LaRouches Wissenschaft der physikalischen Ökonomie
Schlüssel zur Lösung der Probleme der Welt, Eurasiens und der Ukraine
Von Natalja Witrenko,
Doktor der Wirtschaftswissenschaft, Vorsitzende der Progressiven Sozialistischen Partei der Ukraine,
ehemalige Abgeordnete des ukrainischen Parlaments
Sehr geehrte Delegierte dieser Konferenz zum Thema „Die Zukunft der
Menschheit als kreative Gattung im Universum“! Liebe Helga Zepp-LaRouche!
Es ist mir eine große Ehre, auf der Konferenz über die Bedeutung von
LaRouches Lehren für die Lösung der Probleme sowohl der Welt als Ganzes als
auch bestimmter Kontinente, wie Eurasien, sowie bestimmter Länder, wie der
Ukraine, zu sprechen.
Dies ist meine erste Ansprache auf einer Konferenz des Schiller-Instituts
seit dem Tod des herausragenden Menschen, des Patrioten des Planeten Erde, des
weltberühmten Ökonomen, Philosophen, und der Person des politischen und
öffentlichen Lebens, Lyndon LaRouche. Ich bin stolz darauf, daß ich fast ein
Vierteljahrhundert lang in verschiedenen Formen dem großen LaRouche zuhören
und ihn auf Konferenzen sehen konnte, wo wir über sozioökonomische und
geopolitische Prozesse diskutieren konnten, und daß ich Zeit im Haus von Lyn
und Helga verbringen konnte – einer Familie, die auf einem sehr hohen
intellektuellen Niveau lebt. Ich bin dankbar, daß ich diese einzigartigen
Menschen nicht nur kennenlernen, sondern auch mit ihnen befreundet sein
konnte.
Die große Lyn hat uns verlassen, aber seine Lehren, das kraftvolle Licht
seiner Ideen, bleiben, ebenso wie die Probleme des Planeten Erde, und diese
wachsen auf bedrohliche Weise bis zu einem explosiven Niveau. Lyndon LaRouche
hat das prognostiziert und davor gewarnt.
Insbesondere habe ich in dem Forum „Für die Einheit Europas – Wie man das
Vertrauen wiederherstellen kann“, das im Januar 2019 von der Internationalen
Slawischen Akademie der Wissenschaften, Bildung, Kunst und Kultur in Moskau
organisiert wurde, in meinem Vortrag „Durch einen Paradigmenwandel zu einem
Vereinten Europa“ auf der Suche nach Lösungen für die heutigen Probleme
Europas die Ideen von Nikolaus von Kues, Wladimir Wernadskij und Lyndon
LaRouche genutzt. (Er wurde in der Zeitschrift Slawjane [Die
Slawen] Nr. 4/1 2018/19 veröffentlicht.)
Ich kenne keinen anderen Wissenschaftler der Welt, der Finanzkrisen so
genau vorhersagen konnte wie Lyn, sowohl in der Weltwirtschaft insgesamt als
auch in einzelnen Ländern. Ich glaube, daß Lyndon LaRouches Arbeiten zur
Methodik der Wirtschaftswissenschaften sowie seine spezifischen Vorschläge zur
Änderung der Art und Rolle der internationalen Institutionen, die die
bestehende Weltordnung bestimmen, und seine Vorschläge zur Reorganisation der
Welt und zur Schaffung einer völlig anderen Weltordnung ein eigenes
Studienfach für Studenten an allen führenden Universitäten der Welt sein
sollten.
Fallbeispiel Ukraine
Die Genauigkeit von LaRouches Prognosen und seine sorgfältige Behandlung
der Probleme der Volkswirtschaften zeigt sich deutlich im Falle meines Landes,
der Ukraine, die eine der fortschrittlichsten Republiken der ehemaligen
Sowjetunion war. Noch 1991 war sie ein wohlhabendes und fortschrittliches
Entwicklungsland. Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik gehörte,
gemessen am Pro-Kopf-BIP, zu den zehn führenden Ländern der Welt, und ihr BIP
war höher als das von Polen, Portugal oder Argentinien. Die Ukraine gehörte zu
den sechs – ich wiederhole, sechs! – führenden Ländern der Welt mit einer
vollständigen eigenen Produktionskapazität im Flugzeugbau sowie hochmoderner
Industrie für Schiffbau, Dieselmotoren und Automobile (einschließlich Busse),
Raketen und Landmaschinen, die auf den wissenschaftlichen, Forschungs- und
Entwicklungs- und technologischen Fähigkeiten der Ukraine basierte. Wir hatten
keine Arbeitslosigkeit, wir hatten ein stetiges Wachstum der Qualifikationen
unserer Arbeitskräfte.
Im Juni 1992 trat die Ukraine dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bei
und erklärte sich bereit, alle vom IWF diktierten Auflagen für ausgegebene
Kredite umzusetzen. Wolodymyr Martschenko und ich kamen im Februar 1995 zu
einer Konferenz [des Schiller-Instituts] in Washington und berichteten, daß in
der Ukraine eine Diskussion über ein Reformprogramm der Regierung lief, das
dann vom Parlament genehmigt werden sollte. Lyn und Helga waren nicht
gleichgültig gegenüber der unvermeidlichen Katastrophe unseres Landes.
Wir waren damals Abgeordnete der Parlamentariergruppe der Sozialistischen
Partei der Ukraine (SPU), deren Vorsitzender, Alexander Moros, Sprecher des
Parlaments war. Die Reformpolitik in der Ukraine hing weitgehend von ihm
persönlich ab, insbesondere insofern, als ukrainische Ökonomen und
Wirtschaftsmanager die monetaristischen, kolonialen Vorschriften des IWF im
Land torpedierten, im wesentlichen LaRouches Theorie der physischen Ökonomie
unterstützten und sich für eine Politik aussprachen, bei der die Entwicklung
der materiellen Produktion im Vordergrund stand. Zuerst schickte das
Schiller-Institut seine Vertreter Michael Vitt und Dennis Small in die
Ukraine; im Mai 1995 trafen sie sich mit Parteiaktivisten der SPU; im Juni
1995 kamen Lyndon und Helga nach Kiew, wo ein Treffen zwischen ihnen und dem
Parlamentspräsidenten vereinbart wurde, und als Teilnehmerin an diesem Treffen
wurde mir klar, wie überzeugend und wie gut begründet LaRouche Moros drängte,
die IWF-Darlehen nicht anzunehmen und auf Reformen nach den Rezepten des IWF
zu verzichten.
Leider verhinderten das intellektuelle Niveau und die moralischen
Qualitäten von Moros, daß er den Rat des großen amerikanischen Ökonomen
annahm, was für das Schicksal der Ukraine schicksalhaft war. Infolgedessen
wurde die ukrainische Katastrophe, wie LaRouche gewarnt hatte, unumkehrbar.
Aber es hatte eine Chance, eine echte historische Chance gegeben, diese
schreckliche Zerstörung der Wirtschaft und die Verarmung und das Aussterben
der Bevölkerung zu verhindern!
Leider ist die Unfähigkeit, das Ausmaß der Bedrohungen zu erkennen und sich
für einen Weg zur Rettung der Nation zu entscheiden, ein Problem, das nicht
auf Moros und die ukrainische politische Elite beschränkt ist, es ist ein
Problem der politischen Eliten in praktisch allen Ländern der Welt mit
Ausnahme Chinas. Weil sie die grundlegenden sozioökonomischen und finanziellen
Prozesse nicht verstehen und keine Verantwortung für das Schicksal ihrer
Bevölkerung übernehmen, leiden nicht nur ihre eigenen Länder, sondern die
ganze Welt.
Diese Herausforderung steht jetzt ganz oben auf der Tagesordnung der Welt.
Das, wovon LaRouche unermüdlich gesprochen hat – die Unvermeidlichkeit der
globalen Finanzkrise (die in ihrer Wirkung mit einem thermonuklearen Krieg
vergleichbar ist) als Folge der Inflation gigantischer spekulativer
Finanzblasen auf eine kritische Größe –, ist nun ein Thema von Experten auf
allen Kontinenten: Paul Krugman und Mark Mobius, George Soros und Mervyn King
sowie Analysten der Bank of England, der Weltbank, der Bank of America und
anderer. Die enorme Finanzschuld nicht nur der schwachen Länder der Dritten
Welt, sondern auch – und das ist das wichtigste! – der führenden
Volkswirtschaften unseres Planeten verwandelt die Weltwirtschaft in ein
Pulverfaß, das in naher Zukunft zwangsläufig explodieren wird. Nach Angaben
der amerikanischen Central Intelligence Agency beträgt im Jahr 2019 die
Verschuldung der USA 23 Billionen Dollar (oder 135% des BIP), die Japans 13
Bio. Dollar (295% des BIP) und die Großbritanniens 2,7 Bio. Dollar (108% des
BIP), während die Weltbank erklärt, daß der maximal zulässige Schuldenstand
eines Landes 77% des BIP beträgt.
Kehren wir zur Ukraine zurück. Die Ukraine hat alle Forderungen des IWF
vollständig umgesetzt: Der staatliche Sektor der Wirtschaft wurde durch
Massenprivatisierung demontiert, die Nationalbank war nicht mehr der Regierung
unterstellt, und es wurde ein Geschäftsbankensystem eingerichtet, in dem die
kleinsten Banken geschlossen werden. Gleichzeitig hatten wir eine
Deregulierung der Preise, des Wechselkurses und des Außenhandels, so daß alle
Voraussetzungen für die Bildung und Bereicherung einer ukrainischen Oligarchie
geschaffen wurden.
Ein weiterer Schub für ihr Kapital war das vom Westen auferlegte
Billiglohnmodell, basierend auf einer künstlichen Unterbewertung des
offiziellen Existenzminimums, das nur auf 20 oder 25 Prozent der realen
Lebenshaltungskosten festgelegt wurde. Die Bewertung der makroökonomischen
Stabilität erfolgte ausschließlich anhand der Reduzierung des
Haushaltsdefizits durch Kürzungen bei den Mitteln für Gesundheitsversorgung
und Bildung sowie für Kultur und Sport, und durch einen stetigen Anstieg der
Kosten von Strom- und Wasserversorgung, was durch das Mantra gerechtfertigt
wurde, sie müßten auf das „Marktniveau“ angehoben werden und der Staat solle
sich aus jeder Regulierung der Preise für Lebensmittel, Medikamente und
lebenswichtige Güter sowie Kommunikations-, Transport- und andere
Dienstleistungen heraushalten. Die große Mehrheit der Bevölkerung wurde der
Möglichkeit beraubt, durch ihr Einkommen die Lebenshaltungskosten zu
decken.
So ist es keine Überraschung, daß die Ukraine heute unter allen 42 Ländern
Europas bei der Kaufkraft der Bevölkerung an letzter Stelle steht. Diese
Statistiken wurden im Oktober 2019 in der Studie „Purchasing Power Europe
2019“ des Datenanalyse-Unternehmens GFK veröffentlicht: Im Durchschnitt
beträgt im Jahr 2019 das Einkommen eines in Europa lebenden Menschen 14.739
Euro, dagegen beträgt das durchschnittliche ukrainische Einkommen 1830 Euro -
nur ein Achtel davon.
Die Wirtschaftspolitik der Ukraine wird bestimmt von den gemeinsamen
Interessen der ukrainischen Oligarchen und der internationalen
Finanzinstitutionen (IWF, Weltbank, EBWE, Welthandelsorganisation und andere),
die wiederum die Interessen der Regierungskreise in den führenden westlichen
Ländern zum Ausdruck bringen. Wie LaRouche warnte, haben sie kein Interesse an
der Entwicklung der Volkswirtschaft oder ihrer grundlegenden physischen
Wirtschaft und materiellen Produktion, sie sind allein an einem großen Markt
für ihre Waren und Dienstleistungen interessiert, um ihre eigenen Gewinne zu
steigern. Sie brauchen die Ukraine als einen Lieferanten von Rohstoffen für
ihre Unternehmen und von äußerst billigen, hochqualifizierten Arbeitskräften.
Zu den Plänen des Westens gehört sogar die Übernahme des Grund und Bodens der
Ukraine – bedenken Sie, dies ist ein Land im geographischen Zentrum Europas,
ein wichtiger Transitknotenpunkt für den eurasischen Kontinent mit
Verbindungen zu zwei Meeren und zahlreichen Flüssen, Seen und großen
Waldflächen. Von besonderer Bedeutung ist unser Reichtum an Ackerland – 19%
des gesamten Ackerlandes in Europa – und an Schwarzerde (8,7% der Schwarzerde
weltweit).
Deshalb sind die westlichen Strippenzieher der Reformen in der Ukraine,
zusammen mit den ukrainischen Oligarchen, absolut gleichgültig gegenüber dem
Leiden unseres Volkes, und dies führte zu einem schrecklichen Ausmaß der
Arbeitsemigration aus der Ukraine (mindestens 10 Millionen Menschen in den
letzten fünf Jahren) und einem negativen natürlichen Bevölkerungswachstum (die
Sterberate ist fast doppelt so hoch wie die Geburtenrate). Die Folge ist, daß
die Bevölkerung der Ukraine von 52 Millionen zur Zeit der Unabhängigkeit 1991
auf real nur noch 30 Millionen gefallen ist. Experten schlagen schon seit
langem Alarm, und das ist ihre Schätzung der tatsächlichen Bevölkerung des
Landes. Aber die Regierungsstatistiken verschleiern es immer noch und
behaupten, die Bevölkerung betrage 42 Millionen Menschen, die Krim und die
selbsternannten Donbaß-Republiken nicht eingerechnet. Der derzeitige
Parlamentssprecher, Dmytro Rasumkow, mußte jedoch den wahren Stand der Dinge
anerkennen, als er im September 2019 für eine Änderung der Verfassung der
Ukraine plädierte, um die Zahl der Volksvertreter im Parlament von 450 auf 300
zu reduzieren.
Quelle: https://aftershock.news/?q=node/751692
Abb. 1: Anteil der Ukraine an der Weltproduktion ausgewählter Produkte.
Daten des ukrainischen Finanzministeriums,
https://index.minfin.com.ua/economy/index/industrial/
Abb. 2: Kumulierter Index der ukrainischen Industrieproduktion, 2010-2018
(2010=100)
Index der Industrieproduktion,
Januar-August 2019 (Januar 2019 = 100)
|
Alle Branchen
|
91,0
|
Rohstoffindustrie
|
98,3
|
Verarbeitendes Gewerbe
|
92,8
|
Maschinenbau
|
87,5
|
Strom, Erdgas, Dampf für Heizung
|
71,5
|
Daten des ukrainischen Finanzministeriums,
https://index.minfin.com.ua/economy/index/industrial/
|
Die ukrainische Wirtschaft ist heute ein trauriges Schauspiel. 2018 lag das
BIP bei nur noch zwei Dritteln des Niveaus von 1991. Das BIP der Ukraine
betrug ein Sechstel des argentinischen, ein Fünftel des polnischen und die
Hälfte des portugiesischen BIP. 2018 lag das durchschnittliche BIP pro Kopf
weltweit laut IWF-Zahlen bei 11.730 Dollar. In den fortgeschrittenen Ländern
waren es 48.970 Dollar und in den Entwicklungsländern 5490 Dollar. Und in der
Ukraine waren es nur 2820 Dollar!
Aber das BIP ist eine monetäre Kategorie, der monetäre Ausdruck des
Gesamtumfangs der in einem bestimmten Zeitraum produzierten Waren und
Dienstleistungen. Was verbirgt sich hinter diesem Vorhang? Welche Waren wurden
im Einzelnen in diesem Zeitraum in diesem Land in welcher Menge produziert?
Aus dieser Sicht ist der Fall der Ukraine schrecklich: Während sie dem IWF,
den USA und der Europäischen Union gehorcht und von ihnen ständig für den
Erfolg der Reformen gelobt wird, erlebt die Ukraine in Wirklichkeit eine
totale wirtschaftliche Katastrophe.
Schauen Sie sich die erste Grafik an (Abbildung 1), die den Rückgang
des Anteils der Ukraine an der Weltproduktion der wichtigsten Rohstoffe für
die metallurgische Industrie zeigt: Mit Ausnahme von Rutilkonzentrat brach die
Produktion aller anderen Komponenten stark ein. (Der rote, untere Balken zeigt
jeweils den Anteil der Ukraine an der Weltproduktion 1991 und der blaue, obere
Balken den Anteil 2018.) Das gleich gilt für die Erzeugung von Roheisen und
Stahl. Allein 2013-18 sank die Stahlerzeugung um fast ein Drittel, von 30,6
Mio. Tonnen im Jahr 2013 auf 21,1 Mio. Tonnen im Jahr 2018; Roheisen sank um
20%, von 25 Mio. t 2013 auf 20,5 Mio. t 2018.
Die zweite Grafik (Abbildung 2) zeigt den Zustand der ukrainischen
Industrie: Es ist klar, daß unsere Industrie im Koma liegt und aus diesem Land
verschwindet, das noch in jüngster Zeit eine Industriemacht war. Der Anteil
der Industrie am ukrainischen BIP ist um mehr als die Hälfte gesunken: von 44
Prozent im Jahr 1991 auf 20 Prozent im Jahr 2018, gleichzeitig sank auch der
Anteil des Maschinenbaus an der Industrieproduktion um fast die Hälfte: von
31% im Jahr 1991 auf 15% im Jahr 2018. Der Anteil der verkauften
innovationsbasierten Produkte an der gesamten Industrieproduktion ist seit
Beginn dieses Jahrhunderts um den Faktor 13 gesunken: von 9,4% im Jahr 2000
auf 0,7% im Jahr 2017.
Die nebenstehende Tabelle zeigt die Indizes der Industrieproduktion der Ukraine im Zeitraum Januar-August 2019.
Die Daten zeigen, daß die Industrieproduktion insgesamt weiter
zusammenbricht, während die Energiewirtschaft und der Maschinenbau schneller
sinken als andere Branchen. Die Stromerzeugung ist in den letzten fünf Jahren
um ein Viertel gesunken – von 200 Mrd. Kilowattstunden 2013 auf 150 Mrd. kWh
2018. Ich nenne Ihnen noch ein paar weitere Zahlen aus dem Maschinenbau: 1991
produzierte unser führender Flugzeughersteller Antonov 250 Flugzeuge, aber in
diesem Jahr, 2019, haben sie nicht ein einziges produziert! Vor zehn Jahren
konnte die Ukraine noch 423.000 Autos produzieren, aber ein Jahrzehnt später
sind es 8600, das ist fast um den Faktor 50 weniger! Die gleiche Zerstörung
ist auch in anderen Bereichen der realen Wirtschaft zu verzeichnen: Die Zahl
der Rinder ist von 25,2 Millionen im Jahr 1990 auf 3,7 Mio. im Jahr 2019
gesunken – nur ein Siebtel des früheren Bestands. Und niemand übernimmt die
Verantwortung für diese Katastrophe.
LaRouche wehrte sich gegen diese Zerstörung der physischen Wirtschaft.
Deshalb plädierte er für den Bau von Verkehrskorridoren für wirtschaftliche
Entwicklung vom Atlantik bis zum Pazifischen und Indischen Ozean und schlug
zukunftsweisende Ideen für die Erschließung des Mondes und Flüge zum Mars vor.
Wofür? Damit fortschrittliche Technologien schneller entwickelt werden und
produktives Kapital dominiert und nicht spekulatives Kapital. Die Aktivitäten
des Bankensektors würden entsprechend neu organisiert werden. Der Staat würde
in den Aufbau der Infrastruktur investieren und die notwendigen Bedingungen
für die Entwicklung von Energiewirtschaft, Verkehr und Industrieproduktion
schaffen, d.h. der Staat wäre für die Entwicklung der physischen Wirtschaft
als Grundlage seines gesamten Wirtschaftssystems verantwortlich.
Lyndon LaRouche hat uns, als hervorragender Ökonom, Philosoph und
Politiker, nicht nur auf die Ursachen und das Ausmaß der bevorstehenden
Umwälzungen aufmerksam gemacht, sondern auch auf die politischen Folgen der
Zerstörung des bestehenden Währungssystems: Er warnte davor, daß die
Oligarchie strenge Austerität fordern und faschistische Diktaturen errichten
würde, weshalb es unerläßlich sei, daß die progressive Menschheit die
Oligarchie besiegt und sich ein für allemal von diesem parasitären System
befreit.
Wiedergeburt des Nazismus
Und nun hat die ganze Menschheit die Wiedergeburt des Nazismus (Faschismus)
in der Ukraine erlebt. Darüber habe ich auf meiner Pressekonferenz im
Europäischen Parlament am 26. Februar 2014, unmittelbar nach dem Staatsstreich
in der Ukraine, offen gesprochen. Nochmals vielen Dank an unsere Mitdenker vom
Schiller-Institut, sowohl für die Organisation unserer damaligen Europareise
als auch für die Organisation der Pressekonferenz. Die weitere Entwicklung der
Ereignisse hat unsere Einschätzung voll bestätigt.
Die nationalsozialistische, russophobe Färbung des Euromaidan hatte den
Verlust der Krim zur Folge und schuf die Voraussetzungen für die Kämpfe in
Slawjansk und den monströsen Angriff auf die Antifaschisten im
Gewerkschaftshaus Odessa, und sie setzte den Bruderkrieg im Donbaß in Gang,
der seit fünfeinhalb Jahren andauert. Selbst die offizielle Statistik besagt,
daß 13.000 Menschen ums Leben gekommen sind, darunter Zivilisten – Frauen,
alte Menschen und Kinder. Hunderttausende wurden verwundet oder psychisch
traumatisiert. Millionen wurden zu Flüchtlingen.
Die ganze Ukraine leidet unter den Nazi-Kämpfern, sie sind bewaffnet, gut
ausgebildet und gut finanziert, sie organisieren Einschüchterungsaktionen und
überfallartige Besetzungen von Eigentum im ganzen Land. Auch unter dem neuen
Präsidenten der Ukraine, Selenski, halten sie die gesamte Bevölkerung in Angst
und terrorisieren das Land. Anstatt den Nationalsozialismus auszurotten und
alle Nazi-Parteien und -Bewegungen zu verbieten, hat die ukrainische Regierung
im Gegenteil die Nazi-Ideologie offiziell eingeführt und bekämpft linke
Parteien und antifaschistische Organisationen. 6000 unserer Landsleute sitzen
als Dissidenten im Gefängnis, die Verfolgung unserer Progressiven
Sozialistischen Partei der Ukraine, einer Oppositionspartei, geht weiter:
Unsere Parteizentrale und die Redaktionsräume unserer vor drei Jahren
beschlagnahmten Parteizeitung wurden nicht an uns zurückgegeben. Das
ukrainische Justizministerium blockiert die Aktivitäten unserer Partei, indem
es sich weigert, die Dokumente von inzwischen fünf Parteikongressen offiziell
zu registrieren, gleichzeitig werden Gerichtsentscheidungen zu unseren Gunsten
einfach ignoriert und nicht umgesetzt.
In den Jahren seit dem Staatsstreich 2014 haben wir alles in unserer Macht
Stehende getan, um die Wahrheit über die Ukraine in die Welt zu tragen, ohne
daß es eine angemessene Reaktion der internationalen Gemeinschaft gegeben hat,
aber das kann nicht ewig so weitergehen, und so beginnt Europa endlich, Alarm
zu schlagen.
Vor einem Jahr, am 25. Oktober 2018, verabschiedete das Europäische
Parlament eine Resolution mit dem Titel „Über das Aufkommen neofaschistischer
Gewalt in Europa“, in der es feststellen mußte, daß „offen neofaschistische,
neonazistische, rassistische und fremdenfeindliche Gruppen und politische
Parteien Haß und Gewalt in der Gesellschaft schüren und uns daran erinnern,
wozu sie in der Vergangenheit in der Lage waren“. Damals verabschiedete das
Europarlament umfassende Empfehlungen an die europäischen Nationen. Ich will
hier zwei der 32 Punkte dieser Resolution zitieren; das Europaparlament:
„9. fordert die Mitgliedstaaten auf, Haßdelikte, Haßreden und
Schuldzuweisungen von Politikern und Beamten auf allen Ebenen und in allen
Arten von Medien scharf zu verurteilen und zu sanktionieren, da sie Haß und
Gewalt in der Gesellschaft direkt normalisieren und verstärken;
12. fordert die Mitgliedstaaten auf, Haßverbrechen zu untersuchen und zu
verfolgen und bewährte Verfahren zur Ermittlung und Untersuchung von
Haßverbrechen auszutauschen, auch solche, die speziell durch die verschiedenen
Formen der Fremdenfeindlichkeit motiviert sind...“
Wie wir sehen können, hat LaRouche auch in dieser Hinsicht Recht behalten.
Die Wirtschaftsreformen des IWF, die die materielle Produktion, d.h. die
physische Wirtschaft, zerstörten, führten zu einem politischen Putsch und zu
Nazismus und Faschismus. Natürlich müssen alle möglichen Ansätze und die
gesamte Erfahrung der Welt genutzt werden, um die Menschheit – auch die
Bevölkerung der Ukraine – vor Nazismus, Faschismus und Fremdenfeindlichkeit zu
schützen.
Lyndon LaRouche hat uns das Wissen geschenkt, das wir für die Rettung der
Menschheit einsetzen müssen!
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