„Das amerikanische Volk kann es besser machen“
Von Richard Black, Landessenator von Virginia
Landessenator Richard Black aus Virginia hielt am 10. September
bei der New Yorker Konferenz des Schiller-Instituts die folgende Rede.
Ich möchte zu Ihnen über den Hintergrund des Syrienkriegs sprechen,
insbesondere über die Fragen der moderaten Rebellen und der amerikanischen
Beteiligung daran. Aber zunächst einmal möchte Ihnen kurz etwas über mich
selbst mitteilen. Ich bin konservativer Republikaner, und ich habe umfassende
Kampferfahrung. Ich wurde im Einsatz verwundet, mein Funker starb im Kampf
direkt neben mir. Ich flog 269 Kampfeinsätze, und später diente ich im
Pentagon im Generalstab. Ich beriet als Offizier der Obersten
Militärstaatsanwaltschaft den Streitkräfteausschuß des US-Senats, arbeitete
Verfügungen für den Präsidenten aus und trat als Sachverständiger vor
Kongreßausschüssen auf. Ich gehe also mit einer etwas anderen Perspektive an
diese Sache heran als andere. Das wollte ich Ihnen nur als Hintergrund
mitteilen.
Lassen Sie mich zunächst ein wenig in der Zeit zurückgehen. Ich möchte, daß
Sie etwas über Syrien wissen und darüber, wie Syrien war, bevor der Krieg
begann. Syrien war das sicherste von allen arabischen Ländern. Es gab dort
keine Entführungen, man konnte überall frei herumlaufen, es war ein enorm
freundliches Land. Es herrschte seit 40 Jahren Frieden mit Israel, und
interessanterweise hatten sie die größten Frauenrechte aller arabischen
Länder. In Syrien herrschte völlige Religionsfreiheit. Ich denke, Syrien ist
einzigartig auf der ganzen Welt, was die religiöse Harmonie angeht. Nicht bloß
Tolerieren, wo man etwas hinnimmt, was einem nicht gefällt, sondern eine
gewisse Liebe unter den Menschen des muslimischen Glaubens, den Christen, den
Alawiten, eine wirklich und wahrhaftig erstaunliche Atmosphäre.
Ich sprach während einer Reise nach Syrien, die ich in diesem Jahr
unternahm, mehrere Stunden lang mit Präsident Baschar al-Assad. Er ist ein
interessanter Mensch, ein brillanter Mann, er spricht leise und ist beinahe
etwas scheu. Seine Ehefrau, Asma al-Assad, ist einfach eine fröhliche Frau und
äußerst klug. Sie war Investmentbankerin und wuchs in London auf. Und als die
beiden in Syrien die Regierung übernahmen, gingen sie mit großem Eifer daran.
Sie sind junge Menschen, idealistische Menschen, und sie wollten Syrien
unbedingt verändern, die Korruption ausmerzen, die Wirtschaftslage verbessern
usw. Sie ahnten nicht, daß Dinge im Gang waren, die das verhindern würden.
Bild: EIRNS/Stuart Lewis

Landessenator Richard Black bei seinem Vortrag über Syrien.
Ich möchte hier gleich etwas ausräumen. Sie alle haben wahrscheinlich
tausendmal gehört, Präsident Assad hätte seine eigene Bevölkerung vergast, er
hätte in Damaskus Saringas eingesetzt und damit eine rote Linie überschritten.
Das ist völlig falsch, das wird Ihnen die Zeittafel zeigen. Es ist das Jahr
2013, all das spielte sich innerhalb von drei Monaten ab.
Es beginnt am 30. Mai. In der Türkei gab es eine Serie von Razzien. In der
Türkei wurden 13 Al-Kaida-Wohnungen von den türkischen Grenztruppen
durchsucht. Die Razzien basierten auf einem glaubhaften Verdacht, nach
umfangreichen Abhörmaßnahmen, wo man mitgeschnitten hatte, daß
Al-Kaida-Kämpfer größere Saringas-Bestände aus der Türkei nach Syrien schaffen
wollten. Die Ausgangssubstanzen kamen aus Westeuropa - ich weiß nicht genau,
aus welchem Land, aber sie kamen aus dem Westen. Westeuropa, die NATO war also
darin verwickelt. Jedenfalls wurden diese Leute alle verhaftet. Doch dann
sorgte Präsident Erdogan dafür, daß ein neuer Staatsanwalt eingesetzt und das
Verfahren eingestellt wurde, und diese Personen konnten über die Grenze nach
Syrien gehen.
Das war am 30. Mai. Am 20. Juni hat dann der Militärgeheimdienst (DIA), der
wahrscheinlich eine der seriösesten Behörden der US-Regierung ist und direkt
dem Vorsitzenden der Vereinten Generalstabschefs untersteht, einen Bericht
veröffentlicht, in dem es hieß, Al-Nusra betreibe größere
Sarin-Produktionsanlagen. Das kam also aus dem Pentagon, von einer sehr hohen
Ebene.
Syrien war ein stabiles Land
Gehen wir weiter zum 13. August. Das ist ein äußerst seltsamer Tag. Die
Rebellen oder Terroristen oder wie immer man sie nennen will, beriefen ein
sehr wichtiges Treffen ein, an dem die CIA, der MI6 und verschiedene Vertreter
Saudi-Arabiens und Katars teilnahmen, die alle tief in diesen Krieg verstrickt
waren. Und sie kündigten an, daß eine kriegsentscheidende Entwicklung
bevorstünde und daß die Vereinigten Staaten Syrien bombardieren würden.
Stellen Sie sich das vor: Die Rebellen kündigen das an.
Dann kam (am 21. August) der Gasangriff von Ghouta. Acht Tage vor diesem
Gasangriff von Ghouta hatten die Rebellen angekündigt, es würde ein wichtiges
Ereignis eintreten, das die Vereinigten Staaten dazu veranlassen würde,
Damaskus zu bombardieren und offen in den Krieg einzutreten!
Es fällt mir schwer, zu glauben, daß keine Vertreter der US-Regierung darin
eingeweiht waren, denn wir hatten enorme Waffenlager in der Türkei, in Lagern,
deren Schlüssel in der Hand der CIA waren. Auf der Grundlage dieses Treffens
begannen wir sofort, große Mengen unserer modernsten Waffen an die
Terroristen jenseits der syrischen Grenze zu liefern.
Schauen Sie sich das an: Am 21. August war der Gasangriff von Ghouta, von
dem Sie alle gehört haben. Warum sollte ausgerechnet Syrien, das
wahrscheinlich an fünf verschiedenen Fronten kämpfte, wo verzweifelte Kämpfe
tobten, beschließen, die rote Linie zu überschreiten und Saringas gegen zivile
Ziele einsetzen? Das ist irrational. Und ich kann Ihnen sagen: Präsident Assad
ist kein irrationaler Mensch. Wenn er bereit gewesen wäre, die Vereinigten
Staaten in diesen Krieg eintreten zu lassen, wenn er bereit gewesen wäre, das
zu riskieren - dann hätte er diese Chemikalien mit Sicherheit nicht so
verschwendet. Er hätte sie mit Sicherheit an der Front eingesetzt, wo sie im
Kampf den Ausschlag hätten geben können.
Diese Waffen trafen alle zwischen dem 21. und dem 23. August ein. Wie Sie
sich vorstellen können, sind enorme logistische Anstrengungen notwendig, um
sie dorthin zu schaffen. Damit stellt sich die Frage: Woher wußten die
Rebellen, daß die USA Syrien bombardieren würden? Das ist eine sehr
beunruhigende Frage, denke ich.
Die Antwort ist: Die Türkei und Al-Kaida haben den Gasangriff
durchgeführt.
Erstens wissen wir, daß die 2,2 kg beschlagnahmt wurden. Das wurde weithin
berichtet. Und wenn Sie sich wirklich informieren wollen, dann lesen Sie die
Schriften des Pulitzerpreisträgers Seymour Hersh. Er war derjenige, der die
Geschichte des Massakers von My Lai im Vietnamkrieg publik machte, und er
analysiert auch jetzt sehr gründlich, wie die Türkei und Al-Kaida den
Gasangriff durchgeführt und dann die Schuld Baschar Al-Assad zugeschoben
haben, mit dem Ziel, die Vereinigten Staaten offen in den Krieg
hineinzuziehen.
Nun, das ist gewissermaßen nur das I-Tüpfelchen. Bei den anderen Dingen
könnte man sagen, sie sind nur Zufälle oder durch die Umstände bedingt. Aber
im Dezember 2015 haben Abgeordnete des türkischen Parlaments - zwei Personen,
unglaublich heldenhaft - unter großer Gefahr für ihr Leben eine ausführliche
Pressekonferenz veranstaltet, in der sie alle Beweise darlegten, die die
türkischen Behörden zusammengetragen hatten - die abgehörten Informationen.
Und sie legten offen, wie die Türkei das Saringas nach Syrien lieferte, mit
den Raketen, um es einzusetzen, um einen amerikanischen Angriff zu
provozieren.
Diese Leute wurden sofort wegen Verrat angeklagt, weil sie
Staatsgeheimnisse enthüllt hatten. Und ich sage Ihnen: Wenn Sie in der Türkei
die Regierung dermaßen verärgern, dann ist Ihr Leben keinen Pfifferling mehr
wert. Man muß es diesen Leuten also lassen. Und wer meint, das sei kein
unanzweifelbarer Beweis, dem sage ich: Diese Leute werden wahrscheinlich
sterben für das, was sie getan haben. Gott segne sie, sie sind wirkliche
Helden.
Nun, wir alle haben gehört, daß der Syrienkrieg 2011 mit dem Arabischen
Frühling begann. In Wirklichkeit begann der Countdown zum Syrienkrieg schon
unmittelbar nach dem 11. September (2001). General Wesley Clark, der damalige
Oberkommandeur der alliierten Truppen in Europa, hat in Videos
unmißverständlich erklärt, er sei damals im Pentagon gewesen und informiert
worden, daß ein streng geheimes Dokument existierte, das von oben kam und
worin das Pentagon angewiesen wurde, Pläne zum Sturz von sieben arabischen
Regierungen in den nächsten fünf Jahren auszuarbeiten.
Das ist nicht irgendeine drittklassige Quelle, das ist der Oberkommandeur
der Alliierten Truppen in Europa, der das sagt, der höchste
Vier-Sterne-General außerhalb des Pentagon.
Fünf Jahre vergehen. Wikileaks, Gott sei Dank, daß es sie gibt. Ich
sage Ihnen ganz ehrlich, zunächst habe ich etwas gezögert, aber je mehr
Dokumente ich lese und sehe, wie die Zwiebel sich häutet, desto dankbarer bin
ich, diese Informationen zu sehen. 2006 verfaßte die US-Botschaft detaillierte
Pläne, wie man Syrien destabilisieren und die Regierung stürzen könnte.
Vergessen Sie nicht, damals gab es dort noch keine Demonstrationen, es war ein
stabiles Land. Es war wirklich eine Art Idealfall in der arabischen Welt, so
wie wir es hoffen und ihnen wünschen würden, was die Freiheit angeht,
Frauenrechte usw. Aber wir hatten beschlossen, daß sie untergehen sollten, und
diese Pläne wurden ausgearbeitet.
Die Pandora-Büchse geöffnet
Eines der bösartigsten und unerfreulichsten Aspekte daran war, daß der Plan
vorsah, religiöse Spaltungen und Haß zu schüren, wo sie nicht existierten.
Denn wie Sie schon gehört haben und auch wieder hören werden, hatte Syrien
diese Atmosphäre der religiösen Harmonie, die auf der ganzen Welt einzigartig
war - ehrlich!
2011 war dann Hillary Clinton Außenministerin. Die meisten Leute glauben,
daß das Verteidigungsministerium die Kriege anfängt. Aber das
Verteidigungsministerium fängt keine Kriege an. Die sind ein ausführendes
Organ, sie führen die Befehle aus, die sie erhalten. Das Außenministerium und
die CIA - und das ist praktisch dasselbe - sind es, die sich die Kriege
ausdenken, die Propaganda verfassen, etc.
2011 begann ich mich mit dieser Sache zu befassen. Denn wir haben
unprovoziert Libyen angegriffen. Wir hatten unsere Probleme mit ihnen, aber
die hatten wir sechs oder acht Jahre vorher gelöst. Oberst Gaddafi war unser
wichtigster Verbündeter in Krieg gegen den Terror in Nordafrika. Und Libyen
war, pro Kopf gerechnet, das wohlhabendste unter allen nordafrikanischen
Ländern.
Wir führten einen Angriff, der Libyen vollkommen zerstörte. Libyen hat
keine Regierung. Es gibt nur verschiedene Gruppen, die wir von Zeit zu Zeit
[als Regierung, d. Red.] anerkennen. Im letzten Jahr mußte die libysche
Regierung auf einem Schiff vor der Küste zusammentreten, weil sie keine zehn
Morgen Land in Libyen beherrschten. Das ist keine Regierung
Es gibt also keine Regierung, und das Land ist vollkommen zerschlagen und
zerstört. Warum haben wir das getan? Ich dachte mir, vielleicht war es wegen
des Öls, und fing an, das zu untersuchen. Und ich stellte fest, daß der
wirkliche Grund der war, daß Gaddafi sehr große Bestände an modernen Waffen
hatte. Und die brauchten wir für den Umsturz in Syrien.
Einen Monat später, nach dem Aufstand in Libyen, beginnt der Aufstand in
Syrien. Einige sagten: „Ach, das ist ein innerer Aufstand.“ Aber ich kann
Ihnen sagen, ich habe mit Leuten gesprochen, die damals protestiert haben, und
sie sagten, „anfangs“ hätten sie demonstriert - wahrscheinlich hat jeder von
uns schon einmal an irgendwelchen Demonstrationen teilgenommen, für dieses
oder gegen jenes oder was immer. Solche Demonstrationen waren das. Sie hatten
nicht vor, die Regierung zu stürzen.
Aber dann waren schon sehr bald Al-Kaida-Flaggen auf diesen Demonstrationen
zu sehen. Sie sagten, wir wollen keine Al-Kaida-Flaggen. Und dann tauchten
automatische militärische Waffen auf, und sie sagten: „Tut die weg, wir wollen
das nicht.“ Es gibt in Syrien keinen zweiten Verfassungszusatz [Recht auf
Waffenbesitz, Red.], man kann dort nicht zur Drogerie an der nächsten
Ecke gehen und sich eine Kalaschnikow kaufen. Das gibt es dort nicht. Sie
mußten also von irgendwoher kommen. Und sie kamen verdeckt von
Geheimdiensten.
Das dritte, was dann geschah, war, daß sie anfingen, religiösen Haß zu
predigen. Sie fingen an, die kleinen Reibungen auszunutzen - und es gibt immer
religiöse Differenzen zwischen den Menschen. Ich sprach mit einem Mann, der
mir sagte: „Mein Onkel führte diese Demonstrationen an. Er versuchte, diese
Elemente hinauszudrängen. Nach sieben Monaten hat Al-Kaida ihn ermordet.“
Es war also kein innerer Aufstand.
Saudi-Arabien wollte schon viele Jahre lang eine Ölpipeline durch Syrien
bauen, aber es gelang ihnen nicht, die Zustimmung der syrischen Regierung
dafür zu erhalten. Als dann der Krieg näher rückte, kam Katar, dessen einziges
Produkt Erdgas ist. Das Land besteht eigentlich nur aus Sanddünen und Erdgas,
es gibt dort nichts anderes. Meine Ehefrau Barbara und ich waren dort und
haben es gesehen. Sie baten darum, eine Erdgaspipeline durch Syrien bauen zu
dürfen. Syrien verweigerte den Bau, und daraufhin setzte sofort ein Strom von
Geld ein, das von Katar zu den Rebellen in Syrien floß.
Das andere, was ich erwähnen möchte, ist das Element, Religion als Waffe zu
mißbrauchen. Das ist etwas, was die Vereinigten Staaten leider in Gang gesetzt
haben, während des Afghanistan-Konflikts mit der Sowjetunion. Wir fingen an,
die Bewegung der Mudschaheddin aufzubauen, und wir bewaffneten sie. Und als
wir feststellten, daß sie nicht groß genug war, um die Sowjetunion
umzustürzen, arbeiteten wir mit Saudi-Arabien, der CIA und in gewissem Maß mit
dem pakistanischen Geheimdienst zusammen, und sie gründeten diese Madrasas,
und sie lehrten nicht den üblichen Islam, sondern den Wahhabismus. Und der ist
extrem gewalttätig. Damit hatten wir die Büchse der Pandora geöffnet.
Es gibt keine moderaten Rebellen
Und wir haben weitergemacht. Man sollte meinen, daß wir unsere Lehren
daraus gezogen und gesagt hätten: „Vorsicht, das ist wirklich gefährlich.
Macht den Deckel wieder drauf!“ Aber statt dessen sagten wir: „Mensch, das ist
toll, wir können Haß und Spaltungen zwischen dieser und jener Gruppe säen, und
das können wir im Irak und überall sonst einsetzen.“ Und das ist eines der
schrecklichsten Dinge, die wir je getan haben. Und ironischerweise war das
nicht Osama bin Laden, der das tat, es war nicht irgendein Terrorist, sondern
es waren die Planer der CIA, die sich anschauten, welche Möglichkeiten sich
ihnen auftaten, wenn wir diese religiösen Spaltungen herbeiführen
könnten. Inzwischen ist das offensichtlich völlig außer Kontrolle
geraten.
Hier sehen Sie die konkurrierenden Öl- und Gaspipelines. Die einen werden
von Saudi-Arabien und Katar bevorzugt. Auch der Iran hatte einen Plan. Aber
wegen des Krieges ist nichts davon gebaut worden.
Wenn Sie die Werke von Seymour Hersh lesen: Er schrieb auch „Rote Linie,
Rattenlinie“ („The Red Line and The Rat Line“), einen großartigen Artikel.
Wenn Sie das interessiert, müssen Sie ihn unbedingt anschauen.1 Die
Rote Linie war Obamas Drohung, in den Krieg einzutreten, wenn Giftgas
eingesetzt würde. Das kam sehr gelegen, und es hing eng zusammen mit dem, was
die Türkei tat. Das andere war die „Rattenlinie“, über diese Rattenlinie
wurden libysche Waffen nach Syrien geschmuggelt, und zwar folgendermaßen:
Katar hat eine ziemlich große Luftwaffe. Sie schickten Transportflugzeuge nach
Libyen. Die wurden in Libyen mit Waffen beladen. Die Waffen wurden dann in die
Türkei transportiert, und die Türkei schmuggelte sie über die Grenze nach
Syrien, wo alle möglichen terroristischen Gruppen damit ausgerüstet
wurden.
Das Pentagon war darüber ziemlich besorgt. Und der Vorsitzende der
Vereinten Stabschefs wies den Militärgeheimdienst DIA an, eine umfassende,
streng geheime Studie durchzuführen, um festzustellen, wo wir in Syrien
standen. Das Pentagon machte sich Sorgen, daß es, wenn Syrien fiele,
weitreichende strategische Folgen für den gesamten Nahen Osten und vielleicht
auch darüber hinaus hätte. Die DIA legte Mitte 2013 ihre Feststellungen vor.
Sie kamen zum folgenden Ergebnis: Präsident Assad müsse in Syrien unbedingt an
der Macht gehalten werden, sonst würde Syrien im Chaos versinken, so wie dies
in Libyen geschehen war. Und wenn Assad falle, würden auf ihn Extremisten
folgen.
Angeblich schuf die CIA diese Rattenlinie, um „moderate Rebellen“ zu
unterstützen. Der Militärgeheimdienst stellte schon 2013 fest, daß die CIA
allen Rebellen volle Unterstützung gab, auch Al-Kaida und IS. Das gesamte
Spektrum. Und wichtig ist auch: Die DIA stellte fest, daß es keine
moderaten Rebellen gibt. Es gibt sie nicht. Das soll nicht heißen, daß es
nicht da draußen auf dem Schlachtfeld den einen oder anderen davon gibt, aber
in der Praxis gibt es keine moderaten Rebellen. Und infolgedessen unterstützen
die USA Extremisten.
Das kommt von der DIA, das sind nicht meine Spekulationen oder die
irgendeiner speziellen Gruppe. Die DIA warnte vor den schrecklichen
Konsequenzen, wenn Assad gestürzt würde, und sie warnte das Weiße Haus
wiederholt, welche dramatische strategische Gefahr uns in dem Fall drohte.
Generalleutnant Michael Flynn war Kommandeur der DIA, er war ihr Direktor in
der betreffenden Zeit, und hier ist ein Zitat von ihm: „Die Politik der
Regierung war widersprüchlich. Sie wollte, daß Assad ging, aber die Opposition
war beherrscht von Extremisten. Wir wußten das, das Weiße Haus wußte es, doch
wir preschten weiter vor.“
Und da stehen wir heute. Wir fragen: Wer wird diesen Krieg in Syrien
gewinnen? Nun, auf jeden Fall wissen wir, daß es nicht die moderaten Rebellen
sein werden. Unser Militärgeheimdienst hat festgestellt, daß die moderaten
Rebellen nicht existieren. Sie werden es also nicht sein! Haben Sie mich
verstanden? [Lachen.] Gut.
Es gibt zwei Alternativen: Präsident Assad, der großen Rückhalt in der
Armee hat und großen Rückhalt im Volk in Syrien hat - entweder sie gewinnen,
oder Al-Kaida und die mit ihnen verbündeten Gruppen. Es gibt eine ganze
Palette solcher Gruppen, die alle verschiedene Namen haben. Ich kann mich des
Eindrucks nicht erwehren, daß diese vielen Namen nur dazu dienen, die Dinge so
komplex erscheinen zu lassen, daß die einfachen Leute sie nicht verstehen und
aufgeben und alles schlucken, was die Regierung sagt. Aber Tatsache ist, daß
die moderaten Rebellen nicht anders sind als Al-Kaida.
Wie Palmyra in die Hände des Islamischen Staates fiel
Das sind also die beiden Alternativen: Al-Kaida oder die Regierung, die
heute in Syrien an der Macht ist. Sie müssen also die Frage stellen: Sind wir
bereit, Syrien Al-Kaida zu überlassen? Wir haben Erfahrungen mit Al-Kaida. Wir
gedenken bald des 15. Jahrestags, als Al-Kaida die Twin Towers und das
Pentagon in einem Feuerball zum Einsturz brachte. Was erwartet dann die
Alawiten, die moderaten Sunniten, die Schiiten und die Drusen? Wir wissen, was
geschehen wird, wenn Al-Kaida an die Macht kommt, denn wir haben gesehen, was
geschieht, wenn Al-Kaida an die Macht kommt. Und das ist das Schicksal, das
die guten Menschen, die anständigen Menschen in Syrien erwartet, wie sie hier
sehen können.
Ich muß auf diese Idee zurückkommen: Syrien hat eine großartige Tradition
der religiösen Harmonie. 2013, da lief der Krieg schon zwei Jahre lang, haben
sie eine großartige Statue von Jesus Christus errichtet, die auf Israel,
Libanon und Syrien blickt. Können Sie sich vorstellen, welche Schwierigkeiten
es in unserem Land gäbe, wenn man das täte? [Lachen.] Man könnte das in
Amerika nicht tun! Man muß es in Syrien tun! Ich mußte nach Syrien gehen, um
die religiöse Freiheit zu erleben, die ich kannte, als ich noch ein Kind
war!
Ich sprach mit dem Großmufti. Er ist der Anführer aller Sunniten, und ich
denke, zu einem guten Teil auch der Schiiten. Ein großartiger, wunderbarer
Mann! Es gibt 23 Millionen Syrer, und er sagte: „Wir Syrer sind 23 Millionen
Christen.“ Und er sagte: „Der Name meiner Mutter war Miriam, wie Maria, die
Mutter von Jesus.“
Dann ging ich hin und sprach mit dem christlichen Patriarchen von Syrien
und dem ganzen Osten, und er sagte: „Wir Syrer sind 23 Millionen Muslime.“ Und
als er das sagte, sagte ich: „Das ist interessant, daß Sie das sagen, das ist
das Spiegelbild von dem, was der Großmufti sagte.“ Und dann strich er sich
über den Bart und sagte: „Nun, manche sagen, ich hätte einen muslimischen
Bart.“
Das ist eine Reflexion der Liebe und der Zuneigung zwischen den Menschen
verschiedenen Glaubens. Und das ist echt.
Eines abends besuchte ich ein Chorkonzert, und ich war überwältigt. Das war
in einer Stadt, die zu 70% muslimisch ist, Homs, und ich sah und hörte zu und
wußte nicht, wovon sie sangen, denn sie sangen auf Arabisch. Aber worüber sie
sangen, war die Kreuzigung Christi, sein Tod, seine Auferstehung, seine
Himmelfahrt. Es war das christliche Osterfest. Wir saßen dort. Und ich lehnte
mich hinüber zur Ehefrau des Gouverneurs der Provinz Homs, einem Muslim, und
ich sagte: „Ich bin überrascht.“ Und sie antwortete: „Oh, viele Chormitglieder
und auch viele im Publikum sind Muslime.“
Bilder: Richard Black
Der „Weihnachtsbaum der Märtyrer“, mit dem die Mitarbeiter des staatlichen
Fern- sehens ihrer Kollegen gedenken, die bei der Berichterstattung über den
Krieg getötet wurden.
Senator Black bei seinem Besuch in Palmyra [unten]
Wo sonst wäre das möglich außer in Syrien?
Am letzten Tag meines Besuchs gab ich SANA - das ist so etwas wie
Fox News in Syrien - ein ausführliches Interview. Und als ich
hinausging, sehe ich im Pressesaal einen Weihnachtsbaum. Und ich fragte: „Was
ist das?“ Und sie sagten mir: „Das ist der Weihnachtsbaum der Märtyrer.“ Sie
sehen diese Photographien (siehe Abbildung). Das sind sieben Personen. Sie
alle wurden getötet, als sie über den Syrienkrieg berichteten. Der Krieg ist
furchtbar, es ist wie im Amerikanischen Bürgerkrieg, was den Prozentsatz der
Getöteten angeht. Und mir fiel das auf und ich sagte: Hier ist ein
Weihnachtsbaum, mit einem Stern oben drauf, und sie haben da sogar irgendwo
den Weihnachts-Grinch [aus dem Film Der Grinch (2000), d. Red.]. Und
die meisten dieser Bilder zeigen Muslime. Das ist also eine Art, wie die
Christen Muslime ehren für das, was sie getan haben. Das ist einzigartig in
Syrien.
Ich besuchte auch Palmyra. Palmyra ist hochinteressant. Es gehört zu den
architektonischen Juwelen der ganzen Welt. IS hatte es erobert, und die
Generale zeigten mir, wie es ihnen gelang, es zurückzuerobern, nachdem die
Russen eine Expeditionstruppe mit zusätzlicher Luftunterstützung geschickt
hatten - erstaunlich heldenhafte Leute. Und sie haben es zurückerobert.
Aber die Welt hatte zugelassen, daß IS Palmyra eroberte, und man kann die
Zerstörungen sehen. Es war wirklich eines der architektonischen Wunder der
Welt, es gehörte nicht nur Syrien, es gehörte der gesamten Menschheit. Und man
ließ zu, daß es von IS zerstört wurde. Das machte mich einfach wütend, und ich
denke, man konnte das sehen, als ich mit der Presse redete. Denn wir hatten
eine Koalition von 67 Nationen, mit Flugzeugen, die angeblich gegen IS
eingesetzt wurden, und trotzdem konnte IS eine große Armee versammeln. Aber
lassen Sie mich noch etwas weiter ausholen. IS mußte hundert Meilen (gut 150
km) mit Hunderten von Fahrzeugen - Panzer, Artilleriegeschütze, Lastwagen,
Dinge dieser Art - durch die offene Wüste marschieren. Ich kann mir nicht
vorstellen, daß die Koalition nicht in der Lage war, all das, was da herankam,
zu erkennen. Und ich fand heraus, daß keine einzige Bombe - nicht eine
einzige Bombe - abgeworfen wurde, um zu verhindern, daß IS Palmyra
eroberte.
Warum? Weil Palmyra in der Mitte zwischen den von IS beherrschten Gebieten
und Damaskus liegt. Und ich glaube, daß wir dermaßen versessen darauf waren,
Syriens Regierung zu stürzen, daß wir dazu bereit waren. Nach all dem Bösen
und Schrecklichen, was IS verübt hatte, waren wir bereit, dies Damaskus und
Syrien zuzufügen, und IS ein viel größeres Kalifat zu geben, als sie es je
gehabt hatten. Das machte mich einfach wütend, und ich denke, sie können meine
Gefühle schon erkennen, wenn Sie bloß mein Gesicht vor der Presse sehen.
Die Karte gibt Ihnen eine Vorstellung, wo wir in diesem Krieg stehen. Wenn
Sie sich das anschauen: Die syrische Regierung - die von der Regierung
kontrollierten Gebiete sind hier rötlich-orange eingezeichnet - herrscht über
etwa 75-80% der syrischen Bevölkerung. Ein großer Teil von Syrien ist Wüste.
Die weißen Gebiete sind einfach nur Wüste, sie haben kaum Bevölkerung. Die
grauen Flächen sind die Gebiete, die IS beherrscht, sie schrumpfen mehr und
mehr. Hier, genau in der Mitte, ist Palmyra. Sie sehen also - sie mußten mit
einer riesigen Armee quer durch die Wüste nach Palmyra marschieren. Und wir
haben ihnen das ganz bewußt erlaubt, in der Hoffnung, daß sie bis
Damaskus weiterfahren würden.
Die Bedeutung von Aleppo
Das bringt uns zur aktuellen Lage. Der größte Kampf, der sich im Moment in
Syrien abspielt, ist der Kampf um Aleppo. Aleppo ist das industrielle Herz
Syriens. Die Rebellen beherrschen seit Jahren rund 20% der Stadt. Die
Regierung hält den größten Teil der Stadt, aber Al-Kaida - sie nennen sich
dort Al-Nusra, aber es ist Al-Kaida, selbst das Weiße Haus hat gesagt, daß sie
Al-Kaida sind - sie hatten einen Nachschubweg, der in diesen Kessel führt und
über den er versorgt wurde. Und die syrische Armee hat seit Jahren versucht,
ihn abzuriegeln. Und schließlich haben sie angegriffen, und es ist ihnen
gelungen. Sie haben den Nachschubweg abgeschnitten, und sie haben den Kessel
von Aleppo geschaffen.
Wenn man sich nun die etablierten Medien anhört, dann könnte man glauben,
daß dort in Aleppo nur Zivilisten sind, und daß die ohne jeden Sinn und Zweck
bombardiert werden. In Wirklichkeit sollten wir uns darüber freuen, denn da
drinnen sitzt eine große Armee von Al-Kaida in der Falle. Und gerade zum 11.
September sollten wir sagen: „Ja, weiter so! Wir haben Al-Kaida in der Falle!
Wir werden es diesen Leuten heimzahlen, die die Twin Towers zum Einsturz
brachten und Menschen zwangen, aus dem brennenden Gebäude 400 Meter tief in
den Tod zu springen!“
Jedenfalls hat dann Al-Kaida eine Armee von 40.000 Mann versammelt. Darüber
werden sie in den etablierten Medien nichts erfahren: 40.000 Mann! Das
entspricht zwei schweren amerikanischen Divisionen.
Al-Kaida hat sich wirklich gut geschlagen. Sie fingen am 11. September mit
19 Mann an, und inzwischen sind sie bei zwei voll bewaffneten, motorisierten
Divisionen. Und sie griffen an. Die Kräfte im Kessel haben angegriffen, und
die Kräfte von außen haben angegriffen.
Lassen Sie mich Ihnen das sagen, wenn Sie glaubten, daß im Kessel von
Aleppo nur Zivilisten waren: Sie haben mit Tausenden von Kämpfern angegriffen,
unterstützt von 95 großen Kampfpanzern! 95 Panzer! Das ist eine der größten
Panzerschlachten unserer Lebenszeit - und kein Wort darüber in den Medien. Sie
müssen wirklich danach graben, um das herauszufinden. Das sind eine Menge
Panzer.
Jedenfalls gelang es ihnen für kurze Zeit, die Sperren zu durchbrechen,
aber die syrische Armee hat sie wirklich sehr geschickt wieder
zurückgetrieben, und sie haben den Kessel von Aleppo wieder geschlossen. Und
weil sie im Kessel keine neuen Waffen und Nachschub erhalten, gehen sie nun
sehr schnell ein. Die syrische Armee bewegt sich sehr schnell, und wie es
scheint, haben sie (die Rebellen) die Schlacht um Aleppo verloren.
Unsere Ehre
Ich möchte Ihnen nur noch sagen, welche Leute wir da unterstützen, die wir
die Moderaten nennen. Wer sind diese Moderaten?
Eine der Gruppen, die wir unterstützen, nennt sich Jaesh Al-Islam. (Zeigt
eine Fotografie.) Dieses Bild wurde in Damaskus aufgenommen. Jaesh Al-Islam
verachtet die Alawiten. Die Alawiten gelten als Freunde der Christen. Sie sind
viel moderater. Und sie haben alawitische Frauen gefangen, und sie in
Stahlkäfige gesteckt - ohne Privatsphäre, ohne sanitäre Anlagen, und sie haben
sie in diesen Käfigen als Parade durch die ganze Stadt gefahren. Das ist eine
der Gruppen, die die Vereinigten Staaten unterstützen, und das
US-Außenministerium weigert sich, sie als Extremisten einzustufen. Ich würde
das als ziemlich extrem bezeichnen.
Und wenn Sie nicht glauben, daß das extrem ist, hier ein weiteres Beispiel:
Rußland und Syrien bestehen darauf, die Ansar Al-Sham als Terroristen
einzustufen. Außenminister Kerry hat sich geweigert, das zu tun, und am 13.
Mai dieses Jahres haben sie das Massaker von Al-Zahra verübt. Dies ist ein
Foto, von dem sie selbst zugegeben haben, daß es authentisch ist. Sie
behaupten, die Hausfrauen, die man hier am Boden sieht, seien Kämpfer. Suchen
Sie nach Waffen! Was für Kämpfer gehen in die Schlacht, ohne Waffen zu tragen?
Was für Kämpfer gehen in die Schlacht und tragen dabei Hauskleider? Was für
Kämpfer haben Weltkarten an der Wand, um ihren Kindern Geographie
beizubringen?
Die Kinder mußten zuschauen, wie ihre Mütter getötet wurden. Und das sind
die Verbündeten der Vereinigten Staaten! Das sind die „Moderaten“, die wir
unterstützen! Nachdem diese Kinder zuschauen mußten, wie ihre Mütter
geschlachtet wurden, wurden sie mit Benzin bespritzt, angezündet und lebendig
verbrannt.
Was ist mit unserem Land geschehen? Was ist aus unserem Land geworden?
Hier ist ein Fall aus jüngster Zeit. Die Vereinigten Staaten unterstützen
eine Gruppe, die sich Al-Zinki nennt - Nour al-din al-Zinki. Sie geben sich
alle diese verrückten Namen, damit es schwieriger wird, auf dem Laufenden zu
bleiben. Diese Gruppe von fünf Kämpfern, die aus Ihrer Tasche bezahlt
werden - und aus Ihrer und Ihrer! - gingen in ein Krankenhaus.
Sie schnappten sich dort diesen kleinen palästinensischen Jungen - wenn Sie
genau hinschauen, sehen Sie, daß da noch ein Infusionsschlauch an seinem Arm
hängt. Sie haben ihn in einem Kleinlastwagen auf einen Platz der Stadt
gefahren und wie Sie sehen, hält einer von ihnen ihn an seinen Haaren fest.
Und der Kerl, der ihn am Schopf hielt, stieß ihn nieder, schnitt ihm mit einem
Messer den Kopf ab und zeigte ihn der Menge - „Allah Akbar! Allah Akbar!“
Ein kleiner Junge, so verschreckt, so ängstlich, so schwach, er litt an
einer Bluterkrankung. Und die Vereinigten Staaten unterstützen diese Leute.
Wir zahlen ihnen die Gehälter! Ihre Steuergelder bezahlen ihren Sold!
Ihre Steuergelder bezahlen den Sold des Mannes, dessen Hand den Kopf
dieses Jungen festhielt und ihn dann wenige Sekunden später abschnitt!
Sie hören nichts davon in den etablierten Medien, aber wir schmuggeln auch
TOW-Raketen an diese sogenannten moderaten Gruppen - und wissen, daß die zu
Al-Kaida gelangen, daß sie zu IS gelangen.
Hier im Saal ist der syrische UN-Botschafter, Baschar Al-Dschaafari, ein
prächtiger Mensch, ein heldenhafter Mann, der Herr Botschafter. [Lachen.] Ich
muß Ihnen eine kleine Geschichte über ihn erzählen. Eines der Dinge, die wir
tun, wenn wir Nationen umstürzen, ist, daß wir versuchen, ihre Botschafter zu
kaufen, daß sie sich gegen ihre Nationen wenden. Nun, auch an Botschafter
Dschaafari trat man heran, und man gab ihm einen Blankoscheck. Haben Sie
diesen Scheck noch? Er ist jedenfalls ein Mann von großer Ehre und Mut, und er
sagte, nein, ich werde mein Land nicht verraten, ich werde mein Volk nicht für
Geld ans Messer liefern. [Applaus.] Und ich bin sehr stolz, den Herrn
Botschafter zu kennen.
Viele Leute fragen mich: Warum liegt Ihnen diese Sache so am Herzen? Sie
haben keine Verwandten in Syrien, sie haben keine Verwandten im Nahen
Osten.
Nun, Sie müssen wissen, ich war Marineinfanterist, und ich habe als
Gefreiter auf Parris Island angefangen. Und wir standen am Abend immer still
und sangen die Hymne des Marinekorps, und sangen: „Ich will kämpfen für das
Recht und die Freiheit, und dafür, meine Ehre unbefleckt zu halten. Ich bin
stolz, mich einen Marineinfanteristen der Vereinigten Staaten nennen zu
können.“ Unsere Ehre wurde beschmutzt! Unsere Ehre ist beladen mit dem Schmutz
in Syrien. Es gibt nichts Abscheulicheres als das, was wir dem syrischen Volk
angetan haben, was zu 400.000 Toten geführt hat. Und ich will, daß sich das
ändert, ich will Frieden dorthin bringen. Ich will, daß dieses Volk
Selbstbestimmung erhält. Ich will nicht, daß eine Bande anderer Nationen
daherkommt und sagt: Dies ist die Marionettenregierung, die wir dort einsetzen
wollen. Die Menschen in Syrien wollen Baschar Al-Assad. Sie sollten die Person
bekommen, die sie sich wünschen.
Zum Schluß noch ein Foto: Das hier ist eine Gruppe christlicher Schüler.
Wir haben ein Bild mit dem Patriarchen aufgenommen, und wenn Sie ihre
Gesichter anschauen, dann verstehen Sie vielleicht meine Leidenschaft. Wenn
die Vereinigten Staaten auf ihrem jetzigen Kurs bleiben, wenn es den
Vereinigten Staaten gelingt, die Regierung Syriens zu stürzen, dann wird es
statt dessen Al-Kaida sein. Und in zwei Jahren werden alle diese fröhlichen,
lächelnden Kinder, die Sie hier sehen, tot sein. Deshalb bin ich
zutiefst besorgt, und ich bin fest entschlossen, daß wir die amerikanische
Politik in Syrien herumreißen werden.
Und schließlich noch ein letztes Foto von dem, was geschieht, wenn Leute
wie Al-Kaida an die Macht kommen. Das hier ist IS, ein weiterer Ableger von
Al-Kaida. Sie haben 19 jesidische Frauen gefangen und versucht, sie zu
vergewaltigen, und die Frauen wehrten sich dagegen, mit mehreren Fremden Sex
zu haben. Und dann haben sie sie hinausgeführt, und nur wenige Sekunden,
nachdem dieses Foto aufgenommen wurde, haben sie sie eine nach der anderen
öffentlich verbrannt, weil sie sich geweigert hatten, Sex mit diesen Menschen
zu haben!
Was hat Amerika getan? Was ist aus uns geworden?
Wir sind besser als das. Ich weiß, daß das amerikanische Volk es besser
machen kann. Aber die amerikanische Regierung ist es nicht. Und wir müssen
sicherstellen, daß wir irgendwie die Richtung ändern, die wir eingeschlagen
haben.
Vielen Dank.
Anmerkung
1. siehe http://www.lrb.co.uk/v36/n08/seymour-m-hersh/the-red-line-and-the-rat-line
Auszüge auf deutsch: https://www.lettre.de/beitrag/hersh-seymour-m_rote-linie-rattenlinie
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