Neue Seidenstraße und Eurasienkanal vor Schiffseignern in Athen vorgestellt
Dean Andromidas präsentierte am 8. November als Vertreter des
Schiller-Instituts und der Nachrichtenagentur EIR vor dem Vorstand des
Verbands der Kurzstreckenschiffseigner in Piräus/Athen den Vorschlag für den
Bau des Eurasienkanals zur Verbindung des Schwarzen Meers und des Kaspischen
Meers im Rahmen der Gürtel- und Straßen-Initiative, und beantwortete im
Anschluß an seinen 20-minütigen Vortrag Fragen der Anwesenden.
Der Eurasienkanal wurde ursprünglich 2007 vom kasachischen Präsidenten
Nursultan Nasarbajew und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin
vorgeschlagen. Das Projekt sieht den Bau eines 750 km langen, betonierten
Kanals entlang der Manytsch-Senke nördlich des Kaukasus vor. Der Kanal hätte
fünf Schleusen und würde erstmals Schiffen mit einer Tragfähigkeit bis zu
35.000 DWT1 den Zugang zum Kaspischen Meer ermöglichen.
Nach Studien des chinesischen Unternehmens Sinohydro könnte das
Frachtvolumen auf dem Kanal bis zu 120 Mio. t jährlich erreichen, darunter
auch Erdöl und Erdgas aus der Region des Kaspischen Meers, wo etwa 6-10% der
Ölreserven der Welt liegen. Er könnte auch andere Massenfracht wie Getreide
oder Erze transportieren. Der Containerverkehr aus China könnte 24-30 Mio. t
jährlich erreichen. Im Vergleich dazu werden auf dem bestehenden
Wolga-Don-Kanal, der nur für Schiffe bis 5000 DWT passierbar ist, lediglich 15
Mio. t Fracht transportiert.
Durch die Öffnung Zentralasiens für die Seeschiffahrt würde der
Eurasienkanal einen neuen wirtschaftlichen Entwicklungskorridor schaffen, der
sich von Lianyungang an der Küste des Gelben Meeres in China über Urumqi in
Chinas westlicher Provinz Xinjiang bis zum Hafen Aktau am Kaspischen Meer und
von dort über den Eurasienkanal zum Schwarzen Meer und zur Ägäis direkt vor
der griechischen „Haustür“ erstreckt. In den elf Staaten der Region leben
insgesamt mehr als 1 Mrd. Menschen. Der Kanal wäre ein wichtiger Beitrag zur
Gürtel- und Straßen-Initiative mit den Wirtschaftsgürteln der Seidenstraße und
der Maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts, die Eurasien und Afrika
wirtschaftlich integrieren.
Die anschließenden Fragen der Anwesenden zeigten ein reges Interesse für
das Projekt. Viele der Teilnehmer, die schon jetzt in der Schiffahrt bis zum
Kaspischen Meer und auf der Donau aktiv sind, erkannten schnell die
Potentiale, die ein solcher Kanal eröffnen würde. Man hätte erwarten können,
daß Einwände wegen der Frage der Finanzierung des Projektes erhoben würden,
aber das war nicht der Fall. Im Gegenteil, einer der Teilnehmer erklärte, die
wirkliche Frage sei der Wille der beteiligten Nationen, das Projekt zu
realisieren, dann finde sich auch das Geld. Er verwies auf China als Beispiel,
das gewaltige Geldsummen für die Finanzierung seiner Infrastrukturprojekte
mobilisiert, wenn es beschlossen hat, sie zu verwirklichen.
Dean und Andrea Andromidas präsentierten die Ideen des Schiller-Instituts,
die Gürtel- und Straßen-Initiative und das Projekt des Eurasienkanals auch in
einer Reihe privater Gespräche mit hochrangigen Regierungsbeamten und
führenden Vertretern des Transportsektors in Griechenland.
Anmerkung
1. = deadweight tons
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