Den Traum der Menschheit verwirklichen!
Die internationale Konferenz des Schiller-Instituts am 25./26. November 2017
Von Alexander Hartmann
Das neue Paradigma der von China ins Leben gerufenen Gürtel- und
Straßen-Initiative ist eine Einladung an alle Länder, bei neuen großen
Infrastrukturprojekten zum Wiederaufbau und der Entwicklung der Wirtschaft zu
kooperieren und die Produktivität der Menschen durch Investitionen in neue
Energien, Wissenschaft und Weltraumfahrt anzuheben. Dieses neue Paradigma kam
am 25./26. November einen weiteren Schritt voran mit einer internationalen
Konferenz, die das von Lyndon LaRouche und Helga Zepp-LaRouche gegründete
Schiller-Institut veranstaltete, um Europa für eine Beteiligung am
Wiederaufbau des Nahen Ostens und Afrikas zu gewinnen. Nahezu 300 Teilnehmer
hörten hochrangige Redner aus Ost- und Westeuropa, China, den Vereinigten
Staaten, Afrika und dem Nahen Osten, die das wirtschaftliche und kulturelle
Potential des neuen Paradigmas beschrieben und versprachen, es zu fördern.
Die zweitägige Konferenz, zu der sich Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern in
Bad Soden bei Frankfurt versammelten, begann mit der Aufführung eines
Arrangements des chinesischen Liedes Jasmin-Blume für Chor und
Streichquartett, womit bereits auf den thematischen Schwerpunkt der Konferenz
verwiesen wurde: die Transformation der Welt in den letzten vier und in den
kommenden hundert Jahren durch das von China initiierte Projekt der Neuen
Seidenstraße und dessen Bedeutung als neues Modell für die internationalen
Beziehungen.
In ihrer Eröffnungsrede bezog sich die Vorsitzende des Schiller-Instituts,
Helga Zepp-LaRouche, auf die Feststellung des Philosophen Gottfried Wilhelm
Leibniz, daß wir „in der besten aller möglichen Welten“ leben, weil das
Universum dazu in der Lage sei, sich immer weiter zu vervollkommnen. Deshalb
sei die Menschheit herausgefordert, große Übel durch noch größeres Gutes zu
überwinden. Die Strategie der Neuen Seidenstraße biete eine Chance, den
offensichtlichen Mangel an Entwicklung zu überwinden, mit dem sich ihr Ehemann
Lyndon LaRouche – der sich unter den Teilnehmern befand – schon seit 50 Jahren
mit seinen Vorschlägen für eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung befaßt
hat. Seit Präsident Xi Jinpings Ankündigung der Neuen Seidenstraßen als
offizieller Politik der chinesischen Regierung 2013 sehe man, wie sich diese
Idee zunehmend materialisiert, wie etwa beim Belt & Road Forum für
internationale Kooperation in Beijing und beim 19. Parteitag der chinesischen
Kommunistischen Partei, wo die Überwindung der Armut zum Ziel erklärt wurde –
nicht nur in China selbst, sondern überall auf der Welt soll den Menschen ein
besseres Leben ermöglicht werden.
Die Geopolitiker des alten Paradigmas behaupten, dies alles sei bloß
chinesische Propaganda, aber sie können die Tatsache nicht verbergen, daß ihr
eigenes, altes System zerfällt, während Chinas Strategie mit ihren
Entwicklungskorridoren, Eisenbahnstrecken und der Diplomatie in Osteuropa,
Iberoamerika und Afrika gewaltige Fortschritte macht. Auch der kürzliche
Chinabesuch von US-Präsident Trump sei sehr wichtig, da die beiden größten
Volkswirtschaften der Welt sich hinter das Ziel gestellt haben, „Frieden und
Wohlstand auf alle übrigen Nationen auszuweiten“, wie Präsident Trump in China
sagte. Dies sei auch ein Grund zur Hoffnung für wirtschaftlich notleidende
Regionen in den Vereinigten Staaten, wie West-Virginia, dessen Gouverneur
Trumps diplomatische Erfolge in China begrüßte, da nun die Infrastruktur und
die Industrie in seinem Bundesland ebenso wieder aufgebaut werden wie in den
Regionen, die von den Hurrikanen zerstört wurden.
Trumps Gespräche mit Xi und dem russischen Präsidenten Putin, Putins
Zusammenarbeit mit Xi und insbesondere Putins Treffen mit dem syrischen
Präsidenten Assad und die afrikanischen Entwicklungsprojekte seien Zeichen der
Hoffnung. Bezüglich Afrika müsse man Lyndon LaRouche Tribut zollen, der schon
1980 geschrieben hatte, daß der Völkermord in Afrika durch ein neues Paradigma
der Politik beendet werden müsse – ein Paradigma, das auf den Ideen von
Leibniz und Hamilton beruht, auf der Kombination von Wissenschaft und
Staatskunst zur Förderung der Beiträge der schöpferischen Individuen zum Wohle
aller. Die Steigerung der Bevölkerungsdichte und der Energieflußdichte durch
Technologietransfer und die Entwicklung der Arbeitskraft würden sicherstellen,
daß jedes Kind, das geboren wird, auch eine Chance erhält, einen
schöpferischen Beitrag zum Fortschritt der ganzen Menschheit zu leisten.
Europa in seinem gegenwärtigen Zustand stehe zwar auf der anderen Seite,
aber es könne und solle dies ändern, indem es Leibniz’ Empfehlung annimmt, daß
China und Europa aufgrund der Affinität zwischen ihrer Philosophie und Kultur,
in dem das konfuzianische ren der christlichen Agapē
entspricht, zum Wohl der Welt kooperieren können. Viele Aspekte davon seien in
Xis Politik zu finden. Europa leide unter der nach Roosevelts Tod betriebenen
Gehirnwäsche des Kongresses für kulturelle Freiheit (CCF), der – wie sogar die
Frankfurter Allgemeine Zeitung kürzlich zugeben mußte – den
linksliberalen Liberalismus der „politischen Korrektheit“geschaffen hat, der
heute das westliche Denken dominiert. Dies ging einher mit dem von Churchill
proklamierten „Eisernen Vorhang“, mit McCarthys Hexenjagd, mit der
Truman-Doktrin und George F. Kennans These von der „notwendigen Lüge“ – dem
Vorläufer der heutigen fake news und verlogenen
„Menschenrechts“-Kampagnen – und der Zerstörung der klassischen Musik und
Kunst durch die Angriffe der Frankfurter Schule mit ihrem Kult des Häßlichen
auf die Schönheit und den Idealismus.
Das Schiller-Institut, betonte sie, habe sich schon immer für eine
kulturelle und wissenschaftliche Renaissance in der Tradition der
Coincidentia Oppositorum des Nikolaus von Kues und des Harmoniestrebens
des Konfuzius eingesetzt, die beide besagen, daß das „Eine“ die „vielen“
Beiträge aller zum Guten vereine, wie in einer kontrapunktischen Fuge in der
Musik. Eine solche neue Renaissance sei notwendig, um die Zerstörung zu
überwinden, die der CCF herbeigeführt habe, sodaß der Neoliberalismus ebenso
verschwinden werde wie die Scholastik im Mittelalter.
Chinas Win-Win-Politik in Afrika
Als nächste Rednerin sprach Prof. He Wenping, Direktorin für Afrikastudien
an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, die den ersten
Konferenzabschnitt eröffnete. Sie gab einen Überblick über die Entwicklung der
chinesischen Politik seit Deng Xiaoping, um, wie es Präsident Xi als Ziel
verkündete, bis 2020 einen moderaten Wohlstand für alle Chinesen und auch ein
besseres Leben für die übrige Welt zu erreichen.
Xis Strategie zur Korruptionsbekämpfung sei Teil seiner Politik zur
Bekämpfung der Armut, da sie den berüchtigten „roten Umschlägen“ voller
Bargeld – mit denen man sich früher oft den Zugang zu Schulen und zu
medizinischer Versorgung erkaufen mußte – ein Ende bereitet habe und ein
besseres Leben ohne solche Einschränkungen ermögliche. Ein wichtiges Prinzip
dieser Politik sei es, daß „der Schuh an den Fuß angepaßt werden muß und nicht
umgekehrt“: die wirtschaftliche Entwicklung muß den Bürgern dienen, nicht das
Wirtschaftswachstum als solches sei entscheidend, sondern die Qualität der
Entwicklung, die durch ein von Innovationen vorangetriebenes Wachstum erreicht
werde. Es sei sinnlos, in den ersten 40 Lebensjahren eine Menge Geld
anzuhäufen, wenn man danach das ganze Geld wieder ausgeben müsse, um ab 40
Jahren seine ruinierte Gesundheit wiederherzustellen.
Dies gehe einher mit dem Prinzip einer friedlichen Diplomatie, die „Nein“
zur militärischen Expansion, zum neuen Kolonialismus, zum Exportieren des
chinesischen Modells oder der ideologischen Konfrontation sagt; die Belt &
Road-Initiative sei keine Politik des „China zuerst“, sondern biete allen
anderen Ländern eine Win-Win-Kooperation durch eine Koordinierung der Politik
an und eine Vernetzung nicht nur zwischen den Regierungen oder Unternehmen,
sondern zwischen den Völkern – das chinesische Volk sei offen für andere
Völker. Chinas Ansatz konzentriere sich auf zehn Hauptbereiche der
Infrastruktur und Produktion, um Millionen Arbeitsplätze für Afrikaner zu
schaffen, erklärte Prof. He.
Der zweite Redner dieser Vortragsrunde war der frühere ägyptische
Verkehrsminister Dr. Saad Mohamed Mahmoud Elgioshy. Er sprach über die
Integration des „Verkehrsplans 2030“ seines Landes in das Projekt der Neuen
Seidenstraße. Die Pläne sind ehrgeizig, da 100 Millionen Ägypter ein modernes
Eisenbahnnetz brauchen, welches das sehr alte bestehende Netz ablöst, die 15
Seehäfen des Landes müssen modernisiert werden, die Umschlagskapazitäten
zwischen den Land- und Seewegen müsse verbessert und um etwa 50% ausgebaut
werden. Ägyptens eigene Pläne stimmten mit den Prinzipien der Neuen
Seidenstraße überein: die Geopolitik überwinden, einen Win-Win-Ansatz
verfolgen, die Souveränität der Partner respektieren, die Kooperation
verbessern, um doppelte Arbeit zu vermeiden, neue Finanzinstitutionen schaffen
und mit ihnen arbeiten.
Ägypten wolle mit allen Ländern kooperieren, dabei aber darauf achten, daß
die Pläne mit seinen eigenen, nationalen Zielen übereinstimmen. Es gibt
Großprojekte, wie den Bau der kontinentalen Fernstraßen Kairo-Dakar (8600 km)
und Kairo-Kapstadt (10.200 km), und eine chinesisch-afrikanische
Zusammenarbeit im Eisenbahnsektor. Die Erschließung der ägyptischen
Wüstenregionen werde diese Gebiete für eine Besiedlung öffnen, die jetzt auf
einen schmalen Streifen entlang des Nils beschränkt ist. Das Projekt der
Qattara-Senke werde über das Projekt „Afrika Pass“ mit dem Transaqua-Projekt
verbunden, das Projekt des Jonglei-Kanals werde sowohl Ägypten als auch dem
Sudan nutzen, bisherige Wüsten würden in Brotkörbe verwandelt.
EU in der Sackgasse
Letzter Redner der Vormittagssitzung war Marco Zanni, ein unabhängiger
italienischer Abgeordneter des Europäischen Parlaments. Sein Thema war die
Zukunft Europas nach dem Euro. Die Europäische Union behaupte, sie diene dem
Interesse der Europäer, aber ihre supranationalen Strukturen dienten nur den
reichen Eliten, während sich die Lage der Armen immer weiter verschlechtere -
nicht nur in Südeuropa, sondern auch in Deutschland. Die jüngste
Bundestagswahl habe gezeigt, daß die Haltung der Bürger gegenüber der EU immer
skeptischer werde. Die EU und Europa seien zwei verschiedene Dinge. Die EU
könne die drei wichtigsten Probleme, mit denen die Europäer konfrontiert sind,
nicht bewältigen: die wirtschaftliche und finanzielle Krise, die Bedrohung der
inneren Sicherheit durch den Terrorismus und die Flüchtlingskrise. Die EU
behaupte immer, daß es keine Alternative zu dem gebe, was sie tue, aber es
gebe sehr wohl eine Alternative zur Bewältigung der Asymmetrien, die zwischen
den Mitgliedstaaten der EU und zwischen den Bevölkerungsgruppen innerhalb der
Mitgliedstaaten entstehen.
Die EU habe für die seit dem Zeitraum 2008-10 bestehende Finanzkrise immer
noch keine Lösung gefunden. Sie habe die Bankenunion und die
Bail-in-Prozeduren geschaffen, aber damit nur noch mehr Instabilität
geschaffen, indem sie den Bürgern ihre Ersparnisse und Bankeinlagen raube. Im
Fall der Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) verloren die italienischen
Steuerzahler 20 Mrd. Euro, die zur „Stabilisierung“ der Bank verwendet wurden,
ohne daß die wahren Probleme gelöst wurden. Das gleiche gelte für zwei
regionale Banken in der wichtigen Industrieregion Venetien. Diese Banken
operierten in einem Rahmen, der nicht funktionieren könne. Statt dessen
brauche man eine Bankentrennung, eine Rückkehr zu den traditionellen
Bankgeschäften, und die EU müsse den Mitgliedstaaten wieder die Befugnis
geben, selbst zu entscheiden, was die beste Lösung für ihre Länder ist. Der
Schuh aus Brüssel passe nicht allen. Statt dessen brauche man staatliche
Investitionen in die Infrastruktur, was derzeit, wie man in Deutschland sehen
könne, nicht funktioniere. Europa müsse von seinen supranationalen
Institutionen befreit werden, um zu einer wirklichen Brücke zwischen Asien und
Amerika werden zu können, es müsse die Provokationen gegenüber Rußland
beenden, und es müsse mit Afrika kooperieren, betonte Zanni.
In einem Diskussionsbeitrag aus dem Publikum berichtete die Vorsitzende der
italienischen LaRouche-Bewegung MoviSol, Liliana Gorini, über die Kampagne
ihrer Organisation und ihrer politischen Verbündeten für die Beendigung der
Politik des „Bail-in“, die dem kleinen Mann seine Ersparnisse und Rente nehme,
weshalb es nach zwei Selbstmorden zu öffentlichen Protesten gekommen sei.
MoviSol habe durch ihren optimistischen Einsatz dafür gesorgt, daß seit Jahren
über das Glass-Steagall-Trennbankensystem als die einzige Alternative
debattiert werde, und eine Petition gestartet, in der die Rückkehr zu
Glass-Steagall gefordert wird, die bisher von 130 italienischen Abgeordneten
aus allen Parteien unterzeichnet wurde und im Januar dem US-Kongreß vorgelegt
werden soll. Sie lud auch die anwesenden Teilnehmer der Konferenz aus den
anderen Ländern ein, die Petition zu unterschreiben, um den Vereinigten
Staaten die Botschaft zu übermitteln, daß Europa die Bankentrennung will.
Warum Europa mit China kooperieren muß
Der zweite Konferenzabschnitt befaßte sich mit der Frage, wie der „Traum
der Menschheit verwirklicht“ werden kann, mit Vorträgen über die enormen
Chancen, die die Seidenstraßen-Initiative für den Nahen Osten und Afrika
geschaffen hat. Trotz Kriegen und Terrorismus im Nahen Osten und trotz
Kriegen, Dürre, Hunger und Krankheiten, unter denen Afrika leidet, zeigt sich
ein Potential, die ganze Region zu transformieren.
Hussein Askary eröffnete die Runde mit seinem Vortrag „Ausweitung der Neuen
Seidenstraße nach Südwestasien und Afrika: Vision einer wirtschaftlichen
Renaissance“. Dies ist auch der Titel einer neuen Studie des
Schiller-Instituts, die Askary kürzlich zusammen mit Jason Ross veröffentlicht
hat. Er begann mit der Feststellung: „Das neue Paradigma hat Fuß gefaßt.“
Obwohl das alte Empire immer noch die Menschheit bedrohe, hätten der Hunger
nach Entwicklung in der Region und Chinas Initiativen sichergestellt, daß sich
diese Transformation durchsetzen wird.
Askary stellte die neue Studie und die darin ausgesprochenen Empfehlungen
vor. Er zeigte, daß die Idee des neuen Paradigma nicht unrealistisch ist.
Nachdem China die Führung bei der wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas
übernommen habe, könnten die Nationen nun vom chinesischen Wirtschaftswunder
lernen, die Probleme des alten Paradigma „überspringen“ und direkt die
modernsten Technologien einsetzen. Afrika könnte der Ort „eines neuen
chinesischen Wirtschaftswunders mit afrikanischen Charakteristiken“
werden.
Der gleiche Optimismus zeigte sich auch in einer Videobotschaft des von
Fouad Al-Ghaffari gegründeten „Jemenitischen Beratungsbüros für die
Koordination mit den BRICS“, das LaRouches Ideen im Jemen verbreitet, trotz
der Schrecken, die der mörderische Krieg der saudisch geführten Koalition für
dieses Land mit sich bringt. Das Video enthält eine Reihe kurzer Erklärungen,
insbesondere von jungen Männern und Frauen, die ihre Hoffnung zum Ausdruck
bringen, daß der Jemen mit Hilfe der LaRouche-Bewegung Anschluß an die Neue
Seidenstraße erhält. Fouad Al-Ghaffari schloß das Video mit der Bemerkung,
Präsident Trumps Besuch in China „schreibt ein neues Kapitel im Buch der neuen
internationalen Beziehungen, wie sie das BRICS-System eröffnen wird. Das wäre
die Ablösung einer Doktrin internationaler Beziehungen, die der Welt Not und
Zerstörung brachte.“ Dies ermögliche der Menschheit „den Übergang vom
Regimewechsel-System zu dem natürlicheren System der Souveränität von
Nationen, die sich um einen Traum der Menschheit zusammenschließen“.
Auf Vorschlag Askarys beschlossen die Teilnehmer am Ende der Konferenz eine
Resolution zur Lage im Jemen, in der ein sofortiger Waffenstillstand, die
Aufhebung der Blockade und der Wiederaufbau des Landes gefordert werden.
Auch die übrigen Vorträge der Vortragsrunde waren von diesem Optimismus
geprägt. Der äthiopische Generalkonsul in Frankfurt, Mehreteab Mulugeta Haile,
sprach über Chinas Rolle bei der Transformation seines Landes und forderte
Europa auf, dem chinesischen Beispiel zu folgen und sich an der
Industrialisierung Afrikas zu beteiligen. Frau Moni Abdullah, die
Geschäftsführerin des ägyptischen Konferenz- und Messeveranstalters Pyramids
International, berichtete über die Entwicklung der Region am Suezkanal, die
dem Land die Beteiligung an der Maritimen Seidenstraße ermöglicht. Franco
Persio Bocchetto vom italienischen Ingenieurbüro Bonifica, das vor mehr als 30
Jahren das Transaqua-Projekt entwickelte, sagte, dieser Traum nähere sich nun
seiner Realisierung, da in diesem Jahr eine Vereinbarung zwischen der
afrikanischen Kommission für das Tschadseebecken und dem chinesischen
Unternehmen PowerChina unterzeichnet wurde und inzwischen an einer
Machbarkeitsstudie für das Projekt gearbeitet werde, an der auch Bonifica
mitwirke.
Botschaften von Trump-Beratern
Es folgten zwei Grußbotschaften von Amerikanern mit engen Beziehungen zu
Präsident Trump. George Lombardi, der Trump im Wahlkampf als Berater für die
sozialen Medien diente, kontrastierte den wahren Trump mit dem Zerrbild von
Trump, das in den etablierten Medien verbreitet werde. Er verglich Trumps
„extreme Zuversicht“ mit Franklin Roosevelt, der auch überzeugt gewesen sei,
daß Amerikas Probleme gelöst werden können. Die Angriffe in den Medien,
betonte er, stimmten nicht mit der Stimmung in der Bevölkerung überein. Diese
Medien, die Obama völlig unkritisch gegenüberstanden, berichteten nicht, daß
Trump in der Bevölkerung, insbesondere unter den Arbeitern und bei
Unternehmern, große Unterstützung genieße. Lombardi hob die große Bedeutung
der Zusammenarbeit Trumps mit den Präsidenten Xi und Putin hervor.
In eine ähnliche Richtung ging eine Botschaft des Politikberaters Roger
Stone, der schon 1988 versucht hatte, Trump zu einer
Präsidentschaftskandidatur zu überreden. Stone rühmte die Anstrengungen des
Schiller-Instituts und der LaRouche-Bewegung, „den laufenden
Regimewechsel-Putsch in den Vereinigten Staaten“ anzuprangern, der das Ziel
habe, den Präsidenten – „meinen langjährigen Freund“ – an einer friedlichen
Kooperation mit Rußland und China zu hindern. Helga Zepp-LaRouche kommentierte
diese Botschaften mit der Feststellung, daß es sehr wichtig sei, diese
Trump-freundlichen Stimmen zu hören, da sie in den amerikanischen und
europäischen Medien nicht zu Wort kämen.
Alle Redner lobten in ihren Beiträgen die Arbeit des Schiller-Instituts und
äußerten ihre Dankbarkeit gegenüber Lyndon LaRouche und Helga
Zepp-LaRouche.
Es folgte eine intensive Debatte mit dem Publikum, die Zepp-LaRouche mit
einer begeisternden Herausforderung beschloß: Die Menschheit sei in eine neue
Epoche eingetreten, aber sie werde als Gattung nicht überleben, wenn wir nicht
Friedrich Schillers Idee aufgreifen, daß man nicht nur Patriot eines einzelnen
Landes sei, sondern auch Weltbürger sein müsse. „Meine Ansicht ist, daß man
zuerst die Menschheit als ganze lieben muß, und dann erst sein eigenes Land.“
Im neuen Paradigma gehe es nicht nur um Infrastruktur und Vernetzung, sondern
vor allem darum, die Menschheit von einem völlig anderen Standpunkt aus zu
verstehen.
Entwicklung statt Faschismus
Der dritte Konferenzabschnitt trug den Titel „Europa als Kontinent der
Dichter, Denker und Erfinder oder abgehängt am Ende der strategischen
Entwicklungen? Eine optimistische Vision für die Zukunft Europas“, und er
wurde vom ehemaligen französischen Präsidentschaftskandidaten Jacques
Cheminade eröffnet. Er sagte, die europäischen Nationen müßten sich der Frage
stellen, was eigentlich Nationen seien, „um ein Gefühl einer Mission zu
entwickeln, und mit dem, was wir tun können, das neue Paradigma, unsere
Weltlandbrücke, zu realisieren“. Europa könne vieles zur Weltlandbrücke
beitragen, wenn die einzelnen Nationen ihre Seelen wiederentdecken – „die
Seele ihrer wichtigsten Komponisten, Dichter, Philosophen und Staatsmänner,
mit ihrer Wissenschaft, ihrer Kunst und ihren Technologien, nicht das sterile
Produkt eines künstlichen Gebildes, das von einer monetaristischen Bürokratie
regiert wird“.
Das bedeute, „uns von einem selbstzerstörenden Eurozentrismus zu befreien
und der Welt das Geschenk eines wahren Internationalismus zu machen, befreit
von einem narzißtischen Nationalismus und dem Kosmopolitanismus der
finanziellen Sklaventreiber“, und auch die Beiträge anderer Kulturen und
Zivilisationen zu unserer eigenen wahrzunehmen und anzuerkennen. In diesem
Kontext erinnerte Cheminade an Leibniz’ Haltung gegenüber China. Man müsse
eine gemeinsame Grundlage von Wahrheit und Fortschritt finden, „dann können
wir die Zukunft für die Menschheit aufbauen“.
Es folgte Dr. Natalja Witrenko aus der Ukraine. Sie sprach über „Chinas
Initiative: vom Abgrund der Selbstvernichtung zu Wohlstand und Fortschritt.
Eine Sicht aus der Ukraine“. Sie betonte: „Die bisherige Weltordnung ist
Vergangenheit. Solange sie noch weiterexistiert, droht der Menschheit eine
Ausweitung der Konflikte im Nahen Osten, der Ukraine und in Nordkorea zu einem
nuklearen Weltkrieg, und auch ein Crash des weltweiten spekulativen
Finanzsystems, der genauso zerstörerisch sein dürfte.“ Es sei kein Zufall,
„daß genau im Herbst 2013, als Xi Jinping der Welt das Projekt der Neuen
Seidenstraße verkündete, auch der Putsch in der Ukraine begann“.
Sie lieferte dann einen schockierenden Augenzeugenbericht aus der
vordersten Front im Kampf gegen den Faschismus und demonstrierte den völligen
Kollaps des Lebensstandards, der Produktion und der sozialen Parameter in der
Ukraine seit dem Putsch 2013-14, in einem Land, das schon zuvor durch die
„Schocktherapie“ der 1990er Jahre verheert worden war. Die Regierung werde
ihrer sozialen Verantwortung in keiner Weise gerecht und betreibe statt dessen
einen Völkermord. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden bis Mai 2017 im
Krieg in der Ukraine mehr als 10.000 Menschen getötet, Millionen seien aus dem
vom Krieg verheerten Donbaß geflohen. Die Ideologie des Hitler-Nazismus werde
ungehindert propagiert, finanziert von ukrainischen Oligarchen und ihren
Unterstützern im Westen. Witrenko dankte ihren Freunden von der
LaRouche-Bewegung und vom Schiller-Institut, die den Kampf ihrer Partei „für
eine progressive Neugestaltung der Welt und für die Umwandlung der Ukraine in
ein demokratisches und prosperierendes Land unterstützt haben“.
Sie schloß mit der Bemerkung, sie unterstütze nachdrücklich die Neue
Seidenstraße und sei froh, daß die Ukraine von diesem Jahrhundertprojekt nicht
ausgeschlossen sei. Aber damit sich das Land beteiligen könne, brauche man
eine Normalisierung der Lage in der Ukraine: „...ein Ende des Bruderkriegs,
die Ausschaltung der paramilitärischen Gruppen und ein Verbot der
Neonazi-Ideologie sowie sämtlicher Parteien und Bewegungen, die diese
verbreiten – all diese Schritte sind unmittelbar nötig, nicht nur für die
Ukraine selbst, sondern für die ganze Weltgemeinschaft, die nach Fortschritt
und Entwicklung strebt.“
Das Publikum dankte Witrenko für ihre Rede mit lang anhaltendem Applaus.
Helga Zepp-LaRouche dankte ihr für ihren Beitrag und betonte, daß Witrenko und
ihr Kollege Wladimir Martschenko im Kampf gegen die nazistischen Kräfte in der
Ukraine ihr Leben riskieren. Sie forderte alle Teilnehmer auf, diesen Kampf zu
unterstützen und mitzuhelfen, die Dokumentationen der LaRouche-Organisation
über den Putsch in der Ukraine und über die illegale Hexenjagd gegen Witrenko,
Martschenko und die Progressive Sozialistische Partei der Ukraine
weiterzuverbreiten.
Unterstützung in Europa für die Seidenstraße
Es folgten zwei Beiträge aus Südosteuropa. Dr. Jasminka Simic, Autorin,
Redakteurin und Journalistin des serbischen Fernsehsenders RTV in
Belgrad, sprach über „Ein Gürtel, eine Straße – eine Möglichkeit für die
Entwicklung des westlichen Balkans“, und Prof. Mariana Tian vom Institut für
historische Studien der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften aus Sofia
behandelte „Bulgariens Beitrag zur B&R-Initiative im Kontext des
geopolitischen Status des Balkans“. Dr. Simic berichtete über Projekte in
Serbien, die im Kontext der serbisch-chinesischen Kooperation, die sie sehr
begrüßte, bereits realisiert wurden. Sie berichtete aber auch über Druck von
Seiten der EU, diese Kooperation einzuschränken. Sie sagte, Serbien und der
Westbalkan hätten nun eine Chance, aus ihrer Lage an der Seidenstraße Kapital
zu schlagen, um ihre Volkswirtschaften zu entwickeln. Die Win-Win-Kooperation
mit China könne dazu beitragen, Spannungen abzubauen, und das künstliche
Dilemma, auf welche Seite sich Serbien stellen sollte – Europa oder Rußland –
zu überwinden?
Prof. Tian, eine Expertin für die chinesische Kultur, sprach über die
längst fälligen Infrastrukturprojekte auf dem Balkan, insbesondere den Ausbau
des Korridors VIII der EU, und über das große Entwicklungspotential der Region
zwischen dem Schwarzen Meer und dem Adriatischen Meer sowie den Beitrag, den
Chinas Seidenstraßenprojekt hierzu leisten kann.
Ein weiteres Indiz für die Unterstützung für das Paradigma der Neuen
Seidenstraße in Europa kam aus Portugal. Cheminade verlas eine Grußbotschaft
von Dr. Fernanda Ilhéu, der Präsidentin der „Freunde der Neuen Seidenstraße“
in Lissabon. Sie verwies darin auf die portugiesische Maritime Seidenstraße
des 15. und 16. Jahrhunderts als Vorbild. Nun, mit neuen Technologien, könne
man erwarten, „daß wir alle ihre Vorteile zur gleichen Zeit und in größerem
Umfang teilen werden“. Aber das erfordere „eine andere Geisteshaltung“ in
Europa.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurden u.a. gefragt, welche
Handlungsspielräume Länder wie Serbien und Bulgarien im europäischen Kontext
haben, und welche Rolle Italien spielen könne.
Frau Moni Abdullah, die schon am Tag zuvor gesprochen hatte, sprach den
Terrorismus an, mit dem versucht werde, Ägyptens Weg zur Entwicklung zu
blockieren. Sie forderte die Welt auf, Ägypten im Kampf gegen den Terrorismus
zu unterstützen, da dies ein Kampf für die Zukunft der ganzen Menschheit sei.
Zuvor hatte ein anderer Teilnehmer um eine Schweigeminute für die Opfer des
jüngsten Terroranschlags auf dem Sinai gebeten.
Helga Zepp-LaRouche schlug vor, die Konferenz solle eine Resolution
beschließen, in der gefordert wird, daß die EU, in der heute nach offiziellen
Schätzungen 120 Millionen arme Menschen leben, sich verpflichten soll, wie
China bis zum Jahr 2020 die Armut zu überwinden.
Es folgte ein Beitrag, der thematisch eigentlich zur ersten Vortragsrunde
gehörte, aber der Referent, Dr. cand. Alexander Demissie, Gründungsdirektor
des Beratungsunternehmens The China Africa Advisory, kam erst am Sonntag
morgen direkt von einer Konferenz in China, die sich mit der trilateralen
Kooperation zwischen China, Afrika und Europa befaßte. In seinem Vortrag
„Chinas Belt and Road Initiative und ihre langfristige Auswirkung auf
afrikanische Länder“ beschrieb er Chinas Rolle bei der wirtschaftlichen
Entwicklung Afrikas. Anders als die europäischen Kolonialmächte und die
Vereinigten Staaten investiere China vor allem in die produzierende
Wirtschaft, also in Infrastruktur, Industrie und Landwirtschaft. Er betonte,
daß alle afrikanischen Länder schon seit Jahren Entwicklungspläne haben, die
aber in den Schubladen geblieben waren, bis China beschloß, sich stark in der
wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas zu engagieren. Chinas Perspektive sei es,
zunächst Entwicklungskorridore zu schaffen, indem es die verbindende
Infrastruktur aufbaut, und dort, wo dies geschehen ist, folgen nun Projekte
zum Aufbau von Industrie und Landwirtschaft. Die trilaterale Kooperation
zwischen Afrika, China und Europa leide immer noch darunter, daß Europa am
alten Paradigma festhalte, in dem Afrika nur als Hilfeempfänger betrachtet
wird. Während China sein Kapital in die wirtschaftliche Entwicklung
investiere, seien die Investitionen des Westens rein spekulativer Natur.
Die Wirtschaft der zukünftigen Welt
Die abschließende Vortragsrunde der Konferenz befaßte sich mit Fragen der
Energieversorgung und der Ökonomie. Guo Wentao vom Paul-Scherrer-Institut in
der Schweiz berichtete über die Fortschritte der Kernkraft in China, bevor
Jason Ross, Wissenschaftsberater des Schiller-Instituts in den Vereinigten
Staaten, einige der Grundideen von LaRouches Wirtschaftsmethode beleuchtete,
die zur Entstehung des neuen Paradigmas geführt haben. Zum Abschluß berichtete
Prof. Helmut Alt über die verheerenden Folgen der deutschen
„Energiewende“.
Guo Wentao eröffnete die Runde mit einem Bericht über das
fortschrittlichste Reaktorkonzept: den gasgekühlten Hochtemperaturreaktor. Das
Konzept wurde ursprünglich in den 1960er Jahren von Rudolf Schulten in
Deutschland entwickelt. Aufgrund seiner Konstruktion kann der Reaktor nicht
„durchbrennen“, er hat ein sehr einfaches Konzept, das einen kostengünstigen
und schnellen Bau erlaubt. Die Brennstoffzufuhr ist sehr bequem: Die
kugelförmigen Brennelemente, in denen kleine Uranpartikel in einer
hitzeresistenten Umhüllung eingeschlossen sind, werden von oben in den Reaktor
eingeführt und nach dem Einsatz unten wieder entnommen. Dann werden sie sofort
geprüft und entweder wieder in den Reaktor eingeführt oder eingelagert. Auch
eine Wiederaufbereitung sei möglich.
China betreibe derzeit einen Reaktor dieser Bauart, den Testreaktor HTR-10
in Beijing, ein auf 1000 MW ausgelegter Reaktor ist derzeit in Shidao Bay im
Bau und steht kurz vor der Fertigstellung bzw. Inbetriebnahme. Mehrere
Nationen, darunter auch Saudi-Arabien, haben Interesse an diesem Reaktortyp
gezeigt. Guo äußerte sich sehr erfreut über die Beiträge der Konferenz und
darüber, eine Gruppe kennenzulernen, die den Einsatz der Kernkraft
unterstützt.
Jason Ross betonte in seinem Vortrag, daß es dringend notwendig ist, das
gescheiterte wirtschaftliche Denken im transatlantischen Sektor durch die
überlegene Wirtschaftsmethode von Lyndon LaRouche zu ersetzen, dessen
Entdeckungen jene Entwicklungen in Gang setzten, die jetzt in Form des Neuen
Paradigmas die ganze Welt erfassen. Aus der Tatsache, daß weniger als 0,2%
aller amerikanischen Ökonomen in ihren Wirtschaftsprognosen die Finanzkrise
2007-08 vorhersahen, könne man ohne Zweifel schließen, daß der gesamte
Berufsstand der Ökonomen gescheitert ist. Der Grund dafür sei, daß sie die
wichtigste Tatsache der Ökonomie vernachlässigen: daß die schöpferische
Entwicklung der Naturprinzipien durch den menschlichen Geist die eigentliche
Quelle der Veränderungen in unseren Beziehungen zur Welt um uns ist.
Ross legte dann LaRouches Maßstäbe der potentiellen relativen
Bevölkerungsdichte und der Energieflußdichte dar und verglich die historische
Rolle verschiedener Ressourcen, um zu zeigen, daß es keine „natürlichen“
Ressourcen gibt. Alle Ressourcen des Menschen werden erst dadurch zu
Ressourcen, daß der Mensch neue Kenntnisse darüber entwickelt, wie er sie
nutzen kann.
So habe sich der relative Wert von Uran in der Geschichte mehrfach
verändert. Vor 2000 Jahren benutzten die Römer Uran, um Glas zu färben. Später
wurde Uran dazu genutzt, den Mangel an Stickstoff zu beheben. Die
Landwirtschaft entzieht dem Boden Stickstoff, der dem Boden früher nur durch
Fruchtwechsel, Salpeter und Guano zugeführt werden konnte. 1909 entwickelte
Fritz Haber ein Verfahren, mit dem der Stickstoff der Luft entnommen wird, die
zu 80% aus Stickstoff besteht, wobei Uran als Katalysator einer chemischen
Reaktion eingesetzt wird. Heute enthält jeder Mensch im Schnitt 1 kg
Stickstoff, der durch das danach benannte Haber-Bosch-Verfahren gewonnen
wurde. Die nächste Form der Nutzung von Uran ist die Kernkraft, in der die
gegenüber den chemischen Kräften millionenfach stärkere Kraft der
Kernbindungen genutzt wird.
„Energiewende – vom Regen in die Traufe“ lautete der Titel des
abschließenden Vortrags von Prof. Alt. Er erinnerte seine Zuhörer daran, daß
ein Leben ohne Elektrizität in einer modernen Welt nicht mehr möglich ist.
Nach dem verheerenden Tsunami in Japan habe es Probleme in den Kernkraftwerken
von Fukushima gegeben, die aber im Gegensatz zu dem Tsunami keine
Menschenleben gefordert hätten. Trotzdem sei in Deutschland die Entscheidung
gefallen, aus der Kernkraft auszusteigen.
Er widerlegte dann einige der Mythen über die Kernkraft aus den
Massenmedien. So werde behauptet, die Kernkraft werde vom Staat massiv
subventioniert, aber die heutigen „erneuerbaren Energien“ erhalten jedes Jahr
mehr als das 20fache der Subventionen, die die Kernkraft auf ihrem Höhepunkt
erhielt, was schon vor über 20 Jahren eingestellt worden sei. Es werde
behauptet, daß Sonne und Wind einen nützlichen Beitrag zum Energiemix
darstellen, aber Deutschland bezahlt an besonders windigen oder sonnigen Tagen
immer wieder Millionen, damit andere Länder uns den überschüssigen Strom
abnehmen, während in den meisten Fällen Wind und Sonne viel weniger liefern,
als benötigt werde. Und es werde behauptet, daß die Reduzierung der
CO2-Emission in Deutschland einen wichtigen Einfluß auf das
Weltklima habe, obwohl Deutschlands Anteil an der weltweiten
CO2-Emission sehr gering ist.
Deutschland habe einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Kernkraft
geleistet, angefangen mit der Entdeckung der Kernspaltung durch Lise Meitner
und Otto Hahn, und lange Zeit habe Deutschland mindestens acht der zehn
leistungsfähigsten Kernkraftwerke der Welt gestellt. Nun habe Deutschland
beschlossen, bis 2022 alle seine Kernkraftwerke stillzulegen. Die Folgen
dieser Politik haben die Stromkosten für Haushalte und Industrie gegenüber
dem Jahr 2000 verdreifacht. Nach einem humorvollen Überblick über die
zahlreichen absurden Folgen der deutschen Energiepolitik schloß Alt seinen
Vortrag mit der Feststellung, daß diese Entscheidung, die von einer
demokratischen Mehrheit getragen werde, nur durch eine großangelegte
Informationskampagne rückgängig gemacht werden könne.
Grußbotschaften und Resolutionen
Jason Ross verlas dann noch zwei Grußbotschaften an die Konferenz. Der
frühere französische Astronaut Michel Tognini verwies auf die Zusammenarbeit
in der Internationalen Raumstation ISS als Beweis, „daß Wissenschaft nicht
einem einzelnen Land, sondern allen Erdlingen gehört. Sie ermöglicht es, eine
bessere Welt für alle Menschen auf der Erde zu schaffen.“ Dr. Kelvin Kemm, der
Vorstandsvorsitzende von Nuclear Afrika in Pretoria/Südafrika erinnerte an die
Entdeckung des Kaps der Guten Hoffnung und des Seewegs nach Ostasien durch
Diaz und Vasco da Gama. Heute würden enorme Handelswerte in und aus
südafrikanischen Häfen bewegt, Afrika mache einen großen Sprung nach vorne.
„Die Welt verabschiedet sich von der automatischen Annahme der Vorherrschaft
des traditionellen Geschäftsgeschmacks der Ersten Welt. Die alten
Seidenstraßen und Seewege sind in Betrieb – aber in neuen, modernen
Kleidern.“
Die erste Frage der abschließenden Diskussion bezog sich auf ein Thema, das
Hussein Askary in seinem Vortrag am Vortag angesprochen hatte: die von den
Medien verbreitete Behauptung, China betreibe eine großangelegte „Landnahme“
in Afrika. Dr. Demissie wies diese Behauptung zurück und berichtete über
wissenschaftliche Untersuchungen, die genau das Gegenteil zeigen: China baut
dort „Demonstrationsfarmen“ auf, um dort für Afrika geeignetes Saatgut und
andere moderne Landwirtschaftsmethoden zu entwickeln. Die eigentliche
Landnahme werde von europäischen Unternehmen betrieben, die große Landstriche
aufkaufen, um dort Biotreibstoffe für Europa zu produzieren.
Weitere Fragen betrafen die Kosten der Entsorgung von Nuklearabfällen und
neue Einsatzfelder für Wissenschaft und Technik sowie die Schlußfolgerungen,
die man aus einem Bild der Erde bei Nacht ziehen kann, wo große Teile Afrikas
ganz dunkel sind, im Gegensatz zu Europa. Das zeige vor allem einen Mangel an
Elektrizität – in Schwarzafrika steht im Schnitt nur eine Leistung von 45 Watt
pro Kopf zur Verfügung, in der Demokratischen Republik Kongo sogar nur 20
Watt. Dies könne sich ändern durch den Bau des Großen Inga-Staudammkomplexes,
der nach seiner Fertigstellung eine Leistung von 40 GW haben soll – genug, um
100 Millionen Menschen ein mittleres Entwicklungsniveau zu ermöglichen. Aber
die Weltbank habe ihre Beteiligung an diesem Projekt, das Teil der
Entwicklungsperspektive der Afrikanischen Union für 2063 ist, 2016 – angeblich
aus Umweltschutzgründen – gekündigt.
Zum Abschluß der Konferenz beschlossen die Teilnehmer die beiden schon
erwähnten Resolutionen zur Armutsbekämpfung und zum Jemen, bevor Helga
Zepp-LaRouche sie mit der Aufforderung entließ, „glücklich zu sein. Denn wahre
Glückseligkeit ist ein Maß des Erfolges!“
(Beiträge zu diesem Bericht kamen von Rainer Apel, Harley Schlanger,
Elke Fimmen, Dean Andromidas und Jason Ross.)
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