Der Wert von Infrastruktur
Von Jason Ross
Rede auf der Konferenz des Schiller-Instituts in New York City am 13.-14. April 2017.
Ich freue mich, hier bei Ihnen zu sein und ein so großes Publikum vor mir
zu sehen.
Wir haben heute vormittag erstaunliche Vorträge darüber gehört, was die
Gürtel- und Straßen-Initiative und die Weltlandbrücke für die Welt bedeuten
kann, als ein neuer Standard für die Beziehungen zwischen den Nationen und als
eine neue Grundlage für die Volkswirtschaften.
Unter anderem haben wir gehört, daß die Gürtel- und Straßen-Initiative als
neue Herangehensweise in der Außenpolitik die Geopolitik verdrängt.
Die Geopolitik – das Britische Empire – ist u.a. die Erklärung dafür, warum
die Vereinigten Staaten sich nicht an der Asiatischen
Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) beteiligen. Aber sie allein erklärt
beispielsweise noch nicht, warum die Vereinigten Staaten ihre Infrastruktur
vollkommen verfallen ließen. Ich will daher betrachten, welche neue Denkweise
über die Wirtschaft für die Gürtel- und Straßen-Initiative notwendig ist.
Betrachten wir den Wert von Infrastruktur insgesamt. Darauf will ich mich
heute konzentrieren, denn die Infrastruktur hat Aspekte, die es sonst in einer
Volkswirtschaft nicht gibt. Und ein falsches wirtschaftliches Denken darüber
verhindert, daß sie finanziert und gebaut wird, und versperrt uns den großen
Nutzen, den wir aus Investitionen in solche Projekte ziehen könnten.
Abb. 1: Entwicklung der Weltbevölkerung in den letzten 10.000 Jahren

Abb. 2: Historische Entwicklung der Lebenserwartung
Betrachten wir den Charakter der Menschheit als ganzer im Lauf der
Geschichte. Wir sind wiederholt eine ganz neue Gattung geworden. Wenn man es
vom Standpunkt der Biologie betrachtet, dann könnte man sagen, die ganze
menschliche Gattung wurde verdrängt und verwandelte sich in eine ganz neue
Gattung, einen neuen Genus, eine neue Familie – und das viele Male in unserer
Geschichte. Man sieht das an unserem sich wandelnden Verhältnis zu unserer
Umwelt. Man sieht es am Anstieg der Zahl der Menschen, die auf diesem Planeten
leben können.
Dies (Abbildung 1) ist eine Darstellung der Entwicklung der
Weltbevölkerung in den letzten 10.000 Jahren. Keine Tierart kann die Anzahl
der Mitglieder ihrer Gattung, die auf dem Planeten leben kann, vorsätzlich
verändern, aber wir können es. Wie schaffen wir das? Wir schaffen es mit dem,
was uns zu Menschen macht. Schauen wir zurück auf die griechische
Schöpfungsgeschichte der Menschheit, die Geschichte von Prometheus: Da
erfahren wir, wie die menschliche Gattung geschaffen wurde. Vor Prometheus
hatten wir zwar menschliche Körper, aber wir hatten keinen Geist. Wir nutzten
nicht das Feuer. Prometheus schenkte der Menschheit das Feuer, sowie die
Zahlen, die Dichtung, die Astronomie, den Kalender und alle Künste, die
Metallurgie, die Medizin, Segelschiffe und die Nutzung der Tiere – und indem
er der Menschheit dieses Wissen schenkte, wurden wir eine ganz neue Gattung
auf der Erde.
Hier (Abbildung 2) sehen Sie eine Darstellung der historischen
Entwicklung der Lebenserwartung. Die rote Linie zeigt die Lebenserwartung in
verschiedenen Nationen um 1800, und Sie sehen, daß diese selbst in dem Land
mit der höchsten Lebenserwartung, Belgien, nur 40 Jahre betrug. Bedenken Sie,
was das Durchschnittsalter in einer solchen Gesellschaft gewesen sein muß! Wie
weit kann eine solche Gesellschaft sich entwickeln, wenn die Menschen nicht
älter werden?
Man sieht die enorme Steigerung. Sie sehen, was bis 1950 erreicht wurde,
und heute – im Jahr 2012 und danach – haben alle Länder der Welt eine höhere
Lebenserwartung als Belgien vor 200 Jahren, als es die höchste hatte. Das ist
etwas, worüber wir sehr glücklich und stolz sein sollten, und es ist ein
Ausdruck dessen, was unsere Gattung grundsätzlich von allen anderen
Lebensformen unterscheidet.
Was ist „Infrastruktur“?
Was ist „Infrastruktur“? Denken Sie einen Moment nach über das Wort
„Umwelt“. Wir verwenden dieses Wort in vielen Zusammenhängen. Manchmal meinen
wir damit etwas spezielles, wie die Luft oder das Wasser, die uns umgeben;
manchmal etwas allgemeineres, wie unsere Umgebung. Was bedeutet Umwelt in
einer sozialen Situation? Was für eine „Umwelt“ haben wir beispielsweise in
einem Restaurant?
Tatsächlich ist unsere Umwelt – die Welt um uns herum – immer mehr etwas,
was wir uns selbst erschaffen. Die Rohstoffe, die wir nutzen, sind – anders
als bei den Tieren – nicht diejenigen, die wir um uns herum finden. Ein Tier
sucht nach Pflanzen, die es fressen kann, eine Pflanze hofft, daß sie etwas
Sonnenschein abbekommt. Das sind bloß Dinge, die sie in ihrer Umgebung finden;
sie schaffen sie nicht, aber sie nutzen sie.
Abb. 3: Entwicklung des Energieverbrauchs pro Kopf in den Vereinigten Staaten
Abb. 4: Stromverbrauch pro Kopf im Verhältnis zum BIP
Abb. 5: Verteilung der Lichtquellen der Welt bei Nacht
Für uns ist die synthetische Umwelt, die wir uns erschaffen, unsere
Infrastruktur. Durch die Verbreitung der Entdeckungen, die wir machen, der
Wissenschaften, die wir kennenlernen, der Technologien, zu denen wir fähig
sind – die Umsetzung all dessen in eine Plattform der Infrastruktur –,
erschaffen wir für uns ein bestimmtes Niveau der Zivilisation und des
wirtschaftlichen Potentials.
Ich will nun ganz kurz drei Wege beschreiben, wie dies geschieht: in der
Kraft, in den Materialien, und im Raum und in der Zeit, d.h. im Verkehr. Wenn
wir uns eine Grafik (Abbildung 3) des Energieverbrauchs pro Kopf in den
Vereinigten Staaten anschauen, sehen wir, wie der Energieverbrauch pro Kopf
angestiegen ist und wie der Energieträger sich geändert hat – von Holz zur
Kohle, dann immer mehr zum Erdöl und zum Erdgas. Die Kernspaltung kam nie
wirklich in Gang. Wir hatten also mehr Energie, und ihre Art hat sich
geändert. Wir können mit Öl Dinge tun, die wir mit Holz nicht tun können. Wir
werden niemals ein Auto bauen können, das mit Holzspänen fährt – das geht
nicht. Man kann ein Auto haben, das auf der Grundlage von Öl fährt. Aber wir
werden keine Flugzeuge haben, in denen jemand Kohle in einen Brenner schaufelt
– das wird es nie geben. Aber mit Öl geht es. Und dann denken Sie darüber
nach, was man alles mit Strom tun kann. Aber dazu gleich noch mehr.
Werfen Sie nun einen Blick auf diese Grafik (Abbildung 4): Auf der
x-Achse ist, für alle Länder der Welt, der Stromverbrauch pro Kopf im
Verhältnis zum BIP dargestellt. Ohne Strom kann man keinen hohen
Lebensstandard haben, sogar am BIP gemessen, das ein sehr unvollkommener
Maßstab ist. Für einen hohen Lebensstandard braucht man Energie und Kraft.
Welche Kraftquellen können uns das Fünffache des derzeitigen Stromverbrauchs
der Welt liefern? Damit die ganze Menschheit soviel Strom pro Kopf zur
Verfügung hat wie eine Person in den Vereinigten Staaten, müssen wir die
Stromerzeugung verfünffachen. Was wird uns fünfmal soviel Energie liefern, wie
sie derzeit auf dem gesamten Planeten verbraucht wird? Welche Energiequelle
ist dazu in der Lage?
Hier (Abbildung 5) können Sie die derzeitige, sehr ungleichmäßige
Entwicklung an einem sehr klaren Kennzeichen von Energie sehen: den
Lichtquellen bei Nacht.
Noch etwas anderes dazu, hinsichtlich der Art und Weise, wie wir die
Energie verwenden. Nehmen wir z.B. Uran. Das Uran, das in einem Kernkraftwerk
verwendet wird, hat eine enorme Kraft in einer sehr geringen Menge an
Brennstoff. Man kann Uran verbrennen, man könnte es verbrennen, wenn man das
wollte. Man könnte das Uran also in ein Kohlekraftwerk stecken, damit Wasser
kochen, Dampf erzeugen und eine Turbine damit betreiben. Hat jemand eine
Vorstellung davon, wieviel weniger Energie man aus dem Uran erhält, wenn man
es als einen chemischen Brennstoff verwendet, anstatt als einen nuklearen? Der
Unterschied ist das Hunderttausendfache!
Alle chemischen Brennstoffe sind begrenzt. Die Kraft in den Elektronen, die
die Atome in einem Molekül aneinander bindet – und diese Kraft ist das
Potential in einer solchen physischen Beziehung – ist um den Faktor 100.000
geringer als die im Atomkern. Das ist ein gewaltiger Unterschied.
Abb. 6: Weltproduktion seltener Erden (in Tonnen)
Abb. 7: Weltproduktion von Chrom (in Tonnen)
Abb. 8: Weltproduktion von Stickstoff (in Tonnen)
Abb. 9: Weltproduktion von Aluminium (in Tonnen)
Abb. 10: Weltproduktion von Stahl (in Tonnen)
Denken Sie nun daran, was für Materialien wir verwenden. Auch die
Materialien, die wir regelmäßig nutzen, haben sich im Verlauf der menschlichen
Zivilisation verändert. Dinge, die wir heute als gegeben voraussetzen und
tagtäglich nutzen – wie z.B. Aluminium – sind nur in einer Volkswirtschaft
möglich, die Elektrizität hat. Ohne Elektrizität ist es sehr schwierig,
Aluminium zu gewinnen. Die Kunststoffe, die wir verwenden, sind alle eine
weitere wichtige Anwendung von Erdöl. Abgesehen von Flugzeugen, bei denen ich
nicht sehe, wie man sie mit großen Batterien betreiben könnte, sind
Kunststoffe der andere Bereich, in dem die Verwendung von Öl notwendig ist.
Denken Sie an unsere Beziehung zu den verschiedenen Materialien – zum
Stahl, zum Eisen, zu unserer Erzeugung von Stickstoff. Künstlicher
Stickstoffdünger beispielsweise ist eine Substanz, die allein schon das
Bevölkerungspotential auf der Erde um 25-30% gesteigert hat. Unsere Umwelt ist
also etwas, das wir uns erschaffen, und die Ressourcen, die wir nutzen, sind
die, die wir erzeugen. Wir schaffen Ressourcen. Wenn wir entdecken, wie man
einen Stein in Metall verwandelt, dann haben wir eine Ressource geschaffen,
die es bis dahin nicht gegeben hat.
Die vom Menschen geschaffene Umwelt
Betrachten wir nun die Veränderungen bei der Nutzung dieser Ressourcen: die
Menge des Stahls, die wir nutzen, die Menge der Kohle, die wir nutzen, die
Produktion seltener Erden. Man sagt, die Nutzung des Erdöls habe viele
Konflikte auf der Welt ausgelöst. Aber was ist mit den seltenen Erden
(Abbildung 6)? Sie wurden noch vor 50 Jahren gar nicht als Rohstoff
betrachtet, aber jetzt sind sie ein sehr wichtiger. Wir haben sie dazu
gemacht. Und ganz ähnlich ist es beim Chrom (Abbildung 7), beim
Stickstoff (Abbildung 8), beim Aluminium (Abbildung 9) und beim
Stahl (Abbildung 10).
Abb. 11
Abb. 12
Abb. 13
Abb. 14
Wir verwandeln unsere physische Umgebung auch im Sinne des Raums, der uns
wirtschaftlich zur Verfügung steht. Schauen Sie sich an, welche Entfernungen
man um 1800 von New York innerhalb einer bestimmten Zeit reisen konnte
(Abbildung 11 links)). Hier sehen Sie, wie weit man innerhalb von zwei
Wochen von New York aus reisen konnte. Diese andere Linie hier (Abbildung
11 rechts) zeigt, wie weit man um 1830 in zwei Wochen von New York aus
reisen konnte. Wir bauten Kanäle und wir bauten Straßen. Wir haben unsere
Umwelt verwandelt. 1857 (Abbildung 12) konnte man in zwei Wochen bis
hierher gelangen, da gab es im Osten der Vereinigten Staaten bereits
Eisenbahnen. Und um 1930 (Abbildung 13) kam man in weniger als einer
halben Woche überall hin im ganzen Land.
Wenn man als Ökonom den Wert solcher Infrastruktur verstehen will, dann
entgeht einem der entscheidende Punkt, wenn man alles nur vom Standpunkt der
einzelnen Unternehmen betrachtet und abschätzt, wieviel ein einzelner Betrieb
von den gesunkenen Transportkosten oder der reduzierten Frachtdauer
profitiert. Man muß berücksichtigen, daß völlig neue Arten der
wirtschaftlichen Produktion möglich werden. Man kann jetzt Halbfertigprodukte
herstellen und sie anderswohin schicken. Eine solche Vernetzung in der
Industrie ist nun möglich – die Fähigkeit, Ressourcen zu bewegen und die
Produktion an verschiedenen Standorten anzusiedeln. Man hat die Nützlichkeit
des Landes insgesamt verändert, und das in allen Gebieten, durch die sich
dieser Entwicklungskorridor erstreckt.
Das sind also drei Wege, auf denen wir unsere Umwelt transformiert und
geschaffen haben, was wir als Infrastruktur bezeichnen können.
Für die Zukunft, denke ich, sind die drei großen Dinge:
1. die Entwicklung der Kernfusionsenergie, die unser Verhältnis zur Natur
in einer Weise verändern wird, die mit der Erfindung der Dampfmaschine
vergleichbar ist. Wir können dann gewaltige Energiemengen erzeugen.
2. Und das führt uns zum zweiten Punkt: Wir könnten Meerwasser entsalzen,
die Wassersysteme auf dem Planeten besser steuern, und
3. unsere Beziehung zu den Materialien vollkommen ändern. Mit der
Kernfusion brauchen wir keine Kohle mehr, um Metalle zu erzeugen, wie es heute
aus chemischen Gründen erforderlich ist.
Ich möchte jetzt gerne noch auf drei Probleme eingehen, die die Ökonomen
beim Verständnis des Werts von Infrastruktur haben, und dann vier Methoden für
eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik vorstellen.
Das erste Problem bei der Bewertung von Infrastruktur und Wissenschaft ist,
daß der Ertrag mit den Ausgaben nicht kommensurabel ist. Für einen
Monetaristen – das, was Ökonomen heute im allgemeinen gelehrt wird –, wenn man
also Geld ausgibt und Geld einnimmt, dann ist der Ertrag ein Prozentsatz der
Kosten. Wenn man im elektronischen Handel spielt und Geld scheffelt, dann hat
man Geld ausgegeben und nimmt Geld ein, genauso wie beim Poker oder ähnlichem.
Aber es ist völlig anders, wenn man in eine neue Plattform der Infrastruktur
investiert. Wenn man im ganzen Land Stromleitungen verlegt und dann die
gesamte Volkswirtschaft von der Nutzung der Elektrizität profitieren kann,
dann ist der Ertrag nicht einfach ein Vielfaches der Kosten. Die ganze
Wirtschaft ist gar nicht mehr vergleichbar. Wie will man hier den Wert messen?
Sicherlich nicht bloß in Dollars, das trifft es nicht. Vielleicht an der
potentiellen Lebenserwartung? Oder am Bevölkerungspotential? Das ist ein viel
besseres Maß.
Das zweite Problem ist, daß der Wert einer infrastrukturellen Plattform
oder einer wissenschaftlichen Entdeckung nicht lokal gemessen oder als Summe
lokaler Wertsteigerungen ausgedrückt werden kann. Wie ist das mit der
Entdeckung eines wissenschaftlichen Prinzips? Lise Meitners Hypothese war, daß
das Uran nicht bloß zerfällt, sondern sich spaltet. Diese Idee von ihr – die
richtig war – ist die Grundlage der Kernkraftwerke. Diese eine Idee hat die
gesamte menschliche Gattung verändert. Wir sind eine ganz andere Gattung
geworden, dank einer Idee, die ein einzelner Mensch entwickelt hat. Aber so
etwas kann man nicht lokalisieren, nicht wahr?
Die Grenzen privater Finanzierung
Das dritte Problem für die Ökonomen, wenn sie versuchen, die Infrastruktur
buchhalterisch zu erfassen, besteht darin, daß die Erträge indirekt sind. Wenn
man einen Staudamm baut und Überschwemmungen verhindert, dann verdient man
damit direkt kein Geld, aber es hat offensichtlich einen Wert. Darauf hat
kürzlich [Präsident] Rafael Correa in Ekuador hingewiesen, als massive
Überschwemmungen große Schäden in Peru und Kolumbien verursachten, aber
Ekuador relativ glimpflich davon kam, weil es in seine Infrastruktur zur
Wasserregulierung investiert hatte. Correa sagte: Bankiers machen den Fehler,
auf einen Gewinn zu schauen; das ist angemessen für ein privates Unternehmen,
aber für einen Staat als ganzen nicht richtig.
Wenn man also Dinge wie öffentliche Straßen betrachtet: Das sind Dinge, die
keine direkten Einnahmen erzeugen, in der Weise, wie es beispielsweise beim
Bau eines Flughafens sein kann, wo eine öffentlich-private Partnerschaft
tatsächlich Geld in den teilweisen Neubau [des New Yorker Flughafens] La
Guardia investieren kann. Aber man wird keine öffentlich-private Partnerschaft
dazu bewegen, in ein Riesenprojekt wie den Bau eines Verkehrsnetzes zur
Beringstraße zu investieren. Diese Erträge sind zu langfristig und zu
indirekt. Das ist also ein Problem, das man berücksichtigen muß, wenn man in
der Lage sein will, private Finanzmittel heranzuziehen. Wir brauchen
Mechanismen, die angemessen sind für das Land, und diese Mechanismen sind
andere als das, was ein privates Unternehmen tun würde.
Betrachten wir also diese vier Mechanismen, diese vier Prinzipien
(Abbildung 14), um all dies zu realisieren. Der Ökonom Lyndon LaRouche
hat vier Prinzipien aufgestellt, um einen Wirtschaftsaufschwung möglich zu
machen.
Der erste ist [das Bankentrennungsgesetz] Glass-Steagall. Viele Ökonomen
glauben, der Weg, eine Wirtschaft anzukurbeln, wenn sie stockt, sei es, die
Zinsen zu senken und mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Man hat der Wall
Street Billionen Dollars in Form von Krediten und Kreditgarantien zur
Verfügung gestellt, aber dieses Geld, diese Anleihen liegen einfach in der
Federal Reserve. Es fließt nirgendwohin, es kommt nie aus dem Bankensektor
heraus. Derzeit wird dem Finanzsektor in den Vereinigten Staaten ein viel
größerer Anteil am BIP zugeschrieben als dem Produktionssektor. Das Geld
bleibt also einfach im Finanzsektor. Mit Glass-Steagall können wir die Banken
zwingen, wieder Kredite zu vergeben. Die Investmentbanken können tun, was sie
wollen, aber für eine Geschäftsbank wird der einzige Weg, Profite zu machen,
der sein, Kredite zu vergeben – und genau das ist es, was Banken tun
sollen.
Tatsächlich brauchen wir (2.) eine Nationalbank, um Gelegenheiten zu
nutzen, nützliche Infrastruktur zu bauen, die allerdings keinen direkten
Ertrag liefert. Wir brauchen einen geeigneten Mechanismus, über den der
wirtschaftliche Wert, den wir durch den Bau einer Infrastrukturplattform
schaffen, indirekt zurückgezahlt werden kann. Und das ist es, was uns eine
Nationalbank ermöglicht.
Wenn wir (3.) Kredite an Unternehmen und Projekte und Infrastrukturen
vergeben, dann ist der Maßstab kein monetärer, sondern ein technischer.
Steigern wir die Energieflußdichte der Wirtschaft insgesamt? Verbessern wir
die Energiemenge, die pro Kopf zur Verfügung steht? Verbessern wir die
Qualität der Kraft, die pro Kopf zur Verfügung steht?
Denken Sie daran, daß wir beispielsweise den Weltraum erschließen müssen.
Sie können so viele Windmühlen auf der Erde bauen, wie sie wollen, damit
kriegen Sie keine Rakete vom Boden. Die Entwicklung von nuklearen
Raketenantrieben verschafft uns ein ganz neues Potential: wir können einen
Asteroiden ablenken, der auf uns zufliegt, wir haben mehr Möglichkeiten im
Weltraum, etc. Das Maß ist also kein monetäres, sondern ein technisches.
Und schließlich brauchen wir (4.) ein Schnellprogramm zur Entwicklung der
Kernfusion als nächste Energieplattform für die gesamte Menschheit. Damit sind
wir in der Lage, neue Materialien zu beherrschen, Wasser zu steuern, Kraft zu
kontrollieren, künstliche Treibstoffe zu erzeugen. Wir können beispielsweise
Methanol anstelle von Benzin erzeugen. Wir können das Erdöl für die Erzeugung
von Kunststoffen reservieren, wo es unersetzbar ist. Anstatt es zu verbrennen,
können wir es nutzen, um Dinge zu erzeugen. Wir brauchen nicht mehr massenhaft
Holz zu fällen, um Strom zu erzeugen, wir können es für den Bau von Möbeln
verwenden, die man nicht aus Kohle bauen wird.
Ich würde also sagen, daß wir alle diese Probleme („Hemmungen“ ist wohl
nicht das richtige Wort) ausräumen sollten. Es herrscht viel falsches
ökonomisches Denken, das wir beiseite schieben müssen. Beispielsweise die
ganze monetaristische Vorstellung von der Wirtschaft – daß man alles in den
Begriffen individueller Profite verstehen könnte, die sich addieren, anstatt
sie als eine Plattform zu betrachten, die uns einen Wert erzeugt, der
inkommensurabel ist zu dem, was vorher war. Diese Art des ökonomischen Denkens
muß zurückgewiesen werden, denn wenn wir daran festhalten, dann werden wir
niemals in der Lage sein, die Projekte zu finanzieren, die wir in den
Vereinigten Staaten brauchen.
Wenn [Präsident] Trump sagt, daß wir eine Billion Dollar [für die
Infrastruktur] brauchen, wenn der Ingenieursverband American Society of Civil
Engineers sagt, wir brauchen vier Billionen Dollar, und wenn chinesische
Experten sagen, wir brauchen acht Billionen Dollar, wenn ein Ingenieur bei
einer Konferenz, an der ich am Freitag teilgenommen habe, von zehn Billionen
Dollar spricht – wo soll all das herkommen? Das wird sicherlich nicht bloß
durch private Investitionen zusammenkommen. Wir brauchen Mechanismen für den
wirklichen Wert, für den indirekten und inkommensurablen Wert der
Infrastruktur als der Plattform, auf die sich die gesamte Wirtschaft stützt.
Wir müssen massiv in wissenschaftliche Durchbrüche investieren, die die
nächsthöhere Plattform möglich machen, wie die Grundlagenforschung zur
Kernfusion.
Vielen Dank.
|