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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

LaRouches Entdeckungen: Ausbildung einer neuen Generation

Von Megan Beets und Jason Ross

Einführung

    Lyndon LaRouche (Video): „Das große Hindernis für das Verständnis all dessen ist in gewisser Weise elementar. Die falsche Annahme ist, daß die Menschheit durch den Tod begrenzt ist. Aber das ist eine falsche Annahme. Das hat Auswirkungen, besonders was den Menschen betrifft, das einzige Wesen, das die Lösung für diese Frage darstellt. Die allgemeine Überzeugung ist, daß die Vorstellungskraft, die in der Gesellschaft wirkt, Ideen schafft – und dann, wenn die Person stirbt, endet auch die Idee. Das ist der Fehler!

    Nehmen wir den Fall der menschlichen Gattung im Unterschied zu allen anderen Arten. Die menschliche Gattung ist die einzige Gattung, die in der Geschichte eine bewußte Rolle spielt. Das heißt, der Tod, als Vorgang des Sterbens, begrenzt nicht die Auswirkungen des Ergebnisses und des Einflusses, den der Mensch als Lebewesen ausübt.

    Denn was ist die Menschheit? Nun, die Menschheit entwickelt sich, aber die Menschheit als sich entwickelndes Geschöpf ändert sich nie, nicht wirklich. Die Funktion ist die gleiche. Was sich ändert, ist die Biologie. Der biologische Einfluß des Menschen in diesem Prozeß schafft die Möglichkeit neuer Individuen. Aber das wichtige ist: Was ist der Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Menschen und einem Menschen, der in gewisser Weise unsterblich ist? Unsterblichkeit liegt in der lebenden Person, die etwas erschafft – wenn das Erschaffene gültig ist.

    Es gibt zwei Kategorien von Menschen, mit denen man es zu tun hat, um das zu verstehen. Man muß sagen, Menschen, die nicht kreativ sind, sind ,praktische' Menschen. Sie sind keine Schöpfer, sie sind praktisch, und die praktische Person hat keine Kreativität. Wenn sie versuchen, Dinge zu tun, dann machen sie normalerweise ein Durcheinander daraus.

    Aber die Bedeutung der Menschheit, die Bestimmung der Menschheit ist es, gewissermaßen eine Gesellschaft von Genies zu werden. Und wo findet man das? Man findet es in der lebenden Person und in der Arbeit der lebenden Person, in der Geschichte des Prozesses – dem, was die lebende Person, die schöpferisch ist, tut. Und das ist ein großes Privileg, das jeder haben kann. Das ist es, was wir in der Erziehung von Kindern anstreben. Das war der Zweck der Erziehung der Kinder: sie tatsächlich zu einer besseren Gattung zu machen, als sie es vorher waren...

    Worin liegt die Kreativität? Sie liegt nicht in dem, was die meisten Menschen denken. Sie liegt in der Fähigkeit des lebenden Individuums, neue Existenzzustände zu schaffen, d.h. der Gestaltung von Existenzzuständen – vorherzusagen, was geschehen wird. Und das ist das wertvollste für mich – das zu begreifen! Für mich ist das alles! Und darauf sollte man hoffen.

    Der Fehler ist, daß der Mensch sagt: Wenn man stirbt, dann ist es das Ende. Nun, das stimmt nicht ganz: Wenn man ein kreativer Mensch ist, führt man Konzepte ein, die der Rest der Gesellschaft nicht hatte. Und deshalb wirkst du fort, und so wird Geschichte geschrieben.“

Jason Ross: Lyndon LaRouche, der Anfang dieses Jahres verstorben ist, hat, wie wir auf dieser Konferenz gehört haben und hören werden, in vielen Bereichen bedeutende Arbeit geleistet. In diesem Vortrag werden Megan Beets und ich LaRouches Arbeit in der Wissenschaft behandeln, mit besonderem Augenmerk auf einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt, bei dem wir beide mit ihm zusammengearbeitet haben – dem sogenannten „Basement-Team“ (Keller-Team).

© EIRNS/Delonte Bess

Lyndon LaRouche 2007 bei einem Treffen mit Mitgliedern des Basement-Teams.

Wir werden über LaRouches Arbeit in der Forschungs- und Wissenschaftspolitik sprechen, einige der wissenschaftlichen Themen diskutieren, die er für am wichtigsten hielt, ihre Relevanz für die Wirtschaft ansprechen, aufgreifen, wie sie zur Rekrutierung junger Menschen für seine Perspektive beitrugen, und über die Bedeutung der Fragen reden, die er heute der Wissenschaft stellt.

LaRouche zeigte, daß wirtschaftliche Verbesserung eine Erhöhung der sogenannten Energieflußdichte erfordert – der Intensität des Energieflusses, gemessen in Bezug auf Stromerzeugung, in den industriellen Anwendungen und in der Wirtschaft insgesamt. Aufgrund der enorm höheren Kraft der atomaren Bindungen im Vergleich zu chemischen Verbindungen muß die nächste Stufe der menschlichen Wirtschaft auf der Kraft des Atoms basieren, und die großartigste Technologie am Horizont zur Verbesserung der Energieflußdichte der menschlichen Wirtschaft ist die Kernfusion.

LaRouche war ein unermüdlicher Verfechter der Forschung und Forschungsfinanzierung für die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen in der Plasmaphysik, der gerichteten Energie und der Kernforschung, die erforderlich sind, um diese Energiequelle der Zukunft zu erreichen. Er leitete 1974 die Gründung der Fusion Energy Foundation, deren US-Magazin Fusion Zehntausende Abonnenten hatte, bevor sie durch ein staatliches Zwangskonkursverfahren, das später für illegal erklärt wurde, geschlossen wurde.

In seiner Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern auf den Gebieten der Kernfusion, Plasmaphysik und Weltraumforschung setzte sich LaRouche für mehrere Themen ein:

  • Die Wahrheit kommt nicht von den Sinnen: Man findet sie nicht durch die Modellierung von Beobachtungen. Man findet sie durch das Aufstellen von Hypothesen über Ursachen. Platon hat Recht, im Gegensatz zu Aristoteles. Keplers Entdeckungen sind dafür ein Schlüsselbeispiel.

  • Der menschliche Geist kann weder als rein biologischer Prozeß noch als komplexes Computersystem verstanden werden. G.W. Leibniz hat Recht, und Yuval Noah Harari hat Unrecht. Cusa hat Recht, im Gegensatz zu Norbert Wiener.

  • Die Quantenphysik ist nicht das letzte Wort, sie ist nicht vollständig. Einstein hat Recht, im Gegensatz zu Heisenberg und Bohr.

© EIRNS

Lyndon LaRouche mit jungen Teilnehmern bei einer Konferenz des Schiller-Instituts 2003.

Die Einstellung des Magazins Fusion und anderer LaRouche-Publikationen war Teil eines Prozesses, der 1989 zur betrügerischen Verurteilung und Inhaftierung LaRouches führte. Nach seiner Entlassung auf Bewährung aus dem Gefängnis im Jahr 1994 – dank außerordentlicher Anstrengungen und Unterschriften von Hunderten gewählten Amtsträgern und Tausenden führenden Vertretern aus Gesellschaft, Kirchen, Wirtschaft und anderen – und mehr noch nach dem Ende seiner Bewährungsauflagen 1999 hatte LaRouche freie Hand, eine neue Generation von Denkern für seine Ideen zu gewinnen.

Dazu rekrutierte er junge Menschen für einen Prozeß politischen Handelns und wissenschaftlicher Entdeckung, um in der damals aufstrebenden Generation den Kader einer kompetenten politischen Führung aufzubauen. Im Rahmen dieses Prozesses schuf er ein Bildungsprogramm, das weit über das hinausging, was mit typischen Hochschulprogrammen erreicht werden konnte, er nannte diesen Prozeß „Basement“.

Das sind die Themen unseres gemeinsamen Vortrags. Ich übergebe das Wort jetzt an Megan Beets.

Der Geist an sich

    Lyndon LaRouche (Video): „Unsere funktionale Form, die Schöpferkraft der Menschheit, ist ganz anders! Sie basiert nicht auf dem, was die Biologie uns lehrt! Das hat nichts mit Biologie zu tun, so wie sie allgemein verstanden wird! Das menschliche Gehirn ist nicht die Quelle der menschlichen Intelligenz, es ist der menschliche Geist! Das Gehirn ist ein Werkzeug, das vom menschlichen Geist benutzt wird.

    Aber wir glauben an das, was wir sehen. Wir glauben an das, was wir nach unserem Maßstab betasten und sehen können. Wir berücksichtigen nicht die Tatsache, daß es einen Prozeß viel höherer Ordnung gibt, der die eigentliche Funktion des menschlichen Geistes ist. Und die Funktion des menschlichen Geistes läßt sich genau definieren, aber nicht durch die üblichen Begriffe des biologischen Lebens. Zeigt mir menschliche Kreativität in einem biologischen System, im System des menschlichen Gehirns – dort gibt es keine Kreativität als solche. Kein Tier hat Kreativität, nicht wahr? Sie haben nur eine biologische Entwicklung.

    Nur der Mensch hat von allen Geschöpfen, die wir kennen, die Fähigkeit, die funktionelle Natur des Menschen absichtlich zu verändern! Diese Veränderung in der funktionellen Natur des Menschen liegt im Konzept des Geistes, nicht im Gehirn! Das Gehirn ist ein Werkzeug, das vom Geist benutzt wird. Es ist ein notwendiges Werkzeug, das vom Geist benutzt wird, aber es ist nicht der Ort des Geistes. Und genau das ist das Problem – daß das Gehirn nicht vom Geist unterschieden wird! Der Geist ist das wesentliche Element, das Gehirn ist ein notwendiges Werkzeug des Geistes. Kreativität ist im Universum, wahre menschliche Kreativität ist im Universum. Sie äußert sich im Individuum durch die Funktion des Gehirns, des Geistes und so weiter.“

Megan Beets: Was Sie gerade von Lyn gehört haben, ist meiner Meinung nach einer seiner wichtigsten Beiträge zur Wissenschaft und zum menschlichen Denken im allgemeinen: die Frage des menschlichen Geistes an sich. Dieses Konzept ist eines, in das er im Laufe seines Lebens immer mehr Einsichten entwickelte und auf das er bei seiner Arbeit mit dem Basement-Team großen Wert legte.

Der menschliche Geist wird nicht vom Gehirn produziert. Es ist nicht replizierbar durch Computersysteme, egal wie komplex. Es gibt eine Funktion des menschlichen Geistes, die durch keinen dieser beiden untergeordneten Bereiche erklärt oder lokalisiert werden kann.

Lyn war davon schon sehr früh überzeugt, das sieht man an seiner Ablehnung der Ansichten von Norbert Wiener in den 1950er Jahren, der in seiner Theorie der Kybernetik behauptete, man könne die gesamte menschliche und biologische Kommunikation mit Computern replizieren. LaRouche schreibt darüber in einem Artikel von 1993, Über LaRouches Entdeckung:

    „Eine Idee, unabhängig davon, ob sie sich als echte Entdeckung oder als Umsetzung einer Entdeckung de novo präsentiert, kann nicht wörtlich mit reinen Sprachmitteln vermittelt werden. Was vermittelt wird, ist die Absicht desjenigen, der sich der Sprache bedient, um eine Idee auszudrücken. Die Idee ist durch keine formale Analyse des eingesetzten Sprachmediums greifbar. Dies folgt aus der Tatsache, daß jede wahre Entdeckung einer absoluten Unstetigkeit entspricht, die in einem System deduktiver Darstellung, wie es zuvor benutzt wurde, auftritt. Hinsichtlich der Sprache sind wahre Ideen nur in dem individuellen, schöpferischen Denkprozeß der miteinander kommunizierenden Menschen enthalten.“

Mit dieser Aussage stellt sich Lyn in eine lange Reihe großer Denker, von Platon über Nikolaus von Cues, Johannes Kepler, Gauß, Riemann, Bach, Beethoven bis Planck und Einstein, und vielleicht an ihre Spitze. All diese wichtigen Denker behaupteten, explizit oder implizit, daß es die Natur des menschlichen Geistes ist, Gedanken, kreative Hypothesen, zu erzeugen, die nicht aus den Sinneswahrnehmungen abgeleitet sind und nicht aus ihnen abgeleitet werden können, sondern die aus unserer eigenen inneren Überzeugung, unserer Vorstellungskraft stammen. In Einsteins Worten: Das „Wunder“ ist, daß unsere Gedanken in einigen Fällen eine Übereinstimmung damit haben, wie das Universum tatsächlich funktioniert. Sie werden dann zur Grundlage des wissenschaftlichen Fortschritts.

Dagegen zeigen uns unsere Sinne, wie Lyn betonte, nur Schatten. Die scheinbar konkreten Objekte, die wir sehen, hören oder berühren – sind sie echt? Einerseits ja, denn unsere Sinne reagieren auf etwas Reales, einen Prozeß, der sie wirklich beeinflußt. Aber ist das Objekt, das unser Gehirn als Antwort heraufbeschwört, auch wirklich ein Bild des wirkenden Prinzips? Vielleicht sollte man die Frage anders stellen: Was ist realer – die Tatsache, daß oder der Grund, warum?

Lassen Sie uns das ein wenig untersuchen. Ein Naturprinzip ist sozusagen eine Art „Objekt“, das jenseits dessen liegt, worauf unser Gehirn über unsere Sinne direkten Zugriff hat. Es hat weder Größe, Form, Farbe noch Masse – und doch hat es die Kraft, Schatten zu werfen, Veränderungsprozesse im gesamten Universum zu bewirken. Wie können wir es dann schaffen, ein Prinzip an sich zu „sehen“, zu erkennen?

Lyns philosophische Feinde – Aristoteles, Sarpi, Newton, Decartes, D'Alembert, Laplace, Euler, Russell – sagten, das kann man nicht! Es sei sinnlos, eine solche Frage zu stellen, denn der menschliche Geist sei ein Epiphänomen des Gehirns – nicht mehr als eine leere Tafel, auf die im Laufe der Zeit Sinneseindrücke geschrieben werden. Wir könnten daher nicht mehr tun, als die Beziehungen zwischen diesen Sinneswahrnehmungen durch Logik und Mathematik beschreiben, und manchmal, wenn diese Beziehungen konsistent sind, halten wir sie in Sätzen fest (wie dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, den Lyn sein Leben lang immer wieder angegriffen hat).

Mit dieser bösartigen Sichtweise wird der Mensch auf die Ebene eines klugen Tieres herabgewürdigt.

Wie Lyn betont, hat der menschliche Geist sehr wohl die Fähigkeit, Prinzipien zu erkennen – nicht durch unsere Sinne oder Logik, sondern durch Sprünge in der Hypothese, ausgelöst durch Widersprüche zwischen den Sinneseindrücken.

Ich will Ihnen ein Beispiel anführen, das Lyn oft verwendet hat, speziell im Zusammenhang mit dem Kepler-Projekt, das er den ersten beiden Basement-Teams aufgetragen hat: Sehen und Hören.

Johannes Keplers erste Hypothese über das universelle Prinzip des Sonnensystems 1596 war, daß die Struktur der Planetenbahnen – der Grund, warum jeder Planet seine bestimmten Entfernungen von der Sonne einnimmt und keine anderen – dem Prinzip entsprach, das sich in der Geometrie der fünf Platonischen Körper äußert. Dies ist ein Prinzip der Organisation des Raumes, das für unseren Sehsinn zugänglich ist.

Bilder: Johannes Kepler

Geometrische Darstellung der Planetenabstände aus Johannes Keplers Mysterium Cosmographicum [oben].

Musikalische Darstellung der Planetenbewegungen aus Keplers Weltharmonik [unten].

Hier sehen Sie eine verschachtelte Gruppe von fünf Körpern, die eine ganz bestimmte Kombination von Abständen zum gemeinsamen Mittelpunkt bilden. Diese sind hier durch die Kugeln dargestellt, die in jeden Körper eingeschrieben sind bzw. ihn umschreiben.

Kepler, der damals 25 Jahre alt war, wußte, daß die Verhältnisse der Abstände zwischen den Planeten zwar weitgehend denen entsprachen, die dieses geometrische Prinzip vorgab, er wußte aber auch, daß sie nicht hundertprozentig damit übereinstimmten. Es gab Diskrepanzen. Er wußte auch, daß er seine Vorstellung von der Sonne, die die Planetenbewegungen verursacht, noch weiter verfeinern mußte.

Er brauchte fast 25 Jahre, um das Paradox zu lösen. In seinem letzten großen Werk, der Weltharmonik, zeigte Kepler, daß die Entfernungen zwischen den Planeten – die immer noch ein geometrisches Ordnungsprinzip widerspiegeln – nicht der primäre Parameter sind. Vielmehr sind die Abstände eine Funktion ihrer Bewegungen, und der Grund, warum die Planeten genau ihre jeweiligen Bewegungen ausführen, liegt darin, daß die Planetenbewegungen als System die gleichen temperierten Verhältnisse widerspiegeln wie im entwickelten Dur-Moll-System in der Musik, einem temperierten System, wie es später Johann Sebastian Bachs Kompositionen erforderten.

Das heißt, die sich ändernde Bewegung jedes Planeten entspricht einem Notenpaar der Dur- und Moll-Tonleiter – einem Prinzip der Organisation des Raumes, das unserem Gehör zugänglich ist. Der Planet „singt“ seine Töne in Harmonie mit sich selbst und seinen Nachbarn, und er paßt seine Stimmung leicht an, so wie es ein Chorsänger tun muß, um mit dem gesamten Ensemble in Einklang zu sein. Es ist ein physikalischer Prozeß, der sich nicht auf starre mathematische Weise darstellen läßt. Aber fragen Sie einen Chorsänger oder Orchestermusiker, und er wird Ihnen bestätigen, daß dieser Prozeß sehr wohl existiert und wißbar ist.

Was sagen uns diese beiden nicht miteinander vergleichbaren, aber sich überschneidenden Bereiche des Sehens – Geometrie – und des Hörens - musikalische Obertöne? Ist das Sonnensystem ein geometrisches System? Oder ist es eher ein musikalisches System?

Die vielleicht beste Antwort ist, daß das Sonnensystem beides ausdrückt, aber keines von beidem ist. Kepler löst diesen Widerspruch, indem er sich selbst – und damit auch Sie und mich – in die Schuhe des Schöpfers stellt. Kann ich mir die schöpferische Handlung oder den Gedanken vorstellen, der sich zwangsläufig zu dieser Kombination von Planetenbewegungen entfalten wird? Kann ich den Gedanken Gottes denken – etwas, das man nicht sehen, sondern nur im Geist erfahren kann –, der im physischen Universum genau diesen und keinen anderen Schatten werfen muß?

Keplers neue Hypothese – heute bezeichnen wir sie als „universelle Gravitation“ – hat der Menschheit eine unglaubliche neue Macht im und über das physikalische Universum gegeben. Der menschliche Verstand, als eine einzigartige Kategorie des schöpferischen Prozesses, der das Gehirn als Infrastruktur nutzt, kann neue Ideen entwickeln, die mit dem Universum so im Einklang stehen, daß wir unseren Handlungsspielraum darin erweitern.

Dies – und darauf hat Lyn größten Wert gelegt – ist die Grundlage der Wissenschaft, der Poesie und der Ökonomie, wie wir jetzt von Jason hören werden.

Die LaRouche-Riemann-Methode

Sinne contra Entdeckung

Jason Ross: Die Wissenschaft ist der Schlüssel zu unserer Fähigkeit als Menschen, unser Leben von einer Generation zur nächsten zu verbessern. LaRouche hat die Konsequenzen daraus auf eine neue Art und Weise verstanden.

In dem von Megan zitierten Artikel von 1993, in dem LaRouche seine zentrale wirtschaftliche Entdeckung und die Entstehung seiner sogenannten LaRouche-Riemann-Methode beschrieb, schrieb er:

    „Mein wesentlicher Beitrag zu Leibniz’ Wissenschaft der physikalischen Ökonomie liegt in der Entwicklung einer Methode, womit sich die Kausalbeziehung zwischen dem Beitrag einzelner zum axiomatisch revolutionären Fortschritt der Wissenschaft und der menschlichen Erkenntnis im allgemeinen sowie der sich daraus ergebenden Zunahme der potentiellen Bevölkerungsdichte der Gesellschaft bestimmen läßt...

    Meine Entdeckungen reichen zurück in die Jahre 1948-1952, als ich mich mit Norbert Wiener und dessen untauglichem Versuch auseinandersetzte, die statistische Informationstheorie auf die Beschreibung lebender Prozesse und die Vermittlung von Ideen anzuwenden. Im Gegensatz dazu entwickelte ich eine grundlegend andere, nichtstatistische Definition der Negentropie...

    Darin bestand der Kern meiner Entdeckung bis ins Jahr 1952. Doch gab es bis dahin noch keine angemessene mathematische Darstellung einer solchen Negentropie in der physikalischen Ökonomie. Ein intensives Studium der Beiträge Georg Cantors aus dem Jahr 1897 eröffnete mir dann 1952 neue Erkenntnisse über den Bereich des Transfiniten und verhalf mir zu neuen Einsichten in die Arbeiten Bernhard Riemanns. Meine Definition der physikalisch-ökonomischen Negentropie bezeichnete ich von da an als ,LaRouche-Riemann-Methode’.“



Entwicklung der Weltbevölkerung, der Bevölkerungsdichte und der Lebenserwartung.

Worin hat sich Norbert Wiener – der Autor des Buches Kybernetik – so sehr geirrt? Wie haben LaRouches Einwände dagegen den Weg zu seiner Neukonzeption der Ökonomie aus Sicht Riemanns bereitet?

Wiener betrachtete die Kommunikation von Botschaften als einen Schlüssel zum Verständnis des Verhaltens mechanischer Systeme, biologischer Systeme wie auch der menschlichen Gesellschaft und des Denkens. Aber „Informationen“ gelten keineswegs für den kreativen Entdeckungsprozeß oder für die Messung wirtschaftlicher Werte! Betrachten wir die Natur einer Idee, die eine schöpferische neue Entdeckung eines wissenschaftlichen Prinzips verkörpert.

Wir beginnen mit einem Diagramm der menschlichen Bevölkerung in der Geschichte. Es gibt keine Tierart, deren Population sich in dieser Weise verändert hat, und keine, deren Population sich durch bewußte Veränderungen im Verhalten und in der Beziehung zur Natur verändert hat. Und das ist gut so! Jeder, der denkt, daß wir unser Verhältnis zur Natur nicht ständig verändern und verbessern sollten, ist ein Dummkopf.

    LaRouche (Video): Wir müssen all diese Typen loswerden; alle Grünen, die behaupten, Wissenschaftler zu sein, müssen aus dem Beruf ausgeschlossen werden. Denn sie begehen einen Betrug! Jeder Grüne, der sagt, er sei ein Wissenschaftler, begeht schon durch seine bloße Existenz an sich einen Betrug.

    Ross: Weil wir wissen, daß unsere Wissenschaft die menschliche Entwicklung als ihre Grundlage einbeziehen muß. Wenn man die also ausschließt oder sagt, sie sei etwas Schlechtes, dann kann man kein Wissenschaftler sein.

    LaRouche: Nein, man ist es nicht, man ist ein Betrüger. Wer an die „grüne“ Politik glaubt, der ist als Wissenschaftler ein Betrüger. Jeder, der an die grüne Politik glaubt, ist ein Betrüger, wenn er behauptet, über wissenschaftliche Fähigkeiten zu verfügen. Wenn sie sagen wollen, daß sie dumm sind, nun gut, dann sagen wir, das ist wahr, du bist dumm.

    Jones: Sie behaupten, daß sie versuchen, die Existenz in einem Universum aufrechtzuerhalten und fortzusetzen, von dem sie bestreiten, daß es ein Prinzip der fortgesetzten Existenz darin gibt.

    LaRouche: Das ist alles Unfug! Es ist alles nur Geschwätz, es ist nichts Wahres dran. Sie sind Idioten! Einem solchen Professor muß man sagen: „O nein! Sie meinen, Sie sind Professor Idiot, Sie haben eine Professur für Idiotie.“

Jason Ross: Sorry, ihr Grünen – wir sind keine Tiere. Wir sind in der Lage, Konzepte zu entwickeln, die über die Sinne hinausgehen – Konzepte und Theorien, die etwas von den unsichtbaren Ursachen natürlicher Phänomene verkörpern und uns mit der Fähigkeit belohnen, neue physikalische Zustände und Prozesse hervorzubringen.

Hören wir dazu noch einmal LaRouche:

    LaRouche (Audio): „Aber dann erkennen wir, daß diese Sinne nicht wirklich wahrheitsgemäß sind. Sie sind nicht unehrlich, sie sind nicht falsch; aber sie sind auch nicht wahr in dem Sinne, daß wir an sie glauben. Was wir tatsächlich tun, ist im Werk von Kepler wunderschön veranschaulicht, sowohl mit der ganzen Idee der stellvertretenden Hypothese, aber dann auch durch die Anwendung dieses gleichen Prinzips auf die Entdeckung der Gravitation. Denn man nimmt zwei Empfindungen – eine hauptsächliche, das Sehen; die andere Musik, Harmonien – und stellt sie einander gegenüber. Nun, was ist das Verhältnis der Gravitation als Konzept zu diesen beiden Sinneswahrnehmungen, die man verwendet, um die Gravitation zu definieren? Und was ist nun das Genie von Kepler? Denn es gibt keinen deduktiven Zusammenhang zwischen Sinneswahrnehmung und Gravitation.

    Aspekte der grundlegenden wissenschaftlichen Entdeckung von dieser Art deuten also darauf hin, daß der menschliche Geist in der Lösung der Probleme liegt, die die Sinneswahrnehmungen aufwerfen. Die Prinzipien, die man entdeckt, stecken nicht in der Sinneswahrnehmung. Aber sie sind wie Schatten – Sinneswahrnehmungen sind wie eine schattenhafte Reflexion der Realität.

    Und meine ganze These besteht im wesentlichen aus diesem Kernpunkt. In dem Maß, wie diese den Geist verkörpern und nicht die Schatten, finden wir unsere Identität in dem, was wir ,wissenschaftliche Entdeckung’ nennen, im Gegensatz zur Sinneswahrnehmung. Und mit der gleichen Funktion entdecken wir ein Prinzip als solches, als Prinzip. Und das ist der Ort oder sollte der Ort sein, wo wir unsere persönliche Identität lokalisieren: in dem Akt der Entdeckung, wie er durch Keplers Entdeckungen verkörpert wird, was ein perfektes Beispiel dafür ist, weil er bei der Behandlung dieser Frage, der Frage der Gravitation, so gründlich gearbeitet hat; so ausführlich, daß man gemeinsam mit ihm tatsächlich seinen Entdeckungsprozeß neu erlebt! Und dieser Prozeß der Entdeckung – wenn man sich sagt: „Ja, das ist es!" – ist seine Identität. Das ist seine persönliche Identität: diese Entdeckung.

    Und darin liegt die Wahrheit. Wogegen wir Faulpelze, die nicht so denken, davon ausgehen, daß wir die Sinnesobjekte an sich sind, daß unsere unmittelbare Erfahrung, wie bei einem Sinnesobjekt, als solche unser Wissen ist. Doch wenn man das wissenschaftlich betrachtet, wofür das Beispiel von Keplers Entdeckungen typisch ist, stellt man zuerst Fragen – schon die Idee der stellvertretenden Hypothese wirft eine Frage auf! Und die Antwort wird im Konzept der Entdeckung der Gravitation angewandt. Die Entdeckung der Gravitation macht seine Person aus, nicht die Schatten der bloßen Sinneswahrnehmung.

    Und mein Punkt ist, daß wir, wenn wir uns selbst und die Gesellschaft verstehen wollen, mit diesen Vorgaben denken müssen. Denkt nicht in Begriffen der Sinnesgewißheit, sondern denkt in Begriffen der Sinnesungewißheit. Das, was wir ,Sinneswahrnehmungen’ nennen – was sind sie? Nun, wir wissen, was sie sind. Biologisch wissen wir, was sie sind; chemisch und biologisch wissen wir, was Sinneswahrnehmungen sind. Aber das sind nicht wir.

    Die Einsicht in verschiedene, kontrastierende Arten von Sinneswahrnehmungen zeigt uns die Gegenwart des Universums als aktives Prinzip. Also, wer bist du nun? Wenn es dich wirklich gibt, bist du ein Mensch, der Erfahrung in der Entdeckung hat. Und deshalb ist die wissenschaftliche Entdeckung im Prinzip das Wesen der eigentlichen menschlichen Natur.

    Jason Ross: Ja, und weiter sagst du, wir werden uns dann nicht nur im Vergleich zu anderen heute existierenden Lebewesen messen, sondern wir müssen uns daran messen, wohin wir in der Zukunft gehen sollen?

    LaRouche: Nun, und das ist das, was wir entdecken, nicht wahr?

    Ross: Ja.

    LaRouche: In dem Sinne ist Keplers Entdeckung ein gutes Beispiel, meine ich, weil das Ausmaß seiner Beschäftigung mit diesem Aspekt seines Werkes so reichhaltig und fein ausgearbeitet ist. Er kommentiert sich ja ständig selbst! Er korrigiert sich ständig. Er ist sich ständig seines Entdeckungsprozesses bewußt. Er lokalisiert seine Persönlichkeit, seine tatsächlich existierende Persönlichkeit, in dieser Aktivität der Entdeckung. Nicht in Sinneswahrnehmungen. Wie bei der Frage: Was sind das für Spuren, die dieses Tier hinterlassen hat?

    Es geht um den Prozeß der Entdeckung, das ist die Quelle des wahren Identitätsgefühls des Menschen. Diese Erfüllung der Kreativität definiert den Menschen als kreatives Wesen. Und wenn die Menschen herumlaufen und die Dinge bezogen auf die Sinneswahrnehmung messen und sagen, die Sinneswahrnehmung gebe Sinnesgewißheit, dann passiert der große Fehler! So verdummen sich die Menschen selbst.

    Wenn man den Fall von Keplers Entdeckung der Gravitation nimmt, und dann sieht man alle diese Dummköpfe, ob Newton oder irgendein anderer Schwätzer, oder die ganze Versammlung dummer Schwätzer, dann seht ihr, was das Problem ist. Es ist im wesentlichen ein moralisches Problem. Da ist keine Verbindung mehr zu einem wahrhaft menschlichen Identitätsgefühl. Unsere Natur liegt nicht in den Sinneswahrnehmungen. Die Sinneswahrnehmung ist nur die Fußspur des Tieres, sie ist nicht das Tier selbst.

    Und das ist das wesentliche in der ganzen Angelegenheit, das ganze Argument, der Kernpunkt. Und dann schaut euch das in verschiedenen Phasen an, um zu versuchen, es klarzumachen, indem man verschiedene Phasen dieser Frage durchgeht. Es ist wie beim vierten Prinzip, das ist es eigentlich. Das ist die Sache, die ihr tun müßt – ihr habt diese drei verschiedenen Sinne, die alle irren. Aber wie findet man dann die Wahrheit? Man findet keinen anderen Sinn, man findet etwas, das die Sinneswahrnehmung ersetzt, die Auflösung der Abkürzung, die in der Sinneswahrnehmung steckt. Die drei Kategorien der typischen Sinneswahrnehmung sind als Information an sich falsch. Sie sind Schatten, sie sind keine Dinge, sie sind nicht echt.

    Aber dann ist da noch die vierte Sache – im Falle Keplers wiederum vor allem seine Entdeckung der Gravitation. Und Einsteins Verständnis von Keplers Entdeckung ist typisch für dasselbe: Wie identifiziert Einstein ein Universum, das endlich, aber nicht begrenzt ist? Wo zum Teufel kommt das her? Das ist eine wesentliche Aussage, daß das Universum endlich, aber nicht begrenzt ist. Es ist dasselbe.“

Jason Ross: Wenn wir dieses größere Verständnis entwickeln, brauchen wir die Entwicklung einer neuen Sprache, die Konzepte vermitteln kann, die sich nicht in der bisherigen Sprache ausdrücken lassen. Betrachten Sie diese Beispiele:

  • Die Arithmetik besteht aus Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Doch keine Kombination dieser Änderungen ist in der Lage, ein Quadrat mit der doppelten Fläche eines bestimmten Quadrats zu erzeugen. Die Sprache der Arithmetik ist also unzureichend und muß erweitert werden, indem anerkannt wird, was früher unmöglich war. Mit dem neuen Konzept √2 wird anerkannt, daß ein Ausdruck in einfacherer Form unmöglich ist.

  • Die Sprache der Physik – Masse, Geschwindigkeit, Dichte, Farbe, Härte usw. – trifft auf ihre eigenen Grenzen auf dem Gebiet der Chemie. Lavoisiers Ziel, die Sprache der Chemie zu verbessern, führte dazu, daß er die Chemie selbst neu definierte, was dann zu Mendelejews Neudefinition der Sprache führte. Z.B. haben Holzkohle, Graphit und Diamanten alle verschiedene Farbe, Dichte, Härte usw., doch die Sprache der Chemie erlaubt uns zu sagen, daß diese sehr unterschiedlichen Substanzen aus einem einzigen Element, dem Kohlenstoff, bestehen. Kohlenstoff selbst hat keine Farbe, Dichte, Härte oder andere physikalische Eigenschaften. Er hat eine gewisse Tendenz, sich mit anderen Elementen zu verbinden, und er hat zusammen mit diesen anderen Elementen völlig neue Eigenschaften, die es für keine Verbindung oder Material überhaupt gibt. Zu diesen Eigenschaften gehören Valenz, Ionisationsenergie und Atommasse.

  • Sobald eine neue physikalische Entdeckung gemacht wurde, erfordert ihre Kommunikation mit anderen einen Prozeß, der in vielerlei Hinsicht identisch ist mit dem, durch den die Entdeckung ursprünglich gemacht wurde. Diese Schritte beinhalten die Anerkennung eines Paradoxons, die Hypothese eines erforderlichen neuen Prinzips und die experimentelle Bestätigung dieses neuen Prinzips.

Dieser Prozeß der Schaffung notwendiger Ergänzungen des Wissens (und der Sprache) durch Auflösungen sonst unlösbarer Paradoxien ist die Methode von Nikolaus von Kues (dem Schöpfer der Grundlagen der europäischen Renaissance), von Johannes Kepler (dem ersten modernen Wissenschaftler), von Pierre de Fermat, von G.W. Leibniz, von Carl Gauß, von Bernhard Riemann. Es ist auch der musikalisch-kompositorische Ansatz der großen Komponisten, zu denen insbesondere auch der Begründer des wohltemperierten Systems J.S. Bach gehört.

Dabei geht es eindeutig nicht um die Kommunikation von „Informationen“, wie Wiener behauptete. Solche Entdeckungen erfordern Hypothesen – und nicht, daß man Autoritäten hinten reinkriecht!

    LaRouche, Video: „Sinnesgewißheit ist keine Wahrheit, sie ist ein Phänomen, keine Wahrheit. Denkt daran, was Riemann vor seinem Freund, seinem Lehrer, seinem Mentor Gauß getan hat, der sehr zufrieden damit war, was er [Riemann] mit seiner Habilitationsschrift gemacht hat. Weil sie alles Falsche zunichte machte!

    Und alle diese Idioten – praktisch alle Gegner Riemanns waren in Bezug auf das System Idioten! Und das absichtlich! Weil sie ,anerkannt’ werden wollten. Und sie logen, um die Zustimmung der jeweiligen Autoritäten zu erhalten. Das machen die Leute an den Universitäten heute noch. Es ist heute nur etwas schamloser als je zuvor, das ist alles.“

Anwendung auf die Wirtschaftswissenschaft

Jason Ross: Welche Ähnlichkeiten ergeben sich zwischen der Herausforderung, eine Entdeckung eines Prinzips zu kommunizieren, und der Herausforderung, die wirtschaftlichen Auswirkungen solcher neuen Entdeckungen auszudrücken?

Ökonomen lieben es, den Dingen einen (Geld-)Wert zuzuweisen. Eine Tonne Stahl hat einen bestimmten Wert, ebenso wie ein Container mit Lebensmitteln oder Kleidung. Aber die größte Wertschöpfung entsteht durch neue Ideen, die unsere Fähigkeiten erweitern.

Welchen Wert hat die Erfindung der Dampfmaschine – nicht einer bestimmten Dampfmaschine, sondern des Konzepts an sich? Wie wertvoll war die Entwicklung der Metallurgie in der Bronzezeit, die Entwicklung der Chemie durch Mendelejew oder der Kernphysik, die die Kernkraft freisetzte?

Ein Versuch, den Wert in Bezug auf die zuvor bestehende Wirtschaft auszudrücken, scheitert zwangsläufig, da eine mit dem neuen Wissen ausgestattete Gesellschaft mehr – und nicht nur mengenmäßig mehr – schaffen kann als das, was die vorherige Wirtschaft produzieren konnte.

Das bedeutet, daß der wirtschaftliche Wert nicht in den Objekten selbst liegt, sondern im Prozeß der Verbesserung der Produktionskräfte der Menschheit insgesamt – in der Steigerungsrate der potentiellen menschlichen Bevölkerungsdichte. Ja, mehr Menschen!

Auf der Suche nach einer Mathematik, die geeignet ist, die anti-entropische Natur der Veränderungen durch die menschliche Entwicklung darzustellen, fand LaRouche einen Schritt nach vorne in der physikalisch-mathematischen Arbeit Bernhard Riemanns.

Aus Zeitgründen werde ich dazu nur zwei Dinge sagen:

    Erstens entwickelte Riemann ein Mittel, um mit einer Reihe von transzendenten Zahlen zu arbeiten, die jeweils über das hinausgehen, was vorher kam. Dies spiegelt die Veränderungen in der Sprache wider, die mit der Entwicklung neuer Prinzipien und neuer Wissenschaftszweige verbunden sind.

    Zweitens förderte Riemann das Studium dessen, was wir heute Topologie nennen, in der es möglich ist, Veränderungen zu behandeln, die absolut nicht lokalisierbar sind und nur im Sinne einer Veränderung des gesamten Wirkungsbereichs als Ganzes betrachtet werden können.

Aus diesen Überlegungen heraus wurde das LaRouche-Riemann-Verfahren entwickelt.

Wissenschaft von innen sehen

Aber das darf keine akademische Übung sein! LaRouche bestand darauf, daß man, um die Ökonomie wirklich zu verstehen, eigene Erfahrungen mit dem Prozeß der Entdeckung machen müsse. Dazu entwickelte er einen sozialen Prozeß, um sicherzustellen, daß seine jungen Mitarbeiter in der Lage sein würden, eine solche eigene Erfahrung zu entwickeln. Darüber wird Megan nun mehr sagen.

Ausbildung einer neuen Generation

    Lyndon LaRouche, Video: „Also, wir kommen in eine neue Generation, die Schaffung einer neuen Generation – eine neue Generation junger Erwachsener, in der wir mit dieser Methode, angefangen mit dem Fall Kepler, das angehen, was wir im wesentlichen tun: Wir replizieren den Kern von Keplers Entdeckungen als etwas, das neu erlebt werden muß, anstatt es nur zu beschreiben. Und das Team von etwa vier Personen arbeitet hier zu diesem speziellen Zweck die Neue Astronomie durch.

    Wir wollen bewußt machen, daß das Universum nicht durch mathematische Formeln gesteuert wird. Eine mathematische Formel mag nützlich sein, aber sie ist nur eine grobe Annäherung an den Schatten einer tatsächlichen wissenschaftlichen Idee.

    Eines der Probleme, die wir im modernen reduktionistischen Denken zunehmend haben, besonders seit den 1920er Jahren, aber noch deutlicher seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ist, daß die Wissenschaft zerstört wurde...

    Die echten Wissenschaftler, für die die besten Leute der Fusion Energy Foundation typisch waren, sind ausgestorben – nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt. Die Menschen, mit denen wir zusammengearbeitet haben, die Menschen, mit denen wir in Kontakt standen, oder ihre Korrespondenten, mit denen wir in der Fusion Energy Foundation indirekt in Kontakt standen, verkörperten die letzte kompetente Generation in der praktischen wissenschaftlichen Arbeit und den Schlußfolgerungen, die wir bisher hatten.

    Die Generation der Babyboomer („68er“), die mit den Theorien von Norbert Wiener und John von Neumann – die tatsächlich alle von Bertrand Russell stammen – gehirngewaschen wurde, diese Generation ist von Natur aus, mit wenigen vereinzelten Ausnahmen, inkompetent in der Wissenschaft. Sie glauben nicht mehr an ein wissenschaftliches Prinzip, ein physikalisches Prinzip, sondern an mathematische Formeln. Und eine mathematische Formel ist niemals mehr als eine deskriptive Annäherung an die Wirkung eines Prinzips, keine Darstellung des Prinzips an sich. Das heißt, die Menschen glauben, man könne wissenschaftliche Prinzipien durch Deduktion oder ähnliche Methoden ableiten. Sie verstehen nicht, daß man ein wissenschaftliches Prinzip nur mit experimentellen Methoden entdecken kann – experimentelle Methoden, die eine Diskontinuität zeigen und die Existenz eines Prinzips belegen, das im Widerspruch zu dem steht, wie man sich bisher vorgestellt hat, wie das Universum funktioniert. Das ist unser Problem.

    Anstatt also zuzulassen, daß die Menschen versuchen, nur zu lernen, was sie heute an einer Universität, auch an einer sogenannten Eliteuniversität lernen könnten, sagen wir ihnen, daß sie die Erfahrung machen sollen, die wesentlichen Grundlagen der modernen Physik heute in einem experimentellen Ansatz wiederzuentdecken, das, was als reine Mathematik gelehrt wird, zu umgehen und die Mathematik aus der Sicht der physikalischen Prinzipien zu betrachten, anstatt zu versuchen, physikalische Prinzipien fälschlicherweise als mathematische Beschreibung zu definieren.

    Das ist das Wesentliche. Denn diese neue Generation, die viele von euch repräsentieren, die Generation ungefähr zwischen 18 und 30 – ihr seid jetzt die Zukunft. Die gegenwärtige Weltordnung wird sich auflösen – jetzt! Sie wird sich in den kommenden Wochen und Monaten auflösen. Und die Frage ist, was ist die neue Ordnung, die sie ablösen wird? Wird es die Hölle sein? Wird es ein Chaos geben? Oder wird es etwas Lebensfähiges sein?

    Der Trick besteht also darin, in dieser Hinsicht die gescheiterten Generationen zu überspringen, auf das Fundament zurückzukehren, das der Gründung der modernen europäischen Zivilisation und ihrer ältesten klassischen griechischen Ursprünge zugrunde lag, und eine Generation heranzuziehen, die dazu beitragen kann, die Menschheit wieder auf den richtigen Weg zu bringen.“

Megan Beets: In den frühen 2000er Jahren begann Lyn, eine Jugendbewegung aus meiner und Jasons Generation zu rekrutieren. Dies war eine Zeit, in der die Welt eine Reihe dramatischer Schocks erlebte: Auf die Währungskrisen der späten 90er Jahre folgten die Wahl von George W. Bush zum Präsidenten in den USA, gefolgt von den Anschlägen des 11. September 2001 und den amerikanischen Bombardements in Afghanistan und den Irak. Junge Menschen auf der ganzen Welt reagierten auf Lyns klare Stimme zur Orientierung in einer immer chaotischeren Welt, die scheinbar mehr von Reaktionen auf Ereignisse als von Zukunftsperspektiven getrieben war.

Lyn erkannte jedoch schnell, daß diese Generation eine besondere Ausbildung brauchte, wenn sie nicht die gleichen Fehler machen sollte wie die Generation ihrer Eltern. Er sagte, daß es „eine andere Kultur geben muß, die sich in der Führung dieser Generation entwickelt..., eine Kultur, die der der allgemeinen Kultur der früheren Generationen überlegen ist“.

Und so waren Lyns Präsidentschaftswahlkampf 2004 und das folgende Jahrzehnt geprägt von etwas, was LaRouche einmal eine „rollende Kampfuniversität“ nannte: Auf das frühmorgendliche Flugblattverteilen folgten Chorproben am Vormittag, und auf die abendliche Kontaktarbeit am Telefon folgten am späten Abend Platon-Lesungen, Arbeiten über Gauß’ Fundamentalsatz der Algebra und über konstruktive Geometrie. Die Herausforderung war immer: Woher weiß man etwas? Statt bloß: Welche Fakten hast du dir gemerkt, oder was sagen die Autoritäten zu diesem Thema? Kannst du es dir selbst beweisen – kannst du es zu deiner eigenen Entdeckung machen, und kannst du andere erziehen?


2006 begann ein Team von vier Mitgliedern der Jugendbewegung (darunter auch Jason), unter Lyns direkter Aufsicht an der Erstellung von Animationen von Prozessen in der Wirtschaft und in Wirtschaftskreisläufen zu arbeiten. Doch schon bald erhielt dieses Team eine neue Aufgabe: Keplers Neue Astronomie zu meistern und pädagogische Mittel und Vorträge auszuarbeiten, um sie anderen beizubringen. Dieser Einsatz wurde als das „Basement“ oder Kellerteam bezeichnet, aus dem einfachen Grund, weil sich unsere Büroräume im Keller von LaRouches Haus befanden.

Nach einigen Monaten wurde ein neues Team hereingeholt, dem ich angehörte, um Keplers Weltharmonik zu meistern, gefolgt von einem weiteren, das sich auf Gauß’ Entdeckung der Umlaufbahn des Asteroiden Ceres konzentrierte. Dem folgte ein weiteres Team, das sich erst auf das Werk von Bernhard Riemann konzentrierte, das so zentrale Bedeutung für Lyns eigene Beiträge zur Wirtschaftswissenschaft hatte. Dies verzweigte sich schließlich in breitere Forschungsgebiete, wozu Jason und ich beide in das Basement zurückkehrten.

Mit Lyn zusammen und auf seine Anregung hin hatten wir das Privileg, an Projekten teilzunehmen, die sich mit Werken einer Vielzahl großer Genies befaßten – darunter neben den bereits erwähnten Leibniz, Fermat, Wernadskij, Pasteur, Einstein, Robert Moon, Schiller und Bach. Das Kellerteam arbeitete mit Lyn an Projekten über die Prinzipien der Evolution des Lebens auf der Erde im Zusammenspiel mit der Galaxis, die Prinzipien des wohltemperierten Systems in der Musik, neue wirtschaftliche Plattformen für die Wasserwirtschaft und die Modifizierung des Wetters im Zusammenhang mit der kosmischen Strahlung, den Schutz der Erde vor Asteroiden und Kometen und die physische Wirtschaft als zunehmende Beherrschung der physikalischen Chemie durch die Menschheit. Und es gibt vieles andere, was man zu dieser Liste hinzufügen könnte.

Lyn war bemüht, das Potential aus jedem einzelnen herauszuholen. Er suchte ihre Stärken und drängte sie, Führung zu übernehmen und wichtige, bahnbrechende Arbeiten zu leisten, die nicht nur diese Person selbst erheben, sondern auch einen Beitrag zum Fortschritt der ganzen Menschheit leisten würden.

Gleichzeitig betonte er die Bedeutung des sozialen Prozesses – des Diskussionsprozesses, der oft weit mehr bringt als die Summe seiner Teile. Diese Diskussionen wurden in den meisten Fällen durch Lyns fruchtbare schriftstellerische Arbeit ausgelöst. Eines der großartigsten Erlebnisse war immer, früh am Morgen im Kellerbüro anzukommen, um festzustellen, daß Lyn gerade erst ins Bett gegangen war und Kopien des Papiers, das er die ganze Nacht über getippt hatte, auf unseren Schreibtischen warteten, damit wir es studieren.

Unter Lyns Führung gingen aus diesem Basement-Prozeß, der sich keineswegs auf die Personen beschränkte, die in dem Kellerbüro arbeiteten, zahlreiche pädagogische Internetseiten hervor, und es gab Kurse und Workshops im ganzen Land zu Themen wie den Werken von Kepler, Gauß, Riemann und Einstein, den Paradoxien der Evolution und des sensorischen Bereichs und des Verstandes. Wir nahmen an wissenschaftlichen Konferenzen über Weltraum, Fusion, Asteroidenabwehr und Weltraumwetter teil und knüpften Beziehungen zu Wissenschaftlern auf verschiedenen Gebieten. Dadurch prägte Lyn die Politik und Wissenschaft in den USA und international, in der Weise, daß er forderte, daß die politische Diskussion über das Niveau der „aktuellen Ereignisse“ hinauswächst und sich auf die Ebene der realen Geschichte und der sie prägenden Ideen erhebt.

So wichtig wie das damals war, so dringend ist es auch heute, und da Lyn nicht mehr persönlich unter uns ist, stellt dies eine große Herausforderung und Verantwortung für uns alle dar.

Die Zukunft des Basements

Jason Ross: Ich möchte noch eine persönliche Anmerkung zur Zusammenarbeit mit LaRouche zu Riemann machen. Als ich im Rahmen eines erweiterten Riemann-Projekts ins Basement zurückkehrte, durchlebte ich gerade eine schwere Zeit in meinem Leben. Die Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen mit Lyn, um manchmal Feedback zu einem Drehbuch oder einer Animation zu erhalten, manchmal über Musik oder die Bosheit von Bertrand Russell zu diskutieren oder manchmal nur über das Privatleben zu sprechen, das war mir enorm wichtig. Lyn fordert definitiv viel, aber er war auch ein sehr liebevoller Mensch, der aufrichtiges Interesse am Wohl der Menschen hatte und grenzenlose Ermutigung bieten konnte – und sei es manchmal in Form eines intellektuellen Tritts in den Hintern! Es war eine wirkliche Ehre und ein Privileg, direkt mit ihm zusammenarbeiten zu können.

Nun noch einige Gedanken über die Zukunft des Kellerteams.

Die von LaRouche vorgegebenen Herausforderungen gewinnen heute zunehmend an Bedeutung. Während die verfügbaren Mittel in Bereiche wie Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und „grüne“ Technologien gelenkt werden, liegen die fruchtbarsten Untersuchungsgebiete weitgehend brach:

  • Die Finanzierung der Kernfusion lag und liegt noch weit unter dem Niveau, von dem man bereits in der Blütezeit der Fusion Energy Foundation wußte, daß es zuwenig war, um jemals eine kommerzielle Fusion zu erreichen. Diese große Energiequelle der Zukunft wird durch Unterfinanzierung effektiv sabotiert.

  • Der Begriff „Wissenschaft“ wurde pervertiert, um heute sein genaues Gegenteil zu bezeichnen – die gängige Meinung –, in Form der Propagandaoffensive für einen kollektiven Selbstmord durch eine grüne Politik zur drastischen Reduzierung der CO2-Emissionen. Dabei werden Horden von Kindern, die eindeutig keine Experten für das Weltklima oder für irgendetwas sonst sind, als hochgeachtete und bewunderte Vorkämpfer des notwendigen Wandels dargestellt.

  • Fälscher oder Einfaltspinsel, wie Yuval Noah Harari, Richard Dawkins, Sam Harris, Greta Thunberg und Neil deGrasse Tyson attackieren unseren Geist mit religiös anmutenden Behauptungen über die böse oder mechanische Natur des Menschen, die in schamloser Weise als angeblich wissenschaftliche Argumente präsentiert werden.

Wir müssen das schöne Geburtsrecht aller Menschen zurückgewinnen: die atemberaubende, inspirierende Geschichte des Abenteuers und der Entdeckungen, die uns in die gegenwärtige Welt voller Möglichkeiten gebracht hat.

Man muß es richtig machen

Helga und Lyn haben für eine globale Renaissance gekämpft, und dazu gehört unbedingt eine Wiederbelebung des wissenschaftlichen Denkens! Wir müssen Lyns Methode, die auch die Methode der größten wissenschaftlichen Genies vor ihm ist, hegemonial machen. Die Fehler in der Gestaltung der Politik, die uns heute plagen, sind nicht vorübergehend, sie sind nicht zyklisch, sondern sie sind systemisch!

Was muß unsere Strategie sein, um den Diskussions- und Entscheidungsprozeß – die Wege, auf denen wir zu politischen Entscheidungen für die Zukunft gelangen – auf eine höhere Ebene zu heben, die dem Fortschritt und den Zielen der Zivilisation gerecht wird? Welche Axiome müssen überwunden werden?

  • Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik – daß das ganze Universum zum Stillstand kommen wird.

  • Menschliche Handlungen, insbesondere solche, die unsere Umgebung verändern, seien „unnatürlich“ und somit schlecht.

  • Der menschliche Verstand sei letztlich erklärbar durch physikalische Prozesse.

  • Reduktionismus

  • Positivismus

  • grüne Umwelt-Ideologie

Um diese Axiome zu identifizieren und zu beseitigen, sollten wir folgendes tun:

  • Beteiligen wir uns an einem engagierten, organisierten Durcharbeiten der Hauptwerke von LaRouche und der von ihm genannten Hauptquellen.

  • Sorgen wir für ein schnelles Wachstum einer neuen Generation junger Staatsmänner und -frauen und Denker, die sich dem Auffinden und der Verinnerlichung des Prozesses wissenschaftlicher Entdeckung verschrieben haben.

  • Koordinieren wir die Arbeit an diesen Bildungsprozessen und planen wir die infrastrukturellen, wissenschaftlichen und kulturellen Ziele für die nächste große Renaissance!

Wir ermutigen alle, sich an diesem Prozeß zu beteiligen, und wir schließen mit einem Auszug aus einem Gespräch, das Lyn 2007 bei einem Treffen junger Menschen hatte und das auch heute noch gültig ist:

    Lyndon LaRouche (Audio): „Das ist das Problem, das ihr in eurer Generation habt: Ihr seid junge Erwachsene, wo eine ältere Erwachsenengeneration existentiell versagt hat. Es mag einzelne Personen in der älteren Generation geben, die nicht gescheitert sind, aber die Generation als Ganzes, insbesondere die Generation der Büromenschen, ist gescheitert. Sie sind katastrophal gescheitert.

    Weil ihr für diese Prinzipien empfänglich seid, für die Vorstellung, daß der einzelne unsterblich ist, eine unsterbliche Persönlichkeit, obwohl sein irdischer Körper stirbt, deshalb ist es eure Aufgabe, eure Bestimmung und Verantwortung, für die Veränderungen zu sorgen, die in der Gesellschaft stattfinden müssen, wenn die Gesellschaft überhaupt überleben soll. Und deshalb hat eure Generation eine einzigartige historische Rolle in der Existenz der ganzen Menschheit.

    Und die Mission, die ich euch gebe, ist es, das in euch zu verstehen und darin eure Identität zu sehen.“

(Den Videomitschnitt des Vortrags mit allen Abbildungen, Video- und Audioeinspielungen finden Sie auf https://schillerinstitute.com.)