Von China aus betrachtet sieht die Welt vollkommen anders aus
Von Helga Zepp-LaRouche
Unmittelbar nach ihrer Rückkehr von einer Chinareise, die am 14.-15. Mai
mit ihrer Teilnahme am Gürtel- und Straßen-Forum für internationale
Kooperation in Beijing begann, zog Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und
Vorsitzende des Schiller-Instituts, in einem Vortrag vor ihren amerikanischen
Mitarbeitern die folgende Bilanz ihres Besuchs.
Ich möchte sicherstellen, daß ihr von mir einen ersten Eindruck meiner
Reise bekommt, denn ich glaube, der schlimmste Fehler, den wir machen könnten,
wäre der, auf die absolut unglaubliche Psychokriegs-Propaganda der etablierten
Medien in Europa und Amerika hereinzufallen – wie etwa Spiegel Online
mit dem Kommentar seines Chefredakteurs, der wirklich vollkommen daneben lag.
Es ist klar, daß die Leute, die sich auf solche Medien verlassen, eine
vollkommen, total, hundertprozentig falsche Vorstellung von dem haben, was vor
sich geht. Und wir sollten uns das wirklich aus dem Kopf schlagen und nicht
versuchen, innerhalb des geistigen Goldfischglases dieses künstlich
geschaffenen Umfelds zu bleiben. Denn aus meiner Sicht sieht die Welt ganz,
ganz anders aus.
Zunächst einmal, das habe ich schon gesagt und wiederhole es: Mit dem
Gürtel- und Straßen-Forum hat die Welt den Beginn einer neuen Ära dramatisch
konsolidiert, und ich bin fest davon überzeugt, daß das nicht wieder
verschwinden wird – es sei denn in einem Dritten Weltkrieg –, denn die
Mehrheit der Welt schreitet in einer völlig befreiten Art und Weise voran.
Es war die höchstrangige Konferenz, an der ich jemals teilgenommen habe. 28
Staatschefs waren dort, die einer nach dem anderen gesprochen haben, und
offensichtlich war die Rede von Präsident Xi Jinping1 absolut
herausragend. Wer die Zeit hat, sich das anzuhören, sollte es tun, denn es war
eine sehr konfuzianische Rede, die ganz klar den Ton für die zweitägige
Konferenz setzte. Also hört euch bitte diese Rede an, wenn ihr Zeit dazu
habt.
Ein halbes Jahrhundert Aktivitäten
Um zu verstehen, was geschieht, sollte man sich daran erinnern, was unsere
Organisation und insbesondere Lyndon LaRouche in den letzten fast 50 Jahren
getan haben. 1971 erkannte Lyn [Lyndon LaRouche] als erster, was die
Zerschlagung des Bretton-Woods-Systems bedeutete. Denkt an die vielen, vielen
Initiativen, die wir in den mehr als 40 Jahren seit damals unternommen haben.
Lyn kam 1975 zurück von der Feier der irakischen Baath-Partei und schlug dann
die Internationale Entwicklungsbank (International Development Bank, IDB) vor,
um eine neue Weltwirtschaftsordnung zu schaffen. Ein Jahr lang warben wir für
diesen Vorschlag der IDB, der dann 1976 faktisch Teil der Resolution der
Blockfreienbewegung in Colombo/Sri Lanka wurde. Ende der 1970er Jahre
arbeiteten wir dann mit Indira Gandhi an einem 40jährigen Entwicklungsplan für
Indien.
1980 veröffentlichten wir ein Buch über die Industrialisierung Afrikas. Wir
arbeiteten mit dem mexikanischen Präsidenten José López Portillo an der
„Operation Juárez“. Wir veröffentlichten einen 50-Jahre-Entwicklungsplan für
den Pazifikraum. 1975 schlug Lyn den Oasenplan zur Entwicklung des Nahen
Ostens vor. Und als dann die Mauer fiel und die Sowjetunion zerbrach, schlugen
wir das Produktive Dreieck und die Eurasische Landbrücke vor.
Alle diese Vorschläge! Und denkt nur daran, wie viele Aktivitäten wir
durchgeführt haben – Konferenzen auf allen fünf Kontinenten. All das bewegte
sich auf der Ebene der Ideen, auf der Ebene von Programmen. Aber erst nachdem
Xi Jinping 2013 die Neue Seidenstraße auf die Tagesordnung setzte, und in den
atemberaubenden Entwicklungen der BRI-Initiative seither, wurden diese Ideen
verwirklicht! Der Geist ist aus der Flasche!
Jetzt haben wir die Diskussion über die Bi-Ozeanischen Eisenbahnen mit
Tunnels und Brücken in Lateinamerika, die den Atlantik mit dem Pazifik
verbinden sollen, und es werden Eisenbahnen in Afrika eröffnet. Es ist
beispiellos! Der Weltwährungsfonds und die Weltbank wollten das nicht, sie
haben es mit ihren Auflagen unterdrückt. Aber mit der Asiatischen
Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB), der Neuen Entwicklungsbank der BRICS,
dem Neuen Seidenstraßenfonds, dem Fonds für die Maritime Seidenstraße, den
direkten Investitionen der chinesischen Exim-Bank, der Chinesischen Staatsbank
gehen nun alle diese Projekte voran, und das hat die Haltung aller beteiligten
Länder vollkommen verändert und ihr Selbstvertrauen aufgebaut.
Chinas Sicht auf Trump
Die Art, wie die Menschen in China Präsident Trump sehen, ist ganz anders
als das, was uns die westlichen Medien einreden wollen. Sie sehen Trump sehr
positiv, genauso wie die Menschen in Rußland überzeugt sind, daß Trump jemand
ist, zu dem man ein absolut anständiges Verhältnis haben kann. Und das ist die
Realität.
Vergeßt die Medien! Vergeßt diese Pressehuren, die in Wirklichkeit bloß
Prostituierte des Britischen Empire sind. Hört nicht auf sie und laßt auch
nicht zu, daß das die Menschen tun, mit denen ihr redet.
Als Trump eine Billion an Infrastrukturinvestitionen versprach, war das
vollkommen richtig, und wir haben das richtige Programm vorgelegt und gesagt,
daß die Vereinigten Staaten sich der Seidenstraße anschließen sollten. Das
sollte unser Fokus sein, und nichts anderes. Alles andere sollte nur ein
untergeordneter Aspekt davon sein. Das ist das strategisch Wichtige. Und wenn
der Chef der China Investment Corporation (CIC), Ding Xuedong, gesagt hat, die
Vereinigten Staaten bräuchten nicht eine Billion, sondern acht Billionen
Dollar an Investitionen, trifft das den Nagel absolut auf den Kopf. Das wißt
ihr selbst durch den Zustand der Straßen und der Infrastruktur überall in den
Vereinigten Staaten.
Die Tatsache, daß diese Organisation [CIC] nun ein Büro in New York
eröffnet hat, das chinesische Investoren berät, wie sie in den Vereinigten
Staaten investieren können (und umgekehrt), und die Tatsache, daß die Chinesen
eingeladen sind, im Juni an der Infrastrukturkonferenz [in Washington]
teilzunehmen – das alles geht absolut in die richtige Richtung.
Vieles von dem, was beim Gürtel- und Straßen-Forum geschah, und in den
vielen Treffen, die ich anschließend hatte – ich habe zwei volle Wochen in
Beijing, Nanjing und Shanghai verbracht – kann ich hier nicht berichten, weil
das alles laufende Vorhaben sind. Aber Tatsache ist, daß wir in den vielen
Interviews und vielen Zitaten und in der generellen Darstellung mit größtem
Respekt behandelt wurden. Diese Leute waren sich vollkommen im klaren über
Lyns Bedeutung als Theoretiker der physischen Wirtschaft, seine Ideen sind
hochangesehen, und man behandelte mich, wie wir behandelt werden sollten,
nämlich als Menschen, die ihr ganzes Leben dem Gemeinwohl der Menschheit
gewidmet haben. Und das steht ganz im Gegensatz zu den Schweinereien, die sich
die Neoliberalen in der transatlantischen Region gewöhnlich uns gegenüber
erlauben.
Und man sollte verstehen, daß das Ziel der Angriffe auf Trump ist, es ihm
so schwierig wie möglich zu machen, sich auf das Positive zu konzentrieren –
und davon gibt es eine ganze Menge, nicht zuletzt seine Arbeitsbeziehungen zu
Rußland und China, was strategisch das wichtigste ist -; so daß er sich
praktisch ständig verteidigen muß, und alle meinen, sie müßten all ihre Zeit
darauf verwenden, sich zu verteidigen.
Erinnert euch daran – diejenigen unter euch, die damals schon dabei waren
–, wie sich unser eigenes Leben als Organisation nach den Angriffen 1986
verändert hat. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir alle voll Zuversicht, wir
haben die Vorwahlen in Illinois gewonnen, wir dachten daran, drei private
Universitäten zu gründen, weil wir ein Netzwerk von etwa hundert Professoren
hatten, die Lyns Ideen in Form eines Curriculums an Universitäten umsetzen
wollten. Und nach den Angriffen 1986 – durch den gleichen Apparat, der jetzt
gegen Trump vorgeht – mußten wir alles Geld für Rechtsanwälte ausgeben, nur um
uns zu verteidigen, und das hat das Leben dieser Organisation vollkommen
verändert. Und das gleiche versuchen sie jetzt mit Trump!
Auf der Siegerstraße
Fallt also nicht darauf herein. Die Idee, daß wir verlieren, liegt
vollkommen daneben! Die Menschheit befindet sich auf der Siegerstraße,
und wir müssen die Bevölkerung mitreißen, um ein solches Ferment zu schaffen,
daß die Verwirklichung der Infrastrukturprojekte als erster Schritt auf die
Tagesordnung kommt und sich alle damit und mit nichts anderem befassen.
Das wollte ich nur sagen, denn aus den ersten Gesprächen, die ich heute
hatte, bekam ich den Eindruck, daß die Leute hier das alles zu sehr von unten
her betrachten.
Europa befindet sich zwar immer noch im Griff der EU-Kommission. Aber
Merkel als Führerin des freien Westens? Vergiß es! Macron hatte gerade ein
exzellentes Treffen mit Putin, mit dem er ein herzliches Verhältnis zu Rußland
definierte! Das ist nicht das, was Merkel und Obama ausgekocht haben, als
Obama beim Kirchentag der Evangelischen Kirche sprach. Merkel ist ziemlich
isoliert.
Schaut Euch um in Europa: Macron schickte den früheren Premierminister
Raffarin zum Gürtel- und Straßen-Forum, der dort eine ausgezeichnete Rede dazu
gehalten hat, warum China und Frankreich zusammenarbeiten müssen. Gentiloni
aus Italien sagte, daß China und Italien bei der Entwicklung Afrikas
zusammenarbeiten werden. Alle Osteuropäer, Tsipras aus Griechenland, Serbien,
Ungarn, Tschechiens Zeman, Orban aus Ungarn – alle diese Leute waren absolut
enthusiastisch in Bezug auf die Gürtel- und Straßen-Initiative. Und jetzt
zeigt sich sogar in Deutschland, daß die deutsche Industrie wirklich begreift,
daß es in ihrem Interesse ist, in Joint Ventures in Drittländern mit China
zusammenzuarbeiten. Ich denke also, daß sich auch Deutschland ändern wird.
Ich bin der festen Überzeugung, daß am Jahresende alles völlig anders
aussehen wird, weil die Entwicklungsperspektive so ansteckend ist, daß alle
Anstrengungen des Britischen Empires, Sand ins Getriebe zu streuen, vergeblich
sein werden!
Nehmt die Perspektive der Sieger ein, betrachtet die Lage von oben her,
denkt strategisch. Und erkennt, daß das, was in der Realität geschieht – mit
den vielen, vielen Entwicklungsprojekten in aller Welt –, genau das ist, wofür
diese Organisation seit fast einem halben Jahrhundert gekämpft hat.
Das wollte ich euch nur sagen, denn das Schlimmste, was wir tun können,
ist, die Dinge aus der Sicht in den Vereinigten Staaten zu betrachten,
innerhalb der Box zu denken, während die ganze Welt mit dem Gürtel- und
Straßen-Forum diese Box bereits entschlossen verlassen hat, und nichts auf der
Welt wird das aufhalten.
Anmerkung
1. Siehe https://www.youtube.com/watch?v=mx_mE951GzI
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