
Das ist mein Verständnis der drei Phasen der Innovation.
Man kann Innovation als eine Kette betrachten. So wie wir von Lieferketten
sprechen, sprechen wir auch von Wissensketten, Innovation kann auch eine Kette
sein. Es ist eine Kette von Wissen, Bildung, Forschung, Entwicklung,
Demonstration, Vermarktung, Industrialisierung und der Schaffung von Produkten
und Werten. Viele verschiedene Dinge. Es ist also nicht nur Forschung, nicht nur
wissenschaftliche Entwicklung, es ist wirklich ein breites Spektrum an
Innovationen und deren Nebenprodukten.
Amerika ist ein großes innovatives Land. Es ist wirklich ein Vorbild für die
Welt, von dem man lernen kann, China besonders. In China setzen wir unsere
Ziele, und wir schaffen unsere Vision. Auch China will innovativ sein. Warum
nicht?
Trotzdem sehen wir immer noch die große Kluft zwischen uns und den modernen,
fortgeschrittenen Ländern, allen voran den USA. Wir haben also unsere Ziele, wir
hoffen, daß wir bis 2020 ein innovatives Land sein werden. Im Moment sind wir es
nicht. In verschiedenen Ländern besteht ein Innovationsdefizit. China steigt
jährlich bei den Innovationen höher, doch auch in diesem Jahr liegen wir nur auf
dem 14. Platz, es liegen also noch 13 Länder vor uns. Es ist ein langer Weg. Wir
versuchen, von anderen Ländern, insbesondere den USA, zu lernen. Und ich denke
auch, daß wir im nächsten Jahr eines der innovativen Länder sein könnten; dann
werden wir noch härter arbeiten. Und wie wird es im Jahr 2035 aussehen? Das ist
ein langer Weg. Ich werde dann bereits im Ruhestand sein, und die Jungen müssen
weitermachen!
China ist ein wichtiger Markt für die USA
Selbst für 2035 gehen wir nicht davon aus, daß wir die USA oder andere
fortgeschrittene Länder überholen werden, aber wir glauben, daß wir bis zum Jahr
2035 unter den ersten zehn oder fünf sein können. Und wenn wir weiter nach vorne
schauen, auf das Jahr 2050 – bis dahin haben wir 30 Jahre Zeit –, dann fragen
wir uns: Ist es möglich, daß wir an der Spitze stehen könnten? An der Spitze
bedeutet, zu den Ländern an der Spitze zu gehören. Die USA sind natürlich schon
seit hundert Jahren an der Spitze! Zu diesem Zeitpunkt, bis zum Jahr 2050,
könnten wir gemeinsam an der Spitze stehen, um mehr Beiträge für die
ganze Welt zu leisten.
Ich weiß, das klingt sehr ehrgeizig. Wir wissen, daß wir eine Menge harter
Arbeit zu leisten haben. Es ist jedoch nicht so, wie einige behaupten, daß China
versucht, die Führung von diesem und jenem zu übernehmen, oder was auch immer.
So ist es nicht. Wir kennen uns selbst. Wir wissen, daß wir noch vor 20 oder 30
Jahren keinen Zugang zum modernen Wissenssystem hatten. Wir haben also noch
einen langen Weg vor uns. Wir wissen, daß wir viele Dinge haben, an denen wir
wahrscheinlich festhalten sollten, aber es gibt einige Dinge, die wir ändern
werden. Eine Sache, die wir nie ändern werden, ist, daß wir uns selbst geöffnet
haben. Wir wollen von der Außenwelt lernen. Das wird sich nie ändern.
Also glauben Sie mir, glauben Sie uns, das ist unsere Vision: Nur indem man
von anderen lernt, kann man glücklich werden, stärker werden. Selbst wenn man
weiß, daß man nicht genauso groß wird – stärker zu sein bedeutet nicht, daß ich,
wenn ich stärker bin, dies oder jenes tun werde. Nein, nur wenn wir alle
stärker sind, können wir uns gemeinsam den globalen Herausforderungen stellen.
Das ist die dritte Phase der Innovation, die ich erwähnt habe: Die wahre Kraft
hinter der Innovation sind die Aufgaben der „globalen Herausforderung“. Wären
wir noch sehr, sehr schwach, wie vor 70 Jahren, wie vor 40 Jahren, wie vor zehn
Jahren, so könnten wir uns nicht mit den Menschen außerhalb Chinas
zusammenschließen, um alle Herausforderungen für die gesamte Menschheit zu
bewältigen. Das ist meine Sichtweise auf das erste Schlüsselwort,
Innovation.
Nun zu unserer Diskussion über Kooperation, Zusammenarbeit. Innovation ist
mehr als die Schaffung von Wissen, wissenschaftliche Forschung und mathematische
Entdeckungen. Diese Dinge sind sehr, sehr wichtig. Ohne die Entdeckungen über
die Natur, ohne Grundlagenwissen und Forschung können wir nicht weitergehen. Der
Mond oder Mars wird für uns immer noch weit entfernt sein, wenn wir nicht
lernen, die physische Welt zu verstehen. Wenn wir Wissen haben, die Bildung,
diese Dinge zu wissen, dann können wir innovativer werden.
Wenn wir über Innovationen oder Wissensketten oder Forschungsfelder und
technische Entwicklungen nachdenken, dann arbeiten wir auch an den zukünftigen
Anwendungen der Technologie von morgen. Es kann ein großes Spektrum geben, in
dem wir in Wissensketten als auch bei der Anwendung dieses Wissens
zusammenarbeiten können. Wir arbeiten bereits in vielen Bereichen zusammen. Von
Technologie und Innovation haben wir schon gesprochen. Für jedes Produkt oder
jede Dienstleistung muß man einen Markt haben. China ist einer der größten
Märkte – natürlich kleiner als der US-Markt, aber wir sind einer der großen
Märkte. Wenn man diesen Markt ignoriert oder diesen Markt schließen muß, wohin
werden Sie dann Ihre Hochtechnologieprodukte und Dienstleistungen verkaufen? Das
ist die Frage, und wir können darüber nachdenken.
Das bedeutet also, daß wir viel Potential haben, zusammenzuarbeiten, in der
Wissenschaft, der Forschung, der Innovation zu kooperieren. Aber offen gesagt,
stehen wir vor Herausforderungen, vor allem in der heutigen Zeit.
Könnten die USA mehr für Forschung und Entwicklung ausgeben?
Ich lese jeden Tag die Zeitung, schaue fern. Es sind nicht immer gute
Nachrichten für alle. Besonders hier in New York, wo man jeden Tag „Fake News“
hat, nicht wahr? Jeden Tag. Ich weiß nicht, welche wahr sind und welche falsch,
aber man kann abwarten. Doch wenn es Fake News gibt, sollte man zumindest in der
Lage sein, durch Nachforschen festzustellen, ob es sich um eine falsche oder
nicht falsche Nachricht handelt; wir haben ja Augen im Kopf und können es
herausfinden.
Das Schreckliche ist aber: Wenn eine falsche Logik eingeführt wird, dann
verändert sich die Welt zum Schlechteren. Früher haben wir schon einmal etwas
getan und alle sagten, es ist gut: Wir haben bei Raumfahrt zum Mond
zusammengearbeitet, mit Rußland, mit Indien, mit China, und wir versuchen dabei,
jeweils das Gute zu finden. Aber jetzt ist alles, was Zusammenarbeit mit China
bedeutet, nicht mehr so gut wie früher. Eine solche Logik ist schrecklich.
Zum Beispiel war mein erster Einsatz hier 2016, vor gerade einmal drei
Jahren. Wenn ich damals mit Menschen über Chinas Erfolge sprach, meinten sie:
Das ist gut! Denn wenn es China gut geht, dann können wir alle gut
zusammenarbeiten. Aber jetzt hat sich die Logik geändert, und es gilt als
Bedrohung, wenn es China gut geht. Was für eine Bedrohung? Alles wird eine
„Bedrohung“ genannt – ich denke, das ist eine sehr schlechte Logik. Wenn jemand
hart arbeitet, bedeutet das noch lange nicht, daß er die anderen erobern will!
Es gibt also verschiedene Optionen.
Wir in China hoffen, daß wir aufholen können, und wir hoffen, daß nach uns
jemand noch weiter geht. Das ist das Ziel von Wissenschaftlern und Menschen
allgemein. Wenn zum Beispiel Richard ein guter Forscher ist und ich versuche zu
lernen, und ich erreiche dann seine Ebene, dann hoffe ich ehrlich, daß er
seinerseits die nächsthöhere Ebene erreicht. Dann habe ich ein Beispiel, dem ich
folgen kann. Derjenige, der an der Spitze steht, hat mehrere Ansätze oder
Alternativen zur Auswahl. Wenn er weitergeht, ist das gut. Wir hoffen also, daß
die fortgeschrittenen Länder, insbesondere die USA, die Innovation anführen und
andere auf die richtige Art und Weise führen können.
Wir mögen die Situation nicht, wenn sie nicht weiter gehen wollen, sondern
sich nur zu uns umdrehen und sagen: „Ihr müßt damit aufhören.“ Das ist nicht
das, was wir sehen wollen. Uns wäre es lieber so: „Los! Los! China hat einen
großen Markt, ich kann euch Technologie verkaufen, wir haben die neue
Technologie hier in der Tasche!“ So wie es vorher war. Ich hoffe also, daß die
USA und speziell ihre Regierung mehr für ein Forschungs- und Entwicklungsbudget
und ihr Bildungsbudget ausgeben können. Aber ich hoffe definitiv, daß Sie als
Amerikaner immer noch führend sein werden! Dann wissen wir, daß es eine Richtung
gibt.
Das Schwierigste ist, wenn man niemanden vor sich hat, denn dann kann man
sich verlaufen. Bei der letzten Konferenz des Schiller-Instituts zum 50jährigen
Jubiläum der Apollo-Mondlandung im Juli erwähnte ich 5G: Die Leute denken, daß
China in diesem Bereich jetzt führend ist. Aber wer wird bei 6G an der Spitze
sein? Persönlich denke ich, daß die USA das sollten, denn bei 5G sind wir schon
da, für 6G können sie es sein. Und bei 7G wird es vielleicht Europa sein, das
noch weiter vorangeht. Das ist ein normaler Wettbewerb.
Zusammenarbeit bei der Kernfusion
Ich höre jetzt öfter [als Kritik an China]: „Wettbewerb ist kein
Schimpfwort.“ Stimmt’s? Ja, das sagen sie. Aber „Zusammenarbeit“ ist ein
besseres Wort! Nicht wahr? Ich kenne die genaue Bedeutung oder die Vorgeschichte
hinter diesem Satz nicht, aber persönlich bin ich mir sicher, daß Zusammenarbeit
ein besseres Wort ist! (Applaus) Danke.
Zurück zu meinem Thema: In welchen Bereichen könnten wir in dieser ernsten
Situation enger zusammenarbeiten, wenn einige Leute die Abkopplung wollen oder
uns aufhalten wollen?
Ich habe über ein großes Spektrum an Innovationen gesprochen. Am Anfang steht
Grundlagenforschung – Entdeckungen, die Arbeit der Wissenschaftler. Das hat
keine Grenzen; jedermann weiß, daß Wissenschaft keine Grenzen hat. Das ist ein
Bereich, in dem wir mehr Zusammenarbeit haben sollten, statt dieser Stimmung
gegen Kooperation. Für den mittleren Abschnitt der Technologieanwendungen gibt
es viele kompliziertere Fragen. Wenn jemand nicht mit dir arbeiten will, hast du
keine Möglichkeit, weiterzumachen. Es ist nicht anders als in einer Ehe: Wenn
nur einer die Ehe erhalten will, ist es keine gute Ehe; sie ist nur gut, wenn
beide zusammenleben wollen.
Dieser mittlere Teil der Wissenschaft ist also schwieriger. So hat
beispielsweise mein Vorredner soeben das Raumfahrtprogramm erwähnt, in dem die
USA, Rußland und einige andere Länder zusammenarbeiten, in der Vergangenheit
auch mit China. Aber dann plötzlich, vor etwa zehn Jahren, beschloß der
US-Kongreß den Wolf-Gesetzeszusatz, um die Zusammenarbeit mit China zu
verbieten. Wir können natürlich versuchen, unsere eigenen Programme zu
betreiben. Aber diese Programme sind immer noch offen für die Außenwelt. Dieser
Teil ist also sehr schwierig.
Aber es gibt einen dritten Bereich in der Wissenschaft, einen aufstrebenden
Bereich, das sind die Zukunftstechnologien, zukünftige Anwendungen neuer
Technologien, wie die Erforschung anderer Teile unserer Galaxie. Geht zum Mond,
geht zum Mars, findet neue Ressourcen, wie die Fusionstechnologien. Wenn wir nur
begrenzte Energie haben – es wurde bereits erwähnt, Öl oder Gas oder anderes –,
dann könnte es sein, daß wir eines Tages keine dieser Ressourcen mehr haben
werden. Was also sollen wir tun? Fusion ist eine der Möglichkeiten. Und sie ist
auch nicht mehr weit entfernt – vielleicht 20 oder 30 Jahre. Die Fusion könnte
eine wichtige Energiequelle werden. Für solche Dinge sollten wir
zusammenarbeiten.
China ist nun eines der Mitglieder des ITER (International Thermonuclear
Experimental Reactor); ITER ist das internationale Fusionsprogramm. Wir denken,
daß dieser Teil des Gesamtspektrums auch ein Bereich ist, in dem wir noch gut
zusammenarbeiten können. Wenn einige darin stattdessen eine Bedrohung sehen,
sollten wir gemeinsam etwas unternehmen, um ein Problem für die Menschheit, für
die Zukunft zu lösen. Es ist keine Bedrohung für irgend jemanden: Es ist ein
Schutz, es ist ein System für die Entwicklung der ganzen Welt. Dafür sollten wir
uns weltweit zusammenschließen.
Meine letzten Worte sind also, daß wir auch in dieser sehr speziellen
Situation noch große Potentiale finden können, wir können noch viele Bereiche
finden, in denen wir zusammenarbeiten können. Für diese Bereiche sind zumindest
die chinesischen Wissenschaftler immer offen: Wir wollen lernen,
zusammenarbeiten, wie wir es früher gewöhnlich getan haben.
Vielen Dank, daß Sie mich hierher eingeladen haben, um zu Ihnen zu sprechen.
Und auch ich wünsche der Konferenz viel Erfolg. Ich danke Ihnen.
|