Wir können eine neue Ära der Menschheit gestalten!
Von Helga Zepp-LaRouche
Bei der internationalen Konferenz des Schiller-Instituts
hielt Helga Zepp-LaRouche am 16. November die folgende Eröffnungsrede, sie
wurde für den Abdruck aus dem Englischen übersetzt.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde des Schiller-Instituts,
ich kann meine Ausführungen nicht eröffnen, ohne auf die beispiellosen
Ereignisse in den Vereinigten Staaten einzugehen. Das, was mit dem sogenannten
Amtsenthebungsverfahren in diesem Land geschieht, ist eigentlich ein
Putschversuch und ein versuchter Regimewechsel gegen den gewählten
Präsidenten, durch die gleichen Kräfte, die auch den Vorstoß für einen
Regimewechsel in Hongkong und in Bolivien durchführen.
Es ist sehr klar, daß sie Trump mit allen Mitteln aus dem Amt schaffen
wollen. Die Absicht wird sehr deutlich, wenn man sich die Aussagen von Leuten
wie den Diplomaten [William] Taylor, George Kent, Fiona Hills und anderen
ansieht, die unglaubliche Behauptungen aufstellen, die absolut nichts mit der
Realität zu tun haben.
Taylor zum Beispiel log, Präsident Trump habe in Absprache mit Präsident
Selenski die Lieferung schwerer militärischer Ausrüstung an die Ukraine
verzögert, und das habe viele Ukrainer das Leben gekostet, weil die russische
Aggression nicht abgeschreckt wurde. Das stellt die Lage völlig auf den
Kopf!
Wenn man bedenkt, was mit dem Maidan-Putsch 2014 passiert ist – ich denke,
Natalia [Witrenko] wird noch darüber sprechen oder alle Ihre Fragen dazu
beantworten –, dann ist es um so unverschämter, was George Kent sagte. Er
sagte, die Kräfte, die sich in der Ukraine Rußland entgegenstellen, seien
vergleichbar mit den Minutemen und Helden wie Marquis de Lafayette und Baron
von Steuben in der Amerikanischen Revolution. Das ist dermaßen empörend, es
ist so hundertprozentig das Gegenteil der stolzen Tradition Lafayettes und
Steubens, daß man so etwas nur satanisch nennen kann. Wenn jemand die Wahrheit
so auf den Kopf stellt und in das absolute Gegenteil verkehrt, kann man das
nur als satanisch bezeichnen. Denn die Leute, die für den Putsch in der
Ukraine verantwortlich sind und die Feinde Rußlands sind, sind Leute in der
Nazi-Tradition von Stepan Bandera. Wir alle erinnern uns an die berüchtigten
Worte von Victoria Nuland, die sagte, das US-Außenministerium habe fünf
Milliarden Dollar für die Finanzierung dieser Opposition in der Ukraine
ausgegeben.
Gleichzeitig, weniger wichtig, aber bedeutsam für den neuen Geist in den
neokonservativen und neoliberalen Kreisen in den Vereinigten Staaten, wird im
neuen amerikanisch-chinesischen Wirtschafts- und Sicherheitsjahresbericht die
Staatlichkeit Chinas geleugnet, indem es heißt, sie würden Präsident Xi
Jinping nicht mehr als Präsidenten bezeichnen, sondern nur als Generalsekretär
der Kommunistischen Partei.
Das ist schlimmer als der McCarthyismus, und das einzig Gute ist, daß
dieser Putsch noch nicht entschieden ist, weil Justizminister [William] Barr
strafrechtlich gegen die Putschisten ermittelt; und sie alle könnten am Ende
vor Gericht gestellt werden und im Gefängnis landen.
Was in den Vereinigten Staaten vor sich geht, ist, wie ich bereits sagte,
eine Strategie für Putsch und Regimewechsel, wie wir sie in vielen Ländern der
Welt gesehen haben und wie es jetzt gerade in Hongkong und Bolivien geschieht.
Wenn man das damit vergleicht, was die Massenmedien in Europa sagen, könnte
der Unterschied nicht unglaublicher sein, ich würde fast sagen, das ist eine
Goebbels-artige Propaganda. Es ist ganz klar, daß dies eine Zeit des
„Showdown“ ist. Was dahinter steckt, ist der hartnäckige Widerstand des alten,
oligarchischen Paradigmas gegen den Aufstieg eines völlig neuen Paradigmas in
der Geschichte der Menschheit.
LaRouches Ideen
Diese Konferenz ist dem Gedenken an meinen verstorbenen Mann, den großen
Staatsmann, Ökonomen, Visionär und Menschen Lyndon LaRouche gewidmet, aber
nicht als etwas, das der Vergangenheit angehört, sondern als eine feierliche
Verpflichtung, seine Ideen am Leben zu erhalten und zu verbreiten, da sie die
unverzichtbaren Lösungen darstellen, die er für die existentiellen Probleme
vorgeschlagen hat, mit denen wir als Zivilisation heute konfrontiert sind. Die
von ihm vorgeschlagenen Lösungen sind absolut realisierbar, erfordern aber
eine völlig andere Denkweise als die der meisten Regierungen Europas und der
Bevölkerung heute.
Um diese Denkweise von einer, die nur in eine Katastrophe führen kann, in
eine zu transformieren, mit der die an sich leicht verfügbaren Lösungen
realisiert werden können, ist das Verständnis der wissenschaftlichen Methode
von Lyndon LaRouche absolut unverzichtbar. Diese Methode ist der Grund dafür,
warum er der erfolgreichste Wirtschaftsprognostiker war. Lassen Sie mich unter
den vielen Beispielen, in denen er Recht behielt und alle seine Kritiker
völlig falsch lagen, eines der vielleicht weitsichtigsten wählen. Im August
1971, als Präsident Nixon das Bretton-Woods-System zerstörte, indem er das
System der festen Wechselkurse durch eines mit flexiblen Wechselkursen
ersetzte, sagte er prophetisch: Wenn sich dieser Trend der Geldpolitik
fortsetzt, wird er auf dem weiteren Weg zur Gefahr einer neuen Depression und
eines neuen Faschismus oder einer neuen Weltwirtschaftsordnung führen. An
diesem Punkt sind wir heute angelangt!
Nun, dieser Trend setzte sich fort, und er warnte bei jeder Gelegenheit vor
den Folgen und schlug auch jedes Mal eine Abhilfe vor, und das prägte den Lauf
der Geschichte, auch wenn der transatlantische Sektor seine Lösungen ablehnte.
Dieser Trend wurde fortgesetzt mit der Politik der „kontrollierten
Desintegration der Weltwirtschaft“ des Council on Foreign Relations in den
70er Jahren, die zur Zerstörung der gesamten Industriekette in den USA führte,
und zu dem „chilenischen Modell“, das wir heute in vielen Ländern der Welt
zusammenbrechen sehen: die Auslagerung der Produktion in billige
Arbeitsmärkte, Paul Volckers Hochzinspolitik, der Wechsel von der
Realwirtschaft zu einer Gesellschaft des „Shareholder Value“, Thatcherismus
und Reganomics, die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes, die Deregulierung
der Finanzmärkte, die Politik der „Quantitativen Lockerung“ (QE) nach dem
Crash 2007-08, mit negativen Zinssätzen und zuletzt Helikoptergeld, und das,
was der Gouverneur der Bank of England Mark Carney vorantreibt –
Regimewechsel, die Beseitigung der Macht souveräner Regierungen und der
Übergang zur globalen Diktatur der Zentralbanken, die Gesetze einführen
sollen, um alle Geldmittel in „grüne“ Investitionen zu lenken, kombiniert mit
Rettungsaktionen, Bail-Ins, brutaler Sparpolitik, mit der Folge eines massiven
Bevölkerungsrückgangs.
Quelle: Lyndon LaRouche
Abb. 1: LaRouches berühmte „Tripelkurve“.
© EIR
Abb. 2: Finanzaggregate weltweit (Billiarden Dollar), 1980-2019.
Jetzt, seit Mitte September, sehen wir die letzte Phase davon.
Dies (Abbildung 1) ist eine pädagogische Graphik, die Lyn 1995
entwickelte und die zeigt, an welchem Punkt die Finanzaggregate völlig außer
Kontrolle geraten. Nach den neuesten Zahlen der BIZ sind die außerbilanzlichen
OTC-Derivate von 2018 bis Juni dieses Jahres nominell um 20% auf 640 Billionen
$ angewachsen – und sie sind in der Regel mindestens doppelt so hoch wie die
offizielle Zahl –, verglichen mit einem Anstieg des Welthandels um 3% und des
BIP von 2,9%. Nach den Daten der Federal Reserve, die im Blog Econimica
zitiert werden, stiegen die Vermögenswerte der Fed seit dem 17. September um
300 Milliarden auf 4,04 Billionen, aber die bei der Fed eingezahlten
Überschußreserven der Megabanken sind niedriger als im August, es fließt also
neu gedrucktes Geld direkt in alle möglichen Spekulationsgeschäfte – Aktien,
Anleihen, Schuldverschreibungen, Verbriefungen, Zinsderivate usw. Bernankes
Behauptung, die QE werde nur überschüssige Bankreserven aufbauen, um
sicherzustellen, daß sie nie zu einer Hyperinflation führt, war eindeutig eine
Lüge. Die globalen Finanzaggregate (Abbildung 2) übersteigen 1,8
Billiarden Dollar und laufen gegen Ende des Jahres auf 2 Billiarden zu.
Man kann tatsächlich sehen, daß wir an diesem Punkt angelangt sind. 2008
war der Höchststand, dann kam der Crash, und jetzt sind wir wieder auf dem
gleichen Niveau, aber es steigt noch weiter. So sind alle Instrumente des
„Werkzeugkastens“, von dem Merkel 2008 gesprochen hat, aufgebraucht. Warum hat
Merkel auf ihrer letzten Reise nach Rom plötzlich ihren Widerstand gegen die
Idee einer Europäischen Bankenunion und eines EU-Einlagensicherungsfonds
aufgegeben? Die Fed, Draghi, Lagarde, Carney, Scholz, Merkel – sie alle
wissen, daß das System unglaublich bankrott ist. Aber sie sind „Betonköpfe“,
wie Jamie Dimon gerade bewiesen hat, als er es Erich Honecker nachmachte, der
noch am 14. August 1989 davon gesprochen hatte, daß der Sozialismus noch
weitere tausend Jahre weiterbestehen würde. Dimon sagte: „Die US-Wirtschaft
ist die wohlhabendste Wirtschaft, die die Welt je gesehen hat, und sie wird
für die nächsten hundert Jahre eine sehr wohlhabende Wirtschaft sein!“ Es
dauerte genau zwei Monate, bis Honecker nach seiner berühmten Aussage, daß es
den Sozialismus noch tausend Jahre geben würde, gestürzt wurde, und weniger
als drei Monate, bis die Berliner Mauer fiel.
Dieses System ist absolut nicht aufrecht zu erhalten, wir stehen am Rande
einer allgemeinen Zusammenbruchskrise des Weltwährungssystems, genau wie
Lyndon LaRouche es angekündigt hatte. Wir befinden uns genau an dem Punkt, den
er 1971 vorhergesagt hat: Depression und Faschismus – oder eine neue
Weltwirtschaftsordnung! Und Sie sehen eine weltweite Rebellion in Form von
Massendemonstrationen gegen diese Politik: Chile, Haiti, Irak, Pakistan,
Libanon, die deutschen Bauern, dann kam der Wahlsieg von Präsident Fernándes
und Vizepräsidentin Kirchner in Argentinien gegen die neoliberale
Austeritätspolitik auf der einen Seite, und die Neuauflage eines vom
US-Außenministerium geförderten Maidan-Putsches gegen Boliviens Präsident Evo
Morales, weil der es wagte, dem chinesischen Beispiel zu folgen, die
Bevölkerung mit Hilfe des wissenschaftlichen Fortschritts aus der Armut zu
befreien und sogar zu versuchen, zu den fortschrittlichsten Technologien
überzugehen. Die sozialen Auswirkungen dieser neoliberalen Wirtschaftspolitik
zerstören das soziale Gefüge von Ländern auf der ganzen Welt.
Da mehrere Länder der G20 faktisch die Interessen des Britischen Empire,
der Londoner City, der Wall Street und der Zentralbanken verteidigen, wird die
Lösung nicht von der G20 kommen, die eigentlich die repräsentative
Organisation wäre, die die Reorganisation des Systems hätte in die Hand nehmen
sollen, als 2008 die Systemkrise ausbrach. Aber das haben sie nicht getan, sie
haben es mit ihrer Politik seitdem noch schlimmer gemacht.
Kooperation USA-Rußland-China-Indien ist möglich
Deshalb bestand Lyndon LaRouche bereits darauf, daß nur die Kombination aus
den USA, Rußland, China und Indien als Kerngruppe repräsentativer Nationen
stark genug wäre, um ein neues Kreditsystem, ein Neues Bretton-Woods-System,
durchzusetzen.
Die strategische Zusammenarbeit zwischen Rußland und China hat sich infolge
der gescheiterten Bemühungen, nach dem Zerfall der Sowjetunion eine unipolare
Welt, die neue Form des Empire, durchzusetzen, auf ein beispielloses Niveau
intensiviert. Indien rückt in jüngster Zeit näher, und es gibt mehrere
Organisationen, die sich wirklich als Gegenreaktion auf dieses Empire
entwickelt haben, wie die BRICS, die SCO, die BRI und andere.
Das Potential einer solchen Zusammenarbeit besteht also, aber ich bin mir
nicht so sicher, ob sie auch einen Notfallplan haben, um die richtige Lösung
zu finden und ein Neues Bretton-Woods-System auf die Tagesordnung zu setzen,
noch bevor das System platzt. Man sieht, daß sie alle möglichen
Maßnahmen ergreifen – die gehen aus dem Dollar heraus, organisieren den Handel
in bilateralen Währungen, kaufen Gold, richten Cyberwährungen ein, aber das
ist dem Problem nicht angemessen, denn wenn die USA nicht Teil der Lösung
sind, wird es zusammenbrechen, und ich glaube nicht, daß ein solcher
Zusammenbruch so ablaufen würde wie der der Sowjetunion. Es ist eher
wahrscheinlich als nicht, daß sich aus einem ungeordneten Zusammenbruch des
globalen Finanzsystems ein Krieg entwickeln würde.
Statt dessen ist die Umsetzung von Lyndon LaRouches Vier Gesetzen
erforderlich:
1. eine globale Glass-Steagall-Bankentrennung, bei der fast alle
ausstehenden Derivate und nicht rückzahlbaren Schulden abgeschrieben und die
Geschäftsbanken unter staatlichen Schutz gestellt werden,
2. in jeder Nation wird eine Nationalbank in der Tradition von Alexander
Hamilton gegründet, ähnlich wie die KfW in Deutschland in der
Nachkriegszeit,
3. ein neues internationales Kreditsystem, ein Neues Bretton Woods, und
4. eine internationale Zusammenarbeit in einem Crash-Programm zur
Realisierung von Kernfusionskraft und Weltraumforschung, Raumfahrt und
Kolonialisierung des Alls.
Ich weiß, daß führende Persönlichkeiten in Rußland und China sehr skeptisch
sind, was die Möglichkeit betrifft, die USA in die Art von Zusammenarbeit
hineinzuholen, von der ich spreche, und ich kenne die derzeitigen Hindernisse,
aber die Möglichkeit ist absolut gegeben. Der ganze Grund, warum der britische
Geheimdienst, speziell GCHQ, über die „prorussische“ Haltung und die Kontakte
des Trump-Wahlkampfteams so „beunruhigt“ war, daß er bereits im Herbst 2015
mit Obamas US-Geheimdienst gegen Trump konspirierte, liegt darin, daß sie in
ihm das Potential zur Beteiligung an einem neuen System souveräner
Nationalstaaten erkannt haben. Tief verwurzelt in der Denkweise des Empire,
die das amerikanische neoliberale Establishment nach den Vorgaben von H.G.
Wells’ „Offener Verschwörung“ übernommen hat, „rochen“ sie die Bedrohung, die
er für ihr System darstellen könnte. Und mit Sicherheit hatten diese Kreise,
der anglo-amerikanische Militärisch-Industrielle Komplex, den Trump kürzlich
namentlich angegriffen hat, Alpträume, als sie Trump in diesem Jahr auf der
Vollversammlung der UNO folgendes sagen hörten, ich zitiere:
„Wenn man sich umsieht und auf diesem großen, prächtigen Planeten
herumschaut, ist die Wahrheit offensichtlich: Wenn du Freiheit willst, dann
sei stolz auf dein Land. Wenn du Demokratie willst, behalte deine
Souveränität. Und wenn du Frieden willst, dann liebe deine Nation. Weise
Staatsführer stellen immer das Wohl ihres eigenen Volkes und ihres eigenen
Landes in den Vordergrund.
Die Zukunft gehört nicht den Globalisten. Die Zukunft gehört den Patrioten.
Die Zukunft gehört souveränen und unabhängigen Nationen, die ihre Bürger
schützen, ihre Nachbarn respektieren und die Unterschiede ehren, die jedes
Land besonders und einzigartig machen.“
Diese Perspektive steht im Prinzip vollkommen im Einklang mit dem Geist der
Neuen Seidenstraße, die auf der Idee der vollkommenen Achtung der Souveränität
jeder Nation und der Akzeptanz der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme
beruht, und sie steht nicht im Widerspruch zu Präsident Xi Jinpings Vision der
„Zukunftsgemeinschaft der Menschheit“. Diese Art des Denkens ist die absolute
Schreckensvision für die Kräfte des Britischen Empire, denn sie überwindet die
Geopolitik und bereitet den Boden für das Streben nach den gemeinsamen Zielen
der Menschheit.
Ich erinnere mich an die Reaktion der damaligen deutschen
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die am Morgen nach Trumps
Wahlsieg 2016 sagte, sie sei zutiefst schockiert, daß dieser Mann gewonnen
habe, und nun wird sie ab 1. Dezember Präsidentin der EU-Kommission sein. In
einer kürzlich gehaltenen Rede vor der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin
projizierte sie dieses britisch inspirierte Verhalten des Imperialismus, indem
sie in die Konfrontationssprache des Kalten Krieges zurückfiel und sich für
eine Abschreckungspolitik einsetzte: Europa müsse „die Sprache der Macht
lernen“ und seine militärischen Fähigkeiten ausbauen. Gegen wen? Gegen das,
was sie „autokratische Regime“ nennt, deren „ungehemmte Einkaufstouren“
gestoppt werden müßten – das richtet sich eindeutig gegen China. Sie will auch
in den ersten hundert Amtstagen einen „New Green Deal“ vorschlagen und die
Besteuerung der CO2-Emissionen so hoch ansetzen, daß die Menschen
ihr Verhalten ändern. Mit anderen Worten: An dem Punkt, wo Merkel zum totalen
Nachteil der deutschen Bevölkerung die letzten Überreste der Souveränität über
die eigene Wirtschaft an die EU übergibt, will von der Leyen eine grüne
Wirtschaftspolitik durchsetzen, die jede Industriewirtschaft in Europa
zerstört! Angesichts dieser drohenden Finanz- und Wirtschaftskatastrophe ist
es ebenso verrückt wie undurchführbar, wenn „AKK“ [Annegret Kramp-Karrenbauer]
ankündigt, daß sie die Bundeswehr als Gegengewicht zu China in den Pazifik
schicken will, wie sie kürzlich vor der Bundeswehrakademie in München erklärte
– was vollkommen zu der Perspektive des Kalten Krieges paßt, die im
Strategiebericht des US-Verteidigungsministeriums für den Indisch-Pazifischen
Raum vom 1. Juni dieses Jahres zum Ausdruck kommen. Die Bundeswehr kollabiert
ohnehin, und wenn die deutsche Wirtschaft zusammenbricht, wie soll die
Bundeswehr eine solche Politik betreiben? Es ist einfach völliger
Wahnsinn.
Nun, warum das alles? Ist diese Politik, die nur zu einem Krieg mit Rußland
und China führen kann, im Interesse Deutschlands? Dies ist nichts anderes als
die alte geopolitische Agenda des „Großen Spiels“ des Britischen Empire gegen
Rußland von Lord Palmerston und von seinem Nachfolger Halford Mackinder, dem
offiziellen Autor der Geopolitik: die imperiale Idee, daß diejenigen, die das
„Eurasische Herzland“ beherrschen, die Welt auf Kosten der atlantischen
Randländer kontrollieren. Das war unter anderem die Reaktion des Empire auf
den Bau der Transsibirischen Eisenbahn. Dieser Unsinn sowie das bösartige Buch
von Samuel Huntington „Der Soldat und der Staat“ gehören heute zur
Pflichtlektüre im Lehrplan für die Offiziersausbildung der Streitkräfte der
USA und zur Unterhaltungsliteratur der Empire-Fraktion beiderseits des
Atlantiks!
Das ist die veraltete Denkweise dieses Systems, das kurz davor steht,
auseinanderzufallen. Es ist das rückwärtsgerichtete geopolitische Denken, daß
die Beziehungen zwischen den Nationen ein Nullsummenspiel seien. Und wenn die
Befürworter dieses Systems auf einer „regelbasierten Ordnung“ anstelle des
Völkerrechts der UN-Charta bestehen, meinen sie in Wirklichkeit die
Gerechtigkeit des Trasymachos aus Platons „Staat“, wonach die Regeln dem
Vorteil der Stärkeren dienen müssen, damit die beherrschende Rolle dieser
Macht erhalten bleibt.
Aufschwung der Neuen Seidenstraße
© Duisport
Abb.3: Verbindungen des Duisburger Hafens im kombinierten Verkehr.
© Duisport
Abb. 4: Verbindungen des Duisburger Hafens im Kurzstrecken-Seeverkehr.
Seit Präsident Xi Jinping 2013 in Kasachstan die Neue Seidenstraße auf die
Tagesordnung gesetzt hat – ein Programm, das verwandt mit den
Entwicklungsprogrammen ist, an denen Lyndon LaRouche seit Anfang der 70er
Jahre arbeitete –, ist ein ganz anderes Modell der internationalen Beziehungen
entstanden. Das BRI hat sich zum größten Infrastrukturprogramm aller Zeiten
entwickelt, etwa 157 Nationen und 30 große internationale Organisationen
nehmen an diesem Projekt teil, das im wesentlichen darauf abzielt, das in
China erfolgreich umgesetzte Programm zur Armutsbekämpfung in anderen
Entwicklungsländern nachzubilden.
Trotz der kürzlich eskalierenden Anti-China-Kampagne derselben Politiker,
Geheimdienste und Denkfabriken, die auch den Putsch gegen Präsident Trump
unterstützen, und trotz einiger Bremser auf Seiten der EU hat die China
Railway Corporation (CRC) nach Angaben des chinesischen Nachrichtenportals
Sina.com 2018 insgesamt 6300 Züge auf die Reise von China nach Europa
geschickt, ein Plus von 72% gegenüber dem Vorjahr. Davon machten 2690 Züge die
Rückfahrt nach China, 111% mehr als im Vorjahr.
China hat seit 2011 vor allem im Rahmen seiner Belt & Road-Initiative
mehr als 11.000 Güterzüge nach Europa und zurückgeschickt. Insgesamt wurden 65
Güterbahnstrecken zwischen chinesischen Städten und 44 Städten in 15
europäischen Ländern eröffnet (Abb. 3), noch vor zehn Jahren gab es
praktisch keine einzige. Die meistfrequentierte Strecke ist
Chongqing-Duisburg, wo inzwischen 39 Züge pro Woche am Duisport ankommen. Zu
den Städten in Europa, die mit Güterzügen aus China bedient werden, gehören
u.a. Duisburg, Hamburg, Nürnberg, Lyon, Madrid, Wien, Prag, Triest, Budapest,
Tilburg (Niederlande). Vor allem Duisburg dient als zentrale Drehscheibe für
den Schienengüterverkehr in Europa, von wo aus viele Ziele erreicht werden
(Abbildung 3).
Neben dem Schienengüterverkehr, der von China direkt über Land nach Europa
kommt, wird auch Güterverkehr auf Schienenstrecken von den europäischen
Seehäfen in das europäische Festland abgewickelt, von denen Piräus, Rotterdam
und Hamburg derzeit die wichtigsten sind, was Seecontainer aus China betrifft
(Abb. 4).
Anstatt sich der BRI zu widersetzen, sollten die europäischen Nationen und
die USA Xi Jinpings Angebot einer Win-Win-Kooperation aufgreifen, nicht nur
auf bilateraler Ebene, sondern vor allem in Zusammenarbeit in größeren
Projekten wie dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Südwestasiens, der
Industrialisierung Afrikas und Lateinamerikas und nicht zuletzt der
Modernisierung der Infrastruktur in den USA und Europa.
Um der unmittelbaren Gefahr eines Zusammenbruchs des Finanzsystems zu
begegnen, muß genau das getan werden, was LaRouche seit Jahrzehnten fordert:
Die USA und die europäischen Nationen müssen ein neues System schaffen, das
alle Veränderungen der globalen Finanz-, Währungs- und Handelspolitik nach
1971 zurücknimmt, und es muß schnell ein neues Kreditsystem eingeführt werden,
ein Neues Bretton-Woods-System fester Wechselkurse. Im Gegensatz zum alten
Bretton-Woods-System, in dem Churchill und Truman Franklin Roosevelts Absicht,
den Kolonialismus zu beenden, verzerrt hatten, muß es ausdrücklich
langfristige Kredite mit niedrigen Zinssätzen für die Industrialisierung des
Entwicklungssektors bereitstellen. Tatsache ist, daß China, Rußland und Indien
und viele Länder, die mit der BRI zusammenarbeiten, einen Rahmen schaffen, in
dem eine solche Veränderung durchaus möglich ist.
Wenn Präsident Trump, der die britische Doktrin der Geopolitik ablehnt, den
laufenden Putschversuch zurückschlagen kann und Justizminister William Barr
seine strafrechtlichen Ermittlungen gegen die Putschisten fortsetzt, dann wird
die Tatsache, daß ein amerikanischer Präsident dem Prinzip der Souveränität
und des Patriotismus folgt, eine Art Vorlage für Europa liefern, sich dem Ziel
einer eurasischen Wirtschaftsintegration von Wladiwostok bis Lissabon
anzuschließen, das Präsident Putin kürzlich erneut erwähnt hat.
LaRouches Denkweise ist notwendig
Damit dies geschehen kann, bedarf es eines Umdenkens bedeutender Teile der
Bevölkerung der USA und Europas, in einer Weise, die dem Wesen des
Lebenswerkes von Lyndon LaRouche entspricht. Es erfordert die Zurückweisung
der Axiome, die dem Denken des oligarchischen Modells zugrunde liegen, und
ihre Ablösung durch die Vorstellung, daß sich der Mensch von allen anderen
Gattungen durch eine Qualität des Geistes unterscheidet, die am einfachsten
als Kognition (Erkenntnis) bezeichnet werden kann. Diese Qualität, die kein
Tier hat, ermöglicht es dem Menschen, immer wieder qualitative Entdeckungen
neuer physikalischer Prinzipien zu machen, was die Macht der Menschen über das
Universum pro Kopf und pro Quadratkilometer erhöht.
Der große russische Wissenschaftler Pobisk Kusnezow erkannte die Bedeutung
der Entdeckung des Konzepts der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte und
der damit verbundenen Erhöhung der Energieflußdichte in den
Produktionsprozessen als Maßstab für die dauerhafte Nachhaltigkeit der
Gesellschaft, und er sagte voraus, daß so, wie viele Entdeckungen nach ihren
Entdeckern bezeichnet werden – wie Watt, Ampere usw. –, auch das
LaRouche-Konzept in der zukünftigen Wissenschaft als „La“ [kurz für LaRouche]
bezeichnet werden wird. Diese wissenschaftliche Methode zu beherrschen, ist
der Schlüssel, um den Erfolg seiner wirtschaftlichen Prognosen zu
verstehen.
In einer Klarheit, die von keinem anderen Denker in der westlichen
Wissenschaft übertroffen wurde, identifizierte er den entscheidenden Kampf der
Ideen zwischen geisttötenden Wahnvorstellungen der rein mathematischen und
linearisierten physikalischen Doktrinen der euklidischen Tradition – von
Galileo, Ptolemäus, Kopernikus, Tycho Brahe, Newton, Euler, Cauchy bis zu
ihren Vertretern im 20. Jahrhundert, Russell, Wiener und von Neumann –, im
Gegensatz zu der inneren Geschichte der platonischen Tradition der
anti-euklidischen Wissenschaft von Nikolaus von Kues, Kepler, Fermat,
Huyghens, Leibniz etc. Er verwies auf die Bedeutung des falschen, wiewohl
angeblich „selbstverständlichen“ Prinzips der kürzesten Entfernung bei
der Lichtbrechung im Vergleich zum physikalischen-experimentellen Prinzip der
kürzesten Zeit und Leibniz’ Erweiterung dieses Prinzips auf sein
experimentelles Prinzip der universellen geringsten Wirkung als Beweis dafür,
daß jede wahre Entdeckung neuer physikalischer universeller Prinzipien nur aus
der zweiten Tradition kommen kann.
Der Grund, warum seine Werke heute für die Wissenschaft so entscheidend
sind, liegt darin, daß sie die Methode bieten, den Weg zur absolut notwendigen
höheren Ebene des Entdeckens zu finden, indem sie den Wissenschaftler in eine
Riemannsche Denkweise versetzen, die nicht-deduktive Lösungen für Paradoxien
ermöglicht, die aus den Paradoxien der bisher vorherrschenden Überzeugungen
entstehen. Es ist absolut einzigartig, daß LaRouche die Verknüpfung zwischen
der relativistischen Physik und der Kreativität des menschlichen Geistes als
solchem und die Verbindung dieses Bereichs mit klassischen Kunstformen und
Staatskunst gezeigt hat.
Lyn lieferte reichliche Beweise dafür, daß man nur durch klassische Formen
von Poesie, Drama und Musik jene Fähigkeiten des Geistes entwickelt, die in
der Lage sind, gültige Hypothesen über neue Erkenntnisse zu den
Gesetzmäßigkeit des Universums hervorzubringen. Denn in Musik, Poesie und
Drama müssen die gleichen Kämpfe gegen reduktionistische und deduktionistische
Vorstellungen geführt werden, und deshalb ist die Qualität von Metapher,
Ironie und Furtwänglers Auffassung des „zwischen den Noten spielen“
entscheidend, um den Geist zu einer höheren, „Riemannschen“ Denkweise zu
erheben.
Damit geht die Erziehung der Emotionen aus dem Bereich des Sinnlichen und
Profanen hin zur agapischen Emotion einher. Während das oligarchische
Gesellschaftsmodell und Menschenbild den einzelnen zu einem Geschöpf
hedonistischer Wünsche reduziert, das von den Kräften der auf
Trasymachos-Regeln basierenden Ordnung leicht manipuliert und akzeptiert wird,
befreit die mit klassischen Formen der Komposition verbundene kognitive
Erfahrung das Individuum, indem sie die Schönheit des Geistes hervorruft und
die Art von agapischer Liebe zur Menschheit freisetzt, die notwendig ist, um
sich für das neue Paradigma der einen Menschheit zu entscheiden, die das
engstirnige, bösartige Streben nach dem angeblichen geopolitischen Interesse
einer privilegierten Klasse auf Kosten der unteren Klassen hinter sich
läßt.
Aufgrund dieses unvergleichlichen Reichtums und der unvergleichlichen
Bedeutung von Lyns Lebenswerk für die Lösungen der existentiellen
Herausforderungen von heute und die Vision für eine wahrhaft menschliche
Zukunft der Menschheit möchte ich ankündigen, daß wir gerade die „LaRouche
Legacy Foundation“ [Stiftung für LaRouches Erbe] gegründet haben, deren Ziel
es ist, seine gesammelten Werke zu veröffentlichen und eine Renaissance des
Studiums seiner Ideen weltweit herbeizuführen! Ich möchte Sie alle einladen,
sich aktiv an diesem Vorhaben zu beteiligen. Lyndon LaRouche war die
agapischste Person, die ich je getroffen habe, er war ein Mann der Vorsehung,
weil er sein Leben im Einklang mit der Geschichte und den Gesetzen des
Universums lebte. Er lebt in der Gleichzeitigkeit der Ewigkeit.
Wir befinden uns in einem sehr wertvollen Moment in der Geschichte – er ist
voller unglaublich gefährlicher Herausforderungen, aber das neue Paradigma,
die Vision einer völlig neuen Epoche der Menschheit, ist bereits in
Reichweite. Lassen Sie uns ein entscheidendes Element sein, um es zu
erreichen!
Führen wir diesen Krieg für eine schöne Zukunft für die Menschheit mit
einer leidenschaftlichen Liebe zur Menschheit, wie Lyn sie hatte. Er ist heute
nicht persönlich unter uns, aber sein Geist ist bei uns. Und das in diesem
unglaublichen Moment, denn ein Imperium bricht zusammen, es schlägt wild um
sich und will eher die Welt zerstören, als das Neue Paradigma entstehen zu
lassen. Aber wir glauben an das angeborene Gute im Menschen, und deshalb
wollen wir uns ansehen, wie die Menschheit in hundert Jahren sein wird, wir
wollen die Menschheit mit den Augen von Lyndon LaRouche betrachten.
Wir werden dann Fusionskraft, Energiesicherheit und Rohstoffsicherheit
haben. Es wird Dörfer auf dem Mond geben, es wird Städte auf dem Mars geben.
Und es wird bis dahin die einige Menschheitsgemeinschaft geben, und wir alle,
die Menschheit, werden mit diesem Ansatz trotz aller Unbekannten des so großen
Universums – etwa zwei Billionen Galaxien wurden bisher entdeckt – die
unsterbliche Gattung sein.
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