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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

LaRouche und die Einheit von Kunst und Wissenschaft

Von Antonella Banaudi

Die Sopranistin und Gesangslehrerin Antonella Banaudi arbeitete mit dem Schiller-Institut in verschiedenen Projekten zur Verdi-Stimmung und Opern-Meisterklassen zusammen.

Liebe Helga [Zepp-LaRouche], liebe Freunde des Schiller-Instituts und des LaRouche PAC, vielen Dank für diese kostbare Zeit, in der ich versuchen werde, einen Eindruck von der Bedeutung von Lyndons Handeln für das Wohl und den Fortschritt der Menschheit zu vermitteln.

Lassen Sie mich gleich anfangen.

1737 gründete Lorenz Mizler, ein Schüler von J.S. Bach, in Leipzig einen halbgeheimen Verein der Musikwissenschaften. Um zugelassen zu werden, mußte man seine eigene musikalische Komposition mathematischer Natur und ein Porträt von sich selbst präsentieren. Mizlers Ziel war es, den Zusammenhang zwischen Musik und Mathematik aufzuzeigen. Tatsächlich lautete das Motto der Gesellschaft: „Musik ist der Klang der Mathematik“, ähnlich wie wenn man sagt, das Wort ist der Klang der Poesie oder Mathematik ist die Sprache der Physik und der Wissenschaft.

Das Ziel der Gesellschaft war es, die Musik zu ihrem pythagoräischen Ursprung zurückzuführen, deshalb nahm auch Georg Friedrich Händel daran teil. Bach trat 1747 offiziell in den Verein ein, seine Kunst der Fuge und seine Goldberg-Variationen sind ein brillanter Ausdruck von Musik nach den Prinzipien der geometrischen und arithmetischen Symmetrie, ebenso wie Kompositionen von Mozart, Beethoven, Schubert bis Strawinsky.

Diese Symmetrien ähneln denen des Goldenen Schnitts, dessen höchster Ausdruck der Kanon ist. Eine andere Art von Kanon ist der von Vitruv, den Leonardo in seiner Zeichnung „Der vitruvianische Mensch“, einem Kondensat mathematischer und harmonischer Erkenntnisse über den menschlichen Körper, brillant illustrierte. Leonardo untersuchte auch die Phyllotaxis, die nach den Prinzipien der Goldenen Proportion verläuft, welche durch die irrationale Zahl 0,618 ausgedrückt wird, die immer als Verkörperung des universellen Gesetzes der Harmonie galt. Das Verhältnis des Goldenen Schnitts oder der Goldenen Proportion wird in der goldenen Spirale ausgedrückt, die unsere Gehörschnecke formt. Diese sendet dann spiralförmige Signale an unser Gehirn und unseren Geist, indem sie einer natürlichen Struktur folgt und diese wiederum formt, wodurch wir die „goldene Sprache“, die schöne Proportion, unbewußt erkennen, wenn wir ihr in der Kunst begegnen. Das gleiche gilt für das Sehen, denn auch die Zapfen im Auge, die die Lichtsignale sammeln, sind eine goldene Spirale.

Ein enger Verwandter des Goldenen Schnitts ist die Fibonacci-Reihe, die Sequenzen im Pflanzen- und Menschenleben ordnet.

Alle Proteine haben fünf Seiten, die gemäß dem Goldenen Schnitt erzeugt werden; sogar die Helix der DNA folgt dem Goldenen Schnitt, ausgedrückt durch Fibonacci-Zahlen; einige spektakuläre Galaxien haben eindeutig die Form einer goldenen Spirale, der Austritt aus einer planetaren Umlaufbahn wird als goldene Spirale berechnet, ebenso wie der Verlauf des Zusammenbruchs eines Sterns und die harmonischen Verhältnisse der pythagoreischen Skala.

Wann immer wir Musik in der goldenen Proportion hören, steht dies im Einklang mit der Biologie und der harmonischen Wahrnehmung. Lyndon LaRouche hat dieses geometrische Verhältnis in seinem grundlegenden Handbuch der Grundlagen der Stimmung und Register untersucht.

Er tat dies anhand der menschlichen Stimme, die er nicht nur als das grundlegende Musikinstrument, sondern auch als einen wahrhaft goldenen Lebensprozeß definierte. Wir wissen, daß man für gutes Singen ein gebildetes Ohr braucht. Wenn man Gesang studiert, erzieht man die Stimme und das Ohr zusammen, genauso wie wir den Geist zu Proportionen und harmonischer Schönheit erziehen. Eine schöne Stimme ist der Ausdruck eines schönen Ohrs – so wie eine schöne Komposition das Ergebnis eines schönen Geistes ist, und wenn wir ihm zuhören, sind wir tatsächlich mit dem schönen Geist verbunden, der ihn geschaffen hat.

LaRouche und das Schiller-Institut haben klar postuliert, wie sehr die Singstimme und der Verstand über das Ohr, das natürlicherweise auf dem Goldenen Schnitt basiert, ein Ganzes bilden. Also sollte auch Musik, wenn sie wirklich Ausdruck der Musen und der apollinischen Schönheit sein soll, mit goldenen Verhältnissen zwischen den Tonstufen strukturiert sein. Der goldene Schnitt gehört zu dem geheim übermittelten Wissen, weshalb es als „heilig“ definiert wurde, und LaRouche sagt, daß nichts Geheimnisvolles oder Mystisches daran ist, wenn man sieht, warum der Goldene Schnitt ein absoluter Wert der Lebensprozesse ist.

Als weitere Bestätigung der Entdeckungen von Fibonacci und Leonardo veröffentlichte Kepler, inspiriert von Platons Timaios, 1597 das monumentale Mysterium Cosmographicum, welches belegt, daß das Sonnensystem und die Proportionen seiner Planetenbahnen von den fünf platonischen Körpern und dem Goldenen Schnitt herrühren, wie die Winkelgeschwindigkeiten der Planeten in ihren elliptischen Bahnen nach den gleichen Verhältnissen wie die grundlegenden musikalischen Intervalle proportioniert sind.

Mit Bezug auf die astronomischen Werte Keplers definierte LaRouche das c’ bei 256 Schwingungen pro Sekunde als „Keplers Intervall im Sonnensystem“. Im Jahr 1800 führte Carl Friedrich Gauß anstelle der von Kepler vorgeschlagenen reinen Kreisbewegung die konische Spiralwirkung ein. Und LaRouche demonstrierte genau diese konische Spiralbewegung in der Stimme des „Belcanto“, das bedeutet „schönes Singen“.

Wie es scheint, hat der Physiker Joel Sternheimer, ein leidenschaftlicher Musiker, gezeigt, daß die Elementarteilchen in einer Reihe angeordnet sind, die eng mit der musikalischen Skala auf der Grundlage von c’=256 Hz zusammenhängt. Die Frequenz des Protons beträgt 2,26876 x 1023, dieser Wert entspricht ziemlich genau dem G der 69. Oktave oberhalb von c’=256 Hz. In der Forschung zur biophysikalischen Optik wurde gezeigt, daß die maximale Absorption der elektromagnetischen Strahlung von DNA einem präzisen Wert entspricht, der bei 256,54 in der 42. Oktave über dem mittleren c liegt.

Dies sind nur einige Beispiele für jüngere Entdeckungen, die bestätigen, wieviel die „unorthodoxen“ Physiker über die wissenschaftliche Stimmung von a’=432 Hz wußten, die Stimmung, die der brillante Maestro Verdi wünschte, dessen ästhetischer Geschmack und Wissen auf der Idee der schönen Stimme und Musik beruhten.

Es gibt eine aufschlußreiche Definition der Stimme von LaRouche, eine Definition, von der ich schon immer ausging, was zeigt, daß man manchmal etwas weiß, ohne zu wissen, daß man es weiß. Ich fasse sie zusammen: „Die menschliche Stimme ist für den Schall, was der Laser für das Licht ist, sie ist ein akustischer Laser, der durch die Wirkung als ,Einheit’ die maximale Dichte elektromagnetischer Singularitäten erzeugt.“

Nun frage ich mich: Ist das der Grund, daß wir, wenn wir eine schöne Stimme hören, das Gefühl haben, wir hätten in unserem Geist die Projektion einer Welt der Farben und Formen, die keiner anderen Rechtfertigung bedarf als der Schönheit?

Mit dem bisher Gesagten habe ich nur ein wenig dazu beigetragen, an Lyndons wissenschaftliches und künstlerisches Engagement zu erinnern, von dem wir alle lernen. Für mich ist er ein Meister, ein Maestro im klassischen sokratischen Sinne. Ein Maestro ist jemand, der durch sein Vorbild das, was in anderen verborgen ist, hervorruft und erleuchtet. Ein Maestro ist jemand, der aus seinem Leben ein Kunstwerk macht.

Sein Handeln ist sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch, um Wissen zu suchen und zu vermitteln – Wissen über den Menschen und über die Gesetze, die die Welt regieren, Gesetze, denen sich der Mensch anpassen muß, um eine harmonische, gerechte und glückliche Gesellschaft aufzubauen. Auf dem Giebel des Tempels von Delphi steht: „Erkenne dich selbst und du wirst das Universum und die Götter kennen“, weil alles den gleichen Gesetzen gehorcht.

Das Wissen wird dann zum Bewußtsein, im Sinne einer ethischen Verpflichtung, die Prinzipien zu verwirklichen, die uns vom Leben von Barbaren unterscheiden, wie Dante uns in der Göttlichen Komödie im Odysseus-Gesang im Inferno drängt: „Ihr wurdet nicht geschaffen, als Barbaren zu leben, sondern Tugend und Wissen zu folgen.“

Sicher hat mir LaRouche viel mehr gegeben, als ich jemals zurückgeben kann. Er entfachte in mir eine Leidenschaft für alle Aspekte der Musik als Wissenschaft, und die sind unzählig und faszinierend – eine Forschung, die mich ständig bereichern und meine Sicht der Welt verändern kann.

Meine Erinnerung an LaRouche ist geprägt von Bewunderung, Wertschätzung und Zuneigung, denn jeder, der weiß, wie man den Funken entzündet, den seine Fackel im Geist der Menschen entfacht, der wird von einer tiefen Liebe zum Guten der Menschheit beseelt, und Lyndon LaRouche hat ihn in jedem von uns entzündet. Deshalb sind wir hier.