Die syrische „Revolution“ war von Anfang an Terrorismus
Von Mohammad Mahfoud
Mohammad Mahfoud, der Vorsitzende der Dänisch-Syrischen
Vereinigung, übermittelte den folgenden schriftlichen Beitrag zur Konferenz
des Schiller-Instituts.
Der syrische Konflikt begann im März 2011, und was zunächst verwirrend
erschien, wurde nach und nach klarer. Heute wissen wir alle, daß der syrische
Konflikt weit mehr ist als ein nationaler Konflikt. Es gibt eine breite Front
westlicher Politiker, die sich noch nie um Menschenleben und das Völkerrecht
scherten und die so tun, als wäre Syrien bereits eine feudale Provinz des
Westens, der sie alle internen Angelegenheiten vorschreiben könnten.
Diese Westler vergessen ihre eigenen Länder, wo seit 18 Monaten eine Krise
auf die andere folgt, sie kümmern sich überhaupt nicht um ihre eigenen
Probleme im Westen. Es scheint, als hätten diese Westler eine andere Agenda,
die sie in blinder Wut verfolgen.
Der syrische Konflikt war niemals ein friedlicher. Es gab immer eine
dritte, militante, barbarische Gruppe mit einer eigenen, gewalttätigen Agenda.
Die Syrer wußten dies sehr bald, schon nach wenigen Tagen der Konfusion, als
die ausländischen Nachrichtenmedien das eine berichteten, aber die Menschen
auf der Straße etwas ganz anderes sagten. Sie stellten fest, daß da etwas sehr
Seltsames im Gang war. Jeder Syrer wurde zu einem „Sherlock Holmes“ und hielt
ständigen Kontakt zu seiner Familie, mit Freunden und anderen in anderen
Städten. Jeder Zwischenfall wurde untersucht.
Auch die Syrer außerhalb Syriens begannen, jeden Schritt zu verfolgen,
riefen täglich in der Heimat an und sprachen dann mit anderen Syrern über die
Nachrichten, um herauszufinden, was deren Familien und Freunde sagten. Viele
riefen die Medien in ihren jeweiligen Ländern an und sagten ihnen, daß ihre
Meldungen nicht wahr seien. Aber von Australien über Dänemark bis Kanada
hatten die westlichen Medien allesamt die gleiche Antwort: Sie bezeichneten
sie als syrische Agenten, Marionetten, etc., und stellten sicher, daß niemand
ihre Stimmen hörte.
Ich war sehr überrascht, daß sogar ein großes staatliches Medium in
Dänemark in seiner Zensur der Syrer in Dänemark und in Syrien sehr effektiv
war. Anstatt Syrer kommentieren zu lassen, was sich in Syrien abspielt, holten
sie zwei Nichtsyrer mit arabischem Hintergrund, die sehr wenig oder gar nichts
über die syrische Gesellschaft wußten, und beide hatten genau die gleichen
Standardantworten wie die Kommentatoren in den anderen westlichen
Massenmedien, als läsen sie aus dem gleichen Manuskript!
Eine heimliche ausländische Agenda
Schon sehr früh war offensichtlich, daß das, was geschah, ein verdeckter
ausländischer Angriff auf Syrien war, in dem alle westlichen Regierungen
zusammen mit ihren Marionetten am Golf Militär, Medien und den Cyberspace
mobilisierten. Sie rekrutierten sogar Dschihadisten aus verschiedenen Ländern
und bewaffneten und bezahlten sie dafür, daß sie nach Syrien gingen, um dort
zu kämpfen. Sie schufen auch eine vom Westen kontrollierte syrische Opposition
aus Leuten, die im Westen leben. Syrer in Syrien - Unterstützer der Regierung,
aber auch die Opposition in Syrien - verurteilten dieses Handeln als
bedeutungslos. Es war verrückt. Es schien, als stünden die westlichen
Politiker und Journalisten unter Drogen.
Ich werde niemals vergessen, wie ich den amerikanischen Botschafter sah,
wie er alleine vor dem Cham-Hotel stand und die Menschen aufforderte, gegen
die Regierung zu demonstrieren - ohne irgendwelche Unterstützung zu finden!
Haben Sie jemals einen ausländischen Botschafter in der Mitte Berlins stehen
sehen, der die Deutschen auffordert, gegen die deutsche Regierung zu
demonstrieren? Können Sie sich so etwas vorstellen? Er machte sich in ganz
Syrien zum Gespött, und das war nur eine seiner vielen seltsamen Aktionen!
Die verborgenen zentralen Akteure in dieser seltsamen Opposition bzw.
Revolution sind [die amerikanische Außenministerin] Hillary Clinton, [der
frühere französische Staatspräsident] Nicolas Sarkozy, [der britische
Außenminister] William Hague, [der israelische Premierminister] Benjamin
Netanjahu, [der libanesische Premierminister] Rafik Hariri und die feudalen
Hoheiten in Katar, Saudi-Arabien etc. Der geistige Pate ist Adnan Arour, ein
sehr blutiger Sektierer, der gelobt hat, jeden umzubringen, der ihm nicht
folgt. Er lebt in Saudi-Arabien und hielt wöchentliche Predigten in
Al-Arabiya mit Anweisungen an seine Unterstützer, Menschen zu töten und
Syrien zu zerstören. Er hat sogar gelobt, Künstler zu töten, allein deshalb,
weil sie die Regierung unterstützen.
Von Anfang an wurden westliche Waffen nach Syrien geschmuggelt; es wurden
große Mengen ausländischer Waffen beschlagnahmt, und die Menschen erzählten
von bewaffneten Ausländern. In bestimmten armen, extremistischen und
kriminellen Stadtvierteln waren plötzlich Dollars weit verbreitet, ebenso
moderne Satellitentelefone, wie man sie in Syrien nicht kaufen kann. All das
war sehr surreal. Und als wäre das noch nicht genug, scheinen westliche
Politiker und Botschafter syrische Drogen zu nehmen. Sie handelten und redeten
wie Schlägertypen statt wie wohlerzogene Erwachsene oder Diplomaten.
Als wäre das Einleiten von militärischen, politischen und medialen Kriegen
und Sanktionen gegen Syrien noch nicht genug, versuchen die westlichen Mächte,
auch den UN-Sicherheitsrat einzuspannen, um die Herrschaft über Syrien zu
übernehmen. Schon im April 2011 begingen die angeblich friedlichen
Demonstranten barbarische Morde an Zivilisten und Sicherheitsbeamten.
Hier einige Beispiele: Ein Landwirt wurde gefoltert und verstümmelt und
dann getötet. Ein Vater wurde getötet zusammen mit seinen beiden Söhnen und
seinem Neffen, die er zur Schule fuhr. Ein 14jähriger Junge wurde erhängt,
weil er an seinem Fenster eine syrische Flagge aufgehängt hatte. Ein
17jähriges Mädchen wurde getötet. Ein Bus, der Soldaten aus ihrer Kaserne
zurück in die Heimat brachte, wurde in einer Gegend, die bis dahin vollkommen
ruhig war, überfallen. Neun junge Soldaten wurden getötet, 25 weitere
verletzt. All dies geschah bereits im April 2011, und es wurde von Menschen
verübt, die sich selbst als „friedliche Demonstranten“ bezeichneten. Sie
trieben auch Wandalismus, verbrannten private und staatliche Gebäude, etc.
Entführungen dienten dazu, die Menschen unter Druck zu setzen, damit sie
sich den Demonstrationen anschlossen. So wurden beispielsweise im April 2011
zwei Mädchen entführt, nachdem sich ihr Dorf geweigert hatte, sich an den
Demonstrationen zu beteiligen. Eines der Mädchen kehrte wieder in sein Dorf
zurück, das andere wird immer noch vermißt.
Ein letzter Anruf „für das Land“
Ein Sicherheitsposten in Dschisr Schoghour, der mit mehreren Personen
besetzt war, die nichts von einem Angriff ahnten, wurde von den Terroristen
der „Freien Syrischen Armee“ (FSA) in Brand gesteckt und dann angegriffen.
Einer der Soldaten rief seinen Vorgesetzten an und beschrieb die Lage: Sie
seien von Terroristen umringt und in der Falle, würden sich aber verteidigen.
Am Ende ihres Gesprächs sagte der Soldat: „Sir, wir haben keine Munition
mehr... Wir grüßen Sie und unseren Präsidenten... Wir nehmen Abschied... Unser
Land liegt jetzt in Ihren Händen.“
Ein anderer Soldat dieses Postens rief seine Schwester an, die in Dänemark
enge Verwandte hat. Seine letzte Botschaft war: „Laßt diese Verbrecher niemals
das Land übernehmen. Sie sind Barbaren!“
Von Anfang an wurden jede Woche mehrere Polizisten, Soldaten und andere
Sicherheitsbeamte kaltblütig in Überraschungsangriffen ermordet. Viele wurden
in barbarischer Weise getötet. Es war klar, daß Al-Kaida-Terroristen nach
Syrien eingedrungen waren, ebenso Spezialtruppen und angeheuerte Söldner
verschiedenster Nationalität.
Das war keine Revolution. Es war von Anfang an Terrorismus! Es gab
große Demonstrationen zur Unterstützung der Reform der Regierung, aber nur
sehr kleine Demonstrationen gegen sie in kleinen Städten, meist nur vereinzelt
nach den Freitagsgebeten. Es waren fast immer die gleichen Leute, die
demonstrierten, offensichtlich reisten sie von einem Ort zum anderen.
Aber die westlichen Medien im Gleichschritt mit den feudalen Herrschern in
den Golfstaaten zeigten niemals die großen Demonstrationen; sie zeigten nur
die manipulierten Berichte über Demonstrationen aus Youtube, die sich
bei einer Überprüfung meist als Fälschungen erwiesen. Es gibt unzählige
Beispiele gefälschter Videos und Photos. Seit dem Frühjahr 2011 sind viele
Journalisten von Al-Dschasira wegen dieser Verdrehung der Fakten über
Syrien zurückgetreten. Wenn dies wirklich ein Volksaufstand wäre, warum
bräuchte man dann inszenierte Demonstrationen und Opfer? Warum sieht man dann
überall die gleichen „Demonstranten“? Warum brauchen sie dann massive
Unterstützung von außen?
Wir hören täglich von führenden Vertretern des Westens - und sogar vom
saudischen Monarchen - Forderungen nach Demokratie und Freiheit, aber seit
2005 haben die gleichen führenden Vertreter der USA riesige Summen an
antisyrische Gruppen beispielsweise in London gezahlt, um eine Opposition in
Syrien zu schaffen. Sie haben zu diesem Zweck sogar einen eigenen
Fernsehsender finanziert. Sie fordern die syrische Regierung auf,
zurückzutreten, und organisieren Konferenzen, bei denen sie selbst und die
ausländischen Hoheiten als Gastgeber fungieren, damit einige angeheuerte
Figuren, die gar nicht in Syrien leben, als Opposition auftreten können. Die
Syrer in Syrien werden nicht gefragt. Wenn das syrische Volk die ausländische
Einmischung zurückweist, dann setzt der Westen auf Gewehrkugeln.
Wie demokratisch ist das? Und seit wann kümmern sich die feudalen
Hoheiten in Saudi-Arabien und Katar um Demokratie und Freiheit?
Auch das Internet wird zensiert
Auch Youtube scheint unter Drogen zu stehen, wenn es um Syrien geht.
Während die sogenannte Exilopposition keine Probleme hat, brutale Videos zu
veröffentlichen, die normalerweise gefälscht sind, werden die syrischen
Youtube-Videos in der Regel von der Youtube-Administration
gelöscht. Offensichtlich gab es eine Verschwörung gegen Syrien und das
syrische Volk.
Eine rumänische Zeitung schrieb schon im Mai 2011, daß die Verschwörung zur
Unterminierung der Stabilität in Syrien gescheitert sei, weil sich das
syrische Volk hinter Präsident Baschar Al-Assad versammelt habe. Der Plan des
Auslands scheiterte am syrischen Volk und seiner Aufmerksamkeit. Im Mai
entstanden etliche Gruppen vor allem junger Menschen, die der Welt die
Wahrheit sagen wollten. Auch bereits existierende Gruppen fingen an, sich zu
mobilisieren.
So gründete beispielsweise der Syrische Frauenverband mit Unterstützung
einer Reihe von Journalisten und Anwälten die „Stimme der Frauen der Heimat“
und begann eine Kampagne mit dem Ziel, der Welt die Wahrheit bekannt zu
machen. Im Mai und Juni 2011 forderten öffentliche Gruppen, politische
Parteien etc. die Menschen auf, wachsam zu sein, da eine gewalttätige Gruppe
Demonstrationen organisiere, welche sie als friedlich bezeichneten.
Autoren, Künstler und Denker verfaßten einen Appell an die syrische Jugend,
in dem sie sagten: „Hört auf, zu protestieren, denn diese Proteste werden von
verdächtigen Gruppen in Gang gesetzt, die gefährliche und extremistische
Slogans verwenden. Dadurch werden die Eindringlinge enttarnt und dieser
Aufruhr entwurzelt. Wenn das nicht aufhört, wird dies verheerende Folgen
haben.“ Die kurdischen Parteien Syriens forderten die Jugend schon Anfang Juni
auf, sich von den Demonstrationen fernzuhalten.
Syrer, vor allem die Jugend, appellierten an die westliche Welt, die
Wahrheit zu sagen, aber sie wurden völlig ignoriert. Für eine ihrer Aktionen
Mitte Juni 2011 fertigten sie eine riesige, 2300 Meter lange syrische Flagge
an. Eine riesige Menge marschierte mit dieser Flagge durch Damaskus - aber die
westlichen Medien würdigten sie keines Blickes!
Mitte Juni demonstrierten überall in Syrien insgesamt 10 Millionen
Menschen, um die ausländische Einmischung zu verurteilen und die Reform zu
unterstützen, aber in den westlichen Medien wurde das kaum erwähnt.
Umfassende Reformen sind im Gang
Im Mai ging ein Komitee von Journalisten daran, einen Entwurf für ein neues
Mediengesetz auszuarbeiten und Mechanismen für eine Reform der nationalen
Medien zu schaffen.
Mai 2011: Komitee für den nationalen Dialog. Am 1. Mai legte das Komitee
die Grundlage für einen nationalen Dialog. Kurze Zeit später fand eine
Konferenz statt, um politische Lösungen für die derzeitigen Herausforderungen
zu finden. Dieser Dialog war offen für alle nationalen politischen Figuren
innerhalb und außerhalb Syriens, um dem nationalen Interesse zu dienen und die
Einheit und Sicherheit des Landes zu erhalten. Wie wir alle wissen, lehnte es
die vom Westen geschaffene „Opposition“ ab, sich an diesem Dialog zu
beteiligen.
Unter Beteiligung von Persönlichkeiten des politischen, wirtschaftlichen,
gesellschaftlichen, religiösen, künstlerischen und kulturellen Lebens fanden
in allen Bezirken reguläre wochenlange Konferenzen statt.
Juni 2011: Justizsystem. Im Juni 2011 gingen eine Anzahl von Akademikern,
Juristen und Anwälten daran, einen Gesetzesentwurf zur Reform des
Justizsystems auszuarbeiten. Im Sommer 2011 wurden Ausschüsse gebildet, um zu
studieren, welche Gesetze zur Bekämpfung der Korruption geschaffen werden
müssen.
Darüber hinaus wurden folgende Reformen eingeleitet:
- Ein neues Parteiengesetz im August 2011
- Eine neue Verfassung im Februar 2012
- Wahl eines Parlaments im April 2012
- Amnestie
Nur Dialog führt aus der Krise
Es gibt in Syrien nicht viele Extremisten, aber der Westen und die
Golfstaaten ermutigten sie zu Protesten, um sie für ihre Zwecke zu benutzen.
Diese Extremisten versuchten schon von Anfang an, einen Religions- und
Bürgerkrieg in Gang zu setzen. Nachts hörte man sie auf den Straßen skandieren
„Tod den Christen“ - und anderen Gruppen. Sie zerstörten viele Kirchen und
Moscheen, andere wurden verwüstet. Viele christliche Dörfer wurden bedroht und
angegriffen, um die Menschen in die Flucht zu treiben.
Als der Westen im Herbst 2011 alle Hebel in Bewegung setzte, um die
syrische Armee aus Homs zu vertreiben, verließen die Christen und andere ihre
Häuser und Dörfer, als die Armee sich zurückzog, weil es zu gefährlich gewesen
wäre, zu bleiben. Sobald die Armee sich zurückgezogen hatte, kamen die
Extremisten, die ausländischen Terroristen und sogar westliche Kämpfer. Wer in
seinem Haus geblieben war, wurde wochenlang oder sogar monatelang zur Geisel -
die Terroristen drohten, sie als menschliche Schutzschilde zu benutzen, um die
Armee fernzuhalten.
Ohne eine politische Lösung droht das Land in einem Bürgerkrieg zu
versinken, mit einem Zusammenbruch von Recht und Ordnung, willkürlichen Morden
und der Gefahr religiöser Konflikte. Käme es zu einer solchen Situation,
würden alle darunter leiden - ohne Ausnahme. Eine politische Lösung ist
unverzichtbar. Dialog ist der einzige Weg aus der Krise, auch in Syrien! Wer
den Dialog ablehnt, ist kein Unterstützer demokratischer Prinzipien!
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